RUDOLF STEINER UND DIE ANTHROPOSOPHIE

RUDOLF STEINER UND DIE ANTHROPOSOPHIE RUDOLF STEINER UND DIE ANTHROPOSOPHIE

04.07.2013 Aufrufe

162 Anthroposophische Gesellschaft Durch solche Charakterisierungen gewinnt Steiner den Nimbus eines Ersatz-Erlösers, eines neuen «Christus» als Führer zum «Ich», auf griechisch: eines Anti-Christus. Und ich denke, daß er sich, wenn man seine Lehre betrachtet, in der antichristlichen Bahn gemäß 1. Johannes 2,18 bewegt: «Kinder, es ist die letzte Stunde! Und wie ihr gehört habt, daß der Antichrist kommt, so sind nun schon viele Antichristen gekommen; daran erkennen wir, daß es die letzte Stunde ist.» Steiners Weg war kein Weg zu «Erkenntnissen höherer Welten», sondern ein Erkenntnisweg in den Abgrund. «Denn er selbst, der Satan, verstellt sich als Engel des Lichts. Darum ist es nichts Großes, wenn sich auch seine Diener verstellen als Diener der Gerechtigkeit; deren Ende wird sein nach ihren Werken» (2. Kor. ll,14f.)

Die Anthroposophie Rudolf Steiners 163 Die Anthroposophie Rudolf Steiners A. Definition «Theosophie» heißt «Weisheit von Gott» bzw. «Weisheit vom Göttlichen». «Anthroposophie» aber heißt «Weisheit vom Menschen». Damit wird bereits eine Schwerpunktverschiebung deutlich: Zwar sollen, wie R. Frieling schreibt, Göttliches und Menschliches in der Anthroposophie nicht gegeneinander «ausgespielt» werden. Und doch steht jetzt im Zentrum ein «neuer Schritt im Bewußtwerden des Menschen um sein eigenes Wesen», eine Art «höherer Humanismus» (Frieling 1974,80). So ergeben sich die zwei klassischen Definitionen (Begriffsbestimmungen) der Anthroposophie. Die Definition für die Öffentlichkeit lautet: «Anthroposophie ist eine Erkenntnis, die vom höheren Selbst im Menschen hervorgebracht wird» (Unger 1968,73f.). Die Definition für die Eingeweihten lautet: «Anthroposophie ist ein Erkenntnisweg, der das Geistige im Menschenwesen zum Geistigen im Weltall führen möchte» (26,14). Anthroposophie möchte also kein Dogmen- und Lehrsystem, sondern ein Erkenntnisweg sein. Und sie möchte diese Erkenntnis erreichen, indem der einzelne, der Mikrokosmos, mit dem Weltall, dem Makrokosmos, verschmilzt. Nun aber nicht mehr auf dem Weg der mittelalterlichen Mystik über Dogma (kirchl. Lehre) und Gefühl (das entspräche dem überwundenen Zeitalter der Empfindungsseele), sondern auf dem neuzeitlichen Weg von Freiheit des Ich und Bewußtseinserweiterung

162 Anthroposophische Gesellschaft<br />

Durch solche Charakterisierungen gewinnt Steiner den Nimbus<br />

eines Ersatz-Erlösers, eines neuen «Christus» als Führer<br />

zum «Ich», auf griechisch: eines Anti-Christus. Und ich denke,<br />

daß er sich, wenn man seine Lehre betrachtet, in der antichristlichen<br />

Bahn gemäß 1. Johannes 2,18 bewegt:<br />

«Kinder, es ist die letzte Stunde! Und wie ihr gehört habt, daß<br />

der Antichrist kommt, so sind nun schon viele Antichristen gekommen;<br />

daran erkennen wir, daß es die letzte Stunde ist.»<br />

Steiners Weg war kein Weg zu «Erkenntnissen höherer Welten»,<br />

sondern ein Erkenntnisweg in den Abgrund.<br />

«Denn er selbst, der Satan, verstellt sich als Engel des Lichts.<br />

Darum ist es nichts Großes, wenn sich auch seine Diener verstellen<br />

als Diener der Gerechtigkeit; deren Ende wird sein nach<br />

ihren Werken» (2. Kor. ll,14f.)

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