RUDOLF STEINER UND DIE ANTHROPOSOPHIE
RUDOLF STEINER UND DIE ANTHROPOSOPHIE RUDOLF STEINER UND DIE ANTHROPOSOPHIE
80 Weimarer Zeit halten. Denn Jahre später werden Elisabeth Förster-Nietzsches unlauteren Machenschaften, etwa Fälschungen in den Schriften ihres Bruders, bekannt. Steiner hat solches lange vor anderen geahnt, da er Frau Förster-Nietzsche näher kennenlernte, als er ihr Privatstunden über die Philosophie ihres Bruders erteilte. Dabei bemerkte er - wie er sich im Jahre 1900 im «Magazin für LiteratuD> erinnert -, «daß Frau Förster-Nietzsche in allem, was die Lehre ihres Bruders angeht, vollständig Laie ist. Sie hat nicht über das Einfachste dieser Lehre irgend ein selbständiges Urteil (...) ihrem Denken wohnt auch nicht die geringste logische Folgerichtigkeit inne; es geht ihr jeder Sinn für Sachlichkeit und Objektivität ab» (zit. nach Wehr 1993,117). Ende 1896 will Steiner endgültig von Weimar weg. Seine Stimmung ist - vor allem wegen der Konflikte mit Suphan, Koegel und Frau Förster - auf dem Tiefpunkt angelangt. «Das Pulverfaß ist (...) voll», schreibt er an Anna Eunike. Und weiter: «... der Ekel über all das ist bei mir manchmal grenzenlos. Heute morgen traf ich auch noch Suphan auf der Straße. Ich tat anfangs so, als ob ich ihn nicht sehe (...) Sollte er doch noch einmal eine Aussprache mit mir suchen, dann wird er Dinge zu hören bekommen, die ihm lange in den Ohren klingen werden» (39,297f.). Aber wohin soll der Weg gehen? Spätestens seit 1895 spielt Steiner mit dem Gedanken, nach Wien zurückzukehren: «Prof. Müllner hat mir mitgeteilt, daß er für die Errichtung einer Lehrkanzel für Philosophie an der Wiener Technischen Hochschule wirkt und meine Berufung an dieselbe durchsetzen will», schreibt er am 27.5.1895 an seine Eltern und Geschwister, in deren Nähe er gerne sein möchte (39,246). Aber aus der Berufung wird nichts. Die Unsicherheit geht nach der Beendigung der Tätigkeit im Goethe-Schiller-Archiv im Jahre 1897 weiter. Steiner muß sich mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser halten. Sein Weg führt ihn nicht in den Süden: nach Wien, sondern weiter in den Norden: nach Berlin.
Erste Berliner Jahre 81 1897-1901: Erste Berliner Jahre 1897: Innerer Umschwung. Das Magazin für Literatur Die Jahre von 1897 bis zur Jahrhundertwende sind für Steiner eine Zeit des inneren Umbruchs. Er nähert sich nun immer stärker seiner esoterischen Weltanschauung, die sich im 20. Jahrhundert zur Anthroposophie ausformen wird. Dabei nimmt er, wie wir aufzeigen konnten, zunächst zahlreiche Impulse früherer Denker - von Goethe bis Haeckel, von Lessing bis Nietzsche - auf. Was nun aber neu ist und sich - vermutlich unter dem Einfluß seiner früheren esoterischen Erfahrungen insbesondere in den Jahren 1868 und 1881 - zunehmend bewußt gestaltet, ist das Hinausgehen über die rein gedankliche Erfassung übersinnlicher Wirklichkeiten zu ihrem konkreten Erleben. Der Weg in diese Welt der Geistwesen hinein ist für Steiner nicht der gewöhnliche Spiritismus, sondern die Meditation, die er - unter Anknüpfung an fernöstliche und abendländischrosenkreuzerische Meditationspraktiken - später zu seinem eigenen anthroposophischen Erkenntnisweg ausgestaltet. Er schreibt: «Was jetzt eintrat, war Meditieren als seelische Lebensnotwendigkeit. Und damit stand die dritte Art der Erkenntnis vor meinem Innern (neben der Erkenntnis durch Sinnesbeobachtung und inneres Denken; L. G.). Sie führte nicht nur in weitere Tiefen der geistigen Welt, sondern gewährte auch ein intimes Zusammenleben mit dieser (...) In einer solchen aus innerer geistiger Lebensnotwendigkeit geübten Meditation entwickelt sich immer mehr das Bewußtsein von einem 'inneren geistigen
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halten. Denn Jahre später werden Elisabeth Förster-Nietzsches<br />
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geahnt, da er Frau Förster-Nietzsche näher kennenlernte,<br />
als er ihr Privatstunden über die Philosophie ihres Bruders erteilte.<br />
Dabei bemerkte er - wie er sich im Jahre 1900 im «Magazin<br />
für LiteratuD> erinnert -, «daß Frau Förster-Nietzsche in<br />
allem, was die Lehre ihres Bruders angeht, vollständig Laie ist.<br />
Sie hat nicht über das Einfachste dieser Lehre irgend ein selbständiges<br />
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logische Folgerichtigkeit inne; es geht ihr jeder Sinn für<br />
Sachlichkeit und Objektivität ab» (zit. nach Wehr 1993,117).<br />
Ende 1896 will Steiner endgültig von Weimar weg. Seine<br />
Stimmung ist - vor allem wegen der Konflikte mit Suphan,<br />
Koegel und Frau Förster - auf dem Tiefpunkt angelangt. «Das<br />
Pulverfaß ist (...) voll», schreibt er an Anna Eunike. Und weiter:<br />
«... der Ekel über all das ist bei mir manchmal grenzenlos.<br />
Heute morgen traf ich auch noch Suphan auf der Straße. Ich tat<br />
anfangs so, als ob ich ihn nicht sehe (...) Sollte er doch noch einmal<br />
eine Aussprache mit mir suchen, dann wird er Dinge zu<br />
hören bekommen, die ihm lange in den Ohren klingen werden»<br />
(39,297f.).<br />
Aber wohin soll der Weg gehen? Spätestens seit 1895 spielt<br />
Steiner mit dem Gedanken, nach Wien zurückzukehren: «Prof.<br />
Müllner hat mir mitgeteilt, daß er für die Errichtung einer Lehrkanzel<br />
für Philosophie an der Wiener Technischen Hochschule<br />
wirkt und meine Berufung an dieselbe durchsetzen will»,<br />
schreibt er am 27.5.1895 an seine Eltern und Geschwister, in<br />
deren Nähe er gerne sein möchte (39,246). Aber aus der Berufung<br />
wird nichts. Die Unsicherheit geht nach der Beendigung<br />
der Tätigkeit im Goethe-Schiller-Archiv im Jahre 1897 weiter.<br />
Steiner muß sich mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser halten.<br />
Sein Weg führt ihn nicht in den Süden: nach Wien, sondern weiter<br />
in den Norden: nach Berlin.