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RUDOLF STEINER UND DIE ANTHROPOSOPHIE

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22 Kindheit und Jugend<br />

«Lebensgang» zusammengefaßt wurden, hat er hingegen nur<br />

lobende Worte für den Ortspfarrer Franz Maraz und die in der<br />

Nähe angesiedelten Redemptoristen-Mönche übrig: «Den<br />

Mönchen begegnete ich oft auf meinen Spaziergängen. Ich<br />

weiß noch, wie gerne ich von ihnen wäre angesprochen worden.<br />

Sie taten es nie. Und so trug ich von der Begegnung nur<br />

immer einen unbestimmten, aber feierlichen Eindruck davon,<br />

der mir immer lange nachging (...) Neben dem Hilfslehrer<br />

liebte ich von den Persönlichkeiten, die an der Schulleitung beteiligt<br />

waren, den Pfarrer» (636,15.19).<br />

Dieser Widerspruch zeigt, wie situationsgebunden Steiners<br />

autobiographische Aussagen sind. Mußte er sich in den Jahren<br />

1907 und 1913 gegen Vorwürfe von theosophischer Seite verteidigen,<br />

er argumentiere zu stark christlich-abendländisch und<br />

er sei Jesuitenschüler, so ist der Darstellung in «Mein Lebensgang»<br />

die Gründung der «Christengemeinschaft» im September<br />

1922 vorausgegangen, die äußerlich sehr stark an den katholischen<br />

Kultus anknüpft. Nun denkt Steiner dankbarer an<br />

diese Wurzeln in seiner Kindheit zurück.<br />

Ähnlich apologetische Züge trägt seine Abgrenzung gegen<br />

eine Freimaurerloge in Neudörfl: «Ich konnte kein Verhältnis<br />

zu dieser Loge gewinnen. Denn nach der ganzen Art, wie sich<br />

die Menschen meiner Umgebung in dieser Hinsicht benahmen,<br />

mußte ich es auch da aufgeben, Fragen zu stellen; und dann<br />

wirkten die ganz abgeschmackten Reden, die der Zündwarenbesitzer<br />

(sc. als Leiter dieser Loge) über die Kirche führte, auf<br />

mich abstoßend. Der Pfarrer hielt nun eines Sonntags in seiner<br />

energischen Art eine Predigt, in der er die Bedeutung der wahren<br />

Sittlichkeit für das menschliche Leben auseinandersetzte<br />

und dann von den Feinden der Wahrheit in Bildern sprach, die<br />

von der Loge hergenommen waren. Dann ließ er seine Rede<br />

gipfeln in dem Satze: 'Geliebte Christen, merket, wer ein Feind<br />

dieser Wahrheit ist, zum Beispiel ein Freimaurerund ein Jude.'<br />

Für die Dorf leute waren damit der Fabrikbesitzer und der Kleiderhändler<br />

autoritativ gekennzeichnet. Die Tatkraft, mit der<br />

dies gesprochen wurde, gefiel mir ganz besonders» (636,20f.).<br />

Diese negative Darstellung überrascht um so mehr, wenn

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