RUDOLF STEINER UND DIE ANTHROPOSOPHIE
RUDOLF STEINER UND DIE ANTHROPOSOPHIE RUDOLF STEINER UND DIE ANTHROPOSOPHIE
140 Anthroposophische Gesellschaft fensichtlich für den Mesmerismus gilt (...) Sowohl die Ähnlichkeitsregel (Simileregel) als auch die Potenzenlehre (Dynamisation) entspringen beide magisch-kosmischen Religionsvorstellungen (...) Die Homöopathie ist kein Naturheilverfahren, sondern eine übernatürliche Heilkunst! (...) Wenn Gott auf übernatürliche Weise das Leben des Menschen beeinflußt, bedient Er sich Seiner unmittelbaren geistlichen Macht. Andere Mächte, welchen Namen sie auch tragen, wirken außerhalb und somit in Opposition zu Gottes Geist» (Müller 1992,61.63.69). Auf weitere Fragen im Blick auf die anthroposophische Medizin gehe ich im Teil über Steiners Lehre ein. 1921: Klinisch-Therapeutisches Institut Arlesheim. Weleda. Erste Theologenkurse Am 6.6.1921 wird in Ariesheim, einem Nachbarort von Dornach, auf Initiative von Ita Wegman das Klinisch-Therapeutische Institut gegründet, das nach anthroposophischen Richtlinien arbeitet. Es ist Krankenhaus und Forschungsstätte zugleich. 1971 erhält es zu Ehren der Initiatorin den Namen «Ita Wegman-Klinik». Mit der Gründung des Klinisch-Therapeutischen Instituts wird auch die Herstellung von Heilmitteln auf anthroposophischer Grundlage in großem Maßstab in Angriff genommen. Nachdem diese bisher in bescheidenem Rahmen im Dornacher Labor des Chemikers Oskar Schmiedel erfolgt war, widmet sich die 1924 ins Leben gerufene WELEDA AG und später auch die Firma WALA der Massenproduktion. Rudolf Steiner selbst schlug den Namen «Weleda» vor. Wer war Weleda? Es handelt sich um eine germanische Heilpriesterin am Oberlauf der Lippe, die bald nach ihrem Tod als Göttin verehrt wurde. Daneben begegnet der Name als Rangbezeichnung für die Hohepriesterin an keltischen Druidenstätten, die dort magische Rituale vollführte. Es ist sicherlich kein Zufall, daß Rudolf Steiner gerade diesen Namen für die Trägersubstanzen seiner «geistigen Heilkraft» gewählt hat. Stellte doch schon Ita Wegman fest: «Es war stets das Bestreben Rudolf
Anthroposophische Gesellschaft 141 Steiners - und ich brachte ihm hierin vollstes Verständnis entgegen -, das alte Mysterien-Wesen zu erneuern und in die Medizin einfließen zu lassen» (701,136). Doch Rudolf Steiners Tätigkeit beschränkt sich nicht auf Kunst, Politik, Pädagogik und Medizin. Auch auf dem Gebiet der Theologie hat er sich immer wieder versucht. Seine Bibel(um)deutungen habe ich bereits erwähnt. Im Juni und September 1921 nun finden erstmals «Theologenkurse» statt, bei denen Steiner seine Gedanken für eine kultisch-religiöse Erneuerung weitergibt. Die Initiative dazu ist von Theologen wie dem bekannten evangelischen Pfarrer Friedrich Rittelmeyer ausgegangen, vor allem aber von jungen Theologiestudenten, z.B. Emil Bock und Rudolf Frieling, die mit der Situation in Kirche und Pfarrerausbildung nach dem Ersten Weltkrieg unzufrieden sind. Während am Juni-Kurs in Stuttgart nur 18 junge Menschen teilnehmen, sind es beim Dornacher September-Kurs über 100, darunter aber viele «Zaungäste», etwa der Nürnberger Pfarrer und Freund Rittelmeyers, Christian Geyer, und der bereits damals bekannte Theologe und Philosoph Paul Tillich, die aus Neugierde gekommen sind und den Weg zur «Christengemeinschaft» nachher nicht mitgehen. Tillich etwa sieht hier - trotz gewisser Sympathien für die auch Steiner wichtige Schellingsche Naturphilosophie und Mystik - sein Streben nach einem symbolischen Sakramentalismus nicht erfüllt. 1922: Die Christengemeinschaft. Biologischdynamische Präparate. Goetheanum-Brand Der entscheidende dritte Theologenkurs findet vom 7. bis 22.9.1922 in Dornach statt. Während dieses Kurses wird am 16. September von Friedrich Rittelmeyer die erste «Menschenweihehandlung» zelebriert, die «Priesterweihe» an den über 40 Teilnehmern vollzogen und damit die «Christengemeinschaft», die sich auch «Bewegung für religiöse Erneuerung» nennt, gegründet. Rudolf Steiner fungiert als Berater und Helfer. Und
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140 Anthroposophische Gesellschaft<br />
fensichtlich für den Mesmerismus gilt (...) Sowohl die Ähnlichkeitsregel<br />
(Simileregel) als auch die Potenzenlehre (Dynamisation)<br />
entspringen beide magisch-kosmischen Religionsvorstellungen<br />
(...) Die Homöopathie ist kein Naturheilverfahren,<br />
sondern eine übernatürliche Heilkunst! (...) Wenn Gott auf<br />
übernatürliche Weise das Leben des Menschen beeinflußt, bedient<br />
Er sich Seiner unmittelbaren geistlichen Macht. Andere<br />
Mächte, welchen Namen sie auch tragen, wirken außerhalb und<br />
somit in Opposition zu Gottes Geist» (Müller 1992,61.63.69).<br />
Auf weitere Fragen im Blick auf die anthroposophische<br />
Medizin gehe ich im Teil über Steiners Lehre ein.<br />
1921: Klinisch-Therapeutisches Institut<br />
Arlesheim. Weleda. Erste Theologenkurse<br />
Am 6.6.1921 wird in Ariesheim, einem Nachbarort von Dornach,<br />
auf Initiative von Ita Wegman das Klinisch-Therapeutische<br />
Institut gegründet, das nach anthroposophischen Richtlinien<br />
arbeitet. Es ist Krankenhaus und Forschungsstätte zugleich.<br />
1971 erhält es zu Ehren der Initiatorin den Namen «Ita<br />
Wegman-Klinik». Mit der Gründung des Klinisch-Therapeutischen<br />
Instituts wird auch die Herstellung von Heilmitteln auf<br />
anthroposophischer Grundlage in großem Maßstab in Angriff<br />
genommen. Nachdem diese bisher in bescheidenem Rahmen<br />
im Dornacher Labor des Chemikers Oskar Schmiedel erfolgt<br />
war, widmet sich die 1924 ins Leben gerufene WELEDA AG<br />
und später auch die Firma WALA der Massenproduktion.<br />
Rudolf Steiner selbst schlug den Namen «Weleda» vor. Wer<br />
war Weleda? Es handelt sich um eine germanische Heilpriesterin<br />
am Oberlauf der Lippe, die bald nach ihrem Tod als Göttin<br />
verehrt wurde. Daneben begegnet der Name als Rangbezeichnung<br />
für die Hohepriesterin an keltischen Druidenstätten, die<br />
dort magische Rituale vollführte. Es ist sicherlich kein Zufall,<br />
daß Rudolf Steiner gerade diesen Namen für die Trägersubstanzen<br />
seiner «geistigen Heilkraft» gewählt hat. Stellte doch<br />
schon Ita Wegman fest: «Es war stets das Bestreben Rudolf