RUDOLF STEINER UND DIE ANTHROPOSOPHIE
RUDOLF STEINER UND DIE ANTHROPOSOPHIE
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Weimarer Zeit 6T_<br />
Zum dritten fand es aber eine Erkräftigung durch das Mit-Erleben<br />
der Geist-Erlebnisse jener beiden Seelen» (636,218).<br />
Dieser Selbstaussage Steiners im «Lebensgang» zufolge ist<br />
also sein frühes Werk «Die Philosophie der Freiheit» - ich gehe<br />
darauf noch ein - eine Frucht sowohl seiner philosophischen<br />
Bemühungen als auch seiner hellseherischen Erlebnisse, die<br />
auch in Weimar nicht aufgehört haben. Dies ist wichtig zu beachten,<br />
weil in diesem Werk die späteren esoterischen Lehren<br />
noch nicht explizit begegnen und es häufig als rein wissenschaftliche<br />
philosophische Abhandlung dargestellt wird. Und<br />
doch ist der Geist, aus dem es geschrieben ist, derselbe, der<br />
auch die späteren Werke Steiners inspiriert hat.<br />
Steiner erwähnt im «Lebensgang», daß er in seiner Weimarer<br />
Zeit Kontakt mit Spiritisten-Zirkeln hat, grenzt sich aber<br />
gleichzeitig gegen diese Art des Zugangs zu den übersinnlichen<br />
Welten ab: «Es war gerade auch in Weimar möglich, interessanten<br />
Verkehr mit Spiritisten zu haben, denn in der Künstlerschaft<br />
lebte eine Zeitlang diese Art, sich suchend zum Geistigen<br />
zu verhalten, intensiv auf (...) Ich habe mich stets, wo<br />
dergleichen in Frage kam, auch für ein solches Suchen der<br />
Menschenseelen interessiert, wie es im Spiritismus zutage tritt.<br />
Der Spiritismus der Gegenwart ist der Abweg solcher Seelen<br />
nach dem Geistigen, die auch den Geist auf äußerliche - fast experimentelle<br />
- Art suchen möchten, weil sie das Wirkliche,<br />
Wahre, Echte einer geistgemäßen Art gar nicht mehr empfinden<br />
können (...) Mein eigenes Forschen ging stets andere Wege<br />
als der Spiritismus in irgendeiner Form» (636,218).<br />
Diese Aussagen Steiners sind insofern zutreffend, als er<br />
tatsächlich eine andere Art des Zugangs zu übersinnlichen Geisteswelten<br />
sucht als der gewöhnliche Spiritismus, der Seancen,<br />
Trancereden, Materialisationen aus dem Geisterreich und ähnliches<br />
betreibt. Sie sind aber insofern nicht zutreffend, als er in<br />
genau die gleiche übersinnliche Welt eindringen möchte. Der<br />
Kontakt Steiners mit Geistern, etwa des verstorbenen Kapitäns<br />
Eunike, fällt genauso unter das Urteil «Spiritismus» wie jeder<br />
andere Geisterverkehr an Gottes Wort und Willen vorbei.<br />
Doch das interessiert Steiner wenig. Für ihn sind die Existenz