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Competence Book Nr. 1<br />
BPm - Business Process management<br />
2.3. Prozessmodellierung – geschäftsprozesse mit<br />
BPmn sichtbar machen<br />
Interview mit Prof. Dr. Thomas Allweyer<br />
Geschäftsprozesse müssen sichtbar gemacht werden, um<br />
Potenziale zu erkennen und erforderliche Veränderung<br />
deutlicher herauszustellen. Dazu bieten sich verschiedene<br />
Darstellungsarten und Modelle, die je nach Anforderung<br />
ihren Fokus auf bestimmte Prozesse richten. Diese helfen,<br />
tiefergehende Kenntnisse über Geschäftsprozesse zu<br />
erlangen und diese zu optimieren. Nicht zuletzt kann das<br />
Qualitätsmanagement anhand dieser Modelle Abläufe im<br />
Unternehmen dokumentieren und überprüfen.<br />
Wo sich Prozessmodellierung besonders lohnt und als<br />
sinnvolles Werkzeug zur Weiterentwicklung der Geschäftsprozesse<br />
genutzt werden kann, haben wir mit Dr. Allweyer<br />
besprochen, Professor <strong>für</strong> Unternehmensmodellierung und<br />
Geschäftsprozessmanagement an der FH Kaiserlautern.<br />
Frage 1: Prozessmodellierung in Unternehmen<br />
Prozesse durch Modelle strukturiert darzustellen, ist<br />
nun schon seit einigen Jahren gängige Praxis im Geschäftsprozessmanagement.<br />
Wie schätzen Sie die Entwicklung der Prozessmodellierung<br />
bis heute und ihre aktuelle Rolle ein? Hat sich<br />
eine Darstellungsart und Notation durchgesetzt oder<br />
existieren verschiedene Standards nebeneinander?<br />
In der Vergangenheit begannen Unternehmen,<br />
die ihre Prozesse dokumentieren wollten, häufig<br />
mit einem einfachen grafischen Flowchart-<br />
Tool, ohne dabei besonderen Regeln zu folgen.<br />
Ein Schulungsteilnehmer charakterisierte die in<br />
seinem Unternehmen betriebene Modellierung<br />
einmal als „Free Style Modelling“. Die entstehenden Modelle<br />
sind nur <strong>für</strong> den einmaligen Gebrauch geeignet, etwa zur<br />
Dokumentation innerhalb eines Projektes. Zur Unterstützung<br />
eines kontinuierlichen Prozessmanagements taugen<br />
sie nicht. Aufgrund der fehlenden gemeinsamen Methodik<br />
passen die unterschiedlichen Modelle nicht zusammen,<br />
und sie werden von den Anwendern nicht richtig verstanden.<br />
Ohne ein integriertes Modellierungswerkzeug lassen<br />
sich die Modelle nicht sinnvoll aufeinander abstimmen und<br />
weiter entwickeln.<br />
Mangels eines einheitlichen Standards entwickelte jeder<br />
Toolhersteller bis vor wenigen Jahren seine eigenen Modellierungsmethoden.<br />
Mit dem Werkzeug kaufte man also<br />
gleichzeitig die Methodik. Insbesondere im deutschsprachigen<br />
Raum wurde und wird die Notation der Ereignisgesteuerte<br />
Prozesskette (EPK) recht häufig eingesetzt. Doch auch<br />
bei der EPK handelt es sich nicht um einen Standard. Sie<br />
wurde hauptsächlich durch einen führenden Toolhersteller<br />
verbreitet.<br />
Seit einigen Jahren steht BPMN (Business Process Model<br />
and Notation) als einheitlicher Standard <strong>für</strong> die Prozessmodellierung<br />
zur Verfügung. Die rasante Verbreitung dieser<br />
Notation zeigt, wie groß der Bedarf an einer einheitlichen<br />
Sprache zur Darstellung von Prozessen ist. Heute<br />
unterstützen praktische alle ernst zu nehmenden Hersteller<br />
von Modellierungswerkzeugen und von Business Process<br />
Management-Systemen die BPMN. Umfragen bei Anwenderunternehmen<br />
zeigen, dass sich die BPMN ganz klar zur<br />
populärsten Notation entwickelt hat.<br />
Allerdings löst die Nutzung dieser Notation noch längst<br />
nicht alle Probleme. Genauso wie man in einer natürlichen<br />
Sprache sowohl gute als auch schlecht verständliche Texte<br />
formulieren kann, kommt es auch bei der BPMN darauf<br />
an, dass man sie – so einfach die Grundkonstrukte auch<br />
erscheinen – richtig beherrscht. Zudem sollte man gewisse<br />
Best Practices und Modellierungskonventionen berücksichtigen,<br />
um gut verständliche Modelle zu entwickeln. Hinzu<br />
kommt, dass die Prozessmodellierung nicht alleine steht,<br />
sondern dass sie mit anderen Modellen integriert werden<br />
muss, z. B. mit übergreifenden Wertschöpfungsketten, Datenmodellen,<br />
Geschäftsregeln und <strong>IT</strong>-Landschaften.<br />
Um fundiertes BPMN-Know-how zu vermitteln habe ich<br />
zusammen mit anderen erfahrenen Modellierungsexperten<br />
einen Zertifikatskurs entwickelt, der in der Schweiz bereits<br />
sehr erfolgreich angelaufen ist und ab Sommer auch in<br />
Deutschland besucht werden kann. Wer im Anschluss an<br />
den Kurs das Zertifikat erwirbt, beweist damit, dass er die<br />
BPMN tatsächlich an praktischen Fällen richtig anwenden<br />
kann.<br />
Frage 2: Bereiche <strong>für</strong> Prozessmodellierung<br />
Generell bieten sich alle Prozesse an, modelliert zu<br />
werden. Welche Unternehmensbereiche werden am<br />
häufigsten durch Modelle dargestellt? Gibt es Geschäftsprozesse,<br />
die sich durch ihre Struktur besonders<br />
eignen, als Modell dargestellt zu werden und<br />
erst durch diese Darstellung ihr Optimierungspotenzial<br />
erkennen lassen?<br />
Wie Sie richtig bemerkt haben, kann man prinzipiell<br />
alle Prozesse modellieren. Und so wie<br />
praktisch jedes Unternehmen ein Organigramm<br />
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