RUDOLF STEINER UND DIE ANTHROPOSOPHIE
RUDOLF STEINER UND DIE ANTHROPOSOPHIE RUDOLF STEINER UND DIE ANTHROPOSOPHIE
158 Anthroposophische Gesellschaft Torwächter in der Zeit, wo er täglich vier Vorträge gab», berichtet Wachsmuth (1951,611f.). Unter den letzten Aktivitäten findet sich der «Landwirtschaftliche Kurs» auf dem Schloßgut Koberwitz des Grafen Keyserling bei Breslau vom 7.-16. Juni. Hier stellt er dar, wie okkulte Prinzipien - insbesondere astrologische, alchemistische und magische Prozesse - auch in einer «biologisch-dynamischen Landwirtschaft» zum Einsatz kommen können. Einige Beispiele für solche Rezepte habe ich im Teil über Steiners Lehre genannt. Die Wirkungsweise ist ganz ähnlich wie in der anthroposophischen Medizin; daher verzichte ich hier auf eine detaillierte Darstellung. Der Anthroposoph Adolf Baumann meint offenherzig zu Steiners Landbau-Rezepten: «Es mutet teilweise fast wie mittelalterlicher Aberglaube und alberner Hokuspokus für Leichtgläubige an, was Steiner seinen Zuhörern über die Zubereitung der erwähnten Präparate wie über Unkraut- und Ungezieferbekämpfung zumutete, doch hat ihm der Erfolg offensichtlich recht gegeben» (Baumann 1986,157). Im September 1924 tritt - wie schon erwähnt - das Unvermeidliche ein: Die Kräfte des erst 63jährigen Steiner versiegen. Er muß am 26. September zum ersten Mal seine Vorträge absagen. Nur eine kurze Ansprache zwei Tage daraufist ihm noch möglich, dann hält ihn das Krankenlager, das in der Schreinerei neben dem Goetheanum eingerichtet wird, fest. Von den Ärzten Ita Wegman und Ludwig Noll wird er in seinen letzten Lebensmonaten betreut - bis in den März 1925 hinein an seinem «Lebensgang» und dem Buch «Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst» arbeitend. 1925: Tod. Konflikte und Steiner-Kult der Nachfolger Am 30.3.1925 stirbt Rudolf Steiner. Im Krematorium von Basel wird sein Leichnam eingeäschert. Die junge Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft hat ihren geistigen Führer verloren.
Anthroposophische Gesellschaft Das führt zu manchen Konflikten und Spaltungen der Anthroposophischen Bewegung in der Folgezeit. Wehr notiert: «Spätestens mit Steiners Tod nahmen die zwischenmenschlichen Probleme katastrophale Züge an. Wenn es einmal möglich werden sollte, die jahrzehntelang anhaltende Krise innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft und Bewegung von einem relativ neutralen Standort aus zu betrachten, wird man sehen, daß den hohen geistig-moralischen Ansprüchen ihrer mit der Leitung betrauten Persönlichkeiten deren tatsächliches Verhalten nicht im entferntesten entsprach» (Wehr 1993,404). Ich kann an dieser Stelle nicht näher darauf eingehen (vgl. hierzu a.a.O., 402ff.). Nur ein besonders charakteristisches Beispiel sei hier wiedergegeben. Bereits am Tag der Einäscherung Steiners ereignet sich eine wüste Szene: «Es war bereits eine Unstimmigkeit eingetreten, da Frau Dr. Steiner das Atelier zum Sortieren des Nachlasses benutzen wollte, Frau Dr. Wegman aber dasselbe unberührt für die Mitgliedschaft erhalten möchte. Auf der Nachhausefahrt von der Kremation kam es zu einem offenen Streit über die Urne mit Dr. Steiners Asche, vor dem Personal der Villa Hansi (...) Hier fielen u.a. die Worte: 'Ihre bürgerliche Ehe mit Dr. Steiner ist jetzt zu Ende, Dr. Steiner gehört uns allen, der ganzen Gesellschaft und nicht nur Ihnen!' Herr Steffen bekam einen Herzkrampf, Frau Dr. Steiner wollte mit der Urne direkt ins Haus Hansi fahren, während die übrigen Vorstandsmitglieder dachten, sie würde ins Atelier gebracht werden (...) Marie Steiner, die sich aus dem Vorstand zurückzieht, schreibt am 4. April 1925 an Eugen Kolisko: 'Ich habe klar erkannt, daß unser Vorstand, so wie er jetzt ist, verwaist in seiner Kindheitsstufe, ein Nichts ist.' Unabhängig davon brach ein über Jahrzehnte sich hinziehender Streit um den literarischen Nachlaß Rudolf Steiners aus» (Wehr 1993,429). Dennoch können solche «menschlich-allzumenschlichen» Seiten den Kult nicht verhindern, der von vielen seiner Anhänger um Steiner getrieben wird. Er selbst soll immer wieder gesagt haben: «Ich will nicht verehrt, ich will verstanden werden.» Bald nach seinem Tod aber verfaßt die Witwe Marie Stei-
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Torwächter in der Zeit, wo er täglich vier Vorträge gab», berichtet<br />
Wachsmuth (1951,611f.).<br />
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Keyserling bei Breslau vom 7.-16. Juni. Hier stellt er dar, wie<br />
okkulte Prinzipien - insbesondere astrologische, alchemistische<br />
und magische Prozesse - auch in einer «biologisch-dynamischen<br />
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anthroposophischen Medizin; daher verzichte ich hier auf eine<br />
detaillierte Darstellung. Der Anthroposoph Adolf Baumann<br />
meint offenherzig zu Steiners Landbau-Rezepten: «Es mutet<br />
teilweise fast wie mittelalterlicher Aberglaube und alberner<br />
Hokuspokus für Leichtgläubige an, was Steiner seinen Zuhörern<br />
über die Zubereitung der erwähnten Präparate wie über<br />
Unkraut- und Ungezieferbekämpfung zumutete, doch hat ihm<br />
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ein: Die Kräfte des erst 63jährigen Steiner versiegen.<br />
Er muß am 26. September zum ersten Mal seine Vorträge absagen.<br />
Nur eine kurze Ansprache zwei Tage daraufist ihm noch<br />
möglich, dann hält ihn das Krankenlager, das in der Schreinerei<br />
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Ärzten Ita Wegman und Ludwig Noll wird er in seinen letzten<br />
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«Lebensgang» und dem Buch «Grundlegendes für eine<br />
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Am 30.3.1925 stirbt Rudolf Steiner. Im Krematorium von Basel<br />
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