Unsigned Sounds - Underground Music Magazine, Ausgabe 05

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06.07.2013 Aufrufe

19 MOLLLUST re Sprünge singen. Ihre Auf- nahmen klingen echt und unge- künstelt, und ich habe großen Respekt vor ihrer Kunst. (Ganz anders klingt ihr männliches Konterfei: Frank Schumacher hat leider keine sehr angenehme Stimme!) Anders als bei NIGHTWISH wird hier noch alles handge- macht. Die verwendeten klassi- schen Instrumente sind echt und klingen auch so. Außerdem stehen hier weniger individuali- sierte Songs, sondern vielmehr die Originale im Vordergrund, die durch Schlagzeug und Gitar- re bloß ergänzt werden. Das Ergebnis jagt dem Hörer das eine oder andere Mal (samt und sonders in „Ave“) einen wohligen Schauer über den Rücken. „Bach con fuoco“ ist sperrig, aber auf seine eigene, einzigartige Weise auch wun- derschön; ein gelungenes, ge- konntes Werk. 2012 haben die Jungs und Mädels sogar die Bachspiele gewonnen. Wie seid ihr darauf gekommen, DAS aus klassischer Musik zu machen? Wir wollten eine Brü- cke bauen zwischen den heuti- gen Hörgewohnheiten und der Kunst der alten Meister. Als klassischer Musiker wächst man fast automatisch in zwei Welten gleichzeitig auf: in der Klassik und mit all dem, was das Um- feld an einen heranträgt. Was spricht dagegen, diese zu ver- binden? Ich wollte allerdings nie Bach einfach irgend etwas über- stülpen. Zunächst habe ich mich intensiv mit seinem Werk ausei- nandergesetzt und die darin enthaltenen Aussagen extrahiert. Als Kunstgriff habe ich mir lediglich die Freiheiten genom- men, diese mit den heutigen Möglichkeiten zu unterstreichen oder einen ganz bestimmten enthaltenen Aspekt mehr in den Vordergrund zu heben. Bach war Kirchenmusiker und hatte in seinem Arbeitsvertrag stehen, dass er nichts zu aufwühlendes schreiben dürfe, was der An- dacht abträglich wäre. Heute ist eine andere Zeit: Jeder wird von einem wahren Blitzlichtgewitter an Reizen täglich überfallen. Da muss man meiner Meinung nach auch andere Akzente set- zen, um die Menschen zu errei- chen, um ihnen einen Zugang zu solchen Werken zu schaffen. Wie geht ihr beim Umschrei- ben, Arrangieren vor? Ich habe mich vor den Klavierauszug gesetzt, mir klar gemacht, was mir dieses Stück jeweils sagt und mit welcher musikalischen Spra- che ich dies umsetzen würde. Z. B. bei „Blute nur“ steht der Judas-Verrat im Raum, das Unheil kündigt sich an. Daher hörte ich für mich den Gang zum Schafott, die Trommeln, das Bedrohliche, und im Gegen- satz dazu die unschuldige Klage der Frauenstimme. Die Violinen im Original waren mir zu ver- spielt. Ich habe also das Thema der tieferen Instrumente ge- nommen und ausgeweitet sowie das Werk etwas von der baro- cken, verspielteren Auffüh- rungspraxis gelöst und stattdes- sen mit der Gefühlsintensität der Romantik angestrichen. Aus rein technischer Sicht habe ich ganz verschiedene Kniffe ange- wendet: Teilweise habe ich etwas gekürzt oder bestimmte Parts wiederholt, die Taktart geändert, den Rhythmus präg- nanter gesetzt, uminstrumentiert, stärkere Kon- traste geschaffen, bestimmte Themen betont, andere wegge- lassen, den Stückaufbau leicht verändert, etwas eingefügt, den Text abgewandelt – je nachdem, was mir an welcher Stelle gerade als passend erschien. Wer ist bei euch federführend? Ich, die Frau an Tasten und Mikro (Janika). Das Songwri- ting kommt fast ausschließlich von mir, allerdings fließen auch immer wieder beim Proben die Impulse meiner Bandkollegen mit ein. Ich schreibe erst einmal alle Stimmen und schicke sie herum, aber jeder für sich macht sich Gedanken, wie man noch mehr aus der eigenen Linie herausholen kann. Bei den Ei- genkompositionen fließt auch ab

und an mal ein Riff von unserem Gitarristen, Frank, ein – das war bei „Bach con fuoco“ aber logi- scherweise nicht der Fall. Insbe- sondere die Gestaltung des Schlagzeuges ist am Ende im- mer wesentlich kreativer und vielschichtiger, als ich sie im ersten Entwurf grob notiere. Was habt ihr für einen Hinter- grund? Klassische Ausbildung? Eure Sängerin hört sich danach an. Wir haben allesamt zumin- dest über einen kurzen Zeitraum hinweg Unterricht auf unseren jeweiligen Instrumenten gehabt, größtenteils sogar von Kindes- beinen an. Dennoch würde ich nicht alle von uns als klassische Musiker bezeichnen. Johannes, Sandrine und ich hatten schon Unterricht, als wir noch halb so groß wie jetzt waren. Lisa hat ihre Liebe zum Cello erst als Jugendliche gefunden und hat zumindest die Grundlagen bei einem Lehrer erarbeitet, jetzt arbeitet sie auch viel in Eigenre- gie. Frank und Tommaso sind eigentlich Rockmusiker. Frank war ursprünglich Autodidakt, hat sich ab einem gewissen Punkt dann aber auch mit Hilfe eines Lehrers weiter vorange- bracht. Und Tommaso stammt aus einer Schlagzeugerfamilie – er hat also auch gleich früh das Rüstzeug bekommen, sich zu- sätzlich aber auch noch unter- richten lassen, aber eben weni- ger in Hinblick auf klassische Musik. Ich habe ein privates Gesangsstudium durchgezogen und hole mir heutzutage zusätz- lich neue Impulse in Meister- kursen. (7,5/10) Bene Bene

und an mal ein Riff von unserem<br />

Gitarristen, Frank, ein – das war<br />

bei „Bach con fuoco“ aber logi-<br />

scherweise nicht der Fall. Insbe-<br />

sondere die Gestaltung des<br />

Schlagzeuges ist am Ende im-<br />

mer wesentlich kreativer und<br />

vielschichtiger, als ich sie im<br />

ersten Entwurf grob notiere.<br />

Was habt ihr für einen Hinter-<br />

grund? Klassische Ausbildung?<br />

Eure Sängerin hört sich danach<br />

an. Wir haben allesamt zumin-<br />

dest über einen kurzen Zeitraum<br />

hinweg Unterricht auf unseren<br />

jeweiligen Instrumenten gehabt,<br />

größtenteils sogar von Kindes-<br />

beinen an. Dennoch würde ich<br />

nicht alle von uns als klassische<br />

Musiker bezeichnen. Johannes,<br />

Sandrine und ich hatten schon<br />

Unterricht, als wir noch halb so<br />

groß wie jetzt waren. Lisa hat<br />

ihre Liebe zum Cello erst als<br />

Jugendliche gefunden und hat<br />

zumindest die Grundlagen bei<br />

einem Lehrer erarbeitet, jetzt<br />

arbeitet sie auch viel in Eigenre-<br />

gie. Frank und Tommaso sind<br />

eigentlich Rockmusiker. Frank<br />

war ursprünglich Autodidakt,<br />

hat sich ab einem gewissen<br />

Punkt dann aber auch mit Hilfe<br />

eines Lehrers weiter vorange-<br />

bracht. Und Tommaso stammt<br />

aus einer Schlagzeugerfamilie –<br />

er hat also auch gleich früh das<br />

Rüstzeug bekommen, sich zu-<br />

sätzlich aber auch noch unter-<br />

richten lassen, aber eben weni-<br />

ger in Hinblick auf klassische<br />

Musik. Ich habe ein privates<br />

Gesangsstudium durchgezogen<br />

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lich neue Impulse in Meister-<br />

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Bene<br />

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