RUDOLF STEINER UND DIE ANTHROPOSOPHIE
RUDOLF STEINER UND DIE ANTHROPOSOPHIE
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84 Erste Berliner Jahre<br />
sollte aus einem rein-menschlich Innerlichen zu etwas Äußerlichem<br />
gemacht werden.» Und an dieser Stelle folgt der bereits<br />
zitierte Satz: «Das Esoterische sollte ins Exoterische abgelenkt<br />
werden» (636,277).<br />
Wie Johannes Hemleben feststellt, ist die Zeit der Freundschaft<br />
mit Mackay «auch zugleich die Zeit der zugespitzten und<br />
aggressiven Formulierungen Steiners im Sinne einer absoluten<br />
Autonomie des freien Menschen und der Ablehnung jeglicher<br />
äußeren Autorität. In dieser Zeit war er im spirituellen Sinne<br />
gefährdet» (Hemleben 1983,72).<br />
Außer mit Mackay ergeben sich zahlreiche weitere Begegnungen<br />
mit Literaten, Künstlern und Philosophen in Berlin,<br />
z.B. mit dem Goethe-Forscher Hermann Grimm und dem<br />
Schriftsteller Ludwig Jacobowski, der bis zu seinem Tod im<br />
Jahre 1900 den Literaten-Club «Die Kommenden» leitet. In<br />
diesem Club taucht eines Tages der junge Dichter Stefan Zweig<br />
auf, der Steiner in seiner frühen Berliner Zeit wie folgt porträtiert:<br />
«In seinen dunklen Augen wohnte eine hypnotische Kraft,<br />
und ich hörte ihm besser und kritischer zu, wenn ich nicht auf<br />
ihn blickte, denn sein asketisch-hageres, von geistiger Leidenschaft<br />
gezeichnetes Antlitz war wohl angetan, nicht nur auf<br />
Frauen überzeugend zu wirken (...) Einem Mann solcher magnetischen<br />
Kraft gerade auf jener frühen Stufe zu begegnen, wo<br />
er noch freundschaftlich undogmatisch sich Jüngeren mitteilte,<br />
war für mich ein unschätzbarer Gewinn» (zit. nach Wehr 1993,<br />
144).<br />
1899: Arbeiter-Bildungsschule Berlin.<br />
Ehe mit Anna Eunike<br />
Im Januar 1899 nimmt Steiner eine Lehrtätigkeit an der von<br />
dem Sozialdemokraten Wilhelm Liebknecht gegründeten<br />
Arbeiter-Bildungsschule Berlin auf. Zumeist in den Abendstunden<br />
hält er Vorträge über deutsche Geschichte, Literatur<br />
und Rhetorik, um den Bildungsstand des Proletariats zu heben.