Dr. Eduardo Pereira+Van Buren - bvmd
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vmd-Austausch-Bericht: PJ (Chirurgie-Tertial) in Valparaiso, Chile<br />
Chirurgie-Tertial in Valparaiso<br />
Motivation<br />
Nachdem ich während meines Grundstudiums an einem Spanischkurs teilnahm und auch ein Erasmusjahr in<br />
Spanien verbrachte, hatte ich mir vorgenommen, ein Tertial meines Praktischen Jahres in Südamerika zu<br />
verbringen. Nach einigen Recherchen im Internet und dem Lesen der <strong>bvmd</strong>-Erfahrungsberichte fiel meine<br />
Wahl auf Valaparaiso in Chile.<br />
Vorbereitung<br />
Es ist empfehlenswert, sich etwa ein Jahr vor Antritt des PJs zu bewerben, ich bewarb mich sowohl<br />
telefonisch als auch per email. Die Adresse der Escuela de Medicina fand ich im Internet, ich bewarb mich<br />
zunächst formlos per E-Mail und bekam dann von der Uni die kompletten Bewerbungsunterlagen zugesandt.<br />
Beifügen musste ich unter anderem einen Nachweis über vorhandene Spanischkenntnisse, eine Kopie meines<br />
Impfpasses (v.a. Hep A+B), ein Curriculum der Heimatuni, eine „Empfehlung“ des Dekans, usw.<br />
Bewerbungen an:<br />
direccion.escmed@uv.cl<br />
Postadresse:<br />
Facultad de Medicina<br />
Escuela de Medicina<br />
Secretaría Académica<br />
Hontaneda 2653<br />
Valparaiso<br />
Chile<br />
Telefonnummer: 0056 32 507307<br />
Wie erwartet bekam ich zunächst keine Antwort mehr auf meine Bewerbungsunterlagen, nach ca. einem<br />
halben Jahr wurde es mir zu blöd und ich begann im Sekretariat der Facultad de medicina anzurufen. Die<br />
Veranwortliche, Viviana ist eine etwas umständlich, zudem ist sie nicht unbedingt für ihre Zuverlässigkeit<br />
bekannt. Nachdem ich ca. 10 (!) mal in Valparaiso angerufen habe und ich jedesmal auf eine andere Weise<br />
vertröstet wurde, bekam ich dann doch irgendwann die herbeigesehnte email, die mir die Zusage am<br />
Praktikum bestätigte. Die Studiengebühren betrugen knapp 550Euro für vier Monate, die ich vor Ort<br />
entrichten musste.<br />
Für meinen Flug mit TAM zahlte ich 870 Euro. Dies war der günstigste Flug, den ich für August finden<br />
konnte.<br />
Visum<br />
Es ist nicht notwendig, ein Visum im Voraus zu beantragen; bei der Einreise bekommt man als EU-<br />
Staatsbürger ein 90tägiges Touristenvisum, was man ohne Probleme z.B. durch einen Wochenendausflug<br />
nach Mendoza in Argentinien um weitere 90 Tage verlängern kann.<br />
Gesundheit<br />
Es müssen keine speziellen Reiseimpfungen durchgeführt werden- Eine Hep A und B- Impfung ist für jeden<br />
Medizinstudenten eine Selbstverstädnlichkeit.....<br />
Sicherheit<br />
Ich habe vor meinem Auslandsaufenthalt eine Krankenversicherung beim <strong>bvmd</strong> abgeschlossen, ich denke,<br />
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das ist eine der günstigsten Möglichkeiten-glücklicherweise musste ich von dieser niemals Gebrauch<br />
machen.<br />
Chile ist ein sehr sicheres Land. In Valparaiso gibt es sicher einige Ecken, die man vor allem Nachts meiden<br />
sollte (vor allem rund um die Hafengegend), insgesamt ist die Stadt jedoch auch sehr sicher.<br />
Geld<br />
Ich Chile bezahlt man mit chilenischen Peso, zur Zeit liegt der Umrechnungskurs bei etwa 850:1, das heisst<br />
etwa 850 Peso sind ein Euro. Man kann problemlos bei jeder RedBank und auch bei vielen anderen Banken<br />
mit der EC-Karte Geld abheben, selbstverständlich auch mit der Kreditkarte. Es muss gesagt werden, das<br />
Chile kein billiges Land ist, die Preise im Supermarkt entsprechen denen in Deutschland, für Milchprodukte<br />
muss man sogar tiefer in die Tasche greifen.<br />
Es empfiehlt sich, Großeinkäufe auf dem Markt zu tätigen (nahe der Estacion de autobus)-dort kann man zu<br />
sehr günstigen Preisen frisches Obst&Gemüse aus der Region kaufen.<br />
Für die Zimmermieten sollte man zwischen 100 und 250 Euro einplanen, je nach „gusto“.<br />
Sprache<br />
Das chilenische Spanisch ist vor allem am Anfang sehr schwer zu verstehen. Obwohl ich vor meinem<br />
Aufenthalt das Gefühl hatte gut spanisch zu sprechen, hatte ich am Anfang Probleme die Leute zu verstehen,<br />
vor allem weil sehr viel „chilenismos“ verwendet werden, die man erstmal lernen muss. Zudem sprechen die<br />
Chilenen sehr schnell, was das ganze noch erschwert. Auf meinen Reisen nach Peru und Bolivien war ich<br />
überrascht, wie klar und deutlich die Leute in diesen Ländern sprechen......<br />
Nach 4 Wochen in Valparaiso kam ich mit der Sprache eigentlich ganz gut zurecht.<br />
Verkehrsverbindungen<br />
Das Krankenhaus, indem ich mein PJ absolvierte (Hospital <strong>Eduardo</strong> Pereira) liegt auf einem Cerro, etwas<br />
außerhalb des Zentrums. Im Micro (Kleinbus 705) waren es ca. 20-25 Minuten eine Fahrt kostete etwa 75<br />
Cent. Eine andere Möglichkeit ist, ein Colectivo zu nehmen, das sind kleine Sammeltaxis, die sich deutlich<br />
schneller durch Valparaisos Straßen bewegen. Hiermit dauerte die Fahrt etwa 10-15 Minuten, der Fahrpreis<br />
ist gleich.<br />
Kommunikation<br />
!!Skype!! Es gibt zwar auch überall locutorios, das sind Telefonläden, bei denen man für kapp 20 Cent pro<br />
Minute nach Deutschland telefonieren kann, jedoch ist die Verbindung meist auch nicht besser als bei Skype.<br />
Unterkunft<br />
Valparaiso hat ca. 250 000 Einwohner und besteht aus ca. 50 Cerros (Hügel), die bis fast ans Meer reichen.<br />
Diese Cerros sind voller kleiner bunter Häuser in allen erdenklichen Farben, viele sagen, die Stadt ähnle San<br />
Francisco! Valparaiso ist die Stadt der Studenten und der Künstler, die ärmere Nachbarstadt von Viña del<br />
Mar, letztere gleicht einem nordamerikanischen Badeort. In Viña wohnen die meisten Ärzte, die reiche<br />
Bevölkerung, hierher kommen die Hauptstädter aus Santiago an den Wochenenden, um sich an den<br />
Sandstränden oder in den teuren Hotels zu erholen.<br />
Durch die Erfahrungsberichte war mir klar, dass ich in Valparaiso im Cerro Concepcion oder Cerro Alegre<br />
wohnen wollte. Deshalb bin ich einfach in diesen Stadtvierteln herumgelaufen und habe nach<br />
Wohnungsannoncen Ausschau gehalten. Es gibt eigentlich in jedem Geschäft eine Ecke mit Aushängen, man<br />
muss sich nur die Nummern aufschreiben, bei den Leuten anrufen und einen Besichtigungtermin<br />
vereinbaren. Ich habe im Cerro Concepcion gewohnt, das Haus war wunderschön, die Lage war ideal (Calle<br />
Urriola/ Templeman), die Mitbewohner waren sehr angenehm- nur die Vermieterin war sehr anstrengend,<br />
weswegen ich diese Unterkunft nicht empfehlen kann (Templeman 570/572 bei Caecilia) !<br />
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Aber macht euch wegen der Wohnungssuche keine Sorgen, es ist wirklich sehr einfach, in Valparaiso eine<br />
Unterkunft zu finden.<br />
Literatur<br />
Lest ein gutes Chirurgie-Buch, die chilenischen „PJ-ler“ (Internos) wissen sehr viel und man hat anfänglich<br />
schon Minderwertigkeitskomplexe....<br />
Wenn man kein spanisch spricht lohnt es sich nicht, sein PJ-Tertial in Chile zu absolvieren.<br />
Mitzunehmen<br />
Wenn man sein PJ im Juni/Juli/August beginnt, lohnt es sich, warme Kleidung mitzubringen. Ich kam Ende<br />
August in Chile an und habe anfangs sehr gefroren.<br />
Medizinische Accesoires: Kittel, Stethoskop, Reflexhammer, Stableuchte (ganz wichtig für die Posta<br />
(s.u.)!!), evtl. Desinfektionsmittel.<br />
Reise und Ankunft<br />
Für meinen Flug mit TAM zahlte ich 870 Euro. Dies war der günstigste Flug, den ich für August finden<br />
konnte. Vom Flughafen in Santiago fährt ein Bus Richtung Zentrum, ihr müsst dort beim Busbahnhof<br />
„Pajarito“ aussteigen und einen Bus nach Valparaiso nehmen, der dort im 15-Minuten-Takt abfährt. Der Bus<br />
kostet etwa 6 Euro und brauch ca 1 Stunde und 40 Minuten.<br />
Tätigkeitsbeschreibung und fachliche Eindrücke<br />
In den 16 Wochen rotierte ich durch unterschiedliche Fachbereiche der Chirurgie, Viszeral-, Thorax-, ,<br />
Mamma-, Hals- und Kopfchirurgie und Anästhesie. In dem Krankenhaus waren zur selben Zeit ca. 10<br />
chilenische Internos (PJler) in der Chrirugie. Die chilenischen Medizinstudenten durchlaufen ein 7jähriges<br />
Medizinstudium, welches sehr viel praktischer ausgerichtet ist als das deutsche. Das sechste und siebte Jahr<br />
entspricht dem deutschen PJ und wird im Krankenhaus absolviert. Ich war einem chilenischen Interno<br />
gleichgestellt, d.h. ich war jeweils einem Arzt zugeteilt, meinem Tutor, mit dem ich als erster oder zweiter<br />
Assistent in den OP ging, dessen Patienten ich mitbetreute und mit dem ich in die Poliklinik fuhr.<br />
Ein typischer Tag im Krankenhaus begann für mich gegen acht. Früh morgens visitiert man seine Patienten,<br />
je nach Fach und Tutor entweder allein oder zusammen mit diesem, anschließend geht man entweder in den<br />
OP, man schreibt Evaluaciones über seine Patienten, stellt Rezepte aus und verfasst Epikrisen, oder man geht<br />
mit seinem Tutor in die Poliklinik. Ich war immer bis ca. 13-14Uhr im Krankenhaus, je nach Fach, Tag und<br />
OP-Plan. Etwa zwei Mal pro Woche hatten wir einen so genannten „Caso“, das sind Vorträge der Internos,<br />
die zu einem bestimmten Thema aus einem der Teilbereiche der Chirurgie gehalten wurden. Ich verbrachte<br />
zudem 4 Wochen im Krankenhaus Quilpue, einem kleinen, peripheren Krankenhaus etwa 1 Stunde entfernt<br />
von Valpo. Diese 4 Wochen waren meiner Meinung nach die Besten, da dort nur 1-2 Internos sind und man<br />
eine sehr gute Betreuung geniessen durfte. Die Fahrt dorthin ist zwar anstrengend und man muss deutlich<br />
früher aufstehen, aber es lohnt sich wirklich!<br />
Außerdem nahm ich regelmäßig an den „turnos“ oder „Posta“ in der Notaufnahme im Hospital Van <strong>Buren</strong><br />
teil. Die chilenischen Internos haben im sechsten Jahr einmal pro Woche von 14.00-20.00 Uhr und zusätzlich<br />
alle 7 Tage von 20.00-24.00 Uhr Dienst in der Notaufnahme. Fällt letzterer auf ein Wochenende muß von<br />
8.00 Uhr morgens bis 24.00 Uhr arbeiten, hat dafür dann aber in der darauf folgenden Woche gar keinen<br />
turno (Posta). In diesen Diensten nimmt man die ambulanten Patienten auf, darf nähen, in Notfall-OPs<br />
assistieren usw. Und auch wenn die montäglichen „Turno-Tage“ immer etwas anstrengend waren, so<br />
empfehle ich die Teilnahme hieran trotzdem, da man wirklich einiges lernen kann. Hier hat man ein sehr<br />
breites Patientenspektrum von der leichten Depression bis zum Aortenaneurysma, es ist wirklich der<br />
lehrreichste Teil!<br />
Die Betreuung im Krankenhaus war sehr stark abhängig vom Tutor- gerade in meinen ersten vier Wochen<br />
war ich sehr unzufrieden, da sich niemand so richtig um mich kümmerte und man sich seine Arbeit „suchen“<br />
musste. Aber nach diesen 4 Wochen und dem Überwinden der sprachlichen Barrieren ging es besser und ich<br />
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fühlte mich von Tag zu Tag wohler. Am Ende wollte ich gar nicht mehr weg und spielte ernsthaft mit dem<br />
Gedanken, ein weiteres PJ-Tertial in Valparaiso dranzuhängen....<br />
Land und Leute<br />
Chile ist ein sehr faszinierendes Land, von Nord nach Süd sind es 4300 km und es vereinigen sich hierbei<br />
allerlei geografische Besonderheiten-von den Eiswüsten im Süden rund um den faszinierenden Nationalpark<br />
„Torres del Peine“ über die Halbinsel Chiloe und die Vulkane rund um Pucon hin zur Atacamawüste im<br />
Norden, im Osten die Anden, im Westen der Pazifik-Chile hat einfach sehr viel zu bieten. Als Schmankerl<br />
nicht zu vergessen die Osterinsel.....<br />
Die Chilenen sind keine typischen „Latinos“, sie wirken eher zurückhaltend. Erst wenn man sie näher<br />
kennen lernt, wird man sich ihrer Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft bewusst. Ich habe durchweg gute<br />
Erfahrungen mit den „Einheimischen“ gemacht und hoffe, dass ich mit meinen chilenischen Freunden in<br />
Kontakt bleiben und sie irgendwann wieder besuchen werde.<br />
Fazit<br />
Zusammenfassend muß ich sagen, dass ich wirklich unvergessliche 4 Monate in Chile verbracht habe. Nicht<br />
nur medizinsich habe ich sehr viel gelernt, für mich waren vor allem auch die zwischenmenschlichen<br />
Erfahrungen und die kulturellen Eindrücke ein bereicherndes Element. Was das Land und seine Bevölkerung<br />
angeht, so musste ich erst lernen, mit den Chilenen richtig umzugehen. Ich hatte meine Startschwierigkeiten<br />
aber nach 4 Wochen hatte ich diese überwunden und lernte die Chilenen besser und besser kennen, zudem<br />
erleichterten mir die sprachlichen Fortschritte den Umgang mit den „Einheimischen“, was vor allem im<br />
Umgang mit den Patienten sehr wichtig war. Insgesamt kann ich das Tertial in Valparaiso nur empfehlen,<br />
wichtig ist, dass man eine gewisse Lockerheit mitbringt und über gute Spanischkenntnisse verfügt.<br />
Bei Fragen meldet euch einfach bei mir, ciao-Johannes (nofax@web.de)<br />
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