SOP zur Sicherung der Atemwege
SOP zur Sicherung der Atemwege
SOP zur Sicherung der Atemwege
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Klinik für Anästhesie und Intensivtherapie 2010<br />
<strong>SOP</strong> <strong>zur</strong> <strong>Sicherung</strong> <strong>der</strong> <strong>Atemwege</strong><br />
1. Untersuchung <strong>der</strong> <strong>Atemwege</strong><br />
Bei jedem Patienten müssen präoperativ die <strong>Atemwege</strong> untersucht werden!<br />
Zeichen für eine schwierige Laryngoskopie:<br />
• Generell: anatomische Beson<strong>der</strong>heiten- Missbildungen<br />
• Anamnestisch Intubationsschwierigkeiten<br />
• Tumorerkrankung <strong>der</strong> oberen <strong>Atemwege</strong>, Z.n. Tumor-OP (HNO: Spiegelbefund auf<br />
Narkoseprotokoll notieren!)<br />
• Immer Mundboden/Hals des Patienten auf Verhärtungen abtasten<br />
• Prognathie („lange vorstehende obere Schneidezähne“), Protrusion UK vor OK nicht<br />
möglich); sog. fliehendes Kinn (cave Vollbart!)<br />
• Mundöffnung < 3 cm<br />
• Mallampati/ Samsoon Klasse ≥ III<br />
• Geringe Kopf- /Halsbeweglichkeit: Extension < 30°, Flexion < 80°; kurzer, dicker Hals<br />
Zeichen für eine erschwerte Maskenbeatmung:<br />
• Body mass index > 26kg/m 2<br />
• Zahnlosigkeit (Guedel-Tubus hilfreich!)<br />
• Vollbart<br />
• Alter > 55 Jahre<br />
• Schnarchen<br />
Die laryngoskopische Sicht wird nach Cormack und Lehane dokumentiert:<br />
• I: gesamte Stimmritze einstellbar<br />
• II: Stimmritze teilweise sichtbar (hintere Kommissur)<br />
• III: Stimmritze nicht einstellbar, nur Epiglottis sichtbar<br />
• IV: auch Epiglottis nicht einstellbar, nur harter Gaumen sichtbar<br />
Vor je<strong>der</strong> Einleitung (bei spontanatmendem Patienten) wird präoxygeniert!<br />
Konventionell über 3 min. (besser als 8 tiefe Atemzüge in 1 min.) mit 100% O2, hohem<br />
Frischgasfluß und möglichst dicht sitzen<strong>der</strong> Maske.<br />
2. Präoperativ „schwieriger Atemweg“ erkannt<br />
Fiberoptische Wach-Intubation (Technik s. Anlage). Indikation großzügig stellen!<br />
Ggfls. chirurgisches „standby“.<br />
3. Schwieriger Atemweg nicht erkannt: „failed intubation“<br />
a) Maskenbeatmung suffizient: ein weiterer optimierter Intubationsversuch:<br />
(parallel dazu unbedingt Hilfe (OA, FA) holen lassen!)<br />
• optimierte externe laryngeale Kompression posterokranial (d.h. zum Rücken und<br />
kopfwärts)<br />
• ggfls. Führungsdraht einsetzen<br />
• ggfls. einmaliger Spateltypwechsel (Macintosh zu McCoy)<br />
• ggfls. einmaliger Spatellängenwechsel<br />
• ggfls. Videolaryngoskop<br />
• Wenn auch 2. Intubationsversuch erfolglos, mit Maske weiter beatmen; OP in<br />
Larynxmaske möglich?<br />
Keine mehrfachen Intubationsversuche! (Blutungs- und Schwellungsgefahr!)<br />
• Wenn Intubation zwingend: fiberoptische Intubation (FOI) über Beatmungsmaske mit<br />
Mainzer-Adapter o<strong>der</strong> über Fastrach (ILMA).<br />
• Wenn fiberoptische Intubation misslingt: Abbruch <strong>der</strong> Maßnahmen? chirurgischer Zugang<br />
zu den <strong>Atemwege</strong>n?<br />
b) Maskenbeatmung allein nicht suffizient:<br />
• 2-Personen Maskenbeatmung versuchen; wenn auch nicht hinreichend (Sättigung fällt<br />
unter 90%, „cannot ventilate- cannot intubate- Situation“): ein weiterer optimierter<br />
Intubationversuch; bei „failed intubation“: Fastrach einsetzen! - OP in Larynxmaske<br />
möglich?<br />
• Ist auch ILMA nicht erfolgreich: chirurgischer Atemweg (Koniotomie)!<br />
4. Vorhandene Hilfsmittel <strong>zur</strong> <strong>Sicherung</strong> <strong>der</strong> <strong>Atemwege</strong><br />
• Videolaryngoskop<br />
• Laryngoskopiespatel: Macintosh, Miller, McCoy / Marburg-Spatel (mit Optik)<br />
• Tubuswechsler in verschiedenen Größen<br />
• ILMA, Pro-Seal-LMA, LMA<br />
• Fiberoptik (Erwachsene, Kin<strong>der</strong>)<br />
• Koniotomieset (Minitrach II)<br />
Im Notfall nur Hilfsmittel verwenden mit denen man ausreichend Erfahrung hat!<br />
Jede/r Mitarbeiter/in muß mind. 5x/Jahr die ILMA- Intubation, sowie mind. 3x/Jahr eine<br />
FOI durchführen und dies mit Patientendaten dokumentieren.<br />
5. Dokumentation des schwierigen Atemwegs<br />
Je<strong>der</strong> Patient mit „schwierigem Atemweg“ erhält einen Ausweis mit Angaben <strong>zur</strong><br />
Maskenbeatmung, Laryngoskopie und Empfehlungen für zukünftige Eingriffe. Die Angaben<br />
werden auch im Narkoseprotokoll dokumentiert.<br />
gültig bis 31.12.2010 - Prof. Dr. Alexan<strong>der</strong> Torossian
Technik <strong>der</strong> elektiven fiberoptischen Wachintubation<br />
- nasal (1. Wahl) AT/2010<br />
psychologische Führung des Patienten<br />
Prämedikation mit Benzodiazepin (plus Clonidin 150µg), Otriven-<br />
Nasentropfen, Atropin auf Station; großzügige Aspirationsprophylaxe<br />
In Einleitung: Basismonitoring (EKG, NIB, Pulsoxy.), Präoxygenierung u.<br />
O2 Zufuhr mit Kin<strong>der</strong>-Ventimaske (über Mund)<br />
Otriven wie<strong>der</strong>holen, Atropin 0,5 mg (wenn nicht bereits auf Station).<br />
Essentiell: gute topische Anästhesie von <strong>der</strong> Nase bis in die Trachea<br />
(Vernebler m. Xylocain 4%, über FO-Arbeitskanal „spray as you go“)<br />
„conscious sedation“: Fentanyl (max. 0,05 mg), Midazolam (max. 1mg):<br />
Spontanatmung und Ansprechbarkeit muss erhalten bleiben!!<br />
Narkoseeinleitung mit Etomidate/Propofol erst nach Passage des Tubus<br />
durch die Glottis<br />
Relaxierung, nur wenn chirurgisch erfor<strong>der</strong>lich, nach fiberoptischer<br />
Tubuslagekontrolle in <strong>der</strong> Trachea<br />
kapnographische Erfolgskontrolle<br />
aus didaktischen Gründen möglichst Videomonitor benutzen