Lothar Baumgarten Seven Sounds / Seven Circles KUB 09.02
Lothar Baumgarten Seven Sounds / Seven Circles KUB 09.02
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<strong>Lothar</strong> <strong>Baumgarten</strong><br />
Double Diamond Frog | 1989<br />
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<strong>Lothar</strong> <strong>Baumgarten</strong><br />
America Señores Naturales | 1984<br />
Wenn <strong>Baumgarten</strong> bei Lévi-Strauss den methodischen Ansatz zur<br />
Veranschaulichung der Strukturen entlehnt, nach denen Kulturen<br />
ihre Welten gestalten und damit einhergehend beschreiben, will er<br />
damit nicht eine zeitlose Gegenwart erhellen (worauf eine nachträgliche<br />
Kritik am Strukturalismus gegründet ist). Vielmehr verfährt er<br />
so, um durch die Gegenwart zu einem vergleichenden Verständnis<br />
der Formen der Vergangenheit zu gelangen und vice versa.<br />
Tatsächlich ist diese zweifache zeitliche Verdoppelung für viele<br />
seiner Werke zentral – sei es mittels der topografischen Überblendung<br />
von Venedig und Venezuela in America (1983 – 84) oder durch<br />
die Evokation einer alternativen Geschichtsschreibung mittels<br />
seiner Umbenennungen von Pariser Metrostationen in Accès aux<br />
Quais Tableaux Parisiens (1985 – 86).<br />
Der Ausgangspunkt für die aktuelle Ausstellung <strong>Seven</strong><br />
<strong>Sounds</strong> / <strong>Seven</strong> <strong>Circles</strong> ist Denning’s Point, eine stark bewaldete,<br />
überwucherte Halbinsel am östlichen Flussufer des Hudson River.<br />
Der erste Teil der Ausstellung besteht aus drei Projektionen mit<br />
Bildern dieses »Wasteland«, dem vormaligen Firmensitz der<br />
Denning’s Point Brick Works Company. Im Verlauf der Betrachtung<br />
der 404 synchron projizierten Lichtbilder werden für den Besucher<br />
durch abstrakt anmutende Kompositionen der Vegetation die<br />
Dynamik des Wachstums und dessen latente Vergänglichkeit<br />
erkennbar. Er wird auch die noch immer auf dem gesamten Gebiet<br />
vorzufindenden, kaum sichtbaren industriellen Spuren entdecken<br />
können. Der zweite Teil der Ausstellung umfasst sieben ebenfalls<br />
auf der Halbinsel aufgezeichnete Audio-Bilder von jeweils einer<br />
Stunde Dauer. Auf drei Etagen und unter unterschiedlichen Lichtverhältnissen<br />
präsentiert, vermitteln diese »Phonischen Skulpturen«<br />
durch ihre atmosphärische Präsenz und das unerwartete<br />
Zusammenfließen verschiedener Klangstrukturen natürlichen<br />
wie auch industriellen Ursprungs eine ausgeprägte Vorstellung<br />
des Orts. Tatsächlich spricht das, was <strong>Baumgarten</strong> als »eindringlichen<br />
Dialog zwischen Kultur und Natur« vorführt, ihre andauernde<br />
Koexistenz vor Ort, eine eigene Sprache. Die Einrichtung der Arbeit<br />
im Kunsthaus Bregenz sprengt die Grenzen unserer Erwartung<br />
dessen, was wir zu hören glauben im Stande sind. Kaira Cabañas<br />
<strong>KUB</strong>0902_HeftEin_<strong>Baumgarten</strong>_gzd.indd 7 06.03.2009 12:37:45 Uhr