RUDOLF STEINER UND DIE ANTHROPOSOPHIE
RUDOLF STEINER UND DIE ANTHROPOSOPHIE RUDOLF STEINER UND DIE ANTHROPOSOPHIE
66 Weimarer Zeit Menschen - etwa in Anknüpfung an Fichte - durch, was auch in der Dissertation das Leitmotiv darstellt. Heinrich von Stein bemerkt dazu: «Ihre Dissertation ist nicht so, wie man sie fordert; man sieht ihr an, daß Sie sie nicht unter der Anleitung eines Professors gemacht haben; aber was sie enthält, macht möglich, daß ich sie sehr gerne annehme» (636,150). Die Promotionsurkunde der Universität Rostock, die am 26.10.1891 ausgestellt ist, enthält das befriedigende Gesamtresultat «Rite» (GA 39, nach S. 122). 1892: Anna Eunike. Weimarer Spiritisten-Zirkel Daß Rudolf Steiner trotz der vielen Enttäuschungen in Weimar bis 1897 in dieser Stadt bleibt, hängt sicherlich ganz wesentlich damit zusammen, daß er Anschluß an eine Familie findet, zu der sich bald ein enges Verhältnis ergibt. Anfang 1892 zieht der unglückliche Junggeselle in die Wohnung der seit zehn Jahren verwitweten Anna Eunike und ihrer fünf Kinder ein. «Frau Anna Eunike, mit der ich bald innig befreundet wurde, besorgte für mich in aufopferndster Weise, was zu besorgen war. Sie legte großen Wert darauf, daß ich ihr in ihren schweren Aufgaben bei der Erziehung der Kinder zur Seite stand» (636, 219). 1899 wird Rudolf Steiner seine um acht Jahre ältere Vermieterin heiraten. Anna Eunike ist die Witwe des 1882 verstorbenen Kapitäns im Ruhestand Friedrich Eunike. Ihn hat Steiner nicht mehr persönlich kennengelernt, behauptet aber, ihm und einem anderen Verstorbenen, dessen Identität er geheimhält, als den zwei «unbekannten Bekannten» im Geisterreich begegnet zu sein: «Mir aber kam aus dem Verkehr mit den beiden Seelen - Eunike hieß die weimarische - eine Erkräftigung für meine 'Philosophie der Freiheit'. Was in dieser angestrebt ist: es ist zum ersten ein Ergebnis meiner philosophischen Denkwege in den achtziger Jahren; es ist zum zweiten auch ein Ergebnis meines konkreten allgemeinen Hineinschauens in die geistige Welt.
Weimarer Zeit 6T_ Zum dritten fand es aber eine Erkräftigung durch das Mit-Erleben der Geist-Erlebnisse jener beiden Seelen» (636,218). Dieser Selbstaussage Steiners im «Lebensgang» zufolge ist also sein frühes Werk «Die Philosophie der Freiheit» - ich gehe darauf noch ein - eine Frucht sowohl seiner philosophischen Bemühungen als auch seiner hellseherischen Erlebnisse, die auch in Weimar nicht aufgehört haben. Dies ist wichtig zu beachten, weil in diesem Werk die späteren esoterischen Lehren noch nicht explizit begegnen und es häufig als rein wissenschaftliche philosophische Abhandlung dargestellt wird. Und doch ist der Geist, aus dem es geschrieben ist, derselbe, der auch die späteren Werke Steiners inspiriert hat. Steiner erwähnt im «Lebensgang», daß er in seiner Weimarer Zeit Kontakt mit Spiritisten-Zirkeln hat, grenzt sich aber gleichzeitig gegen diese Art des Zugangs zu den übersinnlichen Welten ab: «Es war gerade auch in Weimar möglich, interessanten Verkehr mit Spiritisten zu haben, denn in der Künstlerschaft lebte eine Zeitlang diese Art, sich suchend zum Geistigen zu verhalten, intensiv auf (...) Ich habe mich stets, wo dergleichen in Frage kam, auch für ein solches Suchen der Menschenseelen interessiert, wie es im Spiritismus zutage tritt. Der Spiritismus der Gegenwart ist der Abweg solcher Seelen nach dem Geistigen, die auch den Geist auf äußerliche - fast experimentelle - Art suchen möchten, weil sie das Wirkliche, Wahre, Echte einer geistgemäßen Art gar nicht mehr empfinden können (...) Mein eigenes Forschen ging stets andere Wege als der Spiritismus in irgendeiner Form» (636,218). Diese Aussagen Steiners sind insofern zutreffend, als er tatsächlich eine andere Art des Zugangs zu übersinnlichen Geisteswelten sucht als der gewöhnliche Spiritismus, der Seancen, Trancereden, Materialisationen aus dem Geisterreich und ähnliches betreibt. Sie sind aber insofern nicht zutreffend, als er in genau die gleiche übersinnliche Welt eindringen möchte. Der Kontakt Steiners mit Geistern, etwa des verstorbenen Kapitäns Eunike, fällt genauso unter das Urteil «Spiritismus» wie jeder andere Geisterverkehr an Gottes Wort und Willen vorbei. Doch das interessiert Steiner wenig. Für ihn sind die Existenz
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Daß Rudolf Steiner trotz der vielen Enttäuschungen in Weimar<br />
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Eunike, mit der ich bald innig befreundet wurde, besorgte für<br />
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Anna Eunike ist die Witwe des 1882 verstorbenen Kapitäns<br />
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