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RUDOLF STEINER UND DIE ANTHROPOSOPHIE

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42 Wiener Jahre<br />

sten Stufe des Geistes hat Hegel sein eigenes philosophisches<br />

Denken identifiziert.<br />

Auch an Hegel sind kritische Anfragen zu stellen. Das Hauptproblem<br />

ist, daß er bei seiner Identifikation des «Geistes» mit<br />

«Gott» und der Vorstellung vom Eingehen dieses Geistes in<br />

Mensch und Natur einem philosophisch-abstrakten Gottesbegriff<br />

huldigt und die Grenze zwischen Schöpfer und Schöpfung<br />

verwischt, die in der Bibel - wie schon gezeigt - klar betont<br />

wird. Hegels Beschreibung des in die Natur eingehenden Weltgeistes<br />

kommt dem Pantheismus gefährlich nahe. Die Inkarnation<br />

Gottes in seinem Sohn Jesus Christus wird auf die<br />

ganze Menschheit und Natur übertragen. Sie wird verallgemeinert<br />

und damit verfälscht.<br />

Alma von Stockhausen schreibt: «Die dialektische Philosophie<br />

Hegels erklärt Inkarnation und Kreuzigung Christi zum<br />

Grundgesetz der Weltgeschichte, hebt das Faktum der äußersten<br />

Hingabe Gottes an den Menschen auf in das Prinzip des<br />

Widerspruchs. Die Tat der göttlichen Versöhnung ist für Hegel<br />

als 'Bedürfnis der Selbstbefriedigung' zu verstehen. Gott liebt<br />

sich selbst als Mensch. Das Wesen Gottes ist der Mensch. Die<br />

Hingabe Gottes an den Menschen wird von Hegel mißbraucht<br />

zum Selbstaufbau, zur Absolutsetzung der menschlichen Natur.<br />

Gott wird in seinem Zugehen auf den Menschen nicht nur<br />

faktisch getötet- auch prinzipiell wird 'der Tod Gottes' als Bedingung<br />

des menschlichen Fortschritts proklamiert» (v. Stockhausen<br />

1981,192f.).<br />

Rudolf Steiner ist von Hegel begeistert. Und trotzdem hat<br />

auch er aus seiner Sicht Anfragen: «Daß er nur zu einer Gedankenwelt,<br />

wenn auch zu einer lebendigen, vordringt, nicht zu<br />

einer Anschauung einer konkreten Geisteswelt, stieß mich<br />

zurück (...) Ich sah, daß Viele (sie) einen Gegensatz empfanden<br />

zwischen der Erfahrung und dem Denken. Mir war das<br />

Denken selbst Erfahrung, aber eine solche, in der man lebt,<br />

nicht eine solche, die von außen an den Menschen herangetragen<br />

wird» (636, 47). Hegels Gedankenwelt ist Steiner zu abstrakt,<br />

zu konstruiert, während er selber ganz praktisch in die<br />

übersinnlichen Welten eindringen möchte.

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