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RUDOLF STEINER UND DIE ANTHROPOSOPHIE

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64 Weimarer Zeit<br />

ne Kern und Seele. Man kann anklopfen, wo man will: man<br />

stößt überall nur auf nüchternen Verstand, kalte Berechnung»<br />

(39,34).<br />

Noch drastischere Töne finden sich in einem Brief Steiners<br />

an Pauline Specht vom 15.3.1891: «Jene Art von Menschen,<br />

die wir in Wien als besonders schätzenswert empfinden, gibt<br />

es hier gar nicht. Alles geht in den kleinlichsten, persönlichsten<br />

Interessen auf (...) Zu den Kleinlichsten der Kleinlichen gehört<br />

Suphan, der Direktor des Archivs. Eine echt philiströse Schulmeisternatur<br />

ohne alle größeren Gesichtspunkte» (39, 83f.).<br />

Und in einem Schreiben an Rosa Mayreder vom 20.5.1891<br />

klagt er darüber, «welche Tragik für mich darinnen liegt, daß<br />

ich äußerlich mit einem Wirkungskreise verwoben sein muß,<br />

dem ich innerlich bereits ganz fremd geworden bin». Steiner<br />

will «die Haut endlich einmal abwerfen (...) die, seit zwei Jahren<br />

organisch getrennt, mich nur noch wie eine anorganisch<br />

gewordene Schale umgibt. Sonst ist mein ganzes Dasein Lüge<br />

und Unsinn; mein Wirken nicht meines, sondern das einer elenden<br />

Marionette, gezogen von den Fäden, die ich vor Jahren<br />

gesponnen habe, die ich aber jetzt nicht einmal berühren,<br />

geschweige denn selbst führen möchte (...) Hier in Weimar, der<br />

Stadt der klassischen Mumien, stehe ich allem Leben und<br />

Treiben fremd und kühl gegenüber» (39,97f.).<br />

Trotz solcher Klagen, die auch in der Folgezeit nicht geringer<br />

werden, wird Steiner bis 1897 in Weimar bleiben und am<br />

Goethe- und Schiller-Archiv arbeiten. Die Zahl der Nebentätigkeiten,<br />

die er betreibt, nimmt allerdings in dieser Zeit ständig<br />

zu.<br />

1891: Promotion in Rostock<br />

Unter diesen «Nebentätigkeiten», die leicht zu Haupttätigkeiten<br />

werden können und Steiner in wachsende Arbeitsüberlastung<br />

fuhren, ist an erster Stelle die Promotion zum Doktor der<br />

Philosophie an der Universität Rostock zu nennen. Er betreibt<br />

diese, ohne Suphan darüber zu informieren: «Ich habe in aller

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