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RUDOLF STEINER UND DIE ANTHROPOSOPHIE

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52 Wiener Jahre<br />

Strukturen philosophisch bleiben und ihr der Ausblick auf die<br />

Erlösung durch Jesus Christus fehlt. So schreibt der Apostel<br />

Paulus: «Ich weiß, daß in mir, das heißt in meinem Fleisch,<br />

nichts Gutes wohnt. Wollen habe ich wohl, aber das Gute vollbringen<br />

kann ich nicht (...) Ich elender Mensch! Wer wird mich<br />

erlösen von diesem todverfallenen Leibe ? Dank sei Gott durch<br />

Jesus Christus, unsern Herrn!» (Rom. 7,18+24f.).<br />

Zum Kreis um delle Grazie gehört auch der katholische<br />

Hochschulprofessor Laurenz Müllner, in dessen Haus die Dichterin<br />

wohnt, sowie der mit Neumann befreundete Professor und<br />

Zisterzienser Ordenspriester Wilhelm Neumann. Mit Neumann<br />

führt Steiner auf dem Nachhauseweg vom delle-Grazie-Kreis<br />

manches Gespräch über Themen des Christentums. Aus diesen<br />

Gesprächen geht hervor, welche später bei Steiner zentralen<br />

Lehren er schon vor der Begegnung mit der Theosophie im Jahre<br />

1888 und dem «geistigen Gestanden-Haben vor dem Mysterium<br />

von Golgatha» um 1900 in Gedanken bewegt hat. Falls<br />

Steiners rückblickende Schilderung im «Lebensgang» zutrifft<br />

(sie könnte auch späteren Erkenntnissen angepaßt worden<br />

sein), wäre somit doch eine grundlegende Kontinuität zwischen<br />

der sogenannten «atheistischen» und der späteren «christlichen»<br />

Phase nach der Jahrhundertwende gegeben (wobei letztere<br />

allerdings nicht christlich im biblischen Sinne ist, wie noch<br />

aufgezeigt wird).<br />

Im «Lebensgang» schreibt Steiner: «Ich sprach meine Anschauung<br />

darüber aus, wie Jesus von Nazareth durch außerirdischen<br />

Einfluß den Christus in sich aufgenommen habe und<br />

wie Christus als eine geistige Wesenheit seit dem Mysterium<br />

von Golgatha mit der Menschheitsentwickelung lebt (...) Ein<br />

anderes Mal sprachen wir über die wiederholten Erdenleben.<br />

Da hörte mich der Professor an, sprach von allerlei Literatur,<br />

in der man darüber etwas finden könne; er schüttelte oft leise<br />

den Kopf, hatte aber wohl gar nicht die Absicht, auf das Inhaltliche<br />

des ihm absonderlich scheinenden Themas einzugehen.»<br />

Steiner berichtet von der «Unbehaglichkeit», mit der Neumann<br />

auf seine Aussagen reagiert, und meint: «Es unterredeten sich<br />

damals eigentlich drei. Professor Neumann und ich und ein

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