RUDOLF STEINER UND DIE ANTHROPOSOPHIE

RUDOLF STEINER UND DIE ANTHROPOSOPHIE RUDOLF STEINER UND DIE ANTHROPOSOPHIE

04.07.2013 Aufrufe

172 Die Anthroposophie Rudolf Steiners tung, das die biblischen Autoren allerdings so nicht berichten: Das Blut des am Kreuz Hängenden sei in die Erde getropft und habe dadurch den entscheidenden Impuls zur Vergeistigung der Erde gegeben. Denn im Blut des am Kreuz Hängenden wohnte «Sonnenkraft», welche die Erdenaura (unsichtbare Erdenhülle) verwandelte und die Wiedervereinigung der getrennten Himmelskörper Sonne, Mond und Erde in die Wege leitete. Christus, der «Sonnengeist», ist zum «Geist der Erde» geworden (103,132). Das Fließen des Blutes beim Kreuzestod Jesu wird somit als entscheidender Impuls für das Weitergehen der Evolution betrachtet, als geradezu naturgesetzlicher Prozeß. Wie hier, bedient sich Steiner oft naturalistischer Begriffe in seiner Auslegung geistlicher Tatsachen. Die Wirkung des Blutes wird mit einer chemischen Reaktion gleichgesetzt, so wie wenn sich zwei Elemente (hier: Sonnen- und Erdenkräfte) verbinden. Das soll auch erklären, warum im Blut noch die Christuskraft wohnte, obwohl laut Steiner der Christus bei der Kreuzigung gar nicht mehr im Jesusleib war: Die zeitweilige Verschmelzung des Christus mit dem Jesus hatte das Blut umgewandelt. Bereits im Garten Gethsemane hatte sich hingegen das Christus-Ich selber mehr und mehr aus dem Jesusleib zurückgezogen, was nach Meinung Steiners z.B. durch das Blutschwitzen Jesu, vollends aber durch den fliehenden nackten Jüngling (Markus 14,5lf.), der dem Christus entspreche, angedeutet wird (vgl. 139,175ff.). Nach dem Zeugnis der biblischen Offenbarung hingegen ist Jesus Christus der Sohn des lebendigen, persönlichen Gottes. Jesus Christus ist der einzige und wahre Weg zum Vater (Joh. 14,6), der durch seinen stellvertretenden Kreuzestod auf Golgatha die vollständige Erlösung und Befreiung von unseren Sünden erwirkt hat und der kraft seiner Auferstehung jedem Menschen ewiges Leben anbietet, der an ihn glaubt. Bei Steiner aber, der Jesus und Christus trennt und aus «Christus» (in der Bibel ein Würdetitel) ein «Prinzip» macht, erfolgt durch den Blut-Erde-Kontakt ein kosmischer Impuls zum Weitertreiben der Evolution. Das sind zwei völlig verschiedene Welten.

Die Anthroposophie Rudolf Steiners 173 Der biblischen Offenbarung tritt die menschlich-okkulte Spekulation gegenüber, die nicht nur unbiblisch, sondern darüber hinaus noch geschmacklos und gotteslästerlich ist. Der Steinersche Christus schenkt keine Erlösung, sondern gibt einen - wenn auch «wichtigen» - Impuls zur Selbsterlösung, zum Weiterschreiten im evolutiven Prozeß durch die Verkörperungen hindurch und zum Anhäufen guter Taten. Die heidnische Reinkarnations- und Karmalehre wird an die Bibel herangetragen, der alte, längst überwunden geglaubte Weg der Werkgerechtigkeit wieder beschriften - etwa gemäß dem Goetheschen Motto: «Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen» (Faust II, Chor der Engel). Damit aber wird das Evangelium, die Frohbotschaft von der Erlösung des Sünders, verraten. Die ehemalige Anthroposophin Christiane Gratenau schreibt in ihrem Buch «Von Rudolf Steiner zu Jesus Christus»: «Wieviel Schuld allein aus diesem Leben würde ich im nächsten abtragen müssen! Konnte ich denn jemals auf ein Ende meiner Inkarnationen hoffen?» Dann nahm sie an einer christlichen Tagung teil. Und sie stellt fest: «Ich begriff, daß ich meiner Schuld nur dann tapfer und ehrlich ins Auge blicken kann, wenn ich wissen darf, daß es Vergebung dafür gibt, eine Vergebung, die auch wirklich entlastend und befreiend zu erfahren ist. (...) Endlich begriff ich, was es bedeutet: Jesus Christus ist ans Kreuz gegangen zur Vergebung der Sünden» (Gratenau 1985, 52.56Q. In ähnlicher Weise berichtet die inzwischen verstorbene Heidemaria Backhaus. Sie gehörte jahrelang zum engsten Schülerkreis von Rudolf Steiner und war eine der Jüngerinnen der ersten Stunde. In einem Vortrag aus dem Jahre 1960 erzählte sie: «Diese merkwürdige (anthroposophische) Selbsterlösung des Menschen wurde mir mehr und mehr unerträglich. Ich habe in dieser Welt wirklich nicht mehr atmen können. Es ist erstaunlich, wie ungeborgen im tiefsten Sinne man in dieser anthroposophischen Welt sein kann. (...) Ich habe mich dann schließlich befreit, indem ich den inneren Entschluß gefaßt habe, mich völlig davon zu trennen. Ich habe eines Tages diese Türe geöffnet

172 Die Anthroposophie Rudolf Steiners<br />

tung, das die biblischen Autoren allerdings so nicht berichten:<br />

Das Blut des am Kreuz Hängenden sei in die Erde getropft und<br />

habe dadurch den entscheidenden Impuls zur Vergeistigung der<br />

Erde gegeben. Denn im Blut des am Kreuz Hängenden wohnte<br />

«Sonnenkraft», welche die Erdenaura (unsichtbare Erdenhülle)<br />

verwandelte und die Wiedervereinigung der getrennten<br />

Himmelskörper Sonne, Mond und Erde in die Wege leitete.<br />

Christus, der «Sonnengeist», ist zum «Geist der Erde» geworden<br />

(103,132).<br />

Das Fließen des Blutes beim Kreuzestod Jesu wird somit als<br />

entscheidender Impuls für das Weitergehen der Evolution betrachtet,<br />

als geradezu naturgesetzlicher Prozeß. Wie hier,<br />

bedient sich Steiner oft naturalistischer Begriffe in seiner Auslegung<br />

geistlicher Tatsachen. Die Wirkung des Blutes wird mit<br />

einer chemischen Reaktion gleichgesetzt, so wie wenn sich<br />

zwei Elemente (hier: Sonnen- und Erdenkräfte) verbinden. Das<br />

soll auch erklären, warum im Blut noch die Christuskraft wohnte,<br />

obwohl laut Steiner der Christus bei der Kreuzigung gar<br />

nicht mehr im Jesusleib war: Die zeitweilige Verschmelzung<br />

des Christus mit dem Jesus hatte das Blut umgewandelt. Bereits<br />

im Garten Gethsemane hatte sich hingegen das Christus-Ich<br />

selber mehr und mehr aus dem Jesusleib zurückgezogen, was<br />

nach Meinung Steiners z.B. durch das Blutschwitzen Jesu, vollends<br />

aber durch den fliehenden nackten Jüngling (Markus<br />

14,5lf.), der dem Christus entspreche, angedeutet wird (vgl.<br />

139,175ff.).<br />

Nach dem Zeugnis der biblischen Offenbarung hingegen ist<br />

Jesus Christus der Sohn des lebendigen, persönlichen Gottes.<br />

Jesus Christus ist der einzige und wahre Weg zum Vater (Joh.<br />

14,6), der durch seinen stellvertretenden Kreuzestod auf Golgatha<br />

die vollständige Erlösung und Befreiung von unseren<br />

Sünden erwirkt hat und der kraft seiner Auferstehung jedem<br />

Menschen ewiges Leben anbietet, der an ihn glaubt. Bei Steiner<br />

aber, der Jesus und Christus trennt und aus «Christus» (in<br />

der Bibel ein Würdetitel) ein «Prinzip» macht, erfolgt durch<br />

den Blut-Erde-Kontakt ein kosmischer Impuls zum Weitertreiben<br />

der Evolution. Das sind zwei völlig verschiedene Welten.

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