04.07.2013 Aufrufe

RUDOLF STEINER UND DIE ANTHROPOSOPHIE

RUDOLF STEINER UND DIE ANTHROPOSOPHIE

RUDOLF STEINER UND DIE ANTHROPOSOPHIE

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Weimarer Zeit T\_<br />

«In seinem Handeln leben sich also nicht die aus dem Jenseits<br />

dem Diesseits eingeimpften Gebote aus, sondern die der diesseitigen<br />

Welt angehörigen menschlichen Intuitionen. Der Monismus<br />

kennt keinen solchen Weltenlenker, der außerhalb unserer<br />

selbst unseren Handlungen Ziel und Richtung setzte. Der<br />

Mensch (...) ist auf sich selbst zurückgewiesen (...) Er wird (...)<br />

durch nichts, als durch sich selbst bestimmt (...) Der Mensch<br />

ist dann das letzte Bestimmende seiner Handlung. Er ist frei»<br />

(627,201).<br />

Ist er das wirklich? Steiner geht von einem optimistischen<br />

Menschenbild aus, das weder in der Bibel noch in der alltäglichen<br />

Erfahrungswelt eine wirkliche Grundlage hat. Er traut<br />

dem Menschen zuviel zu, wenn er ihn an die Stelle Gottes setzen<br />

und zu seinem eigenen Gesetzgeber machen will.<br />

Einmal ganz abgesehen von der gotteslästerlichen Dimension<br />

des Haeckelschen, Fichteschen und Steinerschen Atheismus,<br />

ist festzustellen, daß der Mensch, der die «Philosophie der<br />

Freiheit» zu praktizieren sucht, gerade in der Unfreiheit endet:<br />

in der Unfreiheit seiner eigenen Sünde, die sich ja nicht erst in<br />

niederen Trieben und Begierden äußert (gegen diese spricht sich<br />

auch Steiner aus), sondern gerade in selbstgesteckten, hohen<br />

Idealen der Person, die sich in titanischer Anmaßung an die Stelle<br />

Gottes setzen will. «Ihr werdet sein wie Gott und wissen, was<br />

gut und böse ist» (1. Mose 3,5) - diesen Satz spricht nicht Gott<br />

zu den Menschen, sondern der Versucher, der uns vom lebendigen<br />

Gott und seinen guten Ordnungen wegreißen möchte.<br />

Der «ethische Individualismus», den Steiner als einer der ersten<br />

propagiert hat, ist heute freilich weit verbreitet. Das heißt<br />

aber keineswegs, daß er richtig ist. Nicht ganz zu Unrecht hat<br />

Eduard von Hartmann, dem Steiner seine «Philosophie der<br />

Freiheit» zuschickte, deren Autor «Solipsismus, absoluten<br />

Illusionismus und Agnostizismus» vorgeworfen. Steiner gesteht<br />

ein: «Ich finde das Tor nicht, das uns aus dem Immanenten<br />

in das Transzendente führt. Deshalb suche ich die Elemente<br />

der Welterklärung bloß im Gebiete des Immanenten» (39,<br />

224ff.). Daß er auch mit seinen späteren esoterischen Erklärungsversuchen<br />

nicht bis zur wirklichen Transzendenz -

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!