RUDOLF STEINER UND DIE ANTHROPOSOPHIE
RUDOLF STEINER UND DIE ANTHROPOSOPHIE
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Wiener Jahre 41_<br />
einer geistigen Welt gedacht (...) Von diesem Bilde konnte ich<br />
mir auch dadurch nichts abdingen lassen, daß ich vor den Gedankengängen<br />
der organischen Entwickelungslehre eine gewisse<br />
Achtung hatte. Das Hervorgehen höherer Organismen<br />
aus niederen schien mir eine fruchtbare Idee. Ihre Vereinigung<br />
mit dem, was ich als Geisteswelt kannte, unermeßlich schwierig»<br />
(636,50).<br />
An dieser Stelle sei nur angemerkt, daß der Darwinismus<br />
auch heute unter Wissenschaftlern keineswegs unumstritten ist.<br />
Seine Lehren kommen, soweit sie eine Makroevolution behaupten,<br />
über Hypothesen nicht hinaus und weisen viele<br />
Lücken auf. Mit dem biblischen Zeugnis, daß Gott jedes Lebewesen<br />
«nach seiner Art» erschuf (1. Mose 1), ist der Darwinismus<br />
unvereinbar (vgl. Wilder-Smith 1978; Beck 1979;<br />
Ouweneel 1984; Junker/Scherer 1986).<br />
Näher bei der geistigen Welt als Darwin steht nach Steiners<br />
Ansicht G.W.E Hegel. «Die Art, wie dieser Philosoph die<br />
Wirklichkeit des Gedankens darstellt, war mir nahegehend ...<br />
Die Sicherheit, mit der man philosophiert, wenn man von Gedanke<br />
zu Gedanke fortschreitet, zog mich an» (636,47).<br />
Hegel vertrat schon vor Darwin eine Art geistiger Evolution.<br />
Für ihn ist die Evolutionsgeschichte die Selbstorganisation des<br />
Geistes durch die Natur. Der Geist oder «Gott» tritt aus dem<br />
«An-sich-Sein», dem Versenktsein in sich selbst, heraus. Er<br />
entäußert sich in die Natur und Materie hinein, die zur Verleiblichung<br />
der Idee, zum Durchgangsstadium des vorübergehenden<br />
«Andersseins» oder «Außer-sich-Seins» des Geistes wird.<br />
Um zum «An-und-für-sich-Sein», zum Selbstbewußtsein der<br />
Geistigkeit zu gelangen, muß der Geist durch verschiedene Stufen<br />
evolutionär aufsteigen: von dem Selbstbewußtsein im<br />
individuellen Menschen (subjektiver Geist) über die Bewußtwerdung<br />
als «Volksgeist» oder «Weltgeist» im Kollektiv der<br />
Familie, der Gesellschaft und des Staates (objektiver Geist), bis<br />
hin zum absoluten Geist, der sich wiederum in aufsteigender<br />
Weise über die Stufen Kunst (äußere Sinnlichkeit), Religion<br />
(innere Wahrnehmung) bis hin zur Philosophie (reine Form des<br />
Gedankens) als allerhöchster Stufe erschließt. Mit dieser hoch-