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RUDOLF STEINER UND DIE ANTHROPOSOPHIE

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Erste Berliner Jahre 83^<br />

nennt man den Stammplatz in der Kneipe 'Der stramme Hund'<br />

in der Dorotheenstraße. Steiner ist mit von der Partie. Und die<br />

Atmosphäre in der von Rauch- und Bierdünsten vernebelten<br />

Berliner Kneipe ist eine ganz andere als etwa im Wiener Cafe<br />

Griensteidl» (Wehr 1993,140).<br />

1898: John Henry Mackays Anarchismus.<br />

Spirituelle Gefährdung<br />

Anstoß und Anfechtung zugleich ist für Steiner insbesondere<br />

die Begegnung mit John Henry Mackay, dem Autor des Romans<br />

«Die Anarchisten». Mackay, der im Jahre 1898 nach Berlin<br />

gezogen ist und rasch mit Steiner Freundschaft schließt,<br />

knüpft als Herausgeber von Werken Max Stirners an diesen an<br />

und bezeichnet seine eigene Philosophie als «individualistischen<br />

Anarchismus». Kernpunkt dieser Lehre ist die Vorstellung<br />

vom guten, sich selbst bestimmenden Menschen nach der<br />

Art Rousseaus, der keinen Gott und Gesetzgeber über sich<br />

braucht, sondern aus den Kräften seiner eigenen Natur heraus<br />

ein harmonisches Zusammenleben und somit eine ideale Gesellschaft<br />

ermöglicht. Im Unterschied zu späteren Anarchisten<br />

- etwa Bakunin - lehnt Mackay die Anwendung von Gewalt<br />

ab.<br />

Auch Steiner besitzt dieses optimistische Vertrauen in das<br />

von Natur aus «gute» Wesen des Menschen. Aber er unterscheidet<br />

sich von Mackay darin, daß er seinen ethischen Individualismus<br />

rein auf das Innenleben des Menschen beziehen<br />

möchte:<br />

«Das Schicksal hatte nun mein Erlebnis mit J. H. Mackay und<br />

mit Stirner so gewendet, daß ich auch da untertauchen mußte in<br />

eine Gedankenwelt, die mir zur geistigen Prüfung wurde. Mein<br />

ethischer Individualismus war als reines Innen-Erleben des<br />

Menschen empfunden. Mir lag ganz fern, als ich ihn ausbildete,<br />

ihn zur Grundlage einer politischen Anschauung zu machen.<br />

Damals nun, um 1898, sollte meine Seele mit dem rein ethischen<br />

Individualismus in eine Art Abgrund gerissen werden. Er

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