RUDOLF STEINER UND DIE ANTHROPOSOPHIE

Generalsekretär der Theosophischen Gesellschaft 117
derverkörperung nicht. Sie ist eine Tatsache, die sich eben aus
der okkulten Forschung ergibt. Das muß man hinnehmen, wie
es ist.' Wieder dieselbe lässige Abwehr. Plötzlich fing er an:
'Warum sagen Sie eigentlich, daß Sie für okkulte Dinge nicht
begabt seien; ich wollte es vorhin schon sagen: Sie sind ganz
gut dafür begabt.' Und dann kamen gleich vier Ratschläge für
okkulte Übungen...»(Rittelmeyer 1983,37).
Vom 5.-14.10.1911 hält Steiner in Karlsruhe einen Vortragszyklus
unter der Überschrift«Von Jesus zu Christus», nämlich
vom Jesus der Leben-Jesu-Forschung zum Christus der Mysterien.
In einem vorausgehenden Vortrag am 4.10. stellt er seine
christosophischen Sonderlehren auch öffentlich vor. Unter
anderem behauptet er, daß das Christentum «ein Zusammenfluß
von Mithra- und Dionysos-Kult» sei (131, 24). Solche
Ausführungen nehmen nicht alle Zuhörer widerspruchslos hin.
So registriert Wachsmuth, daß «seit jenen Vorträgen im Jahre
1911 die Gegnerschaft gegen ihn und sein Werk anwuchs» -
und ich meine: nicht ohne Grund!
1912: Eurythmie. Trennung von der
Theosophischen Gesellschaft
Am 24.8.1912 findet in München die Uraufführung des dritten
Mysteriendramas Steiners «Der Hüter der Schwelle» statt. Es
enthält zum ersten Mal ein künstlerisches Element, das den
Kern der in den Monaten darauf ausgebildeten Eurythmie
(griech.: «guter Rhythmus») bildet: den Tanz der Geister. Betrachten
wir die betreffende Stelle im sechsten Bild dieses
Dramas:
«LUCIFER (mit breitem Tone jedes Wort hervorhebend): In
deinem Willen wirken Weltenwesen. (Von der Seite des Lucifer
bewegen sich Wesen heran, welche Gedanken darstellen. In
tanzartiger Weise führen diese Bewegungen aus, welche Gedankenformen,
den Worten Lucifers entsprechend, darstellen.)
AHRIMAN (auch breit sprechend, doch rauh): Die Weltenwesen,
sie verwirren dich. (Nach diesen Worten bewegen sich