RUDOLF STEINER UND DIE ANTHROPOSOPHIE

Die Anthroposophie Rudolf Steiners 167
• Diese Menschen sind «nicht entfernt so weit gekommen, daß
sie Steiner in allem seinem Forschen nachprüfen könnten».
• Unter ihnen sind aber «nicht wenige», die «Anfange von Erfahrungen»
gemacht haben (Rittelmeyer 1930,156).
Diese dürftigen «Erfahrungen» aus der Praxis sind alles andere
als eine solide Grundlage für eine Wissenschaft (was die Anthroposophie
ja sein will). Interessant ist, daß Steiner auch hierfür
eine Erklärung bereit hat: Die Menschen, die nicht zu höheren
Erkenntnissen aufsteigen können, haben in früheren Verkörperungen
ihre Fähigkeiten hierzu nicht ausgebildet. Hätten
sie das getan, dann hätten sie dieselben Schauungen wie Steiner
jetzt (vgl. 117,71f.).
Was geschieht hier? Die Wiederverkörperung oder Reinkarnation,
eine ins anthroposophische System eingebaute Lehre,
muß dazu herhalten, um das anthroposophische System zu
retten. Diese Argumentation ist unmöglich. Sie dreht sich im
Kreis. Wir finden hier das klassische Beispiel eines Zirkelschlusses.
Die Anthroposophie ist nach allem Gesagten keine Wissenschaft.
Damit sind Erkenntnisse freilich nicht ausgeschlossen.
Aus biblischer Sicht muß man allerdings klar sehen, daß das
keine von Gott - sozusagen «von oben nach unten» - offenbarten
Erkenntnisse sind. Es sind im Gegenteil Erkenntnisse,
die dem sündigen Streben des Menschen entstammen, durch eigene
Selbststeigerung und Selbstvergöttlichung - «von unten
nach oben» - mehr wissen zu wollen. Auf eine solche Anmaßung
geht nicht Gott, sondern die Schlange ein, die dem
Menschen anbietet: «Ihr werdet sein wie Gott und wissen, was
gut und böse ist» (1. Mose 3,5). Es ist interessant, daß Steiner
diesen Satz positiv sieht (vgl. 34,28). Der Christ aber erkennt
hier die Verfiihrungskunst Satans. Das sollten wir im Bewußtsein
behalten, wenn wir später einige Ergebnisse des Steinerschen
Systems betrachten.
Rittelmeyer sagte übrigens über Steiner, er stehe «direkt über
den Hellsehern, aber wohl eine ganze Spiralwindung höher»
(Rittelmeyer 1930,115f.). Prinzipiell ist das aus christlicher