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pdf-Protokoll (Scan) - ChidS

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Hinweis<br />

Bei dieser Datei handelt es sich um ein <strong>Protokoll</strong>, das einen Vortrag im Rahmen<br />

des Chemielehramtsstudiums an der Uni Marburg referiert. Zur besseren<br />

Durchsuchbarkeit wurde zudem eine Texterkennung durchgeführt und hinter das<br />

eingescannte Bild gelegt, so dass Copy & Paste möglich ist – aber Vorsicht, die<br />

Texterkennung wurde nicht korrigiert und ist gerade bei schlecht leserlichen<br />

Dateien mit Fehlern behaftet.<br />

Alle mehr als 700 <strong>Protokoll</strong>e (Anfang 2007) können auf der Seite<br />

http://www.chids.de/veranstaltungen/uebungen_experimentalvortrag.html<br />

eingesehen und heruntergeladen werden.<br />

Zudem stehen auf der Seite www.chids.de weitere Versuche, Lernzirkel und<br />

Staatsexamensarbeiten bereit.<br />

Dr. Ph. Reiß, im Juli 2007


SS 1994<br />

FR CHEMlEILEHRAMT<br />

UNIVERSITÄT MARBURG<br />

GUNTER GOEBEL<br />

AM FELSENKELLER 24A<br />

36100 PETERSBERG<br />

TEL. 0661/64470<br />

Chemie in der Schule: www.chids.de<br />

UPFER<br />

EXPERIMENTALVORTRAGIN<br />

ANORGANISCHER CHEMIE<br />

29. JUNI 1994


Einführung<br />

Der Experimentalvortrag Kupfer gliedert sich in fünf Unterpunkte:<br />

- Geschichte des Kupfers<br />

- Vorkommen, technische Gewinnung<br />

- Eigenschaften<br />

- Kupferlegierungen<br />

- Kupfer im Alltag<br />

Der Vortrag hat das Element Kupfer zum Thema und ori.entiert sich<br />

deshalb im besonderen an dessen charakteristischen metallischen<br />

Eigenschaften. Sie sind Ursache für die Bedeutung von Kupfer in<br />

Vergangenheit und Gegenwart. Nach einem kurzen Gang durch<br />

Geschichte, Vorkommen und Darstellung (Versuche 1-3) möchte der<br />

Experimentalvortrag in möglichst anschaulicher Weise die typischen<br />

metallischen Eigenschaften des rötlichen Metalls aufzeigen: den<br />

metallischen Glanz (Kupferspiegel - Versuch 4) I seine hervorragende<br />

Wärmeleitfähigkeit (Versuch 5) und seine kristalline Struktur (Versuch<br />

6). Der edle Charakter soll im Verhalten von Kupfer mit Säuren<br />

demonsbdert werden (Versuch 7).<br />

Eine große Bedeutung - früher wie heute - kommt den Kupferlegierungen<br />

zu. Ihnen widmen sich die Versuche 8 und 9.<br />

Ausgesuchte Beispiele aus der alltäglichen Anwendung von Kupfer stellen<br />

die Versuche 10 und 11 dar. Stellvertretend für den Bereich der<br />

Elektronik/Mikroelektronik steht das Platinenätzen in Versuch 10. Der<br />

Frage I weshalb sich der typische rätliche Kupferglanz im Alltag meist<br />

unter einer festen, grünen Patinaschicht verbirgt, geht der 11. Versuch<br />

nach.<br />

Die Reaktionsgleichungen sowie die Versuchsaufbauten sind im Anhang<br />

den Vortragsfolien zu entnehmen. Sie enthalten die Chemie des Kupfers I<br />

die den beschriebenen Versuchen zugrundeliegt.<br />

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2


Zur Geschichte des Kupfers<br />

Ob das gediegen gefundene Kupfer oder das Gold das erste Metall war,<br />

mit dem unsere Vorfahren vor über 10000 Jahren in Kontakt kamen,<br />

darüber streitet sich die Wissenschaft oder besser gesagt, es läßt sich<br />

nicht mehr eindeutig klären.<br />

Da sich die Verwendung von Gold aufgrund der geringen Härte überwie­<br />

gend auf Schmuckgegenstände und Münzen beschränkte I kann man mit<br />

Sicherheit von Kupfer als dem ersten Gebrauchsrnetall sprechen. Eine<br />

ganze Epoche ist nach ihm benannt, die Kupferzeit von ca. 5000-3000<br />

v. Chr.<br />

Doch auch die darauffolgende Bronzezeit von 3000-1000 v.ehr. ist vom<br />

Kupfer geprägt, da Bronze nichts anderes ist als eine Legierung aus<br />

Kupfer und Zinn, später kam noch Blei hinzu.<br />

Kupfer hat seinen Namen aus dem Spätlateinischen 'cuprum' , davor nann­<br />

ten es die Römer 'aes cyprtum' - 'Erz aus Zypern', eine der bekannten<br />

Hauptlagerstätten für Kupfer im Altertum.<br />

War anfänglich nur das gediegen vorkommende Kupfer nutzbar, lernte<br />

man etwa um 4000 v . Chr., Kupfer aus den kupferhaltigen Erzen zu<br />

schmelzen, z. B. ab 3900 v.ehr. in Ägypten - dort in erster Linie aus<br />

Malachit. Bis heute erhalten sind beispielsweise Teilstücke einer über<br />

400m langen Wasserleitung aus Kupfer eines ägyptischen Tempels um 2500<br />

v. Chr. (Pergamon-Museum Berlin) oder eine lebensgroße kupferverklei­<br />

dete Statur des Königs Phios I. aus der 6. Dynastie um ca. 2300 v.Chr.<br />

In der darauffolgenden Bronzezeit erkannte man, daß eine Legierung aus<br />

Kupfer und Zinn einen niedrigeren Schmelzpunkt und zugleich eine hö­<br />

here Festigkeit und Härte als Kupfer besitzt. Das Zinn machte in den<br />

antiken Legierungen einen Massenanteil von 2% bis 10% aus.<br />

Verhüttung von Kupfererzen<br />

Die frühgeschichtliche Verhüttung von Kupfererzen beispielsweise in<br />

Ägypten im 4. Jahrtausend v. ehr. ist durch verschiedene Ausgrabun­<br />

gen auf der Sinai-Halbinsel belegt.<br />

Kupfererze wurden mit Steinmörsern zerkleinert und das Pulver mit Holz­<br />

kohle vermischt. Unter Beimischung von Zuschlägen zur Erniedrigung<br />

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3


des Schmelzpunktes und von Schlackebildnern konnte nach dem Abstich<br />

der Schlacke das Kupfermetall am Boden des Schmelzofens gewonnen<br />

werden.<br />

Die historische Verhüttung von Kupfererzen wird im 1. Versuch beispiel­<br />

haft vorgestellt, indem Kupfer(II)-oxid mit Holzkohle zu Kupfer reduziert<br />

wird. Malachit, das die alten Ägypter verwanden, ist ein basisches Kup­<br />

fercarbonat (vgl. Folie), das nach dem Erhitzen unter Freisetzung von<br />

Kohlendioxid in Kupfer(II )-oxid übergeht.<br />

Vorkonunen und Gew-innung<br />

Nur ein Teil des Kupfers kommt gediegen, d.h. elementar vor. Zwei<br />

Beispiele von gediegenem Kupfer zeigt die Folie: einmal bäumchenartige<br />

Ausbildungen, daneben flachtafelige Kristallverwachsungen, jeweils mit<br />

einer Patinaschicht überzogen.<br />

Der größte Teil des Kupfers liegt in Form von kupferhaltigen Erzen vor,<br />

in denen der Kupfergehalt meist nur ein bis zwei Massenprozent aus­<br />

macht. Kupferhaltige Erze sind in Deutschland selten. Vorkommen finden<br />

sich in der Nähe von Goslar, im Siegerland und bei Mansfeld im Harz.<br />

Die bedeutendsten Kupfervorkommen international befinden sich in Chile,<br />

den USA, der GUS sowie Kanada I Sambia und Zaire.<br />

Die wichtigsten Erze sind:<br />

Kupferkies (CuFeS2)<br />

Kupferglanz (Cu2S)<br />

Cuprit (Cu20)<br />

Malachit (Cu2(C03)(OH)2)<br />

Azurit (Cu3(C03)2(OH)2)<br />

Buntkupferkies (CuFeS4)<br />

Die industrielle Kupfergewinnung erfolgt zu etwa 80% aus sulfidischen<br />

Erzen und zu 20% aus oxidischen Erzen.<br />

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4


Technische Gewirmurig<br />

Die technische Gewinnung von Kupfer erfolgt in einem aufwendigen<br />

Verfahren über mehrere Stufen:<br />

1. Aus den nur schwach kupferhaltigen Erzen wird durch Flotation ein<br />

Konzentrat mit einem Kupfergehalt von 25-35% erhalten.<br />

2. Das Kupferkonzentrat wird abgeröstet und der Schwefel teilweise als<br />

S02 ausgetrieben.<br />

3. Nach Zugabe von Koks I Kalk und Quarzsand erhält man nach dem<br />

Aufschmelzen den Kupferstein, den man grob mit der Formel CuS+FeS<br />

umschreiben kann.<br />

4. Durch Verblasen mit Luft wird der restliche Schwefel zu 802 oxi­<br />

diert; das Eisen geht dabei in die Schlacke.<br />

5. Das nun entstandene Rohkupfer muß mittels einer Raffinationselektro­<br />

lyse in Feinkupfer überführt werden I da die elektrische Leitfähigkeit des<br />

Rohkupfers durch Verunreinigungen mit einer Reihe von Edelmetallen<br />

(u.a. Gold, Silber und Platin) stark beeinträchtigt wird. Metalle, die<br />

einen edleren Charakter als Kupfer haben, setzen sich ungelöst als<br />

Anodenschlamm ab.<br />

Die Raffinationselektrolyse<br />

Das Prinzip der Raffinationselektrolyse wird im 2. Versuch erläutert. Das<br />

Prinzip der Raffinationselektrolyse beruht darauf, daß von der Op­<br />

feranode zwar Kupfer und die als Verunreinigungen vorhandenen uned­<br />

lere Metalle in Form von Ionen in Lösung gehen, sich aber nur die<br />

Kupferionen an der Kathode zu elementarem Kupfer reduziert werden.<br />

Unedlere Metallionen (laut Spannungsreihe) bleiben in Lösung, edlere<br />

Metalle setzen sich in Form von 'Anodenschlamm' arn Boden unter der<br />

Anode ab. Eine gleichzeitig einsetzende Wasserstoffentwicklung beruht<br />

darauf I daß sich nicht alle Ionen, die von der Opferanode in Lösung<br />

gehen I an der Kathode abscheiden. Diese Elektronendifferenz wird durch<br />

die Wasserstoffentwicklung ausgeglichen.<br />

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5


Die Zemerrtatfon<br />

Versuch 3 demonstriert die Zementation von Kupfer als ein Verfahren der<br />

Kupfergewinnung. Hier nutzt man den edlen Charakter von Kupfer I also<br />

die Möglichkeit, Kupferionen aus einer Lösung mit unedleren Metallen zu<br />

elementarem Kupfer zu reduzieren. Dazu wird in der Technik Kupfer mit<br />

Säuren aus schwach kupferhaltigen Erzen ausgelaugt und durch Zugabe<br />

von Eisenschrott wieder zu elementarem Kupfer reduziert und damit aus<br />

der Lösung ausgefällt. Anschaulich kann dieses Verfahren mit einem<br />

großen Eisennagel demonstriert werden I der in eine Kupfersulfatlösung<br />

hineingestellt wird.<br />

Metallische Eigenschaften<br />

Im folgenden sollen die typischen metallischen Eigenschaften von Kupfer<br />

vorgestellt werden:<br />

Metallischer Glanz und ausgezeichnete Wärmeleitfähigkeit:<br />

Der rötliche Glanz des Kupfers wird in Versuch 4 am Beispiel des Kup­<br />

ferspiegels demonstriert; die ausgezeichnete Wärmeleitfähigkeit wird in<br />

Versuch 5 vorgestellt.<br />

Beide Phänomene gehen auf dieselbe Ursache zurück, die in der metalli­<br />

schen Bindung begründet liegt:<br />

Bei der Erklärung der metallischen Bindung macht man sich das Modell<br />

vom Elektronengas zunutze. Die Bausteine eines Metalls sind gitterförmig<br />

angeordnete, positiv geladene Metallatomrümpfe. durch die Abgabe der<br />

Valenzelektronen haben sie Edelgaskonfiguration; die Valenzelektronen<br />

können sich in den Hohlräumen zwischen den Metallatomen nahezu frei<br />

wie Gaspartikel bewegen, daher der Name Eletronengasmodell.<br />

Metalle glänzen, weil ihre freibeweglichen Elektronen die Energie des<br />

Lichts beliebiger Frequenz aufnehmen können und bei Zusammenstößen<br />

mit anderen Teilchen wieder abgeben. Dadurch wird der größte Teil des<br />

Lichts reflektiert. Diese Vorgänge finden an der Oberfläche bzw. unmit­<br />

telbar unterhalb der Oberfläche statt; wir erkennen diese Reflexion des­<br />

halb als Glänzen. Das kurzweilige Licht dringt tiefer in das Metall ein<br />

und wird zum Teil absorbiert. Die rötliche Farbe des Kupfers rührt<br />

daher I daß Kupfer schon bei der Wellenlänge des blauen und grünen<br />

Lichts absorbiert, die Mischfarbe des reflektierten Lichts läßt Kupfer<br />

rötlich erscheinen.<br />

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6


Kupfer ist ein ungewöhnlich guter Wärmeleiter/ da es die Elektronenkon­<br />

figuration [Ar] 3d10 4s 1 besitzt und nicht wie nach dem Periodensystem<br />

zu erwarten [Ar] 3d 94s2. Der Energievorteil der vollständig gefüllten d<br />

I O<br />

-Orbitale ist so groß / daß Kupfer eines seiner äußeren s-Elektronen zum<br />

Ausfüllen des letzten d-Orbitals benutzt. Dadurch ist das 4s-0rbital halb<br />

leer und erleichtert die Bewegung der s-Elektronen durch das Metall.<br />

Diese leichte Beweglichkeit der s-Elektronen sorgt für eine gute<br />

Schwingungsübertragung der Metallatomrümpfe , die für die Wärmeleitfä­<br />

higkeit verantwortlich sind.<br />

Metalle bilden Gitterstrukturen aus. Bekannt sind drei verschiedene<br />

Kristallgitterstrukturen, nach denen eigentlich alle Metalle des Perioden­<br />

systems kristallisieren. Der Kristallgittertyp des Kupfers soll kurz<br />

erläutert werden, da er auch wegen seines typischen Charakters oft als<br />

fKupfertyp' bezeichnet wird.<br />

Im Kupfertyp , der auch kubisch dichteste Kugelpackung genannt wird,<br />

besitzt jedes Atom die Koordinationszahl 12, d , h , , jedes Atom hat 12<br />

unmittelbare Nachbarn. Die Kugeln sind in jeder Schicht versetzt ange­<br />

ordnet, also auf Lücke; jede Kugel hat in jeder Schicht 6 Nachbarn. Die<br />

zweite Schicht rastet in den Lücken der ersten Schicht ein, und die<br />

dritte Schicht ruht so auf der zweiten, daß sie nicht deckungsgleich mit<br />

der ersten ist. Die Schichtfolge ergibt sich somit als a,b,c/a r ,bi .c",<br />

Eine Folge dieser Gitterstruktur ist auch die leichte Verformbarkeit der<br />

Metalle, beispielsweise bei Kupfer. Während bei den Salzkristallen durch<br />

mechanische Einwirkung Ionen gleicher Ladung aufeinandertreffen und<br />

sich folgerichtig abstoßen - es kommt zum Bruch der Bindung -, werden<br />

bei Metallkristallen die Metallatomrümpfe quasi in einem Elektronensee<br />

verschoben, ohne daß es zu einer Abstoßung kommt. Metalle, die in der<br />

Kupferstruktur kristallisieren, sind besonders leicht verformbar r da sie<br />

im Gegensatz zu den anderen Kristallstrukturen vier Kugelebenen besit­<br />

zen I die jeweils senkrecht zu den vier Raumdiagonalen des Elementarwür­<br />

fels verlaufen. Die Gleitebenen dieser Metalle können einer äußeren<br />

Krafteinwirkung nach vier Richtungen des Raumes ausweichen, das Metall<br />

läßt sich somit einfacher verformen (Beispiele für den Kupfertyp sind<br />

auch so weiche Metalle wie Silber, Gold und Blei).<br />

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7


Dendritisches Kupfer<br />

Wenn man ein Metall betrachtet, fällt es sehr schwer, sich den kristalli­<br />

nen Aufbau vorzustellen. Der 6. Versuch soll deshalb diese Vorstellung<br />

erleichtern. Die Herstellung von dendritischem (bäumchenartigem) Kupfer<br />

ist durch eine verzögerte Zementation möglich , die über mehrere Tage<br />

läuft. Besonders schön sind an den Kupferbäumchen die kristallinen<br />

Verwachsungen zu erkennen. Die Reaktion erfolgt analog Versuch 3 I nur<br />

in erheblich verlangsamter Form. Der kristalline Aufbau läßt sich schon<br />

mit bloßem Auge erkennen, noch besser allerdings mit einer stark<br />

vergrößernden Lupe. Auf den Folien 12 und 13 sind rasterelektronen­<br />

mikroskopische Aufnahmen in 60facher bzw. 220facher Vergrößerung zu<br />

sehen, die die 'bäumchenartigenI ('dendritischenI) Kupferkristalle<br />

deutlich aufzeigen.<br />

Der edle Charakter von Kupfer<br />

Kupfer steht in der elektrochemischen Spannungsreihe sehr weit oben<br />

und besitzt sogar ein positives Normalpotential (+0,34 V). Häufig wird<br />

Kupfer deshalb auch als Halbedelmetall bezeichnet. Es entwickelt auf­<br />

grund seiner Stellung im Periodensystem mit nichtoxidierenden Säuren<br />

keinen Wasserstoff. Durch oxidierende Säuren wird Kupfer jedoch ange­<br />

griffen (Versuch 7). Besonders heftig läuft die Reaktion mit konzentrier­<br />

ter oder halbkonzentrierter Salpetersäure ab, während konzentrierte<br />

Schwefelsäure nur im heißen Zustand Kupfer anzugreifen vermag. Gegen<br />

Salzsäure ist Kupfer resistent, allerdings ist nach einiger Zeit eine<br />

Gelbfärbung der Salzsäure zu beobachten, die auf die Entstehung von<br />

Chlorokomplexen zurückzuführen ist. Die Erklärung hierfür ist die dünne<br />

Oxidschicht, mit der sich Kupfer an der Luft überzieht.<br />

Kupferlegierungen<br />

Große Bedeutung haben neben dem reinen Kupfer auch seine Legierun­<br />

gen. Legierungen sind härter als das Reinmetall und weisen dazu noch<br />

einen niedrigeren Schmelzpunkt auf, sind also leichter zu verarbeiten.<br />

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8


Am bekanntesten sind die Legierungen Messing (Cu/Zn), Bronze<br />

(Cu/Sn), Konstantan und Neusilber (beide Cu/Ni). Innerhalb dieser<br />

Legierungsklassen gibt es wiederum eine breite Auffächerung je nach<br />

Zusammensetzung der Legierung I die auch ihre Eigenschaften bestimmt.<br />

Beispielsweise bei Messing: hier unterscheidet man zwischen Rotmessing<br />

(Zn


VersuchsvorschrüXen:<br />

Versuch 1: Reduktion von Kupfer mit Holzkohle<br />

Geräte: Quarzrohr, 2 Stopfen (lx durchbohrt) I Waschflasche I Stativ­<br />

material, Brenner I PVC-Schlauch<br />

Chemikalien: 6g CuO, 0,6g Holzkohle, Ba(OH)2<br />

Durchführung: Das Kupfer(II)-oxid und das Holzkohlepulver innig<br />

vermischen und in das Quarzrohr füllen, an den Seiten mit je einem<br />

Quarzglaswollebausch fixieren. Die eine Seite des Quarzrohres mit einem<br />

Stopfen verschließen 1 die andere Seite des Quarzrohres wird mit der<br />

Waschflasche verbunden, in die eine filtrierte wäßrige Lösung von<br />

Bariumhydroxid eingefüllt wird. Am anderen Ende der Waschflasche wird<br />

ein Schlauch in den Abzug geführt.<br />

Nach kurzem Erhitzen mit dem Brenner beginnt das CuOjC-Gernisch im<br />

Quarzrohr aufzuglühen und selbständig durchzuglühen. Dabei setzt eine<br />

heftige Gasentwicklung ein (C02jCO) I die Bariumhydroxidlösung trübt<br />

sich, es fällt Bariumcarbonat aus.<br />

Versuch 2: Zementation von Kupfer<br />

Geräte: Kleiner Meßzylinder (20ml), großer Eisennagel (ca. 15cm)<br />

Chemikalien: CuS04-Lösung<br />

Durchführung: Eine wäßrige Kupfersulfatlösung in dem Meßzylinder<br />

vorlegen und den Eisennagel hineinstellen. Schon nach einigen Sekunden<br />

überzieht sich der Eisennagel mit einer Schicht von elementarem Kupfer,<br />

er 'läuft rötlich an1. Läßt man den Nagel längere Zeit in der Kupfersul­<br />

fatlösung stehen, setzt sich ein schwammiger Belag an Kupfer auf dem<br />

Eisennagel ab.<br />

Versuch 3: Raffinationselektrolyse, demonstriert an der Elektrolyse einer<br />

2 DM-Münze<br />

Geräte: Voltmeter, Amperemeter, Stromquelle, Schiebewiderstand, 7<br />

Strippen, 2 Krokodilklemmen I 250rnl-Becherglas (hoch), Stativmaterial,<br />

Kohleelektrode, 2 DM-Stück, Magnetrührer, Rührfisch, Pipette, Rea­<br />

genzglas<br />

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10


Chemikalien: I-molare Schwefelsäure als Elektrolyt, verd. NH3-Lösung<br />

Durchführung: Widerstandsschaltung wie auf der Folie im Anhang<br />

beschrieben aufbauen, der Kohlestab wird als Kathode geschaltet, das<br />

2 DM-Stück als Opferanode, die beide in die I-molare Schwefelsäure als<br />

Elektrolyt hineintauchen. Nach Anlegen einer möglichst niedrigen Span­<br />

nung (2-3V) sollte an der Kohleelektrode eine schwache Gasentwicklung<br />

(Wasserstoff!) einsetzen. Falls sie zu stark ist, muß die Spannung<br />

heruntergeregelt werden. Nach kurzer Zeit erkennt man deutlich bläuli­<br />

che Schlieren am 2-DM-Stück, der Schwefelsäureelektrolyt färbt sich mit<br />

der Zeit (10-20 min) bläulich. Nach ca. 20 min kann die Elektrolyse<br />

abgebrochen werden, das 2 DM-Stück muß abgespült werden und kann<br />

mit der Kohleelektrode herumgegeben werden. Auf der Elektrode ist eine<br />

deutliche Ablagerung von rätlichem Kupfer zu erkennen, daß 2DM-Stück<br />

ist an der Stelle, an der es in den Elektrolyten hineinragt, erheblich<br />

dünner geworden.<br />

Nimmt man einige Milliliter der bläulichen Elektrolytlösung mit einer<br />

Pipette ab und gibt verdünnte Ammoniakläsung hinzu, bildet sich der<br />

tiefblaue Kupfertetramindiaquakomplex.<br />

Versuch 4: Kupferspiegel (Abzug 11 ! )<br />

Geräte: Demonstrationsreagenzglas, Tiegelzange, Brenner, Becherglas mit<br />

Eiswasser<br />

Chemikalien: H202(2ml) ,Ameisensäure (Smi), Kupferspäne (O,02g)<br />

Durchführung: Ameisensäure im Demonstrationsreagenzglas vorlegen,<br />

Kupferspäne dazu, und H202 in zwei Portionen dazugeben, dabei leicht<br />

erwärmen, ohne daß es zum Überschäumen kommt (notfalls im Becherglas<br />

mit Eiswasser herunterkühlen) , Haben sich die Kupferspäne vollständig<br />

gelöst, die Lösung einengen und kräftig weiter erhitzen, bis zum Ein­<br />

dampfen. Dabei das Reagenzglas etwas schwenken, damit die Lösung vor<br />

dem Eindampfen den unteren Teil des Reagenzglases benetzt. Beim Ein­<br />

dampfen bilden sich zuerst blaugrüne Kristalle I nach weiterem Erhitzen<br />

bildet sich der Kupferspiegel aus. Nicht zu lange weitererhitzen, sonst<br />

wird der glänzende Kupferspiegel wieder durch Luftsauerstoff oxidiert<br />

und läuft schwarz an!<br />

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11


Versuch 5: Wärmeleitfähigkeit<br />

Geräte: Brenner, Stativmaterial, 4 Metallstäbe gleichen Querschnitts<br />

( Kupfer, Messing I 'Aluminium, Stahl), 4 kleine Tortenkerzen.<br />

Durchführung: Metallstäbe so einspannen, daß sie sternförrnig von der<br />

Stativstange weg I jedoch waagrecht zur Tischebene stehen (vgl. Skizze<br />

auf Folie/Anhang). An den Enden werden jeweils mit einem heißen<br />

Wachstropfen die Kuchenkerzen befestigt. Der Brenner wird so montiert,<br />

daß er die zusammenlaufenden Enden der Metallstäbe gleichmäßig<br />

erwärmt. Wird der Brenner angeworfen, kann man an dem Herunterfallen<br />

der Kuchenkerzen die unterschiedliche Wärmeleitfähigkeit beobachten. Als<br />

erstes fällt die Kerze von dem Kupferstab / nach einiger Zeit vom<br />

Aluminiumstab , wiederum etwas später (jeweils 2-5 min, je nach Länge<br />

und Querschnitt der Stäbe) vom Messingstab und als letztes vom Stahl­<br />

stab.<br />

Versuch 6: Reaktion von Kupfer mit Säuren (Abzug!)<br />

Geräte, 3 Demonstrationsreagenzgläser, Demonstrationsreagenzglasstän­<br />

der, Brenner, 3 Kupferblechstreifen von je 15 cm Länge und 0,5-1cm<br />

Breite, Tiegelzange, Stopfen<br />

Chemikalien: Konzentrierte Salzsäure, konz. Schwefelsäure und halbkonz.<br />

Salpetersäure<br />

Durchführung: Jeweils ca. lO-20ml der Säuren in den Demonstrationsrea­<br />

genzgläsern vorlegen und die Kupferblechstreifen hineinstellen. Bei der<br />

halbkonzentrierten Salpetersäure setzt eine starke Gasentwicklung (N02)<br />

ein I während bei der Salzsäure bzw. Schwefelsäure keine Reaktion zu<br />

beobachten ist. Erhitzt man die Probe mit der Schwefelsäure, setzt eine<br />

Reaktion ein I es entweicht Schwefeldioxid. Bei der Salzsäure ist nach<br />

einiger Zeit eine Gelbfärbung zu beobachten, die auf die Bildung von<br />

Chlorokomplexen hindeutet, die auf eine Reaktion von Salzsäure mit dem<br />

oberflächlich oxidierten Kupfer zurückgehen.<br />

Versuch 7: Dendritisches Kupfer<br />

Geräte: Demonstrationsreagenzglas, Erlenmeyerkolben 250ml mit weitem<br />

Hals (dient als Ständer für das Demonstationsreagenzglas), Eisenplätt­<br />

ehen, Filterpapier<br />

Chemikalien: 5g CuS04, 15g NaCl, gesättigte wäßrige NaCI-Lösung<br />

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12


Durchführung: 5g CuS04 in das Demonstrationsreagenzglas geben, mit<br />

der gesättigten NaCl-Lösung anfeuchten, darüber die 15g NaCl und mit<br />

der NaCl-Lösung anfeuchten. Aus dem Filterpapier ein rundes Plättchen<br />

ausschneiden, das den Innendurchmesser des Reagenzglases besitzt und<br />

in das Reagenzglas einbringen. Darauf wird das Eisenplättchen (z , B .<br />

Kopf von einem großen (!) Nagel) gelegt und mit der gesättigten NaCl­<br />

Lösung aufgefüllt, bis ein ca. 2cm hoher überstand über dem Eisenplätt­<br />

chen erreicht ist. Im Laufe von 2-5 Tagen wächst aus dem Kupfersulfat<br />

ein kristallines Kupferbäumchen hoch, dessen kristalliner Charakter nach<br />

Versuchsabbruch schon mit bloßem Auge und noch besser mit einem Ver­<br />

größerungsglas zu erkennen ist. .<br />

Versuch 8: Herstellung einer Messinglegierung<br />

Geräte: Becherglas 250rnl, Brenner, Dreifuß, Drahtnetz, Tiegelzange,<br />

englisches 2-Pence-Stück (zur Not geht auch ein 2-Pfennig-Stück)<br />

Chemikalien: 2-molare NaOH, Zn-Pulver<br />

Durchführung: Im Becherglas legt man die 2-molare Natronlauge vor,<br />

gibt eine Spatelspitze Zinkstaub dazu und erhitzt. Dazu gibt man das 2­<br />

Pence-Stück und wartet einige Minuten I bis es sich mit einer Zinkschicht<br />

überzogen hat. Das nun verzinkte Geldstück entfernt man mit einer<br />

Tiegelzange aus der heißen Natronlauge und reibt es mit einem Tuch ab:<br />

die ursprüngliche Kupferfarbe ist verschwunden, das Geldstück glänzt<br />

'silbern'. Bringt man es nun mit einer Tiegelzange in eine heiße Bren­<br />

nerflamme, so 'vergoldet' sich das Geldstück; es entsteht Messing durch<br />

das Ineinanderdiffundieren der Kupfer- und Zinkatome.<br />

Versuch 9: Aluminothermie (im Freien1)<br />

Geräte: Sandkiste, Tonblumentopf (klein), Hammer, Tiegelzange<br />

Chemikalien: Termitzünder oder Magnesiumband, 24g CuO (trocken!),<br />

5,4g Al-Gries, 1,5g Mg-Pulver als Zündkirsche<br />

Durchführung: inniges Gemisch aus CuO und Al-Gries in Tonblumentopf<br />

einbringen, Mg-Pulver als Zündkirsche daraufgeben und Termitzünder<br />

einstecken. Das ganze in die Sandkiste stellen und im Freien entzünden.<br />

Nach Ablauf der sehr heftigen Reaktion kann nach dem Abkühlen der<br />

Tonblumentopf mit einem Hammer zerschlagen werden und die Aluminium­<br />

bronze in Form von stecknadel- bis erbsengroßen Stücken erhalten<br />

werden.<br />

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13


Versuch 10: Platinenätzung<br />

Geräte: Kupferbeschichtete Elektronikplatine, Becherglas 250ml, Edding­<br />

Lackstift I Klammer, Magnetrührer I Lappen<br />

Chemikalien: 150ml 2-molare Hel, 5ml H202, Aceton<br />

Durchführung: Platine in Stücke sägen, die in das Becherglas hineinpas­<br />

sen. Die Stellen, die auf der Platine nicht geätzt werden sollen, mit dem<br />

Lackstift übermalen. Becherglas mit der verdünnten Salzsäure und dem<br />

Wasserstoffperoxid auf der Heizplatte des Magnetrührers leicht erwärmen<br />

und Platine an der Klammer in die Ätzlösung geben. An der Platine<br />

bilden sich grünliche Schlieren, da das elementare Kupfer der Platine zu<br />

Cu2+-Ionen oxidiert wird und als Kupferchlorid die charakteristische<br />

grüne Farbe zeigt. Nach kurzer Zeit, wenn der ungeschützte Kupferbe­<br />

lag durch die Ätzlösung vollständig abgetragen ist I kann die Platine aus<br />

der Ätzlösung entfernt, und die Lackschicht mit einem mit Aceton<br />

getränkten Lappen beseitigt werden. Die darunterliegende Kupferschicht<br />

ist unberührt.<br />

Versuch 11: Patinabildung<br />

Geräte: Pinsel, Becherglas, Kupferblech<br />

Chemikalien: Lösung aus NH4Cl und (NH4)C03 je 250g/1<br />

Durchführung: Auf das Kupferblech wird dünn eine Schicht der wäßri­<br />

gen Lösung von Ammoniumchlorid und Ammoniumcarbonat aufgetragen.<br />

Nach 20-60 Minuten bildet sich ein bläulicher Überzug auf dem Kupfer,<br />

der mit der Zeit sich immer mehr grünlich färbt.<br />

Chemie in der Schule: www.chids.de<br />

14


Literatur:<br />

Dickerson, R. E., Geis, I., Chemie - eine lebendige und asnschauliehe<br />

Einführung, Weinheim 1986<br />

Gutmann, V., Anorganische Chemie, Eine Einführung, Weinheim u.a. ,<br />

1990, S. 117f, 143-145, 489-503<br />

Häusler, K., Pavenzinger, W., Metalle, Reihe: Unterricht Chemie Bd. 3,<br />

K. Häusler, H. Schmidkunz (Hg.), Köln 1993<br />

Keune, H., Filbry I W. (Hg.) I Chemische Schülerexperimente, Band 2,<br />

Berlin 1976, S. 197-227<br />

Kolditz I L. (Hg. ) I Anorganikum, Lehr- und Praktikumsbuch der<br />

anorganischen Cherrtie, Berlin 131993, S. 400-418, 619-630<br />

Riedel, E. I Anorganische Chemie, Berlin 21990<br />

Römpp Chemie-Lexikon, Art.: Kupfer, 91990<br />

Stapf/Rossa, Chemische Schulversuche, Teil 2: Metalle, Zürich­<br />

Frankfurt/Main-Thun 1975, 97-117<br />

Experimentelle Schulchemie, Bd. 3, Metalle, München 1978, S. 113-122<br />

Zeitschriften:<br />

NiU-P/C: Naturwisenschaft im Unterricht, Physik/Chemie<br />

PRAXIS (Chemie): Praxis der Naturwissenschaften, Chemie<br />

Full, R., Metalle und Metallbindung - Eine Unterrichtseinheit in der<br />

Sekundarstufe I, in: PRAXIS (Chemie), Heft 11/1979 (28), S. 281-295<br />

Fickenfrerichs,H., Peper, R., Jansen, W., Die Gewinnung von Kupfer,<br />

in: NiU-P/C, Heft 8/1982 (30), S. 303-306<br />

Full, R., Schmidt, S., Metalle und Legierungen im Anfangsunterricht,<br />

in: NiU-P/C, Heft 5/19·85 (33), S. 153-168<br />

Häusler, K., Schmidkunz, W. (Hg.), NiU-P/C, Themenheft 1: Metalle,<br />

Heft 5/1980 (28)<br />

Klie, H., Kupfer, das älteste Gebrauchsmetall, in: NiU-P/C, Heft 2/1985,<br />

(33), S. 55-56<br />

Weißenhorn, G.; PRAXIS (Chemie) I Themenheft: Unterrichtsbaustein:<br />

Kupfer, Heft 4/1990 (39)<br />

Chemie in der Schule: www.chids.de<br />

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Chemie in der Schule: www.chids.de


Verhüttung von Kupfererzen zum Metall<br />

in frühgeschichtlicher Zeit<br />

b<br />

Chemie in der Schule: www.chids.de


Dendritische Kupferkristalle<br />

(Vergrößerung 220fach)<br />

Chemie in der Schule: www.chids.de

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