Biochemie und Biotechnologie in der Schule: Hubertus ... - ChidS
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4 Enzyme <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong><br />
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aufgenommenen Polysaccharide nicht bis zu ihren Monomeren hydrolisieren.<br />
Stärke besteht aus e<strong>in</strong>er Mischung von Amylose <strong>und</strong> Amylopekt<strong>in</strong>. Amylose<br />
weist das typische Strukturmotiv <strong>der</strong> α-1,4-glycosidischen B<strong>in</strong>dungen auf.<br />
H<strong>in</strong>zu kommen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stärke noch die α-1,6-glyocosidischen B<strong>in</strong>dungen des<br />
Amylopekt<strong>in</strong>s. Somit kann die α-Amylase Stärke nur <strong>in</strong> die Bauste<strong>in</strong>e Glucose,<br />
Maltose, verschiedene Oligosaccharide <strong>und</strong> Grenzdextr<strong>in</strong>e spalten.<br />
Die Vorverdauung <strong>der</strong> aufgenommenen Polysaccharide beg<strong>in</strong>nt schon im M<strong>und</strong><br />
durch die Speichel-α-Amylase. Dazu kann man e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>faches Selbstexperiment<br />
durchführen:<br />
Man behält e<strong>in</strong> Stück Brot ganz lange im M<strong>und</strong> kaut es oft durch ohne es<br />
herunterzuschlucken. Nach e<strong>in</strong>er Zeit von ungefähr zwei M<strong>in</strong>uten nimmt man<br />
e<strong>in</strong>en süßlichen Geschmack wahr. Dieses Phänomen liegt daran, dass zu diesem<br />
Zeitpunkt die Speichel-α-Amylase die im Brot enthaltene Stärke bereits <strong>in</strong><br />
kle<strong>in</strong>ere Zuckerbauste<strong>in</strong>e abgebaut hat, die unser Geschmackssystem als „süß“<br />
wahrnehmen kann.<br />
Amylasen kommen aber nicht nur beim Menschen <strong>und</strong> im Tierreich vor,<br />
son<strong>der</strong>n vor allem auch im Pflanzenreich. Hier dienen sie vor allem dazu, die<br />
Speicherpolysaccharide <strong>der</strong> Pflanzen wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> Monosaccharide umzuwandeln.<br />
Das Enzym Amylase wurde früher noch als Diastase 26 bezeichnet. Es war das<br />
erste Enzym welches entdeckt wurde. Bereits 1833 entdeckte <strong>der</strong> französische<br />
Chemiker Anselme Payen diese Enzym <strong>und</strong> nannte es Diastase, weil er es <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er Malzlösung nachweisen konnte.<br />
α-Amylase hat e<strong>in</strong>e sehr große <strong>in</strong>dustrielle Bedeutung, da es e<strong>in</strong> wichtiges<br />
Enzym <strong>in</strong> dem Prozess des Bierbrauens ist. Die genauen Zusammenhänge <strong>und</strong><br />
das Pr<strong>in</strong>zip des Bierbrauens werden am Ende dieses Kapitels (Kap. 4.6) <strong>in</strong> dem<br />
Abschnitt „Projekt - Bierbrauen“ näher erläutert. Aber nicht nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Industrie<br />
hat das Enzym α-Amylase e<strong>in</strong>e wesentliche Bedeutung, son<strong>der</strong>n vor allem <strong>in</strong><br />
unserem menschlichen Stoffwechsel <strong>und</strong> <strong>der</strong> Verdauung. Hierbei spielt die<br />
Speichel-α-Amylase nur e<strong>in</strong>e untergeordnete Rolle. Sie verdaut die Nahrung<br />
nur vor <strong>und</strong> wird, wenn sie <strong>in</strong> den Magen gelangt, sofort wie<strong>der</strong> <strong>in</strong>aktiviert, da<br />
26 Diastase = Griechisch diastasis für Spaltung<br />
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