RUDOLF STEINER UND DIE ANTHROPOSOPHIE
RUDOLF STEINER UND DIE ANTHROPOSOPHIE RUDOLF STEINER UND DIE ANTHROPOSOPHIE
112 Generalsekretär der Theosophischen Gesellschaft vergangenen Inkarnationen und «entdeckt», daß der 14jährige Krishna (später Krishnamurti) der kommende «Lord Maitreya», «Weltenlehrer» oder «Christus» sei. Gegen den Willen der Eltern übernimmt Leadbeater die «Erziehung» des Jungen. Annie Besant gibt dazu ihr Einverständnis. Über die Hintergründe dieses Geschehens und das weitere Schicksal Krishnamurtis berichtet das Lexikon des Geheimwissens: «Die Wahl des Jungen für den vorgesehenen Zweck entsprach auch der Praxis der Lama-Priester in Tibet, die ebenfalls einen Knaben auswählen, um ihn zum künftigen Dalai Lama (eine Erlöserfigur des Buddhismus; L. G.) zu erziehen. In Europa wurde K(rishnamurti) als der wiedergekommene Christus, in Asien als der Lord Maitreya oder Boddhisattva ausgegeben (...) Im J(ahr) 1910 fand die erste Einweihung des Jungen statt (...) 1912 klagte der Vater gerichtlich gegen Annie Besant auf Rückgabe des Knaben und Aufhebung der Adoption, da bekannt geworden war, daß Leadbeater dem Knaben Praktiken beigebracht hatte, die nach allgemeiner Auffassung als verwerflich und unsittlich gelten. In erster Instanz siegte der Vater, in zweiter wurde das Urteil jedoch aufgehoben. Um das Auftreten des neuen Heilands (...) vorzubereiten, hatte Annie Besant 1910 den 'Orden des Sterns im Osten', später einfach 'Orden des Sterns' genannt, gegründet. Ab etwa 1928 trat Krishnamurti dann selbständig in der Öffentlichkeit auf, verkündete jedoch überhaupt nichts Neues, so daß seine große Anhängerschaft mehr und mehr enttäuscht wurde. 1929 löste K(rishnamurti) selbst den Orden des Sterns auf und distanzierte sich von dem Rummel um seine Person» (Miers 1986, 240). Im Februar 1986 ist Jiddu Krihnamurti im Alter von 90 Jahren gestorben. Er hat der Welt nicht die Erlösung gebracht, sondern lediglich eine Reihe verführerischer esoterischer Schriften. Insofern hat Rudolf Steiner recht behalten, wenn er ihn von Anfang an als den wiedergekommenen «Christus» ablehnte. Das Auftreten Krishnamurtis bildete für ihn den letzten Anstoß zur inneren und äußeren Trennung von der Adyar Theosophischen Gesellschaft in den Jahren nach 1909 und zur Gründung
Generalsekretär der Theosophischen Gesellschaft 113 der eigenen Anthroposophischen Gesellschaft um die Jahreswende 1912/13. Die Lehre von Krishnamurti als dem wiedergekommenen Weltheiland ist absurd und unbiblisch (vgl. Matth. 24,23ff.!). Aber nicht weniger absurd und unbiblisch ist die Behauptung, die Rudolf Steiner etwa um die gleiche Zeit, als Leadbeater in Indien die Aura von Krishnamurti erforscht, in Basel vor die Welt hinstellt: nämlich daß sich der «Christus-Sonnengeist» bei der Jordantaufe in die miteinander verschmolzenen Leiber von ursprünglich «zwei Jesusknaben» hineinbegeben habe. Diese Ansicht vertritt er zum ersten Mal vor Mitgliedern der Theosophischen Gesellschaft im Basler Zyklus über das «Lukas-Evangelium» im September 1909. Dort führt er aus, daß der eine Jesusknabe die Buddha-Strömung, der andere die Zarathustra- Strömung verkörpere. Und er fährt fort: «So sehen wir im Konkreten den Zusammenfluß des Buddhismus und des Zarathustrismus. Denn jener Leib, in dem die reife Ich-Seele des Zarathustra war, konnte das in sich aufnehmen und mit sich vereinigen, was dadurch geworden war, daß der Nirmanakaya (= ein übersinnlicher Leib; L. G.) des Buddha die abgegebene astralische Mutterhülle des nathanischen Jesus aufgenommen hatte. So sehen wir jetzt eine Individualität heranwachsen in dem 'Jesus von Nazareth', die in sich trägt die Ichheit des Zarathustra, welche bestrahlt und durchgeistigt ist von dem verjüngten Nirmanakaya des Buddha. Was der Zusammenfluß des Buddhismus und des Zarathustrismus ist, das sehen wir in der Seele des Jesus von Nazareth auf diese Art leben» (114,17f.). Mit Steiners eigenartiger Lehre von den zwei Jesusknaben habe ich mich an anderer Stelle ausführlich auseinandergesetzt und ihre theologische Unhaltbarkeit nachgewiesen (Gassmann 1993,166ff.). Hier sei nur vermerkt, daß kaum eine Lehre Steiners größere Verwunderung ausgelöst hat - und zwar bis in anthroposophische Kreise hinein! So muß selbst der Steiner- Schüler und zweite Erzoberlenker der «Christengemeinschaft» Emil Bock gestehen, daß er diese Folgerung aus gewissen Unterschieden in den biblischen Geburtsgeschichten nicht gezo-
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112 Generalsekretär der Theosophischen Gesellschaft<br />
vergangenen Inkarnationen und «entdeckt», daß der 14jährige<br />
Krishna (später Krishnamurti) der kommende «Lord Maitreya»,<br />
«Weltenlehrer» oder «Christus» sei. Gegen den Willen<br />
der Eltern übernimmt Leadbeater die «Erziehung» des Jungen.<br />
Annie Besant gibt dazu ihr Einverständnis. Über die Hintergründe<br />
dieses Geschehens und das weitere Schicksal Krishnamurtis<br />
berichtet das Lexikon des Geheimwissens:<br />
«Die Wahl des Jungen für den vorgesehenen Zweck entsprach<br />
auch der Praxis der Lama-Priester in Tibet, die ebenfalls<br />
einen Knaben auswählen, um ihn zum künftigen Dalai Lama<br />
(eine Erlöserfigur des Buddhismus; L. G.) zu erziehen. In Europa<br />
wurde K(rishnamurti) als der wiedergekommene Christus,<br />
in Asien als der Lord Maitreya oder Boddhisattva ausgegeben<br />
(...) Im J(ahr) 1910 fand die erste Einweihung des Jungen<br />
statt (...) 1912 klagte der Vater gerichtlich gegen Annie Besant<br />
auf Rückgabe des Knaben und Aufhebung der Adoption,<br />
da bekannt geworden war, daß Leadbeater dem Knaben Praktiken<br />
beigebracht hatte, die nach allgemeiner Auffassung als<br />
verwerflich und unsittlich gelten. In erster Instanz siegte der<br />
Vater, in zweiter wurde das Urteil jedoch aufgehoben. Um das<br />
Auftreten des neuen Heilands (...) vorzubereiten, hatte Annie<br />
Besant 1910 den 'Orden des Sterns im Osten', später einfach<br />
'Orden des Sterns' genannt, gegründet. Ab etwa 1928 trat<br />
Krishnamurti dann selbständig in der Öffentlichkeit auf, verkündete<br />
jedoch überhaupt nichts Neues, so daß seine große<br />
Anhängerschaft mehr und mehr enttäuscht wurde. 1929 löste<br />
K(rishnamurti) selbst den Orden des Sterns auf und distanzierte<br />
sich von dem Rummel um seine Person» (Miers 1986,<br />
240).<br />
Im Februar 1986 ist Jiddu Krihnamurti im Alter von 90 Jahren<br />
gestorben. Er hat der Welt nicht die Erlösung gebracht, sondern<br />
lediglich eine Reihe verführerischer esoterischer Schriften.<br />
Insofern hat Rudolf Steiner recht behalten, wenn er ihn von<br />
Anfang an als den wiedergekommenen «Christus» ablehnte.<br />
Das Auftreten Krishnamurtis bildete für ihn den letzten Anstoß<br />
zur inneren und äußeren Trennung von der Adyar Theosophischen<br />
Gesellschaft in den Jahren nach 1909 und zur Gründung