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Lernskript mull_1 - HRZ Uni Marburg: Online-Media+CGI-Host - uni ...

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Fachbereich Medizin der Philipps-<strong>Uni</strong>versität <strong>Marburg</strong><br />

Studiendekanat<br />

Überlegungen zu einer Lernstrategie für das<br />

Studium der Studiengänge Human- und<br />

Zahnmedizin, Humanbiologie und<br />

Physiotherapie


Vorbereitungskurs für Studierende der Medizin- und Zahnmedizin, Humanbiologe und Physiotherapie<br />

WS 2006/2007 02.10.2006 bis 09.10.2006<br />

Fachbereich Medizin der Philipps-<strong>Uni</strong>versität <strong>Marburg</strong><br />

© GK, Studiendekanat, 2006, V 3.0 2


Vorwort<br />

Vorbereitungskurs für Studierende der Medizin- und Zahnmedizin, Humanbiologe und Physiotherapie<br />

WS 2006/2007 02.10.2006 bis 09.10.2006<br />

Fachbereich Medizin der Philipps-<strong>Uni</strong>versität <strong>Marburg</strong><br />

In diesem Skript versuchen wir, Sie gleich zu Beginn Ihres Medizin-, Zahnmedizin-, Humanbiologie-<br />

oder Physiotherapiestudiums mit der Thematik „Lernen im Studium“ vertraut zu machen.<br />

An deutschen Medizinfachbereichen herrscht vielfach noch die Vorstellung, dass der Studierende das<br />

Lernen im Schulunterricht gelernt habe und es ausreiche, ihm das Wissen möglichst hochqualitativ zu<br />

präsentieren – den Rest mache er dann schon. Dass diese Ansicht falsch ist, hat man im Ausland<br />

längst erkannt; den Studienanfängern wird dort umfangreiche Hilfe und Unterstützung geboten – im<br />

Internet oder durch eigene Veranstaltungen spezieller Stabsabteilungen der <strong>Uni</strong>versitätspräsidien.<br />

Wir legen Ihnen nahe, sich zu Beginn Ihres Studiums mit dem Thema „Lernen“ zu beschäftigen und<br />

vor allem über Ihren persönlichen Lernstil nachzudenken. Das Skript soll Ihnen Wege aufweisen, die<br />

sich diesbezüglich als sinnvoll erwiesen haben. Diskutieren Sie diese möglichen Strategien mit Ihren<br />

Tutoren (und den Hochschullehrern), und entwickeln Sie Ihren eigenen Weg.<br />

Wichtig ist, dass Sie einen für Sie persönlich stimmigen Weg finden, mit der ungeheuren Datenfülle,<br />

der Sie sich im Studium gegenüber sehen werden, effizient umzugehen – und diesen Weg dann auch<br />

beibehalten.<br />

Bitte erwarten Sie keine Allheilmittel, keinen Königsweg zum Examen, keinen Nürnberger Trichter.<br />

Lernen ist ein individueller Prozess, in dem jeder Lernende seinen persönlichen Lernweg finden und<br />

definieren muss. Wir stellen Ihnen Wege und Möglichkeiten vor – auswählen müssen Sie!<br />

Das bedeutet auch, dass in dieses Skript durchaus die persönlichen Erfahrungen und Ansichten des<br />

Verfassers eingegangen sind. Der Text versucht eine schwierige Gratwanderung: das heutige<br />

Prüfungssystem (speziell in der Vorklinik des Studiengangs Medizin) verführt zu kurzfristigem<br />

Auswendiglernen, die hier vorgeschlagenen Methoden hingegen erscheinen weitaus zeitaufwändiger.<br />

Sicher kann man den derzeitigen schriftlichen Teil des Physikums (und leider auch viele <strong>uni</strong>versitäre<br />

Prüfungen in der Vorklinik) ohne das Auswendiglernen von Altfragen kaum bestehen. Wir hoffen aber,<br />

dass immer mehr Studierende sich der Ansicht anschließen, dass auch das Verstehen des Stoffes<br />

notwendig, sinnvoll und machbar ist. Wenn man sich also das Ziel vor Augen hält, den Stoff verstehen<br />

und ihn nicht nur (stumpfsinnig) auswendig lernen zu wollen, so erweist sich dieser zusätzliche<br />

Einsatz langfristig als eine lohnende Investition.<br />

Diesen Text könnten wir Ihnen nicht in dieser Form vorlegen, wenn nicht eine Reihe von Kollegen ihn<br />

kritisch durchgesehen und durch ihre Kommentare wesentlich verbessert hätten. Dank dafür gebührt<br />

vor allem Britta Jülich, zusätzlich auch Ute Stephan, Kurt Mandrek und Daniele Fiore.<br />

G. Käuser<br />

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Vorbereitungskurs für Studierende der Medizin- und Zahnmedizin, Humanbiologe und Physiotherapie<br />

WS 2006/2007 02.10.2006 bis 09.10.2006<br />

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Vorbereitungskurs für Studierende der Medizin- und Zahnmedizin, Humanbiologe und Physiotherapie<br />

WS 2006/2007 02.10.2006 bis 09.10.2006<br />

Fachbereich Medizin der Philipps-<strong>Uni</strong>versität <strong>Marburg</strong><br />

Inhalt<br />

Wie lernt man an der <strong>Uni</strong>versität? 7<br />

Was ist anders an der <strong>Uni</strong>versität? 8<br />

Wie lernen Medizinstudentinnen und Medizinstudenten? 9<br />

Was will, kann und soll die <strong>Uni</strong>versität vermitteln? 11<br />

Die Struktur des Wissens 13<br />

Lernen – Allgemeine Beobachtungen 14<br />

Lerntipps 16<br />

Lernstrategie 19<br />

Lernstile (Lerntypen) 20<br />

Lernen in der Gruppe 24<br />

Funktion von <strong>uni</strong>versitären Veranstaltungen und Medien 24<br />

Mitschreiben und Nutzen von Skripten 27<br />

„Aktive“ Nacharbeit 29<br />

Fähigkeiten und Fertigkeiten, die man trainieren sollte 37<br />

Mind- und Concept-Mapping 41<br />

Beispiel für die Herstellung einer Mind Map 43<br />

Beispiel für die Herstellung einer Concept Map 44<br />

Wie prüft man, ob (und was) man gelernt hat? 45<br />

Lernen zur Prüfungsvorbereitung, im Studium und „für das Leben“ 47<br />

Lebenslanges Lernen 49<br />

Literaturhinweise 50<br />

Exkurs: <strong>Uni</strong>versitäre Organisation:<br />

Unterrichtsformen, Studiengänge, Prüfungen und Lehrende<br />

51<br />

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WS 2006/2007 02.10.2006 bis 09.10.2006<br />

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Wie lernt man an der <strong>Uni</strong>versität?<br />

Die folgenden Anmerkungen gelten allgemein für das Lernen an der <strong>Uni</strong>versität, werden aber hier in<br />

Anpassung an die Bedingungen des Medizin-, Zahnmedizin-, Humanbiologie- und Physiotherapiestudiums<br />

formuliert.<br />

Was unterscheidet das Lernen an der <strong>Uni</strong>versität von dem an der Schule?<br />

Typisches Schülerverhalten, das an der Hochschule<br />

so schnell wie möglich abgelegt werden sollte:<br />

• Die Scheu, durch Übereifer, durch zu viel Wissen<br />

oder durch erkennbares Nichtwissen aufzufallen.<br />

• Die Initiative immer vom Professor bzw. Dozenten<br />

zu erwarten.<br />

• Auf vorgegebene Lerninhalte und deren Gestaltung<br />

in den Lehrveranstaltungen zu warten.<br />

• Gruppenunterricht nicht als Chance zur Initiative zu<br />

begreifen, sondern lieber andere machen zu<br />

lassen.<br />

• Für sich selbst und für den eigenen Lernfortschritt<br />

nicht oder eher widerwillig Verantwortung zu<br />

übernehmen.<br />

• Das Gespräch mit den Lehrenden nicht zu suchen<br />

(um nicht als "Streber" zu gelten!)<br />

• Darauf zu warten, dass jemand von außen kommt<br />

und Dinge für einen regelt.<br />

• Darauf zu warten, dass und bis Mann/Frau über<br />

alles Nötige informiert wird.<br />

• In Zeithorizonten nur von Klausur zu Klausur zu<br />

denken.<br />

• Vor- und nachbereitendes Lernen vor sich her zu<br />

schieben, bis es fast zu spät ist.<br />

• Hochschule als ungeliebte Pflicht, Freizeit dagegen<br />

als Erfüllung persönlicher Wünsche voneinander zu<br />

trennen.<br />

Notwendiges Studierendenverhalten, das so schnell<br />

wie möglich angewöhnt werden sollte:<br />

• Intellektuelle Neugier, Wissensdurst (wieder) zu<br />

entwickeln. Fragen, Fragen, Fragen: Skeptisch<br />

sein, Zweifel entwickeln, in Frage stellen, viele<br />

Dinge fragwürdig finden.<br />

• Begreifen, dass Lernen gleichzusetzen ist mit<br />

"aktiv Informationen sammeln". Mann/Frau kann an<br />

der Hochschule studieren, d.h. Wissen erwerben,<br />

das eigene Wissen erweitern. Das alles sind aktive<br />

Formulierungen. Ich muss das in eigener<br />

Verantwortung regeln. Niemand interessiert sich für<br />

meinen Lernfortschritt, wenn nicht ich selbst!<br />

• Lernen, dass ich in einer selbstgewählten Lebensphase<br />

meiner intensiven Berufsvorbereitung stehe,<br />

die ich letztlich allein zu verantworten, zu lenken,<br />

zu gestalten habe.<br />

• Selbstverantwortung bedeutet auch, sich aktiv um<br />

die äußeren Bedingungen des Lernens zu<br />

kümmern, z. B. um die Informationsquellen, die<br />

Breite des Angebots, und wie ich es für mich<br />

erschließen kann. Welche Arbeitstechniken gibt es,<br />

um die Informationsquellen (z.B. die des Internets)<br />

professionell erschließen zu können?<br />

• Es gibt nicht die Allgegenwart des Notenbuches<br />

des Lehrers, keine ständig gesammelten Noten zur<br />

mündlichen Beteiligung, in Vorlesungen auch keine<br />

Anwesenheitskontrolle. Fragen werden nicht als<br />

Zeichen des Nicht-Wissens negativ vermerkt,<br />

sondern als Zeichen des Interesses begrüßt. Etwas<br />

nicht zu wissen, wird an der Hochschule von<br />

vorneherein als selbstverständlich unterstellt, nicht<br />

erst durch Fragen offenbart! Die Hochschule hat<br />

die Tendenz, Prüfungsvorgänge eher an den Rand<br />

bzw. das Ende längerer Lernprozesse zu verlegen<br />

und diese Lernprozesse zunächst unbelastet zu<br />

lassen.<br />

• In der Hochschule ist die starre Gegenüberstellung<br />

von Lehrern und Schülern aus der Schule<br />

tendenziell aufgelöst. Hier gibt es nicht so deutlich<br />

die Lehrer, die das Schulwissen haben, es<br />

weitergeben und dann überprüfen, ob die Schüler<br />

es gelernt haben und beherrschen. Zwar dient<br />

auch die Hochschule der Weitergabe von Wissen,<br />

aber auch der Entdeckung und (Er-)Findung neuen<br />

Wissens. Auch die Hochschullehrer lernen<br />

(intensiver als Schullehrer) ständig dazu, und die<br />

Studierenden können die Hochschullehrer gegen<br />

Ende des Studiums in Spezialgebieten, z.B. ihrer<br />

Doktorarbeit, durchaus ein- oder sogar überholen.<br />

In Anlehnung an Prof. Dr. U. Mildenberger, FH Zwickau, http://wwwstud.fh-zwickau.de/~um/irw/files/didaktik2.htm<br />

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Vorbereitungskurs für Studierende der Medizin- und Zahnmedizin, Humanbiologe und Physiotherapie<br />

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Was ist anders an der <strong>Uni</strong>versität?<br />

Auf den ersten Blick unterscheidet sich das Lernen an der <strong>Uni</strong>versität, besonders in den Studiengängen<br />

Medizin und Zahnmedizin, kaum vom Lernen in der Schule: Sie haben einen festen<br />

Stundenplan mit zahlreichen anwesenheitspflichtigen Veranstaltungen und werden Ihr Studium in<br />

einem (wenn auch großen) „Klassenverband“ gemeinsam absolvieren.<br />

Es gibt aber fünf wichtige Unterschiede, die Sie bei der Planung Ihres Studiums berücksichtigen<br />

sollten:<br />

1. Die Fächer werden im Studium sehr komprimiert unterrichtet.<br />

In der Schule wurden Ihnen die Fächer über mehrere Jahre hinweg kontinuierlich näher gebracht.<br />

Im <strong>uni</strong>versitären Unterricht hingegen verfügen Sie über (nur) zwei Semester Zeit, um sich z.B. den<br />

gesamten Lernstoff der Anatomie anzueignen. .<br />

Der Versuchung, den Stoff einfach nur zur Klausur auswendig zu lernen und ihn nicht verstehen<br />

zu wollen, sollten Sie widerstehen. Das medizinische Wissen ist extrem stark vernetzt – Sie<br />

werden später die Gründe, die zu einer Erkrankung führen, nicht verstehen, wenn Sie nicht die<br />

anatomischen, physiologischen, biochemischen usw. Grundlagen tatsächlich gelernt und begriffen<br />

haben.<br />

Der deutsche Studienaufbau mit seinen weitgehend unabhängig voneinander unterrichteten<br />

Fächern gibt Ihnen hier nur geringe Hilfe – das meiste müssen Sie eigenständig leisten.<br />

Diesem Problem können Sie nur durch eine effektive Vor- und Nachbereitung der<br />

Lehrveranstaltungen und große Neugier entgegentreten.<br />

2. Der Stoff wird Ihnen inhaltsbezogen und nicht nach Schwierigkeitsgrad gestaffelt<br />

angeboten.<br />

In der Schule wurden Ihnen die Inhalte in verschiedenen Ausbildungsabschnitten und in<br />

unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden (wiederholt) vorgestellt (C-Dur Tonleiter und Blockflöte<br />

z.B. werden zu Beginn des Musikunterrichts, alle Tonleitern und weitere Instrumente später<br />

behandelt). Dies wird an der <strong>Uni</strong>versität anders sein: hier präsentiert man Ihnen gleich ein volles<br />

Orchester.<br />

Naturgemäß zeigen sich an der Hochschule eklatante Unterschiede zwischen dem Wissensstand<br />

der Studierenden: durch die reformierte Oberstufe bewegen sich die Vorkenntnisse auf einem<br />

derart unterschiedlichen Niveau, dass immer einige Studierende durch die <strong>uni</strong>versitären<br />

Lehrinhalte über-, andere unterfordert werden/sind.<br />

Da der <strong>uni</strong>versitäre Unterricht davon ausgeht, dass er auf dem in der Schule vermittelten Stoff<br />

aufbauen kann, kommt hier Ihrer Vorbereitung auf die Lehrveranstaltungen besondere Bedeutung<br />

zu: Erwartet wird von Ihnen, dass Sie eventuelle Lücken aus der Schulbildung eigenständig<br />

auffüllen. Sie sollten sich vor dem Beginn der Lehrveranstaltung (d.h. in der Regel vor dem Beginn<br />

des Semesters) einen Überblick über den Stoff erarbeiten. Dazu dient die „vorlesungsfreie Zeit“<br />

(die keine „Semesterferien“ darstellt).<br />

3. Der Stoff wird Ihnen in unterschiedlichen Unterrichtsformen, die in getrennten<br />

Veranstaltungen organisiert sind, angeboten.<br />

Auch in der Schule haben Sie unterschiedliche Arbeits- und Unterrichtsformen (Unterrichtsgespräch,<br />

Gruppenarbeit, Übungen, Vorträge) erlebt. Diese waren aber in einen „Masterplan“<br />

eingebettet, den der Fachlehrer für Sie erstellte.<br />

An der <strong>Uni</strong>versität besuchen Sie parallel abgehaltene und (weitgehend) unabhängig voneinander<br />

geplante Veranstaltungen unterschiedlicher Typen (Vorlesungen, Seminare, Praktika), die sich mit<br />

dem Thema des Faches auseinandersetzen. Bedingt durch die große Studierendenzahl und die<br />

begrenzten Finanzmittel der <strong>Uni</strong>versität können z.B. Praktika und Vorlesungen den Stoff des<br />

Faches nur begrenzt parallel zueinander vorstellen. Jede der <strong>uni</strong>versitären Veranstaltungen hat<br />

eine eigene Funktion. Sie müssen die Veranstaltungen so miteinander kombinieren, dass der<br />

Besuch Ihnen das Lernen erleichtert.<br />

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Voraussetzung dafür, dass Sie diese Aufgabe leisten können, ist zunächst, dass Sie sich<br />

Kenntnisse über die Funktion der verschiedenen Veranstaltungen aneignen (s. S. 24). Dann<br />

kommt der Erarbeitung einer für Sie adäquaten Lernstrategie eine entscheidende Bedeutung zu<br />

(s. S. 19). Nutzen Sie bei dabei bitte die Beratung und Hilfestellung durch Professoren und<br />

Tutoren sowie die Erfahrungsberichte anderer Studierender.<br />

4. Ihr Lernerfolg wird nur punktuell, oft nur zum Ende des Semesters, überprüft.<br />

In der Schule wurde der Lernerfolg regelmäßig und wiederholt im Laufe des Schuljahres durch<br />

Prüfungen kontrolliert. Stellten Sie fest, dass Sie in einem Fach ein Problem hatten, besaßen Sie<br />

die Möglichkeit, gegenzusteuern. .<br />

Im <strong>Uni</strong>versitätsunterricht dagegen erfolgt in aller Regel nur eine „große“ Prüfung, meist am Ende<br />

des Semesters.<br />

Hier ist von Bedeutung, dass Sie sich im Rahmen einer sinnvollen Lernstrategie regelmäßig selbst<br />

überprüfen. Natürlich können Sie Prüfungen wiederholen – es ist jedoch wesentlich<br />

ökonomischer, durch regelmäßiges Lernen im Semester die Prüfungen bereits im ersten Anlauf zu<br />

bestehen und damit einem Zeitverlust entgegenzuwirken.<br />

Der amerikanische Entertainer Bill Cosby hat das Lernen mit einem Flug verglichen:<br />

Den größten Energieaufwand erfordert der Start. Hat das Flugzeug einmal die Reisehöhe<br />

erreicht, ist der Treibstoffverbrauch sehr viel niedriger.<br />

Anstatt also ständig zu starten, zu landen, erneut zu starten, zu landen etc., sollte man sich<br />

dazu durchringen, einmal zu starten und dann durch permanentes Dazulernen und<br />

Wiederholen den Wissenstand zu halten.<br />

Vergleiche hinken immer, aber so ganz dumm ist dieser nicht ...<br />

5. Es gibt keinen Lehrer, der Ihren Leistungsstand überwacht.<br />

In der Schule gab es einen Lehrer, der – wenn er gut war – ein Auge auf Sie warf und Sie im<br />

Zweifelsfall ansprach, wenn Sie in Ihren Leistungen absackten. Dies werden Sie an der<br />

<strong>Uni</strong>versität nicht finden.<br />

Für die Beurteilung Ihres Leistungsstandes sind alleine Sie verantwortlich. Durch ehrliche<br />

Überprüfung müssen Sie Lücken aufdecken und dann schließen. Sie tragen auch die<br />

Verantwortung, wenn Sie Stoff nur auswendig lernen und später feststellen, dass sich eben dieser<br />

Stoff zum Verständnis eines anderen Stoffes als notwendig erweist.<br />

Wie lernen Medizinstudentinnen und Medizinstudenten?<br />

Ergebnisse der Prüfungen vor (v) und nach (n) dem Semester;<br />

aufgetragen ist der Mittelwert der Gesamtpunktzahlen.<br />

In einem sogenannten „Progress-“ (Fortschritts)<br />

test haben wir den Lernfortschritt von Medizinstudierenden<br />

untersucht.<br />

Dazu haben die Teilnehmer (freiwillig) am Anfang<br />

und am Ende jedes der vier vorklinischen<br />

Semester einen (Multiple-Choice) Test mit Fragen<br />

aus allen vorklinischen Fächern absolviert.<br />

Da die Teilnehmer aus allen Semestern die<br />

gleichen Fragen bearbeitet haben, erwartet man<br />

hier eine Zunahme des Wissens (= Anteil richtig<br />

gelöster Fragen) über den Studienverlauf.<br />

Ein solcher Test wird z.B. an der <strong>Uni</strong>versität Maastricht<br />

im Rahmen des Studiums viermal im Jahr von allen<br />

Studierenden absolviert.<br />

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WS 2006/2007 02.10.2006 bis 09.10.2006<br />

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Prüfungsergebnisse der Prüfungen vor (v) und nach (n) dem Semester<br />

Vorklinische Fächer Naturwissenschaftliche Fächer<br />

Das Ergebnis belegt das immer wieder festgestellte „episodische“ Lernen der Studierenden: am Ende<br />

des Semesters, vor der Abschlussprüfung, ist ihr Wissensstand groß – schon nach den<br />

Semesterferien wurde ein erheblicher Teil des eben Gelernten wieder verdrängt, war also offenbar<br />

eher im Kurzzeit- als im Langzeitgedächtnis gespeichert.<br />

Das ist problematisch, weil<br />

• es unökonomisch ist, gleiche Informationen immer wieder „neu“ lernen zu müssen.<br />

• der zu lernende Stoff – speziell in der Medizin und Zahnmedizin – extrem stark vernetzt ist: Sie<br />

werden Inhalte nur mit soliden Kenntnissen in allen Fächern tatsächlich verstehen und später im<br />

Berufsalltag einsetzen können.<br />

Oberstes Prinzip Ihres Lernens sollte sein:<br />

Verstehen statt Pauken!<br />

Das bedeutet natürlich nicht, dass es nicht auch Bereiche (des sogenannten Faktenwissens) gibt, die<br />

man mehr oder weniger stur auswendig lernen muss – Vokabeln gibt es auch im Medizinstudium.<br />

Dieses Auswendiglernen ist dann aber die Grundlage für andere Wissensformen (s.u.) und sollte nicht<br />

zum Selbstzweck pervertieren.<br />

<strong>Uni</strong>versitärer Unterricht ist ein Angebot –<br />

verantwortlich für die Nutzung dieses Angebots ist der<br />

Studierende!<br />

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Was will, soll und kann die <strong>Uni</strong>versität vermitteln?<br />

Die Beispiele im folgenden Kapitel beziehen sich vorwiegend auf das Medizinstudium; dennoch gelten die<br />

Zusammenhänge auch für andere Studiengänge und können dort analog eine entsprechende Anwendung finden.<br />

Die Lernziele des Unterrichts werden oft in vier Stufen in der<br />

nach ihrem Schöpfer benannten „Miller-Pyramide“ dargestellt:<br />

o Auf der ersten Stufe geht es darum, die Fakten eines<br />

Gebietes zu erfassen („Knows“). Diese Fakten (nicht<br />

isoliert, sondern miteinander verknüpft („verstanden“))<br />

bilden die Grundlage für die zweite Stufe:<br />

o Hier („Knows how“) geht es darum, dass der<br />

Studierende die Fakten (und ihre Verknüpfungen)<br />

begründen und sie auf Probleme anwenden kann.<br />

o Auf der dritten Stufe („Shows how“) geht es nicht mehr<br />

um Fakten, sondern vielmehr um Fähigkeiten und<br />

Fertigkeiten. Der Studierende soll zeigen, dass er diese<br />

beherrscht und ihre Anwendung begründen kann.<br />

o Auf der letzten Stufe („Does“) schließlich sollen diese Fähigkeiten und Fertigkeiten in den<br />

praktischen Berufsalltag integriert sowie tatsächlich und richtig angewendet werden.<br />

Umgesetzt in ein Beispiel in der Medizin stellt sich das z.B. wie folgt dar:<br />

Knows Anatomie des Femur<br />

Knows how Begründung für die Arbeitsdiagnose „Schenkelhalsfraktur“<br />

Shows how Untersuchung und Differentialdiagnose einer Schenkelhalsfraktur<br />

Does Therapie und Operationsmethoden der Schenkelhalsfraktur<br />

(nach einer Ausarbeitung der Med. Fakultät der <strong>Uni</strong>v. Freiburg,<br />

http://fakultaet.<strong>uni</strong>klinik-freiburg.de/dekanat/klinik/lzk.pdf)<br />

Auch wenn die Miller-Pyramide das Lernen vorwiegend inhaltlich beschreibt, so kann sie grob in einen<br />

zeitlichen Ablauf übersetzt werden:<br />

• in der Vorklinik geht es vor allem um die Erarbeitung von (später benötigtem) Faktenwissen<br />

• nach dem ersten Teil des klinischen Studiums sollte der Studierende die zweite Stufe erreicht<br />

haben und begründen können, warum er etwas tut („Knows how“)<br />

• Aufgabe der höheren klinischen Semester ist die Erarbeitung des „Shows how“<br />

• die Einübung der Techniken und deren Integration in den Arbeitsalltag erfolgt dann im praktischen<br />

Jahr und in den verschiedenen Stufen der Facharztausbildung<br />

Dieser Aufbau des Studiums führt häufig zu einem Motivationsproblem bei Studierenden („Wozu soll<br />

ich das denn lernen, das brauche ich doch nie wieder ...“), das sie dann dazu verführt, die Fakten (vor<br />

allem in der Vorklinik) zur Prüfung auswendig zu lernen und danach möglichst schnell aktiv zu<br />

verdrängen.<br />

Der deutsche Studienaufbau ist nicht unumstritten – im Ausland finden Sie Studienstrukturen, die den<br />

Studierenden bereits in den ersten Studienjahren den Kontakt zum Patienten ermöglichen, und zwar in<br />

einem weitaus intensiveren Maße, als dies bei uns der Fall ist. Einen „Königsweg“ gibt es hier jedoch<br />

nicht; beide Systeme besitzen ihre Vor- und Nachteile.<br />

Bei der Formulierung der neuen Approbationsordnung (nach der Sie ausgebildet werden) hat man<br />

versucht, die starre Trennung zwischen Vorklinik und Klinik, zwischen `Theorie´ und `Praxis´ , etwas<br />

transparenter zu gestalten.<br />

Entscheidend für den Erfolg des Lernens ist beim Erwachsenen die Motivation zum Lernen. Während<br />

ein Kind "spielerisch", d.h. vor allem durch Nachmachen und Auswendiglernen, einen Lernprozess<br />

erfährt, lernt der Erwachsene durch Einsicht und eigenes Strukturieren - er muss verstehen, was er<br />

lernt, er muss neues Wissen in Zusammenhänge einordnen und (soweit möglich) mit bereits<br />

vorhandenem Wissen verknüpfen (s. S.14). Die dazu erforderliche Motivation kann die <strong>Uni</strong>versität nur<br />

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begrenzt liefern – Sie werden durchaus Sie motivierende Vorlesungen, Seminare und Praktika durch<br />

begeisterte (und begeisternde) Dozentinnen und Dozenten erleben; häufig aber ist Ihre<br />

Eigenmotivation gefragt.<br />

Ein besonderes Problem stellen hierbei immer wieder die „naturwissenschaftlichen Grundlagen“ der<br />

Medizin dar. Weshalb müssen Sie sich derart intensiv mit dem Erlernen der Physik und (der) Chemie<br />

beschäftigen, wenn es doch um die Behandlung des Patienten geht?<br />

Ohne Frage ist in den letzten Jahrzehnten die<br />

Medizin „naturwissenschaftlicher“ geworden – die<br />

Möglichkeiten der Diagnostik und der Therapie<br />

haben sich durch sinnvolle Nutzung<br />

wissenschaftlicher Kenntnisse in vielen Gebieten<br />

stark, oft geradezu revolutionär, verbessert (siehe<br />

Beispiele rechts von Verfahren, die in den letzten<br />

beiden Jahrzehnten in die medizinische Routine<br />

übernommen wurden).<br />

Ultraschalldiagnostik<br />

ComputertomografischeVerfahren<br />

(Röntgentomografie, Kernspintomografie, Positronen-<br />

Emissionstomografie)<br />

Endoskopische Diagnose- und<br />

Operationsverfahren (Minimalinvasive Chirurgie)<br />

DNA-Analytik<br />

Tumorbestrahlungsverfahren, bei denen der Anteil<br />

bestrahlten Nichttumorgewebes durch mathematischphysikalische<br />

Optimierung minimiert wird.<br />

In der Wissenschaft hat sich innerhalb des Feldes der Biowissenschaften ein paradigmatischer<br />

Wandel vollzogen; die Biowissenschaften sind „exakter“ und damit „mathematischer“ geworden.<br />

Während die Biowissenschaften (Biologie und Medizin) früher weitgehend als (verbal) beschreibende<br />

Wissenschaften galten, und eine definierte Reihenfolge in der Verwendung mathematischer Modelle<br />

(und damit der „Exaktheit“ von Wissenschaft (Biologie – Chemie – Physikalische Chemie -<br />

Experimentalphysik – Theoretische Physik) ) bestand, so ist dies heute anders geworden.<br />

Auch in der Medizin bestimmen immer häufiger mathematische Methoden den beruflichen Alltag –<br />

Gehirnströme werden mit aufwendigen Programmen analysiert, und Bestrahlungen durch vorherige<br />

Berechnung und Simulation optimiert. Die Suche nach neuen Wirkstoffen und Medikamenten ist ohne<br />

den Einsatz mathematischer Verfahren - beim Design der Studien, der Auswertung der Versuche oder<br />

etwa zur Untersuchung biochemischer Eigenschaften potentieller Kandidaten und ihrer Partner im<br />

Zellstoffwechsel - nicht mehr denkbar.<br />

Gleichzeitig ist damit aber ein Komm<strong>uni</strong>kationsproblem aufgetreten: von Ihnen als späteren Haus- und<br />

Fachärzten erwartet der Patient, dass Sie ihm das Grundprinzip des Verfahrens, seine Möglichkeiten<br />

und Aussagekraft erläutern können – und dass Sie die ängstliche Frage „Und ist die Strahlung nicht<br />

sehr gefährlich?“ sachgerecht beantworten können.<br />

Dazu sollten Sie die Grundlagen der Verfahren kennen und erklären können. Es geht dabei nicht<br />

darum, dass Sie ein Endoskop selbst zusammenbauen, oder gar Ihr EKG-Gerät eigenständig<br />

reparieren können – Sie sollten jedoch später schon erkennen, wenn EKG-Potentiale des Patienten<br />

z.B. durch Störspannungen vom Laborkühlschrank drastisch verändert werden. Es geht also nicht nur<br />

darum, dass Sie in einer Prüfung (auswendig gelernt) die Unterschiede zwischen den Verfahren<br />

herunterbeten können – Sie sollten in der Lage sein, die Grundlagen der Verfahren später in Ihrem<br />

Berufsalltag auch zu erläutern.<br />

Ein sehr starkes Motivationsargument ist die spätere Einsetzbarkeit des Gelernten im Beruf. Hier<br />

können Sie Ihre Motivation verbessern, indem Sie bereits beim Lernen in der Vorklinik Aspekte Ihrer<br />

späteren Berufstätigkeit integrieren und den Stoff der Naturwissenschaften und der vorklinischen<br />

Grundlagenfächer auf entsprechende Probleme hin anwenden. Wenn Sie dies wiederholt mit den<br />

verschiedenen Fachaspekten tun, wiederholen Sie gleichzeitig automatisch immer wieder den Stoff<br />

und schaffen die zum assoziativen Lernen notwendigen Verknüpfungen.<br />

Die Beschäftigung mit der Chemie der Alkohole ist vielleicht nicht sehr motivierend; auch der Bau der<br />

Leber, ihre Physiologie und die Betrachtung biochemischer Reaktionen können nicht jeden<br />

begeistern.<br />

Wenn Sie sich aber von Beginn des Studiums an eine medizinische Frage (Alkoholeinfluss auf die<br />

Leber) stellen, und das Gelernte in die Beantwortung dieser Frage integrieren, so erhöhen Sie Ihre<br />

Motivation und erleichtern sich auf diese Weise das Lernen:<br />

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Vorbereitungskurs für Studierende der Medizin- und Zahnmedizin, Humanbiologe und Physiotherapie<br />

WS 2006/2007 02.10.2006 bis 09.10.2006<br />

Fachbereich Medizin der Philipps-<strong>Uni</strong>versität <strong>Marburg</strong><br />

Anatomie<br />

Anatomie der Leber<br />

Histologie der Leber<br />

Woran erkennt man eine Fettleber?<br />

Was geschieht, wenn Leberzellen sterben?<br />

Biochemie<br />

Leberstoffwechsel<br />

Alkoholabbau<br />

Welche Stoffwechselaufgaben hat die Leber?<br />

Was geschieht mit Alkohol in der Zelle?<br />

Chemie Chemie der Alkohole Woran erkennt man Alkohole?<br />

Physiologie Leberphysiologie<br />

Wo greift Alkohol in den Leberstoffwechsel ein?<br />

Welche Wirkungen hat Alkohol im Körper?<br />

Wissen kann gegliedert werden in<br />

Die Struktur des Wissens<br />

„bloßes“ (oder „totes“) Wissen = Wissen, das man nur hersagen, aber nicht anwenden kann<br />

und in<br />

„aktives“ Wissen, das man unterscheiden kann in<br />

„deklaratives“ Wissen – Wissen, was der Fall ist<br />

(Faktenwissen)<br />

„prozedurales“ Wissen – Wissen, wie man etwas<br />

machen muss<br />

„situatives“ Wissen – Wissen, warum in diesem<br />

Kontext eine bestimmte Handlung richtig oder<br />

falsch ist<br />

Pathophysiologie<br />

und<br />

Pathobiochemie<br />

von Fettleber<br />

und Leberzirrhose<br />

Oft differenziert man statt des Wissens eher die<br />

Kompetenzen:<br />

Wissen = Kenntnis isolierter Fakten, Konventionen,<br />

Begriffe, Gesetze<br />

Verstehen = Herstellen von Zusammenhängen,<br />

Vernetzung von Wissen, Herstellung von<br />

Begriffshierarchien<br />

Anwenden = Verbindung des deklarativen Wissens mit<br />

prozeduralem und situativem Wissen<br />

Ziel der Ausbildung an der <strong>Uni</strong>versität ist natürlich, das gelernte Wissen anwenden zu können.<br />

Totes Wissen belastet das Gedächtnissystem nur unnötig, denn isolierte Wissensbestandteile können<br />

ohne die Vernetzung mit anderen nicht greifen.<br />

Faktenwissen wird dabei oft in seiner Bedeutung unterschätzt. So zeigten Untersuchungen des Kieler<br />

Instituts für die Pädagogik der Naturwissenschaften, dass (vernetztes) Faktenwissen und die Fähigkeit<br />

zur Problemlösung eng miteinander korreliert sind. Dabei bildet das (vernetzte) Faktenwissen im<br />

Gehirn eine Grundvoraussetzung fürdie zur Problemlösung erforderlichen Entscheidungen.<br />

Ein wesentliches Merkmal der modernen Biowissenschaften ist die Vernetzung des Wissens über<br />

mehrere Fächer hinweg. Bei der Untersuchung eines biologischen Phänomens müssen Spezialisten<br />

zahlreicher Disziplinen zusammenarbeiten. Die folgenden Abbildungen demonstrieren Ihnen dies<br />

anhand eines theoretischen und eines medizinischen Beispiels.<br />

Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit kann nur gelingen, wenn die Beteiligten über Grundkenntnisse<br />

des jeweiligen Faches der Kollegin oder des Kollegen verfügen. Nur dann funktioniert die<br />

Komm<strong>uni</strong>kation, die zur Zusammenarbeit unabdingbar ist.<br />

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Lernen – Allgemeine Beobachtungen<br />

Unser Lern- und Erinnerungssystem besteht aus zwei sehr unterschiedlichen Teilen (eine<br />

empfehlenswerte ausführlichere Darstellung finden Sie in den beiden Büchern von M. Spitzer, s. Literaturhinweise):<br />

• einem Bewertungs- und Filtermechanismus, der<br />

o beim Lernen entscheidet, was jeweils in den<br />

unterschiedlichen Teilen des Gedächtnissystems<br />

(Ultrakurzzeit-, Kurzzeit- und<br />

Langzeitgedächtnis) gespeichert wird<br />

o beim Erinnern selektiv eine bestimmte,<br />

komplexe Erinnerung aus dem Speicherteil in<br />

das Bewusstsein extrahieren kann (beim<br />

Erinnern an eine Person werden uns nicht nur<br />

deren Bild, sondern auch ihre Stimme, ihr<br />

Geruch, Erlebnisse mit ihr, Emotionen ihr<br />

gegenüber usw. bewusst).<br />

• und dem eigentlichen Speichermechanismus, der<br />

die speicherwürdigen Informationen assoziativ<br />

(verknüpft) und holografisch (d.h. nicht in einzelnen<br />

Punkten, sondern in einem Muster) abspeichert.<br />

Beide Gedächtnisbereiche sind in unterschiedlichen anatomischen Strukturen lokalisiert:<br />

der Filtermechanismus wird dem Hippocampus und dem limbischen System zugeordnet;<br />

das Speichervermögen des Gedächtnisses ist eine Eigenschaft der Großhirnrinde (des<br />

Neocortexbereichs).<br />

Während über den Speicherbereich inzwischen genauere Modellvorstellungen existieren, ist die<br />

Arbeitsweise des Filter- und Wiederfindungsmechanismus noch weitgehend unbekannt.<br />

Heute kann man das Lernen experimentell<br />

untersuchen. Dazu injiziert man radioaktiv<br />

markierte Glucose und stellt anschließend mit<br />

tomografischen Verfahren fest, welche<br />

Zellbereiche des Gehirns diese besonders<br />

intensiv aufnehmen. Dort sind die Zellen zum<br />

Zeitpunkt der Aufnahme besonders aktiv.<br />

So kann man z.B. feststellen, dass die „Sehrinde“,<br />

der Teil des Gehirns, der die Daten der Augen<br />

auswertet, auch aktiviert wird, wenn der Proband<br />

sich an vor kurzem gezeigte Bilder erinnert (Abb.<br />

links).<br />

Forschungen zur Neurobiologie werden derzeit<br />

intensiv betrieben; Klinische Neurobiologie ist<br />

auch ein Forschungsschwerpunkt des <strong>Marburg</strong>er<br />

Fachbereichs.<br />

Der bereits erwähnte Mechanismus der holografischen Speicherung macht es also unmöglich, einen<br />

bestimmten Gedächtnisinhalt "auszustanzen" und somit dauerhaft zu entfernen - man kann<br />

Erinnerungen nicht durch das Entfernen eines bestimmten Gehirnabschnitts löschen. Wenn man sich<br />

an einmal Gelerntes "nicht erinnern" kann, liegt dies nicht am Gedächtnis-, sondern am<br />

Filtermechanismus, dem es nicht gelingt, das Gelernte wieder in das Bewusstsein zu bringen.<br />

Einmal Gelerntes bleibt abgespeichert; es muss nur wiedergefunden werden!<br />

Informationen werden beim Speichern geordnet und assoziativ abgelegt.<br />

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Durch die assoziative Speicherungsweise des Gehirns werden gleichzeitig auftretende Lernereignisse<br />

gemeinsam abgespeichert. Dies kann man sich in vielfältiger Weise zunutze machen:<br />

• Wenn man beim Lernen eine schematische, grafische Übersicht anfertigt (als<br />

Kästchendiagramm, symbolische Zeichnung oder (besonders zu empfehlen) als "Mind Map" oder<br />

„Concept Map“), nutzt man die assoziative Speicherung doppelt:<br />

o Durch den Zeichenvorgang wird man gezwungen, sich mit den Fakten und ihren Beziehungen<br />

intensiv zu beschäftigen. Das Gehirn speichert neben den Bestandteilen der Zeichnung auch<br />

deren Anfertigung ab.<br />

o Später wird man sich nicht nur an einzelne Inhalte des Schemas erinnern, sondern auch an<br />

deren Anordnung auf dem Papier, ihre Farben und ihr Aussehen. Bei den meisten Menschen<br />

bleiben durch das "optische Gedächtnis" die Bestandteile und ihre Beziehungen viel deutlicher<br />

im Gedächtnis haften als bei strukturlosem Hintereinander-Lernen.<br />

• Eine andere Methode kombiniert z.B. eine Liste zu erlernender Fakten (Gegenstände, Abfolge von<br />

Schritten) mit dem Ortsgedächtnis: Man verknüpft die Fakten mit einem Rundgang durch die<br />

eigene Wohnung oder etwa dem Weg zur Arbeit. In einer Abfragesituation geht man dann "im<br />

Geiste" diesen Weg nach und "findet" dabei die gelernten Gegenstände.<br />

• Ähnlich funktioniert z.B. das uns allen bekannte Phänomen, dass man, wenn man den Raum<br />

wechselt, um etwas zu klären, und das Problem am Zielort plötzlich vergessen hat, zum<br />

Ausgangsort zurückkehren sollte - hier kann man sich nun plötzlich wieder an die Frage erinnern,<br />

da das (Kurzzeit-)Gedächtnis die Assoziation zwischen Frage und Ortsgedächtnis herstellt.<br />

Beim Lernen spielen die unterschiedlichen Arten<br />

des Gedächtnisses eine große Rolle.<br />

Ins Langzeitgedächtnis wird nur gespeichert<br />

(„gelernt“), was vorher das Kurzzeitgedächtnis<br />

passiert hat (und dort als speicherungswürdig<br />

eingestuft wurde). Dazu greift das Kurzzeitgedächtnis<br />

auf Informationen aus dem Langzeitgedächtnis<br />

zurück.<br />

Das Kurzzeitgedächtnis hat eine relativ begrenzte Kapazität (5 bis 9 Elemente können parallel<br />

bearbeitet werden). Das bedeutet, dass nur zwei bis drei Begriffe und deren Beziehung untereinander<br />

in einem bestimmten Moment untersucht und dann abgespeichert werden können.<br />

Will man also eine größere Menge neuen Wissens lernen, kommt es entscheidend auf die Darbietung<br />

des Stoffes in kleinen Informationseinheiten in der richtigen Reihenfolge und Logik an.<br />

Dies kann man durch die Art der Präsentation (einer der Unterschiede „guter“ und „schlechter“<br />

Vorlesungen und Seminarvorträge) und durch die Art der Nacharbeit {Verwendung von Hilfsmitteln,<br />

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die die Beschäftigung mit dem Stoff auf Begriffe und Relationen in diesem Umfang fokussieren, z.B.<br />

Begriffsnetze (Konzeptkarten, s.u.)}, fördern.<br />

Lernen ist Arbeit; nur aktiv erarbeitete Informationen werden<br />

(im Langzeitgedächtnis) gespeichert!<br />

Die Studienstruktur sollte, die persönliche Lernstrategie muss<br />

aktives Lernen fordern und fördern!<br />

Aus der Struktur unseres Gedächtnisses folgen allgemeine Lernregeln:<br />

Lerntipps<br />

Schaffen Sie sich vor dem Lernen neuen Stoffs einen Überblick!<br />

Wenn Sie gleich mit dem Lernen von Details beginnen, nehmen Sie sich die Möglichkeit, das<br />

Gelesene oder Gehörte in einen Zusammenhang zu stellen, und damit leichter und dauerhafter zu<br />

lernen.<br />

Lesen Sie daher vor einem neuen Fach oder Fachabschnitt den Stoff in einem Schulbuch oder in<br />

einer populärwissenschaftlichen Darstellung durch. Die Einordnung der Daten aus dem<br />

Lehrbuchkapitel wird Ihnen danach leichter fallen.<br />

Wählen Sie ein für Sie passendes Lehrbuch aus!<br />

Das Angebot an qualitativ hochwertigen Lehrbüchern ist heute in allen Fachgebieten sehr groß. Auch<br />

hier gibt es persönliche Vorlieben der Leser: die Darstellung in einem Lehrbuch sagt dem einen zu;mit<br />

der Art, wie ein anderer Autor den Stoff präsentiert, kann man weniger anfangen. Sehen Sie sich vor<br />

dem Kauf mehrere Lehrbücher an, und wählen Sie das für Sie passende aus! Überlegen Sie auch, ob<br />

Sie nicht ein englischsprachiges Lehrbuch nutzen sollten – der Stil amerikanischer und englischer<br />

Autoren ist anders als der deutscher, häufig studentengerechter. Sprachprobleme gibt es in der Regel<br />

kaum.<br />

Passend zum Stoff des Vorkurses können Sie sich einmal mit<br />

zwei Buchreihen beschäftigen, die aus dem angloamerikanischen<br />

Ausland stammen und inzwischen teilweise auch in deutscher<br />

Übersetzung vorliegen:<br />

• In der Reihe xxx für Dummies erscheinen Bücher, die den<br />

Stoff in einer sehr lockeren, leichtverständlichen Form<br />

präsentieren. Chemie für Dummies liegt in einer deutschen<br />

Übersetzung vor (ca. 20 €).<br />

• In der Reihe Schaum’s Outlines erscheinen Bücher für viele<br />

Fachgebiete. Physics for Pre-Med, Biology and Allied Health<br />

Students (ca. 15 €) präsentiert die Physik mit vielen<br />

medizinischen Beispielen .<br />

Nutzen Sie beim Lernen möglichst viele „Eingangskanäle“!<br />

Der Filtermechanismus wählt die zu speichernde Information aus. Die Zahl der von uns genutzten<br />

Eingangskanäle (Auge, Ohr, Hand...) steht dabei in unmittelbarem Verhältnis zu dem jeweiligen<br />

Bedeutungsgrad, den wir der entsprechenden Information zuschreiben; je wichtiger die Information<br />

uns erscheint, umso eher wird sie abgespeichert.<br />

Sie können dieses Phänomen selbst erproben, wenn Sie einige der im Vorkurs empfohlenen Videos einmal mit<br />

und einmal ohne Ton betrachten und die Wirkung analysieren.<br />

Nutzen Sie deshalb die Möglichkeit, sich Schemata und Skizzen aufzuzeichnen oder Mind- oder<br />

Konzeptkarten (s.u.) zu erstellen, um die Bedeutung der Informationen hervorzuheben.<br />

Assoziatives Abspeichern der Informationen nutzen!<br />

Verknüpfung zu bereits gelernten Informationen herstellen,<br />

mnemotechnische Tricks anwenden<br />

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Bsp.: Im Kapitel B1.19 der Unterrichtseinheit Biologie 1 geht es um den Bau der Nebenniere mit ihren<br />

drei Schichten. Deren Namen und die dort produzierten Hormone kann man sich gut an Merksätzen<br />

(„Eselsbrücken“) merken:<br />

Schichtenbau:<br />

GFR = German Federal Republic:<br />

Zona glomerulosa<br />

Zona fasciculata<br />

Zona reticularis<br />

Die in diesen Schichten gebildeten Hormone und deren<br />

(Haupt)Funktion:<br />

ALCAN oder Mineralwasser mit Zucker macht sexy!<br />

Aldosteron (Mineralstoffwechsel)<br />

Corticoide (Kohlenhydratstoffwechsel)<br />

Androgene (Sexualhormone)<br />

Eine sinnvolle Wiederholungs- und Überprüfungsstruktur für das Lernen erarbeiten (s. S. 45)<br />

Auf aktives Wissen achten:<br />

Wissen anwenden<br />

Fakten einordnen<br />

Fertigkeiten durch Anwenden schulen<br />

Um Ihnen zu demonstrieren, wie man Wissen aktiv lernen kann, geben wir Ihnen in den Skripten zum<br />

Vorkurs Beispiele für „aktives Lernen“: Wir haben in den Stoff Aufgaben eingestreut, die Ihnen<br />

einerseits Fragen vorschlagen, die Sie lösen sollten (Schulung durch Anwendung von Wissen), Ihnen<br />

aber auch (durch „ungewohnte“ Fragen, etwa einer physikalischen Berechnung zu einem biologischen<br />

Thema) die Vernetztheit des Wissens demonstrieren.<br />

Noch besser ist es natürlich, wenn Sie sich einen aktiven Lesestil aneignen (s. z.B. S. 38) und sich selbst Fragen<br />

und Aufgaben stellen.<br />

Was tun, wenn man einen Abschnitt im Lehrbuch nicht versteht?<br />

Sie werden beim Bearbeiten von Lehrbuchkapiteln immer wieder feststellen, dass Sie einzelne Kapitel<br />

oder Abschnitte nicht verstehen. Dies ist völlig normal und kein Grund zur Panik!<br />

Bewährt hat sich folgendes Vorgehen:<br />

• Lesen Sie den Abschnitt noch einmal.<br />

Dieser einfache Trick funktioniert überraschend gut. Die Erklärung liegt darin, dass Sie beim ersten Lesen<br />

schon einen (wenn auch nicht vollständigen) Überblick über den Stoff gewonnen haben und es Ihnen nun<br />

leichter fällt, Einzelheiten in das Gesamtbild einzubetten (und sie so zu erklären und zu verstehen).<br />

• Wechseln Sie das Lehrbuch.<br />

Oft liegt es nur an der (verbalen oder grafischen) Darstellung, dass die Prinzipien eines Zusammenhangs<br />

nicht klar werden. Wenn Sie eine andere Darstellung durchlesen, werden häufig die Beziehungen zwischen<br />

den Bestandteilen deutlich.<br />

• Wechseln Sie das Medium.<br />

Suchen Sie sich ein Video oder ein Lernprogramm, das den entsprechenden Stoff behandelt.<br />

Der Wechsel der Darstellung (Nutzung anderer Eingangskanäle) fördert häufig das Verständnis.<br />

Dies können Sie während des Vorkurses an verschiedenen Stellen ausprobieren. So finden Sie in der<br />

Präsentation zur Vorlesung der Biologie eine Folie, die den Vermehrungszyklus des Erregers der Malaria,<br />

des Wechselfiebers, in Form einer grafischen Übersicht darstellt.<br />

Im Internetangebot des Vorkurses finden Sie den gleichen Inhalt in Form eines Videos (lifecycle.mov).<br />

Nachfolgend schließlich finden Sie eine Beschreibung des Inhalts in einem Lehrbuch der Zoologie.<br />

Vergleichen sie die Darstellungen, und entscheiden Sie, welche der Präsentationsarten (oder welche<br />

Kombination) Ihrem Lernstil am besten entgegenkommt.<br />

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Vermehrungszyklus von Plasmodium,<br />

Darstellung als Schema<br />

Vermehrungszyklus von Plasmodium,<br />

Ausschnitte aus einem Video<br />

Entwicklungszyklus von Plasmodium falciparum. Schizogonie: Die Infektionskeime (Merozoiten) dringen in rote<br />

Blutkörperchen ein und wachsen zu amöboid beweglichen Schizonten heran (sog. Ringe); in ihrem Innern häuft<br />

sich braunschwarzes, bei der Verdauung des Hämoglobins entstehendes Pigment an; der Kern der Schizonten<br />

teilt sich in 8 - 24 Tochterkerne, die sich unter Hinterlassung eines Restkörpers mit Plasma umgeben (Merozoiten,<br />

Agameten); diese werden durch Zerfall der Blutkörperchen frei, wobei infolge der Ausschüttung der Toxine<br />

ein Fieberanfall ausgelöst wird; die freigewordenen Merozoiten befallen neue Erythrozyten, und der Schizogoniezyklus<br />

beginnt von neuem; nach 5 - 10 Tagen setzt die Vorbereitung der Sporogonie ein: a) Gamo -<br />

(Gameto -)gonie: Die Schizonten wachsen in den Erythrozyten zu länglichen (9 - 14 µm, Blutkörperchen 7,5 µm)<br />

Zellen heran (Gamonten, Gametozyten, sog. Halbmonde); diese bleiben einige Zeit latent, entwickeln sich aber<br />

erst im Darm von Anopheles-Arten (Stechmücken) weiter, in den sie durch den Nahrungskanal des Stechrüssels<br />

gelangen; unter Abrundung und Substanzspeicherung entstehen rundliche Makrogameten ( ) oder, nach<br />

Zerfallsteilung, langgestreckte, bewegliche Mikrogameten ( ); ein solcher befruchtet den Makrogameten<br />

(Kopulation), der einen Empfängnishügel ausbildet; die Zygote (Ookinet) ist beweglich ("Würmchen") und bleibt<br />

hüllenlos; sie durchbohrt den Darm der Mücke und setzt sich, von einer Bindegewebekapsel des Wirtes<br />

umgeben, an der Darmaußenwand fest, wo sie sich zu einem Sporonten abrundet (Oozyste). b) Sporogonie: In<br />

der Oozyste werden Sporoblasten gebildet, einkernige Plasmagebilde, die durch multiple Teilung zu Gruppen<br />

beweglicher Sichelkeime (Sporozoiten) zerfallen; nach Platzen der Kapselwand werden die Sporozoiten in die<br />

Leibeshöhle der Mücke ausgestreut; chemotaktisch angelockt, begeben sie sich zu den Speicheldrüsen, durchbohren<br />

das Drüsenepithel von außen her und gelangen in das Drüsenlumen; mit dem gerinnungshemmenden<br />

Speichel der Mücke werden sie in die Stichwunde eingespritzt.<br />

Entgegen der klassischen, auf SCHAUDININ zurückgehenden Darstellung, nach welcher die in das Blut<br />

gelangten Sporozoiten sofort wieder rote Blutkörperchen befallen, haben Untersuchungen bei der Vogelmalaria<br />

ergeben und kann nach klinischen und anderen Erscheinungen auch für die menschliche Malaria als sehr<br />

wahrscheinlich gelten, dass die Sporozoiten nach der Infektion durch den Mückenstich zunächst einen<br />

Schizogoniezyklus in den Zellen des retikulo-endothelialen Systems, d. h. in Zellen der Blutgefäßwände, des<br />

Knochenmarkes und der Leber, durchlaufen ("endohistiozytär"), bevor die Merozoiten aus den Gewebezellen<br />

austreten und in rote Blutkörperchen eindringen (endoerythrozvtäres Stadium). So gelingt es z. B. nicht, die<br />

Inkubationszeit, die vom Zeitpunkt der Infektion bis zum Ausbruch der Krankheitserscheinungen verstreicht, unter<br />

ein gewisses Maß herabzudrücken; ferner entziehen sich die Parasiten in einer bestimmten Periode der<br />

medikamentösen Einwirkung (Chinin, Atebrin, Plasmochin) weitgehend, doch wohl deshalb. weil sie während<br />

dieser Zeit im Innern von Gewebezellen geborgen sind.<br />

Lehrbuch der Speziellen Zoologie, Alfred Kaestner, 1969<br />

Besonders effektiv ist das Lernen in der Gruppe (s.S. 24): Bitten Sie eine Kommilitonin oder einen<br />

Kommilitonen, Ihnen den Stoff zu erläutern (oder erarbeiten Sie ihn gemeinsam in Diskussionsform). Da Ihre<br />

Studienkollegen den gleichen Wissensstand haben, können Sie Zusammenhänge oft adäquater ausdrücken<br />

als der doch etwas `abgehobene´ Lehrbuchautor.<br />

• Erarbeiten Sie den Stoff mit Papier und Bleistift.<br />

Versuchen Sie aus der Beschreibung des Autors ein Schema oder eine Konzeptkarte zu<br />

erstellen. Häufig wird Ihnen dabei klar, wo genau Ihre Schwierigkeiten liegen, die Sie dann gezielt<br />

angehen können.<br />

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Lernstrategie<br />

Jede(r) Studierende muss eine eigene, persönliche Lernstrategie entwickeln. Eine „richtige“,<br />

„allgemein verwendbare“ Strategie gibt es nicht.<br />

Diese Lernstrategie sollte umfassen<br />

• die Auswahl und Einübung der Hilfsmittel zum Lernen<br />

• die Strukturierung des Lernens durch Festlegungen zu Ort, Zeitpunkt und Ablauf (s.u.)<br />

• den Aufbau einer sinnvollen Struktur von Lernen neuen Stoffes, Wiederholung bereits<br />

bekannten Stoffs und Durchführung von Selbsttests (s.u.)<br />

Welche Regeln gelten für den Ort, an dem man lernt?<br />

Zunächst sollte man sich einen bestimmten Ort für das Lernen schaffen.<br />

"Der Mensch ist ein Gewohnheitstier" - in der Sprache der Verhaltensbiologen wird er genauso<br />

"konditioniert" wie Tiere (der berühmte Pawlow'sche Hund etwa, bei dem nach dem Training schon<br />

das Läuten einer Glocke den Speichelfluss auslöste).<br />

Wenn man den Lernvorgang immer an der gleichen Stelle und in gleicher Umgebung vornimmt, stellt<br />

sich nach einiger Zeit das Unterbewusstsein beim Aufsuchen dieser Stelle automatisch auf den<br />

Lernvorgang ein und unterstützt so die Motivation zum Lernprozess. (Dies kann noch dadurch<br />

unterstützt werden, dass man den Lernzeitpunkt konstant hält).<br />

Der Lernort sollte den ergonomischen Regeln für einen Arbeitsplatz entsprechen - insbesondere im<br />

Hinblick auf eine korrekte Sitzhaltung und ausreichende, blendfreie Beleuchtung, ausreichende<br />

Belüftung/Sauerstoffzufuhr. Er sollte ein bequemes Lernen ermöglichen - wichtige Fachbücher und<br />

Nachschlagwerke sollten in unmittelbarer Reichweite sein, und ausreichend Platz zur Anfertigung<br />

schriftlicher Arbeiten (Ausarbeitungen, Notizen) ist notwendig.<br />

Der Lernvorgang verträgt keine Störungen - deshalb sollte man als Lernort einen Platz wählen, an<br />

dem nicht mit zu vielen Störungen gerechnet werden muss. Ein klingelndes Handy (oder das nervöse<br />

Warten auf das Klingeln) stören den Lernvorgang empfindlich, und ein stets aktivierbarer Fernseher<br />

stellt eine (über)große Versuchung dar.<br />

Ob man im Sitzen oder Liegen, im Stehen oder beim Herumwandern lernt, ob alles ruhig sein muss<br />

oder leichte Hintergrundmusik das Lernen erleichtert, muss dagegen jeder Lernende selbst feststellen;<br />

hier sind kaum allgemeine Regeln aufzustellen und die eigene, selbstkritische Erfahrung der beste<br />

Lehrmeister.<br />

Was kann man über den geeigneten Lernzeitpunkt sagen?<br />

Es hat sich bewährt, immer den gleichen Zeitabschnitt des Tages und der Woche zum Lernen zu<br />

nutzen. Bei der Auswahl des Zeitpunkts gibt es keine festen Regeln, da Sie hier Ihren Biorhythmus<br />

beachten sollten - es gibt Menschen, die lieber am Abend oder gar in der Nacht lernen; andere<br />

wiederum können sich besser in den frühen Morgenstunden konzentrieren..<br />

Dass die direkte 1:1-Umsetzung dieser Regeln im Medizinstudium mit einem sehr strikt eingeteilten<br />

Stundenplan, der Ihren Zeitplan fremd bestimmt, nicht immer möglich ist, ist klar. Hier müssen Sie<br />

einen für sich akzeptablen Mittelweg finden.<br />

Eine einzelne "Lernsitzung" sollte nicht länger als drei Stunden dauern und dann durch eine längere<br />

Pause unterbrochen werden. An einem Tag sollte man sich nicht mehr als zwei solcher<br />

Lernabschnitte zumuten - hier hilft mehr nicht mehr, sondern fördert eher das Verdrängen des gerade<br />

Gelernten durch neuen Lernstoff.<br />

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Pausen sind ein wichtiger Teil des Lernens - unbedingt notwendig<br />

und nicht etwa schädlich, wie es ganze Generationen von Eltern<br />

ihren Kindern gepredigt haben.<br />

Pausen sind notwendig, um<br />

• dem Gehirn die Gelegenheit zu geben, das Gelernte zu<br />

verarbeiten,<br />

• einer Hemmung des Erlernens des eben bearbeiteten<br />

Wissens durch neues Wissen entgegenzuwirken.<br />

Dabei bedeutet Pause nicht etwa Nichtstun - Pause bedeutet<br />

vielmehr, die Lernsituation dadurch aufzubrechen, dass man<br />

etwas anderes, möglichst Gegensätzliches macht.<br />

Der richtigen Pausenlänge kommt dabei eine besondere<br />

Bedeutung zu: die Pause darf nicht zu lang sein, damit nicht<br />

bereits das Vergessen des eben Gelernten beginnt, sie soll aber<br />

andererseits auch nicht zu kurz sein, um die bereits erwähnte<br />

Hemmung durch den nächsten Stoff zu verhindern.<br />

Als Faustregel gilt:<br />

• maximal 6 Stunden (reine Lernzeit) am Tag lernen<br />

• nicht länger als 3 Stunden "am Stück" lernen<br />

• etwa 10 bis 30% der Lernzeit für Kurz- und Minipausen<br />

verwenden<br />

In der Auflistung rechts wird eine empfohlene Pausenstruktur für<br />

das Lernen bei Erwachsenen vorgestellt.<br />

Wiederholung und Üben<br />

Pausenarten<br />

und Pausenstrategie<br />

Kurzpausen<br />

Legt man automatisch ein<br />

Maximale Dauer: 1 Minute<br />

Lernplatz nicht verlassen<br />

Minipausen<br />

Etwa alle 20 bis 30 Minuten<br />

Dauer: 5 Minuten<br />

Lernplatz kurz verlassen<br />

Kaffeepause<br />

Etwa nach 90 bis 120 Minuten<br />

Dauer: 15 bis 20 Minuten<br />

Lernplatz verlassen,<br />

etwas anderes machen<br />

(z.B. Kaffee trinken)<br />

Erholungspausen<br />

Nach 3 Stunden<br />

Dauer: 60 bis (max.) 90-120 min<br />

Lernplatz verlassen,<br />

erholen<br />

Lernen kommt nicht ohne Wiederholung und Übung aus: dadurch festigt man die abgespeicherten<br />

Informationen und stärkt die Strukturen, die das Wiederauslesen ermöglichen.<br />

Entscheidend kommt es hier aber auf die Art der Wiederholung an: stets den gleichen Text erneut zu<br />

lesen erweist sich nicht als sehr förderlich. . Lernen funktioniert über die Verknüpfung von Inhalten –<br />

daher ist die eigene Aktivität der Lernenden besonders wichtig.<br />

Eine sinnvolle Wiederholung liegt z.B. in der Zusammenfassung des Gelernten aus dem Gedächtnis –<br />

etwa mittels einer der grafischen Darstellungsarten.<br />

Stellen Sie demgemäß einen Vorlesungsabschnitt, ein Lehrbuchkapitel, einen Seminarvortrag oder<br />

auch die Erklärung und Grundlagen eines Praktikumsversuchs grafisch dar, und überprüfen Sie das<br />

Ergebnis anhand Ihrer Unterlagen. Testen Sie, ob Sie ihre Wissensbruchstücke verknüpfen können,<br />

indem Sie z.B. eine Konzeptkarte aufbauen.<br />

Und nutzen Sie die Möglichkeiten, die das Lernen in der Gruppe bietet (siehe übernächstes Kapitel):<br />

erzählen Sie sich gegenseitig Ihr Wissen, und erklären Sie Gelerntes einem Kommilitonen, der es<br />

noch nicht so gut verstanden hat.<br />

Lernstile (Lerntypen)<br />

Die Lernstilforschung versucht den individuellen Unterschieden im Lernverhalten auf die Spur zu<br />

kommen und daraus praktische Hinweise zu einer sinnvollen Lernstrategie abzuleiten.<br />

Seit Anfang der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts konzentriert sich die Forschung auf<br />

individuelle Unterschiede beim Lernen, nachdem bis dahin eher nach allgemeingültigen<br />

Gesetzmäßigkeiten gesucht worden war. Menschen lernen unterschiedlich, und es setzte sich die<br />

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Erkenntnis durch, dass ein Angebot unterschiedlicher Lehrertypen etwa an der <strong>Uni</strong>versität den<br />

Lernenden gestattete, sich einen zu ihrem Lernstil passenden Instruktor auszusuchen. Nicht geklärt ist<br />

bisher, ob dies intuitiv geschehen sollte, oder ob es besser wäre, wenn man solche Passungen gezielt<br />

zu erreichen versuchen würde.<br />

Verschiedene Autoren haben versucht, Lernende in Gruppen mit bestimmtem Lernverhalten<br />

einzuteilen, z.B. in „Zuwachslerner“, „intuitive Lerner“, „Sinnespezialisten“, „Sinnesgeneralisten“,<br />

„emotionell Beteiligte“ (Barbara und Louis Fischer, 1968) oder in „Theoretiker“, „Anwendungsorientierte“,<br />

„Musterschüler“, „Gleichgültige“ und „Unsichere“ (SCHRADER 1994, Erwachsene in der<br />

beruflichen Weiterbildung).<br />

Der Ansatz von David Kolb ist u.a. deshalb etwas Besonderes, weil er auf einem Modell des Lernens<br />

beruht. Er definiert vier Grundkomponenten des Lernens („Konkrete Erfahrung“, „Reflektiertes<br />

Beobachten“, „Abstrakte Begriffsbildung“ und „Aktives Experimentieren“) und ordnet diese zu zwei<br />

bipolaren Dimensionen, die vier Grundtypen ergeben:<br />

Divergierer Konkrete Erfahrung Reflektiertes Beobachten<br />

Assimilierer Abstrakte Begriffsbildung Reflektiertes Beobachten<br />

Konvergierer Abstrakte Begriffsbildung Aktives Experimentieren<br />

Akkomodierer Konkrete Erfahrung Aktives Experimentieren<br />

Zwei der Grundkomponenten geben an, wie Erfahrungen gesammelt werden (abstrakt/analytisch oder<br />

eher konkret/praktisch) und zwei geben an, wie diese Erfahrungen dann verarbeitet werden (nach<br />

innen gerichtetes Beobachten und Nachdenken oder nach außen gerichtetes konkretes Handeln).<br />

In vielen Berufsgruppen dominiert zumeist einer dieser vier Lernstile oder Lerntypen.<br />

Neben dem Befund, dass sich ein bestimmter Lernstil überproportional häufig in bestimmten Berufsgruppen<br />

findet, deutet sich auch an, dass (in der Gruppenarbeit oder beim Verhältnis zwischen<br />

Lehrendem und Lernendem) Personen entgegengesetzter Lerntypen („Konvergierer“ zu „Divergierern“<br />

und „Assimilierer“ zu „Akkomodierern“) Schwierigkeiten miteinander haben.<br />

Das Modell von David Kolb geht von einem Vier-<br />

Phasenmodell des Lernens beim Erwachsenen aus.<br />

Erwachsene lernen, indem sie ihr Wissen und ihre<br />

Fähigkeiten mit dem bereits vorhandenen Wissen<br />

vergleichen. Der Lernstoff kann dabei eher konkret oder<br />

eher abstrakt in die bereits vorhandenen Erfahrungen<br />

integriert werden.<br />

In Phase sollte ein für Neues offener Lernender<br />

konkrete Erfahrungen machen. In Phase wird genau<br />

und reflektierend beobachtet, um in Phase mit einem<br />

Modell, einer Regel oder einer Theorie einen<br />

Erklärungsansatz zu versuchen, der dann in Phase<br />

in der Praxis auf seine Tauglichkeit hin getestet wird.<br />

Mit den so gewonnenen und integrierten neuen<br />

Erkenntnissen werden neue Erfahrungen gemacht, und<br />

der Prozess beginnt von vorne.<br />

Der Mensch kombiniert nun diese vier Phasen auf verschiedene Weise miteinander, je nach<br />

individuellem Lernstil.<br />

Erfahrung Beobachten<br />

Divergierer praktisch reflektiert<br />

Schöpferisch, fantasievoll,<br />

starke Vorstellungskraft<br />

Haben gerne mit Menschen zu<br />

tun,<br />

entwickeln gerne Ideen.<br />

Interessiert an kulturellen und<br />

künstlerischen Dingen.<br />

Häufig unter Beratern,<br />

Personalleitern, in<br />

geisteswissenschaftlichen oder<br />

künstlerischen Berufen.<br />

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Assimilierer analytisch reflektiert<br />

Konvergierer<br />

Akkommodierer<br />

aktives<br />

Experimentieren<br />

aktives<br />

Experimentieren<br />

abstrakte<br />

Begriffsbildung<br />

konkrete<br />

Erfahrungen<br />

Befassen sich lieber mit Dingen<br />

und Theorien als mit<br />

Menschen.<br />

Entwickeln gerne theoretische<br />

Modelle<br />

Befassen sich lieber mit<br />

Sachen und theoretischen<br />

Modellen als mit Menschen.<br />

Lieben überschaubare<br />

Situationen und Probleme mit<br />

einer eindeutigen Lösung.<br />

Die Arbeit mit Menschen liegt<br />

ihnen eher als die<br />

Beschäftigung mit abstrakten<br />

Dingen und Theorien.<br />

Lösen Probleme hauptsächlich<br />

intuitiv<br />

Für sie ist nicht wichtig, ob die<br />

Theorien in der Praxis<br />

brauchbar sind, sondern ob sie<br />

logisch nachvollziehbar und<br />

präzise sind.<br />

Überwiegend unter Mathematikern<br />

und Naturwissenschaft-<br />

lern auftretend.<br />

Schneiden oft bei<br />

Intelligenztests<br />

überdurchschnittlich gut ab.<br />

Weniger emotional als vielmehr<br />

technisch orientiert, weshalb<br />

man sie auch überwiegend<br />

unter Ingenieuren und<br />

Technikern findet.<br />

Eher praktisch veranlagt,<br />

orientieren sich an Fakten.<br />

Offen für das Neue,<br />

Unbekannte, zeichnen sich<br />

durch Risikobereitschaft aus.<br />

Diesen Lerntyp finden man<br />

besonders häufig unter<br />

Verkaufsmanagern und<br />

Marketingfachleuten.<br />

Welche Bedeutung hat die Bestimmung des eigenen Lerntyps für den Lernenden ?<br />

Zunächst ist die Bestimmung des Lernstils ein Anlass, sich mit dem eigenen Lernen zu beschäftigen<br />

und das eigene Vorgehen (Vorlieben, Abneigungen) zu analysieren. In einer Gruppe kann sich dann<br />

eine Diskussion über das Lernen entwickeln – unter den Lernenden, aber auch mit dem Lehrenden.<br />

Dabei wird sich herausstellen, dass es keinen einzig richtigen Weg des Lernens gibt. Lernen ist<br />

individuell strukturiert; ein didaktischer Ansatz oder ein Medium erweist sich bei dem einen Lernenden<br />

als hilfreich, zeigt aber bei dem anderen keine Wirkung – ohne dass dies etwas mit Intelligenz oder<br />

Lernfähigkeit zu tun hat.<br />

Die Kenntnis der Komponenten des eigenen Lernstils kann bei dessen Ausprägung helfen – bei der<br />

Entscheidung, mit Modellen zu lernen, Schemata zu erstellen u.ä.<br />

Als gänzlich ungeeignet entpuppt sich der Versuch einer Zusammenfügung der Lernenden in Gruppen<br />

gleichen Lerntyps. Auch die Zuordnung entsprechend „passender“ Lehrender mit dem Ziel einer<br />

„Lernstil-gerechten“ Stoffvermittlung muss zwangsläufig scheitern. Dieser Ansatz ist weder<br />

organisatorisch umsetzbar, noch ist er sinnvoll. Gerade beim Lernen in der Gruppe treten bei<br />

unterschiedlicher Darstellung des Lernstoffs immer wieder „Aha“-Effekte auf.<br />

Für die Lehrenden ergibt sich aus diesen Untersuchungen vor allem die Verpflichtung, möglichst viele<br />

didaktische Ansätze zu nutzen, um den Stoff für alle Lerntypen adäquat zu präsentieren.<br />

Im Internet (www.gwdg.de/~hhaller/KOLB.doc ) finden Sie einen Fragebogen, mit dem Sie Ihren<br />

Lerntyp nach Kolb feststellen können.<br />

In einem ersten Schritt bestimmen Sie die vier Komponenten für die Lernstiltypisierung. Für jede der vier<br />

Komponenten wird mit 10 Fragen festgestellt, wie groß Ihre Übereinstimmung mit diesem Vorgehen ist. Sie<br />

erhalten jeweils eine Zahl zwischen 0 und 30. Das Ergebnis wird grafisch dargestellt:<br />

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Wie kann das Ergebnis interpretiert werden?<br />

Je höher jeweils Ihr Wert ist, desto stärker dürfte diese<br />

Kategorie bei Ihnen ausgeprägt sein bzw. für Sie eine<br />

Rolle spielen. Wie hoch Ihr konkreter Wert ist, können Sie<br />

an den Kreisen erkennen, die sogenannte Perzentilwerte<br />

darstellen.<br />

Wenn ein Wert von Ihnen z.B. nahe an 50% liegt,<br />

bedeutet dies, dass etwa 50% der vergleichbaren<br />

Bevölkerung in dieser Kategorie einen gleichen oder<br />

geringeren Wert haben; Sie würden also dem<br />

Durchschnitt entsprechen.<br />

Wenn ein Wert von Ihnen z.B. nahe an 20% liegt,<br />

bedeutet dies, dass nur etwa 20% der vergleichbaren<br />

Bevölkerung in dieser Kategorie einen gleichen oder<br />

geringeren Wert und die restlichen 80% einen höheren<br />

Wert haben; Sie selbst würden also einen recht geringen<br />

Ausprägungsgrad aufweisen.<br />

Wenn ein Wert von Ihnen z.B. nahe an 80% liegt,<br />

bedeutet dies, dass etwa 80% der vergleichbaren<br />

Bevölkerung in dieser Kategorie einen gleichen oder<br />

geringeren Wert und nur die restlichen 20% einen<br />

höheren Wert haben; Sie selbst würden also einen recht<br />

hohen Ausprägungsgrad aufweisen<br />

In einem zweiten Schritt werden die Komponenten zusammengefasst und der Lernstil bestimmt:<br />

Sie sehen, daß die vier Felder<br />

Bezeichnungen tragen:<br />

Divergierer, Assimilierer,<br />

Konvergierer und<br />

Akkomodierer.<br />

Die Autoren des Fragebogens geben zur Auswertung folgende Hinweise:<br />

Dies sind die vier grundlegenden<br />

Lernstile nach<br />

unserem Modell.<br />

Je nachdem, wie weit Ihr Wert<br />

in einem Feld (Quadrant) liegt,<br />

ist der Lernstil stärker oder<br />

geringer ausgeprägt.<br />

Wenn Sie nahe an einem<br />

Nachbarfeld liegen, ist von<br />

einem Mischtyp zu sprechen.<br />

Wenn Ihr Wert nahe am<br />

Mittelpunkt des Koordinatenkreuzes<br />

liegt, haben Sie einen<br />

ausbalancierten Lernstil, der<br />

von allen Kategorien etwas<br />

aufweist.<br />

Werden die eingezeichneten Kategorien auf dem ersten Schema durch Verbindungslinien zueinander in<br />

Beziehung gesetzt, bilden sie einen Lernkreislauf ab. Dahinter steht die Vorstellung, dass ein vollständiger<br />

Lernprozess, besonders beim Erfahrungslernen, in einem Zyklus mit vier Phasen abläuft. Konkrete Erfahrungen<br />

(KE) zu machen, bereit und fähig zu sein, etwas Neues wahrzunehmen und ohne Vorurteile zu beachten, ist<br />

demnach für das Lernen erst ein Anfang. Es folgt das genauere, reflektierte Beobachten und Betrachten von<br />

verschiedenen Seiten (RB), um beispielsweise eine Sache oder ein Ereignis in Beschaffenheit und<br />

Zusammenhängen kennen zu lernen. Diese Erfahrungen werden zum nachhaltigen Lerngewinn, indem sie "auf<br />

den Begriff" gebracht werden (AB), um ihre Regelhaftigkeit erkennen zu können oder Theorien zu finden, mit<br />

denen sie sich erklären lassen. Diese Theorien wiederum erproben wir im aktiven Experimentieren (AE) und<br />

nutzen sie in der Anwendung bei Problemlösungen und Entscheidungsfindungen. Dabei haben wir die<br />

Gelegenheit, neue Erfahrungen zu machen, die wir in einem erneut einsetzenden Kreislauf für uns als<br />

Erkenntnisse aufbereiten.<br />

Der Lernstil eines Menschen ist seine ihm eigentümliche Kombination dieser vier Kategorien oder Trends. Er<br />

zeigt an, ob ein Mensch über das Abstrakte oder eher über Konkretes Zugang zum effektiven Lernen findet, oder<br />

ob Selber-Aktivwerden und Erproben (eigenes Handeln und Denken) gegenüber einem sich distanzierenden<br />

Beobachten und Reflektieren den Vorrang haben.<br />

Aus der Übertragung der Trendsummen in das Kreis-Diagramm soll erkennbar werden, ob der Lernstil eher<br />

ausgeglichen ist oder sich eine ausgeprägte Orientierung an einzelnen Trends zeigt. Es liegen für diese Fassung<br />

noch keine ausreichenden statistischen Vergleichswerte vor, die eine gesicherte Interpretation von individuell<br />

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bedeutsamen Ausprägungen zulassen, d.h. ob jemand mit einem relativ hohen Wert wesentlich abweicht von<br />

dem durchschnittlichen Vergleichswert anderer aus der gleichen Studienrichtung, der gleichen beruflichen<br />

Tätigkeit, der gleichen Altersgruppe u.a..<br />

Gemäß amerikanischer Untersuchungsergebnisse bleibt zu erwarten, dass beispielsweise die Bevorzugung<br />

bestimmter Trends mit der Studienrichtung oder der beruflichen Tätigkeit zusammenhängt .<br />

Wenn Sie Ihre Trendwerte gegeneinander aufrechnen (AE - RB und AB - KE) und in das zweite<br />

Koordinatendiagramm übertragen, zeigt Ihnen die bevorzugte Trendkombination in den entsprechenden<br />

Quadranten, welchem Typus ihr Auswertungsergebnis nahe kommt.<br />

Untersuchungen mit der ursprünglichen amerikanischen Fassung dieses Lernstilinventars von DavidKolb haben<br />

herausgefunden, dass die einzelnen Typen in bestimmten Berufsgruppen besonders häufig vorkommen.<br />

Hinweise finden sich in der Tabelle oben.<br />

Zur Erinnerung - dieses Lernstilinventar ist weder ein Intelligenztest noch ein Eignungstest für bestimmte Berufe.<br />

Ob und wie Lernstile sich verändern, manchmal vielleicht schon während des Studiums, und wovon Konstanz<br />

und Veränderung abhängen, muss noch untersucht werden.<br />

Lernen in der Gruppe<br />

Medizin- und Zahnmedizinstudenten lernen häufig in der Gruppe. Der Zusammenhalt innerhalb dieser<br />

Gruppen ist wichtig: er motiviert, man kann sich gegenseitig nicht Verstandenes erklären, kann sich<br />

bei Durchhängern aufrichten, vielleicht auch gelegentlich C2H5OH in mäßigen Dosen konsumieren.<br />

Das Lernen in der Gruppe eröffnet aber auch einen sehr effektiven spezifischen Lernweg: den, sich<br />

gegenseitig im Vortrag zu schulen. Das bietet sowohl für den Vortragenden wie auch für den<br />

Zuhörenden Lernvorteile: man kann das Wissen, die Schwerpunktbildung vergleichen, übt sich in der<br />

logischen Darstellung von Themen (besonders wichtig bei der Vorbereitung auf mündliche Prüfungen)<br />

und überprüft sein aktives Wissen.<br />

Achten Sie bei der Zusammenstellung der Lerngruppe auf Gleichgewichtigkeit – Gruppen mit<br />

Mitgliedern sehr unterschiedlicher Vorkenntnisse führen oft zu Schwierigkeiten; divergierende<br />

Lerntypen hingegen können sich durchaus als effektiv erweisen, hier sollten letztlich eigene<br />

Erfahrungen ausschlaggebend sein.<br />

Nicht unerwähnt bleiben soll, dass Sie beim Lernen in der Gruppe Ihre Teamfähigkeit schulen – eine<br />

im modernen Arztberuf unabdingbare Eigenschaft: Sie werden später in verschiedenen Teams Ihren<br />

Beruf ausüben – im Team der Fachärzte in Konferenzen und im Konsil, im Team mit Schwestern,<br />

Pflegern und Physiotherapeuten auf der Station. Die dazu notwendigen Kompetenzen können Sie<br />

schon während des Lernens in der Vorklinik trainieren.<br />

Funktion von <strong>uni</strong>versitären Veranstaltungen und Medien<br />

(vgl. auch den Exkurs: <strong>Uni</strong>versitäre Organisation: Unterrichtsformen, Studiengänge, Prüfungen und Lehrende)<br />

Die an der <strong>Uni</strong>versität angebotenen unterschiedlichen Veranstaltungsformen haben jeweils<br />

spezifische Eigenschaften und eine spezielle Funktion in der Wissensvermittlung:<br />

Medium Didaktische Funktion Rolle der Teilnehmer<br />

Vorlesungen<br />

stellen ein Gebiet vor, strukturieren es, geben<br />

einen Überblick, erläutern an ausgewählten<br />

Beispielen wichtige Vorgehensweisen und<br />

Tatsachen und geben Hinweise, wo beim<br />

Lernen in die Tiefe gegangen werden muss. Sie<br />

sind kein Medium zum Lernen (weniger als 5%<br />

des Vorlesungsstoffes werden abgespeichert !),<br />

sondern sollen zum Lernen motivieren und den<br />

Lernvorgang strukturieren helfen.<br />

Die Lernenden haben eine<br />

weitgehend passive Rolle, aktiv<br />

"lernen" sie erst bei der<br />

Nacharbeit (mit anderen Medien<br />

wie Lehrbüchern und<br />

Multimedia-Programmen).<br />

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Medium Didaktische Funktion Rolle der Teilnehmer<br />

Seminare<br />

Praktika<br />

Lehrbücher<br />

Fragensammlungen<br />

greifen einen Aspekt des Gebiets heraus und<br />

erläutern ihn im Detail. Die Durchführung von<br />

Seminaren kann sehr unterschiedlich sein - vom<br />

Unterrichtsgespräch (wie in der Schule) über die<br />

gemeinsame Besprechung von Aufgaben bis hin<br />

zu Vorträgen der Seminarteilnehmer.<br />

Wichtig ist hier, dass Sie möglichst frühzeitig<br />

das Halten von Vorträgen üben!<br />

greifen ein Problem aus dem Fach heraus und<br />

erläutern an diesem das grundsätzliche<br />

Vorgehen der wissenschaftlichen Disziplin.<br />

Neben dem Wissensstoff werden hier auch<br />

spezifische Fertigkeiten des Faches (etwa<br />

Mess- und Auswerteverfahren) trainiert.<br />

sind heute das zentrale Lernmedium für<br />

Studierende. Sie stellen ein Gebiet komplett vor,<br />

fassen den derzeitigen Stand des Wissens<br />

zusammen und erläutern ihn. Moderne<br />

Lehrbücher sind inhaltlich und grafisch<br />

hervorragend gestaltet und nutzen die<br />

Möglichkeiten des Mediums Buch vollständig<br />

aus. Ihre Begrenzungen liegen in der statischen<br />

Struktur des Inhalts und ihrem linearen Aufbau.<br />

Fragensammlungen, die insbesondere im<br />

Medizin-Studium von Bedeutung sind, fassen<br />

die in bisherigen Prüfungen gestellten (Multiple-<br />

Choice-)Fragen zusammen und veröffentlichen<br />

sie mit ihren Lösungen.<br />

Die Rolle der Teilnehmer ist bei<br />

Seminaren wesentlich aktiver als<br />

bei Vorlesungen - durch Lehrerfragen<br />

und Teilnahme an der<br />

Diskussion wird der Lernende<br />

ständig gefordert. Die Vorbereitung<br />

und Präsentation eines<br />

Seminarvortrags bietet eine sehr<br />

gute Möglichkeit des Selbsttests.<br />

Im Praktikum steht die eigene<br />

Tätigkeit der Studierenden im<br />

Vordergrund.<br />

Allerdings geht es hier nicht um<br />

(sinnlose) Durchführungen irgendwelcher<br />

Handgriffe – der Praktikumsversuch<br />

hat nur dann einen<br />

Sinn, wenn er<br />

• durch eine sinnvolle Vorbereitung<br />

in den Kontext des<br />

Wissens eingebunden wurde,<br />

• durch eine sinnvolle Protokollierung<br />

und die Beschäftigung<br />

mit den Daten die<br />

Einübung der Fertigkeiten<br />

gestattet,<br />

• durch eine gute Nachbereitung<br />

die Festigung des Erlernten<br />

gestattet.<br />

Auch Lehrbücher sind zunächst<br />

passive Medien. Ihre Bedeutung<br />

im Lernprozess erhalten sie erst<br />

bei der Bearbeitung durch den<br />

Lernenden - er muss den angebotenen<br />

Stoff aktiv umsetzen -<br />

durch Stellen von Fragen und<br />

Anwendung des angebotenen<br />

Wissens auf Problemlösungen.<br />

Alleiniges "Lesen" eines<br />

Lehrbuches führt nicht zum<br />

Lernen!<br />

Fragensammlungen sind nützlich<br />

(und unverzichtbar) als Vorbereitung<br />

auf Prüfungen – sie<br />

gestatten die Simulation der<br />

Prüfung (auch im Hinblick auf<br />

den Zeitverlauf) und die Überprüfung<br />

des eigenen Leistungsstands.<br />

Sie werden im Studium auf die<br />

Verwendung von Fragensammlungen<br />

nicht verzichten können –<br />

aber diese sollten am Ende einer<br />

Lernphase stehen, in der es<br />

zunächst um das Verständnis<br />

des Stoffes geht.<br />

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Medium Didaktische Funktion Rolle der Teilnehmer<br />

Computer-<br />

Lernprogramme<br />

Computerlernprogramme stellen den Inhalt in<br />

kleinen Wissensabschnitten, häufig kombiniert<br />

mit Kontrollfragen, dar und geben bei Bedarf<br />

wissensabhängig zusätzliche Informationen.<br />

Zusätzlich können sie durch bewegte Grafiken<br />

(Animationen) komplexe Inhalte besser<br />

vermitteln und deren Verständnis erleichtern.<br />

Von besonderer Bedeutung ist der Einsatz von<br />

Simulationen, mit denen der Lernende<br />

bestimmte Sachverhalte am Computer aktiv<br />

bearbeiten und untersuchen kann.<br />

Ob der programmierte Unterricht<br />

dem eigenen Lernstil angepasst<br />

ist, muss jeder Studierende<br />

selbst ausprobieren.<br />

Die Möglichkeit, durch aktives<br />

(„forschendes“) Lernen anhand<br />

„virtueller“ Experimente den Stoff<br />

aktiv nachzuarbeiten, ist allerdings<br />

für jeden Lernenden eine<br />

große Hilfe.<br />

Die Veranstaltungstypen und Medien sollten nicht isoliert gesehen werden, erst in ihrer Kombination<br />

ergänzen sie sich und erleichtern das Lernen:<br />

Vorle- Überblick,<br />

sungen Schwerpunkte<br />

punktuelle<br />

Seminare Vertiefung des<br />

Vorlesungsstoffs<br />

Anwendung des<br />

Praktika Fachwissens auf<br />

prakt. Probleme<br />

Erläuternde<br />

Lehr-<br />

Darstellung des<br />

buch<br />

Faches<br />

Fragen- Überprüfung des<br />

samm- aktuellen<br />

lung Lernstatus<br />

Vorlesungen Seminare Praktika Lehrbuch<br />

Hintergrundwissen<br />

für das Seminar<br />

Hintergrundwissen<br />

für den Praktikums-<br />

versuch<br />

Vor- und<br />

Nachbereitung der<br />

Vorlesung<br />

für das in der<br />

Vorlesung<br />

präsentierte Wissen<br />

Hintergrundwissen<br />

für den<br />

Praktikumsversuch<br />

Vor- und Nachbereitung<br />

des<br />

Seminars<br />

Vor- und Nachbereitung<br />

des<br />

Seminars<br />

Vor- und Nachbereitung<br />

des<br />

Praktikumsversuchs<br />

Nacharbeit nicht<br />

gelöster Fragen<br />

Beispiele:<br />

o Sie können sich ein Fach durch intensives Studium eines (dicken) Lehrbuchs „komplett<br />

reinziehen“ und dabei alle Gebiete gleich intensiv lernen –<br />

oder Sie lassen sich in der Vorlesung vermitteln, welche Gebiete besonders wichtig sind und<br />

deshalb bis in die Einzelheiten hinein gelernt werden müssen, während bei anderen Bereichen ein<br />

Überblick ausreicht,<br />

oder Sie informieren sich in einer Fragensammlung, welche Gebiete besonders häufig abgefragt<br />

werden (entsprechende Listen finden Sie auch im Internet, z.B. unter http://www.medilearn.de/) und konzentrieren<br />

sich in Ihrer Bearbeitung auf diese Gebiete.<br />

o Sie können bei der Konzeption eines Seminarvortrags das entsprechende Kapitel eines<br />

Lehrbuchs komplett umsetzen,<br />

oder Sie informieren sich in der Vorlesung, in einer Fragensammlung oder beim Dozenten, was<br />

ein sinnvoller Schwerpunkt für den Vortrag wäre.<br />

Heutzutage ist eine Schwerpunktbildung innerhalb des Studiums unerlässlich; niemand ist imstande,<br />

sich allen Fächern mit gleicher Intensität zu widmen. Wenn Sie den Eindruck haben, dass die<br />

Dozenten Ihnen bei der Auswahl der Schwerpunkte helfen sollten, scheuen Sie sich nicht, diese<br />

danach zu fragen!<br />

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Mitschreiben und Nutzen von Skripten<br />

Sollte man in Vorlesungen oder Seminaren mitschreiben ? (In Praktika ist man in der Regel<br />

gezwungen, ein Protokoll anzufertigen).<br />

Ja – aber richtig!<br />

Welche Rolle hat das Mitschreiben bei einer Lehrveranstaltung?<br />

Mitschreiben sollte man nicht (mehr), um zu versuchen, die Ausführungen des Lehrenden lückenlos<br />

zu erfassen, und sich so quasi ein "eigenes Lehrbuch" zu erstellen.<br />

Das war früher sinnvoll, als es noch kein ausreichendes Angebot an Lehrmitteln gab. Heute aber sind<br />

so viele – zum Teil hervorragend gestaltete - Lehr- und Lernbücher auf dem Markt, dass es sinnvoller<br />

ist, diese zur Nach- (und auch zur Vor-!)arbeit der Lehrveranstaltung heranzuziehen.<br />

Dennoch ist es sinnvoll, bei Vorlesungen oder Vorträgen mitzuschreiben. Es geht aber dabei nicht<br />

darum, ein "Protokoll" der Präsentation zu erstellen. Vielmehr sollte eine Mitschrift eine Art<br />

"Arbeitsanweisung" für die Nacharbeit sein.<br />

Denn - ein Mitschreiben ohne Nacharbeit ist sinnlos!<br />

Dabei ist unter Nacharbeit keineswegs zu verstehen, dass stundenlang der Mitschrieb sauber<br />

abgeschrieben (oder in einen Computer getippt) wird.<br />

Nacharbeit bedeutet vielmehr,<br />

• dass man versucht, die Logik der Vorlesung oder des Vortrags nachzuvollziehen,<br />

• die vom Vortragenden gegebenen Informationen zu bewerten - in wichtige und unwichtige<br />

Aspekte zu differenzieren,<br />

• festzustellen, wo man etwas nicht verstanden hat und sich dieses dann zu erarbeiten,<br />

• und schließlich - den Stoff zu "lernen".<br />

Bei der Nacharbeit sollte man auch die Möglichkeiten der Gruppenarbeit nutzen (s.S. 24).<br />

Denn - beim (weitgehend passiven) Zuhören in einer Vorlesung oder einem Vortrag "lernt" man den<br />

dargebotenen Stoff nicht! Dazu ist eine intensive, aktive Beschäftigung mit den Fakten und<br />

Zusammenhängen notwendig.<br />

Aus diesen Überlegungen ergeben sich folgende Regeln (http://hitchhiker.fachschaft.informatik.<strong>uni</strong>kl.de/hhonline/hhnode42.html<br />

, http://www.ph-freiburg.de/deutsch/vademec/vmitschre.htm):<br />

• Lose Blätter anstatt fest gebundener Hefte benutzen.<br />

Korrekturen, Streichungen, Nachträge etc. lassen sich dadurch wesentlich einfacher vornehmen und<br />

zusätzliche Blätter, wie Kopien, Zeichnungen und Schmierblätter, lassen sich leicht einfügen. Die Blätter<br />

sollten (zusammen mit weiteren Unterlagen – z.B. kopierter Literatur) in einem nach Fachgebieten<br />

organisierten Ordner abgelegt werden.<br />

• Ausschließlich ein Papierformat, am besten DIN A4, benutzen.<br />

Die meisten Ordnungssysteme und Kopierer sind auf dieses Format eingestellt.<br />

• Blätter nur einseitig beschriften.<br />

Die Blattrückseite steht dadurch für Änderungen und Ergänzungen bei der Nacharbeitung zur Verfügung.<br />

• Das Blatt gedanklich oder tatsächlich aufteilen.<br />

Zum Beispiel in<br />

• Kopfzeile für Name und Typ der Veranstaltung, Datum und laufende Seitenzahl<br />

• Fußzeile für Ergänzungen und Querverweise<br />

• Heftrand fürs Abheften<br />

• Rand für Anmerkungen, Korrekturen, Schlüsselworte, Kommentare.<br />

• Das Gehörte sinnvoll strukturiert zu Papier bringen – und nicht einen linearen Fließtext<br />

produzieren wollen.<br />

• Erst schreiben, wenn ein Sinnabschnitt zu Ende ist – und nicht wild drauf los schreiben.<br />

• Die Hauptgedanken des Vorgetragenen stichwortartig zusammenfassen – keinesfalls ganze<br />

Sätze mitschreiben.<br />

• Sinnvolle Abkürzungen verwenden.<br />

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• Namen und Begriffe möglichst vollständig und korrekt notieren, damit diese später eventuell rasch<br />

nachgeschlagen werden können.<br />

• Stichwörter nicht linear anordnen, sondern so, dass Zusammenhänge deutlich werden.<br />

Ein (selbstentwickeltes) System von Pfeilen, Symbolen o.ä. leistet hier gute Hilfe, um bestimmte<br />

Zusammenhänge zu verdeutlichen (Begriffsdefinitionen, logische, temporale, kausale,<br />

Folgezusammenhänge usw.).<br />

• Literaturbelege sorgfältig notieren.<br />

• Alle Blätter sorgfältig nummerieren und jedes Blatt mit dem Titel der Vorlesung versehen (auch<br />

zum Zweck einer späteren Verwendung in anderen Kontexten).<br />

• Eine Vorlesungsmitschrift ist nur sinnvoll, wenn diese möglichst rasch nach der Vorlesung selbst<br />

be- und überarbeitet wird. Vergleichen Sie Ihr Manuskript mit dem von Kommilitonen und<br />

Kommilitoninnen.<br />

In vielen Fällen geben Ihnen die Dozenten eigene Übersichten – etwa indem sie ihre Präsentation in<br />

das Internet stellen. Diese Übersichten sind eine Hilfe und können die Grundlage für Ihre Mitschrift<br />

sein (vorher ausdrucken) oder diese ergänzen; die eigene, aktive Bearbeitung des Stoffes und das<br />

Nachvollziehen der Gedankengänge des Dozenten aber können diese Übersichten nicht ersetzen!<br />

Insbesondere der Punkt „Stichwörter nicht linear anordnen, sondern so, dass Zusammenhänge<br />

deutlich werden“ ist mit dem klassischen Mitschreiben nur schwer zu erfüllen: in vielen Fällen ist der<br />

Vortrag des Unterrichtenden nicht linear – er gibt zunächst eine Übersicht, geht dann die aufgeführten<br />

Themen Punkt für Punkt durch, verweist auf bereits Gesagtes, gibt Beispiele, springt im Text.<br />

Daher sollte man erproben, ob einem persönlich die Verwendung von MindMaps, die schon bei der<br />

Erstellung eine Ordnung in die Aufzeichnung bringen, helfen kann (Anleitungen und Hinweise siehe<br />

unten). Zusätzlich ergibt sich so ein auch das grafische Gedächtnis aktivierendes Schema, das das<br />

Lernen des Stoffs und den Überblick über diesen erleichtert.<br />

Missense-Mut.<br />

Nonsense-Mut.<br />

Leseraster-Mut.<br />

Ausgangskonstruktion<br />

Energiebilanz<br />

Prinzipien<br />

Unterschiede zum Darwinismus<br />

Synonyme (stille) Mutationen<br />

Nicht-Synonyme Mutationen<br />

Konserevative Mutationen<br />

Frankfurter Evolutionstheorie<br />

Punktmutationen<br />

Deletionen / Insertionen<br />

Transposon-Insertionen<br />

Gen-Duplikationen<br />

Chromosomale Inversionen und<br />

Translokationen<br />

Suppressor-Mutationen<br />

Positive Mutationen<br />

Negative Mutationen<br />

Neutrale Mutationen<br />

Arten<br />

in der Evolution<br />

Neo-darwinistische Evolutionstheorie =<br />

Selektionismus<br />

Neutrale Evolutionstheorie (Kimura 1968)<br />

Mutation<br />

Selektion<br />

Mutationen<br />

Evolutionstheorien<br />

09.07.04 - v5<br />

Theorien:<br />

Modus der Evolution<br />

Aussterben<br />

Darwinismus (Neodarwinismus)<br />

Lamarkismus<br />

Creatinismus<br />

"Artenexplosion" im Kambrium<br />

Kontinuierlich<br />

Sprunghaft<br />

Beispiel einer MindMap-Mitschrift: Teil einer Evolutionsvorlesung<br />

Katastrophe durch externes Ereignis Bsp: Aussterben der Dinosaurier durch<br />

Meteoriteneinschlag<br />

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Schematisch ergibt sich so folgender „idealer“ Ablaufplan für den Besuch einer Vorlesung:<br />

Vor der Vorlesung<br />

Überblick über das Gebiet gewinnen (z.B. durch Bearbeitung der wichtigsten<br />

Begriffe in einem Lexikon)<br />

Grundinformationen über das Thema sammeln (z.B. aus einem Kurzlehr- oder<br />

Schulbuch)<br />

In der Vorlesung Mitschreiben in Form einer MindMap<br />

Nach der Vorlesung<br />

in größeren<br />

Abständen:<br />

Skripte<br />

Unklare Begriffe im Lexikon klären,<br />

exakte Definitionen wichtiger Begriffe nachschlagen<br />

Begriffsnetz (Concept Map) der Vorlesung bzw. des Vorlesungsabschnitts<br />

erstellen bzw. das der vorherigen Vorlesung überarbeiten und ergänzen<br />

Stoff im Lehrbuch lesen, um eine andere Darstellungsweise kennen zu lernen<br />

Sofern sinnvoll: Stoff mit Multimedia-Programmen aktiv erarbeiten (s.u.)<br />

Aufgaben zum Vorlesungsthema bearbeiten<br />

Stoff anhand der MindMaps, Unterlagen und Konzeptkarten wiederholen,<br />

evtl. in neuen Konzeptkarten zusammenfassen.<br />

Viele Hochschullehrer erleichtern Ihnen die Arbeit, indem sie Skripte herausgeben.<br />

In einem Skript werden wesentliche Aspekte der Vorlesung oder des Seminars zusammengefasst. Die<br />

Form der Skripte variiert dabei extrem – von einer Stichwortliste zum Inhalt über ausgearbeitete Texte<br />

bis hin zum multimedialen Skript mit eingearbeiteten Experimenten etc.<br />

Da heute viele Vorlesungen und Seminare mit Hilfe von Präsentationsprogrammen gehalten werden,<br />

finden Sie im Intra- und im Internet häufig auch Kopien der in der Vorlesung gezeigten Folien.<br />

Skripte<br />

o erleichtern das Mitschreiben,<br />

o geben eine Rohfassung für Ihre eigene Nacharbeit,<br />

o präsentieren Ihnen häufig die in der Vorlesung anhand von Grafiken oder Tabellen<br />

gezeigten Beispiele in hervorragender Qualität.<br />

Aber:<br />

Skripte ersetzen nicht das eigene Mitschreiben und schon gar nicht die Nacharbeit!<br />

"Aktive" Nacharbeit<br />

Stoff, den man in einer Vorlesung oder in einem Seminarvortrag gehört hat, befindet sich zunächst<br />

noch nicht fest im Langzeitgedächtnis. Er muss dort in den Zusammenhang des bereits Gelernten<br />

eingebunden und damit verknüpft werden, um dauerhaft gespeichert zu werden. Dies ist ein aktiver<br />

Prozess.<br />

Um diesen Vorgang durchzuführen, muss man den Stoff durchdenken, ihn analysieren. Das geht am<br />

besten durch Zerlegung in Einzelprobleme und deren<br />

Lösung, durch die Bearbeitung von (selbst-gestellten oder vorgegebenen) Aufgaben. Je mehr<br />

Eingangskanäle (Sehen, Hören, Riechen, manuelle Tätigkeiten) man dabei nutzt, desto einfacher wird<br />

der Stoff aufgenommen, und desto besser wird er gelernt (die Dokumentation der Wichtigkeit für das<br />

Gedächtnissystem nimmt zu):<br />

o Schemata (MindMaps, Konzeptkarten) der Begriffe und Formeln zu erstellen ist besser, als sie nur<br />

zu lesen,<br />

o die Bedeutung von Begriffen und Formeln, ihre Aussage zu hinterfragen, ist effektiver, als sie<br />

auswendig zu lernen; (dass Sie die Formel dennoch können {d.h. auswendig gelernt haben}<br />

müssen, ist eine andere Sache),<br />

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o die Ergebnisse der Formeln (auf Papier oder im Computer) zu berechnen und zu analysieren, ist<br />

noch effektiver,<br />

o die Begriffe und Formeln schließlich anzuwenden, sie bei der Lösung von Aufgaben<br />

unterschiedlicher Schwierigkeits- und Komplexitätsgrade einzusetzen, ist die effektivste Methode.<br />

Beispiel: Mechanik<br />

In dem für das Medizinstudium relevanten Abschnitt der Mechanik ist es sinnvoll, sich folgende<br />

Begriffe / Techniken durch aktive Übung klar zu machen und einzuprägen:<br />

Begriff des Vektors Definition<br />

Vektorrechnung: Addition<br />

Kräftezerlegung<br />

Verfahren (grafisch, mathematisch)<br />

Schwerpunkt, Gleichgewicht<br />

lineare Bewegungen<br />

Definition, Anwendungen im Sport<br />

Impuls, Kraft, Stoß<br />

Kreisbewegungen<br />

Definitionen, Einheiten<br />

Drehmomente Definition, Hebelgesetz<br />

Energie, Arbeit, Leistung Definitionen, Einheiten<br />

Untersuchung von<br />

o Armmodellen<br />

o Physik der Wirbelsäule<br />

o Streckverband<br />

Dies kann „klassisch“ erfolgen, indem man Aufgaben mit Papier und Bleistift bearbeitet und die<br />

Lösungen kontrolliert. Man kann aber heute eine wesentliche Verbesserung des aktiven Lernens<br />

durch Einsatz des Computers erreichen.<br />

Die Möglichkeiten des Computers zur Unterstützung des Lernens werden weder von den Lehrenden<br />

noch von den Lernenden ausreichend genutzt. Insbesondere in Verbindung mit dem Informationsangebot<br />

des Internet ergeben sich vielfältige Möglichkeiten, sich das Lernen zu erleichtern. Das soll<br />

hier an vier Beispielen gezeigt werden:<br />

1. Mathematische Funktionen<br />

Um mathematische Funktionen wirklich zu verstehen, muss man mit ihnen „spielen“,<br />

“experimentieren“ – ihre Parameter verändern, sie kombinieren, die Ergebnisse betrachten.<br />

Dies ist mit Papier, Taschenrechner und Bleistift sehr mühsam – man muss immer wieder<br />

Funktionswerte für Parameterkombinationen berechnen, die Ergebnisse grafisch darstellen, die<br />

Kurven vergleichen und analysieren.<br />

Hier kann die Tabellenkalkulation helfen: Stellt man sich einmal ein passendes Arbeitsblatt<br />

zusammen, kann man durch Änderung des Inhalts einzelner Zellen die Parameter der Funktion<br />

ändern; das Programm ändert dann sofort die Werte der Kurve und passt die grafische<br />

Darstellung entsprechend an.<br />

Ein Beispiel dazu ist das Arbeitsblatt “Funktionen“ zum gleichnamigen Exkurs, das wichtige<br />

Grundfunktionen darstellt.<br />

2. Physikalische Sachverhalte<br />

Physikalische Sachverhalte werden oft in Formeln und Merksätzen dargestellt – beides sind eher<br />

unanschauliche Formen, die zum Lernen nur bedingt geeignet sind.<br />

Man kann natürlich die Eigenschaften der ausgezeichneten<br />

Strahlen (Mittelpunkt-, Brennpunkt- und<br />

Parallelstrahl) bei der Linse und auch die Linsengleichung<br />

1/f = 1/g + 1/b auswendig lernen, dann möglichst viele<br />

Altfragen studieren und die Prüfung bestehen.<br />

Wird man dann zwei Wochen nach der Prüfung auf das<br />

Thema „Linse“ angesprochen, wird man rot (oder bleibt<br />

ganz cool) und erläutert wortreich den Begriff der<br />

Hülsenfrüchte.<br />

Man kann aber alternativ einen optischen Baukasten aus dem Internet herunterladen (Adresse<br />

und Beispiel siehe Seminar Physik V – Optik) und auf dem Rechner installieren. Und dann kann<br />

man mit einem Mausklick Linsen, Gegenstände, Spiegel anordnen, mit weiteren Mausklicks deren<br />

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Eigenschaften (Brennweite, Lage, Abstand) ändern und sich die Ergebnisse zeigen lassen. Die<br />

ausgezeichneten Strahlen liefert das Programm gleich mit.<br />

Durch virtuelles Experimentieren kann man so die Optik interaktiv „begreifen“, den Formeln<br />

Bedeutung geben, ihre Eigenschaften erfahren. Man muss zwar noch lernen, dass 1/f gleich 1/g<br />

+ 1/b ist, aber diese Formel ist nicht mehr inhaltsleer. Und sollte das IMPP (das Institut, das die<br />

Physika zusammenstellt) einmal eine andere Linsenkombination abfragen, kann man mit dieser<br />

Frage umgehen.<br />

2. Beispiel:<br />

In der Physik sollen Sie lernen, dass Widerstände anders auf Wechselstrom reagieren als<br />

Kondensatoren: während ein Widerstand frequenzunabhängig immer den gleichen<br />

Widerstandwert aufweist, ist der Wechselstromwiderstand eines Kondensators nach der Formel<br />

R~ = 1/2 π f C von der Frequenz f der Spannung und der Kapazität C des Kondensators<br />

abhängig.<br />

Auch der Mensch ist ein Kondensator. Das stellt man fest, wenn man sich beim Gang über einen Teppich auf<br />

eine Spannung von >10 000 V auf- und an einem anderen Menschen (oder der Türklinke) wieder entlädt.<br />

Auch die Kapazität des Menschen ist frequenzabhängig. Diese Eigenschaft kann zu starken Messfehlern bei<br />

elektrophysiologischen Messungen führen.<br />

Sie können diesen Zusammenhang auswendig lernen.<br />

Sie können aber auch im Internet das Programm<br />

Circuitbuilder von Toon Van HOECKE von der<br />

<strong>Uni</strong>versität Gent<br />

(http://webphysics.davidson.edu/Applets/circuitbuil<br />

der/default.htm ) herunterladen, das es Ihnen<br />

gestattet, auf einem virtuellen Steckbrett<br />

elektronische Schaltungen zusammenzustellen<br />

und mit Volt- und Amperemeter sowie Oszilloskop<br />

zu untersuchen.<br />

Wenn Sie sich eine kleine Schaltung aus einer<br />

Wechselspannungsquelle, einem Widerstand und<br />

einem Kondensator aufbauen, die Spannungen<br />

an Widerstand und Kondensator mit je einem<br />

Voltmeter messen und die Frequenz der<br />

Sinusspannung verändern, „erfahren“ Sie die<br />

physikalische Aussage ganz anders.<br />

Sie finden im Internet (z.B. auf den Seiten http://webphysics.davidson.edu/Applets/Applets.html )<br />

eine Vielzahl solcher (in der Regel einfach zu bedienender, kurzer) Programme zur Visualisierung<br />

physikalischer Begriffe, Formeln und Gesetze. Nutzen Sie diese Möglichkeiten!<br />

3. Physiologische Sachverhalte<br />

In der Physiologie erklärt man die Entstehung des Aktionspotentials durch die Aktivität<br />

verschiedener Ionenkanäle in der Membran der Nervenzelle. Diese Kanäle haben<br />

unterschiedliche Eigenschaften, die mathematisch formuliert und als System von<br />

Differenzialgleichungen beschrieben werden können.<br />

Im Internetangebot zum Vorkurs finden Sie drei Beispiele für Videos, die das Zustandekommen<br />

von Aktionspotentialen erklären.<br />

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Vergleichen Sie die Videos! Sie werden feststellen, wie unterschiedlich (in der Darstellung, aber<br />

auch in der Zielsetzung und in der Schwerpunktbildung) man den gleichen Sachverhalt darstellen<br />

kann. Sie können hier auch die unterschiedliche Wirkung verschiedener Eingangskanäle<br />

betrachten: das mittlere Video nutzt keinen gesprochenen Kommentar.<br />

Gleichzeitig können Sie hier Ihre Englischkenntnisse (s.S. 37) testen. Der größte Teil der im<br />

Internet zu findenden Materialien liegt in dieser Sprache vor.<br />

Einen anderen Weg zur Erarbeitung des Themas „Entstehung von Aktionspotentialen“ nutzt eine<br />

Computersimulation:<br />

Eine Suche im Internet führt zum Programm HHSim (http://www-2.cs.cmu.edu/~dst/HHsim/ ), das<br />

man sich kostenlos herunterladen kann.<br />

Dieses Programm gestattet nun genau das<br />

„Spielen“/“Experimentieren“ mit dem System, das<br />

man – ohne aufwendige mathematische Berechnungen<br />

anzustellen – nutzen kann, um sich den<br />

Inhalt der „Erklärung des Aktionspotentials durch<br />

das Hodgkin-Huxley-Modell“ (so die offizielle<br />

Bezeichnung) aktiv zu erarbeiten:<br />

man kann einzelne Kanäle mit bestimmten<br />

Eigenschaften aus dem Modell entfernen oder<br />

hinzufügen, man kann die Art der Reize ändern<br />

usw.<br />

Wenn man sich hier definierte Aufgaben stellt,<br />

diese dann mit dem Simulationsprogramm be-<br />

arbeitet und die Ergebnisse analysiert, erarbeitet man sich das Aktionspotential besser (da aktiv)<br />

als durch das Lesen eines Lehrbuchkapitels: man nutzt verschiedene Kanäle und zwingt sich, das<br />

Modell kritisch zu durchdenken, statt es (oder einige der Formeln) sinnlos auswendig zu lernen.<br />

Unter Nutzung der üblichen Suchmaschinen (z.B. Google) findet man im Internet zu sehr vielen<br />

Problemen aus dem Unterricht solche Simulationen. Nicht alle sind gleich gut – deshalb ist es<br />

wichtig, dass die Hochschullehrer solche Beispiele empfehlen (fragen Sie nach!) oder die<br />

Studierenden die Links guter Programme austauschen.<br />

Ein Ausgangspunkt können auch die Programme sein, die wir im Internetmaterial zum<br />

Vorbereitungskurs zur Verfügung stellen.<br />

Wichtig ist hierbei allerdings, dass Sie nicht sinnlos sammeln: Sie sollten den Zeitbedarf für das<br />

Finden der Simulationsprogramme und auch für die Beschäftigung mit selbigen realistisch<br />

einschätzen. Eine Ansammlung faszinierender Simulationsprogramme mag Ihnen ein gutes<br />

Gefühl geben, alles zu besitzen – ohne Beschäftigung mit den Programmen werden diese Ihnen<br />

nicht helfen.<br />

Setzen Sie Schwerpunkte, überlegen Sie (oder lassen sich vom Dozenten sagen), welche<br />

Probleme oder Formeln besonders wichtig sind. An dieser Stelle ist auch die Möglichkeit für die<br />

Zusammenarbeit mit Ihren Kommilitonen gegeben – sowohl bei der Sammlung und dem<br />

Austausch der Programme als auch bei der gemeinsamen Arbeit mit ihnen.<br />

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4. Chemische und biochemische Moleküle<br />

Chemische Moleküle werden in einer eigenen Sprache, der<br />

Strukturformel, beschrieben. Diese stellt einerseits das Molekül<br />

übersichtlich dar, enthält aber andererseits auch Informationen zur<br />

dreidimensionalen Gestalt des Moleküls. Um die Beteiligung des<br />

Moleküls an chemischen Reaktionen zu verstehen, benötigt man oft<br />

ein 3D-Modell der Struktur, das erfahrene Chemiker aus der 2D-<br />

Formel ableiten können.<br />

Aus der Strukturformel des Alkaloids Aconitin (s. links oben) die tatsächliche<br />

Struktur des Moleküls (unten) abzuleiten, setzt allerdings große Erfahrung in<br />

der Interpretation von Strukturformeln voraus.<br />

Hier kann der Computer helfen:<br />

Laden Sie sich aus dem Internet z.B. das (kostenlose) Programm<br />

ChemSketch der Firma ACD (http://www.acdlabs.com/ ) herunter.<br />

Sie haben nun ein chemisches Zeichenprogramm, mit dem Sie z.B.<br />

die Strukturformeln chemischer und biochemischer Verbindungen für<br />

Seminarvorträge professionell erstellen können.<br />

Das Programm besitzt aber zusätzlich eine<br />

eingebaute Routine, mit der aus der Strukturformel<br />

die (energetisch günstigste, wahrscheinlichste)<br />

dreidimensionale Struktur des Moleküls<br />

berechnet werden kann. Dieses Molekülmodell<br />

kann dann in einem Hilfsprogramm gedreht und<br />

gewendet werden und vermittelt eine gute<br />

Vorstellung von der tatsächlichen Struktur des<br />

Moleküls.<br />

Wenn Sie bei stereochemischen Fragestellungen<br />

(konjugierte Doppelbindungen, Aromaten,<br />

cyclische organische Moleküle) dieses (oder ein<br />

ähnliches) Programm anwenden, werden Ihnen<br />

viele chemisch- biochemische Aussagen deutlicher erscheinen.<br />

Inzwischen sind sehr viele Protein- und Nukleinsäurestrukturen experimentell bestimmt und in<br />

Form von Koordinatenlisten im Internet (http://www.rcsb.org/pdb/ ) veröffentlicht worden. Diese<br />

können mit passenden Darstellungsprogrammen (Molekülviewern, z.B. Rasmol, Show3D, spdbv)<br />

analysiert werden.<br />

An diesem Beispiel kann man gut die verschiedenen Ebenen des Lernens und Verstehens<br />

demonstrieren:<br />

o die Grundinformationen zu einem Molekül, den Namen und die Strukturformel müssen Sie<br />

(auswendig) lernen<br />

o den systematischen Namen (Grundverbindung und<br />

funktionelle Gruppen) sollten sie aus der Strukturformel<br />

ableiten können<br />

o Grundlage für das „Lernen“ (zum Bestehen der<br />

Prüfungen) bleiben die Textversion und die 2D-<br />

Strukturformel der chemischen Verbindung (3D-<br />

Darstellungen sind zum Lernen völlig ungeeignet)<br />

o die Beschäftigung mit der 3D-Struktur der Moleküle<br />

erleichtert aber in vielen Fällen das Verständnis für<br />

Eigenschaften und Reaktionen der Substanzen<br />

und hilft dabei, die 2D-Strukturformel in ein 3D-Bild<br />

umzusetzen.<br />

Das oben erwähnte Programm<br />

Chemsketch besitzt die Funktion<br />

„Generate Name from Structure“, die zu einer<br />

Strukturformel den systematischen Namen<br />

bestimmt – eine hervorragende Möglichkeit, sich<br />

selbst zu testen und die Aussagefähigkeit der<br />

Strukturformeln praktisch einzuüben<br />

Beispiel: Anwendung auf Glutaminsäure<br />

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Im Internet finden Sie viele Lernprogramme zu biochemischen Themen.<br />

So können Sie sich z.B. von der Internetseite http://www.rwg-bayreuth.de/chemie/chime/hemoglob/<br />

(auch von der Internetseite des Vorkurses) das Programm „Hämoglobin“ herunterladen.<br />

HÄMOGLOBIN<br />

Proteinstruktur<br />

• Glycin<br />

• Peptide und zentrale Ketten<br />

Hämoglobin<br />

• Hämoglobin & Häm<br />

• Hämoglobin: Sekundärstrukturen<br />

• Alpha-Helix: Wechselwirkungen<br />

• Hydrophobizität, Polarität & Ladungen<br />

Sichelzellen-Hb<br />

Das Programm erfordert die Installierung eines<br />

speziellen Programms zur Darstellung biochemischer<br />

Strukturen im Browser (CHIME-Plugin). Das Programm<br />

und nähere Informationen zur Installation finden Sie auf<br />

den Internetseiten des Vorkurses.<br />

Das Programm erläutert am Beispiel des Hämoglobins die Biochemie der<br />

Proteine. Ausgehend von einer Aminosäure wird die Struktur von Peptiden<br />

und Peptidketten erarbeitet. Dieses Wissen wird dann auf die Struktur des<br />

Hämoglobins angewendet.<br />

Durch Einsatz eines modernen Visualisierungsprogramms, bei dem der<br />

Lernende die Darstellungsart bestimmt (links das Hämoglobin mit<br />

unterschiedlich gefärbten Ketten als Kalottenmodell dargestellt, um die<br />

Moleküloberfläche sichtbar werden zu lassen), und das Molekül drehen<br />

und wenden kann, wird der komplexe Sachverhalt „begreifbar“.<br />

Das gewonnene Wissen wird dann genutzt, um die molekulare Ursache<br />

einer bekannten Erbkrankheit, der Sichelzellenanämie, zu erläutern.<br />

In einer virtuellen „Fahrt“ durch das Molekül wird eines der Bauprinzipien von Proteinen, die<br />

unterschiedliche Verteilung von hydrophilen (grün bzw. hell) und hydrophoben (grau) Aminosäuren<br />

deutlich:<br />

Hydrophile Aminosäuren besetzen vorzugsweise die Oberfläche des Proteins und vermitteln den<br />

Kontakt zur wässrigen Umgebung und zu Nachbarmolekülen, hydrophobe Aminosäuren bilden einen<br />

Kern- oder Corebereich im Molekül und stabilisieren durch eine spezielle Bindung, die hydrophobe<br />

Wechselwirkung, die 3D-Struktur des Moleküls.<br />

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Wie wichtig dies ist, wird am Beispiel einer Erbkrankheit gezeigt:<br />

Blutprobe eines Patienten mit<br />

Sichelzellenanämie mit Sichel- (S)<br />

und Boot-(B)-zellen.<br />

Bei dieser Erkrankung ist nur<br />

eine Aminosäure im Hämoglobinmolekül<br />

durch eine<br />

Mutation ausgetauscht. Da aber<br />

die ausgetauschte Aminosäure<br />

hydrophob ist, entsteht auf der<br />

Moleküloberfläche ein<br />

hydrophober Fleck, der mit<br />

anderen hydrophoben Stellen<br />

auf der Proteinoberfläche bindet<br />

und auf diese Weise lange<br />

Proteinketten erzeugt, die zu<br />

den typischen<br />

Sichelzellen (mit verminderter Sauerstofftransportkapazität) führen.<br />

Nähere Informationen zu den medizinischen Folgen können Sie dem Artikel „Anomale Hämoglobine: Erscheinungsbilder und<br />

Abklärung“ von Andreas R. Huber et al., Schweiz Med Forum 2004;4:921–926 entnehmen, den Sie im Internet unter<br />

http://www.medicalforum.ch/pdf/pdfhist_d/2004/2004-37/2004-37-078.pdf finden.<br />

Ein anderes Beispiel verknüpft physiologische mit<br />

biochemischen Fragestellungen:<br />

Die Struktur der Kanalproteine, die für die Entstehung der<br />

Aktionspotentiale verantwortlich sind (s. oben), ist<br />

inzwischen weitgehend aufgeklärt.<br />

Analysiert man mit Hilfe eines Molekülviewers die Struktur<br />

dieses Moleküls in offenem und geschlossenem Zustand,<br />

so unterstützt man durch die zusätzliche optische<br />

Information das Verständnis (und damit auch das Lernen)<br />

der für die Entstehung von Aktionspotentialen notwendigen<br />

Informationen.<br />

5. Modellbildung und Computersimulation<br />

Die oben gezeigten Beispiele von Simulationsprogrammen dienen der Veranschaulichung letztlich<br />

mathematischer Gesetzmäßigkeiten oder der Darstellung komplexer Strukturen (Moleküle,<br />

Kanalproteine). Sie helfen bei deren Visualisierung und unterstützen so das Lernen.<br />

Es gibt aber einen Bereich der Biowissenschaften, in denen Simulationsprogramme eine zentrale<br />

Rolle spielen. Dieser Bereich hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen<br />

In den letzten Jahren und Jahrzehnten hat sich in der Biowissenschaft eine Änderung (oder<br />

Erweiterung) ihres grundsätzlichen Ansatzes vollzogen.<br />

Ursprünglich versuchte man, von der Ebene einzelner Elemente biologischer Systeme (der<br />

Moleküle, Organellen, Zellen, Organe, Organismen) auf deren jeweils übergeordnete Einheiten zu<br />

schließen. Dies geschah im Einzelfall derart, dass zunächst eine möglichst exakte Analyse der<br />

Eigenschaften einzelner Elemente durchgeführt wurde, um diese umfassend verstehen zu<br />

können. Daraus erwuchs ein besseres Verständnis derselben, was wiederum ermöglichte, die<br />

Eigenschaften der übergeordneten Einheiten zu erklären (z.B. die Zusammenlagerung der Zellen<br />

zu Geweben und Organen). Als typisch für diese Art der Naturbeschreibung erweist sich die<br />

Reduktion auf möglichst einfache Zusammenhänge, die quantitativ in der Regel durch lineare<br />

mathematische Funktionen beschrieben werden können. Diese Methode verfolgt den Grundgedanken,<br />

dass sich aus den Eigenschaften und Relationen der Einzelelemente das Verhalten<br />

des komplexen Systems jeweils (exakt) vorhersagen (berechnen) lässt.<br />

Ein Beispiel für diesen Ansatz ist das Bestreben der Biochemie, die Reaktionen des Zellstoffwechsels<br />

und ihre Partner (Metaboliten, Enzyme) möglichst genau zu beschreiben. In gleicher<br />

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Weise hat die Molekularbiologie möglichst viele Gene und ihre Regulation erforscht (z.B. im<br />

„Human Genome Project“ zur Sequenzierung des kompletten menschlichen Genoms).<br />

Beim Versuch, biologische Vorgänge auch<br />

quantitativ zu beschreiben, hat sich aber gezeigt,<br />

dass dies nicht ausreichend ist. Ein Grund dafür<br />

ist die starke Vernetzung der Reaktionen über<br />

Rückkopplungen: Viele biologische Systeme sind<br />

über positive und negative Rückkopplungen<br />

miteinander verbunden; Aktionen eines Systems<br />

beeinflussen die Reaktionen in einem anderen<br />

System.<br />

Das ist schematisch für den Stoffwechsel einer<br />

Zelle in der rechten Abbildung dargestellt. Viele<br />

Substanzen in der Zelle gehören verschiedenen<br />

metabolischen Systemen an, d.h. ihre<br />

Konzentration in der Zelle wird nicht nur von einer<br />

Reaktion (oder einer Folge von Reaktionen)<br />

bestimmt.<br />

Bei rückgekoppelten Systemen muss das<br />

System als ganzes untersucht werden; die<br />

Analyse der Einzelvorgänge erbringt keine<br />

Informationen über das Verhalten des<br />

Systems.<br />

Die Untersuchung solcher Rückkopplungsphänomene<br />

führt zu komplexen Modellen, die<br />

nicht mehr leicht zu überschauen sind. Für ihre<br />

Untersuchung müssen eigene Methoden (z.B.<br />

System Dynamics) und entsprechende<br />

Computerprogramme (z.B. Simulationssoftware<br />

wie VENSIM) herangezogen werden. Durch<br />

grafische Oberflächen und Eingabetools sind<br />

diese Programme leicht zu bedienen. Eine<br />

Vielzahl von veröffentlichten Modellen gestattet<br />

die eigene Untersuchung (aktives Lernen!)<br />

solcher Phänomene.<br />

Der Exkurs „Modellbildung, Modellierung, Simulation,<br />

System Dynamics“ gibt hier Hinweise zum Vorgehen.<br />

Ein zweiter Grund für eine wesentliche Änderung der<br />

Betrachtungsweise liegt darin, dass man erkannt hat, dass viele<br />

Abhängigkeiten in der Biologie nichtlinear sind, also die Änderung<br />

eines Parameters nicht zu einer proportionalen Änderung des<br />

Systems führt. Kleine Änderungen eines Partners können zu<br />

großen Änderungen des Systems führen, das zeigt insbesondere<br />

die „Chaos“forschung. Schon mit relativ einfachen Experimenten<br />

lässt sich zeigen, dass eigentlich komplett berechenbare<br />

Anordnungen einfacher physikalischer Geräte zu<br />

unvorhersagbarem Verhalten neigen (z.B. das nebenstehend<br />

gezeigte „Chaospendel“).<br />

System Dynamics Modell, das die Entstehung einer<br />

Epidemie beschreibt<br />

http://www.hardenberggymnasium.de/physik/experim/exp06.htm<br />

Nichtlineare Systeme sind sehr unanschaulich und nur schwer zu erlernen. Hier kommt dem<br />

Einsatz von Simulationen eine besondere Bedeutung zu.<br />

Im Augenblick entsteht (durch die Zusammenarbeit von Bioinformatikern, Biochemikern, Molekularbiologen,<br />

Physiologen, Anatomen und Klinikern) das neue Gebiet der „Strukturbiologie“. Es<br />

stellt sich die Aufgabe, .biologische Systeme in ihrer Komplexität zu untersuchen und zu verstehen<br />

und auch auf bisher schlecht verstandene medizinische Fragen anzuwenden.<br />

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Fähigkeiten und Fertigkeiten, die man trainieren (und möglichst bald beherrschen) sollte<br />

Wie bei jeder Ausbildung muss man auch beim Studium Fähigkeiten und Fertigkeiten erwerben (und<br />

durch häufige Anwendung schulen), die man bei der Arbeit (dem Lernen) immer wieder benötigt. Was<br />

dem Auto- und Feinmechanikerlehrling die (oft ungeliebte) obligatorische Beschäftigung mit dem<br />

Feilen zu Beginn der Lehre ist, sollte dem Studierenden der Erwerb von Fertigkeiten im Lesen, in der<br />

Informationszusammenstellung und deren Darstellung sein. Wenn Sie sich zu Beginn des Studiums<br />

mit den folgenden Techniken beschäftigen, und diese im Laufe der ersten Semester (in denen Sie -<br />

auch wenn es häufig nicht so aussehen mag - noch über mehr Zeit als in späteren Studienabschnitten<br />

verfügen ) routinemäßig einüben, können Sie auf diese Weise viel Zeit sparen und Ihr<br />

Studium sinnvoll organisieren.<br />

Unter den angegebenen Internet-Adressen finden Sie jeweils Einführungen und Erläuterungen zu den<br />

Methoden, zum Teil auch Beispiele. Wählen Sie Ihnen geeignet erscheinende Techniken aus, und<br />

üben Sie sie im täglichen Studium des ersten Semesters ein!<br />

Sprachkenntnisse<br />

Sie werden feststellen, dass heute ein Medizinstudium ohne englische<br />

Sprachkenntnisse kaum noch durchführbar ist.<br />

Früher stellte Latein die lingua franca der Wissenschaft dar – neue<br />

Erkenntnisse wurden in lateinischen Publikationen veröffentlicht, damit<br />

alle Gelehrten sie erfahren konnten. Dies hatte mit dem großen<br />

Einfluss der Kirche auf die <strong>Uni</strong>versitäten des Mittelalters zu tun.<br />

An die Stelle des Lateinischen ist heute die englische Sprache<br />

getreten. Für Humanbiologen ist eine gute Kenntnis der englischen<br />

Sprache Voraussetzung, da sie im Laufe ihres Studiums häufig<br />

Originalarbeiten lesen müssen, die heute in aller Regel in dieser Sprache veröffentlicht werden. Aber<br />

auch Medizin- und Zahnmedizinstudierende werden im Laufe ihres Studiums, spätestens bei der<br />

Anfertigung der Diplom-, Bachelor- und Masterarbeit in Humanbiologie oder Physiotherapie oder bei<br />

einer Promotion, englischsprachige Arbeiten lesen (und verstehen) müssen.<br />

Sinnvoll ist auch eine Beschäftigung mit englischen oder amerikanischen Lehrbüchern: diese sind<br />

häufig hervorragend geschrieben, sehr gut illustriert und zeigen teilweise erfrischend neue Ansätze in<br />

der Präsentation. Zudem sind sie häufig preiswerter als die deutschen Gegenstücke und lassen sich<br />

im Zeitalter von Internetbuchhandlungen leicht und billig besorgen.<br />

Tipps:<br />

• Seien Sie mutig - versuchen Sie einfach, eine<br />

Publikation zu lesen (und zu verstehen).<br />

Es ist gar nicht so schwer!<br />

• Übersetzen Sie eine Arbeit nicht Wort für Wort!<br />

Das kostet ungeheuer viel Zeit und bringt recht<br />

wenig.<br />

Versuchen Sie stattdessen lieber, die Aussagen zu<br />

verstehen.<br />

Das ist bei dem recht einfachen Englisch, in dem<br />

Publikationen in der Regel geschrieben sind,<br />

möglich.<br />

• Schlagen Sie wichtige Worte, deren Bedeutung Sie<br />

nicht (genau) kennen, im Wörterbuch nach, und<br />

notieren Sie das Ergebnis auf der Kopie der Arbeit.<br />

• Mehr als in anderen Bereichen gilt hier:<br />

Übung macht den Meister!<br />

Studierende der Humanmedizin müssen im ersten Studienabschnitt ein Wahlfach belegen. Am Fachbereich und<br />

im Sprachenzentrum der <strong>Uni</strong>versität werden immer wieder spezielle Sprachkurse „Englisch für Mediziner“<br />

angeboten, die Sie als Wahlfach belegen können.<br />

© GK, Studiendekanat, 2006, V 3.0 37


Vorbereitungskurs für Studierende der Medizin- und Zahnmedizin, Humanbiologe und Physiotherapie<br />

WS 2006/2007 02.10.2006 bis 09.10.2006<br />

Fachbereich Medizin der Philipps-<strong>Uni</strong>versität <strong>Marburg</strong><br />

Eine erste Einführung in Medical English erhalten Medizin- und Zahnmedizinstudierende zudem im Kurs der<br />

medizinischen Komm<strong>uni</strong>kation im ersten Semester.<br />

Lesetechniken<br />

Das Lesen wissenschaftlicher Literatur erfordert ein anderes Vorgehen als das Lesen eines<br />

Kriminalromans. Dazu haben Lernpsychologen Techniken entwickelt, die die aktive Beschäftigung mit<br />

dem Text fördern.<br />

Ein Beispiel ist die sogenannte SQ3R-Technik (Survey-Question-Read-Recite-Review). Die Schritte<br />

dieser Methode leiten zu einer intensiven, kritischen und aufmerksamen Auseinandersetzung mit dem<br />

Text hin.<br />

Informationen zu dieser Technik finden Sie im Internet unter anderem bei<br />

http://www.visionintoaction.de/THINKTANK/THINK-TANK-132.htm<br />

http://www.nonprofit-manager.de/Seminare_EFB/SQ3R_Methode.pdf<br />

http://fips.igl.<strong>uni</strong>-freiburg.de/auer/SEMSQ3R.html<br />

Schnelllesetechniken<br />

Die Geschwindigkeit des Lesens von Texten kann durch Übung und Anwendung spezieller Regeln<br />

stark erhöht werden. Während man bei Texten, deren Inhalt man lernen will, mit diesen Techniken<br />

eher nachteilige Erfolge erzielt, eignen sie sich hervorragend zur Gewinnung eines Überblicks über<br />

einen Artikel oder ein Buch oder zum Zusammentragen von Informationen aus verschiedenen<br />

Publikationen. Gleichzeitig erleichtern Sie die Erfassung des Inhalts, weil man diesen bei ihrer<br />

Anwendung analysieren muss.<br />

Die Mächtigkeit der Auswertungsalgorithmen unseres Gehirns zeigt folgender Text:<br />

Gmäeß eneir Sutide eneir elgnihcesn Uvinisterät, ist es nchit witihcg in wlecehr Rneflogheie die<br />

Bstachuebn in eneim Wrot snid, das ezniige was wcthiig ist, ist daß der estre und der leztte<br />

Bstabchue an der ritihcegn Pstoiion snid. Der Rset knan ein ttoaelr Bsinöldn sien, tedztorm<br />

knan man ihn onhe Pemoblre lseen. Das ist so, wiel wir nciht jeedn Bstachuebn enzelin leesn,<br />

snderon das Wrot als geatems.<br />

Ehct ksras! Das ghet wicklirh! ;-)<br />

Beispiele und weitere Informationen finden Sie unter<br />

http://www.vhs21.ac.at/2.bw/lerncoaching/lernen_lernen/KS_3u_ArbT.html<br />

http://www.coun.uvic.ca/learn/program/hndouts/rdgspeed.html<br />

Mnemotechniken<br />

Die Fähigkeit des Gehirns zum assoziativen Abspeichern von Informationen macht man sich bei<br />

Mnemotechniken zunutze. Mit etwas Übung kann man hier beeindruckende Ergebnisse erzielen.<br />

Informationen finden Sie etwa bei<br />

http://www.coun.uvic.ca/learn/program/hndouts/mnemon.html<br />

Informationen sammeln und organisieren<br />

Die Nutzung der ungeheuren Menge der im Internet verfügbaren Informationen setzt den Einsatz<br />

effektiver Suchstrategien voraus. Durch die in letzter Zeit zu beobachtende starke Kommerzialisierung<br />

dieses Mediums (die sich vor allem auch in der Manipulation der Ergebnisse von Internet-<br />

Suchmaschinen zeigt) ist der kritische Umgang mit den Tools zur Internetrecherche unbedingt<br />

notwendig geworden. Sie sollten hier insbesondere die Fähigkeit trainieren, den Qualitätsgrad der<br />

erhaltenen Informationen abzuschätzen.<br />

Sie werden im „Kurs der medizinischen Komm<strong>uni</strong>kation“ im ersten Semester lernen, wissenschaftliche<br />

Literatur zu suchen, zu finden und auszuwerten. Darin liegt eine Basistechnik für Ihren weiteren<br />

Berufsweg (s. „lebenslanges Lernen“).<br />

© GK, Studiendekanat, 2006, V 3.0 38


Vorbereitungskurs für Studierende der Medizin- und Zahnmedizin, Humanbiologe und Physiotherapie<br />

WS 2006/2007 02.10.2006 bis 09.10.2006<br />

Fachbereich Medizin der Philipps-<strong>Uni</strong>versität <strong>Marburg</strong><br />

Zur Organisation des gefundenen Wissens wurden eigene Techniken entwickelt („Mind Mapping“ bzw.<br />

„Concept Mapping“). Nutzt man diese Techniken konsequent, so entstehen ´automatisch´ grafische<br />

Zusammenfassungen des Lernstoffs, die eine hervorragende Grundlage für die Wiederholung vor<br />

Prüfungen darstellen.<br />

Eine Erläuterung beider Techniken finden Sie im folgenden Abschnitt.<br />

EDV-Fertigkeiten<br />

Die sinnvolle Benutzung des Computers gehört heute zu den<br />

Zivilisationstechniken wie Lesen und Schreiben . Spätestens zum Ende<br />

des ersten Semesters sollten Sie insbesondere in den Programmen für<br />

Office-Anwendungen (Textverarbeitung, Tabellenkalkulation,<br />

Präsentationsprogramm) fit sein.<br />

Als Studierender der Philipps-<strong>Uni</strong>versität können Sie Programme zu besonders günstigen Konditionen<br />

erhalten http://www.<strong>uni</strong>-marburg.de/hrz/lizenzen/stud-liz.html . Wenn Sie die OFFICE-Programme des Marktführers<br />

Microsoft nicht besitzen oder sie nicht nutzen wollen, können Sie die (qualitativ identischen,<br />

nahezu vollständig kompatiblen) Produkte der OPEN OFFICE-Familie (http://www.<strong>uni</strong>marburg.de/hrz/lizenzen/openoffice.html<br />

) benutzen, die Sie kostenlos aus dem Internet herunterladen<br />

können.<br />

Das Hochschulrechenzentrum führt auch regelmäßig Workshops durch (http://www.<strong>uni</strong>marburg.de/hrz/ankuend.html<br />

).<br />

Schließlich können Sie sich im Hochschulrechenzentrum preiswerte Anleitungsbücher zu den<br />

Programmen besorgen (http://www.<strong>uni</strong>-marburg.de/hrz/druckschriften.html ). Folgende Handbücher könnten für<br />

Sie von Interesse sein:<br />

EXCEL 2000 - Grundlagen 09.00 5,00 €<br />

EXCEL 2002 - Grundlagen 09.03 6,00 €<br />

EXCEL 2003 - Grundlagen 02.04 5,50 €<br />

EXCEL 2002 - Fortschritte 10.01 6,00 €<br />

EXCEL 2002 - Automatisierung und Programmierung 01.02 5,50 €<br />

EXCEL 2003 – Fortgeschr. Anwendungen 05.04 5,50 €<br />

PowerPoint 2000 - Grundlagen 09.00 5,00 €<br />

PowerPoint 2002 - Grundlagen 10.01 6,00 €<br />

PowerPoint 2002 - Fortgeschr. Anwendungen 06.02 4,50 €<br />

StarOffice & OpenOffice 05.03 4,50 €<br />

Suchen und Finden im Internet 06.00 3,00 €<br />

Word 2000 - Grundlagen 03.01 4,50 €<br />

Word 2002 - Grundlagen 06.02 5,00 €<br />

Word 2000 - Fortgeschrittene 11.00 4,50 €<br />

Word 2002 - Fortgeschrittene 06.02 5,00 €<br />

WORD 2003 – Berichte + wiss. Arbeiten 04.04 4,00 €<br />

Handbücher zu den OPEN OFFICE-Produkten erhalten Sie auf der Internetseite<br />

http://support.openoffice.org/index.html .<br />

Folgende Fertigkeiten sollten Sie beherrschen:<br />

Textverarbeitung (Word bzw. Open Office Writer)<br />

Sie werden die Textverarbeitung vor allem zur Herstellung von Versuchsprotokollen und Hausarbeiten<br />

sowie zur Produktion von Vortragszusammenfassungen einsetzen. Zusätzlich kann man die<br />

Funktionalitäten von Textverarbeitungsprogramme nutzen, um sich Zusammenfassungen zum Lernen<br />

effektiv zu erarbeiten.<br />

© GK, Studiendekanat, 2006, V 3.0 39


Vorbereitungskurs für Studierende der Medizin- und Zahnmedizin, Humanbiologe und Physiotherapie<br />

WS 2006/2007 02.10.2006 bis 09.10.2006<br />

Fachbereich Medizin der Philipps-<strong>Uni</strong>versität <strong>Marburg</strong><br />

Sie sollten folgendes beherrschen:<br />

Eingabe von Text<br />

Formatierung von Text<br />

Rechtschreib- (und Grammatik-) prüfung<br />

Einbindung von Grafiken<br />

Einbindung von Tabellen (aus EXCEL oder CALC)<br />

Tabellenkalkulation (Excel bzw. Open Office Calc)<br />

Sie werden die Tabellenkalkulation vor allem zur Auswertung von Versuchen und zur grafischen<br />

Darstellung von Ergebnissen einsetzen (etwa bei der Vorbereitung von Seminarvorträgen). Im<br />

Vorbereitungskurs wird Ihnen (etwa bei den Aufgaben zur Evolution) demonstriert, wie man diese<br />

Programme zur Simulation von Naturereignissen einsetzen kann.<br />

Sie sollten folgendes beherrschen:<br />

Umgang mit Zellbezügen: relative, absolute, Namen Grafische Darstellungen von Daten und Ergebnissen<br />

Zahlendarstellung in Excel, Formate Einsatz der vordefinierten Grafiktypen<br />

Berechnungen in Excel Benutzerdefinierte Grafiken<br />

Funktionen in Excel, Arbeiten mit dem<br />

Funktionsassistenten (Funktionen aus Mathematik und<br />

Statistik)<br />

Berechnung einfacher statistischer Größen (Mittelwert,<br />

Standardabweichung, Min, Max ...)<br />

Sortieren von Daten<br />

Datenvergleiche in Excel<br />

Formatierung von Grafiken (Darstellung,<br />

Beschriftung)<br />

Schutzmöglichkeiten in Excel-Sheets<br />

Präsentationsprogramm (Powerpoint bzw. Open Office Impress)<br />

Sie werden Präsentationsprogramme vor allem zur Vorbereitung und zum Halten von Seminarvorträgen<br />

einsetzen.<br />

Sie sollten folgendes beherrschen:<br />

Anlegen von Folien Einfache Animationstechniken<br />

Verwendung geeigneter Schriftarten, Fontgröße Evtl. Einbindung zusätzlicher Programme (z.B.<br />

Strukturierung eines Vortrags, Gruppierung von Folien Molekülviewer zur 3D-Darstellung von Molekülen)<br />

Einfügen von Abbildungen aus Tabellenkalkulations- Umgang mit der Hardware (CD, Beamer)<br />

programmen, aus dem Internet oder durch Einscannen<br />

(Umgang mit Grafikdateien)<br />

Fähigkeiten zur Darstellung von Sachverhalten<br />

In diesem Bereich geht es vor allem um das Einüben folgender Fertigkeiten:<br />

o Aufbau einer logischen Darstellung komplexer Sachverhalte<br />

o Planung von Vorträgen (etwa für Seminare)<br />

o Reduktion und Kondensation von Datenmaterial<br />

o Herstellung Präsentations-geeigneter Grafiken<br />

Es handelt sich also zum einen um einen routinierten Umgang mit der EDV-Technologie, und zwar mit<br />

dem Ziel der Herstellung geeigneter Grafiken und der Konstruktion von Vorträgen mit<br />

Präsentationsprogrammen (Powerpoint, Impress). Zum anderen sind auch Fähigkeiten und<br />

Fertigkeiten aus den Bereichen Vortragstechnik, Rhetorik u.ä. gefordert. Hier bestehen Angebote der<br />

<strong>Uni</strong>versität und des Fachbereichs (z.B.im Rahmen des Wahlfachs „Lehren und Lernen in der<br />

Medizin“).<br />

Diese Fähigkeiten und Fertigkeiten werden Sie sowohl im Studium (Seminarvorträge) wie auch in<br />

Ihrem Beruf immer wieder benötigen – wenn Sie Patienten ihre Krankheiten erklären oder sie vor<br />

diagnostischen oder therapeutischen Eingriffen aufklären. Und schließlich benötigen Sie diese<br />

Fähigkeiten auch in jeder mündlichen Prüfung.<br />

© GK, Studiendekanat, 2006, V 3.0 40


Beschreibung<br />

Missense-Mut.<br />

Nonsense-Mut.<br />

Leseraster-Mut.<br />

Ausgangskonstruktion<br />

Energiebilanz<br />

Prinzipien<br />

Unterschiede zum Darwinismus<br />

Synonyme (stille) Mutationen<br />

Nicht-Synonyme Mutationen<br />

Konserevative Mutationen<br />

Vorbereitungskurs für Studierende der Medizin- und Zahnmedizin, Humanbiologe und Physiotherapie<br />

WS 2006/2007 02.10.2006 bis 09.10.2006<br />

Fachbereich Medizin der Philipps-<strong>Uni</strong>versität <strong>Marburg</strong><br />

Frankfurter Evolutionstheorie<br />

Punktmutationen<br />

Deletionen / Insertionen<br />

Transposon-Insertionen<br />

Gen-Duplikationen<br />

Chromosomale Inversionen und<br />

Translokationen<br />

Suppressor-Mutationen<br />

Positive Mutationen<br />

Negative Mutationen<br />

Neutrale Mutationen<br />

Neo-darwinistische Evolutionstheorie =<br />

Selektionismus<br />

Arten<br />

in der Evolution<br />

Neutrale Evolutionstheorie (Kimura 1968)<br />

Mutation<br />

Selektion<br />

Mutationen<br />

Evolutionstheorien<br />

09.07.04 - v5<br />

Theorien:<br />

Modus der Evolution<br />

Aussterben<br />

Mind- und Concept-Mapping<br />

Darwinismus (Neodarwinismus)<br />

Lamarkismus<br />

Creatinismus<br />

"Artenexplosion" im Kambrium<br />

Kontinuierlich<br />

Sprunghaft<br />

Katastrophe durch externes Ereignis Bsp: Aussterben der Dinosaurier durch<br />

Meteoriteneinschlag<br />

Beispiel für eine MindMap zum Thema „Evolutionstheorien“<br />

In einer MindMap wird Wissen grafisch-baumförmig<br />

dargestellt.<br />

Entwicklung<br />

MindMaps wurden von dem englischen Psychologen<br />

Tony Buzzan entwickelt, der damit beide Hirnhälften<br />

(die „logische“ und die „emotionale“) an Denk- und<br />

Lernprozessen beteiligen wollte.<br />

Auch wenn man dieser Theorie kritisch gegenübersteht,<br />

sind MindMaps ein hervorragendes Mittel zur<br />

Strukturierung von Wissen.<br />

Unterschiede<br />

Mind Maps haben eine zentrale Hauptidee, die im<br />

Zentrum des Maps dargestellt ist.<br />

Bei Mind-Maps können durch die Struktur der Äste und<br />

Zweige auch Relationen zwischen den einzelnen<br />

Informationselementen dargestellt werden; diese sind<br />

jedoch „passiv", d.h. sie machen nur eine Aussage über<br />

„Was gehört zu was?".<br />

Die „Links" zwischen den Knoten können eine Richtung<br />

haben, z.B. kann ein Pfeil eine „Ursache-Wirkungs-<br />

Beziehung" darstellen.<br />

Einsatz<br />

Im Rahmen einer Lernstrategie (s.o.) schlagen wir<br />

Ihnen vor, MindMaps vornehmlich einzusetzen<br />

• zum Mitschreiben bei Vorlesungen,<br />

Seminaren und Vorträgen<br />

• zur Strukturierung von Fachgebieten, um z.B.<br />

eine Übersicht über ein Fach zu erhalten.<br />

Es gibt sogar ein Buch zur Prüfungsvorbereitung auf<br />

medizinische Prüfungen, das ausschließlich MindMaps<br />

verwendet:<br />

Mind Maps in Medicine, P. MacDermott, D.N. Clarke;<br />

Churchill Livingstone; Edinburgh, ISBN 0-443-05195 € 33,50<br />

Beispiel für eine Konzeptkarte zum Thema „Optik“<br />

In einer Konzeptkarte wird Wissen netzartig durch<br />

Begriffe („Konzepte“) und deren Verbindungen<br />

dargestellt.<br />

Konzeptkarten entwickelte der an der Cornell <strong>Uni</strong>versity<br />

arbeitende Psychologe Joseph D. Novak im Rahmen<br />

von Untersuchungen zum Lernverhalten von Kindern.<br />

Sie haben sich als ein sehr leistungsfähiges Mittel zum<br />

Lernen und zu dessen Überprüfung erwiesen.<br />

Concept Maps sind dagegen eher netzwerkartig<br />

aufgebaut – ohne eine zentrale Ausgangsidee.<br />

Ein Hauptvorteil bei Concept Maps liegt darin, dass die<br />

„Links" zwischen einzelnen Elementen kausale<br />

Beziehungen „Welche Ursache hat auf welches<br />

Element welche Auswirkung?" ausdrücken. Diese<br />

Ursache-Wirkungs-Beziehungen werden meist durch<br />

Verben ausgedrückt, mit denen die Verbindungslinien<br />

bezeichnet werden.<br />

Die „Links" in Concept Maps können non- („ohne<br />

Richtung"), mono- (in eine Richtung weisend) oder<br />

sogar bidirektional („in beide Richtungen weisend) sein.<br />

Konzeptkarten sollten Sie nutzen, um<br />

• bei der Nacharbeit einer Vorlesung oder<br />

eines Seminarvortrags die Beziehungen<br />

zwischen den Lernelementen zu<br />

demonstrieren und zu dokumentieren<br />

• zu überprüfen, ob Sie einen bestimmten Stoff<br />

„verstanden“ haben, also die Fakten strukturieren<br />

und in Verbindung bringen können.<br />

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Vorbereitungskurs für Studierende der Medizin- und Zahnmedizin, Humanbiologe und Physiotherapie<br />

WS 2006/2007 02.10.2006 bis 09.10.2006<br />

Fachbereich Medizin der Philipps-<strong>Uni</strong>versität <strong>Marburg</strong><br />

Herstellung einer Karte<br />

Empfohlen wird die Verwendung von unliniertem DIN A4-Papier, das quer beschrieben werden sollte.<br />

Die Herstellung einer Mind Map erfolgt in folgenden<br />

sechs Schritten:<br />

Thema / zentralen Begriff der Karte in die Mitte des<br />

Blattes beschreiben, oft wird dieser umrahmt.<br />

Setzen Sie nun sternförmig Äste mit den<br />

Hauptgedanken um das Thema herum. Beschriften Sie<br />

die Äste mit einzelnen Schlüsselwörtern. Solche<br />

"Hauptäste" kann man auch später noch hinzufügen.<br />

Die Themen der Hauptäste werden nun durch die<br />

Anfügung von Zweigen detailliert. Auch hier sollten<br />

Schlüsselwörter zur Kennzeichnung angefügt und<br />

eventuell Farben verwendet werden.<br />

Soweit möglich sollten die Äste und Zweige mit Bildern<br />

oder Symbolen gekennzeichnet werden. Dies erleichtert<br />

es dem Gehirn, sich an einzelne Mind Maps zu<br />

erinnern.<br />

Die Zweige können in weiteren Ebenen detailliert<br />

werden.<br />

Beziehungen zwischen Zweigen und Ästen können<br />

durch Pfeile gekennzeichnet werden.<br />

Anleitungen<br />

Im Internet finden Sie u.a. folgende Anleitungen zum<br />

MindMapping:<br />

http://www.mathedu.de/Mind_Mapping/mind_mapping.html <br />

http://www.laum.<strong>uni</strong>hannover.de/ilr/lehre/Ptm/Ptm_KreaMindMap.htm<br />

http://www.peterussell.com/MindMaps/HowTo.html<br />

Die Herstellung einer Konzeptkarte (eines<br />

Begriffsnetzes) erfolgt in folgenden fünf Schritten:<br />

Listen Sie die wichtigsten Begriffe des Gebiets auf.<br />

Damit können Sie bereits während der Vorlesungen<br />

beginnen, in denen die Hochschullehrer häufig auf<br />

wichtige Begriffe besonders hinweisen. Sinnvoll kann<br />

hier auch sein, die Inhaltsverzeichnisse von<br />

Lehrbüchern auszuwerten.<br />

Sortieren Sie diese Begriffe („Konzepte“) vom<br />

Allgemeinen zum Speziellen. Fassen Sie Begriffe unter<br />

Oberbegriffen zusammen.<br />

Ordnen Sie die Begriffe in einer sinnvollen Ordnung an,<br />

und erstellen Sie eine vorläufige Karte.<br />

Dazu können Sie die Begriffe auf Karteikarten<br />

schreiben und verschieben, oder selbstklebende,<br />

wieder ablösbare Etiketten (Post-It) verwenden oder<br />

eines der unten erwähnten Computerprogramme<br />

nutzen.<br />

Die Begriffe sollten in einer sinnvollen hierarchischen<br />

Ordnung angeordnet werden; Begriffe können mehrfach<br />

auf der Karte auftauchen.<br />

Kennzeichnen Sie die Beziehungen zwischen den<br />

Begriffen, indem Sie zwei verbundene Konzepte durch<br />

eine Linie verbinden und an der Linie die Art der<br />

Beziehung darstellen (Einflüsse, Charakteristika,<br />

Beispiele). In der Regel sollte dazu ein Verb (oder eine<br />

Formel) ausreichen.<br />

Da in aller Regel alle Begriffe miteinander verbunden<br />

sind, ist es wichtig, die Relationen möglichst exakt und<br />

differenziert zu benennen. Sätze sind ungeeignet – sie<br />

deuten in der Regel darauf hin, dass hier eine eigene<br />

Untersektion der Karte mit zusätzlichen Begriffen<br />

erstellt werden muss.<br />

Überprüfen Sie, ob die entstandene Karte die Struktur<br />

des Wissensgebiets und die Relationen zwischen den<br />

Begriffen richtig darstellt. In aller Regel muss eine<br />

Konzeptkarte mehrfach umgeschrieben werden, bis<br />

eine zufriedenstellende Darstellung erreicht wird.<br />

Im Internet finden Sie u.a. folgende Anleitungen zum<br />

ConceptMapping:<br />

http://cmap.coginst.uwf.edu/info/<br />

http://users.edte.utwente.nl/lanzing/cm_home.htm<br />

http://www.coun.uvic.ca/learn/program/hndouts/map_ho<br />

.html<br />

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WS 2006/2007 02.10.2006 bis 09.10.2006<br />

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Beispiel für die Herstellung einer Mind Map:<br />

Dargestellt ist die Herstellung einer Mind Map mit Hilfe des Programms Free Mind.<br />

Schreiben Sie das Thema in die Mitte der Seite. In<br />

der Regel wird es eingerahmt.<br />

Geben Sie Unterthemen in Form von Ästen an<br />

(rechte Maustaste / New Child Node, Name eingeben).<br />

Die Äste werden zu beiden Seiten des Themas<br />

verteilt.<br />

Äste können durch Benutzung des Buttons „Cloud“ mit<br />

einem Rahmen versehen werden, die Farbe der Wolke kann<br />

mit dem daneben befindlichen Button „Cloud Color“ eingestellt<br />

werden.<br />

Die Äste können durch das Hinzufügen von<br />

Zweigen weiter detailliert werden.<br />

Zweige lassen sich mit Unterzweigen weiter<br />

differenzieren.<br />

Die Zweige lassen sich mit grafischen<br />

Markierungen („Icons“) versehen (rechte Maustaste<br />

/ Icons / Auswahl).<br />

Verknüpfungen zwischen zwei Zweigen können<br />

mit Pfeilen dargestellt werden (rechte Maustaste<br />

drücken, bei gedrückter Maustaste den zweiten Zweig<br />

ansteuern, erst dann die Maustaste lösen).<br />

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WS 2006/2007 02.10.2006 bis 09.10.2006<br />

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Beispiel für die Herstellung einer Konzept-Karte:<br />

Dargestellt ist die Herstellung einer Konzeptkarte mit Hilfe des Programms CMap Tools.<br />

Nach Öffnung des Programms und Wahl einer<br />

neuen Cmap öffnet sich ein Fenster.<br />

Doppelklicken auf irgendeine Stelle des Fensters<br />

erzeugt ein Konzeptsymbol. Dessen Format<br />

können Sie mit dem Format-Menu (rechte<br />

Maustaste – Format Style – Font) beeinflussen.<br />

Geben Sie die Bezeichnung des Konzepts<br />

ein.<br />

Klicken Sie mit der linken Maustaste das Symbol<br />

am oberen Rand des Symbolkastens an, und<br />

ziehen Sie bei gedrückter Maustaste die Maus zur<br />

Position des zweiten Konzepts. Wenn Sie die<br />

Maustaste loslassen, wird ein neuer Konzeptkasten<br />

und eine Verbindung gezeichnet, die in der<br />

Mitte Platz für eine charakterisierende<br />

Bezeichnung hat.<br />

Tragen Sie die Bezeichnung des neuen Konzepts<br />

ein, wechseln Sie dann in das Feld für die<br />

Charakterisierung, und geben Sie diese (in der<br />

Regel ein Verb) ein.<br />

Die beiden Verbindungshälften können<br />

unabhängig voneinander formatiert werden<br />

(Pfeile, Form {gerade, rund, Bezierkurven},<br />

Liniendicke, Linientyp, Linienfarbe). Auch<br />

geschwungene Linienführungen sind möglich.<br />

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Vorbereitungskurs für Studierende der Medizin- und Zahnmedizin, Humanbiologe und Physiotherapie<br />

WS 2006/2007 02.10.2006 bis 09.10.2006<br />

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Computerprogramme<br />

Zur Herstellung von Mind Maps gibt es das (kostenfreie)<br />

OpenSource-Programm Free Mind (= Programm,<br />

dessen Code offengelegt ist, und das unter best. Bed.<br />

kostenfrei kopiert werden darf), das Sie unter<br />

http://freemind.sourceforge.net/ (750 kB)<br />

herunterladen können.<br />

Vom kommerziellen Produkt „MindManager ® X5“<br />

können Sie sich zunächst eine Testversion (für 21<br />

Tage) unter<br />

http://www.mindjet.com/de/products/mindmanager_x5/i<br />

ndex.php?s=3<br />

herunterladen. Als Studierende(r) können Sie das<br />

Produkt zum Sonderpreis von 89 € erhalten.<br />

Fügen Sie so weitere Konzepte und<br />

Verknüpfungen hinzu. Auch von dem<br />

Doppelpfeilsymbol über dem Verknüpfungswort<br />

aus können Sie Verbindungen herstellen.<br />

Sie können zur Herstellung von Begriffsnetzen das<br />

kostenfreie Programm Cmap nutzen, das Sie unter<br />

http://cmap.ihmc.us/ (Vorsicht: 54Mb!) erhalten können.<br />

Wie prüft man, ob (und was) man gelernt hat ?<br />

Einer der wichtigsten Unterschiede zwischen Schule und <strong>Uni</strong>versität ist die Kontrolle des Lernerfolgs:<br />

• In der Schule gibt der Lehrer die Termine der Lernzielüberprüfung vor; an der <strong>Uni</strong>versität<br />

müssen Sie sich diese Termine selbst setzen<br />

• Im Schulunterricht wird in jedem Fach in einem Schuljahr der Lernerfolg mehrfach<br />

überprüft; in <strong>uni</strong>versitären Veranstaltungen gibt es dagegen in der Regel nur eine<br />

einmalige Überprüfung (durch eine Klausur am Ende der Veranstaltung oder durch einen<br />

Vortrag oder eine Hausarbeit im Laufe der Veranstaltung).<br />

Damit entfällt im <strong>Uni</strong>versitätsunterricht weitgehend eine der wichtigsten Funktionen von Prüfungen: die<br />

Rückmeldung Ihres Lernerfolgs an Sie.<br />

Diese Rückmeldung benötigen Sie, um<br />

• sich sicher zu sein, dass Sie den Stoff tatsächlich gelernt haben<br />

• Lücken, die Sie noch nicht gelernt oder verstanden haben, zu identifizieren, und diese<br />

durch gezieltes Lernen zu füllen.<br />

Prüfungen werden daher im <strong>Uni</strong>versitätsunterricht – in der Realität und in Ihrem Gefühl – zu reinen<br />

„Bestehensprüfungen“ reduziert.<br />

Lernen funktioniert nur mit regelmäßigem Überprüfen des Lernerfolgs. Wenn die Institution <strong>Uni</strong>versität<br />

dies nicht anbietet, müssen Sie es selbst für sich organisieren. Dies ist im Medizinstudium besonders<br />

wichtig (und auch schwieriger als in anderen Fächern), da hier große Teile der wichtigen Abschlussprüfungen<br />

(Erstes und Zweites Staatsexamen) nur noch geringen Kontakt zum Studienablauf haben.<br />

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Bei der Organisation des Überprüfens Ihrer Lernfortschritte sollten Sie zwischen den drei<br />

Kompetenzebenen (s.o.) differenzieren:<br />

ob Sie<br />

das nötige Faktenwissen haben,<br />

den Lernstoff verstanden haben,<br />

Ihr Wissen auch anwenden können<br />

(Fakten)Wissen<br />

überprüfen Sie, indem Sie<br />

(einfache) Fragen bearbeiten oder<br />

ein Schema (MindMap) anlegen;<br />

z.B. auch eine Abbildung aus dem Lehrbuch<br />

aus dem Gedächtnis mit allen wichtigen<br />

Parametern zeichnen<br />

ein Begriffsnetz (Concept Map) der<br />

wichtigsten Begriffe und Ihrer<br />

Abhängigkeiten aufstellen<br />

(komplexe Transfer-)Aufgaben<br />

lösen<br />

Hier geht es für Sie darum, zu überprüfen, ob Sie<br />

• die Definitionen der wichtigsten Begriffe (und Ihrer Einheiten) beherrschen,<br />

• wichtige Zusammenhänge (in der Physik etwa Formeln zur Umrechnung der Größen ineinander)<br />

kennen.<br />

Dazu können Sie<br />

• sich selbst Fragen erarbeiten (bereits bei der Vorlesungsmitschrift markieren, dann z.B. auf<br />

Karteikarten übertragen), solche Fragensammlungen können Sie mit Ihren Kommilitonen<br />

austauschen<br />

• Fragensammlungen durcharbeiten, etwa die Fragensammlungen mit „Altfragen“ aus vergangenen<br />

Physika der „Schwarzen Reihe“ (Thieme Verlag), oder Sammlungen mit Physik- oder<br />

Chemiefragen für den Schulunterricht<br />

• sich Inhaltsverzeichnisse oder Stichwortregister von Schul- oder Hochschullehrbüchern<br />

vornehmen und prüfen, ob man die wichtigsten Informationen (Definitionen, Formeln) der<br />

Schlagworte beherrscht.<br />

Eine gute Möglichkeit zum Test ist auch die Aufstellung einer Mind Map aus dem Gedächtnis und des<br />

Vergleichs z.B. mit dem Inhaltsverzeichnis von Lehrbüchern.<br />

Verstehen<br />

Um zu prüfen, ob Sie den Stoff verstanden haben, müssen Sie testen, ob Sie Zusammenhänge<br />

zwischen den Fakten herstellen können, ob Sie sie vernetzen und Begriffshierarchien aufstellen<br />

können. Das dazu geeignete Mittel ist ein „Begriffsnetz“ oder eine „Concept Map“:<br />

Folgen Sie der oben genannten Anleitung zur Herstellung einer solchen Karte.<br />

Die Auswahl der Stichworte folgt den gleichen Regeln wie bei der Herstellung einer MindMap.<br />

Anwenden<br />

Ziel des Lernens ist es (oder sollte es sein), das (verstandene) Wissen anwenden zu können, es also<br />

auf andere Probleme zu übertragen (Transfer) oder zur Lösung komplexer Fragen Wissen<br />

verschiedener Bereiche zu kombinieren (dies stellt eine Grundaufgabe des späteren Arztberufs dar).<br />

Dies überprüft man mit komplexeren Aufgaben, in denen zunächst in einem kurzen Text eine<br />

Problemsituation geschildert und dann eine oder mehrere Fragen gestellt werden (bekannt sind<br />

solche Aufgaben vor allem aus dem Schul-Physikunterricht).<br />

Beschränkt man sich auf das Training von MC-Fragen, so ergeben sich vor allem zwei<br />

Probleme:<br />

o MC-Fragen fragen Wissen punktuell ab.<br />

Die Darstellung von Beziehungen und Verknüpfungen zwischen Wissensbestandteilen wird<br />

so nicht trainiert.<br />

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o Durch die Vorgabe spezifischer Antworten wird die Lösungsstrategie des Lernenden von<br />

vorneherein in bestimmte Richtungen gedrängt. Er kann seine assoziativ gespeicherten<br />

Informationen nur sehr begrenzt nach Hinweisen auf die Lösung durchsuchen. MC-Fragen<br />

wirken daher dem assoziativen Lernen (s.o.) eher entgegen.<br />

Hinweise zur Beantwortung komplexer Fragen finden Sie z.B. unter<br />

http://www.coun.uvic.ca/learn/problem.html<br />

Lernen zur Prüfungsvorbereitung, im Studium und „für das Leben“<br />

Ein Charakteristikum des Medizinstudiums ist, dass (große) Teile der Prüfungen im Studienablauf<br />

durch zentrale Multiple-Choice-Prüfungen (Prüfungen, bei denen eine Auswahl aus vorgegebenen<br />

Antworten gefordert wird) ersetzt wurden, die nicht von der <strong>Uni</strong>versität, sondern von einer eigenen<br />

Behörde, dem IMPP (Institut für Medizinische und Pharmazeutische Prüfungsfragen in Mainz),<br />

veranstaltet werden. Da sie bundeseinheitlich sind, können sie keine Rücksicht auf den vor Ort<br />

vermittelten Stoff nehmen.<br />

Dieses Studienschema hat spezifische Eigenschaften, die Sie bei Ihrer persönlichen Lernstrategie<br />

möglichst von Anfang an berücksichtigen sollten:<br />

• Das IMPP als Behörde möchte keine (Verwaltungsgerichts)Verfahren über Prüfungsinhalte<br />

verlieren. Es hat daher Gegenstandskataloge definiert (erhältlich unter www.impp.de ), die den<br />

gesamten in den Prüfungen abfragbaren Prüfungsstoff umfassen. Im Laufe der Zeit sind diese<br />

Gegenstandskataloge zu Sammlungen angewachsen, in denen alle Möglichkeiten, Fragen zu<br />

stellen, erwähnt sind. Sie sind zur Prüfungsvorbereitung ungeeignet.<br />

Diese Gegenstandskataloge werden häufig verwechselt mit Lehr- oder Lernzielkatalogen, die für<br />

den <strong>uni</strong>versitären Unterricht erstellt werden müssen. In einem Lehrzielkatalog definiert ein<br />

Fachbereich oder Dozent die Teilmenge des Gegenstandskatalogs, die er unterrichten will und<br />

kann. Heute geht man aber dazu über, Lernzielkataloge zu formulieren. In diesen wird nicht<br />

definiert, was den Studierenden als Unterrichtsstoff präsentiert wird, sondern festgelegt, was die<br />

Teilnehmer an einer bestimmten Lehrveranstaltung tatsächlich gelernt haben (und somit<br />

anwenden können müssen).<br />

Fragen Sie Ihre Dozenten nach den Lernzielen der Veranstaltungen!<br />

• MC-Prüfungen (unter den vom IMPP definierten Bedingungen {1,5 Minuten durchschnittliche<br />

Bearbeitungsdauer, nur 2 Fragentypen}) sind zunächst vor allem für das Abfragen von<br />

Sachwissen geeignet. Zwar versucht man bei der Formulierung der Fragen auch zusätzliche<br />

Kompetenzen zu erfassen - dies gestaltet sich jedoch als schwierig und artet leicht in Fragen aus,<br />

deren Analyse eher ein germanistisches als ein medizinisches Problem darstellt.<br />

• Da die Menge „guter“ Fragen endlich und die Verwendung von „Altfragen“ begrenzt ist, haben<br />

MC-Klausuren (bei der nicht verhinderbaren Veröffentlichung) die Tendenz, von Durchgang zu<br />

Durchgang immer spezieller zu werden. Das IMPP gibt sich zwar große Mühe bei der<br />

Fragestellung, dennoch sind viele der Fragen – neutral ausgedrückt – schon sehr speziell.<br />

• Hochschullehrer (und Fachbereiche) haben eigene Schwerpunkte. Da der Stoff jedes Fachs<br />

heute so umfangreich geworden ist, dass er in der zur Verfügung stehenden Zeit nicht mehr<br />

komplett unterrichtet werden kann, setzt jeder Dozent hier andere Schwerpunkte. Dies ist ein<br />

Vorgang, der dem Grundgedanken der <strong>Uni</strong>versität und des wissenschaftlichen Arbeitens<br />

entspricht (und der durch die Einführung von Wahlfächern auch seinen Niederschlag in der neuen<br />

Ärztlichen Approbationsordnung gefunden hat).<br />

Sie sollten sich deshalb darüber bewusst sein, dass es drei sehr unterschiedliche Lern- und<br />

Prüfungsbereiche mit unterschiedlichen Zielen im Grundstudium gibt, die ebenso verschiedene Lern-<br />

und Vorbereitungsstrategien erfordern:<br />

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Ziel der <strong>uni</strong>versitären Veranstaltungen mit ihren Prüfungen ist es,<br />

• Ihnen das notwendige Sachwissen der Grundlagen des Faches zu vermitteln,<br />

• Ihnen die Grundfertigkeiten dieser Fächer beizubringen,<br />

• in ausgewählten Spezialgebieten tiefer in den Stoff einzudringen, um Ihnen z.B. die<br />

wissenschaftliche Arbeitsweise zu vermitteln,<br />

• zu überprüfen, ob Sie diesen Stoff verstanden haben und ihn anwenden können.<br />

Ziel der schriftlichen Prüfung des Ersten<br />

Staatsexamens (Physikums) ist die Überprüfung,<br />

ob Sie die vorklinischen Grundfächer (Anatomie,<br />

Biochemie, Physiologie, Medizinische<br />

Psychologie und Soziologie) in Verbindung mit<br />

deren naturwissenschaftlichen Basisfächern<br />

(Biologie, Chemie, Physik) beherrschen.<br />

Ziel der mündlichen Prüfung des Ersten<br />

Staatsexamens (Physikums) ist der Nachweis,<br />

dass Sie die Grundsätze und Grundlagen der<br />

Fächer Anatomie, Physiologie und Biochemie<br />

beherrschen und deren Bedeutung für<br />

medizinische, insbesondere klinische,<br />

Zusammenhänge kennen.<br />

Dabei wird gefordert:<br />

Die Prüfung der naturwissenschaftlichen und theoretischen Grundlagen ist im schriftlichen und mündlich-<br />

praktischen Teil in Verbindung mit klinischen Fragestellungen auf die medizinisch relevanten Ausbildungsinhalte<br />

zu konzentrieren. (ÄAppO, §22(3))<br />

Das sollten Sie in Ihrer Lernstrategie berücksichtigen:<br />

Lernen im Studium<br />

Eigenschaften der Prüfung(en):<br />

In der Regel Klausuren und mündliche Prüfungen (Testate), auch Hausarbeiten und Seminarvorträge.<br />

In den Klausuren wird vor allem das benötigte Faktenwissen abgefragt, in den mündlichen Prüfungen<br />

und Hausarbeiten auch Ihre Fähigkeit, Wissensbestandteile zu verknüpfen und logisch darzustellen.<br />

In den Seminarvorträgen kommt hinzu, dass Sie die Inhalte Ihres Vortrags vermitteln können müssen.<br />

Sie sollten folgendes trainieren:<br />

In der Approbationsordnung ist festgelegt §2(4):<br />

„Eine erfolgreiche Teilnahme an einem Praktikum liegt vor, wenn der Studierende im Praktikum in einer dem<br />

betreffenden Fachgebiet angemessenen Weise gezeigt hat, dass er sich die erforderlichen Kenntnisse und<br />

Fertigkeiten angeeignet hat und sie in der Praxis anzuwenden weiß. Eine erfolgreiche Teilnahme an einem<br />

Seminar liegt vor, wenn der Studierende im Seminar gezeigt hat, dass er den Lehrstoff in seinen<br />

Zusammenhängen erfasst hat und dies darzustellen in der Lage ist.“<br />

Es kommt also nach der Zielsetzung der AO nicht nur auf das Faktenwissen, sondern auch auf<br />

dessen Anwendung und Darstellung an!<br />

Zielrichtung Ihrer Vorbereitung:<br />

• Sicheres Beherrschen der Fakten<br />

• Verständnis der Zusammenhänge<br />

• Darstellung Ihres Wissens<br />

• Anwendung Ihres Wissens auf neue Probleme<br />

Ablauf Ihrer Vorbereitung:<br />

• Überprüfung der Kenntnis der Fakten (z.B. durch Analyse Ihrer MindMaps),<br />

• Überprüfung, dass Sie den Stoff verstanden haben (z.B. durch Analyse Ihrer Konzeptkarten)<br />

• Übung der Übertragung Ihres Wissens auf neue Probleme („Transfer“; durch Bearbeitung<br />

komplexer Fragen und Aufgabenstellungen)<br />

• Üben von Vorträgen<br />

Lernen für den schriftlichen Teil<br />

Lernen für den mündlichen Teil<br />

des Ersten Examens („Physikum“)<br />

Eigenschaften der Prüfung:<br />

Schriftliche Prüfung mit festgelegten Zahlen von<br />

Auswahlantwortaufgaben (Multiple-Choice-<br />

Fragen) in Biologie-Anatomie, Chemie-Biochemie,<br />

Physik-Physiologie, Med. Psychologie-Med.<br />

Soziologie<br />

Von Ihnen sollte trainiert werden:<br />

Umgang mit MC-Prüfungen allgemein (z.B.<br />

http://www.coun.uvic.ca/learn/program/hndouts/m<br />

ulticho.html )<br />

und mit den MC-Prüfungen des IMPP im<br />

Speziellen (z.B. Profi-Tipps zur MC-Prüfung von<br />

http://www.medilearn.de/ )<br />

des Ersten Examens („Physikum“)<br />

Eigenschaften der Prüfung:<br />

Mündliche Prüfung in Anatomie, Physiologie und<br />

Biochemie, wobei auch praktische Aufgaben<br />

gestellt und deren Ergebnisse diskutiert werden<br />

sollen.<br />

Von Ihnen sollte trainiert werden:<br />

Neben der Beherrschung des Stoffes auch<br />

dessen Darstellung: knappe, logisch aufgebaute<br />

Darstellung von Sachverhalten.<br />

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Ablauf Ihrer Vorbereitung:<br />

• Überprüfung der Kenntnis der Fakten (z.B.<br />

durch Analyse Ihrer MindMaps)<br />

• Überprüfung, dass Sie den Stoff verstanden<br />

haben (z.B. durch Analyse Ihrer<br />

Konzeptkarten)<br />

• Übung der MC-Fragetechnik (durch<br />

„Kreuzen“ von Altfragen in Fragensammlungen,<br />

z.B. der „Schwarzen Reihe“)<br />

Ablauf Ihrer Vorbereitung:<br />

• Überprüfung der Kenntnis der Fakten (z.B.<br />

durch Analyse Ihrer MindMaps)<br />

• Überprüfung, dass Sie den Stoff verstanden<br />

haben (z.B. durch Analyse Ihrer Konzeptkarten)<br />

• Übung der Übertragung Ihres Wissens auf<br />

neue Probleme („Transfer“; durch Bearbeitung<br />

komplexer Fragen und Aufgabenstellungen)<br />

• Einübung professioneller Darstellung von<br />

Aufgabenlösungen durch Vortrag (etwa in der<br />

Lerngruppe, s.o.)<br />

Von Seiten des Fachbereichs wurde das vierte Semester des Medizinstudiums auf Kosten der<br />

anderen Semester entlastet (15 statt 32 Stunden pro Woche), um Ihnen mehr Zeit zur Vorbereitung zu<br />

geben.<br />

„Lebenslanges Lernen“<br />

Medizinisches Wissen hat heute eine Halbwertszeit, die in Jahren gemessen wird. Wenn Sie Ihr<br />

Studium beenden, wird ein Teil des von Ihnen gelernten (und in Prüfungen nachgewiesenen) Wissens<br />

bereits veraltet sein.<br />

Allerorten wird deshalb gefordert, bereits während des Studiums die Fähigkeiten zu lebenslangem<br />

Lernen zu schulen.<br />

In einem EU-Memorandum werden dazu fünf neue Basisqualifikationen gefordert:<br />

IT-Fertigkeiten, Fremdsprachen, Technologische Kultur, Unternehmergeist und soziale Fähigkeiten.<br />

Konkret bedeutet das, dass Sie im Verlauf Ihres Studiums<br />

o sich die Fähigkeiten aneignen sollten, effektiv Informationen zu suchen und auszuwerten, vor<br />

allem den Umgang mit medizinrelevanten Datenbanken (PubMed, Cochrane-Datenbank) zu<br />

erlernen und zu üben<br />

o lernen sollten, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden<br />

o Ihre Kritikfähigkeit schulen sollten und<br />

o sich ein persönliches System schaffen, Ihr Wissen zu ergänzen und veraltetes Wissen zu<br />

ersetzen.<br />

Dazu gibt es keine speziellen Werkzeuge oder Methoden. Es ist vorwiegend eine Frage der<br />

Konservierung der wissenschaftlichen Neugier aus dem Studium auch in einen zeitlich belastenden<br />

Berufsalltag hinein.<br />

Sie können sich diese Aufgabe erleichtern, indem Sie die Werkzeuge zur Wissensrepräsentation, die<br />

wir Ihnen vorgestellt haben (MindMaps, Konzeptkarten), einüben und konsequent einsetzen (oder sich<br />

äquivalente Methoden erarbeiten).<br />

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Literaturhinweise<br />

Lerntheorie, Gedächtnis, Grundlagen:<br />

M. Spitzer, Geist im Netz<br />

Spektrum Akademischer Verlag, ISBN 3-8274-0109-7<br />

M. Spitzer, Lernen<br />

Spektrum Akademischer Verlag, ISBN 3-8274-1396-6<br />

Praktische Lerntipps:<br />

W.F. Kugemann, Lerntechniken für Erwachsene<br />

Rororo sachbuch, ISBN 3-499-17123-6<br />

B. Chevalier, Effektiver Lernen<br />

Eichborn Verlag, ISBN 3-8218-1566-3<br />

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Exkurs: <strong>Uni</strong>versitäre Organisation:<br />

Unterrichtsformen, Studiengänge, Prüfungen und Lehrende<br />

Die <strong>Uni</strong>versitäten haben eine historisch begründete Selbständigkeit in organisatorischen Fragen<br />

(akademische Freiheit, Freiheit von Forschung und Lehre). Grundkenntnisse der sich daraus<br />

ergebenden Organisationsstrukturen, speziell zu den Fragen <strong>uni</strong>versitärer Unterrichtsformen, zu<br />

Studiengängen, Prüfungen und Lehrenden an der <strong>Uni</strong>versität sind für das Lernen an der <strong>Uni</strong>versität<br />

hilfreich. Sie sind deshalb im folgenden knapp zusammengefasst.<br />

Sie werden in Ihrem Studium drei Haupt-Unterrichtsformen<br />

erleben:<br />

Die Vorlesung ist die klassische Frontalunterrichtsform der<br />

<strong>Uni</strong>versität: ein Professor steht in einem Hörsaal vor einer<br />

großen Gruppe von Studierenden und "doziert" über ein<br />

Thema. Dazu hat er sich mit der neuesten wissenschaftlichen<br />

Literatur zum Thema beschäftigt und kann den<br />

Zuhörern somit das Fachgebiet auf dem neuesten Stand<br />

darstellen.<br />

Die Vorlesung ist das älteste <strong>uni</strong>versitäre Unterrichtsverfahren.<br />

In der Medizin wird in der Vorlesung im klinischen Unterricht<br />

in der Regel ein Patient vorgestellt<br />

Das 1594 von G.Fabrizio D'Acquapendente<br />

und Fra Paolo Scarpi gebaute TEATRO<br />

ANATOMICO der <strong>Uni</strong>versität von Padua gilt<br />

als der älteste medizinische Hörsaal. Er ist<br />

bis heute in Betrieb.<br />

Im Seminar steht dagegen die Eigenarbeit der Studierenden im Vordergrund. Seminare können in<br />

unterschiedlichsten Formen durchgeführt werden: von der gemeinsamen Lösung von Aufgaben über<br />

Vorträge der TeilnehmerInnen bis hin zu Sonderformen wie dem Problemorientierten Unterricht (POL).<br />

Tutorien sind Lehrveranstaltungen, in denen besonders qualifizierte Studentinnen und Studenten ihre<br />

Kommilitonen unterrichten. Sie werden in den naturwissenschaftlichen Fächern in der Regel als<br />

unterstützende Unterrichtsform eingesetzt, in geisteswissenschaftlichen Fächern bilden sie oft einen<br />

größeren Teil des Lehrangebotes.<br />

In den theoretischen Fächern (Anatomie, Biochemie, Physiologie, klinische Chemie, Pathologie usw.)<br />

ist die zentrale Unterrichtsform das Praktikum. Hier arbeiten die TeilnehmerInnen praktisch, d.h. sie<br />

lösen Aufgaben unter Einsatz von Händen (und Kopf !). Diese Aufgaben können z.B. in der<br />

Präparation bestimmter Organe, der Analyse eines mikroskopischen Präparats, der Messung des<br />

EKGs oder der Konzentrationsbestimmung eines Metaboliten bestehen.<br />

Die klinische Form des Praktikums ist der Unterricht am Krankenbett. Er wird in zwei Formen<br />

durchgeführt:<br />

Bei der Patientendemonstration wird einer kleinen Gruppe von sechs Studierenden durch einen Arzt<br />

ein Patient vorgestellt. Die Studierenden erarbeiten zusammen mit dem Arzt das Krankheitsbild dieses<br />

Patienten und diskutieren Ursachen, Diagnostik und Therapie der Erkrankung.<br />

Beim Kleingruppenunterricht untersuchen drei Studierende unter Überwachung durch einen Arzt einen<br />

Patienten. Sie erheben die Anamnese (medizinische Vorgeschichte), führen eine körperliche<br />

Untersuchung (visuelle Inspektion des Patienten, Abhorchen (Auskultation) und Abklopfen<br />

(Perkussion) durch und prüfen etwa die Beweglichkeit der Gelenke. Unter Hinzuziehung der<br />

Krankenakte und der Ergebnisse bildgebender Verfahren (Röntgenbilder, Computertomogramme) und<br />

der klinisch-chemischen Analytik erarbeiten sie eine Verdachtsdiagnose für die Erkrankung des<br />

Patienten, die dann mit dem Arzt diskutiert wird. Häufig stellen die Studierenden "ihren" Patienten<br />

dann im Rahmen einer Patientendemonstration ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen vor.<br />

Der Unterricht am Krankenbett ist eine sehr wichtige Unterrichtsform, die allerdings auch besondere<br />

Vorsicht und ethische Überlegungen erfordert: Dadurch, dass man den kranken Menschen (d.h. einen<br />

Menschen in einer ohnehin schon schwierigen Lebenssituation) im Unterricht vorstellt und ihn von<br />

Lernenden untersuchen lässt, kommt es naturgemäß zu besonderen Belastungen. Neben der<br />

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Beachtung medizinjuristischer Aspekte (z.B. des Verschwiegenheitsgebotes) wird daher von den<br />

Studierenden auch ein verantwortungsvoller Umgang mit dem Patienten gefordert..<br />

Die Fachbereiche, in die die <strong>Uni</strong>versität eingeteilt ist, organisieren ihre Unterrichtsangebote in<br />

Studiengängen. Ein solcher Studiengang gliedert die Unterrichtsveranstaltungen, die notwendig sind,<br />

um zu einer entsprechenden Fachbereichs- oder Staatsprüfung zugelassen zu werden und diese<br />

bestehen zu können, in einer sinnvollen Form.<br />

Grundlage eines Studiengangs ist eine von Fachbereich und <strong>Uni</strong>versität beschlossene<br />

Prüfungsordnung. Diese definiert die formalen und inhaltlichen Bedingungen der Zwischen- und<br />

Abschlussprüfungen (oder der Studienbegleitenden Prüfungen).<br />

In Medizin und Zahnmedizin werden die Prüfungsordnungen nicht von den Fachbereichen, sondern<br />

vom Ministerium erlassen. Sie werden dann als Approbationsordnung bezeichnet und stehen im<br />

Rang eines Bundesgesetzes. Daher ist die Grundstruktur des Medizin- und Zahnmedizinstudiums an<br />

allen deutschen <strong>Uni</strong>versitäten weitgehend identisch.<br />

Auf der Grundlage der Prüfungsordnung stellt der Fachbereich dann eine Studienordnung auf, in der<br />

der Ablauf des Studiums (Wie erfolgt die Zulassung zu den Veranstaltungen? Wie oft darf gefehlt<br />

werden? ...) und eine sinnvolle Reihenfolge der zu besuchenden Veranstaltungen festgelegt wird<br />

(Curriculum).<br />

Veranstaltungen, die in die Studienordnung aufgenommen wurden, muss der Fachbereich anbieten.<br />

Man bezeichnet diese auch als curriculare Veranstaltungen.<br />

Viele Hochschullehrer bieten zusätzliche Lehrveranstaltungen an - um das curriculare Angebot zu<br />

vertiefen, um ihr Fachgebiet adäquat vorzustellen, oder um ihre Doktoranden zusätzlich auszubilden.<br />

Diese nichtcurricularen oder extracurricularen Veranstaltungen bilden einen wichtigen Bestandteil des<br />

<strong>uni</strong>versitären Angebots, denn sie gestatten es den Studierenden, sich über ein bestimmtes Gebiet<br />

aktuell zu informieren.<br />

Der klassische deutsche <strong>uni</strong>versitäre Studiengang ist in den Bereichen der Naturwissenschaften der<br />

Diplom-, in geisteswissenschaftlichen Fächern der Magisterstudiengang. Nach einem (in der Regel<br />

viersemestrigen) Grundstudium wird eine Zwischenprüfung (Vordiplom) abgelegt, dann folgt ein (in<br />

der Regel ebenfalls viersemestriges) Hauptstudium, das mit dem Diplom abschließt. Teil der Diplomprüfung<br />

ist die Anfertigung einer Diplomarbeit. Dieses Diplom bildet die berufsqualifizierende Prüfung<br />

und ist Grundlage für eine Beschäftigung (als Diplombiologe, Diplomchemiker etc.) oder für den<br />

Beginn einer Promotion.<br />

Am Fachbereich Medizin wird der Studiengang Humanbiologie (noch) in dieser Form angeboten.<br />

In der "Erklärung von Bologna" haben die europäischen Länder die Vereinheitlichung des Hochschulraums<br />

unter Übername des angloamerikanischen Bachelor/Master-Systems beschlossen:<br />

Hier nimmt der Studierende zunächst ein (i.d.R. sechssemestriges) Bachelorstudium auf. Dieses<br />

Studium endet nicht mit einer umfassenden Abschlussprüfung, sondern ist nach dem Prinzip<br />

studienbegleitender Prüfungen organisiert. Es stellt ein berufsqualifizierendes Studium dar, nach dem<br />

der Studierende die <strong>Uni</strong>versität mit einem akademischen Abschluss verlassen und ins Berufsleben<br />

eintreten kann.<br />

Ein (mehr oder weniger großer) Teil der Bachelor-Absolventen kann dann ein weiterführendes<br />

Masterstudium aufnehmen, das ihn (in der Regel nach weiteren 3 Semestern und der Anfertigung<br />

einer Masterarbeit) zum Masterabschluss (Master of Science, MSc) führt. Dieser akademische<br />

Abschluss berechtigt dann zur Promotion.<br />

Am Fachbereich Medizin ist der Studiengang Physiotherapie bereits als Bachelor-/Masterstudiengang<br />

organisiert; der Studiengang Humanbiologie wird demnächst auf dieses System umgestellt.<br />

Studiengänge, denen der Staat (als alleiniger oder prominenter Arbeitgeber oder wegen besonderer<br />

Qualitätsansprüche) eine besondere Bedeutung zumisst, sind als Staatsexamensstudiengang<br />

organisiert und schließen nicht mit einer Fachbereichs-, sondern mit einer Staatsprüfung, dem<br />

Staatsexamen, ab. Dies betrifft etwa das Jurastudium, die Lehramtsstudiengänge, das Pharmazie-,<br />

Medizin- und Zahnmedizinstudium. Hier übernimmt ein staatliches Prüfungsamt (im Bereich der<br />

Medizin und Zahnmedizin das Hessische Landesprüfungs- und Untersuchungsamt im<br />

Gesundheitswesen) die Organisation und Durchführung der Zwischen- und Abschlussprüfungen.<br />

Prüfungen an der <strong>Uni</strong>versität lassen sich in verschiedene Kategorien einteilen:<br />

Veranstaltungsprüfungen liegen in der Verantwortung des jeweiligen Fachbereichs; sie bestätigen,<br />

dass der Teilnehmer die Veranstaltung regelmäßig und erfolgreich besucht hat.<br />

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Am Fachbereich werden solche Prüfungen in Praktika und Seminaren abgenommen; diese<br />

Veranstaltungen sind anwesenheitspflichtig, und die Scheine mit der Bestätigung der erfolgreichen<br />

Teilnahme müssen bei der Meldung zur entsprechenden Prüfung vorgelegt werden.<br />

Vorlesungen sind nicht anwesenheitspflichtig. Ihr Besuch wird zwar nachdrücklich empfohlen, aber<br />

nicht kontrolliert. Allerdings sind die Vorlesungen jeweils bestimmten anwesenheitspflichtigen<br />

Veranstaltungen zugeordnet, und in den Prüfungen dieser Seminare und Praktika kann dann das in<br />

den Vorlesungen vermittelte Wissen mit abgeprüft werden.<br />

Die beiden Bedingungen zum erfolgreichen Besuch einer Veranstaltung (regelmäßige Teilnahme und<br />

erfolgreiche Teilnahme) sind unabhängig voneinander; übermäßiges Fehlen kann nicht durch<br />

besonders gute Leistungen kompensiert werden und vice versa.<br />

In den Studiengängen Humanbiologie und Zahnmedizin sowie in der medizinischen Vorklinik wird als<br />

Ergebnis einer Veranstaltungsprüfung nur das Bestehen der Prüfung und die regelmäßige Teilnahme<br />

festgestellt. Im klinischen Abschnitt des Medizinstudiums dagegen werden die "Scheine" benotet und<br />

die Noten der besuchten Veranstaltungen im Abschlusszeugnis des Staatsexamens aufgeführt.<br />

In solchen Studiengängen werden die Studierenden einer (oder mehreren) Zwischen- und einer<br />

(umfangreichen) Abschlussprüfung unterzogen, in der der gesamte Stoff des Studienabschnitts<br />

abgefragt wird. Im Studiengang Humanmedizin waren dies früher vier, jetzt sind es noch zwei<br />

Prüfungen (früher: Ärztliche Vorprüfung {Physikum}, 1., 2. und 3. Staatsexamen, jetzt: Ärztliche<br />

Prüfung (1. und 2. Abschnitt)), in der Zahnmedizin drei (Naturwissenschaftliche und Zahnärztliche<br />

Vorprüfung und zahnärztliches Staatsexamen) und in der Humanbiologie zwei (Vordiplom und Diplom)<br />

Prüfungen.<br />

Insbesondere in den "modernen" Bachelor- und Masterstudiengängen verlässt man dieses Prinzip und<br />

geht zu Studienbegleitenden Prüfungen über.<br />

Der Studierende legt hier (benotete) Prüfungen nach kürzeren Studienabschnitten ab, deren<br />

Gesamtnote die Note für das Studium ergibt.<br />

Die Lehrenden, denen Sie an der <strong>Uni</strong>versität<br />

begegnen, werden verschiedenen Gruppen<br />

zugerechnet:<br />

Da sind zunächst die Professoren. Diese wurden<br />

entweder vom Wissenschaftsministerium auf<br />

Vorschlag von Fachbereich und <strong>Uni</strong>versität im<br />

Rahmen eines Berufungsverfahrens (berufene<br />

oder ´planmäßige´ Professoren) ernannt, oder<br />

ihnen wurde nach einer Bewährungszeit der Titel<br />

Professor verliehen (außerplanmäßige oder apl-<br />

Professoren).<br />

Der Biochemiker Siegfried Bär hat in seinem Buch<br />

Forschen auf Deutsch Parallelen zwischen dem<br />

Stoffwechsel einer eukaryotischen Zelle und dem<br />

akademischen Berufssystem aufgezeigt.<br />

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Fachbereich Medizin der Philipps-<strong>Uni</strong>versität <strong>Marburg</strong><br />

Die Stelle eines berufenen Professors wird zunächst vom Fachbereich definiert und in Zeitschriften<br />

veröffentlicht. Interessierte Wissenschaftler bewerben sich, und aus den Bewerbungen wählt eine<br />

Kommission des Fachbereichs geeignete Bewerber aus, die in einem Vortrag (oder heute häufig zwei<br />

Vorträgen: in einem dokumentieren sie ihre Befähigung zur Durchführung von Forschung, in einem<br />

zweiten ihre Eignung zum Unterricht) ihre Eignung für die Stelle darbieten. Die besten drei oder vier<br />

Bewerber werden dann von je zwei (externen) Experten ihres Fachgebiets an anderen <strong>Uni</strong>versitäten<br />

begutachtet, und der Fachbereichsrat erstellt daraus eine Liste mit einer Reihenfolge der<br />

Wunschkandidaten. Der Erstplazierte erhält dann nach Bestätigung der Liste durch den Senat der<br />

<strong>Uni</strong>versität den "Ruf" auf die Professur vom zuständigen Ministerium. Bevor er diesen annimmt, führt<br />

er mit dem Präsidenten der <strong>Uni</strong>versität und dem Dekan des Fachbereichs "Berufungsverhandlungen",<br />

in denen es meist um Mitarbeiterstellen und Sachmittel für seine Forschung geht. Ist der Professor im<br />

klinischen Bereich tätig, verhandelt er parallel mit dem Vorstand des <strong>Uni</strong>versitätsklinikums über die<br />

Bedingungen seiner Arbeit in der Krankenversorgung.<br />

Grundlage für die Bewerbung auf eine ausgeschriebene Professorenstelle ist heute in der Regel noch<br />

die Habilitation. Dies ist ein akademisches Verfahren, bei dem ein (promovierter) Wissenschaftler eine<br />

zusätzliche Habilitationsschrift mit den Ergebnissen seiner Forschungen zu einem bestimmten<br />

Teilbereich erstellt. Diese wird von einer Kommission des Fachbereichs unter Hinzuziehung externer<br />

Experten begutachtet; der Habilitand muss zusätzlich in einem Vortrag (dessen Thema nicht aus<br />

seinem Arbeitsgebiet stammen darf) vor dem Fachbereichsrat beweisen, dass er die Fähigkeiten zur<br />

selbständigen Forschung und Lehre erfüllt.<br />

Über die Notwendigkeit der Habilitation, die es in dieser Form nur im deutschsprachigen <strong>Uni</strong>versitätsbereich<br />

gibt, wird vehement gestritten. Die Anfertigung einer eigenständigen Habilitationsarbeit kann<br />

heute durch eine kommentierte Sammlung von eigenen Publikationen in wissenschaftlichen<br />

Veröffentlichungen ersetzt werden; politisch wurde mit der Schaffung von J<strong>uni</strong>orprofessoren ein<br />

alternativer Weg zur Berufung geschaffen.<br />

J<strong>uni</strong>orprofessoren sind besonders fähige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die ohne<br />

Habilitation auf eine zunächst zeitlich befristete J<strong>uni</strong>orprofessur berufen wurden. Nach einer<br />

bestimmten Zeit wird überprüft, ob die Bewerberin oder der Bewerber tatsächlich geeignet ist, bevor<br />

sie oder er dann eine unbefristete Professur erhält.<br />

Zum Privatdozenten (PD) kann ein Wissenschaftler nach erfolgreicher Habilitation ernannt werden.<br />

Es handelt sich um einen akademischen Titel, der die Berechtigung (und Verpflichtung) zu<br />

eigenständiger Lehre dokumentiert. Privatdozenten erbringen diese Lehre zusätzlich zu einer anderen<br />

Tätigkeit (an der <strong>Uni</strong>versität oder in der Industrie).<br />

Wissenschaftliche Mitarbeiter haben ein Studium und häufig eine Promotion absolviert. Sie sind an<br />

der <strong>Uni</strong>versität beschäftigt, um sich weiter zu qualifizieren (in der Regel wollen sie die Habilitation<br />

erreichen). Sie werden vor allem in Praktika und Seminaren eingesetzt<br />

© GK, Studiendekanat, 2006, V 3.0 54

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