Lothar Baumgarten Seven Sounds / Seven Circles KUB 09.02
Lothar Baumgarten Seven Sounds / Seven Circles KUB 09.02
Lothar Baumgarten Seven Sounds / Seven Circles KUB 09.02
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
04 05<br />
Die Werke der späten 1980er-Jahre basieren auf einem 18-monatigen<br />
Aufenthalt <strong>Baumgarten</strong>s bei den Yanomami des oberen Orinoco<br />
(1978 – 80). Mit der Verschiebung von phantasmatischer Projektion<br />
zu real durchlebter Erfahrung untersucht <strong>Baumgarten</strong>, wie ethnografische<br />
Realitäten, vor allem durch Fotografie, Tonaufzeichnungen<br />
und Film, präsentiert werden können. Erst nachdem er<br />
acht Monate unter den Yanomami gelebt hat, beginnt <strong>Baumgarten</strong><br />
zu fotografieren. Für die entstandenen Schwarz-Weiß-Aufnahmen<br />
entwickelt er diverse Präsentationsmethoden. In Zusammenarbeit<br />
mit dem Typografen Walter Nikkels wählt er für einen Teil dieses<br />
Bildmaterials die Buchform, ein Medium, das die Eigentümlichkeiten<br />
der Lebensweise der Yanomami in einer Sequenz darstellt.<br />
In den begleitenden Bildtexten werden die Stimme, der verbale<br />
alltägliche Austausch, die spezifische Ausdrucksweise der<br />
Yanomami lebendig. In Publikationen wie Makunaíma (1987) und<br />
Tierra de los Perros Mudos (1985) experimentiert <strong>Baumgarten</strong> mit<br />
der Verbindung von Bild und Schrift, fotografischer Abbildung<br />
und Bildtext, als einer Methode, den Mythos der Autonomie und<br />
Objektivität der Fotografie zu entlarven. Mit der Einbindung der<br />
Erzählungen Alejo Carpentiers treibt er das Verwirrspiel zwischen<br />
Faktum und Fiktion oder Natur und Kultur in diesen Arbeiten<br />
weiter, wobei er keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit der Darstellung<br />
oder empirischen Realismus erhebt.<br />
Ab Mitte der 1990er-Jahre setzt sich in der zeitgenössischen<br />
Kunst ein Modell, dem ein von Hal Foster geprägter Begriff, der<br />
»Künstler als Ethnograf«, zugrunde liegt, zunehmend mit der Identitätsfrage<br />
auseinander. Doch für <strong>Baumgarten</strong> (dessen Werk als<br />
ein Wegbereiter des »Künstler als Ethnograf«-Paradigmas gilt)<br />
repräsentiert die Ethnologie nicht einfach eine Methodik, die sich<br />
auf eine zeitgenössische gesellschaftliche Thematik anwenden<br />
<strong>KUB</strong>-Programm <strong>09.02</strong> <strong>Lothar</strong> <strong>Baumgarten</strong><br />
<strong>Lothar</strong> <strong>Baumgarten</strong><br />
Caiman | 1970<br />
<strong>KUB</strong>0902_HeftEin_<strong>Baumgarten</strong>_gzd.indd 4 06.03.2009 12:35:30 Uhr