RUDOLF STEINER UND DIE ANTHROPOSOPHIE
RUDOLF STEINER UND DIE ANTHROPOSOPHIE RUDOLF STEINER UND DIE ANTHROPOSOPHIE
130 Anthroposophische Gesellschaft auf ganzheitliche Menschenbildung hin ausgerichtete Schule» zu schaffen (Wehr 1993,280). Es ist übrigens eine bemerkenswerte Paradoxie darin enthalten, daß die Schulen, die heute geradezu mit der «Gesundheitsund Lebensreform-Bewegung» identifiziert werden, ausgerechnet durch einen Zigarettenfabrikanten initiiert wurden! Und der Anthroposoph Adolf Baumann erwähnt, daß Steiner, der vielen geradezu als «Guru der Gesundheitsapostel» gilt (zu denen ich mich selber übrigens auch viele Jahre zählte), «geraucht und starken Kaffee geliebt» habe (Baumann 1986, 86). Bei der Gründung der ersten Waldorf schule ist zunächst daran gedacht, nur Kinder aus der Belegschaft der Waldorf-Astoria-Zigarettenfabrik aufzunehmen, doch wird diese Beschränkung bald verworfen. Die Waldorfschule soll allen offenstehen. Es soll nach der Aussage Steiners auch keine Anthroposophie gelehrt werden, vielmehr soll die Anthroposophie in der Erziehung selbst zur Tat werden. So sagt er bei der Eröffnung der ersten Waldorf schule mit 200 Kindern und 15 Lehrern am 7.9.1919 in Stuttgart: «Jedenfalls soll sie nicht werden eine Weltanschauungsschule. Derjenige, der da sagen wird, die anthroposophisch orientierte Geisteswissenschaft gründe die Waldorfschule und wolle nun ihre Weltanschauung hineintragen in diese Schule - ich sage das jetzt am Eröffnungstage -, der wird nicht die Wahrheit sagen. Uns liegt gar nichts daran, unsere 'Dogmen', unsere Prinzipien, den Inhalt unserer Weltanschauung dem werdenden Menschen beizubringen. Wir streben nicht danach, eine dogmatische Erziehung zu bewirken. Wir streben danach, daß dasjenige, was wir gewinnen können durch die Geisteswissenschaft, lebendige Erziehungstat werde» (zit. nach Wachsmuth 1951,387). Die Anthroposophie soll also nicht explizit gelehrt werden - das kann sie auch nicht, weil nach Steinerscher Theorie der Mensch die Anthroposophie erst ab der Ausbildung des «Ich- Leibes» im 21. Lebensjahr verstehen kann -, aber sie soll durch die - in der Regel anthroposophische - «Lehrerpersönlichkeit», durch die Eurythmie, durch den Baustil, durch die ganze
Anthroposophische Gesellschaft 131. Atmosphäre an der Schule zur «Tat» werden. Ich halte allerdings diese indirekte Wirkung der Anthroposophie für viel gefährlicher als ein direktes, offenes Lehren ihrer Inhalte, weil das Kind so unbewußt in die ganze Atmosphäre des Steinerschen Okkultismus hineinwächst. Insbesondere durch die Eurythmie, die durchgehendes Pflichtfach ist, findet - wie schon angedeutet - eine Öffnung für okkulte Mächte statt. Ferner ist der «Lehrplan der Freien Waldorf schule» - und demzufolge der Unterricht - keineswegs so «neutral», wie Steiner es hinstellen möchte. Einige Beispiele lassen die anthroposophische Färbung der Unterrichtsinhalte deutlich erkennen: «Die Pflanzenlehre wird immer im Zusammenhang mit dem Leben der Erde als eines lebendigen, einheitlichen Organismus behandelt» (S. 27). Hier klingt die Steinersche Spekulation von der Erde als einem «geistigen Organismus» bzw. Träger des «Christus-Geistes» durch. - Ferner soll der Schüler aus dem Naturkunde-Unterricht «ein Bild des Menschen mit sich nehmen, das ihm den Menschen als Zusammenfassung der Naturreiche, als Mikrokosmos zeigt» (S. 36) - eine Vorstellung der mittelalterlichen Esoterik, etwa bei Paracelsus. - Die Evolutionslehre wird in ihrer Steinerschen Form gelehrt: «Jedes Tier erscheint als ein verselbständigtes Organ oder Organglied des Menschen, die Tierwelt als der in seine Teile zerspaltene Mensch» (S. 53) - ein Gedanke, mit der ein Schüler an einer staatlichen Schule die Abschlußprüfung wohl kaum bestehen dürfte. - Als Beispiel, das den Einfluß der Astrologie in den Waldorfschulen dokumentiert, sei auf den «Planetentanz» in der Eurythmie hingewiesen (S. 25). - In einer Orientierungshilfe der Landessynode der Evangelischen Kirche von Württemberg unter dem Thema «Die Waldorfschule in evangelischer Sicht» wird zusammenfassend festgestellt: «Die weltanschauliche Durchdringung der gesamten Waldorferziehung und damit auch des Unterrichts ist ein zentrales Prinzip. Steiners Wissenschaftsbegriff setzt sich nachdrücklich ab vom modernen Wissenschaftsverständnis. Vorwissenschaftliche und außerwissenschaftliche Denkweisen und Überlieferungen haben in Steiners 'Erziehungskunst' einen bedeu-
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130 Anthroposophische Gesellschaft<br />
auf ganzheitliche Menschenbildung hin ausgerichtete Schule»<br />
zu schaffen (Wehr 1993,280).<br />
Es ist übrigens eine bemerkenswerte Paradoxie darin enthalten,<br />
daß die Schulen, die heute geradezu mit der «Gesundheitsund<br />
Lebensreform-Bewegung» identifiziert werden, ausgerechnet<br />
durch einen Zigarettenfabrikanten initiiert wurden!<br />
Und der Anthroposoph Adolf Baumann erwähnt, daß Steiner,<br />
der vielen geradezu als «Guru der Gesundheitsapostel» gilt (zu<br />
denen ich mich selber übrigens auch viele Jahre zählte), «geraucht<br />
und starken Kaffee geliebt» habe (Baumann 1986, 86).<br />
Bei der Gründung der ersten Waldorf schule ist zunächst daran<br />
gedacht, nur Kinder aus der Belegschaft der Waldorf-Astoria-Zigarettenfabrik<br />
aufzunehmen, doch wird diese Beschränkung<br />
bald verworfen. Die Waldorfschule soll allen offenstehen.<br />
Es soll nach der Aussage Steiners auch keine Anthroposophie<br />
gelehrt werden, vielmehr soll die Anthroposophie in der Erziehung<br />
selbst zur Tat werden. So sagt er bei der Eröffnung der<br />
ersten Waldorf schule mit 200 Kindern und 15 Lehrern am<br />
7.9.1919 in Stuttgart:<br />
«Jedenfalls soll sie nicht werden eine Weltanschauungsschule.<br />
Derjenige, der da sagen wird, die anthroposophisch orientierte<br />
Geisteswissenschaft gründe die Waldorfschule und wolle<br />
nun ihre Weltanschauung hineintragen in diese Schule - ich<br />
sage das jetzt am Eröffnungstage -, der wird nicht die Wahrheit<br />
sagen. Uns liegt gar nichts daran, unsere 'Dogmen', unsere<br />
Prinzipien, den Inhalt unserer Weltanschauung dem werdenden<br />
Menschen beizubringen. Wir streben nicht danach, eine<br />
dogmatische Erziehung zu bewirken. Wir streben danach,<br />
daß dasjenige, was wir gewinnen können durch die Geisteswissenschaft,<br />
lebendige Erziehungstat werde» (zit. nach<br />
Wachsmuth 1951,387).<br />
Die Anthroposophie soll also nicht explizit gelehrt werden -<br />
das kann sie auch nicht, weil nach Steinerscher Theorie der<br />
Mensch die Anthroposophie erst ab der Ausbildung des «Ich-<br />
Leibes» im 21. Lebensjahr verstehen kann -, aber sie soll durch<br />
die - in der Regel anthroposophische - «Lehrerpersönlichkeit»,<br />
durch die Eurythmie, durch den Baustil, durch die ganze