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RUDOLF STEINER UND DIE ANTHROPOSOPHIE

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168 Die Anthroposophie Rudolf Steiners<br />

Sicht kein Unterschied. Wie viele andere Hellseher, etwa bei<br />

den Theosophen, liest Steiner denn auch aus der Akasha-Chronik<br />

ab, einer geheimnisvollen Ätherchronik, die irgendwo zwischen<br />

Himmel und Erde schwebe und in der alle Ereignisse aus<br />

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft aufgezeichnet sein sollen.<br />

Es ist das aus dem Hinduismus abgeleitete Weltengedächtnis,<br />

in das der Meditierende durch Verschmelzung mit<br />

dem Makrokosmos eindringen will. Freilich - so versucht sich<br />

Steiner abzusichern - sind Informationen über die Vergangenheit<br />

leichter zu bekommen als Informationen über die Zukunft<br />

- und Aussagen über die Vergangenheit um so leichter, je weiter<br />

diese zurückliegt (vgl. 112,31). Damit flüchtet er in einen<br />

Bereich der Unnachprüfbarkeit.<br />

Um etwas über die Vergangenheit zu erfahren, tastet sich<br />

Steiner mittels der Akasha-Chronik in die Seelen der damals<br />

Beteiligten zurück. Zum Beispiel erlebt er die Schlachten Cäsars<br />

angeblich von der Seele Cäsars aus mit, und die Ereignisse<br />

des Jesusweges von der Seele der Jünger aus - von Pfingsten<br />

her (vgl. 12,28f.). Das ist nichts anderes als das aus dem Okkultismus<br />

bekannte Phänomen der Befragung von Totengeistern,<br />

des Spiritismus, wenn auch auf einer höheren, als «wissenschaftlich»<br />

getarnten Ebene. Solche Praktiken sind jedoch<br />

Gott ein «Greuel» (5. Mose 18,9ff.)!<br />

Steiner behauptet, auf diesem Weg unabhängig von «äußeren<br />

Urkunden» (etwa biblischen Schriften) zu sein (117, 106f.).<br />

Dann wiederum gibt er zu, nur bis zu einer gewissen Grenze<br />

vordringen zu können, hinter der alles verschwimme (vgl.<br />

601,160). Festzuhalten bleibt jedenfalls, daß sich die Ergebnisse<br />

des Akasha-Lesens nicht nur der Nachprüfung durch die<br />

Geschichtsforschung entziehen und daß sie zumeist dem biblischen<br />

Wortsinn widersprechen, sondern daß auch die Hellseher<br />

untereinander zu vielfach widersprüchlichen Ergebnissen<br />

kommen. Man denke nur an den Streit, der zwischen Steiner<br />

und den Theosophen wegen des unterschiedlichen Christusverständnisses<br />

ausgebrochen ist. Und sowohl Theosophen als<br />

auch Anthroposophen beanspruchen, in der Akasha-Chronik<br />

zu lesen!

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