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BuMa_2012_05 - Deutsche Bunsengesellschaft für Physikalische ...

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5/<strong>2012</strong><br />

BUNSENMAGAZIN<br />

Leitartikel<br />

Campus:<br />

England versus Deutschland S. 161<br />

Aspekte<br />

Kinetik und Mechanismen von<br />

Selbst organisationsprozessen<br />

in Festkörpern S. 164<br />

Ionic Liquids and NMR<br />

Spectroscopy: A perfect couple S. 176<br />

Bunsentagung<br />

Rede des 1. Vorsitzenden<br />

bei der Bunsentagung <strong>2012</strong> S. 181<br />

BBPCAX 101 (8) 1083-1196 (1998)<br />

ISSN 00<strong>05</strong> – 9021<br />

No. 5 – SEPTEMBER <strong>2012</strong>


IMPRESSUM<br />

Bunsen-Magazin<br />

Heft 5 Jahrgang 14<br />

Herausgeber:<br />

Vorstand der <strong>Deutsche</strong>n<br />

Bunsen-Gesellschaft<br />

Martin Quack<br />

Wolfgang von Rybinski<br />

Wolfgang Grünbein<br />

Schriftleiter:<br />

Rolf Schäfer<br />

Eduard-Zintl-Institut <strong>für</strong> Anorganische<br />

und <strong>Physikalische</strong> Chemie<br />

Technische Universität Darmstadt<br />

Petersenstr. 20<br />

D-64287 Darmstadt<br />

Tel.: 06151 / 16 27 07 oder 16 24 98<br />

Fax: 06151 / 16 60 24<br />

E-Mail: bunsenmagazin@bunsen.de<br />

Geschäftsführer der <strong>Deutsche</strong>n<br />

Bunsen-Gesellschaft<br />

Florian Ausfelder<br />

Theodor-Heuss-Allee 25<br />

D-60486 Frankfurt<br />

Tel.: 069 / 75 64 620<br />

Fax: 069 / 75 64 622<br />

E-Mail: ausfelder@bunsen.de<br />

Technische Herstellung:<br />

VMK-Druckerei GmbH<br />

Faberstraße 17<br />

D-67590 Monsheim<br />

Tel.: 06243 / 909 - 110<br />

Fax: 06243 / 909 - 100<br />

E-Mail: info@vmk-druckerei.de


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

Roger A. De Souza<br />

LEITARTIKEL<br />

CAMPUS: ENGLAND VERSUS DEUTSCHLAND<br />

Als jemand aus England, der seit<br />

vielen Jahren in Deutschland lebt,<br />

springen mir oft die Unterschiede<br />

zwischen den beiden Ländern, aber<br />

auch die Gemeinsamkeiten bei verschiedenen<br />

Themen ins Auge. Zwei<br />

Themen möchte ich an dieser Stelle<br />

aussparen, weil andere schon viel<br />

ausführlicher und fundierter darüber<br />

geschrieben haben: Wirtschaft und<br />

Fußball. Dass Deutschland zurzeit in<br />

beiden Fällen das stärkere Land ist, spielt hier natürlich keine<br />

Rolle. Wie sieht es mit den Gemeinsamkeiten und Unterschieden<br />

im universitären Bereich aus, und zwar während des<br />

Studiums? Hier eine sehr persönliche Sicht, die durch eigene<br />

Erfahrungen, durch Gespräche mit Kolleg(inn)en und Studierenden<br />

und durch Literatur [1-8] geprägt ist.<br />

Wurde in Deutschland durch die Bologna-Reform der exzessiv<br />

lange, antiquierte Diplom-Studiengang vom schnellen, zukunftsorientierten<br />

Bachelor-/Master-Studiengang abgelöst?<br />

Oder wurde der funktionierende, solide Diplom-Studiengang<br />

vom noch zu optimierenden, oberfl ächlichen Bachelor-/Master-<br />

Studiengang verdrängt? Darüber kann man lange streiten. Eines<br />

möchte ich vorwegnehmen: Der Bachelor-/Master-Studiengang<br />

ist nicht per se schlecht. In England ist er seit Jahrzehnten<br />

ein (noch) funktionierendes und erfolgreiches System. Ist es<br />

dann nur eine Frage der Zeit, bis in Deutschland der Widerstand<br />

gegen den Bachelor-/Master-Studiengang verschwindet? Ist es<br />

– aus physikochemischer Sicht – so, dass das Bildungssystem<br />

aus dem Gleichgewicht gebracht worden ist und es nur etwas<br />

Zeit braucht, bis sich die neue Gleichgewichtslage eingestellt<br />

hat? Ich glaube, ja. Man könnte aber auch die Relaxationszeit<br />

verkürzen und die Gleichgewichtslage verbessern, indem man<br />

die Unterschiede zwischen England und Deutschland genauer<br />

betrachtet und Konsequenzen daraus zieht (mehr dazu gleich).<br />

Eine bessere Gleichgewichtslage, aber <strong>für</strong> wen? Für wen ist<br />

der Bachelor-/Master-Studiengang besser als der Diplom-Studiengang?<br />

Für die Lernenden? Für die Lehrenden? Für den<br />

Wissenschaftsstandort Deutschland? In Bezug auf die Lernenden<br />

würde ich behaupten, dass kein System <strong>für</strong> alle Lernende<br />

das perfekte sein kann. Einige haben die Freiheit des Diplom-<br />

Studiengangs optimal ausgenutzt, andere jedoch gingen dabei<br />

Priv.-Doz. Dr. Roger A. De Souza<br />

Institut <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie, RWTH Aachen University<br />

Landoltweg 2, 52<strong>05</strong>6 Aachen, Germany<br />

Ph: +49 241 80 94739, Fx: +49 241 80 92128<br />

E-Mail: rdesouza@pc.rwth-aachen.de<br />

verloren. Heute fühlen sich einige in der verschulten Form des<br />

Bachelor-/Master-Studiengangs besser aufgehoben, <strong>für</strong> andere<br />

ist diese Art vom Studium zu eng. Mein persönlicher Eindruck<br />

ist, dass der Diplom-Studiengang <strong>für</strong> Lernende (und auch<br />

Lehrende) besser war, als die Zahl der Studierenden deutlich<br />

kleiner war. Der Bachelor-/Master-Studiengang passt besser zu<br />

der höheren Studierendenzahl von heute. Durch den Bachelor-/<br />

Master-Studiengang können mehr Studierende effi zienter ausgebildet<br />

werden (aufgrund niedrigerer Abbrecherquoten, kürzerer<br />

Studienzeiten und einer höheren Anzahl Studierender pro<br />

Professor). Es wird sich allerdings erst in den nächsten Jahren<br />

zeigen, ob möglichst viele Studierende optimal gefördert worden<br />

sind. Und genau darum sollte es in erster Linie bei einem<br />

Hochschulstudium gehen. Auch aus Sicht der Gesellschaft und<br />

<strong>für</strong> den Wissenschaftsstandort Deutschland wären möglichst<br />

viele optimal geförderten Absolventen ein Gewinn.<br />

Seit der Bologna-Reform haben England und Deutschland (und<br />

Europa) das gemeinsame System von Bachelor und Master. Sie<br />

haben es gemeinsam, es ist aber nicht identisch – es gibt Unterschiede,<br />

die im Folgenden kurz skizziert seien:<br />

1) In England sind das Schulsystem und das Studium enger<br />

aufeinander abgestimmt. Generell lernt man in den letzten<br />

zwei Schuljahren mit dem Abschluss „A-Level“ nur drei bis<br />

vier Fächer. Man spezialisiert sich also relativ früh, muss<br />

sich da<strong>für</strong> aber später in dem dreijährigen Bachelor-Studium<br />

weniger neue Inhalte aneignen. [In Deutschland wird<br />

dagegen auf ein möglichst breites Allgemeinwissen aller<br />

Abiturient(inn)en Wert gelegt.]<br />

2) Um einen Studienplatz <strong>für</strong> Chemie an einer guten Universität<br />

in England zu bekommen, müssen in der Schule zwei der<br />

gewählten „A-Level“-Fächer Chemie und Mathematik sein.<br />

Es wäre außergewöhnlich (um nicht zu sagen unmöglich), einen<br />

Platz <strong>für</strong> ein Chemiestudium zu bekommen, wenn man<br />

Chemie in den letzten zwei Schuljahren nicht belegt hat. (In<br />

Deutschland darf man hingegen Chemie studieren, ohne zuvor<br />

einen Leistungskurs Chemie absolviert zu haben. Und<br />

das ist auch gut so, weil das System Durchlässigkeit erlaubt,<br />

und diese Durchlässigkeit sollte nicht aufgegeben werden.)<br />

Es ist auf jeden Fall fraglich, ob man in England ohne ein<br />

„A-Level“ in Chemie überhaupt zu den Chemie-Bewerbungsgesprächen<br />

an den Universitäten eing eladen würde. Damit<br />

sind wir beim dritten Punkt:<br />

3) Die Mitglieder der jeweiligen Fakultät führen Bewerbungsgespräche,<br />

um geeignete Kandidat(inn)en auszuwählen.<br />

Anschließend trifft die Fakultät die Entscheidung, ob dem<br />

Bewerber/der Bewerberin ein Studienplatz angeboten wird.<br />

Ein Angebot erfolgt immer nur unter der Maßgabe, dass der<br />

Kandidat/die Kandidatin bei seinem/ihrem zukünftigen<br />

Schulabschluss bestimmte Noten in den „A-Levels“ erreicht.<br />

161


LEITARTIKEL<br />

Dieses „Aussieben“ fi ndet vor dem Beginn des Studiums<br />

statt, d. h. noch während der Schulzeit. Wenn man junge<br />

Leute an eine Universität geholt hat, möchte man weder<br />

Zeit noch Geld noch Personal verschwenden, sondern mit<br />

den begrenzten Mitteln effi zient umgehen. Studierende, die<br />

aufgrund mangelnder Begabung oder Studienleistung <strong>für</strong><br />

das Fach nicht geeignet sind, müssen die Universität nicht<br />

erst nach zwei, drei oder vier Semestern verlassen bzw. ihr<br />

Studium abbrechen. Sie sind von vornherein nicht zugelassen.<br />

An den englischen Universitäten gibt es darüber hinaus<br />

auch nicht die Möglichkeit, Klausuren mehrfach zu wiederholen.<br />

Eine Wiederholung ist an den meisten Universitäten<br />

erlaubt. Falls man jedoch mehrere Klausuren nicht besteht,<br />

muss man die Universität verlassen.<br />

4) Während des Studiums (ca. 30 Wochen pro Jahr einschließlich<br />

aller Vorlesungen, Praktika und Prüfungen) gibt es jede<br />

Woche ein bis zwei Tutorien. Das bedeutet, dass sich drei bis<br />

vier Studierende mit einem Mitglied der Fakultät treffen, um<br />

den Stoff der Vorlesungen nachzubereiten. Das Studium ist<br />

intensiver, und die Studierenden werden dabei auch viel stärker<br />

unterstützt. Um solche Tutorien in Deutschland anzubieten,<br />

bräuchte man ein deutlich besseres Betreuungsverhältnis<br />

zwischen Studierenden und Dozent(inn)en. [Übrigens wäre ein<br />

besseres Betreuungsverhältnis auch <strong>für</strong> die Doktorand(inn)<br />

en in Deutschland gut. Sie müssen viel mehr Lehraufgaben<br />

übernehmen als ihre englische Konkurrenz, sollen aber auch<br />

in drei Jahren ihren Doktorgrad erlangen.] Eine Alternative zu<br />

Tutorien wäre, den Studierenden mehr Zeit zu geben.<br />

5) Der Arbeitsmarkt in England ist viel durchlässiger als der<br />

deutsche. Einige, die ein naturwissenschaftliches Fach bis<br />

zum Bachelor-Abschluss studiert haben, verlassen englische<br />

Universitäten und fi nden Jobs in nicht-wissenschaftlichen<br />

Bereichen, in denen wissenschaftliches Denken gefragt<br />

ist. Eine duale Berufsausbildung wie in Deutschland<br />

gibt es nicht.<br />

Die Unterschiede 1) und 4) stellen meiner Meinung nach große<br />

Nachteile <strong>für</strong> Bachelor-/Master-Studierende in Deutschland<br />

dar. Was könnte man dagegen tun? Mein Vorschlag wäre, das<br />

Bachelor-Studium, ohne zusätzliche Pfl ichtleistungen, auf vier<br />

Jahre auszudehnen. Die Studierenden sollten m. E. mehr Zeit<br />

haben, um sich breiter und tiefer mit dem Fach zu beschäftigen.<br />

Die Besseren könnten die Zeit auch dazu nutzen, andere<br />

Kurse (mit oder ohne Benotung) zu belegen. (Die breite<br />

Allgemeinbildung in Deutschland zu opfern, um Schulsystem<br />

und Studium besser aufeinander abzustimmen, wäre m. E. der<br />

162<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 14. JAHRGANG · 5/<strong>2012</strong><br />

falsche Ansatz.) Darüber hinaus sollten Auslandssemester einfacher<br />

zu organisieren sein. Zusätzlich würde ich die erbrachte<br />

Studienleistung anders gewichten: Das erste Jahr zählt z. B.<br />

10 %, das zweite 20 %, das dritte 30 % und das letzte (inklusive<br />

Bachelorarbeit) 50 %. Wenn man am Anfang des Studiums<br />

nicht sofort zurechtkäme, entstünde so kein großer Nachteil.<br />

Als Studierende(r) sollte man mit der Zeit wissenschaftlich<br />

wachsen können. Das Betreuungsverhältnis zwischen Studierenden<br />

und Dozent(inn)en ist aus meiner Sicht auch zu verbessern.<br />

Es sollte nicht die Aufgabe der Universitäten (sondern<br />

der Fachhochschulen?) sein, eine große Zahl von Bachelor-<br />

Absolvent(inn)en <strong>für</strong> den Arbeitsmarkt auszubilden.<br />

Das Master-Studium würde ich bei zwei Jahren belassen, allerdings<br />

mit verschärften Zulassungsbedingungen. Nur die Besten<br />

sollten die Möglichkeit haben, sich weiterzuqualifi zieren.<br />

Sie sollten auch viel mehr leisten müssen und auch Kurse wie<br />

beispielsweise Wissenschaftstheorie, Wissenschaftsgeschichte<br />

oder Ethik belegen.<br />

Abschließend möchte ich betonen, wie wichtig ich die unter 3)<br />

genannten Bewerbungsgespräche fi nde. Die Universitäten in<br />

England, die laut verschiedenen Ranglisten zu den besten der<br />

Welt gehören, sind unter anderem deswegen Elite-Universitäten,<br />

weil sie seit Jahrzehnten Studierende individuell aussuchen.<br />

Zu hoffen wäre, dass auch deutsche Universitäten diesen<br />

Weg einschlagen.<br />

LITERATUR<br />

[1] K. Thomas, „Universities under Attack“, London Review of<br />

Books, December (2011).<br />

[2] S. Collini, „From Robbins to McKinsey“, London Review of<br />

Books, August (2011).<br />

[3] D. Lenzen, „Hochschulen sind keine Fertigungsstraßen“, Forschung<br />

und Lehre, Mai (<strong>2012</strong>).<br />

[4] W. Marquardt, „Doktoranden sind keine Währung und kein<br />

Besitzstand“, Forschung und Lehre, Januar (<strong>2012</strong>).<br />

[5] C. Metcalf, „Eine Wette auf die Zukunft“, Forschung und Lehre,<br />

Januar (<strong>2012</strong>).<br />

[6] J. Krautz, „Sanfte Steuerung der Bildungsreformen“, Forschung<br />

und Lehre, November (2011).<br />

[7] S. Head, „The Grim Threat to British Universities“, New York<br />

Review of Books, January (2011).<br />

[8] A. Grafton, „Our Universities: Why Are They Failing“, New York<br />

Review of Books, November (2011).


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

Leitartikel<br />

Aspekte<br />

Bunsentagung<br />

Zeitschrift <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie<br />

Nachrichten<br />

GDCh<br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

Roger A. de Souza<br />

Campus: England versus Deutschland 161<br />

Götz Eckold<br />

Kinetik und Mechanismen von Selbst organisationsprozessen in Festkörpern<br />

Wilhelm-Jost-Gedächtnisvorlesung 2011 164<br />

Ralf Giernoth<br />

Ionic Liquids and NMR Spectroscopy: A perfect couple 176<br />

Martin Quack<br />

Rede des 1. Vorsitzenden anlässlich der 111. Hauptversammlung<br />

der <strong>Deutsche</strong>n Bunsen-Gesellschaft <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie<br />

in Leipzig, Donnerstag, 17. Mai <strong>2012</strong> 181<br />

Impressionen Bunsentagung <strong>2012</strong> in Leipzig 190<br />

Preise/Ehrungen 192<br />

Melanie Schnell<br />

Das Berufsbild von Physikochemikern – gelebte Vielfalt. 204<br />

Vorstandsbericht 207<br />

Vermögensrechnung 210<br />

Ergebnisrechnung 212<br />

Bericht über die ordentliche Mitgliederversammlung <strong>2012</strong> 213<br />

Einladung zur ordentlichen Mitgliederversammlung 2013 215<br />

Bunsentagung 2013 in Karlsruhe 216<br />

Inhalt Heft 5 – 6 (<strong>2012</strong>) 217<br />

Personalia 218<br />

Veranstaltungen/Events 219<br />

Ausschreibungen 220<br />

Einladung Manfred-Eigen-Gespräche <strong>2012</strong> 222<br />

Zukunftsthema Energie im Fokus: Fortbildungskurse der GDCh zu<br />

Chemie und Energie im Herbst 224<br />

Zum Titelbild<br />

Orthorhombische Struktur der Hochtemperaturphase von A2BX4-Verbindun 2– gen mit den tetraedrischen Strukturelementen der BX4 -Komplexionen,<br />

siehe Artikel von Götz Eckold, Seite 164.<br />

163


ASPEKTE<br />

Götz Eckold<br />

EINLEITUNG<br />

Auf der Suche nach neuen Materialien und Festkörpern mit neuartigen<br />

Eigenschaften sind längst nicht mehr nur Gleichgewichtsphasen<br />

und homogene Systeme gefragt – vielmehr rücken metastabile<br />

Zustände, Hybridmaterialien aus mehreren Komponenten<br />

oder auch selbstorganisierte inhomogene Materialien in den<br />

Mittelpunkt des Interesses. Bevor man aber die ungewöhnlichen<br />

Eigenschaften transienter Zustände nutzen kann, ist es notwendig,<br />

die Mechanismen zu beherrschen, die zu diesen Zuständen<br />

führen. Kinetische Untersuchungen sind hierbei von großer Bedeutung,<br />

erlauben sie es doch, die zugrunde liegenden Prozesse<br />

in-situ zu verfolgen und anschließend auch gezielt zu steuern.<br />

Häufi g können in Feststoffsystemen transiente Zustände durch<br />

Eigenspannungen o.ä. stabilisiert werden, wie es schematisch<br />

in Abb. 1 dargestellt ist. Und nicht immer sind strukturelle Untersuchungen<br />

allein ausreichend, um die Veränderungen des<br />

Materials durch äußere Beanspruchung umfassend zu charakterisieren.<br />

Vielmehr kann das Studium von dynamischen Eigenschaften,<br />

die unmittelbar die interatomaren Wechselwirkungen<br />

widerspiegeln, helfen, Mechanismen auf atomistischer Ebene<br />

aufzuklären. Zeitaufgelöste Streuexperimente sind besonders<br />

gut geeignet, um detaillierte Aussagen über die mikroskopischen<br />

Vorgänge zu erhalten. Vielfach liefern dabei unterschiedliche<br />

Methoden komplementäre Aussagen, so dass sich erst aus<br />

der Kombination mehrerer Techniken ein eindeutiges Bild ergibt<br />

Anhand von Modellsystemen soll das in diesem Artikel exemplarisch<br />

dargestellt werden. Dabei geht es zunächst um Entmi-<br />

164<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 14. JAHRGANG · 5/<strong>2012</strong><br />

KINETIK UND MECHANISMEN VON SELBST-<br />

ORGANISATIONSPROZESSEN IN FESTKÖRPERN<br />

WILHELM-JOST-GEDÄCHTNISVORLESUNG 2011<br />

Abb. 1: Erzeugung und Nutzung von Nicht-Gleichgewichtszuständen<br />

Prof. Dr. Götz Eckold<br />

Institut <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie der Georg-August-Universität Göttingen<br />

Tammannstraße 6, 37077 Göttingen<br />

Telefon: +49 (0)551 39 3143, Telefax: +49 (0)551 39 12592<br />

E-Mail: geckold@gwdg.de<br />

schungsprozesse und anschließend um Phasenübergänge in<br />

modulierten Ferroelektrika – Systeme, die auf den ersten Blick<br />

nichts miteinander zu tun haben, die jedoch bei genauerem Hinsehen<br />

erstaunliche Parallelen aufweisen. Selbst wenn die ausgewählten<br />

Systeme -Silber-Alkali-Halogenide auf der einen Seite<br />

und Doppelsalze vom Type der A 2BX 4-Verbindungen auf der anderen<br />

Seite – nicht unmittelbar <strong>für</strong> praktischen Anwendungen in<br />

Frage kommen, sind beide geeignet, um einen tiefen Einblick in<br />

die wirksamen Mechanismen zu erhalten, die in ähnlicher Form<br />

auch in technisch bedeutenden Systemen auftreten können.<br />

SPINODALE ENTMISCHUNG UND NANOSKALIGE<br />

KONZENTRATIONSMUSTER<br />

THERMODYNAMIK VON ENTMISCHUNGSPROZESSEN<br />

Die Thermodynamik von Entmischungsprozesse wird dadurch<br />

charakterisiert, dass die freie Enthalpie G unterhalb der kritischen<br />

Entmischungstemperatur T c zwei Minima als Funktion<br />

der Konzentration aufweist, deren Position die Lage der<br />

Mischungslücke bestimmt, wie Abb. 2 zeigt 1 . Wenn man also<br />

Abb. 2: Konzentrationsabhängigkeit der freien Enthalpie und Mischungslücke<br />

in einem 2-Komponentensystem (die Zusammensetzung wird durch den<br />

Stoffmengenanteil x charakterisiert)<br />

1 Im Allgemeinen ist der Verlauf von G(x) nicht symmetrisch. Dann werden<br />

die Gleichgewichtskonzentrationen durch die gemeinsame Tangente also<br />

gleiches chemisches Potential beider Phasen, bestimmt.


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

eine homogene Mischung von Temperaturen oberhalb Tc in die<br />

Mischungslücke hinein abschreckt, werden sich die Gleichgewichtsphasen<br />

mit den Zusammensetzungen der Binodalen –<br />

wie man auch die Begrenzung der Mischungslücke bezeichnet<br />

– bilden. Im Inneren der Mischungslücke unterscheidet<br />

man den thermodynamisch instabilen und den metastabilen<br />

Bereich. Im ersteren führen bereits kleine Konzentrationsänderungen<br />

zur Verringerung der freien Enthalpie, so dass bereits<br />

geringe Fluktuationen die homogene Ausgangsphase destabilisieren<br />

und im Laufe der Zeit anwachsen können. Dieser<br />

Bereich ist dadurch gekennzeichnet, dass die zweite Ableitung<br />

von G negativ ist. Im metastabilen Bereich mit<br />

∂<br />

2 ∂x 2 G<br />

> 0 lässt<br />

sich die freie Enthalpie dagegen nur verringern, indem sich<br />

Keime mit Konzentrationen nahe den Gleichgewichtszusammensetzungen<br />

bilden. Man bezeichnet diesen Bereich daher<br />

auch als Keimbildungsbereich. Die Kinetik der Phasentrennung<br />

ist in diesen Bereichen völlig unterschiedlich, da die Mechanismen<br />

über verschiedene Zwischenzustände führen. Die<br />

Grenzlinie zwischen Fluktuations- und Keimbildungsbereich,<br />

charakterisiert durch<br />

∂<br />

2 ∂x 2 G<br />

= 0, wird als Spinodale bezeichnet<br />

und die fl uktuationsgetriebene Entmischung als „spinodale<br />

Entmischung“.<br />

Die theoretischen Grundlagen <strong>für</strong> Keimbildungsprozesse wurden<br />

in der 1930-er Jahren von Becker und Döring beschrieben<br />

[1] , während Cahn und Hilliard die erste lineare Theorie der<br />

spinodalen Entmischung 1958 veröffentlichten [2] . Wesentliches<br />

Merkmal ist, dass Konzentrationsfl uktuationen mit einer<br />

ausgezeichneten Wellenlänge besonders stark mit der Zeit<br />

anwachsen und so das Entmischungsverhalten bestimmen.<br />

Diese kritische Wellenlänge ist durch die Diffusionskoeffi zienten<br />

der beteiligten Komponenten gegeben und liegt typischerweise<br />

in der Größenordnung einiger 10 nm. In der Folge<br />

wurde diese Theorie verfeinert und durch nicht-lineare Ansätze<br />

erweitert [z.B. 3] . Daraus ergibt sich, dass im Laufe der Zeit<br />

die kritische Fluktuationswellenlänge anwächst und somit die<br />

Entmischungsstrukturen vergröbern. Im Gleichgewicht lassen<br />

sich daher die durch spinodale Entmischung und durch Keimbildung<br />

erzeugten Konzentrationsverteilungen praktisch nicht<br />

unterscheiden. Gelingt es aber, den Prozess etwa durch weiteres<br />

Abschrecken zu unterbrechen, so kann man gezielt Entmischungsstrukturen<br />

mit wohldefi nierter Periodizität herstellen.<br />

Spinodale Entmischungsprozesse spielen sowohl bei metallischen<br />

Legierungen als auch in Polymersystemen eine bedeutende<br />

Rolle. Da die interatomaren Abstände üblicherweise<br />

von der Konzentration der Mischungspartner abhängen, sind<br />

in kristallinen Festkörpern Konzentrationsfl uktuationen häufi<br />

g mit mechanischen Verzerrungsfeldern, den Kohärenzspannungen,<br />

verbunden, so dass zu deren Erzeugung zusätzliche<br />

Energie aufgewendet werden muss. Das führt dazu, dass die<br />

Spinodale gegenüber der Binodalen zu tieferen Temperaturen<br />

verschoben und der metastabile Bereich des Phasendiagramms<br />

vergrößert ist. Man spricht auch von der kohärenten<br />

Spinodalen, deren kritische Temperatur T s kleiner ist als T c.<br />

Für isotrope Systeme hat Cahn gezeigt, dass der Unterschied<br />

proportional zum Quadrat der Gitterkonstantendifferenz der<br />

reinen Komponenten ist [4] .<br />

ASPEKTE<br />

Interessanterweise wurden Ionenkristall-Systeme in der Vergangenheit<br />

hinsichtlich spinodaler Phänomene nur wenig<br />

untersucht. Dabei stellen beispielsweise Silber-Alkalihalogenide<br />

nahezu ideale Modellsysteme zur Steuerung von Entmischungsprozessen<br />

dar, da die Phasendiagramme häufi g sehr<br />

einfach sind mit einer nahezu symmetrischen Mischungslücke<br />

und die Gitterparameter in weiten Bereichen verändert werden<br />

können. In Tabelle 1 sind charakteristische Daten <strong>für</strong> ausgewählte<br />

Systeme zusammengestellt, die zeigen, dass die Unterdrückung<br />

der Spinodalen von wenigen K im System AgCl-NaCl<br />

bis zu mehreren 100 K im System KCl-NaCl variieren kann.<br />

Dementsprechend erwartet man, dass die Entmischung von<br />

AgCl-NaCl-Mischkristallen nach Abschrecken in die Mischungslücke<br />

im Wesentlichen durch spinodale Entmischung dominiert<br />

ist, während im System KCl-NaCl nahezu ausschließlich Keimbildungsprozesse<br />

die Phasentrennung bewirken. AgBr-NaBr ist<br />

ein besonders interessantes Modellsystem, da hier durch Wahl<br />

der Auslagerungstemperatur zwischen beiden Mechanismen<br />

unterschieden werden kann.<br />

Tc[K] Da/a DT[K]<br />

AgCl – NaCl 471 0.017 » 25<br />

AgBr – NaBr 558 0.034 » 100<br />

KCl – NaCl 773 0.115 > 500<br />

Tab. 1: Charakteristische Daten ausgewählter Systeme:<br />

T c = (inkohärente) kritische Temperatur<br />

Δa/a= relativer Gitterkonstantenunterschied der reinen Komponenten<br />

ΔT = Unterdrückung der Spinodalen nach Cahn [3]<br />

UNTERSUCHUNGSMETHODEN<br />

Zur zeitabhängigen Untersuchung von Entmischungsprozessen<br />

bieten sich Beugungsmethoden insbesondere mit Neutronen an,<br />

da mit ihnen Volumeneigenschaften der Systeme auf mikroskopischer<br />

Skala zugänglich sind. Abbildende Methoden wie hochaufl<br />

ösende Transmissions-Elektronen- oder Atomkraft-Mikroskopie<br />

erlauben es zudem, Oberfl ächenmuster zu untersuchen.<br />

Unsere Untersuchungen haben gezeigt, dass unterschiedliche<br />

Methoden durchaus unterschiedliche Aspekte ein und desselben<br />

Prozesses abbilden, die auch völlig unterschiedliches Zeitverhalten<br />

aufweisen.<br />

Während Neutronen- oder auch Röntgen-Diffraktion die Bildung<br />

von Phasen unterschiedlicher Gitterparameter anhand<br />

der Aufspaltung von Bragg-Refl exen abbildet, können Konzentrationsfl<br />

uktuationen mit Hilfe von Kleinwinkelstreuung sichtbar<br />

gemacht werden, wobei ein Maximum der Streuintensität bei<br />

einem Streuvektor beobachtet wird, der gerade dem Wellenvektor<br />

der kritischen Fluktuationen entspricht. Da es außerdem gelingt,<br />

Einkristalle von Silber-Alkalihalogeniden zu entmischen,<br />

ohne ihre Gitter-Perfektion merklich zu beeinträchtigen, kann<br />

man sogar die Veränderungen von interatomaren Wechselwirkungen<br />

zeitabhängig verfolgen, indem man Phononen mit inelastischer<br />

Neutronenstreuung beobachtet. Stroboskopische<br />

Messmethoden erlauben dabei prinzipiell Echtzeit-Experimente<br />

mit Zeitaufl ösungen bis hinunter in den sub-Millisekundenbereich.<br />

Für die Entmischungsuntersuchungen haben wir Kris-<br />

165


ASPEKTE<br />

talle periodisch homogenisiert und auf vorwählbare Auslagerungstemperaturen<br />

abgeschreckt, wobei wir dem Messproblem<br />

angepasst Periodendauern von mehreren Minuten gewählt haben.<br />

Damit ließen sich sogar Veränderungen von Phononen auf<br />

einer Sekundenzeitskala mit guter Genauigkeit beobachten.<br />

Unser eigenes Dreiachsen-Neutronenspektrometer PUMA an<br />

der Forschungs-Neutronenquelle Heinz-Maier-Leibnitz FRM II<br />

in Garching ist als eines der weltweit leistungsfähigsten Instrumente<br />

seiner Art standardmäßig mit einem stroboskopischen<br />

Datenerfassungssystem ausgestattet und daher insbesondere<br />

<strong>für</strong> kinetische Experimente hervorragend geeignet.<br />

Abb. 3: Das Göttinger Neutronen-Dreiachsenspektrometer PUMA am FRM<br />

II in Garching<br />

DETAILS DER SPINODALEN ENTMISCHUNG – ZUSAMMEN-<br />

SPIEL DER UNTERSCHIEDLICHEN METHODEN<br />

Ein Einkristall der Zusammensetzung Ag 0.41Na 0.59Cl, der mehr<br />

als ein Jahr bei Zimmertemperatur ausgelagert wurde, weist<br />

ein Profi l des (200)-Braggrefl exes auf, wie in Abb. 4 dargestellt.<br />

Es besteht aus drei Komponenten, die der Wirtsphase bei mittlerer<br />

Gitterkonstante, der silberreichen Phase bei kleinerer<br />

Gitterkonstante, sowie der natriumreichen Phase bei größerer<br />

Gitterkonstante entsprechen. Offensichtlich ist der Gleichgewichtszustand<br />

noch immer nicht erreicht, in dem man lediglich<br />

die Refl exe der beiden Produktphasen erwarten würde.<br />

Abb. 4: Profi l des (0´20)-Refl exes Einkristalls Ag 0.41Na 0.59Cl nach mehr als<br />

einem Jahr Auslagerung bei Zimmertemperatur<br />

166<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 14. JAHRGANG · 5/<strong>2012</strong><br />

Ein völlig anderes zeitliches Verhalten beobachtet man in der<br />

Neutronen-Kleinwinkelstreuung (Abb. 5). Hier ist bereits nach<br />

wenigen Minuten die Ausbildung des Korrelations-Maximums<br />

im differentiellen Streuquerschnitt dS/dW zu erkennen, welches<br />

charakteristisch <strong>für</strong> spinodale Konzentrationsfl uktuationen<br />

ist. Es verschiebt sich im Laufe der Zeit zu kleineren Streuwinkeln,<br />

was der Vergröberung des Ausscheidungsmusters<br />

entspricht. Dabei nimmt die charakteristische Wellenzahl Qmax nach einer gewissen Anfangsphase proportional zu t -1/3ab,<br />

was<br />

dem Gesetz von Lifshitz und Slyozov [5] entspricht und was man<br />

auch als Ostwald-Reifung bezeichnen kann. Wenn man die<br />

2 d<br />

integrale Kleinwinkelstreuintensität 4<br />

Q dQ betrachtet,<br />

d<br />

so erreicht sie bereits nach wenigen Minuten ihren Sättigungswert,<br />

so dass die chemische Entmischung in zwei unterschiedliche<br />

Phasen nahezu abgeschlossen ist und sich im Anschluss<br />

nur noch die Morphologie der Ausscheidungsstrukturen ändert.<br />

Offensichtlich nehmen aber die Produktphasen zunächst<br />

noch nicht ihre Gleichgewichts-Gitterkonstanten an – sie stehen<br />

unter erheblichen Kohärenzsspannungen.<br />

Abb. 5: Zeitliche Veränderung der Neutronen-Kleinwinkelstreuung an einer<br />

Pulverprobe der Zusammensetzung Ag 0.5Na 0.5Cl nach Abschrecken aus der<br />

homogenen Phase auf 100 °C. Im Einsatz ist die Zeitabhängigkeit der Position<br />

des Korrelationsmaximums Q max doppeltlogarithmisch dargestellt.<br />

Untersucht man die Bragg-Refl exe genauer, so fi ndet man, dass<br />

auf derselben Zeitskala auf der sich die Kleinwinkelprofi le verändern,<br />

schwache Satelliten-Refl exe entstehen, wie Abb. 6 zeigt.<br />

Abb. 6: Satelliten nahe des (200)-Refl exes während der spinodalen Entmischung<br />

in Ag 0.41Na 0.59Cl bei 100 °C. Im Einsatz ist die Zeitabhängkeit der<br />

Satellitenposition doppeltlogarithmisch dargestellt.<br />

<br />

0


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

Sie wandern im Laufe der Zeit zum Hauptrefl ex hin und können<br />

daher nicht als erste Refl exe der Produktphasen interpretiert<br />

werden. Sie werden vielmehr durch die periodische Konzentrationsmodulation<br />

im Kristall bewirkt. Ihr Abstand vom Hauptstrukturrefl<br />

ex entspricht daher auch gerade dem Wellenvektor des<br />

Korrelationspeaks der Kleinwinkelstreuung.<br />

Ein unabhängiger Beweis da<strong>für</strong>, dass Diffraktion und Kleinwinkelstreuung<br />

tatsächlich unterschiedliche Aspekte des Entmischungsmechanismus<br />

widerspiegeln, ergibt sich aus der Untersuchung<br />

von Gitterschwingungen, die ja ein Abbild der interatomaren<br />

Wechselwirkungen sind. So unterscheiden sich die Phononen-<br />

Dispersionskurven <strong>für</strong> Silber- und Natrium-Halogenide nicht zuletzt<br />

aufgrund der verschiedenen Kationenmassen deutlich.<br />

In Abb. 7 ist das Spektrum transversal-akustischer Phononen<br />

dargestellt, welches man <strong>für</strong> den Einkristall mit der Brutto-Zusammensetzung<br />

Ag 0.41Na 0.59Cl fi ndet, der mehr als ein Jahr bei<br />

Zimmertemperatur ausgelagert wurde und dessen Bragg-Refl exprofi<br />

l bereits in Abb. 4 gezeigt ist. Neben der elastischen Linie<br />

aufgrund von inkohärenter oder Untergrundstreuung beobachtet<br />

man vier Intensitätsmaxima, die der Erzeugung (n > 0) bzw. Vernichtung<br />

(n < 0) von Phononen der silber- bzw. der natriumreichen<br />

Phase entsprechen. Dabei besitzt die silberreiche Phase<br />

die weicheren Phononen, da auch die elastische Konstante c 44,<br />

welche die Schallgeschwindigkeit der sich in Richtung (100) ausbreitenden<br />

transversalen akustischen Phononen bestimmt, in<br />

AgCl deutlich kleiner ist als in NaCl. Offensichtlich werden die<br />

interatomaren Wechselwirkungen eindeutig durch die Eigenschaften<br />

der Produktphasen bestimmt. Das ist ein Beweis da<strong>für</strong>,<br />

dass die chemische Phasentrennung vollständig erfolgt ist, obwohl<br />

die Bragg-Refl exe noch immer eine Komponente der Wirtsphase<br />

vorspiegeln, was aber nur dadurch zustande kommt, dass<br />

das Kristallgitter immer noch unter Kohärenzspannungen steht,<br />

so dass die Gitterkonstanten noch nicht überall ihren Gleichgewichtswert<br />

erreicht haben. Die Entwicklung der Bragg-Profi le<br />

charakterisiert demnach die mechanische Gitterrelaxation und<br />

nicht in erster Linie die chemischen Entmischung.<br />

Abb. 7: Spektrum transversal akustischer Phononen von Ag 0.41Na 0.59Cl mit<br />

dem Wellenvektor (0.2 0 0) gemessen mit inelastischer Neutronenstreuung<br />

nach mehr als einem Jahr Auslagerung bei Zimmertemperatur. Die Maxima<br />

bei ±0.4 (±0.85) THz entsprechen der Anregung/Absorption von Phononen<br />

in der silber- (natrium-) reichen Phase.<br />

Verfolgt man nun die zeitliche Entwicklung der Phononenspektren<br />

nach dem Abschrecken eines Einkristalls in die Mi-<br />

ASPEKTE<br />

schungslücke, so ergibt sich das Verhalten wie es am Beispiel<br />

eines Kristalls des Systems AgBr-NaBr in Abb. 8 dargestellt<br />

ist: Das akustische Phonon der homogenen Phase spaltet<br />

nach dem Abschrecken auf die Auslagerungstemperatur (hier<br />

100 °C) innerhalb weniger Minuten und parallel zur Ausbildung<br />

des Korrelationspeaks in der Kleinwinkelstreuung auf<br />

und zeigt die beiden Anregungen der Produktphasen. Während<br />

dieser Zeit verändert sich der Bragg-Refl ex kaum. Erst<br />

später, nach mehreren Stunden, relaxiert auch das Kristallgitter<br />

und führt zu einer Trennung des Bragg-Refl exes. Während<br />

dieser mechanischen Relaxation ändern sich die Phononen-<br />

Frequenzen praktisch nicht mehr – lediglich ihre Linienbreiten<br />

nehmen ab.<br />

Interessanterweise erfolgt sowohl im Chlorid- als auch im<br />

Bromid-System die eigentliche, chemische Phasentrennung<br />

innerhalb weniger Minuten. Der zweite Schritt aber, die mechanische<br />

Gitterrelaxation, ist in AgBr-NaBr deutlich schneller, weil<br />

die Kohärenzspannungen aufgrund des größeren Unterschiedes<br />

der Gitterkonstanten deutlich erhöht sind.<br />

Abb. 8: Zeitliche Entwicklung des transversal akustischen Phonons bei<br />

q=(0.4 0 0) (links) und des (200)-Refl exes (rechts) von Ag 0.22Na 0.78Br nach<br />

dem Abschrecken aus der homogenen Phase auf 100 °C.<br />

In Abb. 9 sind die Ergebnisse der unterschiedlichen Streumethoden<br />

einander gegenüber gestellt. Die Veränderungen der<br />

Phononenspektren und der Braggprofi le werden dabei anhand<br />

von Autokorrelationsfunktionen charakterisiert.<br />

Die Kleinwinkelstreuintensität wächst Hand in Hand mit der<br />

Entwicklung der Phononenspektren. Dagegen ist die Gitterrelaxation<br />

im Bromidsystem zeitlich um mehr als eine Größenordnung<br />

gegenüber der Phasentrennung verzögert. Die Vergröberung<br />

des Ausscheidungsmusters ist temperaturabhängig,<br />

wie man anhand der Verschiebung des Korrelationsmaximums<br />

der Kleinwinkelstreuung sieht. Daraus kann man ablesen,<br />

dass die Gitterrelaxation erst dann merklich einsetzt, wenn die<br />

Ausscheidungsgröße einen kritischen Wert erreicht hat, der im<br />

Bromidsystem bei etwa 40 nm liegt.<br />

Bei Kenntnis der Kinetik der spinodalen Entmischung gelingt<br />

es, gezielt Entmischungsmuster zu erzeugen, wenn man den<br />

Prozess durch weiteres Abschrecken auf tiefere Temperaturen<br />

unterbricht. Dann lässt sich beispielsweise die leicht wasserlösliche<br />

Alkalihalogenid-Komponente aus der Oberfl äche eines<br />

Einkristalle herauslösen, so dass nahezu periodische Muster<br />

167


ASPEKTE<br />

Abb. 9: Zeitabhängigkeit der Autokorrelationsfunktion von Phononen und<br />

Braggrefl exen (oben), der integrierten Kleinwinkelstreuintensität (mitte)<br />

und der Position des Korrelationsmaximums (unten) nach dem Abschrecken<br />

eines AgBr-NaBr Mischkristalls aus der homogenen Phase.<br />

entstehen, die etwa mit der Atomkraft-Mikroskopie sichtbar<br />

gemacht werden können. Ein Beispiel zeigt Abb. 10.<br />

Abb. 10: AFM-Profi l der Oberfl äche (5 µm × 5 µm, Höhenskala 29 nm) eines<br />

AgBr-NaBr-Kristalls nach 29 h Auslagerung bei 50 °C und anschließendem<br />

Ätzen<br />

Anhand der akustischen Phononenspektren in Abb. 8 kann<br />

man erkennen, dass die Schallwellen der Produktphasen zunächst<br />

noch relativ stark gedämpft sind, weil ihre Linienbreiten<br />

gegenüber der experimentellen Aufl ösung deutlich verbreitert<br />

sind. Offenbar nimmt die Dämpfung erst im Laufe der Gitterrelaxation<br />

ab. Das kann man noch weit besser untersuchen,<br />

wenn man kurzwellige Zonenrand-Phononen beobachtet, die<br />

noch stärker durch kurzreichweitige Wechselwirkungen bestimmt<br />

sind. Auch hierbei zeigt sich zunächst eine sehr schnelle<br />

168<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 14. JAHRGANG · 5/<strong>2012</strong><br />

Ausbildung derjenigen Gittermoden, die <strong>für</strong> Produktphasen charakteristisch<br />

sind. Die Linienbreiten hängen allerdings stark von<br />

der Gesamtkonzentration des Kristalls ab, wie Abb. 11 zeigt. So<br />

lange die Bruttokonzentration etwa in der Mitte der Mischungslücke<br />

liegt, so dass die Produktphasen mit nahezu gleichen<br />

Volumenanteilen gebildet werden, nimmt die Dämpfung beider<br />

Phononen innerhalb weniger Minuten ab und die mittlere freie<br />

Weglänge entsprechend zu. Sobald man aber silber- oder natriumreiche<br />

Kristalle verwendet, beobachtet man, dass jeweils die<br />

Gitterschwingungen der Minoritätsphase stärker gedämpft sind<br />

als diejenigen der Majoritätsphase. So ist in Ag 0.7Na 0.3Br das<br />

höherfrequente Phonon der natriumreichen Produktphase über<br />

lange Zeiten deutlich stärker gedämpft als das der silberreichen<br />

Phase. Das umgekehrte gilt <strong>für</strong> einen Kristall der Bruttozusammensetzung<br />

Ag 0.22Na 0.78Br. Somit liegt die Vermutung nahe,<br />

dass die Ausscheidungsgröße die Kohärenzlänge des Phonons<br />

bzw. seine mittlere freie Weglänge beschränkt.<br />

a)<br />

b)<br />

c)<br />

Abb. 11: Zeitliche Entwicklung der Linienbreiten von Zonenrandphononen<br />

bei q=(1 0 0) in Ag xNa 1-xBr während der Entmischung bei 100 °C <strong>für</strong> unterschiedliche<br />

Bruttozusammensetzungen: blau: Phonon der silberreichen Phase,<br />

rot: Phonon der natriumreichen Phase, a) x=0.70, b) x= 0.40 c) x=0.23


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

Da wir anhand der Kleinwinkeldaten aber recht genaue Informationen<br />

über die Ausscheidungsgröße besitzen, lässt<br />

sich mit Hilfe des Hebelgesetzes der Phasenmengen die<br />

Größe der Minoritätsphasen abschätzen. In Abb. 12 ist deren<br />

Entwicklung dargestellt. Man kann daraus ablesen, dass<br />

die Phononenlinienbreite gerade dann abnimmt, wenn die<br />

Ausscheidungen mehr als 10 nm groß werden. Diese Größe<br />

entspricht dann auch der mittleren freien Weglänge der Phononen;<br />

bei kleiner Ausscheidungen werden sie an den Grenzfl<br />

ächen gestreut und daher gedämpft. Bei größeren Ausscheidungen<br />

erreichen sie diese Grenzfl ächen dagegen innerhalb<br />

ihrer natürlichen Lebensdauer praktisch nicht.<br />

Abb. 12: Zeitliche Entwicklung der Ausscheidungsgröße der Minoritätsphase<br />

bei verschiedenen Gesamtkonzentrationen abgeschätzt aus den Kleinwinkeldaten.<br />

Etwa zu denjenigen Zeiten, bei denen die Ausscheidungsgröße den<br />

grauen Balken übersteigt, nimmt die Linienbreite der zugehörigen Phononen<br />

deutlich ab.<br />

KEIMBILDUNG<br />

Schreckt man einen Kristall nicht allzu tief bis in den metastabilen<br />

Bereich der Mischungslücke ab, so ändert sich die Kinetik<br />

der Phasentrennung fundamental. Jetzt beobachtet man<br />

sowohl bei den Phononen als auch bei den Bragg-Refl exen, wie<br />

die Wirtsphase langsam auf einer Stundenzeitskala verschwindet<br />

und sich gleichzeitig die Produktphasen mit den Endkonzentrationen<br />

bilden. Abb. 13 zeigt die Daten <strong>für</strong> einen Kristall<br />

der Bruttozusammensetzung Ag 0.32Na 0.68Br, der bei 200 °C<br />

Abb. 13: Zeitliche Entwicklung von akustischen Phononen (links) und von<br />

Braggrefl exen (rechts) während der Entmischung von Ag 0.32Na 0.68Br bei<br />

200 °C im Keimbildungsbereich.<br />

ASPEKTE<br />

oberhalb der kohärenten kritischen Temperatur ausgelagert<br />

wurde. Die Entwicklung der Phononen als Kennzeichen <strong>für</strong><br />

die chemische Phasentrennung als auch die Ausbildung der<br />

Gleichgewichtsstrukturen gehen nun Hand in Hand, so wie es<br />

nach dem einfachen Keimbildungsmechanismus zu erwarten<br />

ist. Der Übergang von spinodaler Entmischung zur Keimbildung<br />

kann daher eindeutig durch die Kombination von inelastischer<br />

und elastischer Neutronenstreuung nachgewiesen werden.<br />

ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK AUF TECHNISCH<br />

INTERESSANTE SYSTEME<br />

Die zeitaufgelösten Experimente mit unterschiedlichen Methoden<br />

haben somit eindeutig folgende Ergebnisse geliefert:<br />

– Phononen-Spektroskopie liefert unmittelbare und direkte<br />

Informationen über den mikroskopischen Entmischungs-<br />

Mechanismus und über räumliche Korrelationen<br />

– Diffraktion liefert komplementäre Informationen über die<br />

mechanische Relaxation des Kristallgitters<br />

– Im Fluktuations-Bereich (spinodale Entmischung) laufen<br />

chemische Entmischung und mechanische Relaxation auf<br />

unterschiedlichen Zeitskalen ab.<br />

– Keimbildungs- und Fluktuations-Bereiche können eindeutig<br />

anhand der Zeitentwicklung der Phononenspektren eindeutig<br />

unterschieden werden.<br />

– Die spinodale Entmischung von Einkristallen kann zur Erzeugung<br />

von selbstorganisierten Oberfl ächenstrukturen genutzt<br />

werden<br />

Während die bisher vorgestellten Ergebnisse am Modell-System<br />

der Silber-Alkalihalogenide gewonnen wurden, lassen sich<br />

ähnliche Untersuchungen auch an anderen, technisch wichtigen<br />

Systemen ausführen. So konnte beispielsweise am magnetischen<br />

Spinell-System Fe 3O 4-FeAl 2O 4 auf der Basis erster Experimente<br />

die Lage der Spinodalen abgeschätzt werden. Das<br />

soll in weiteren Studien zur gezielten Erzeugung magnetischer<br />

Nanodomänen genutzt werden.<br />

Für Batterieanwendungen ist das System LiFePO 4-FePO 4 besonders<br />

interessant. Als Katodenmatetrial wird dabei häufi g<br />

delithiertes Li 1-xFePO 4 verwendet, wobei beim Entladeprozess<br />

Lithium aufgenommen und gleichzeitig Eisen reduziert wird.<br />

Der dabei ablaufende Prozess ist eng verwandt mit dem Entmischungsvorgang,<br />

der auftritt, wenn man eine Probe mit mittlerer<br />

Lithium-Konzentration (etwa x=0.5) aus der homogenen Phase<br />

oberhalb von 300° C in die Mischungslücke hinein abschreckt.<br />

Die Kinetik der Entmischungsreaktion, so hat sich in ersten zeitaufgelösten<br />

Diffraktionsexperimenten herausgestellt, besteht<br />

ebenso wie in den Silber-Alkalihalogenid-Systemen aus zwei Stufen:<br />

Im ersten Schritt erfolgt auf einer Stunden-Zeitskala eine<br />

partielle Aufspaltung von Braggrefl exen, während die Ausbildung<br />

der Gleichgewichtsstrukturen mehrere 100 Stunden erfordert.<br />

Es ist daher durchaus denkbar, dass das Katodenmaterial<br />

durch kontrollierte Entmischung hinsichtlich seiner Mikrostruktur<br />

optimiert werden kann. Damit ergibt sich möglicherweise<br />

ein neuer Weg zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit von<br />

Batterien auf der Basis von Li 1-xFePO 4.<br />

169


ASPEKTE<br />

ELEKTRISCH STRUKTURIERTE SYSTEME – MODULIERTE<br />

FERROELEKTRIKA<br />

Nanoskalig modulierte, selbst-organisierte Systeme gibt es in<br />

der Natur aber nicht allein mit der Konzentration als Ordnungsparameter,<br />

wie in entmischenden Mehrkomponenten-Systemen.<br />

Sucht man beispielsweise nach elektrischen Pendants,<br />

so gelangt man zu modulierten Ferroelektrika, die mitunter<br />

eine geordnete Folge von polaren Nanodomänen ausbilden<br />

können. Im folgenden Abschnitt sollen einige wichtige Grundlagen<br />

derartiger Systeme und im Anschluss daran Ergebnisse<br />

kinetischer Untersuchungen dargestellt werden.<br />

MECHANISMUS VON UMWANDLUNGEN IN MODULIERTEN<br />

SYSTEMEN<br />

Als Modell-Systeme verwenden wir Substanzen der A 2BX 4-Verbindungsklasse,<br />

wie z.B. Rb 2ZnCl 4, K 2ZnCl 4, K 2SeO 4 etc. Ihnen<br />

ist gemeinsam, dass sie beim Abkühlen aus einer ungeordneten,<br />

meist orthorhombischen Hochtemperatur- (Para-) Phase<br />

(siehe Abb. 14) mehrere Phasenumwandlungen durchlaufen,<br />

die jeweils durch eine kollektive Drehung der BX 4-Tetraeder,<br />

sowie eine damit gekoppelte Verschiebung der Kationen charakterisiert<br />

sind.<br />

Abb. 14: Orthorhombische Struktur der Hochtemperaturphase von A2BX4-Ver 2–<br />

bindungen mit den tetraedrischen Strukturelementen der BX4 -Komplexionen.<br />

Allerdings entsteht dabei nicht unmittelbar eine ferroelektrische<br />

Struktur, sondern es bildet sich eine modulierte Zwischenphase,<br />

die sich am besten durch eine räumlich periodische<br />

Variation des Ordnungsparameters r, also der Kationenverschiebung<br />

oder der elektrischen Polarisation beschreiben<br />

lässt gemäß r = r 0e if(r) , wobei f(r) die ortsabhängige Phase (im<br />

mathematischen Sinne) ist. Im einfachsten Fall einer harmoni-<br />

schen Modulation ist<br />

170<br />

2p<br />

f(r) = qr =<br />

l<br />

r.<br />

Dabei ist die Wellenlänge l dieser Modulation allerdings kein<br />

rationales Vielfaches der ursprünglichen Gitterkonstanten,<br />

weshalb man diese Zwischenphase auch als inkommensurabel<br />

(INC) bezeichnet. Vielfach verändert sich diese Modulationswellenlänge<br />

l, bzw. der zugehörige Wellenvektor q kontinuierlich<br />

mit der Temperatur. Erst unterhalb einer der sogenannten<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 14. JAHRGANG · 5/<strong>2012</strong><br />

lock-in Temperatur T c rastet dann die Wellenlänge bei einem<br />

Vielfachen der ursprünglichen Gitterkonstante ein, so dass sich<br />

dort eine kommensurable ferroelektrische (C) Phase mit einer<br />

makroskopischen Polarisation ausbildet. In den von uns untersuchten<br />

Systemen handelt es sich dabei um eine Dreifach-<br />

Überstruktur. Abb. 15 zeigt diese Sequenz schematisch. In<br />

manchen Systemen wie K 2SeO 4 werden diese Umwandlungen<br />

durch weiche Gitterschwingungen induziert, andere hingegen<br />

besitzen mehr einen Ordnungs-Unordnungs-Charakter.<br />

Tc / K Ti / K<br />

K2ZnCl4 398 553<br />

Rb2ZnCl4 198 302<br />

K2SeO4 93 130<br />

Abb. 15: Typische Sequenz der Phasenumwandlungen in Verbindungen des<br />

Typs A 2BX 4: Oben: schematische Darstellung der Gittermodulation: Kommensurable<br />

(C-)Phase mit 3-fach Überstruktur, inkommensurable (INC)-Phase<br />

und Paraphase mit einfacher Elementarzelle<br />

Mitte: Zugehörige Temperaturabhängigkeit des Modulations-Wellenvektors q<br />

Unten: Umwandlungstemperaturen T i und T c einiger ausgewählter Systeme.<br />

Uns interessiert hauptsächlich der Bereich kurz oberhalb der lockin<br />

Temperatur, der häufi g auch als Multi-Solitonenbereich bezeichnet<br />

wird, weil dort die räumliche Modulation nicht mehr durch<br />

eine Sinuswelle beschrieben wird, sondern eher durch sprunghafte<br />

Änderungen der Polarisation, wie es schematisch in Abb. 16<br />

dargestellt ist. Man kann sich die zugehörige Struktur auch als<br />

eine geordnete Abfolge<br />

von kommensurablen<br />

Domänen einander<br />

entgegengesetzter<br />

Polarisation vorstellen.<br />

Grund da<strong>für</strong> ist, dass<br />

in der Entwicklung der<br />

Freien Enthalpie ein<br />

sogenannter lock-in<br />

Term enthalten sein<br />

muss, der die geordnete<br />

Überstruktur bevorzugt<br />

und somit <strong>für</strong><br />

die Stabilität der kommensurablen<br />

Phase<br />

bei tiefen Temperaturen<br />

verantwortlich ist.<br />

Abb. 16: Abweichung der Phase des Ordnungsparameters<br />

vom linearen Verlauf und<br />

Bildung von kommensurablen Domänen mit<br />

antiparalleler Polarisation


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

Als Konsequenz ist die Phase f des ortsabhängigen Ordnungsparameters<br />

nicht mehr einfach eine lineare Funktion des Ortes<br />

wie bei der sinusförmigen Modulation mit dem Betrag des<br />

inkommensurablen Wellenzahlvektors als Steigung; vielmehr<br />

kann man kommensurable Bereichen unterscheiden, die durch<br />

mehr oder weniger scharfe Phasensprünge voneinander getrennt<br />

sind. Diese Phasensprünge werden auch Diskommensurationen<br />

genannt und sind allein durch die Kristall-Symmetrie<br />

bestimmt. Sie betragen <strong>für</strong> Systeme, die eine Dreifach-Überstruktur<br />

ausbilden, stets Df = 60°. Die Phasensprünge besitzen<br />

demnach den Charakter einer Domänenwand, die kommensurable<br />

Domänen mit entgegengesetzter Polarisation voneinander<br />

trennen. Man kann auf der Basis der Landau-Theorie zeigen,<br />

dass sie mit lokalen mechanischen Spannungen verknüpft sind.<br />

Die theoretische Beschreibung derartiger Systeme wurde in<br />

den 1970-er und 1980-er Jahren von McMillan [6] , Janovec [7]<br />

und Kawasaki [8] entwickelt und molekulardsynamische Modellrechnungen<br />

von Parlinski [9] haben die Vorstellungen über die<br />

Umwandlungen in modulierten Systemen wesentlich geprägt.<br />

Es gibt insgesamt <strong>für</strong> unsere Systeme des Typs A 2BX 4 insgesamt<br />

sechs unterschiedliche Domänen, die sich jeweils um<br />

eine um 60° vergrößerte Phase des Ordnungsparameters unterscheiden.<br />

Der Abstand der Diskommensurationen lässt sich<br />

unmittelbar aus der Differenz zwischen inkommensurablem<br />

und kommensurablem Wellenvektor berechnen und beträgt:<br />

d =<br />

p 1<br />

3 |qinc–qc| Typischerweise ergeben sich dabei Werte im Bereich um 10 nm,<br />

so dass sich die Struktur als Abfolge polarer Nanodomänen beschreiben<br />

lässt, die man unter Umständen gezielt beeinfl ussen<br />

und vielleicht sogar <strong>für</strong> technischen Anwendungen nutzbar machen<br />

kann.<br />

Jede Veränderung der Modulationswellenlänge geht einher mit<br />

der Erzeugung oder Vernichtung von Diskommensurationen. Da<br />

Phasensprünge von 60° energetisch bevorzugt sind, kann i.a. jedoch<br />

nicht eine einzelne Diskommensuration als Domänenwand<br />

in den Kristall eingebaut oder aus ihm eliminiert werden, da damit<br />

dann Domänen aneinander grenzen würden, deren Ordnungsparameter<br />

sich um 120° in der Phase unterscheiden. Es ist daher<br />

sehr viel günstiger, wenn ein Satz von sechs Domänen gleichzeitig<br />

erzeugt oder vernichtet werden, da dadurch stets Domänen<br />

mit 60 ° Phasenunterschied aneinandergrenzen. Ein derartiger<br />

Satz von 6 Domänen wird nach Janovec [7] und Kawasaki [8] auch<br />

Stripple genannt und wird durch Keimbildung beim Übergang von<br />

der (Domänenwand-freien) kommensurablen in die inkommensurable<br />

Phase erzeugt, wie es schematisch in Abb. 17 dargestellt<br />

ist. Umgekehrt werden durch sogenannte Anti-Stripples Domänenwände<br />

vernichtet. Durch jeden Stripple/Anti-Stripple wird dabei<br />

die Modulation des Kristalls um eine Periode verändert.<br />

Dieser Mechanismus wurde im Detail in Molekulardynamik-<br />

Rechnungen theoretisch untersucht. Experimentell konnten<br />

Stripples auch im Transmissions-Elektronenmikroskop sichtbar<br />

gemacht werden [10] . Interessant ist, dass damit jede Veränderung<br />

der Modulationswellenlänge durch Keimbildung derartiger<br />

topologischer Defekte bewirkt wird.<br />

ASPEKTE<br />

Abb. 17: Topologische Defekte, welche die lock-in Phasenumwandlung treiben:<br />

links: Stripple, rechts: Anti-Stripple<br />

SATELLITEN ERSTER UND HÖHERER ORDNUNG<br />

Die räumliche Modulation der Struktur und des Ordnungsparameters<br />

macht sich im Beugungsbild durch das Auftreten zusätzlicher<br />

Satelliten-Refl exe bemerkbar. Sie treten in einem Abstand<br />

von Hauptstrukturrefl exen auf, der gerade durch den Wellenvektor<br />

der Modulation gegeben ist und entsprechen in der kommensurablen<br />

Phase den Überstrukturrefl exen der Dreifach-Überstruktur.<br />

Je nach Strukturvariante gibt es darüber hinaus in der<br />

inkommensurablen Phase auch Satelliten höherer Ordnung beim<br />

Vielfachen von q inc. Hier sind die Satelliten dritter Ordnung von besonderer<br />

Bedeutung, da sie die Form der Modulationswelle charakterisieren.<br />

Solange es sich um eine reine Sinuswelle handelt,<br />

sind die Satelliten dritter Ordnung nahezu ausgelöscht. Erst wenn<br />

sich in der Nähe der lock-in Umwandlung eine eher rechteckförmige<br />

Modulation ausbildet, die letztlich zu den oben beschriebenen<br />

Nanodomänen führt, werden diese Satelliten intensiver und<br />

können daher als Merkmal dieser Struktur angesehen werden.<br />

In Diffraktionsexperimenten mit g-Strahlung oder Neutronen haben<br />

wir Satellitenspektren mit hoher Präzision untersucht und ihre<br />

Veränderungen als Funktion der Temperatur und auch unter dem<br />

Einfl uss externer elektrischer Felder beobachtet. Die g-Diffraktion<br />

ist besonders gut dazu geeignet, strukturelle Einzelheiten sichtbar<br />

zu machen, da sie eine besonders hohe Aufl ösung insbesondere<br />

<strong>für</strong> transversale Satelliten besitzt. In Abb. 18 ist das hochaufl ösende<br />

g-Diffraktometer GARET im Göttinger Institut zu sehen, das wir<br />

<strong>für</strong> unsere Untersuchungen entwickelt und genutzt haben.<br />

Abb. 18: γ-Diffraktometer GARET mit 192 Ir-Quelle<br />

171


ASPEKTE<br />

Abb. 19 zeigt als ein Beispiel die Veränderung des Satellitenspektrums<br />

in Rb 2ZnCl 4 beim Abkühlen über die lock-in-Umwandlung<br />

bei 198 K hinweg. Gut zu erkennen ist dabei die<br />

kontinuierliche Verschiebung des inkommensurablen Satelliten<br />

und anschließend die sprungartige Veränderung hin zum<br />

kommensurablen Satelliten bei 2/3 c*, wobei c* der reziproke<br />

Gittervektor des Referenzgitters der Paraphase ist. Wie <strong>für</strong><br />

eine Phasenumwandlung erster Ordnung üblich, beobachtet<br />

man einen Austausch der Intensitäten sowie ein Maximum der<br />

Dielektrizitätszahl bei der Umwandlungstemperatur. Allerdings<br />

existiert ein gewisser Koexistenzbereich von wenigen 0.1 K,<br />

der charakteristisch ist <strong>für</strong> derartige Umwandlungen.<br />

Abb. 19: Oben: Temperaturabhängigkeit der Satellitenspektren von Rb 2ZnCl 4:<br />

Bei T c verschwindet der inkommensurable Satellit bei größeren q zu Gunsten<br />

des kommensurablen Satelliten bei q = 2/3 c*.<br />

Mitte: Temperaturabhängigkeit der integrierten Intensitäten der Satelliten<br />

Unten: Temperaturabhängigkeit der Dielektrizitätszahl<br />

Die Intensität des Satelliten dritter Ordnung ist nicht unmittelbar<br />

an die derjenigen erster Ordnung gekoppelt und nimmt<br />

erst nahe der Umwandlungstemperatur stark zu, wie am Beispiel<br />

des K 2SeO 4 in Abb. 20 dargestellt ist. Der Multisolitonenbereich,<br />

in dem dieser Satellit sichtbar wird, ist demnach auf<br />

den Temperaturbereich von nur etwa 5 K oberhalb der lock-in<br />

Umwandlung beschränkt.<br />

172<br />

EINFLUSS ELEKTRISCHER FELDER<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 14. JAHRGANG · 5/<strong>2012</strong><br />

Abb. 20: Temperaturabhängigkeit der Intensitäten von Satelliten erster und<br />

dritter Ordnung von K 2SeO 4 oberhalb der lock-in Umwandlung<br />

Interessant ist nun, was passiert, wenn man ein externes elektrisches<br />

Feld anwendet. Dadurch werden zunächst die Domänen<br />

mit der Polarisation in Feldrichtung bevorzugt, so dass sich<br />

deren Volumina vergrößern sollten. Gleichzeitig beachtet man<br />

aber auch ein deutlich verändertes Umwandlungsverhalten, wie<br />

es exemplarisch <strong>für</strong> Rb 2ZnCl 4 in Abb. 21 dargestellt ist. Im Vergleich<br />

zu Abb. 19 fällt auf, das unter dem Einfl uss eines Feldes<br />

von 4 kV/cm in einem Temperaturbereich von mehreren K kein<br />

wohldefi nierter Satellit mehr existiert und stattdessen nur eine<br />

breite Intensitätsverteilung auftritt. Offenbar ist die Wirkung<br />

eines elektrischen Feldes nicht allein auf die Bewegung von<br />

Domänenwänden und die Stabilisierung der ferroelektrischen<br />

Phase beschränkt, sondern führt darüber hinaus zu einer strukturellen<br />

Modifi kation und sogar zu einem Verlust der Ordnung.<br />

Abb. 21: Temperaturabhängigkeit der Satellitenspektren von Rb 2ZnCl 4 unter<br />

dem Einfl uss eines elektrischen Feldes von 4 kV/cm. Im Einsatz dargestellt<br />

ist das Satellitenspektrum im Übergangsbereich bei 199 K.<br />

Die wohldefi nierte inkommensurable Phase verschwindet unterhalb<br />

einer Temperatur T c1, bei der der scharfe Satellit in eine<br />

eher diffuse Intensitätsverteilung übergeht. Erst bei der Temperatur<br />

T c2 entsteht daraus der Überstrukturrefl ex der ferroelektrischen<br />

Phase. Bei beiden Temperaturen beobachtet man auch<br />

ein Maximum der Dielektrizitätszahl – ein klares Indiz <strong>für</strong> zwei<br />

getrennte Umwandlungen. In früheren dielektrischen Experi-


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

menten aus den 1980er Jahren gab es keine Hinweise auf ein<br />

solches Verhalten [11] . Unter dem Einfl uss des Feldes hatte man<br />

immer eine einzige Umwandlung beobachtet, die sich mit steigender<br />

Feldstärke zu höheren Temperaturen verschob, so wie<br />

man es von konventionellen Ferroelektrika gewohnt ist. Allerdings<br />

wurden diese Experimente stets mit einer relativ schnellen<br />

Abkühlgeschwindigkeit ausgeführt. Unsere Ergebnisse wurden<br />

hingegen in-situ während der relativ lang dauernden Diffraktionsmessungen<br />

also nahe dem tatsächlichen Gleichgewicht<br />

gewonnen. Zur Kontrolle wurden dielektrische Messungen am<br />

selben Kristall allerdings mit einer Abkühlrate von mehreren<br />

K min -1 ausgeführt. Dabei ergab sich das aus der Literatur<br />

bekannte Resultat, so dass wir sicher sind, dass diese Ergebnisse<br />

durch kinetische Hemmungen beeinfl usst worden sind.<br />

Aus den Experimenten bei unterschiedlichen Feldstärken lässt<br />

sich nun ein Phasendiagramm erstellen, das in Abb. 22 dargestellt<br />

ist und zeigt, wie die intermediäre diffuse Phase sich zu<br />

größeren Feldstärken hin öffnet. Die obere Umwandlungstemperatur<br />

zur inkommensurablen Phase verschiebt sich deutlich,<br />

während der Übergang in die ferroelektrische Tieftemperaturphase<br />

nahezu feldunabhängig ist. Dieses Verhalten ist charakteristisch<br />

<strong>für</strong> modulierte Systeme vom Typ der A 2BX 4-Verbindungen;<br />

wir haben ähnliche Phasendiagramme sowohl in K 2ZnCl 4<br />

(nahe 400 K) als auch in K 2SeO 4 (nahe 100 K) gefunden. Die<br />

thermische Hysterese beträgt nur wenige Zehntel K, was ein<br />

Beleg <strong>für</strong> die ausgezeichnete Qualität unserer Kristalle ist.<br />

Abb. 22: E-T-Phasendiagramm von Rb 2ZnCl 4. Die blauen (roten) Symbole<br />

repräsentieren die Umwandlungstemperaturen beim Abkühlen (Aufheizen).<br />

Eine Erklärung <strong>für</strong> dieses Phänomen greift wieder zurück auf unsere<br />

Vorstellungen der Nanodomänenstruktur. Ein elektrisches<br />

Feld wird zunächst einmal die Domänen mit paralleler Polarisation<br />

bevorzugen. Dabei nimmt deren Volumen zu, wie schematisch<br />

in Abb. 23 gezeigt. Die Modulationswellenlänge ändert<br />

sich dabei allerdings nicht; denn dazu ist die Erzeugung von Anti-<br />

Stripples erforderlich. Da diese topologischen Defekte einerseits<br />

eine Oberfl ächenladung an ihren Spitzen tragen, können geladene<br />

Punktdefekte unter dem Einfl uss starker elektrischer Felder<br />

dorthin wandern und die weitere Bewegung der Anti-Stripples<br />

blockieren. Dieses pinning führt dann dazu, dass Rest-Diskommensurationen<br />

übrig bleiben, so dass die Kohärenz der Modulation<br />

gestört wird. Dementsprechend interpretieren wir die intermediäre<br />

Phase als eine fehlgeordnete modulierte Phase.<br />

ASPEKTE<br />

Abb. 23: Auswirkung eines elektrischen Feldes auf die Domänenstruktur<br />

modulierter Ferroelektrika:<br />

oben: Vergrößerung der Volumina von Domänen mit paralleler Polarisation<br />

unten: Pinning von Anti-Stripples durch geladene Defekte<br />

STRUKTURELLE VERÄNDERUNGEN DURCH ELEKTRISCHE<br />

SCHALTPROZESSE<br />

Die Existenz dieser Zwischenphase verhindert weitgehend,<br />

dass der Zustand des Kristalls durch elektrische Felder umgeschaltet<br />

werden kann. Es gibt nur noch ein kleines Temperaturintervall,<br />

in dem ein elektrisches Feld den Kristall aus der inkommensurablen<br />

in die kommensurable Phase treiben kann,<br />

wobei die Diskommensurationen abgebaut werden. Dieser<br />

Schaltprozess kann dann aber sehr schnell erfolgen, wie die<br />

Ergebnisse an K 2SeO 4 zeigen. Hier wurde der Kristall z.B. bei<br />

93.2 K einem gepulsten elektrischen Feld mit der Amplitude<br />

8 kV/cm und der Frequenz 100 Hz ausgesetzt. Abb. 24 zeigt<br />

die zeitliche Entwicklung des Satellitenspektrums. Deutlich ist<br />

zu erkennen, wie zwischen dem inkommensurablen und kommensurablen<br />

Satellit geschaltet wird, wobei der Kristall praktisch<br />

momentan dem angelegten Feld folgt. Gleichzeitig wird<br />

auch der Satellit dritter Ordnung ein- und ausgeschaltet, wie im<br />

unteren Teil der Abb. 24 zu sehen ist.<br />

Zwar bleibt dieses wohldefi nierte Schaltverhalten auch bei höherer<br />

Frequenz erhalten, doch reichen bereits kleine Temperaturänderungen<br />

von wenigen 0.1 K aus, so dass nur noch die<br />

intermediäre Phase erreicht wird. Abb. 25 zeigt, dass der inkommensurable<br />

Satellit dann entweder beim Einschalten des<br />

Feldes nicht mehr ganz verschwindet oder beim Ausschalten<br />

des Feldes nicht mehr vollständig zurückgebildet wird. Dabei<br />

ändern sich auch die Zeitkonstanten <strong>für</strong> die Umwandlung deutlich,<br />

was wiederum den Einfl uss von Haftzentren in der intermediären<br />

Phase illustriert.<br />

ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK<br />

Modulierte ferroelektrische Systeme zeichnen sich dadurch<br />

aus, dass sie in der Nähe der lock-in Umwandlung polare Nanodomänen<br />

ausbilden, die man mitunter durch elektrische<br />

Felder schalten kann. Allerdings zeigen sie eine feldinduzierte<br />

173


ASPEKTE<br />

Abb. 24: Umschalten zwischen inkommensurabler und kommensurabler<br />

Phase von K 2SeO 4 auf einer Millisekunden-Zeitskala bei 93.2 K durch ein<br />

gepulstes elektrisches Feld der Amplitude 8 kV/cm und der Frequenz 100 Hz<br />

oben: Satellit erster Ordnung, unten: Konturdarstellung des Satelliten dritter<br />

Ordnung, der in der kommensurablen Phase verschwindet<br />

Abb. 25: Zeitabhängigkeit des inkommensurablen Volumenanteils von K 2SeO 4<br />

während eines gepulsten elektrischen Feldes bei verschiedenen Temperaturen.<br />

diffuse Zwischenphase, die wahrscheinlich durch Haftzentren<br />

hervorgerufen wird, welche die Bewegung von Domänenwänden<br />

oder Diskommensurationen behindern. Wenn sich damit<br />

diese Systeme auch nicht <strong>für</strong> Anwendungen bei elektrischen<br />

Schaltprozessen eignen, so kann man dennoch versuchen, die<br />

ferroelektrischen Nanostrukturen z.B. als Substrate etwa <strong>für</strong><br />

katalytische Anwendungen zu nutzen. Allerdings würde man<br />

sich da<strong>für</strong> Systeme wünschen, welche diese selbstorganisier-<br />

174<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 14. JAHRGANG · 5/<strong>2012</strong><br />

ten Strukturen bereits bei Zimmertemperatur bilden. Geeignete<br />

Kandidaten da<strong>für</strong> könnten Mischkristalle aus Rb 2ZnCl 4 und<br />

K 2ZnCl 4 sein, da die beiden reinen Systeme deutlich unterschiedliche<br />

lock-in Umwandlungstemperaturen von 198 K und<br />

400 K aufweisen, so dass man hoffen kann, bei geeigneter<br />

Zusammensetzung, die Umwandlung in die Nähe der Zimmertemperatur<br />

zu verschieben. Allerdings haben frühe dielektrische<br />

Experimente von Hamano Hinweise da<strong>für</strong> ergeben, dass<br />

durch die Dotierung mit Fremdionen die ferroelektrische Phase<br />

vollständig unterdrückt wird [12] . Wir konnten jedoch zeigen,<br />

dass dieses wiederum keine Gleichgewichtseigenschaft ist,<br />

sondern lediglich auf eine kinetische Hemmung zurückzuführen<br />

ist. Wie man anhand von Abb. 26 sieht, benötigt man nur<br />

etwas Geduld, damit man beispielsweise bei einer Dotierung<br />

von K 2ZnCl 4 mit 1% Rb 2ZnCl 4 den Übergang in die kommensurable<br />

Phase beobachten kann. Es benötigt je nach Temperatur<br />

einige Stunden, bis der inkommensurable Satellit nach dem<br />

Abkühlen auf Temperaturen von 395 K oder 350 K verschwunden<br />

ist und sich da<strong>für</strong> der kommensurable Satellit gebildet hat.<br />

Auch in diesen Systemen sind Satelliten höherer Ordnung zu<br />

beobachten, die wiederum auf die Existenz von geordneten<br />

Nanodomänen schließen lassen.<br />

Abb. 26: Langsame Kinetik der ferroelektrischen lock-in Umwandlung von<br />

mit 1% Rb 2ZnCl 4 dotiertem K 2ZnCl 4-1% nach Abkühlen auf 395 K (links) und<br />

350 K (rechts)<br />

Damit liefern dotierte Kristalle tatsächlich die gewünschten<br />

Systeme mit selbstorganisierten polaren Nanodomänen bei<br />

Zimmertemperatur. Mit ihrem periodischen Muster von abwechselnd<br />

positiven und negativen Oberfl ächenladungen eignen sie<br />

sich als Substrate zur Dekoration mit polaren Molekülen oder<br />

vielleicht sogar zur Erzeugung periodischen Ladungsverteilungen<br />

in aufgedampften Schichten.<br />

FAZIT<br />

An zwei zunächst scheinbar sehr unterschiedlichen Beispielen<br />

wurde gezeigt, welche Möglichkeiten die Natur bietet, um<br />

räumlich periodische Muster auf Nanometerskala zu erzeugen:<br />

Einerseits liefert die spinodale Entmischung in binären<br />

Mischkristallsystemen periodische Konzentrationsverteilungen;<br />

andererseits führen modulierte ferroelektrische System zur<br />

periodischen Anordnung polarer Nanodomänen. Mit Hilfe unterschiedlicher<br />

Techniken, wie Diffraktion mit Röntgen-, Gamma-<br />

und Neutronenstrahlen, Kleinwinkel-Neutronenstreuung, inelastische<br />

Neutronenstreuung ergänzt durch Atomkraftmikroskopie<br />

oder dielektrische Messungen, gelingt es dabei, sehr detaillierte<br />

Aussagen über die zugrunde liegende Mechanismen der Selbstorganisation<br />

zu gewinnen. Wenn strukturelle, dynamische und


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

kinetische Prozesse verstanden sind, dann kann man versuchen,<br />

die Prozesse gezielt zu steuern und zu beeinfl ussen, um<br />

gewünschte Strukturmuster zu erzeugen. Wenngleich die bisher<br />

untersuchten Systeme eher den Charakter von Modellsystemen<br />

besitzen, kann man viele der hier beschriebenen Phänomene<br />

auch in technisch vielleicht interessanteren Substanzen beobachten.<br />

Als Substrate mit selbstorganisierten Konzentrations-,<br />

Polarisations- oder auch Magnetisierungsstrukturen können sie<br />

dann vielleicht sogar <strong>für</strong> katalytische Zwecke verwendet werden.<br />

DANKSAGUNG<br />

Viele Mitarbeiter haben zu den hier beschriebenen Untersuchungen<br />

beigetragen. Dazu gehören die derzeitigen und ehemaligen<br />

Angehörigen meiner Arbeitsgruppe ebenso wie die<br />

Instrumentverantwortlichen <strong>für</strong> die Neutroneninstrumente, an<br />

denen die Experimente ausgeführt wurden. Ihnen allen, die als<br />

Koautoren der unten aufgeführten Publikationen aufgeführt<br />

sind, gebührt großer Dank <strong>für</strong> Ihr Engagement. Darüber hinaus<br />

gilt mein Dank auch den Geldgebern des BMBF und der DFG,<br />

die eine Reihe von Projekten gefördert haben.<br />

Detaillierte Informationen zu einzelnen Themen fi ndet man in<br />

den folgenden Veröffentlichungen:<br />

G. Eckold in: G. Eckold, H. Schober, S.E. Nagler<br />

(eds.) „Studying Kinetics with Neutrons“, Springer Series in Solid<br />

State Sciences, Vol. 161 (ISBN 978-3-642-03308-7),<br />

p. 177-211 (2009)<br />

Entmischungsprozesse:<br />

J.Davaasambuu, F.Güthoff, M.Petri, K.Hradil, H. Schober,<br />

J. Ollivier and G.Eckold,<br />

J. Phys.: Condens. Matter 24 (<strong>2012</strong>) 255401<br />

H. Ritter, J. Davaasambuu, F. Güthoff, G. Eckold,<br />

diffusion-fundamentals 12 (2010) 64<br />

A. Ringe, P. Elter, H. Gibhardt, G. Eckold,<br />

Solid State Ionics, 177, 2473-79 (2006)<br />

P. Elter, G. Eckold, H. Gibhardt, W. Schmidt, A. Hoser,<br />

J. Phys.: Condens.Matter 17, 6559-73 (20<strong>05</strong>)<br />

G. Eckold, D. Caspary, H. Gibhardt, W. Schmidt, A. Hoser,<br />

J. Phys.: Condens.Matter 16 (2004) 5945-5954<br />

D. Caspary, G. Eckold, P. Elter, H. Gibhardt, F. Güthoff,<br />

F. Demmel, A, Hoser, W. Schmidt, W. Schweika,<br />

J.Phys. Cond. Matter 15, 6415-6426 (2003)<br />

D. Caspary, G. Eckold, F. Güthoff, W. Pyckhout-Hintzen,<br />

J.Phys. Cond. Matter 13, 11521 (2001)<br />

G. Eckold,<br />

J.Phys. Cond. Matter 13, 217 (2001)<br />

Modulierte Ferroelektrika:<br />

J. Leist, H. Gibhardt, K. Hradil And G. Eckold,<br />

J. Phys.: Condens. Matter 23 (2011) 3<strong>05</strong>901<br />

K. Behrendt, H. Gibhardt, J. Leist, K. Hradil, G. Eckold,<br />

diffusion-fundamentals 12 (2010) 61<br />

K. Elisbihani, H. Gibhardt, G. Eckold,<br />

Phys. Chem. Chem. Phys., 2009, 11, 3168 - 3175<br />

J. Leist, H. Gibhardt, K. Hradil, G. Eckold,<br />

J. Phys.: Condens.Matter 20, 415209 10pp (2008)<br />

K. Elisbihani, G. Eckold,<br />

Ferroelectrics 302, 115-120 (2004)<br />

G. Eckold, H. Gibhardt, D. Caspary, P. Elter, K. Elisbihani,<br />

Z. Krist. 218, 154-159 (2003)<br />

REFERENZEN<br />

[1] Becker R, Döring W, Ann.Phys. 24, 719 (1935)<br />

[2] Cahn J W and Hilliard J E , J. Chem. Phys. 28, 258 (1958)<br />

[3] Cook H E, Acta Metall. 18, 297 (1970)<br />

[4] Cahn J W, Acta Metall. 9, 795 (1961)<br />

ASPEKTE<br />

[5] Lifshitz I M and Slyozov V V, J. Phys. Chem. Solids 19, 35 (1961)<br />

[6] W. L. McMillan, Phys. Rev. B 4, 1496 (1976)<br />

[7] V. Janovec, Phys. Lett. 99A, 384 (1983).<br />

[8] K. Kawasaki, J. Phys. C: Solid State Phys. 16, 6911 (1983)<br />

[9] K. Parlinski, Phys. Rev. B 35, 8680 (1987)<br />

[10] Sakata H, Hamano K, Pan X and Unruh H G, J. Phys. Soc.Japan<br />

59, 1079 (1990)<br />

[11] Hamano K, Sakata H and Ema K, J. Phys. Soc. Jap. 54, 2021<br />

(1985)<br />

[12] Hamano K, Ema K, Hirotsu S, Ferroelectrics 36, 343 (1981)<br />

175


ASPEKTE<br />

Ralf Giernoth<br />

1 INTRODUCTION: IONIC LIQUIDS<br />

Every once in a while a new “hot topic” enters the academic<br />

scene, only to be almost forgotten a short while afterwards.<br />

Interestingly, one of the new kids in town, ionic liquids, seems<br />

to be here to stay.<br />

It is probably unnecessary to explain that ionic liquids (or ILs,<br />

for short) are comprized completely of ions and by defi nition are<br />

liquid below 100 °C [1] . In the late 1990s, they became interesting<br />

for many scientists due to their unique solvation power and<br />

the fact that they show extremely low vapor pressures. These<br />

days, ILs have found their way into almost every aspect of modern<br />

chemistry. They are not only used as solvents but also as<br />

lubricant, catalyst, electrolyte, thermofl uid, acid scavenger, hydraulic<br />

oil, adsorbent, etc. [2, 3] . Figure 1 shows a selection of<br />

common ionic liquids from the recent literature that have successfully<br />

been used as solvents for chemical transformations.<br />

Priv.-Doz. Dr. Ralf Giernoth<br />

Universität zu Köln<br />

Department <strong>für</strong> Chemie<br />

Greinstr. 4, D-50939 Köln, Germany<br />

E-Mail: ralf.giernoth@uni-koeln.de<br />

176<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 14. JAHRGANG · 5/<strong>2012</strong><br />

IONIC LIQUIDS AND NMR SPECTROSCOPY:<br />

A PERFECT COUPLE<br />

Figure 1: Examples of frequently used ions that combine to form an ionic<br />

liquid.<br />

Our special focus in the last ten years was on NMR spectroscopy<br />

in ionic liquids. In the early years, many special, “miraculous”<br />

effects have been observed when using ionic solvents for chemical<br />

transformations [4] . Since early observers were unable to<br />

understand what is going on, the term “ionic liquid effect” was<br />

born [4] . Since it is quite obvious that no magic is involved here,<br />

suitable in situ spectroscopic methods for investigations in ILs<br />

were desperately needed. Our group already had a strong background<br />

in in situ NMR spectroscopy and investigations on re-<br />

action mechanisms [5–10] , so we set our goal to establish NMR<br />

spectroscopic methods for routine use in ionic solvents.<br />

2 NMR-SPECTROSCOPY IN IONIC LIQUIDS<br />

NMR spectroscopy in (neat) ionic liquids faces three major<br />

challenges:<br />

1. Viscosity. Most ionic liquids show a much higher viscosity<br />

than common NMR solvents. As a result, (self-) diffusion is<br />

slower and reorientational correlation times are longer in ILs.<br />

This leads to linebroadening in the NMR spectrum and therefore<br />

to loss of resolution. It should be noted, however, that<br />

even small amounts of co-solvents (like water, for example)<br />

can have a large effect on viscosity. Therefore, viscosity related<br />

problems are mostly of concern for highly pure neat ILs.<br />

2. Relaxation. Relaxation is more effcient in ILs; relaxation<br />

times are shorter, which also leads to loss of resolution and<br />

sensitivity [11] . The presence of a high concentration of salt<br />

has been reported to be problematic earlier on already [12–15] .<br />

There is an additional, very effective relaxation channel in the<br />

presence of ions. And obviously, measurements in ILs result<br />

in the highest salt concentration possible.<br />

3 Deuterated Solvents. Finally, for routine measurements in<br />

ILs, normally no deuterated version will be easily accessible.<br />

Therefore, (a) the lock signals must be provided externally,<br />

and (b) in proton NMR spectra the solvent (i. e. the IL) will be<br />

present with a large number of strong (dominating) signals.<br />

In the following, we will discuss some approaches to tackle these<br />

challenges that we followed within our own research projects.<br />

2.1 ROUTINE NMR<br />

In 20<strong>05</strong> we published the very fi rst article that was focussing<br />

on the question if routine, high performance NMR spectroscopy<br />

would be possible in neat ionic liquids [11] . We found that, after<br />

careful optimization of the experimental setup, we were able<br />

to produce NMR spectra that were comparable to ones stemmimg<br />

from classical solvents, only with slightly broadened lines.<br />

We have also determined cation relaxation rates ( 1 H and 13 C)<br />

for six common imidazolium salts. For locking we used an NMR<br />

probe with a designated 19 F lock channel (since the anions were<br />

fl uorine-containing). For later experiments we switched to standard<br />

NMR probes using an external lock standard (glass capillary<br />

with deuterated solvent inside the NMR tube). All standard NMR<br />

experiments including 2D spectra were accessible this way. Figure<br />

2 shows an early example of a proton NMR spectrum.


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

Figure 2: An early example: 1 H NMR spectrum of a neat ionic liquid. Resolution<br />

and linewidth are already close to routine NMR in non-ionic solvents.<br />

Of course, many other groups have also invested much energy<br />

in running NMR experiments in ionic liquids. The multi-faceted<br />

experiments and results can be studied in one of the recent<br />

reviews [16–18] .<br />

2.2 SOLVENT SUPPRESSION<br />

To be able to routinely study reaction mechanisms in ILs, one<br />

needs to deal with the problem that ionic liquids are normally<br />

not easily accessible in deuterated form. Therefore, we need to<br />

deal with a solvent that displays many intense proton signals in<br />

the whole ppm range of the desired 1 H NMR spectrum. Obviously<br />

this can be a huge problem. The solvent can possibly overlay<br />

solute signals of interest; the sensitivity for intermediates in low<br />

concentration can be too low to be able to study the reaction.<br />

So, effcient solvent suppression techniques are necessary.<br />

Conventional solvent suppression techniques are not applicable<br />

here. Methods like the WATERGATE pulse sequence [19] rely<br />

on the fact that only one or very few signals being in close proximity<br />

in the spectrum stem from the solvent. This way it is able<br />

to selectively saturate the corresponding NMR transitions and<br />

to get rid of the solvent signals. With common ILs, solvent signals<br />

are spread throughout the whole ppm range.<br />

A second possibility would be simple difference spectroscopy,<br />

similar to what is commonly done in IR spectroscopy: The spectrum<br />

of the neat solvent is substracted from the spectrum of<br />

ASPEKTE<br />

Figure 4: DOSY NMR spectrum of the mixture of two ionic liquids. Top trace:<br />

[C 10mim]Tf 2N; bottom trace: [C 2mim]Tf 2N.<br />

the mixture. In theory, this renders a clean spectrum of the<br />

solute. Nonetheless, this method is also not feasible since the<br />

solvent IL signals are the dominant and most intense ones. This<br />

implies that we would lose a lot of sensitivity, and solute signals<br />

that are covered by IL signals are rendered unusable this way.<br />

The solution that our group is commonly applying is based on<br />

diffusion NMR (DOSY, diffusion-ordered sypectroscopy [20, 21] ).<br />

Since the ionic solvent has a different diffusion rate than the<br />

solute under investigation, a simple “quick-and-dirty” DOSY<br />

spectrum (low resolution with only 4 scans for each trace) will<br />

separate solute from solvent signals. Consequently, the pseudo<br />

2D DOSY spectrum can be used to generate a solvent-free<br />

solute NMR spectrum.<br />

This process that we call DOSY editing [22] has already found<br />

its way into a standard NMR textbook [23] and is explained in<br />

Figure 3. The method is even able to separate a mixture of two<br />

different ILs as long as the self diffusion rates are suffi ciently<br />

different (Figure 4).<br />

2.3 DEUTERATED IONIC LIQUIDS<br />

There might be cases in which the possibility to use a fully deuterated<br />

ionic liquid as the NMR solvent is highly desirable. Abu-Omar<br />

et al. have monitored the simple ternerization reaction of dimethylsulfi<br />

de with methyl iodide by deuterium NMR spectroscopy using<br />

fully deuterated substrates [24] . In the following, we have used<br />

Figure 3: The process of “DOSY-editing” to remove IL solvent signals [22] . The example shows ethyl bromide in [C 4mim]Tf 2N. D = diffusion coeffi cient (which<br />

cannot be given in numbers reliably due to our fast “quick-and-dirty” approach in which a spectrum is recorded within 20 min). The DOSY spectrum separates<br />

“slow” (solvent) from “fast” moving species (solute). For the resulting DOSY-edited spectrum, a 1D slice containing only solute signals (dotted line) is chosen.<br />

177


ASPEKTE<br />

178<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 14. JAHRGANG · 5/<strong>2012</strong><br />

Figure 5: Reaction monitoring with the help of DOSY editing. Only uncharged substrate remains visible; the sulfonium ion is masked due to strong ionic interactions<br />

with the solvent [22] . The DOSY spectrum on the left has been taken at the end of the chemical reaction.<br />

this example to demonstrate the applicability of our DOSY editing<br />

method for routine reaction monitoring (Figure 5 [22] ).<br />

The synthesis of a partially deuterated imidazolium salt in<br />

which only the ring protons are exchanged is straightforward<br />

[25, 26] . It can effi ciently be accomplished in D 2O by adding<br />

bases like CsOH and K 2CO 3. Since the exchange kinetics for<br />

the 2-proton differs substantially from the 4- and 5-protons, it<br />

is also possible to selectively synthesize mono- and bisdeuterated<br />

derivatives (Figure 6 [25] ).<br />

Figure 6: Synthesis of partially deuterated imidazolium salts [25] .<br />

Conventional methods for the synthesis of perdeuterated imidazolium<br />

salts utilize H/D exchange by transition metal complexes<br />

[27–29] . Given the fact that most ILs show a high solvation<br />

power towards polar as well as unpolar solutes it is obvious<br />

that this route is problematic. A substantial amount of the<br />

transition metal will stay in the IL “forever”, which can cause<br />

unwanted side effects when using this IL as the solvent for catalysis<br />

and the like.<br />

In 2008 our group has presented a completely transition-metal-free<br />

route to perdeuterated imidazolium ionic liquids [25] . In<br />

addition, our synthesis is the shortest one that can be found in<br />

the literature, with a maximum of three synthetic steps, starting<br />

from commercially available compounds (Figure 7).<br />

2.4 NOE SPECTROSCOPY<br />

After having demonstrated that NMR spectroscopy in ionic liquids<br />

is fully applicable, we sought advanced challenges for use<br />

in ILs. One thing that was still underdeveloped is the understanding<br />

of fundamental interactions in the ionic liquid phase<br />

– especially solvent/solute interactions and cation/anion interactions.<br />

In addition, there was no “easy” spectroscopic method<br />

available to study the supramolecular structure of neat ILs.<br />

It has long been discussed that ILs consisting of a polar and a<br />

non-polar regime will form liquid-phase structures that closely<br />

resemble those being common in liquid crystals [30, 31] . These<br />

supramolecular structures can be visualized either by neutron<br />

scattering [27, 32, 33] or by computational methods [34–37] . Both of<br />

these methods have certain drawbacks: neutron scattering experiments<br />

are only possible in places where a neutron beam<br />

is accessible, while computational methods always suffer from<br />

being questioned whether if they really resemble the reality. As<br />

a result, we wondered if it would be possible to develop suitable<br />

NMR spectroscopic methods up to a state where everyone who<br />

has access to a standard NMR spectrometer is able to deliver<br />

these pictures. As a beginning, we wanted to get access to preferred<br />

probabilities of presence of IL anions with respect to the<br />

cations and vice versa.


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

Figure 7: Transition-metal-free synthesis of perdeuterated ionic liquids [25] .<br />

NOE (nuclear Overhauser enhancement) NMR spectroscopy<br />

like the NOESY (which is the homonuclear NMR experiment)<br />

and the HOESY (heteronuclear NOE spectroscopy) experiments<br />

are able to determine proximities of nuclei [38–41] . These experiments<br />

are frequently applied for studying the three dimensional<br />

structures of (often large) organic molecules in the liquid<br />

phase. Advanced versions like TROSY (transverse relaxation<br />

optimized correlation spectroscopy) are routinely used to determine<br />

the tertiary structures of peptides and proteined in solution.<br />

None the less, the expriments only give proximities, but<br />

no absolute distances.<br />

Our personal goal was to make experiments of this type available<br />

for investigations in neat ILs. In addition, we were also<br />

looking for ways to use NOE spectroscopy for measuring absolute<br />

distances in the liquid phase. To that end, we have investigated<br />

whether HOESY is applicable for this purpose. To extract<br />

distance information from a 3D HOESY NMR, volume integrals<br />

19 F, 1 H HOESY of neat [C10bmim]BF 4<br />

Figure 8: A typical H,F HOESY NMR experiment to study the interaction between anion and cation of a neat ionic l iquid.<br />

ASPEKTE<br />

must be determined and the resulting build-up curves need to<br />

be fi tted mathematically. In our case, the commonly applied fi t<br />

did not lead to satisfying results, since it presumes that the relaxation<br />

times of all nuclei are identical. We applied a more complex<br />

fi tting function which incorporates all individual relaxation<br />

rates [42] . A typical experiment of this type is shown in Figure 8.<br />

Our results demonstrate that HOESY NMR spectroscopy in<br />

neat ionic liquids is routinely possible, and that it can be used<br />

to prepare maps of preferred probabilities of presence of and<br />

in these solvents. Of course, a simple homonuclear NOESY experiment<br />

can also be done, but for measuring distances it is of<br />

relatively little use due to spin diusion.<br />

For our purposes, the HOESY NMR experiment still suffers from<br />

two constraints: (a) the very long experiment durations (around<br />

three days in our cases) and (b) the need for an internal standard,<br />

if one wants to get to absolute distances. (If we, for exam-<br />

Relative intensities of inter-ionic NOEs in neat [C 10mim]BF 4<br />

179


ASPEKTE<br />

ple, want to determine the absolute distances of the cation<br />

protons to the fl ourine nuclei of the anion, we need to know at<br />

least one given H-F distance.)<br />

In our current research projects we are tackling both of these<br />

limitations. For the duration problem we are currently establishing<br />

an advanced pulse sequence which renders the same<br />

information in a 1D experiment (3 h instead of 3 d). The internal<br />

standard problem will possibly be circumvented by a completely<br />

different method which utilizes multi quantum coherences<br />

instead of NOE effects.<br />

3 CONCLUSION AND OUTLOOK<br />

We have demonstrated that virtually all routine as well as advanced<br />

NMR experiments are readily available for use in ionic<br />

solvents. This opens up a multitude of possibilities to study<br />

ionic liquids as well as reactions in these as solvents. As an example,<br />

we are currently focussing on studying the interactions<br />

of peptides with ILs.<br />

4 ACKNOWLEDGEMENTS<br />

We thank <strong>Deutsche</strong> Forschungsgemeinschaft for substantial<br />

funding within the last ten years (Emmy Noether Programme,<br />

SPP 1166 & 1191) and Dr. Nils Schlörer for constant technical<br />

as well as intellectual support.<br />

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[42] Y. Lingscheid, S. Arenz, R. Giernoth, ChemPhysChem <strong>2012</strong>, 13,<br />

261-266.


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

BUNSENTAGUNG<br />

REDE DES 1. VORSITZENDEN<br />

ANLÄSSLICH DER 111. HAUPTVERSAMMLUNG<br />

DER DEUTSCHEN BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

FÜR PHYSIKALISCHE CHEMIE<br />

IN LEIPZIG, DONNERSTAG, 17. MAI <strong>2012</strong><br />

Liebe Mitglieder und Freunde der Bunsen-Gesellschaft, liebe<br />

Gäste, meine sehr verehrten Damen und Herren<br />

Ich möchte Sie im Namen des Vorstandes unserer Gesellschaft<br />

sehr herzlich in Leipzig begrüßen, und es ist mir eine besondere<br />

Ehre und Freude, die Bunsentagung <strong>2012</strong> hiermit offi ziell zu<br />

eröffnen. Das Canella Trio mit Antje Hoffmann, Anna-Katharina<br />

Reuter und Magalena Wachter gibt unserer Tagung mit Bach<br />

und Haydn einen besonders schönen musikalischen Rahmen,<br />

wo<strong>für</strong> ich mich bei den Musikerinnen herzlich bedanke.<br />

Ich freue mich, dass so viele unserer Einladung zur Bunsentagung<br />

<strong>2012</strong> gefolgt sind – es sind weit mehr als 500. Wie<br />

jedes Jahr treffen wir uns <strong>für</strong> drei Tage unter Einschluss des<br />

Himmelfahrtsfeiertages, und ich wünsche Ihnen allen intensive<br />

und fruchtbare wissenschaftliche Diskussionen, dass Sie alte<br />

Kontakte vertiefen und neue knüpfen können.<br />

Besonders begrüßen möchte ich unsere anwesenden Ehrenmitglieder,<br />

Prof. Helmut Baumgärtel, Prof. Gerhard Ertl, Prof.<br />

Jürgen Troe und Prof. Heinz Georg Wagner. Herr Prof. Manfred<br />

Eigen ist leider durch eine Auslandsabwesenheit verhindert.<br />

Die Gesellschaft <strong>Deutsche</strong>r Chemiker ist durch Herrn Prof. Dr.<br />

Michael Dröscher vertreten, er ist bekanntlich auch unserer<br />

Gesellschaft als ehemaliger erster Vorsitzender besonders verbunden,<br />

und ich heiße ihn herzlich willkommen, ebenso auch<br />

Frau Dr. Johanna Kowol-Santen, die die <strong>Deutsche</strong> Forschungsgemeinschaft<br />

vertritt. Sehr herzlich begrüße ich auch Frau Jane<br />

Hordern von der Royal Society of Chemistry und unserer gemeinsam<br />

herausgegebenen wissenschaftlichen Zeitschrift Physical<br />

Chemistry Chemical Physics (PCCP).<br />

Prof. Dr. Dr. h. c. Martin Quack<br />

ETH Zürich<br />

Laboratorium <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie<br />

Wolfgang-Pauli-Strasse 10, CH-8093 Zürich, Schweiz<br />

Tel.: +41 44 632 44 21, Fax: +41 44 632 10 21<br />

E-Mail: Martin@Quack.ch<br />

Dem Prorektor <strong>für</strong> Forschung und Nachwuchsförderung der Universität<br />

Leipzig, Herrn Prof. Dr. Matthias Schwarz, danke ich <strong>für</strong><br />

seine sehr freundlichen Worte, ebenso auch Frau Petra Schwab<br />

vom Referat Wissenschaftspolitik des Oberbürgermeisters der<br />

Stadt Leipzig und Herrn Matthias Hückelheim vom Sächsischen<br />

Staatsministerium <strong>für</strong> Wissenschaft und Kunst, der alte Bindungen<br />

an Leipzig hat, wie er uns anschaulich und hörbar wissen<br />

ließ. Sie haben uns die Bedeutung der Universität Leipzig<br />

nicht nur <strong>für</strong> die <strong>Physikalische</strong> Chemie (auch Robert Bunsens<br />

„Gesammelte Abhandlungen“ sind in Leipzig erschienen [1]),<br />

sondern darüber hinaus auch <strong>für</strong> Deutschland in neuerer Zeit<br />

mit dem Beginn der Wende, die in dieser Stadt zunächst mit<br />

den Montagsgebeten 1982 und dann 1989 ihren Anfang nahm<br />

und die nicht zuletzt auch wegen der barbarischen Sprengung<br />

der Universitätskirche besonders gelitten hat. Die „Flucht aus<br />

Leipzig“ [2] ist heute nicht mehr nötig, sondern Leipzig ist ein<br />

Zentrum der Begegnung <strong>für</strong> unsere Gesellschaft wie <strong>für</strong> andere<br />

geworden. Schon einmal, im Jahre 1993 wenige Jahre nach der<br />

Wende, hat die Bunsentagung die Gastfreundschaft der Universität<br />

Leipzig genossen und in diesem Jahr <strong>2012</strong> danke ich besonders<br />

Herrn Prof. Bernd Abel sowie Frau Prof. Barbara Kirchner<br />

und Herrn Prof. Reinhard Menecke <strong>für</strong> die hervorragende,<br />

große Arbeit, die sie mit der lokalen Organisation der Bunsentagung<br />

auf sich genommen haben. Mein Dank gilt auch unserem<br />

Geschäftsführer Dr. Florian Ausfelder, der mit seinem Frankfurter<br />

Team maßgeblich die Organisation der Tagung unterstützt.<br />

Besonders herzlich begrüßen möchte ich auch Herrn Dr. Marcell<br />

Peuckert und seine Frau. Dr. Peuckert von Infraserv GmbH<br />

+ Co Höchst KG wurde heute von der Mitgliederversammlung<br />

einstimmig <strong>für</strong> die Zeit vom 1.1.2013 bis 31.12.2014 als erster<br />

Vorsitzender gewählt und wir freuen uns, dass die Bunsen-Gesellschaft<br />

mit ihm turnusgemäß wieder einen herausragenden<br />

Vertreter der Industrie im physikalisch-chemischen Umfeld gewinnen<br />

konnte.<br />

Das Hauptthema der Bunsentagung in diesem Jahr lautet „Ionic<br />

Liquids“. Die wissenschaftliche Vorbereitung wurde vom<br />

Programmkomitee mit Prof. Bernd Abel (Universität Leipzig),<br />

Prof. Markus Antonietti (MPI <strong>für</strong> Kolloid- und Grenzfl ächenforschung<br />

Potsdam), Dr. Christian Eggeling (MPI <strong>für</strong> Biophysikalische<br />

Chemie, Göttingen), Prof. Frank Endres (Technische Uni-<br />

181


BUNSENTAGUNG<br />

versität Clausthal), Prof. Jürgen Gauß (Universität Mainz), Frau<br />

Prof. Barbara Kirchner (Universität Leipzig), Prof. Wolfgang von<br />

Rybinski (Universität Düsseldorf), Prof. Rolf Schäfer (TU Darmstadt),<br />

Frau Dr. Melanie Schnell (CFEL am DESY, Hamburg),<br />

Prof. Peter Wasserscheid (Universität Erlangen-Nürnberg)<br />

übernommen. Dem Programmkomitee möchte ich an dieser<br />

Stelle auch meinen herzlichen Dank aussprechen.<br />

Der ursprünglich <strong>für</strong> heute angekündigte Festredner Prof. Kenneth<br />

Seddon, The Queen‘s University of Belfast, musste leider<br />

kurzfristig krankheitshalber absagen, was wir zutiefst bedauern,<br />

wobei wir ihm unsere besten Wünsche <strong>für</strong> Genesung<br />

aussprechen. Wir freuen uns aber, dass der Vortrag mit dem<br />

gleichen Thema von seiner Kollegin Dr. Małgorzata Swadźba-<br />

Kwaśny, ebenfalls von der Queen‘s University of Belfast, gehalten<br />

werden kann.<br />

Das Thema „Ionische Flüssigkeiten“ ist bekanntlich von höchster<br />

Aktualität und wir konnten als Plenarvortragende Masyoshi<br />

Watanabe (Yokohama National University/Japan), Douglas<br />

MacFarlane (Monash University, Victoria/Australien), Cinzia<br />

Chiappe (Universität Pisa/Italien) sowie Thomas Schubert<br />

(IoLITec GmbH, Heilbronn) gewinnen. Weitere Fortschrittsberichte<br />

zum Hauptthema und ausgewählten weiteren Themen<br />

ergänzen dies mit den Vortragenden Natalia Borisenko (TU<br />

Clausthal), Michael Börsch (Universität Jena), Markus Mezger<br />

(Max-Planck-Institut <strong>für</strong> Polymerforschung, Mainz), Jochen<br />

Küpper (Center for Free-Electron Laser Science (CFEL),<br />

Hamburg und Universität Hamburg), Florian Maier (Universität<br />

Erlangen-Nürnberg), Alfonso S. Pensado (Universität Leipzig),<br />

Peter Vöhringer (Universität Bonn), Alexander Schraven (Evonik<br />

Industries AG, Essen).<br />

Wichtig sind auch wie immer die Beiträge aus allen Bereichen<br />

der <strong>Physikalische</strong>n Chemie sowie die zahlreichen Poster, die<br />

am Freitag mit reichlicher Verpfl egung vorgestellt werden. Eine<br />

Kommission wählt dabei Posterpreisträgerinnen und -träger<br />

aus, die am Samstag ihre Poster auch kurz mündlich vorstellen<br />

werden und einen Geldpreis erhalten, der von unserer<br />

Hauszeitschrift PCCP (Physical Chemistry Chemical Physics)<br />

zur Verfügung gestellt wird, die wir gemeinsam mit zahlreichen<br />

europäischen und außereuropäischen wissenschaftlichen Gesellschaften<br />

herausgeben. Die Posterpreise schließen auch<br />

die gebührenfreie Teilnahme an der Bunsentagung 2013 in<br />

Karlsruhe ein.<br />

Eine bedeutsame Aktivität ist die Arbeitsgemeinschaft „Bunsen-Karriereforum“,<br />

die Frau Kollegin Melanie Schnell leitet<br />

(siehe auch [3]). Am Freitag wird das Karriereforum seine Sitzung<br />

um 12 30 Uhr haben. Wichtiges Ziel des Karriereforums ist<br />

die Förderung der wissenschaftlichen Karrieren unserer jüngeren<br />

Mitglieder sowohl in Industrie als auch an den Hochschulen<br />

und Forschungsinstituten.<br />

Die Bunsen-Gesellschaft hat im vergangenen Jahr zahlreiche<br />

neue Mitglieder gewonnen, die in Tabelle 1 aufgeführt sind.<br />

Aber wir trauern auch um 8 Mitglieder, die seit der Bunsentagung<br />

in Berlin 2011 verstorben sind (Tabelle 2). Wir wollen ihr<br />

Andenken in Ehren halten und ich bitte Sie, sich in Erinnerung<br />

an unsere verstorbenen Mitglieder zu erheben.<br />

182<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 14. JAHRGANG · 5/<strong>2012</strong><br />

Neue Mitglieder in der Bunsen-Gesellschaft<br />

Dr. Philipp Adelhelm<br />

Dipl.-Chem. Jonas Altnöder<br />

Dr. Carsten Baldauf<br />

Prof. Dr. Benjamin Dietzek<br />

Dr. Malte Drescher<br />

Dr. Christian Eggeling<br />

PD Dr. Friedrich Esch<br />

Prof. Dr. rer. Nat. Ravi<br />

Xavier Fernandes<br />

B.Sc. Christian Goroncy<br />

M.Sc. André Hädicke<br />

Dr. Christoph Jacob<br />

Martin Keilhauer<br />

Nastaran Krawczyk<br />

Alexander Kuhn<br />

Susanne Leubner<br />

Prof. Dr. Uwe Meierhenrich<br />

Tabelle 1: Neue Mitglieder<br />

Seit der letzten Bunsentagung sind verstorben<br />

Dr. Günther Blome<br />

Prof. Dr. Siegfried Dähne<br />

Dr. Manfred Gehrig<br />

Prof. Dr. F. Arnim Henglein<br />

Prof. Dr. Nils Jaeger<br />

Prof. Dr. Dieter M. Kolb<br />

Prof. Dr. Hans-Heinrich Möbius<br />

Prof. Dr. Bernward Stuke<br />

Tabelle 2: Im letzten Jahr verstorbene Mitglieder<br />

Andreas Kilian Molberg<br />

Prof. Dr. Karina Morgenstern<br />

Christian Schaumberg<br />

Dipl.-NanoSc. Jan H.<br />

Schröder<br />

Dr. Thomas Schultz<br />

Mats Simmermacher<br />

Dr. Olga Smirnova<br />

Sebastian Sobottka<br />

Anke Stamm<br />

Prof. Dr. Jürgen Stohner<br />

Prof. Dr. Petra Tegeder<br />

Dipl.-Phys. Kai Volgmann<br />

Alexander Werkmüller<br />

Dr. Dominik Wöll<br />

André Wolf<br />

Bo Zhang<br />

Die <strong>Deutsche</strong> Bunsen-Gesellschaft trägt neben der Bunsentagung<br />

zahlreiche weitere nationale und internationale Tagungen<br />

mit. Ich möchte hier als internationale Bunsen-Diskussionstagungen<br />

erwähnen “Photocatalysis” (13. – 14. Oktober 2011,<br />

Universität Heidelberg), “Molecular Modelling of Thermophysical<br />

Properties – Science meets Engineering“ (15. – 16.9.2011,<br />

Dortmund, gemeinsam mit der DECHEMA), und das Symposium<br />

<strong>für</strong> Theoretische Chemie STC, (Sursee, Schweiz), August<br />

2011, “Designing Molecular Functionality”, organisiert durch<br />

Markus Reiher.<br />

Bunsen-Kolloquien behandelten die Themen „Diffusion in<br />

Solids“, Oktober 2011, Universität Hannover, «Molecular Thermodynamics<br />

of Complex Systems“, 25. April <strong>2012</strong>, Universität<br />

Rostock. Ganz besonders hervorzuheben ist natürlich das von<br />

Prof. Michael Grunze vorbereitete Bunsen-Kolloquium in Heidelberg<br />

„Frontiers in Physical Chemistry“ am 12.10.2011, das zum<br />

200jährigen Jubiläum des Namensgebers unserer Gesellschaft<br />

stattfand (geboren am 30. März 1811, siehe [4]). Die Bunsen-Gesellschaft<br />

hat anlässlich dieses Jubiläums die jährliche Robert-<br />

Bunsen-Vorlesung eingerichtet, die erstmals <strong>für</strong> dieses Festkolloquium<br />

am 12.10.2011 an Prof. Jürgen Troe verliehen wurde. Die<br />

Robert-Bunsen-Vorlesung <strong>2012</strong> wurde an Prof. Hans Joachim<br />

Freund, Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft, Berlin<br />

verliehen mit dem Datum 22. Mai <strong>2012</strong> an der ETH Zürich.


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

Im Rahmen des 200jährigen Bunsen-Jubiläum wurde auch eine<br />

Sonderbriefmarke herausgegeben sowie gemeinsam mit der<br />

GDCh und der Universität Heidelberg eine Gedenkplakette in Heidelberg<br />

angebracht und eine Broschüre „Robert Wilhelm Bunsen<br />

und sein Heidelberger Laboratorium“ herausgegeben [5].<br />

Im Jahr <strong>2012</strong> wird im üblichen Fünfjahresrhythmus wieder ein<br />

neues Mitgliederverzeichnis erstellt werden, und Sie werden<br />

gebeten, Ihre neuen Adressdaten an Frau Erika Wöhler, Frankfurt<br />

zu senden.<br />

Unsere Mitgliederzeitschrift, das Bunsen-Magazin, hat wie stets<br />

zahlreiche interessante Beiträge zu verzeichnen. Unserem<br />

Schriftleiter Prof. Dr. Rolf Schäfer danke ich herzlich <strong>für</strong> seine<br />

hervorragende Tätigkeit bei der Herausgabe des Bunsen-Magazins.<br />

Ich möchte hier besonders auf die Artikel in der Reihe Unterricht<br />

hinweisen. So hat die Präsidentin der GDCh, Barbara Albert,<br />

kürzlich einen Artikel „Diffraction Methods“ beigesteuert<br />

[6]. Eine Sammlung dieser Artikel ist von Prof. Rolf Schäfer und<br />

Prof. Peter C. Schmidt in einem zweibändigen Werk „Methods<br />

in Physical Chemistry“ bei Wiley <strong>2012</strong> herausgegeben worden<br />

[7], und kann am Wiley-Stand eingesehen werden (verbunden<br />

mit einer kleinen Feier und einem Glas Sekt). Dort kann auch<br />

im 2011 erschienenen dreibändigen „Handbook of High-Resolution<br />

Spectroscopy“ geblättert werden, das im vergangenen<br />

Jahr an der Bunsentagung gerade im statu nascendi war [8][9].<br />

Ebenfalls eine besondere Rolle unter unseren wissenschaftlichen<br />

Publikationen spielt die Zeitschrift Physical Chemistry<br />

Chemical Physics (PCCP), die von der Bunsen-Gesellschaft gemeinsam<br />

mit der Royal Society of Chemistry (Faraday Division)<br />

neben zahlreichen weiteren wissenschaftlichen Gesellschaften<br />

herausgegeben wird. Sie wird in diesem Jahr bei den Publikationsständen<br />

von Jane Hordern als Deputy Editor vertreten, da<br />

Philip Earis verhindert ist. Wir danken auch diesem Team <strong>für</strong><br />

die herausragend erfolgreiche Arbeit bei der Herausgabe dieser<br />

Zeitschrift, die sich zu einer der bedeutendsten internationalen<br />

Zeitschriften auf ihrem Gebiet entwickelt hat und dort mit den<br />

besten Zeitschriften weltweit im Wettbewerb besteht. Ein Heft<br />

(Interfaces of Ionic Liquids) von PCCP im Jahr <strong>2012</strong> bezieht sich<br />

spezifi sch auf das Thema der diesjährigen Bunsentagung.<br />

Im vergangenen Berichtsjahr konnten wir im Bunsen-Magazin<br />

die Glückwünsche zum 75. Geburtstag von Gerhard Ertl lesen<br />

[10]. Ich erinnere daran, dass unser Ehrenmitglied Gerhard<br />

Ertl den van’t Hoff Preis unserer Gesellschaft gestiftet hat, der<br />

auch in diesem Jahr wieder verliehen wird.<br />

Unser weiteres Ehrenmitglied Manfred Eigen konnte kürzlich seinen<br />

85. Geburtstag feiern [11]. Bekanntlich gehen auf ihn die<br />

„Manfred-Eigen-Nachwuchswissenschaftlergespräche zurück,<br />

die sehr erfolgreich sind und die ich hier anlässlich seines Geburtstages<br />

einmal im Überblick zusammenfasse (s. Tabelle 3).<br />

Aus den Manfred-Eigen-Gesprächen 2009 ist ein Buch im Jahre<br />

2011 entstanden [12], wo auch Manfred Eigen selbst einen Artikel<br />

beigetragen hat [13] neben vielen weiteren interessanten<br />

Beiträgen zu den allgemeinen Themen der Lebensentstehung<br />

auf der Erde und im Kosmos [12]. Im Jahr <strong>2012</strong> werden die<br />

Manfred-Eigen-Gespräche unter dem Thema „Molecules, Light<br />

BUNSENTAGUNG<br />

• 24. – 26. April 2008, Bad Herrenalb, Chemie und<br />

Energie, Prof. Henning Bockhorn, Karlsruhe<br />

• 4. – 6. Februar 2009, Hanse-Wissenschaftskolleg<br />

Delmenhorst, Chemische Evolution, Prof. Katharina<br />

Al-Shamery, Oldenburg<br />

• 15. – 17. März 2010, Bosch Haus Heidehof, Stuttgart,<br />

Wechselwirkung von Licht und Materie, Prof. Klaus<br />

Meerholz, Köln<br />

• Bunsen-Magazin:<br />

• Katharina Kohse-Höinghaus, Ansprache der Ersten<br />

Vorsitzenden zur Eröffnung der 107. Hauptversammlung<br />

– Heft 4, 141 (2008)<br />

• P.C. Schmidt: Die Manfred-Eigen-Nachwuchswissenschaftlergespräche<br />

– Heft 5, 180 (2008)<br />

• Katharina Salffner, Nils Bartels, Christin Hellwig,<br />

Bastian Siepchen, Christian Weber, Henning Krassen:<br />

Impressionen des Berichts über die ersten Manfred-<br />

Eigen-Nachwuchswissenschaftler-Gespräche – Heft 5,<br />

181 (2008)<br />

• Christian Hellwig, Nils Bartels, Katharina Salffner,<br />

Bastian Siepchen, Christian Weber, Henning Krassen:<br />

Wie viel Energie braucht der Mensch? – Die 2000 Watt-<br />

Gesellschaft – Heft 5, 183 (2008)<br />

• Henning Bockhorn: Nachwort zu den Manfred-Eigen-<br />

Nachwuchswissenschaftlergesprächen 2008 – Heft 3,<br />

131 (2009)<br />

• Stefan Karpitschka/Munish Chanana: Chemische Evolution<br />

– Rückblick auf die Manfred-Eigen-Nachwuchswissenschaftlergespräche<br />

2009 – Heft 4, 147 (2009)<br />

• Jacob Bierwagen: Erlebnisbericht zu den Nachwuchswissenschaftlergesprächen<br />

der <strong>Deutsche</strong>n Bunsen-<br />

Gesellschaft – Heft 4, 145 (2010)<br />

Tabelle 3: Manfred-Eigen-Nachwuchswissenschaftlergespräche<br />

and Life“ (12.-14.11.<strong>2012</strong>) von Prof. Benjamin Dietzek in Jena<br />

gestaltet [14]. Mit diesem Überblick über eine der schönsten Veranstaltungen<br />

zur Nachwuchsförderung in unserer Gesellschaft<br />

möchte ich meinen allgemeinen Bericht abschließen, der ja zu<br />

den angenehmen Pfl ichten des ersten Vorsitzenden gehört.<br />

Wie im vergangenen Jahr möchte ich im zweiten Teil meiner<br />

Rede eine programmatische Kür hinzufügen.<br />

Im Jahr 2011 hatte ich als Thema das Problem der Risiken der<br />

Treibhausgas-Emissionen <strong>für</strong> das Erdklima gewählt, was zu den<br />

grossen allgemeinen Menschheitsfragen zählt, aber auch einen<br />

besonderen Bezug zur physikalischen Chemie und unserer Gesellschaft<br />

hat (nicht zuletzt durch die frühe Arbeit des Ehrenmitgliedes<br />

unserer Gesellschaft, Svante Arrhenius [15]. Die Bedeutung<br />

dieses Themas ergibt sich daraus, dass das Klimarisiko<br />

neben dem immer noch bestehenden Risiko eines Weltkrieges<br />

mit Nuklearwaffen die größte bekannte potentielle Bedrohung<br />

der Menschheit in diesem Jahrhundert ist, auch wenn die Gefahr<br />

eher schleichend ist und oft nicht recht wahrgenommen wird [8].<br />

Heute will ich mich der Frage der Risiken und Chancen in der<br />

Forschungsförderung zuwenden. Dieses Thema ist von offensichtlicher<br />

direkter Bedeutung <strong>für</strong> alle aktiv in der Wissen-<br />

183


BUNSENTAGUNG<br />

schaft Tätigen, aber indirekt auch <strong>für</strong> die Menschheit insgesamt.<br />

Auch hier gibt es neben den Chancen auch schleichende<br />

Gefahren, auf die ich aufmerksam machen will.<br />

Im Einzelnen will ich die folgenden Punkte aufgreifen:<br />

1. Wer entscheidet in der Forschungsförderung? (Institutionen,<br />

Gremien und Bürokratien).<br />

Einzelpersonen („Mäzene“)<br />

2. Wie entscheidet man, was gefördert wird? (Verfahren,<br />

Kriterien)<br />

3. Was ist das Ziel der Förderung?<br />

(Erkenntnis? Zukünftige Einnahmen-Profi t?)<br />

4. Was ist das Ziel der Forschung und der Wissenschaft überhaupt?<br />

Ich möchte hier zunächst einmal auf die Förderung durch Institutionen<br />

eingehen. Hierzu gehören bekanntlich in Deutschland<br />

die „<strong>Deutsche</strong> Forschungsgemeinschaft (DFG)“, in der Schweiz<br />

der „Schweizerische Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen<br />

Forschung“ (SNF, oder Fonds National Suisse, FNS,<br />

auch SNFNS als Logo), in Österreich der „Fonds zur Förderung<br />

der Wissenschaftlichen Forschung“ (FWF), in den USA die „National<br />

Science Foundation“ (NSF), in England das „Engineering<br />

and Physical Sciences Research Council“ (EPSRC), in Frankreich<br />

mit etwas anderer Struktur das „Centre National de Recherche<br />

Scientifi que“ (CNRS) oder europaweit relativ neu das beachtenswerte<br />

„European Research Council“ (ERC) neben vielen<br />

weiteren. Mir persönlich naheliegend ist natürlich der Schweizerische<br />

Nationalfonds, wobei es besonders sympathisch ist,<br />

dass die Zielsetzung „zur Förderung der wissenschaftlichen<br />

Forschung“ schon im Namen der Institution erscheint (allzu oft<br />

scheint die Zielsetzung in manchen Organisationen in Vergessenheit<br />

zu geraten).<br />

Es wäre nun interessant, etwas über die Qualität dieser diversen<br />

Institutionen zu sagen, was ich hier aber nicht tun will, um<br />

unnötige Peinlichkeiten zu vermeiden. Vielmehr will ich hier<br />

ganz generell etwas zu den Verfahren bei der Bewilligung zur<br />

Finanzierung von Projekten in solchen Institutionen sagen, die<br />

übrigens ähnlich auch bei Berufungen oder der Vergabe von<br />

Preisen zur Anwendung kommen. Auch die Vergabe von Preisen<br />

an jüngere Wissenschaftler, etwa auch heute wieder durch<br />

unsere Gesellschaft an die Preisträgerin und Preisträger, soll<br />

ja der Förderung ihrer Forschung dienen.<br />

1. Die Entscheidungen werden in einem Gremium von kompetenten<br />

Fachpersonen getroffen (die selbst aktive Wissenschaftler<br />

sind mit unterschiedlicher Ausrichtung, fachlich<br />

breit abgestützt) nach einem Studium von Anträgen und antragsstellenden<br />

Personen, oft unter Verwendung von zusätzlichen<br />

Detailgutachten.<br />

2. Die Entscheidungen werden von einem Stab von Bürokraten<br />

gefällt, der diverse Kombinationen von Indizes und Maßzahlen<br />

verwendet, eventuell fachliche Gutachten einholt oder<br />

nach „Bauchgefühl“.<br />

3. Purer Zufall („Lotterie“).<br />

Natürlich gibt es hier diverse Mischformen bei unterschiedlichen<br />

Institutionen. Ich möchte hier zunächst auf den Punkt 3,<br />

184<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 14. JAHRGANG · 5/<strong>2012</strong><br />

den puren Zufall, eingehen, weil Ihnen das vielleicht als Scherz<br />

erscheint. Es gibt aber durchaus ernst gemeinte Vorschläge,<br />

Entscheide zur Forschungsförderung dem Zufall zu überlassen,<br />

was ich hier mit einem Zitat belegen möchte [16], wo man<br />

auch noch mehr zu diesem Thema fi nden kann: „I suggest that<br />

the Engineering and Physical Science Research Council throw<br />

out the panels, throw out the referees and have a lottery for<br />

all the available funds. Such a system would be fairer than<br />

the present one and would also be better at supporting truly<br />

original research. Pure chance must give more hope than the<br />

opinions of a subset of my peers.“ (Les Allen).<br />

Ein Argument, das zugunsten der Zufallsentscheidung gerne<br />

vorgebracht wird, ist ihre „Gerechtigkeit“ (bei ehrlicher Anwendung<br />

gibt es keine Bevorzugung). Es stimmt schon in gewisser<br />

Weise, dass der pure Zufall „gerecht“ ist, aber Gerechtigkeit<br />

durch Zufall ist nur gut „wenn uns etwas durch ihn „zu-fällt“,<br />

wenn der Zufall von uns abfällt, dann ist dies eben eher Abfall“.<br />

Ich möchte nicht mehr Zeit auf diese Methode verschwenden,<br />

denn es ist offensichtlicher Blödsinn, dazu erscheint sie mir<br />

auch als unmoralisch. Als Vergleich: Was würden unsere Studierenden<br />

sagen, wenn wir die Notenvergabe in Prüfungen durch<br />

das Los ermitteln würden anstelle einer sorgfältigen Evaluation<br />

der Prüfungsleistung? Die Zufallsmethode wird auch selten bewusst<br />

eingesetzt. Sie spielt jedoch als Beitrag zu Mischformen<br />

mit anderen Verfahren unter gewissen Voraussetzungen eine<br />

große Rolle, meist ohne dass dies bewusst wird (siehe unter<br />

Mythos 1 unten). Bewusst eingesetzt werden meist die Methoden<br />

1 und 2, also Entscheidungsfi ndung durch Gremien und<br />

Personen diverser Provenienz.<br />

Damit kommen wir zur zweiten Frage nach den Kriterien, die<br />

bei der Entscheidungsfi ndung bei der Bewilligung zur Finanzierung<br />

von Projekten eingesetzt werden (auch bei Berufungen,<br />

Preisen etc.). Hier kann man die folgenden Hauptkriterien unterscheiden:<br />

1. Projektqualität, meistens ermittelt durch detaillierte Fachgutachten.<br />

2. Forscherpersönlichkeit, erschlossen aus früheren Forschungsleistungen<br />

und weiteren Informationen wie persönliche<br />

Vorstellung, Gespräche, Vorträge etc. Der Präsident<br />

der Humboldt-Stiftung Helmut Schwarz hat dies einmal<br />

prägnant als „Fund people, not projects“ formuliert [17].<br />

Naturgemäß steht dieses Kriterium etwa bei Berufungen im<br />

Vordergrund.<br />

3. Bürokratische Indices wie Zitatindices (Totalzahl von Zitaten,<br />

h-Index etc.), Drittmitteleinwerbung (Geldsumme, Projektzahl),<br />

Zahl der beteiligten Forscherinnen und Forscher<br />

in Forschungsverbänden, Zahl der Publikationen (eventuell<br />

gewichtet mit „Impact Factor“ der Zeitschrift, Zahl als „Erstautorin“<br />

oder „Letztautor“ oder durch spezifi schen Bezug<br />

zum Projektinhalt etc., oder etwa nur Zahl der Publikationen<br />

in „Science“ zählt usw.)<br />

Nach meiner Erfahrung werden in unterschiedlichen Organisationen<br />

und Gremien die drei genannten Hauptkriterien mit<br />

sehr unterschiedlichen Gewichten verwendet, was man zunächst<br />

einmal als Tatsache ohne Wertung festhalten kann.<br />

In der mathematisch-naturwissenschaftlichen Abteilung des


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

Schweizerischen Nationalfonds, wo ich nahezu 10 Jahre als<br />

Forschungsrat tätig war, werden fast ausschließlich die Kriterien<br />

1 und 2 eingesetzt (ich möchte wertend hinzufügen: glücklicherweise),<br />

wobei sich in neuerer Zeit manchmal Argumente<br />

aus dem Punkt 3 in die Diskussion einschleichen, aber kein<br />

großes Gewicht haben. Hierbei ist vielleicht zu bemerken, dass<br />

das genannte Gremium aus ausgewählten Wissenschaftlern<br />

besteht, die im Schweizerischen Sinne im „Milizsystem“ (jeder<br />

Bürger ist Teilzeitsoldat) einen begrenzten Teil ihrer Zeit (und<br />

während einer begrenzten Periode) <strong>für</strong> die Mitarbeit in dem<br />

Gremium zur Verfügung stellen, ohne aus der aktiven Wissenschaft<br />

auszuscheiden. Ein solches Gremium ist naturgemäßbestimmt<br />

von wissenschaftlicher Argumentation und weniger<br />

anfällig <strong>für</strong> bürokratische Maßzahlen. Es sind mir aber auch<br />

andere Institutionen und Gremien bekannt, wo Punkt 3 eine<br />

dominierende Rolle spielt und zwischen diesen beiden Grenzen<br />

gibt es viele Übergangsbeispiele.<br />

Nachdem ich hier in meinem Vortrag schon zu Wertungen<br />

übergegangen bin, möchte ich das noch verstärken, indem<br />

ich auf einige schwerwiegende und zunehmende Missstände<br />

hinweise. Hierzu gehört, was ich als „Mythen“ bei der Evaluation<br />

wissenschaftlicher Projekte (und allgemeiner von wissenschaftlicher<br />

Forschung, Forscherinnen und Forscher) bezeichnen<br />

möchte. Dies sind<br />

Mythos 1: Hohe Ablehnungsquoten A (bei Förderungsverfahren,<br />

Zeitschriften etc.) zeugen <strong>für</strong> hohe Qualität des Verfahrens<br />

(„Kompetitivität“). Der Unsinn dieser weitverbreiteten Ansicht<br />

ist leicht durch eine Grenzwertbetrachtung erkennbar: Beim<br />

Grenzwert A → 1 wird nichts mehr bewilligt, alles abgelehnt.<br />

Das wäre dann das besonders gute Verfahren, wo Gesuchsteller<br />

Anträge einreichen, Gremien Gutachten einholen und<br />

diskutieren, aber in den Entscheidungen nichts mehr bewilligen,<br />

der totale Leerlauf. Das ist offensichtlich Blödsinn. Aber<br />

auch bei hohen Ablehnungsquoten A < 1, z.B. 0.9, sind die Verfahren<br />

meist von schlechter Qualität. Hier spielt dann erfahrungsgemäß<br />

bei der Schlussauswahl der wenigen geförderten<br />

Projekte der oben erwähnte Zufall effektiv eine entscheidende<br />

Rolle, weil es eben keine verwertbaren anderen Kriterien mehr<br />

gibt, dann könnte man auch gleich das Los entscheiden lassen<br />

und sich viel Arbeit sparen. Natürlich führt auch der andere<br />

Grenzfall (A = 0, alles wird bewilligt) in der Regel nicht zu einem<br />

effi zienten Einsatz von Forschungsmitteln.<br />

Eine Zahl <strong>für</strong> eine „richtige“ Ablehnungsquote <strong>für</strong> gute Qualität<br />

kann man nicht angeben. Sachlich richtig wäre es eben, alle<br />

guten Projekte zu bewilligen und alle schlechten abzulehnen.<br />

Wie viele das jeweils sind, hängt vom Zusammenhang ab und<br />

auch vom Umfeld, dem Wissenschaftsbereich und der Wissenschaftstradition<br />

etwa in einem Land. Nach meiner Erfahrung<br />

in der physikalisch chemischen Forschung im mitteleuropäischen<br />

Umfeld ist aber in der Regel ein Wert von A = 0.4 ± 0.2<br />

im sinnvollen Bereich und bei A > 0.8, also weniger als 20%<br />

Bewilligung, sinkt die Verfahrensqualität und Effi zienz sehr<br />

schnell und drastisch ab.<br />

Mythos 2: Zitathäufi gkeiten spiegeln die Bedeutung einer wissenschaftlichen<br />

Arbeit wieder. Kennern der Materie ist der<br />

Unsinn dieser Aussage wohlbekannt und mit vielen Beispielen<br />

BUNSENTAGUNG<br />

belegt. Ich zitiere hier ein sehr prominentes Beispiel, das von<br />

R. N. Zare diskutiert wurde [18]. Die Arbeit von S. Weinberg „A<br />

Model of Leptons“ [19] hat maßgeblich das sogenannte „Standard<br />

Modell“ der Hochenergiephysik geprägt (und hat auch<br />

maßgeblich zur Verleihung des Nobelpreises an Weinberg beigetragen,<br />

sie hat übrigens auch Bedeutung bis in die aktuelle<br />

physikalische Chemie der molekularen Chiralität [20] hinein).<br />

Nach Zare wurde die Arbeit 1967 und 1968 gar nicht zitiert,<br />

1969 und 1970 jeweils einmal (1971 4 Zitate, davon 1 Selbstzitat).<br />

Das bedeutet, dass diese sehr bedeutende Publikation<br />

im genannten Zeitraum nichts zum „impact“ der betreffenden<br />

Zeitschrift (Phys. Rev. Letters) beigetragen hätte, ebenso auch<br />

nicht zur Berufung oder Beförderung von Weinberg oder zur<br />

Förderung seiner betreffenden Forschung, wenn man bei der<br />

Begutachtung auf diese Daten geschaut hätte. Analoge Beispiele<br />

gibt es viele (bei [21] fi ndet man eine Graphik <strong>für</strong> einige<br />

klassische NMR-Arbeiten), wenn auch nicht alle Fälle dieser<br />

Art dann mit einem Nobel-Preis enden. Heute, nach dem Nobel-Preis,<br />

ist die Arbeit von Weinberg mit über 5000 Zitaten viel<br />

zitiert, was aber irrelevant bezüglich der Verwendung solcher<br />

Daten im Zeitpunkt der Entscheide über (weitere) Forschungsförderung<br />

ist (der typische Zeitraum hier<strong>für</strong> wäre ja ca. 1967-<br />

1970 gewesen, heute stellt sich diese Frage nicht mehr). Ich<br />

will das nicht weiter vertiefen, sondern gleich zum nächsten,<br />

nahe verwandten Mythos kommen.<br />

Mythos 3: Der aus den Zitathäufi gkeiten der ersten Jahre nach<br />

Publikation hergeleitete „Impact Factor“ einer Zeitschrift spiegelt<br />

deren Qualität wieder (z.B. „Science“ mit ihrem riesigen Impact<br />

Factor ist eine „hervorragende Zeitschrift“). Das Beispiel<br />

aus dem Mythos 2 zeigt eigentlich, dass die Grundlage schon<br />

im Einzelfall hier<strong>für</strong> falsch ist. Gelegentlich wird aber behauptet,<br />

durch die kumulative Verwendung vieler solcher Einzelfälle<br />

werde der „Impact factor“ doch ein sinnvolles Maß. Kenner<br />

wissen, dass das nicht der Fall ist. Es gibt gute Zeitschriften (in<br />

unserem engeren Gebiet etwa PCCP, J. Chem. Phys., J. Phys.<br />

Chem. oder Mol. Phys.) mit relativ tiefen „Impact Faktoren“ (im<br />

Vergleich zu Science, deren Qualität als eher zweifelhaft eingestuft<br />

werden muss). Selbst wenn man nicht auf das böse Zitat<br />

zurückgreifen will, dass die „Voraussetzung <strong>für</strong> die Publikation<br />

einer Arbeit in „Science“ sei, dass sie entweder falsch oder gestohlen<br />

ist“ (zu „falsch“ erinnere ich sehr markant die kritische<br />

Diskussion in [22], oder [23], kommentiert in [24], neben sehr<br />

vielen weiteren Beispielen), so werden jedenfalls viele Fachleute<br />

in unserem Gebiet der milderen Aussage zustimmen,<br />

dass die Beziehung von „Science“ zu den anderen vier aus<br />

unserem Gebiet genannten Zeitschriften etwa so ähnlich ist,<br />

wie sich in der allgemeinen Presse der Schweizer „Blick“ oder<br />

die „Bildzeitung“ zur „Neuen Zürcher Zeitung“ oder der „Frankfurter<br />

Allgemeine“ verhalten. Natürlich gibt es auch wissenschaftliche<br />

Zeitschriften ungetrübter, hoher Qualität mit relativ<br />

hohen, wenn auch nicht den höchsten „Impact“ Faktoren (z.B.<br />

Angewandte Chemie). Es gibt eben keine einfache Beziehung<br />

zwischen Qualität und Impact Faktor. Ein hoher Impact Factor<br />

spricht auch nicht notwendig gegen eine Zeitschrift.<br />

Mythos 4: Der sogenannte h-Index (Hirsch-Index) ist ein geeignetes<br />

Maß <strong>für</strong> die Bedeutung eines Wissenschaftlers oder einer<br />

Wissenschaftlerin. Hirsch, der dieses bibliometrische Maß<br />

eingeführt hat [25], hat das behauptet und tatsächlich vorge-<br />

185


BUNSENTAGUNG<br />

schlagen, man solle es als Grundlage <strong>für</strong> die Entscheidungen<br />

zu Berufungen und Beförderungen junger Wissenschaftler verwenden<br />

(„tenure“ Entscheid im amerikanischen System). Der<br />

Unsinn dieser Behauptung ist <strong>für</strong> Kenner der Materie auch durch<br />

viele Beispiele bekannt und z.B. in den Artikeln von Molinié<br />

und Bodenhausen [21] und Ernst [26] in Chimia dargelegt (im<br />

Bunsen-Magazin nachgedruckt [27, 28] und mit einer späteren<br />

Ergänzung versehen [29]). Ich verweise hier auf diese sehr guten<br />

Diskussionen und wende mich noch einer weiteren quantitativen<br />

Maßzahl zur Messung der Forschereffi zienz zu. Das ist die sogenannte<br />

„Drittmitteleinwerbung“ (D), die von vielen Bürokraten oft<br />

und gerne eingesetzt wird und etwa defi niert werden kann als<br />

Summe der eingeworbenen Finanzmittel<br />

D (1)<br />

Zahl der beteiligten Forscher<br />

Eine solche Zahl ist natürlich leicht <strong>für</strong> jeden Forscher oder Forschergruppe<br />

zu erfassen (daher die Beliebtheit). Bei einigem<br />

Nachdenken kommt man aber schnell zum Schluss, dass <strong>für</strong><br />

den optimalen Einsatz von Forschungsmitteln eher eine Maßzahl<br />

verwendet werden sollte, wo die fi nanziellen Mittel im Nenner<br />

stehen (wenn überhaupt), etwa die Forschungseffi zienz F:<br />

Wissenschaftliche Erkenntnis<br />

F (2)<br />

eingesetzte finanzielle Mittel<br />

Ich kann hier Martin Suhm zitieren [30] „Es wäre jedenfalls<br />

nicht verkehrt, wenn die ausgegebene (Dritt-)Mittelsumme<br />

ab und zu auch dort einmal auftauchte, wo sie im Sinne der<br />

Nachhaltigkeit und Effi zienz zu suchen ist: Im Nenner statt im<br />

Zähler.“ Das Problem <strong>für</strong> den bürokratischen Einsatz dieser<br />

„Maßzahl“ F ist, dass die „wissenschaftliche Erkenntnis“ nicht<br />

durch eine Zahl erfasst werden kann, die Gleichung (2) ist also<br />

keine wirkliche Größengleichung, sondern nur symbolisch (es<br />

sei denn, man verwendet statt „wissenschaftliche Erkenntnis“<br />

die Zahl der Publikationen oder Zahl der Zitate etc., was in der<br />

Tat gemacht wird, aber wie schon vermerkt, unsinnig ist).<br />

Ich will das abschließen mit einem Kommentar zur Gefahr des<br />

Unsinns der Verwendung bibliometrischer Daten in der Forschungsförderung.<br />

In der Tat werden wir immer häufi ger mit einer<br />

solchen Verwendung konfrontiert, sei es durch Bürokraten<br />

oder durch bibliometriegläubige Wissenschaftler. Ich kann hier<br />

als ein Beispiel von vielen aus einem Berufungsgutachten, der<br />

Vertraulichkeit halber nur anonym und etwas variiert zitieren:<br />

“... in our country bibliometric counts are most heavily weighted“.<br />

Der Gutachter stammte aus einem nordeuropäischen<br />

Land und hat seine Schlussfolgerungen im Gutachten dann<br />

auch maßgeblich auf dieser Grundlage gezogen. Allerdings hat<br />

die Kommission das Gutachten dann als nicht aussagekräftig<br />

eingestuft und unberücksichtigt gelassen (glücklicherweise!).<br />

Ich <strong>für</strong>chte, es gibt einige schlechte Kommissionen, wo solche<br />

Daten und entsprechende Gutachter dann entscheidend<br />

sind. In der Tat habe ich solche Bibliometriegläubigkeit auch<br />

von ernstzunehmenden Wissenschaftlern erlebt. Einmal gab<br />

es den Kommentar dazu, es gäbe doch gar keine „objektive<br />

Alternative“, aber auch das ist Unsinn.<br />

Eine offensichtliche Alternative ist im Artikel von Richard Ernst<br />

so formuliert [28]: „And there is, indeed, an alternative: Very<br />

simply start reading papers instead of merely rating them by<br />

counting citations.”<br />

186<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 14. JAHRGANG · 5/<strong>2012</strong><br />

Natürlich kostet die Befolgung dieses Rates Zeit und Sachverstand,<br />

was den Bürokraten fehlt. Weitere Alternativen sind<br />

sehr schön <strong>für</strong> einige Kriterien bei Berufungs- (oder Tenure-)<br />

Verfahren an der Stanford University von Richard Zare zusammengefasst<br />

[18]:<br />

1. First of all they must be good departmental citizens.<br />

2. Second they must become good teachers.<br />

3. The Department wants them to become great researchers<br />

(This last criterion is the most diffi cult).<br />

We ask experts, whether the research of the candidate has<br />

changed the view of the nature of chemistry in a positive way.<br />

… it is not based on the number of papers, with an algorithm<br />

on impact factor, etc.<br />

… do not discuss h-index metrics<br />

… do not count publications or rank them as to who is fi rst<br />

author<br />

We just ask: has the candidate really changed signifi cantly<br />

how we understand chemistry.<br />

Ich würde aus meiner langjährigen Erfahrung im Vorsitz bei Berufungskommissionen<br />

an der ETH sagen, dass dies auch dort<br />

sehr vergleichbar gilt, wenn auch immer wieder einmal der Versuch<br />

gemacht wird, Bibliometrie in die Verfahren einzuschleusen.<br />

Besonders junge Leute sagen mir an dieser Stelle oft, dass<br />

sie sehr wohl Universitäten kennen, wo bibliometrische Daten<br />

bei Berufungen wesentlich oder gar entscheidend mit berücksichtigt<br />

werden. Die Antwort darauf lautet ja, es gibt eben auch<br />

schlechte Universitäten, und wenn dann gefragt wird, wie man<br />

schlechte Universitäten von den guten unterscheidet, dann ist<br />

die Antwort: jedenfalls nicht mit bibliometrischen Daten oder<br />

„Rankings“. Wohl aber kann zum Beispiel das Vorgehen einer<br />

Universität bei Berufungen Hinweise darauf geben, ob sie gut<br />

oder schlecht ist.<br />

Dass die Kriterien zu Lehre und Forschung gemäß den Punkten<br />

2. und 3. von Zare im Berufungsverfahren an Hochschulen<br />

wichtig sind, ist selbstverständlich. Die Forderung 1. nach dem<br />

„good citizen“ mag vielleicht Manchen erstaunen und den Verdacht<br />

aufkommen lassen, man wolle nur „angepasste Typen“<br />

berufen. Dem ist nicht so, vielmehr kommt die Forderung nach<br />

dem „good citizen“ aus der leidvollen Erfahrung: „because bad<br />

citizens can damage good science“. Diese Problematik wird in<br />

der Wissenschaft gerne verschwiegen oder kleingeredet, ist<br />

aber in Wahrheit sehr ernst, da die Schäden durch „bad citizens“<br />

auch <strong>für</strong> die Forschung direkt und indirekt enorm sein<br />

können. Schlechtes Verhalten kann als blanke Fälschung in der<br />

Forschung auftreten (und die Schäden sind viel größer als irgend<br />

ein potentiell vom Fälscher erhoffter Nutzen <strong>für</strong> ihn selbst<br />

[31]), oder es kann um Betrug an einem Kooperationspartner<br />

in der Forschung gehen, der hintergangen und ausgebootet<br />

wird. Ein solches Beispiel in der Auseinandersetzung zwischen<br />

O. Piccioni und E. Segré in der Entdeckung des Antiprotons ging<br />

bekanntlich bis vor die Gerichte mit riesigen indirekten Schäden<br />

<strong>für</strong> die Forschung und ihr Ansehen [32]. Dass Segré ein schweres<br />

Unrecht an seinem Kollegen begangen hat, kann kaum bezweifelt<br />

werden. Es wurde aber nicht geahndet, sogar vielleicht<br />

belohnt, was kein gutes Licht auf diesen Bereich der Physik in<br />

dieser Zeit wirft. Dass das Problem überhaupt an die Öffentlichkeit<br />

getragen wurde, ist die Ausnahme. Meist werden solche Vergehen<br />

mit einem Mantel des Schweigens überdeckt. Ich erwäh-


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

ne hier lieber nicht ein Beispiel aus der physikalischen Chemie,<br />

das mir bekannt ist, um nicht den friedlichen Himmelfahrtstag<br />

an der Bunsentagung zu einem „dies irae“ werden zu lassen.<br />

Grundsätzlich geht es bei der Frage nach einem moralisch guten<br />

Verhalten der „Bürger der Wissenschaftsrepublik“ ja auch<br />

nicht eigentlich um etwas Wissenschafts- oder Forschungsspezifi<br />

sches, sondern um ein Prinzip allgemein menschlichen Verhaltens.<br />

Ein Motto der ETH Zürich „Prima di essere ingegneri<br />

voi siete uomini“, formuliert in der Antrittsvorlesung eines ihrer<br />

ersten Professoren, Francesco de Sanctis (1817 - 1883) hat<br />

hier Gültigkeit. Die Förderung der Forschung durch menschlich<br />

korrektes Verhalten beruht hier eben unter anderem in der Abwendung<br />

von Schaden. Der hiermit abgeschlossene Abschnitt<br />

unserer Diskussion der Forschungsförderung hat sich mit der<br />

Berufung von Professorinnen und Professoren an Hochschulen<br />

befasst. Tatsächlich sind gute Berufungen an Hochschulen die<br />

wichtigste, langfristig wirksame und sehr effi ziente Form der<br />

Forschungsförderung. Großzügige, stabile Berufungszusagen,<br />

ihr Einhalten, Vertragstreue und Verlässlichkeit sind entscheidende<br />

Elemente, die leider auch an den besten Hochschulen<br />

in neuerer Zeit einer zunehmenden Korrosion ausgesetzt sind.<br />

Grundlagenforschung braucht aber hervorragende Wissenschaftler<br />

und die Freiräume [17], die ihnen durch angemessene<br />

Berufungszusagen geschaffen werden als wichtigste Säule<br />

der Forschungsförderung an Hochschulen. Freiräume werden<br />

auch geschaffen durch Abbau der Bürokratie, was mich zu einem<br />

der größten Risiken der aktuellen Forschungsförderung<br />

führt: dem unaufhaltsamen Wachstum der Bürokratie. Das<br />

kann besonders in der Forschung großen Schaden anrichten<br />

[33]. Auch dies ist kein auf die Wissenschaft beschränktes Phänomen.<br />

Viel wurde hierüber geschrieben und Abbildung 1 zeigt<br />

als Zitat aus einem Klassiker auf diesem Gebiet das exponentielle<br />

Wachstum der Bürokratie in der britischen Kolonialverwaltung<br />

nach Parkinsons Gesetz [34]. „Parkinson’s Law“ hat zu<br />

allerlei scherzhaften Kommentaren Anlass gegeben, es ist aber<br />

eine ernste Angelegenheit, auch die Krebszellen einer Krebsgeschwulst<br />

folgen diesem Wachstumsgesetz (bis es durch eine<br />

Katastrophe beendet wird). Eine Analyse des Personalbestandes<br />

in der Wissenschafts- und Hochschulbürokratie zeigt bedenkliche<br />

Analogien, die ich aber hier nicht vertiefen will. Ich<br />

möchte hier ausdrücklich festhalten, dass dies kein Rundumschlag<br />

gegen jede Hochschul- oder Forschungsförderungsverwaltung<br />

ist. Es gibt sie, die „gute Verwaltung“, die der Wissenschaft<br />

recht eigentlich dient. Der Personalbestand wächst dort<br />

allerdings nicht, sein Anteil nimmt eher ab.<br />

Abschließend möchte ich mich noch dem grundsätzlichen<br />

„Warum?“ der Forschungsförderung und Naturwissenschaft<br />

überhaupt zuwenden und mit einigen Zitaten belegen. Man<br />

darf ja fragen, warum will man Naturwissenschaft überhaupt<br />

betreiben und fi nanziell fördern? In einer Doktoratsfeierrede<br />

2004, die inzwischen mehrfach abgedruckt wurde, habe ich<br />

wesentliche Gründe zusammengefasst [35]:<br />

Grundlagenforschung warum?<br />

1. Zum persönlichen Glück der Erkenntnis<br />

2. Als Beitrag zum Wissensgebäude der Menschheit –<br />

zum Verständnis der Welt und des Menschen<br />

3. Direkt und indirekt als Beitrag zur Verbesserung der<br />

Lebensbedingungen der Menschheit – zum Überleben.<br />

BUNSENTAGUNG<br />

Abbildung 1: Logarithmus des Personalbestandes der britischen Kolonialverwaltung<br />

ln N Personal als Funktion der Zeit nach Daten aus [34] logarithmiert<br />

aufgetragen, um die Geschwindigkeitskonstante des exponentiellen Wachstums<br />

zu ermitteln (nach einer Übung der Kinetikvorlesung an der ETH Zürich).<br />

Der erste Grund ist ein starkes persönliches Motiv <strong>für</strong> die Forschenden<br />

selbst. Der zweite und besonders der dritte Grund<br />

gibt eine Begründung, warum die Gesellschaft dies fi nanziell<br />

fördern sollte.<br />

Der erste erwähnte Grund wurde in unnachahmlicher Weise<br />

schon von Demokrit aus Abdera (ca. 460-370 vor Christi Geburt)<br />

formuliert:<br />

Über den Wissenschaftler sprechend lautet das frei übersetzt<br />

auf Deutsch: „Er will lieber eine einzige Grunderkenntnis fi nden<br />

als König der Perser werden.“<br />

oder in den Worten eines Gedichtes von Rose Ausländer [36]<br />

Du bist<br />

unwiderstehlich<br />

Wahrheit<br />

Ich erkenne dich<br />

und nenne dich<br />

Glück.<br />

Man kann auch den Demokritschen Text etwas verlängert und<br />

ergänzt frei übersetzen:<br />

Lieber eine einzige Grunderkenntnis erhalten und vermitteln<br />

… als Präsident der USA zu werden.<br />

… als Reichtum und Wirtschaftsmacht von Bill Gates zu erhalten.<br />

… als eine große Bombe zu bauen.<br />

… als 10 Publikationen in Science.<br />

… als in die Weltspitze der Zitatenliste zu kommen.<br />

… als 100 Fernsehauftritte zu haben.<br />

… .....<br />

187


BUNSENTAGUNG<br />

Grundlagenforschung: Warum nicht?<br />

1. Nicht, um anderen Menschen zu schaden<br />

2. Nicht, um jemanden im „Wettlauf“ zu übertreffen<br />

3. Nicht, um Macht auszuüben<br />

4. Nicht, um reich zu werden<br />

Es gibt aber auch noch den weiteren Aspekt des Dienstes an<br />

der Menschheit in einem weiteren Sinn. Bei der angewandten<br />

Forschung ist das in der einen oder anderen Weise meist offensichtlich.<br />

Bei der Förderung der Grundlagenforschung wird dieser<br />

Aspekt jedoch oft vergessen. Das will ich mit der Schrödinger-Gleichung,<br />

einer der grundlegenden Gleichungen <strong>für</strong> Physik<br />

und Chemie erläutern [37-41].<br />

h (<br />

q, t)<br />

i Hˆ (<br />

q, t)<br />

(3)<br />

2<br />

t<br />

Diese Gleichung wurde von Erwin Schrödinger bekanntlich<br />

1926 <strong>für</strong> eine weitergehende Formulierung der Quantentheorie<br />

eingeführt ([37-41], siehe auch [42]), zunächst einmal als<br />

reine Grundlagenforschung der theoretischen Physik, weitab<br />

von jeder praktischen oder technischen Anwendung. Heute<br />

gibt es Schätzungen, dass etwa 20% des Bruttosozialproduktes<br />

moderner Industriestaaten in einem allgemeinen Sinne auf<br />

Anwendungen der Quantenmechanik beruhen.<br />

Eine hierzu verwandte Aussage zur Grundlagenforschung im<br />

Bereich von Elektrizität und Magnetismus Anfang des 19. Jahrhunderts,<br />

lange vor deren Anwendungen, wird als Vorhersage<br />

von Michael Faraday berichtet [17], der auf die Frage nach<br />

dem „Nutzen“ gesagt haben soll „Lord Gladstone, one day, you<br />

will tax it“, wie wahr! (allerdings <strong>für</strong> Regierungen lange nach<br />

Lord Gladstone). Ähnliche Beispiele gibt es viele, kleine und<br />

große. Die Förderung der wissenschaftlichen Forschung birgt<br />

wohl die größte Chance unter allen Investitionen der Menschheit<br />

in ihre Zukunft.<br />

Ich will mit einer Anekdote zur Schrödinger-Gleichung schließen,<br />

die uns schließlich von Zürich nach Leipzig bringen soll.<br />

Liest man in Moore’s Schrödinger-Biographie zur Entstehungsgeschichte<br />

der Schrödinger-Gleichung nach [43], so fi ndet<br />

man die Aussage, dass Schrödinger sie in einem Ferienaufenthalt<br />

über die Weihnachts- und Neujahrsfeiertage 1925/26<br />

formuliert hat (also offensichtlich quasi als Privatmann ohne<br />

zusätzliche fi nanzielle „Förderung“ dieser Forschung in dieser<br />

Ferienzeit, aber mit dem Gehalt aus seiner Berufung, den SNF<br />

gab es damals noch nicht, und er würde solche Ferien auch<br />

nicht fi nanzieren). Als Aufenthaltsort gibt Moore die „Villa Herwig“<br />

in Arosa an und zeigt auch ein Bild [43]. Schaut man vor<br />

Ort in Arosa nach, so fi ndet man, dass es sich in Wahrheit um<br />

die „Villa Frisia“ handelt. Das Bild zeigt tatsächlich diese Villa<br />

Frisia trotz der falschen Bildlegende und dem entsprechenden<br />

Text. Schrödinger hat vermutlich dort logiert. Dass er die<br />

Schrödinger-Gleichung während seines Aufenthaltes in Arosa<br />

gefunden hat, (oder wenigstens den entscheidenden ersten<br />

Schritt hierzu) ist gut dokumentiert, dass es in diesem Hause<br />

war, ist nur eine weitgehend unbegründete Vermutung, es<br />

könnte z.B. auch ein Café in Arosa gewesen sein. Noch schöner<br />

ist meine Hypothese (nicht näher begründet), dass er durch einen<br />

Besuch im Bergkirchli (s. Abbildung 2) auf 1900 m Höhe,<br />

einer Walserkirche von 1492, inspiriert wurde und so die Glei-<br />

188<br />

Abbildung 2: Bergkirchli (Foto R. Quack)<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 14. JAHRGANG · 5/<strong>2012</strong><br />

chung fand. Das Bergkirchli ist in einem kurzen Spaziergang<br />

von Schrödingers Logis in Arosa zu erreichen.<br />

Eine solche himmlische Inspiration Schrödingers zu seiner<br />

Gleichung, die die „Musik der Atome und Moleküle“ beschreibt,<br />

mag etwas weit hergeholt sein (aber passend zum Himmelfahrtstag),<br />

nachgewiesen ist aber etwa Bachs Motivation zu<br />

seiner in seinem langen Aufenthalt als Thomaskantor in Leipzig<br />

komponierten Musik und sehr explizit <strong>für</strong> einen Orgelchoral<br />

„Vor Deinen Thron tret ich hiermit“, den er als letztes Werk kurz<br />

vor seinem Tode niederschrieb (aufbauend auf einem früheren<br />

Choral) [44]. Der Protestant Bach hat hier mit Erwähnung<br />

seiner „Werke“ ein Element katholischer Theologie verwendet.<br />

Diese Motivation jenseits von Ruhmhascherei, Profi tsucht und<br />

ähnlichem kann man auch bei kreativen Menschen in der Wissenschaft<br />

fi nden, sicher etwa bei Albert Einstein [44]. Vielleicht<br />

ist auch erwähnenswert, dass Bach zu seiner Zeit zwar bekannt<br />

war, aber durchaus nicht der berühmteste („meistzitierte“)<br />

Komponist. Seine Wiederentdeckung erfolgte langsam, vielleicht<br />

beginnend mit Mozarts Besuch in Leipzig 1788 und dann<br />

intensiv mit der Wiederbelebung von Bach durch Felix Mendelssohn<br />

Bartholdy in Leipzig 1835-47. Die Schönheit seiner Musik<br />

können wir erfassen, aber nicht durch eine Maßzahl. Vielleicht<br />

gibt Ihnen die Bunsentagung auch ein wenig Gelegenheit, nach<br />

den Spuren dieser großen Musiker in Leipzig zu suchen.<br />

QUELLENNACHWEIS<br />

[1] R. W. Bunsen, Gesammelte Abhandlungen, herausgegeben<br />

von Wilhelm Ostwald und Max Bodenstein Verlag von Wilhelm<br />

Engelmann, Leipzig, 1904 (3 Bände).<br />

[2] H. Fritzsch, Flucht aus Leipzig, Piper Verlag GmbH, München,<br />

2004, H. Fritzsch, Escape from Leipzig, World Scientifi c Pub Co,<br />

Singapore, 20 08.<br />

[3] G. Jung, Bunsen-Magazin, 2009, 11, 163-164.<br />

[4] M. Quack, Bunsenmagazin, 2011, 13, 56-57.<br />

[5] Historische Stätten der Chemie, Robert Wilhelm Bunsen und<br />

sein Heidelberger Laboratorium, 2011 , gemeinsam herausgegeben<br />

von der GDCh, der DB G und der Universität Heidelberg,<br />

zu beziehen bei der Geschäftsstelle der DBG oder der GDCh.


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

[6] B. Albert, Bunsen-Magazin, <strong>2012</strong>, 14, 100-111.<br />

[7] R. Schäfer, P. C. Schmidt (Eds.), Methods in physical chemistry,<br />

Wiley-VCH, Weinheim, <strong>2012</strong>.<br />

[8] M. Qu ack, Bunsen-Magazin, 2011, 13, 138-143.<br />

[9] M. Qua ck, F. Merkt (Eds.), Handbook of High Resolution Spectroscopy.<br />

Wiley, Chichester, New Yor k, 2011. (Mitglieder der DBG<br />

können unter Hinweis auf die Teilnahme an der Bunsentagung<br />

einen Rabatt von 20% auf die Papierausgabe erhalten, das<br />

Werk ist auch online elektronisch abrufbar.)<br />

[10] H.-J. Freund, Bunsen-Magazin, 2011, 6, 215.<br />

[11] P. Schwille, P. Schuster, Bunsen-Magazin, <strong>2012</strong>, 3, 124.<br />

[12] K. Al-Shamery (Ed.), Moleküle aus dem All? Wiley-VCH, Weinheim,<br />

2011.<br />

[13] M. Eigen , Natürliche Auslese - eine physikalische Gesetzmässigkeit<br />

in der Evolution des Lebens, in Moleküle aus dem All?,<br />

(Ed.: K. Al-Shamery), Seiten 227-242, W iley-VCH, Weinheim,<br />

2011.<br />

[14] http://www.ipht-jena.de/eigen/info.html<br />

[15] S. Arrhenius, Philos Mag 5, 1896, 41, 237-276.<br />

[16] Les Allen, zitiert nach Neil Duxbury, Random Justic e, Oxford<br />

1989, Seite 89, zitiert von Hubertu s Buchstein, Forschung und<br />

Lehre 2011, 8,596-597<br />

[17 ] D. Kneißl, H. Schwarz, Angew. Chem., 2011, 123, 12578-12579.<br />

[18] R. N. Zare, Current Science, <strong>2012</strong>, 102, 9 siehe auch Angew.<br />

Chem. Int. Ed. Engl. <strong>2012</strong>, 51, 7338.<br />

[19] S. Weinberg, Phys. Rev. Lett., 1967, 19, 1264- 1266.<br />

[20] M. Quack, Fundamental Symmetries and Symmetry Violations<br />

from High Resolution Spectroscopy, in Handbook of High Resolution<br />

Spectroscopy, Vol. 1, Chap t. 18, pp. 659-722, (Eds.: M.<br />

Quack, F. Merkt), Wiley, Chichester, New York, 2011.<br />

[21] A. Molinié, G. Bodenhausen, Chimia, 2010, 64, 78-89.<br />

[22] V. Trommsdorff Abschiedsvorlesung ETH Zürich (als Aufnahme<br />

abhörbar)<br />

[23] V. I. Tikhonov, A . A. Volkov, Science, 2002, 296, 2363-2363.<br />

[24] S. Albert, B. H. Meier, M. Quack, G. Seyfang, A. Trabesinger,<br />

Chimia, 2006, 60, 476.<br />

[ 25] J. E. Hirsch, Proc. Natl. Acad. Sci. U. S. A., 20<strong>05</strong>, 102, 1656 9-<br />

16572.<br />

[26] R. R. Ernst, Chimia, 2010, 64, 90-90.<br />

[27] A. Molinié, G. Bodenhausen, Bunse n-Magazin, 2010, 5, 188-198.<br />

[28] R. R. Ernst, Bunsen-Magazin, 2010, 5, 199- 200.<br />

[29] A. Molinié, G. Bodenhausen, Chimi a, 2011, 65, 433-436.<br />

BUNSENTAGUNG<br />

[30] M. A. Suhm, Bunsen-Magazin, 2010, 12, 200 .<br />

[31] A. Pfaltz, W. F. Van Gunsteren, M. Quack, W. Thiel, D. A. Wiersma,<br />

An investigation with respect to the Po ssible Fabrication of<br />

Research Data reported in the Thesis ETH No 13629 and in the<br />

Papers Journal of Chemical Physics 112 (2000) 2575 and 113<br />

(2000) 561, July 2009, ETH, http://www.ethlife.ethz.ch/archive_articles/1<strong>2012</strong>3_Expertenbericht_tl/1<strong>2012</strong>3_Expertenbericht<br />

[32] J. L. Heilbron, The detection of the antiproton in Proceedings of<br />

the International Conference on the Restructuring of Physical<br />

Sciences in Europe and the United States 1945-1960, pp. 161-<br />

209, (Eds.: M. De Maria, M. Grilli, S. Fabio), World Scientifi c,<br />

Singapore, 1989.<br />

[33] Leó Szilárd, “The Mark Gable Foundation” in “the Voice of the<br />

Dolphins, Stanford. Thomas Schultz hat mich nach meinem Vortrag<br />

darauf aufmerksam gemacht, da ss dieser schöne Essay<br />

ein gutes Zitat zur Schädigung der Forschung durch bürokratische<br />

Förderung ist, selbst wenn grosszügig viele Finanzmittel<br />

verteilt werden.<br />

[34] C. N. Parkinson, Parkinson’s Law and other Studies in Administration,<br />

The Riverside Press, Cambridge - Massachusetts 1957,<br />

erhältlich von Buccaneer Book, Inc.<br />

[35] M. Quack, Naturwissenschaften! War um überhaupt? Warum<br />

nicht?, in Gegenworte, Heft 26, “Zweckfreie Forschung”, pp.<br />

28–35 Berlin-Brandenburgische Akademie der Wisse nschaften,<br />

2011.<br />

[36] R. Ausländer, Und nenne dich Glück. Gedichte, 5. ed., Fischer<br />

Verlag, Frankfurt, 2002.<br />

[37] E. Schrödinger, Naturwissenschaften, 1926, 14, 664-666.<br />

[38] E. Schrödi nger, Ann. d. Phys., 1926, 81, 109-139.<br />

[39] E. Schrödinger, Ann. d. Phys., 1926, 79, 361-376.<br />

[40] E. Schrödinger, Ann. d. Phys., 1926, 79, 489-527.<br />

[41] E. Schrödi nger, Ann. d. Phys., 1926, 80, 437-490.<br />

[42] F. Merkt, M. Quack, Molecular Quantum Mechanics and Molecu<br />

lar Spectra, Molecular Symmetry, and Interaction of Matt er<br />

with Radiation, in Handbook of High-Resolution Spectr oscopy,<br />

Vol. 1, Chapt. 1, pp. 1-55, (Eds.: M. Quack, F. Merkt), Wiley,<br />

Chichester, New York, 2011.<br />

[43] W. J. Moore, Schrödinger, life and thought, Cambridge University<br />

Press, Cambridge 1989, S. 195, aber siehe auch Karl<br />

Popper, Nature 1989, 342, 337.<br />

[44] M. Quack, Time and Time Reversal Symmetry in Quantum Chemi<br />

cal Kinetics, in Fundamental World of Quantum Chemistry. A<br />

Tribute to the Memory of Per-Olov Löwdin, Vol. 3, pp. 423-474,<br />

(Eds.: E. J. Brändas, E. S. Kryachko), Kluwer Adacemic Publishers,<br />

Dordrecht, 2004.<br />

189


Impressionen


Bunsentagung <strong>2012</strong>


BUNSENTAGUNG<br />

192<br />

PAUL BUNGE PRIZE <strong>2012</strong><br />

PROF. DAVID PANTALONY, PH.D.<br />

It is a pleasure for me to read<br />

the laudation prepared by Prof.<br />

Christoph Meinel for Prof. David<br />

Pantalony the recipient of the<br />

Paul Bunge Price.<br />

The Paul Bunge Price is internationally<br />

the most distinguished<br />

award for research on the history<br />

of scientifi c instruments.<br />

Ladies and gentlemen, scientifi c<br />

instruments have attracted the<br />

interest of historians only recently despite the key role the instruments<br />

have played in the emergence of modern science.<br />

Only retired scientists, collectors, and museum curators used<br />

to take such artefacts seriously.<br />

During the last three decades, however, the history of scientifi<br />

c instruments has turned into a thriving international fi eld<br />

of research.<br />

The purely technical, and often antiquarian, approach has<br />

gone. Historians now study scientifi c instruments in the context<br />

of knowledge production, laboratory practice, instrument<br />

trade, and the material culture of science.<br />

Let me just give you some background to the award. The Paul<br />

Bunge award has been endowed by the late Hans R. Jenemann.<br />

He was a collector and historian of antique chemical balances.<br />

The name of the price commemorates the leading maker of<br />

precision balances in the nineteenth century.<br />

The Hans R. Jenemann Foundation, administered by the German<br />

Chemical Society and by the German Bunsen Society for<br />

Physical Chemistry, awards the price annually for outstanding<br />

contributions to the history of scientifi c instruments.<br />

This year’s laureate is Professor David Pantalony from Canada.<br />

Prof. Pantalony received his academic education at Queen’s<br />

University and the University of Toronto.<br />

After a post-doctoral fellowship at the Dibner Institute, MIT, he<br />

became Curator of Instruments at the Bakken Library and Museum<br />

in Minneapolis.<br />

Since 2006, he acts as Curator of Physical Sciences and Medicine<br />

at the Canada Science and Technology Museum.<br />

Simultaneously he holds an Adjunct Professorship of History at<br />

the University of Ottawa.<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 14. JAHRGANG · 5/<strong>2012</strong><br />

His research is focused on the history of scientifi c instruments,<br />

on nineteenth-century science in general, and on medicine<br />

and technology during the Cold War.<br />

David Pantalony receives the Paul Bunge Price for his book<br />

“Altered Sensations: Rudolph Koenig’s Acoustical Workshop<br />

in Nineteenth-Century Paris”, published by Springer in 2009.<br />

In this work, Pantalony reconstructs the career of Rudolph<br />

Koenig who was trained as a violin maker and studied with<br />

Hermann Helmholtz (the leading experimental physiologist of<br />

the time).<br />

In 1858, he settled in Paris to open what soon would become<br />

the most important workshop for acoustical instruments of the<br />

time, and a lively intellectual centre for everyone interested in<br />

sound.<br />

But Koenig was not only a skilled craftsman producing the<br />

most elaborate and precise instruments of his time; he was<br />

also an inventor, a researcher and a promoter of new scientifi c<br />

ideas.<br />

Only to mention his Phonautograph which was the earliest<br />

known device for recording sound.<br />

Pantalony’s book takes us to the scientifi c debates about the<br />

possibility of recording and studying sound quantitatively, to<br />

the world of international instrument trade, the rise of research<br />

laboratories and class-room demonstrations.<br />

But it also deals with the artefacts themselves. The latter half<br />

of the book contains a detailed catalogue of the instruments<br />

produced and sold by Koenig’s Paris workshop, and a census<br />

of all the pieces held by museums and collections worldwide.<br />

The advisory board of the Hans R. Jenemann Foundation has<br />

unanimously proposed to award this year’s Bunge Price to Professor<br />

Pantalony for his pioneer study of one of the most fascinating<br />

instrument makers of the nineteenth century.<br />

Prof. Dr. M. Dröscher


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

BUNSENTAGUNG<br />

NERNST-HABER-BODENSTEIN-PREIS <strong>2012</strong><br />

PROF. DR. MATTHIAS FRIEDRICH KLING<br />

Die <strong>Deutsche</strong> Bunsen-Gesellschaft<br />

<strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie<br />

verleiht jährlich den Nernst-Haber-Bodenstein-Preis<br />

an junge<br />

Nachwuchswissenschaftler <strong>für</strong><br />

herausragende Leistungen im<br />

Bereich der <strong>Physikalische</strong>n Chemie.<br />

Der Preis erinnert an die<br />

großen Wissenschaftlerpersönlichkeiten<br />

Max Bodenstein, Fritz<br />

Haber und Walther Nernst.<br />

Im Jahr <strong>2012</strong> geht der Preis an<br />

Herrn Matthias Friedrich Kling vom Max-Planck-Institut <strong>für</strong><br />

Quantenoptik in Garching in Würdigung seiner herausragenden<br />

experimentellen Arbeiten zur Kontrolle der Elektronen- und<br />

Kerndynamik in Molekülen, insbesondere der Elektronenlokalisierung<br />

durch Laserimpulse auf der Femto- bis Attosekunden-<br />

Zeitskala.<br />

Herr Dr. Kling hat an der Universität Göttingen Physik studiert.<br />

Er hat 2002 am Institut <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie der Universität<br />

Göttingen bei Michael Buback und Jörg Schroeder promoviert.<br />

Anschließend war er von 2003 bis 2006 als PostDoc<br />

zunächst bei Charles Harris an der UC Berkeley und danach<br />

bei Marc Vrakking in Amsterdam. Seit 2007 arbeitet er am MPI<br />

<strong>für</strong> Quantenoptik in Garching. Dort leitet er in der Abteilung von<br />

Ferenc Krausz eine eigene Nachwuchsgruppe und wird als Emmy-Noether<br />

Stipendiat von der DFG gefördert. Seit 2009 ist er<br />

gleichzeitig Assistant-Professor an der Kansas State University<br />

und seit 2011 Adjunct-Professor an der Postech Universität in<br />

Pohang, Süd Korea.<br />

Wissenschaftlich begann Herr Kling seine Karriere auf dem Gebiet<br />

der ultra-schnellen photochemischen Prozesse im Bereich<br />

der Polymerchemie. Während seiner Doktorarbeit untersuchte<br />

er den lichtinduzierten Zerfall von Peroxiden mit Femtosekunden-Aufl<br />

ösung. Dort hat er eine Brücke geschlagen zwischen<br />

der eher synthese-technisch ausgerichteten Arbeit der Gruppe<br />

von Michael Buback auf der einen Seite und der Gruppe von<br />

Jörg Schroeder andererseits, die photochemische Elementarprozesse<br />

im UV/VIS Bereich mit Femtosekunden-Aufl ösung<br />

studierte. Zum Umfeld dieser Arbeit gehörten auch Bernd Abel,<br />

damals am Lehrstuhl von Jürgen Troe sowie Nico Ernsting, damals<br />

am MPI <strong>für</strong> biophysikalische Chemie in Göttingen.<br />

Später arbeitete Matthias Kling bei Charles Harris an der UC<br />

Berkeley über die Photolyse von Metall-Carbonylen. Aus dieser<br />

Phase sind zahlreiche Publikationen zum Thema Dynamik und<br />

Mechanismus der Carbonyl-Photolyse hervorgegangen.<br />

Bei Marc Vrakking (damals noch in Amsterdam) hat er schließlich<br />

das Arbeitsgebiet entdeckt, auf dem er inzwischen sein<br />

eigenes Profi l entwickelt hat, welches er aber auch von Anfang<br />

an selbst mitgeprägt hat. Eine der wissenschaftlich absolut<br />

bahnbrechenden Arbeiten stammt aus dieser Zeit. In<br />

dieser Arbeit aus 2006, in der Matthias Kling Erstautor ist,<br />

wird die Lokalisation von Elektronen in der dissoziativen Ionisation<br />

von D 2 mit Hilfe von 5 fs Laserpulsen mit stabiler<br />

Träger-Einhüllenden-Phase (CEP) beschrieben. Diese Arbeit<br />

hat Maßstäbe gesetzt.<br />

Seit ca. 5 Jahren arbeitet Matthias Kling in Garching und hat<br />

dort im Umfeld von Ferenc Krausz sein eigenes Profi l entwickelt.<br />

Er ist heute einer der führenden Wissenschaftler auf<br />

dem Gebiet der Ultra-Kurzpuls-Studien. Seine Schwerpunkte<br />

liegen in den Bereichen „Kontrolle von Elektronen und Kern-<br />

Dynamik in Molekülen“, „Attosekunden Molekülphysik im weichen<br />

Röntgenbereich“ sowie in jüngster Zeit „Attosekunden<br />

Nanophotonik“.<br />

Diese Arbeiten berühren Grundfragen der <strong>Physikalische</strong>n Chemie,<br />

z.B. die nach der Natur der chemischen Bindung und nach<br />

der Born-Oppenheimer Näherung. Die Spezialität von Matthias<br />

Kling sind CEP-sensitive Experimente zur Kontrolle photochemischer<br />

und photophysikalischer Elementarprozesse. Dabei hat<br />

er die exzellente Infrastruktur am Max-Planck-Institut genutzt,<br />

um Anwendungen <strong>für</strong> diese ultra-kurzen Laserpulse in der <strong>Physikalische</strong>n<br />

Chemie zu fi nden, aber auch um neue Konzepte zu<br />

entwickeln. Matthias Kling hat bereits mehr als 80 Publikationen<br />

vorzuweisen, durchweg in sehr guten Journalen.<br />

Der Nernst-Haber-Bodenstein-Preis <strong>2012</strong> wurde im Rahmen<br />

der Hauptversammlung der DBG (Bunsentagung) in Leipzig im<br />

Mai <strong>2012</strong> überreicht.<br />

Prof. Dr. K.-M. Weitzel<br />

193


BUNSENTAGUNG<br />

194<br />

Gerard Meijer<br />

Foto: Bert Beelen (<strong>2012</strong>)<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 14. JAHRGANG · 5/<strong>2012</strong><br />

VAN´T HOFF PREIS <strong>2012</strong><br />

PROF. DR. GERARD MEIJER UND<br />

PROF. DR. FRÉDÉRIC MERKT<br />

Der van´t Hoff Preis wurde<br />

2008 vom Chemienobelpreisträger<br />

Gerhard Ertl gestiftet zum<br />

Gedenken an den ersten Chemienobelpreisträger<br />

Jacobus van´t<br />

Hoff. Die Auszeichnung wird alle<br />

drei Jahre an der Bunsentagung<br />

vergeben – seit 2009 jetzt zum<br />

zweiten Mal. Der Vorstand der<br />

<strong>Bunsengesellschaft</strong> hat mich<br />

als ersten Preisträger gebeten,<br />

eine Laudatio auf die diesjährigen<br />

van´t Hoff Preisträger zu<br />

halten. Das tue ich gerne.<br />

In <strong>2012</strong> teilen sich zwei Wissenschaftler den Preis. In alphabetischer<br />

Reihenfolge werden Gerard Meijer vom Fritz-Haber<br />

Institut in Berlin sowie Frédéric Merkt von der Eidgenössischen<br />

Technischen Hochschule in Zürich (ETHZ) <strong>für</strong> ihre bahnbrechenden<br />

experimentellen Arbeiten auf dem Gebiet der kalten<br />

Moleküle geehrt.<br />

Bevor ich auf die relevanten Arbeiten komme, möchte ich zunächst<br />

einige Worte zum Lebenslauf und dem jeweils herausragenden,<br />

bisherigen wissenschaftlichen Gesamtopus der beiden<br />

Preisträger sagen.<br />

Gerard Meijer, Jahrgang 1962, hat an der Universität Nijmegen<br />

in den Niederlanden Physik studiert und dort 1988 promoviert.<br />

Die Forschungsarbeiten dazu führte er auch teilweise in Göttingen<br />

durch, – in einer gemeinsam von Antonin Dymanus und<br />

Peter Andresen betreuten Doktorarbeit zur hochaufl ösenden UV<br />

Spektroskopie von kleinen Molekülen in Gasphase. Nach einem<br />

Postdoc-Aufenthalt an dem IBM Almaden Research Center in<br />

USA wechselte Gerard Meijer wieder zurück in die Niederlande,<br />

zunächst nach Utrecht und kurze Zeit darauf 1992 nach Nijmegen.<br />

Dort hat er sich zunächst mit der damals noch recht jungen<br />

und von ihm in Almaden mitbegründeten Fragestellung der<br />

Festkörpereigenschaften von Fullerenen beschäftigt. Diese hat<br />

er mit verschiedenen meist Licht-spektroskopischen Verfahren<br />

untersucht. Aus dieser Zeit stammten auch interessante neue<br />

Methoden-Entwicklungen, u. A. im Bereich der Cavity Ring-down<br />

und Cavity-enhanced Laser Spektroskopie. In Nijmegen wurde er<br />

1995 Professor <strong>für</strong> Experimentalphysik. In den darauf folgenden<br />

Jahren begannen er und seine Arbeitsgruppe mit dem im infraroten<br />

Spektralbereich emittierenden freien Elektronenlaser FELIX<br />

am FOM-Institut <strong>für</strong> Plasmaphysik in der Nähe von Utrecht zu experimentieren.<br />

Es wurden z.B. von ihm und seiner Arbeitsgruppe<br />

damals die ersten IR Multiphotonendissoziations-Spektren von<br />

refraktären Metallcarbid Clustern aufgenommen. 2000 wurde<br />

Frédéric Merkt<br />

Foto: Giulia Marthaler, ETH Zürich<br />

er dann Direktor am FOM Institut,<br />

wo er entsprechend seine FE-<br />

LIX Aktivitäten weiter ausbauen<br />

konnte. Gleichzeitig gründete er<br />

dort auch eine neue Arbeitsrichtung,<br />

in der es um die Erzeugung<br />

und um die Eigenschaften von<br />

ultrakalten Molekülen in Gasphase<br />

geht. Davon werde ich gleich<br />

noch mehr zu sagen haben.<br />

2003 wurde Gerard Meijer als<br />

Abteilungsleiter und Direktor am<br />

Fritz-Haber Institut in Berlin-Dahlem<br />

berufen. Dort avancierte seine<br />

neue Abteilung Molekülphysik<br />

rasch zu einer der weltweit besten Adressen auf den Gebieten<br />

der Cluster- und Tieftemperaturmolekülphysik. Vor kurzer Zeit<br />

gelang es seiner Alma Mater, ihn davon zu überzeugen, ihr neuer<br />

Präsident zu werden und so wird er demnächst Berlin wieder in<br />

Richtung Niederlande verlassen.<br />

Frédéric Merkt, Jahrgang 1966, hat an der ETH Zürich Chemie<br />

studiert und ging dann als Doktorand an die Universität Cambridge,<br />

wo er 1992 im Arbeitskreis von Tim Softley mit einer<br />

Dissertation zur Laser-basierten Erzeugung und Anwendung von<br />

Vakuum ultravioletter Strahlung promovierte. Es folgten Postdoc-<br />

Aufenthalte in Orsay, Oxford und Stanford – zuletzt bei Dick Zare.<br />

In dieser Zeit beschäftigte er sich vermehrt mit den Energien und<br />

Lebenszeiten hochangeregter Rydberg Zustände in Atomen und<br />

Molekülen, – auch wie diese Rydberg Zustände von angelegten<br />

elektrischen Feldern abhängen. Frédéric Merkt wurde 1995 mit<br />

29 Jahren als Assistenzprofessor zurück an die ETH Zürich berufen<br />

und 1999 mit 33 Jahren ebendort zum ordentlichen Professor<br />

<strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie befördert. Aus seiner jüngeren<br />

Züricher Zeit stammen unter Anderem beeindruckende Arbeiten<br />

zur höchstaufl ösenden elektronischen Laserspektroskopie von<br />

isolierten Molekülen, besonders Untersuchungen von Rydberg<br />

Zuständen in der Nähe der jeweiligen Ionisierungs-Schwellen.<br />

Diese charakterisiert er mit Hi lfe der Photoionisierungs- und<br />

ZEKE Photoelektronen-Spektroskopie unter Verwendung eines<br />

einmaligen, von ihm und seiner Arbeitsgruppe entwickelten<br />

abstimmbaren XUV Lasersystems. In den letzten Jahren wurde<br />

diese Einrichtung um eine Doppelresonanzmethode erweitert,<br />

bei der XUV Strahlung mit Millimeterwellen gekoppelt wird, um<br />

damit Rydberg Zustandsenergien relativ zu einander auf 60 kHz<br />

genau bestimmen zu können. Mit diesem Methodenspektrum<br />

wurden viele spektakuläre spektroskopische Untersuchungen<br />

u. A. an astrophysikalisch und atmosphärenchemisch relevanten<br />

Radikalkationen, wie dem Methanradikalkation, ermöglicht.<br />

Dabei erwies es sich auch <strong>für</strong> Herrn Merkt als zunehmend wich-


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

tig, seine zu untersuchenden gasförmigen Spezies bei möglichst<br />

tiefen Temperaturen zu betrachten, womit wir wieder zurück<br />

zum van´t Hoff Preis kommen.<br />

Der van´t Hoff Preis <strong>2012</strong> wird <strong>für</strong> bahnbrechende Arbeiten auf<br />

dem Gebiet der kalten Moleküle verliehen. Darunter hat man<br />

in erster Näherung zu verstehen: gasförmige Teilchen, die auf<br />

sehr geringe Translationsenergien abgekühlt werden. Diese<br />

wiederum eröffnen völlig neue Perspektiven <strong>für</strong> weiterführende<br />

Arbeiten auf den verschiedensten Gebieten: z. B. der höchstauflösenden<br />

Molekülspektroskopie, der Reaktionskinetik (Stöße<br />

zwischen Teilchen mit De Broglie Wellenlängen, die größer sind<br />

als die Ausmaße der Teilchen selber), Quantencomputing oder<br />

auch der Nanotechnologie. Die <strong>für</strong> Atomstrahlen schon seit vielen<br />

Jahren bekannten und erfolgreich angewendeten resonanten<br />

Laser-Kühl Verfahren, bei denen Photonen-Impuls übertragen<br />

wird, um die Atome abzubremsen und mit denen es letztlich<br />

gelang, Bose-Einstein Kondensate zu erzeugen, versagen schon<br />

bei den kleinsten Molekülen ob deren vergleichsweise hohen<br />

Zustandsdichten. Dadurch werden mehrfache Absorptions-Emissions<br />

Zyklen erschwert, welche wiederum notwendig wären, um<br />

signifi kant abzubremsen. Gerard Meijer und seine Gruppe haben<br />

1999 Verfahren aufgegriffen, umgedacht und zum effi zienten<br />

Abbremsen von zweiatomigen Molekülen eingesetzt, die seinerzeit<br />

in der Molekularstrahlforschung zur Zustandsselektion von<br />

polaren Molekülen entwickelt worden waren. Diese basieren<br />

im Wesentlichen auf Stark Feld Verschiebungen elektronischer<br />

Zustände in inhomogenen elektrischen Feldern und den damit<br />

möglichen Umwandlungen von kinetischer in potentielle Energie,<br />

sozusagen im Vorbeifl ug. Konkret konnte die Gruppe Meijer<br />

mit einem neuartigen, 63-stufi g-getakteten „Stark-Decelerator“,<br />

auf Deutsch vielleicht am besten mit einem Wohlfühlbegriff wie<br />

„Stark-Entschleuniger“ zu übersetzten, erstmals ein Molekularstrahl,<br />

bestehend aus metastabilem CO, signifi kant abbremsen.<br />

In weiterführenden Arbeiten konnte Gerard Meijer dann einen<br />

Ammoniakstrahl auf Translationstemperaturen unter 25 mK<br />

Die Ewald-Wicke-Stiftung und der Ständige Ausschuss der<br />

Bunsen-Gesellschaft vergaben <strong>2012</strong> erstmalig den Ewald-<br />

Wicke-Preis.<br />

Die Preisverleihung wurde vom 1. Vorsitzenden der Bunsen-<br />

Gesellschaft Prof. Dr. Dr. h. c. Martin Quack, ETH Zürich, in der<br />

Eröffnungssitzung der Bunsentagung in Leipzig durchgeführt.<br />

Frau Dr. Eva Mutoro, Cambridge, MA, erhielt den Ewald Wicke-<br />

Preis <strong>2012</strong> in Würdigung ihrer hervorragenden Arbeiten im<br />

Bereich der <strong>Physikalische</strong>n Chemie und der Elektrochemie <strong>für</strong><br />

Energietechnologien.<br />

BUNSENTAGUNG<br />

abkühlen – womit das Befüllen einer quadrupolaren elektrostatischen<br />

Teilchenfalle mit kalten Molekülen erstmals möglich wurde<br />

(und damit auch weiterführende Langzeitexperimente an diesen<br />

ultrakalten Molekülen bei hohen Dichten). Frédéric Merkt hat<br />

dann 2003 in einer Zusammenarbeit mit Tim Softley den „Gültigkeitsbereich“<br />

dieser Technik signifi kant erweitert, auch auf Moleküle<br />

ohne permanentes elektrisches Dipolmoment, und zwar<br />

durch die Einsicht, dass die Rydberg Zustände solcher Moleküle<br />

bei Anlegen auch kleinster elektrischer Felder riesige induzierte<br />

Dipolmomente aufweisen. Damit lässt sich wiederum starkes<br />

Abbremsen eines Strahls solcher Rydberg Moleküle durch angelegte<br />

inhomogene elektrische Felder erreichen. Als weitere neue<br />

Methode hat Frédéric Merkt mit seiner Gruppe dann ab 2007<br />

den Zeeman Effekt zur Abbremsung von Atomen und Molekülen<br />

durch Realisierung eines mehrstufi gen Zeeman Entschleunigers<br />

eingesetzt. Damit lassen sich radikalische Spezies ohne elektrisches<br />

Dipolmoment, aber mit permanenten magnetischen Dipolmomenten<br />

abkühlen. Die von ihm demonstrierte Anwendung<br />

auf die Wasserstoffatome H und D eröffnet auch potentiell bedeutsame<br />

zukünftige Möglichkeiten zur Abbremsung und zum<br />

Einfangen von Antiwasserstoffatomen in der Hochenergiephysik.<br />

Beide Preisträger haben sich in den letzten Jahren auch an der<br />

radikalen Miniaturisierung ihrer jeweiligen apparativen Aufbauten<br />

versucht. Die resultierenden Chip-basierten Entschleuniger<br />

und Teilchenfallen erlauben „Lab-on-a-Chip“ Anwendungen, bei<br />

denen nicht wie gewöhnlich Mikroliter Flüssigkeitsvolumina gepumpt,<br />

vermengt und betrachtet werden, sondern kleine Wolken<br />

ultrakalter Moleküle, die sich in sicherer Entfernung zur Leiterbahn<br />

befi nden und bewegen. Es eröffnen sich hiermit wunderbare<br />

Perspektiven.<br />

Ich gratuliere den beiden Preisträgern und wünsche ihnen<br />

alles Gute <strong>für</strong> die Zukunft.<br />

EWALD-WICKE-PREIS <strong>2012</strong><br />

DR. EVA MUTORO<br />

Prof. Dr. M. Kappes<br />

195


BUNSENTAGUNG<br />

196<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 14. JAHRGANG · 5/<strong>2012</strong><br />

POSTERPREISE DER BUNSENTAGUNG <strong>2012</strong><br />

Die über 200 präsentierten Poster trugen wesentlich zur Bunsentagung <strong>2012</strong> bei. Die Poster wurden durch ein Gutachtergremium<br />

hinsichtlich der Qualität der wissenschaftlichen Ergebnisse, der Qualität der Aussagekraft der Präsentation und der Originalität<br />

der Arbeit beurteilt. Vergeben wurden drei Posterpreise und 10 „Hot Topics“ Poster.<br />

Foto: Erika Wöhler, Frankfurt<br />

POSTERPREISE<br />

Time-of-Flight Secondary Ion Mass Spectrometry (ToF-SIMS)<br />

Study of Coke Formation on Large H-ZSM-5 Model Catalysts<br />

in the Methanol-to-Hydrocarbons Reaction<br />

Jan Philipp Hofmann 1 , Marcus Rohnke 2 , Luis R. Aramburo 1 ,<br />

Jürgen Janek 2 und Bert M. Weckhuysen 1<br />

1 Inorganic Chemistry and Catalysis, Debye Institute for Nanomaterials<br />

Science, Utrecht University, Universiteitsweg 99,<br />

3584CG Utrecht, The Netherlands<br />

2 Physikalisch-Chem isches Institut, Justus-Liebig-Universität<br />

Gießen, Heinrich-Buff-Ring 58, 35392 Gießen, Germany<br />

The Methanol-to-Hydrocarbons (MTH) reaction is a key technology<br />

for the conversion of various alternative feedstocks like<br />

natural gas, coal, or biomass to commodity chemicals and fuels.<br />

Commonly, zeolite catalysts are used, which are prone to<br />

deactivation by carbonaceous deposit formation. In this study,<br />

the formation of coke deposits on the outer surface of large,<br />

coffi n-shaped H-ZSM-5 zeolites has been investigated by highresolution<br />

ToF-SI mass spectrometry. Both infl uence of MTH reaction<br />

temperature, dealumination by a hot steam treatment,<br />

and ageing under inert gas atmosphere on the amount and<br />

composition of carbonaceous deposits have been studied. ToF-<br />

SIMS complements the present methodology for coke analysis<br />

by surface sensitive chemical information based on fragment<br />

ion pattern and is also able to account for graphitic carbon.


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

BUNSENTAGUNG<br />

Left: Positive ion intensity maps of a H-ZSM-5 crystal after repeated Cs + ++ -sputter/Bi3 -imaging cycles. Upper right: High resolution ToF-SI mass spectrum of<br />

+<br />

H-ZSM-5. Lower right: Cumulated enhancement of CxHy fragment ions after MTH reaction, infl uence of MTH reaction temperature (350 °C, blue diamonds;<br />

500 °C, green triangles) and ageing (MTH reaction at 350 °C, ageing for 14 h at 350 °C under N2, red squares).<br />

Microfl uidics for rapid screening of improved foul release<br />

technologies for marine applications<br />

A. Rosenhahn, M. Alles, M. P. Arpa Sancet, S. M. Stuppy, I.<br />

Thomé, K. Zargiel, C. Christophis, M. E. Callow, and G. W. Swain<br />

Karlsruhe Institute of Technology (KIT), Institute of Functional<br />

Interfaces (IFG), Hermann-von-Helmholtz-Platz 1, D-76344<br />

Eggenstein-Leopoldshafen, Germany<br />

The poster described the development of a microfl uidic platform<br />

that allows rapid screening of foul removal technologies<br />

for marine applications. Fouling-release coatings are currently<br />

the most promising alternative to the market leading toxic formulations.<br />

Assessment of their performance usually requires<br />

elaborate fi eld tests [1] . We developed a microfl uidic platform<br />

that allows to precisely measure adhesion strength of cells<br />

on coated surfaces [2,3] . Both, the fraction of a population committing<br />

to adhesion and adhesion strength can be assessed<br />

simultaneously. In the presented work, the microfl uidic assay<br />

was optimized towards marine microorganisms (diatoms and<br />

bacteria) and we found that strongly bound water on a surface<br />

leads to weak adhesion [4] .<br />

[1] G.W. Swain, B. Kovach, A. Touzot, F. Casse and C.J. Kavanagh,<br />

Journal of Ship Production, 2007, 23, 164-170.<br />

[2] C. Christophis, M. Grunze and A. Rosenhahn,<br />

Physical Chemistry Chemical Physics, 2010, 12, 4498-4504.<br />

[3] M.P. Arpa-Sancet, C. Christophis and A. Rosenhahn,<br />

Biointerphases, <strong>2012</strong>, 7, 26.<br />

[4] A. Rosenhahn, S. Schilp, J. Kreuzer and M. Grunze,<br />

Physical Chemistry Chemical Physics, 2010, 12, 4275-4286.<br />

Removal of adherent microorganisms by a controlled microfl uidic fl ow<br />

197


BUNSENTAGUNG<br />

Unimolecular Micelles by Microenvironment-Induced<br />

Internal Complexation<br />

Alexander Steinschulte, Felix Plamper<br />

Institute of Physical Chemistry, RWTH Aachen University<br />

HOT TOPICS POSTER<br />

198<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 14. JAHRGANG · 5/<strong>2012</strong><br />

A non-centrosymmetric, star-shaped polymeric system consisting<br />

of one poly(ethylene oxide) (PEO), one poly(propylene oxide)<br />

(PPO) and ~3 poly(dimethylaminoethyl methacrylate) (PDMAE-<br />

MA) arms was synthesized. This star forms unimolecular Janustype<br />

micelles upon complexation of PPO with PDMAEMA. The<br />

infl uence of macromolecular architecture on the hydrophobicity<br />

of PPO and its interaction with PDMAEMA is determined by comparing<br />

the star with the corresponding diblock copolymers consisting<br />

of PPO, PEO and PDMAEMA. Hereby, the branched architecture<br />

triggers the complexation between PPO and PDMAEMA,<br />

which is hardly seen for the diblocks. Then, the complexation<br />

within stars leads to a pronounced drop in aggregation number,<br />

which can be understood in terms of a scaling approach. [1] Schematic description of the behavior of the star polymer in aqueous solution.<br />

Structure of monomolecular and submonomolecular adlayers<br />

of ionic liquids on Au(111)<br />

Benedikt Uhl 1 , Thomas Waldmann 1,3 , Hsin-Hui Huang 1 , Michael<br />

Roos1 , Harry E. Hoster 1,4 , Oliver Höfft 2 , Frank Endres 2 , R. Jürgen<br />

Behm1 1 Ulm University, Institute of Surface Chemistry and Catalysis,<br />

D-89069 Ulm, Germany<br />

2<br />

Clausthal University of Technology, Institute of Particle Technology,<br />

D-38678 Clausthal-Zellerfeld, Germany<br />

3<br />

Zentrum <strong>für</strong> Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW)<br />

Ulm, D-89081 Ulm, Germany<br />

4<br />

Centre for Electromobility, Singapore 637459<br />

The adlayer structures of the ionic liquids (ILs) 1-butyl-1-methylpyrrolidinium-tris(pentafl<br />

uoroethyl)trifl uorophosphate (BMP-<br />

FAP), 1-butyl-1-methylpyrrolidinium-bis(trifl uoromethylsulfonyl)<br />

imide (BMP-TFSA) and 1-ethyl-3-methylimidazolium-bis(trifl uoromethylsulfonyl)imide<br />

(EMIM-TFSA) on Au(111) were investigated<br />

by scanning tunneling microscopy (STM) under UHV conditions<br />

in the submonolayer and monolayer regime. At room<br />

temperature they are too mobile on the surface to image them<br />

with STM, they form a 2D liquid. Cooling the samples down to<br />

100 K the ILs appear as round shaped and longish protrusions.<br />

All investigated ILs form adlayers with no long range order of<br />

the adsorbates comparable to a 2D glassy state. For EMIM-<br />

TFSA and BMP-TFSA it is also possible to achieve domains with<br />

a 2D crystalline structure with long range order. The structures<br />

are also depending on the coverage, mainly if there is a closed<br />

layer or a submonolayer coverage of the surface.<br />

[1] Steinschulte, A. A.; Schulte, B.; Erberich, M.; Borisov, O. V.;<br />

Plamper, F. A. ACS Macro Letters <strong>2012</strong>, 1, 504<br />

EMIM-TFSA on Au(111): (a) disordered and two ordered domains; (b) detail<br />

view on the ordered structure (partly overlaid with black markers); (c) distances<br />

and angles between the round shaped protrusions, unit cell of the<br />

structure marked with red lines


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

Avogadro’s Number Revisited by High Resolution Inductively-Coupled-Plasma<br />

Mass Spectrometry<br />

A. Pramann, O. Rienitz, D. Schiel, B. Güttler<br />

Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB)<br />

Bundesallee 100, 38116 Braunschweig, Germany<br />

The International Avogadro Coordination has determined N A with<br />

an associated relative uncertainty u rel = 3∙10 -8 (reduced by one<br />

order of magnitude compared with a previous attempt). [1] One<br />

key experiment for the determination of N A was the measurement<br />

of the isotopic composition (molar mass M(Si)) of a silicon<br />

material highly enriched in 28 Si. M(Si) was measured by means<br />

of isotope ratio mass spectrometry, using a multi-collector-inductively-coupled<br />

mass spectrometer (MC-ICP-MS) combined<br />

with an isotope dilution mass spectrometric (IDMS) adopted procedure<br />

based on a new closed form mathematical approach. By<br />

spiking the sample material (Si highly enriched with 28 Si) with an<br />

Si material highly enriched in 30 Si, M(Si) with u rel = 8.2∙10 -9 traceable<br />

to the SI (i.e. the international System of measurements)<br />

was obtained and discussed with external results. [2,3]<br />

Structure and thermodynamics of nonaqueous solvation by<br />

integral equation theory<br />

Roland Frach, Jochen Heil, Stefan M. Kast<br />

<strong>Physikalische</strong> Chemie III, Technische Universität Dortmund<br />

Solvation models used with quantum chemical calculations<br />

typically employ dielectric continuum methods in order to describe<br />

solvent-induced electronic polarization and to estimate<br />

the solvation free energy. These models are insuffi cient for<br />

neutral non-dipolar solvent molecules or for cases where directional<br />

solute-solvent interactions are important.<br />

As an alternative, the “embedded cluster reference interaction<br />

site model” (EC-RISM) integral equation theory [1] maintains the<br />

granularity of the solvent and allows for adequate representation<br />

of mutual solute-solvent polarization in these problematic cases.<br />

Here, the EC-RISM method is used to investigate transfer free<br />

enthalpies ΔG transfer of gases between the organic solvents benzene<br />

and hexafl uorobenzene that are undistinguishable for dielectric<br />

continuum methods. The EC-RISM calculations yield a<br />

standard deviation of 0.73 kJ/mol compared to experimental<br />

values [2] .<br />

BUNSENTAGUNG<br />

[1] B. Andreas et al., Metrologia 48, 2011, S1.<br />

[2] O. Rienitz, A. Pramann, D. Schiel,<br />

Int. J. Mass Spectrom., 289 2010, 47.<br />

[3] A. Pramann, O. Rienitz, D. Schiel, B. Güttler, S. Valkiers,<br />

Int. J. Mass Spectrom., 3<strong>05</strong>, 2011, 58.<br />

M(Si) / (g/mol)<br />

27.9769710<br />

27.97697<strong>05</strong><br />

27.9769700<br />

27.9769695<br />

27.9769690<br />

part 4 part 7 part 9<br />

part 5 part 8<br />

4.4<br />

5.B2.1.4<br />

5.B3.1.1.3<br />

5.B4.1.1.4<br />

7.1.2.3<br />

7.1.4.5<br />

7.2.4.5<br />

8.A2.1.4<br />

8.B4.1.1.3<br />

9.8<br />

sample<br />

u rel = 8.2×10 -9<br />

Distribution of molar mass M(Si) results of the silicon material highly enriched<br />

in 28 Si (> 99.99 %). The inset shows the origin of the crystal samples<br />

(4 … 9) in the ingot used for the two macroscopic silicon spheres for the<br />

determination of N A.<br />

[1] T. Kloss, J. Heil und S. M. Kast,<br />

J. Phys. Chem. 112, 2008, 4337-4343.<br />

[2] E. Wilhelm, R. Battino,<br />

J. Chem. Thermodynamics 3, 1971, 761-768.<br />

Comparison of experimental [2] and EC-RISM results for transfer free enthalpies.<br />

Theoretical data (green dots) were obtained by solute geometry<br />

optimization using B3LYP(PCM)/6-311G(d,p) followed by single-point<br />

B3LYP(EC-RISM)/6-311G(d,p) calculations. The dashed line indicates perfect<br />

agreement with experimental values.<br />

199


BUNSENTAGUNG<br />

Gel Polymer Electrolytes based on Ionic Liquids for Li-Ion<br />

Batteries<br />

Andreas Hofmann1 , Martin Tosoni 1 , Michael Schulz 1,2 , Thomas<br />

Hanemann1,2 1<br />

Karlsruhe Institute of Technology, IAM-WPT, Karlsruhe, Germany<br />

2<br />

University Freiburg, Laboratory for Materials Process Technology,<br />

Freiburg, Germany,<br />

In upcoming electrolyte developments for lithium ion batteries<br />

safety and high voltage resistance will play a more<br />

and more signifi cant role. For this purpose, prospective research<br />

approaches are the addition of fl ame-resistant admixtures,<br />

the use of polymers and various conducting salts,<br />

and the use of additives. In this work it is shown that gel<br />

polymer electrolytes based on the ionic liquid 1-methyl-1propylpyrrolidinium<br />

bis(trifl uoromethylsulfonyl)azanide, the<br />

polymer poly(vinylidendifl uorid) hexafl uoropropene, the conducting<br />

salt lithium bis(trifl uoromethylsulfonyl)azanide, and<br />

various organic carbonates can be used successfully in<br />

LiCo 1/3Mn 1/3Ni 1/3O 2-graphite (NMC|C) cells. Compared with<br />

standard electrolytes based on ethylene carbonate, dimethylcarbonate,<br />

and LiPF 6 distinct improvements regarding high<br />

voltage resistance (up to 4.8 V) and combustibility (fl ashpoint<br />

> 150 °C) could be verifi ed.<br />

Interaction of gas phase, surface and bulk electronic structure<br />

of oxidation catalysts studied by microwave cavity perturbation<br />

Maik Eichelbaum, Christian Heine, Annette Trunschke, Robert<br />

Schlögl<br />

Department of Inorganic Chemistry, Fritz-Haber-Institut der<br />

Max-Planck-Gesellschaft, Berlin, Germany<br />

The electrical conductivity of heterogeneous redox catalysts<br />

can play an important role for the catalytic performance, if a<br />

high number of charge carriers has to be transferred across<br />

phase boundaries between oxidizing and reducing agents and<br />

the catalyst, e.g. like in selective alkane oxidation reactions.<br />

In order to study this charge transfer in dependence of reaction<br />

conditions with high accuracy and sensitivity, we have developed<br />

the microwave cavity perturbation technique for operando<br />

conductivity measurements of powder catalysts. This<br />

technique relies on resonance frequency and quality factor<br />

changes of a microwave cavity in dependence on the permittivity<br />

and conductivity of the catalyst inside. A major advantage<br />

is the contactless nature of this method avoiding typical contact<br />

resistance problems of conventional 2-electrode contact<br />

measurements (for details see: M. Eichelbaum et al., Angew.<br />

Chem. Int. Ed. <strong>2012</strong>, 51, 6246).<br />

200<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 14. JAHRGANG · 5/<strong>2012</strong><br />

Charge and discharge capacity (left hand side) of a NMC-graphite battery<br />

cell at room temperature with a newly developed gel polymer electrolyte (top<br />

right) in a Swagelok type cell confi guration (downright; the black sheets are<br />

electrodes coated with NMC and graphite).<br />

Schematic of the operando microwave cavity perturbation setup to measure<br />

simultaneously catalytic performance and electrical conductivity of catalysts<br />

in a fi xed-bed fl ow-through reactor.


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

Artifi cial amino acids for the real time study of vibrational<br />

energy transfer in proteins by ultrafast spectroscopy<br />

Henrike M. Müller-Werkmeister, Jens Bredenbeck<br />

Johann Wolfgang Goethe-University<br />

Institute of Biophysics – AK Bredenbeck<br />

Max-von-Laue-Str. 1, 60438 Frankfurt am Main<br />

The presented research combines new methods from molecular<br />

biology with ultrafast pump-probe spectroscopy to develop<br />

a new tool for the real-time study of energy fl ow in proteins. For<br />

this suitable chromophores for injecting and tracking energy<br />

are mandatory, which match additional requirements like sitedirected<br />

introduction, a high oscillator strength and an excellent<br />

spectral separation from the absorption bands. We tested a<br />

new donor-acceptor pair of artifi cial amino acids, β-(1-azulenyl)alanine<br />

(Azu, can be exited at 600 nm), and azidohomoalanine<br />

(Aha, N 3-absorption at 2115 cm -1 ) in a model peptide by Vispump-IR-probe<br />

spectroscopy and found that IVR (Intramolecular<br />

vibrational energy redistribution) can be followed in real-time<br />

over four amino acids (~2 nm, the diameter of a small protein)<br />

with the azide vibration as dominant contribution at 7 ps. The<br />

results show that the application of this azulene-azide donoracceptor<br />

pair is very promising.<br />

Monitoring liquid phase organic reactions by X-ray photoelectron<br />

spectroscopy<br />

Inga Niedermaier 1 , Claudia Kolbeck 1 , Nicola Taccardi 2 ,<br />

Peter Schulz 2 , Peter Wasserscheid 2 , Hans-Peter Steinrück 1 and<br />

Florian Maier 1<br />

1 Lehrstuhl <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie II,<br />

2 Lehrstuhl <strong>für</strong> Chemische Reaktionstechnik<br />

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg,<br />

Egerlandstr. 3, 91<strong>05</strong>8 Erlangen<br />

Using in-situ X-ray photoelectron spectroscopy (XPS) demonstrated<br />

a new approach for in-situ monitoring of ordinary<br />

liquid phase organic reactions under solvent-free ultra-clean<br />

vacuum conditions. To lower their vapour pressures, the reacting<br />

groups were linked covalently to ionic head groups of ionic<br />

liquids (ILs). A thermally activated nucleophilic substitution<br />

of an alkyl chloride by an amine moiety was carried out, during<br />

which covalently bonded Cl was released as ionic Cl - , and<br />

neutral amine (R 3N) was converted to ammonium (R 4N + ). The<br />

quantitative analysis of the corresponding angle resolved XP<br />

spectra elucidates a rich chemistry of additional side reactions<br />

occurring in the near-surface region.<br />

Cl<br />

cov<br />

T Cl<br />

ion<br />

204 200 196<br />

Binding Energy / eV<br />

BUNSENTAGUNG<br />

Vibrational energy transfer time in model peptide (Azu-Tyr-Asn-Aha-Gly) with<br />

azulene-azide donor-acceptor pair<br />

+<br />

T<br />

NMe 2<br />

+<br />

e -<br />

+<br />

Cl<br />

Me 2<br />

N<br />

A nucleophilic substitution reaction, fi rst described in the pioneering work of<br />

Sir C. K. Ingold, was studied by in-situ XPS by tethering the reactive centres<br />

to ionic liquid head groups.<br />

-<br />

Cl<br />

-<br />

201


BUNSENTAGUNG<br />

Direct High Temperature Measurements of NCN Reactions<br />

Nancy Faßheber 1 , Gernot Friedrichs 2 , Johannes Dammeier 2<br />

1 Institut <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie, Christian-Albrechts-Universität<br />

zu Kiel, Ludewig-Meyn-Str. 8, 24118 Kiel,<br />

2 Institut <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie, Christian-Albrechts-Universität<br />

zu Kiel, Max-Eyth-Straße 1, 24118 Kiel.<br />

According to the prompt NO mechanism, the formation of nitrogen<br />

oxides NO x is initiated by the reaction of small hydrocarbon<br />

radicals with atmospheric nitrogen, CH + N 2. In contrast<br />

to textbook knowledge, it has been clearly demonstrated<br />

in recent years that this reaction does not yield the products<br />

HCN + N but mainly H + NCN. However, the implementation of<br />

NCN chemistry into combustion models was diffi cult as almost<br />

no experimental data on the high temperature kinetics of NCN<br />

radicals have been available so far. We used NCN 3 as quantitative<br />

source for NCN in shock tube experiments. NCN radicals<br />

have been sensitively detected by narrow bandwidth laser absorption<br />

allowing us to directly measure the rate constants of<br />

NCN reactions behind shock waves, e.g., NCN + NO x, NCN + O,<br />

NCN + H, and H 2.<br />

Nuclear quantum effects in the release pocket of bacteriorhodopsin<br />

Ian M Grant1,5 , Sergei D Ivanov 1,2 , Marcel Baer 1,3 ,<br />

Gerald Mathias1,4 and Dominik Marx 1<br />

1 Centre for Theoretical Chemistry, Ruhr-University Bochum,<br />

Bochum, Germany<br />

2<br />

Rostock University, Rostock, Germany<br />

3<br />

Pacifi c Northwest National Laboratory, Richland, WA, USA<br />

4<br />

Ludwig-Maximilians-University, Munich, Germany<br />

5<br />

MRC National Institute for Medical Research, London, UK<br />

Bacteriorhodopsin (BR) is a light-driven proton pump that transports<br />

protons across the cell membrane via successive exchanges<br />

of excess protons; a process that is crucial for cell pH regulation.<br />

Such systems present a challenge to both theory and experiment;<br />

in particular, the small mass of hydrogen readily gives rise to<br />

quantum effects such as zero-point motion and tunnelling.<br />

Our calculations make use of the path integral formalism, coupled<br />

with the QM/MM framework, in order to be able to directly<br />

model nuclear quantum effects in large biomolecules such as<br />

BR during ab initio molecular dynamics simulations. Hydrogen<br />

bonding to an excess proton in the ‘release pocket’ of BR was<br />

observed to be weaker when quantum effects are included,<br />

illustrating that nuclear quantum effects are indeed integral to<br />

the delicate stabilisation of the weakly-bound stored proton in<br />

bacteriorhodopsin.<br />

202<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 14. JAHRGANG · 5/<strong>2012</strong><br />

Typical 3 NCN concentration-time and temperature profi le for thermal decomposition<br />

of NCN 3 behind shock waves.<br />

Snapshot of the active site from QM/MM simulation. Individual ‘beads’ from<br />

the path integral representation illustrate the quantum spread of nuclei. The<br />

excess proton (orange) is shown weakly bound to a carboxylate side-chain<br />

and hydrogen bonded to a water cluster.


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

Soft microelectrode arrays as SECM probes for surface modifi<br />

cation and characterisation<br />

Andreas Lesch, 1 Britta Vaske, 1 Frank Meiners, 1 Daniel Witte, 1<br />

Dmitry Momotenko, 2 Fernando Cortés-Salazar, 2 Ingo Wirth, 3<br />

Hubert H. Girault, 2 Gunther Wittstock 1<br />

1 Carl von Ossietzky University of Oldenburg, Faculty of Mathematics<br />

and Natural Sciences, Center of Interface Science, Department<br />

of Pure and Applied Chemistry, D-26111 Oldenburg,<br />

Germany<br />

2 Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne, Laboratoire<br />

d’Electrochimie Physique et Analytique, Station 6, CH-1015<br />

Lausanne, Switzerland<br />

3 Fraunhofer Institute for Manufacturing Technology and Applied<br />

Materials Research (IFAM), D-28359 Bremen, Germany<br />

BUNSENTAGUNG<br />

Mapping the electrochemical reactivity of material libraries,<br />

fi ngerprints, and technical coatings by conventional scanning<br />

electrochemical microscopy (SECM) suffers from sample tilt,<br />

electrode fouling, sample aging or solvent evaporation. Our soft<br />

linear microelectrode arrays are applied as high throughput<br />

SECM probes which touch the sample, bent and scan the surface<br />

similar to a brush thus enabling the investigation of rough, corrugated<br />

and large surfaces approaching square centimeter. A linear<br />

array of eight carbon microelectrodes can generate etchants<br />

and ‘writes’ patterns by chemically modifying delicate surfaces.<br />

For instance, oligo(ethylene glycol)-terminated self-assembled<br />

monolayers (OEG SAM) are locally modifi ed by bromine. ‘Reading’<br />

of the patterns by SECM and adsorption of fl uorescence labelled<br />

proteins demonstrated the capability of the presented tool<br />

that could be used for cell adhesion or corrosion studies.<br />

a) Photograph of a soft microelectrode array scanning in contact mode. b) Modifi cation of the OEG SAM with one electrode in one array is like drawing a<br />

line with a highlighter. c) A 1 mm modifi ed line allowed adhesion of fi brinogen-Alexa 488 in phosphate buffered saline and investigation by confocal laser<br />

scanning microscopy (CLSM). d) SECM feedback mode image of a 400 µm modifi ed line using one electrode in a soft array. Photographs a) and b) were<br />

kindly provided by C. Dosche, Carl von Ossietzky University of Oldenburg. Further reading: F. Cortés-Salazar et al., “Seeing Big with Scanning Electrochemical<br />

Microscopy”, Anal. Chem. 2011, 83, 1493-1499.<br />

203


BUNSENTAGUNG<br />

Melanie Schnell<br />

Traditionell noch vor der feierlichen Eröffnung der 111. Bunsentagung<br />

in Leipzig fand das mittlerweile 6. Symposium Karriereforum<br />

statt. Es wird von der gleichnamigen Arbeitsgemeinschaft<br />

der Bunsen-Gesellschaft, die auf der Bunsentagung 2011 in<br />

Berlin gegründet wurde, organisiert und veranstaltet. Mit dem<br />

Titel „Das Berufsbild von Physikochemikern“ sollten in diesem<br />

Jahr vorwiegend jüngere Physikochemikerinnen und –chemiker<br />

angesprochen werden. Dabei ging es unter anderem auch darum,<br />

weniger bekannte Tätigkeitsbereiche <strong>für</strong> Physikochemiker/<br />

innen aufzuzeigen. Etwa 80 Interessierte traten den Weg nach<br />

Leipzig frühzeitig an, um am Symposium teilzunehmen.<br />

ALS PHYSIKOCHEMIKER/IN IM VERLAG<br />

Nach einer kurzen Begrüßung und Einführung in das Thema<br />

durch die Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft Dr. Melanie<br />

Schnell stellten die aus unterschiedlichen Berufssparten kommenden<br />

Referentinnen und Referenten zunächst ihr Berufsfeld<br />

vor und berichteten dann mit zum Teil sehr persönlichem Fokus<br />

aus ihrem Berufsalltag. Den Anfang machten Dr. Eva E. Wille und<br />

Dr. Eva-Stina Müller vom Verlag Wiley-VCH, der auch mit einem<br />

Stand auf der Bunsentagung vertreten war. In ihrem Beitrag mit<br />

dem Titel „Als Physikochemiker/in im Verlag“ stellten sie die Tätigkeitsbereiche<br />

ausgehend vom Beginn der Karriere als assistant<br />

editor direkt nach erfolgter Promotion bzw. einer Postdoktorandenzeit<br />

bis zur Leitungsfunktion als managing directors und<br />

Vizepräsidenten eindrücklich dar. Am Beispiel verschiedener<br />

Physikochemiker-Kollegen und -Kolleginnen aus dem Verlag und<br />

in der Diskussion mit den Teilnehmern wurde deutlich, dass die<br />

Tätigkeitsbereiche in einem wissenschaftlichen Verlag so vielfältig<br />

sein können wie die Menschen selbst, getreu dem Motto „Publishing<br />

is a people’s business!“. Spaß an der Sprache und der<br />

Breite der Wissenschaft sowie die Fähigkeit, sich schnell in neue<br />

wissenschaftliche Sachverhalte einzudenken, sind eine gute Voraussetzung<br />

<strong>für</strong> eine redaktionelle Arbeit in den Journalen.<br />

HOCHSCHULE UND WIRTSCHAFT:<br />

GETRENNTE WELTEN ODER DOCH EINE COMMUNITY?<br />

Das „Pro & Contra industrieller Karrieren“, ein Thema, das viele<br />

Chemiker/innen gegen Ende der Promotionszeit oder Postdoktorandenzeit<br />

brennend interessiert, wurde im nächsten<br />

204<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 14. JAHRGANG · 5/<strong>2012</strong><br />

DAS BERUFSBILD VON PHYSIKOCHEMIKERN<br />

– GELEBTE VIELFALT.<br />

Dr. Melanie Schnell<br />

Center for Free-Electron Laser Science (CFEL)<br />

Max-Planck Research Group „Cold and Controlled Molecules“<br />

Telefon: +49 (0) 40 / 8998 6240, +49 (0) 40 / 8998 6230<br />

E-Mail: melanie.schnell@asg.mpg.de<br />

Beitrag von Prof. Dr. Yvonne Joseph von der TU Bergakademie<br />

Freiberg eindrücklich dargelegt. Basierend auf ihren eigenen<br />

Erfahrungen aus beiden „Welten“ – 2011 wechselte sie nach<br />

elf Jahren in Forschung und Entwicklung bei Sony Deutschland<br />

als Professorin und Institutsleiterin an die Universität – gelang<br />

es ihr, in direkter Gegenüberstellung den Zuhörern einen facettenreichen<br />

Überblick über den Berufsalltag in beiden Bereichen<br />

zu geben.<br />

Daran schloss sich ideal der Beitrag von Prof. Dr. Michael Dröscher,<br />

u.a. Vizepräsident der Gesellschaft <strong>Deutsche</strong>r Chemiker<br />

(GDCh) und ehemaliger 1. Vorsitzender der Bunsen-Gesellschaft,<br />

mit dem Titel „Hochschule und Wirtschaft: getrennte<br />

Welten oder doch eine Community?“ an. Nach einem eher<br />

klassischen Werdegang über Promotion, einem Postdoktorandenaufenthalt<br />

in den USA und anschließender Habilitation entschied<br />

er sich schließlich <strong>für</strong> neue Aufgaben in der Industrie.<br />

Parallel war er viele Jahre als außerplanmäßiger Professor an<br />

der Universität Münster tätig.<br />

Es entstand eine lebhafte Diskussion mit beiden Referenten<br />

über Vor- und Nachteile sowie Besonderheiten der Karriere-<br />

und Arbeitswege in beiden „Welten“. Intensiv diskutiert wurden<br />

insbesondere Wechselmöglichkeiten zwischen Industrie<br />

und Hochschule (in beide Richtungen) zu unterschiedlichen<br />

Phasen der Karriere. Herr Dröscher und Frau Joseph waren<br />

sich einig, dass diese gegenseitige Durchlässigkeit nicht sehr<br />

lange gegeben ist, sondern man sich im Alter zwischen 30 und<br />

40 Jahren <strong>für</strong> eine der beiden Welten entscheiden müsse.<br />

Der Weg über die Industrie zu einer leitenden Funktion an der<br />

Hochschule, wie ihn Frau Joseph beschritten hat, ist im Gegensatz<br />

zu den Ingenieurwissenschaften in der Chemie und der<br />

Physik eher eine Ausnahme, der daher mit Bedacht gewählt<br />

und vorbereitet werden sollte.<br />

Außerdem kam die Frage auf, ob die Industrie-Unternehmen<br />

eine höhere Karriereplanbarkeit bieten würden als Hochschulen<br />

und außeruniversitäre Forschungsinstitute. Diese Planbarkeit<br />

ist gerade <strong>für</strong> eine bessere Vereinbarkeit von Karriere und<br />

Familie, die <strong>für</strong> viele junge Nachwuchswissenschaftlicher beider<br />

Geschlechter eine zunehmende Rolle spielt, wichtig. Die an<br />

Hochschulen und außeruniversitären Forschungsinstituten große<br />

Anzahl an befristeten Stellen <strong>für</strong> die Zeit nach der Promotion<br />

gepaart mit der nur sehr kleinen Anzahl an permanenten Stellen<br />

im Mittelbau und in Leitungspositionen führen zu den bekannten<br />

Unsicherheiten in der Lebensplanung, nicht nur aber<br />

insbesondere auch <strong>für</strong> sogenannte Doppelkarrierepaare. Es<br />

besteht hier die Gefahr, dass hoch qualifi zierte und talentierte


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Forschung verloren<br />

gehen, der schlechten Planbarkeit wegen. Herr Dröscher<br />

machte allerdings deutlich, dass mittlerweile auch in der Industrie<br />

Neueinsteigern häufi g nur noch zeitlich befristete Verträge<br />

angeboten werden würden, was er kritisch sieht.<br />

Ein deutlicher Unterschied zwischen Hochschule und Wirtschaft<br />

wird mit Blick auf die Gehälter deutlich. Gerade seit<br />

Einführung der W-Besoldung im Wissenschaftssystem hat sich<br />

die Einkommensschere zwischen der Hochschule und der Wirtschaft<br />

noch weiter dramatisch geöffnet, wie Herr Dröscher kritisiert.<br />

Das führt dazu, dass es, zusammen mit der bereits diskutierten<br />

Planungsunsicherheit, <strong>für</strong> die Hochschulen schwieriger<br />

wird, die besten Köpfe <strong>für</strong> Lehre, Wissenschaft und Forschung<br />

zu gewinnen.<br />

KARRIERE ALS WISSENSCHAFTLER IM VEREIN? KARRIERE<br />

ALS WISSENSCHAFTLER IM VEREIN!<br />

Dr. Florian Ausfelders Beitrag mit dem Titel „Was aus einem Physikochemiker<br />

alles werden kann – Karriere als Wissenschaftler<br />

in wissenschaftlich-technischen Gesellschaften“ rundete das<br />

Symposium ab. Herr Ausfelder, der kurzfristig <strong>für</strong> Dr. Andreas<br />

Förster eingesprungen war, berichtete zunächst von seinem eigenen<br />

berufl ichen Werdegang bei der DECHEMA Gesellschaft<br />

<strong>für</strong> Chemische Technik und Biotechnologie e.V. und zeigte dadurch<br />

die Vielfalt der Aufgaben und Anforderungen auf. Beispielsweise<br />

ist er als Geschäftsführer der Bunsen-Gesellschaft<br />

tätig und war <strong>für</strong> die Erstellung der neuesten Broschüre „Feuerlöscher<br />

oder Klimakiller? Kohlendioxid CO 2 – Facetten eines<br />

Moleküls“ der Bunsen-Gesellschaft verantwortlich, die zum Internationalen<br />

Jahr der Chemie 2011 gemeinsam mit der GDCh,<br />

der DECHEMA und dem Verband der Chemischen Industrie<br />

herausgegeben wurde. Für eine erfolgreiche Tätigkeit in einem<br />

wissenschaftlich-technischen Bereich sollte man Begeisterung<br />

<strong>für</strong> das Fach, die Bereitschaft sich schnell in neue Themen einzuarbeiten<br />

sowie sich persönlich zurückzunehmen und Freude<br />

an Kommunikation und Netzwerken mitbringen.<br />

Ausgehend von diesem Symposium wird die Broschüre „Berufswege<br />

von Physikochemikern“ der Bunsen-Gesellschaft<br />

(hier herunterzuladen: http://www.bunsen.de/bunsen_media/<br />

Downloads/Broschüren/Berufsbild_pdf/Physikochemiker.pdf)<br />

überarbeitet und insbesondere im Bereich der Bachelor-/Master-Studiengänge<br />

ergänzt. Zudem wird ein größeres Augenmerk<br />

auf persönliche Erfahrungsberichte, u.a. von einigen der Referentinnen<br />

und Referenten des Symposiums, aus verschiedenen<br />

Tätigkeitsfeldern von Physikochemikern gelegt.<br />

Die Beiträge und die intensive Diskussion im Rahmen des Symposiums<br />

machten deutlich, wie vielfältig die Karrierewege und<br />

Tätigkeitsbereiche von (Physiko)Chemikern sind. Ungewöhnliche<br />

Wege und berufl iche Tätigkeiten, die während des Studiums<br />

vielleicht nicht so offensichtlich wurden, wurden aufgezeigt.<br />

Während dieses auf den ersten Blick die Planbarkeit von<br />

Lebensläufen komplexer und komplizierter zu machen scheint,<br />

ließ sich anhand der unterschiedlichen Lebensläufe der Referentinnen<br />

und Referenten sehr deutlich erkennen, dass ganz<br />

unterschiedliche Wege zu einem erfüllenden Beruf führen. Die<br />

Rückmeldung vieler Teilnehmer des Symposiums zeigte, dass<br />

BUNSENTAGUNG<br />

Das<br />

Berufsbild<br />

von<br />

PHYSIKOCHEMIKERN<br />

es gelungen ist, diese Vielfalt den jungen Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftlern aufzuzeigen und ihnen Mut <strong>für</strong> auch<br />

ungewöhnliche Karriereschritte und Aufgaben mitzugeben. In<br />

guter Tradition wird selbstverständlich auch im nächsten Jahr<br />

im Rahmen der 112. Bunsentagung in Karlsruhe wieder ein<br />

Symposium der AG Bunsen-Karriereforum stattfi nden. Die Organisation<br />

wird von Dr. Dominik Samuelis, Stuttgart, dem neuen<br />

Sprecher der AG Bunsen-Karriereforum, übernommen. Wir<br />

freuen uns auf ein Wiedersehen!<br />

Die Arbeitsgemeinschaft Bunsen-Karriereforum<br />

Alle jungen Physikochemikerinnen und Physikochemiker<br />

der Bunsen-Gesellschaft sind herzlich eingeladen, Mitglied<br />

der Arbeitsgemeinschaft Bunsen-Karriereforum<br />

zu werden und so zu einem aktiven, lebendigen, jungen<br />

Netzwerk beizutragen. Die Anmeldung geschieht unkompliziert<br />

per Email an die Bunsen-Geschäftsstelle (woehler@bunsen.de).<br />

Zum neuen Sprecher (<strong>2012</strong>/2013)<br />

wurde Dr. Dominik Samuelis vom Max-Planck-Institut <strong>für</strong><br />

Festkörperforschung in Stuttgart gewählt.<br />

Mehr Informationen: http://www.bunsen.de/Arbeitsgemeinschaften/AG_Bunsen_Karriereforum.html<br />

2<strong>05</strong>


<strong>Deutsche</strong> Bunsen-Gesellschaft <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie e.V. Mitgliederverwaltung:<br />

Theodor-Heuss-Allee 25 Fax: 069/7564-622<br />

60486 Frankfurt am Main e-mail: woehler@bunsen.de<br />

ANTRAG AUF MITGLIEDSCHAFT (Bitte in Druckbuchstaben ausfüllen)<br />

in der <strong>Deutsche</strong>n Bunsen-Gesellschaft <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie<br />

persönliches, studentisches Mitglied – Erhalt von Mitgliederinformation und Bunsen-Magazin nur elektronisch<br />

Jahresbeitrag<br />

(bitte Studienbescheinigung beifügen) 0,- €<br />

persönliches, studentisches Mitglied - Erhalt von Mitgliederinformation und Bunsen-Magazin gedruckt durch Postversand<br />

(bitte Studienbescheinigung beifügen) 30,- €<br />

persönliches Jungmitglied (bis zu 3 Jahren nach Studienabschluss) 75,- €<br />

persönliches Doppelmitglied mit Mitglied in der DECHEMA, DPG, GDCh (Mitglieds-Nr.:) _________________________ 90,- €<br />

persönliches, ordentliches Mitglied 120,- €<br />

nichtpersönliches Mitglied (Institute, Bibliotheken, Firmen usw.) 580,- €<br />

AG Bunsen-Karriereforum (Höchstalter 40 Jahre - Mitgliedschaft in der DBG erforderlich) 0,- €<br />

*********************************<br />

in der <strong>Deutsche</strong>n Flüssigkristall-Gesellschaft (DFKG)<br />

persönliches, studentisches Mitglied (bitte Studienbescheinigung beifügen) 0,- €<br />

persönliches, ordentliches Mitglied 25,- €<br />

institutionelle Mitglieder 150,- €<br />

in der AG Theoretische Chemie<br />

persönliches, ordentliches Mitglied 13,- €<br />

geworben von: _________________________________________________ Mitglieds-Nr.: _____________________________<br />

_<br />

Daten zur Person<br />

Frau Herr <br />

Name ______________________________________ Vorname _________________________ Titel _______________________<br />

Geburtsdatum _______________________________ Geburtsort _________________________ Land (LKZ) _________________<br />

Privatanschrift Universitäts- bzw. Dienstanschrift<br />

___________________________________________ ___ Firma _______________________________________________________<br />

___________________________________________ ___ ____________________________________________________________<br />

___________________________________________ ___ ____________________________________________________________<br />

Strasse _____________________________________ ___ Strasse _____________________________________________________<br />

Postfach ________________________________________ Postfach_____________________________________________________<br />

PLZ _____ Ort _____________________ Land ________ PLZ _______ Ort ________________________________ Land _________<br />

Kommunikationsdaten privat Kommunikationsdaten dienstlich<br />

Tel.:(__________) ____________________________ Tel.: (___________) __________________________________<br />

Fax (__________) ____________________________ Fax: (___________) __________________________________<br />

E-Mail ______________________________________ E-Mail _____________________________________________<br />

Bitte senden Sie die Mitteilungen und Zeitschrift(en) an meine Privatanschrift Dienstanschrift<br />

Datenschutz<br />

Ich bin damit einverstanden, dass meine Daten zu Zwecken der Mitgliederverwaltung und Mitgliederbetreuung<br />

elektronisch gespeichert und verarbeitet werden.<br />

Aufnahme in das Mitgliederverzeichnis<br />

Ich bin mit der Aufnahme meines Geburtsdatums und meiner Adress- und Kommunikationsdaten in gedruckte Mitgliederverzeichnisse der<br />

<strong>Deutsche</strong>n Bunsen-Gesellschaft <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie einverstanden.<br />

ja nein<br />

Ich bin mit der Aufnahme meines Geburtsdatums und meiner Adress- und Kommunikationsdaten in Onlinemitgliederverzeichnisse der<br />

<strong>Deutsche</strong>n Bunsen-Gesellschaft <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie einverstanden.<br />

ja nein<br />

Studium /Ausbildung<br />

Studienfach/Ausbildung _____________________ Studien-/Ausbildungsbeginn (tt.mm.jj) ___________ Abschluss (tt.mm.jj)___________<br />

Promotion (tt.mm.jj) _____________ Berufseintritt (tt.mm.jj) ________<br />

Bestehende Doppelmitgliedschaften<br />

_______________________________________________________________________________________________________________<br />

Ort/Datum _______________________ Unterschrift _________________________________________________


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

Tagesordnung laut Satzung <strong>für</strong> die Mitgliederversammlung der<br />

<strong>Deutsche</strong>n Bunsen-Gesellschaft <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie e. V. am<br />

Donnerstag, 17. Mai <strong>2012</strong>, Universität Leipzig<br />

1. Bericht des Vorstandes über das abgelaufene Geschäftsjahr<br />

2. Bericht des Schatzmeisters über den Jahresabschluss und<br />

über das laufende Geschäftsjahr<br />

3. Entlastung des Vorstandes<br />

4. Bericht über das europäische Journal PCCP<br />

5. Vornahme der erforderlichen Wahlen<br />

6. Festsetzung des Jahresbeitrages<br />

7. Beschluss über Ort und Zeit der nächsten Hauptversammlungen<br />

8. Beschluss über eingegangene Anträge<br />

9. Verschiedenes<br />

TODESFÄLLE<br />

Im Jahr 2011 und in den ersten Monaten dieses Jahres hat die<br />

<strong>Deutsche</strong> Bunsen-Gesellschaft durch den Tod folgende Mitglieder<br />

verloren:<br />

Prof. Dr. Bernwald Stuke<br />

(verstorben am 16. Juli 2011)<br />

Dr. Günther Blome<br />

(verstorben am 2. August 2011)<br />

Prof. Dr. Dieter M. Kolb<br />

(verstorben am 4. Oktober 2011)<br />

Prof. Dr. Hans-Heinrich Möbius<br />

(verstorben am 14. Oktober 2011)<br />

Prof. Dr. Siegfried Dähne<br />

(verstorben am 3. Dezember 2011)<br />

Prof. Dr. F. Arnim Henglein<br />

(verstorben am 5. Januar <strong>2012</strong>)<br />

Dr. Manfred Gehrig<br />

(verstorben am 28. April <strong>2012</strong>)<br />

Vorstandsbericht<br />

<strong>für</strong> die ordentliche Mitgliederversammlung<br />

anlässlich der 111. Hauptversammlung<br />

am 17. Mai <strong>2012</strong> in Leipzig<br />

(abgeschlossen am 27.04.<strong>2012</strong>)<br />

MITGLIEDERSTAND<br />

ZUM 31. DEZEMBER 2010: 1.480<br />

ZUM 31. DEZEMBER 2011: 1.439<br />

EHRUNGEN (2011)<br />

BUNSENTAGUNG<br />

Anlässlich des 65. Geburtstages wurden im Bunsen-Magazin Glückwunschadressen<br />

veröffentlicht von:<br />

Prof. Dr. Bernd Brutschy, 24. Januar<br />

Prof. Dr. Horst Hippler, 23. September<br />

Prof. Dr. Paul Heitjans, 27. Juni<br />

VORSTAND UND STÄNDIGER AUSSCHUSS<br />

Gemäß den Beschlüssen der Mitgliederversammlung anlässlich der<br />

110. Hauptversammlung in Berlin haben Vorstand und Ständiger<br />

Ausschuss ab 1. Januar <strong>2012</strong> folgende Zusammensetzung:<br />

VORSTAND<br />

Erster Vorsitzender:<br />

Prof. Dr. Martin Quack,<br />

ETH Zürich, Laboratorium <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie,<br />

Wolfgang-Pauli-Str. 10, 8093 Zürich, Schweiz<br />

Zweiter Vorsitzender:<br />

Prof. Dr. Wolfgang von Rybinski,<br />

<strong>Deutsche</strong> Bunsen-Gesellschaft <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie e.V.,<br />

Theodor-Heuss-Allee 25, 60486 Frankfurt<br />

Schatzmeister:<br />

Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Grünbein,<br />

<strong>Deutsche</strong> Bunsen-Gesellschaft <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie e.V.,<br />

Theodor-Heuss-Allee 25, 60486 Frankfurt<br />

207


BUNSENTAGUNG<br />

STÄNDIGER AUSSCHUSS<br />

Prof. Dr. Matthias Ballauff, Helmholtz-Zentrum Berlin <strong>für</strong> Materialien<br />

und Energie GmbH, F-I2 Soft Matter and Functional Materials, Hahn-<br />

Meitner-Platz 1, 14109 Berlin<br />

Dr. Paula Barreleiro, Henkel AG & Co. KGaA, Advanced Materials,<br />

Technology Brokerage, Henkelstraße 67, 40191 Düsseldorf<br />

Prof. Dr. Michael Dröscher, Hetkerbruch 34, 46286 Dorsten<br />

Dr. Holger Egger, Bayer Technology Services GmbH, Process Technology,<br />

Bldg. E41, 51368 Leverkusen<br />

Prof. Dr. Klaus Funke, Westfälische Wilhelms-Universität Münster,<br />

Institut <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie, Correnstr. 30-36, 48149 Münster<br />

Prof. Dr. Markus Gerhards, TU Kaiserslautern, <strong>Physikalische</strong><br />

und Theoretische Chemie, Geb. 52, Erwin-Schrödinger-Str.,<br />

67663 Kaiserslautern<br />

Dr. Klaus Griesar, Merck KGaA, Technology Offi ce, HPC: C010/102,<br />

Frankfurter Str. 250, 64293 Darmstadt<br />

Prof. Dr. Wolfgang Kautek, Universität Wien, Institut <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong><br />

Chemie, Währingerstr. 42, 1090 Wien/A<br />

Prof. Dr. Katharina Kohse-Höinghaus, Universität Bielefeld, Fakultät<br />

<strong>für</strong> Chemie <strong>Physikalische</strong> Chemie I, Universitätsstr. 25,<br />

33615 Bielefeld<br />

Dr. Johanna Kowol-Santen, <strong>Deutsche</strong> Forschungsgemeinschaft,<br />

Chemie und Verfahrenstechnik, Kennedyallee 40, 53175 Bonn<br />

Prof. Dr. Monika Schönhoff, Westfälische Wilhelms-Universität, Institut<br />

<strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie, Corrensstr. 30-36, 48149 Münster<br />

Dr.-Ing. Egbert S. J. Lox, Umicore AG & Co. KG, Kasteelstraat 7, 2250<br />

Olen/B<br />

Prof. Dr. Markus Reiher, ETH Zürich, Laboratorium <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong><br />

Chemie, HCI G229, Wolfgang-Pauli-Str. 10, 8093 Zürich/CH<br />

Prof. Dr. Eckart Rühl, Freie Universität Berlin, <strong>Physikalische</strong> Theoretische<br />

Chemie, Chemie und Biochemie – Biologie, Chemie und Pharmazie,<br />

Takustr. 3, 14195 Berlin<br />

GESCHÄFTSFÜHRER<br />

Dr. Florian Ausfelder, <strong>Deutsche</strong> Bunsen-Gesellschaft <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong><br />

Chemie e.V., Theodor-Heuss-Allee 25, 60486 Frankfurt<br />

208<br />

PREISKURATORIUM<br />

NERNST-HABER-BODENSTEIN PREIS<br />

Erster Vorsitzender und Zweiter Vorsitzender<br />

Weitere Mitglieder im Kuratorium:<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 14. JAHRGANG · 5/<strong>2012</strong><br />

Prof. Dr. Katharina Al-Shamery, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg,<br />

Fakultät V, Institut <strong>für</strong> Reine- und Angewandte Chemie, <strong>Physikalische</strong><br />

Chemie, Carl-von-Ossietzky-Str. 9-11, 26129 Oldenburg<br />

Prof. Dr. Klaus Meerholz, Universität zu Köln, Institut <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong><br />

Chemie, Luxemburger Str. 116, 50939 Köln<br />

Prof. Dr. Eckart Rühl, Freie Universität Berlin, <strong>Physikalische</strong> Theoretische<br />

Chemie, Chemie und Biochemie – Biologie, Chemie und Pharmazie,<br />

Takustr. 3, 14195 Berlin<br />

Prof. Dr. Horst Weller, Universität Hamburg<br />

Institut <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie, Grindelallee 117, 20146 Hamburg<br />

PREISKURATORIUM VAN’T HOFF<br />

Erster Vorsitzender<br />

Weitere Mitglieder im Kuratorium:<br />

Prof. Dr. Dr.h.c. Gerhard Ertl, Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft,<br />

Faradayweg 4-6, 14195 Berlin<br />

Prof. Dr. Regine von Klitzing, Technische Universität Berlin, Sekr. TC9,<br />

Stranski-Laboratorium <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> und Technische Chemie,<br />

Straße des 17. Juni 124, 10623 Berlin<br />

Prof. Dr. Manfred Kappes, Karlsruher Institut <strong>für</strong> Technologie – KIT,<br />

Institut <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie II, Campus Süd, Kaiserstr. 12,<br />

76131 Karlsruhe<br />

Prof. Dr. Joachim Maier, Max-Planck-Institut <strong>für</strong> Festkörperforschung,<br />

Chemie 1, Heisenbergstr. 1, 7<strong>05</strong>69 Stuttgart<br />

Prof. Dr. Joachim Sauer, Humboldt-Universität Berlin, Institut <strong>für</strong><br />

Chemie, Unter den Linden 6, 10117 Berlin<br />

THEMENKOMMISSION<br />

Prof. Dr. Matthias Ballauff, Helmholtz-Zentrum Berlin <strong>für</strong> Materialien<br />

und Energie GmbH, F-I2 Soft Matter and Functional Materials, Hahn-<br />

Meitner-Platz 1, 14109 Berlin (Vorsitz)<br />

Prof. Dr. Helmut Bertagnolli, Im Waldhof 14, 79117 Stuttgart<br />

Prof. Dr. Manfred Kappes, Karlsruher Institut <strong>für</strong> Technologie – KIT,<br />

Institut <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie II, Campus Süd, Kaiserstr. 12,<br />

76131 Karlsruhe


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

Dr. Johanna Kowol-Santen, <strong>Deutsche</strong> Forschungsgemeinschaft,<br />

Chemie und Verfahrenstechnik, Kennedyallee 40, 53175 Bonn<br />

Prof. Dr. Martin Muhler, Ruhr-Universität Bochum, Lehrstuhl <strong>für</strong><br />

Technische Chemie, Fakultät <strong>für</strong> Chemie, Universitätsstr. 150,<br />

44801 Bochum<br />

Prof. Dr. Florian Müller-Plathe, Technische Universität Darmstadt,<br />

Eduard-Zintl-Institut <strong>für</strong> Anorganische und <strong>Physikalische</strong> Chemie,<br />

Petersenstr. 20, 64287 Darmstadt<br />

Prof. Dr. Jürgen Popp, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Chemisch-Geowissenschaftliche<br />

Fakultät, Institut <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong><br />

Chemie, Helmholtzweg 4, 07737 Jena<br />

Dr. Peter Stöckel, Boehringer Ingelheim, Pharma GmbH & Co. KG,<br />

Global Function Launch, Bingerstr. 173, 55216 Ingelheim<br />

Prof. Dr. Karl-Michael Weitzel, Philipps-Universität Marburg, Fachbereich<br />

Chemie, <strong>Physikalische</strong> Chemie, Hans-Meerwein-Straße,<br />

35032 Marburg<br />

UNTERRICHTSKOMMISSION<br />

Prof. Dr. Marcus Bäumer, Universität Bremen, Institut <strong>für</strong> Angewandte<br />

und <strong>Physikalische</strong> Chemie, Postfach 330440, 28334 Bremen<br />

Prof. Dr. Gerd Buntkowsky, TU Darmstadt, <strong>Physikalische</strong> Chemie III,<br />

Petersenstr. 20, 64287 Darmstadt<br />

Prof. Dr. Alexander Eychmüller, Technische Universität Dresden,<br />

<strong>Physikalische</strong> Chemie, Bergstr. 66B, 01062 Dresden<br />

Prof. Dr. Andreas Heuer, Westfälische Wilhelms-Universität, Institut<br />

<strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie, Corrensstr. 30-36, 48149 Münster<br />

Prof. Dr. Regine von Klitzing, Technische Universität Berlin, Sekr. TC9,<br />

Stranski-Laboratorium <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> und Technische Chemie,<br />

Straße des 17. Juni 124, 10623 Berlin<br />

Prof. Dr. rer.nat.habil. Jörg Kreßler, Martin-Luther-Universität Halle-<br />

Wittenberg, Naturwissenschaftliche Fakultät, Institut <strong>für</strong> Chemie,<br />

Hoher Weg 7, 06120 Halle<br />

Prof. Dr. Christian Ochsenfeld, LMU München, Institut <strong>für</strong> Chemie,<br />

Theoretische Chemie, Butenandtstr. 7C, 81377 München<br />

PD Dr. Wolfgang Schärtl, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Institut<br />

<strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie, Jakob-Welder-Weg 11, 55128 Mainz<br />

Prof. Dr. Cosima Stubenrauch, Universität Stuttgart, Institut <strong>für</strong><br />

<strong>Physikalische</strong> Chemie, Pfaffenwaldring 55, 7<strong>05</strong>69 Stuttgart<br />

Prof. Dr. Joachim Wagner, Universität Rostock, Institut <strong>für</strong> Chemie –<br />

<strong>Physikalische</strong> Chemie, Dr.-Lorenz-Weg 1, 18<strong>05</strong>9 Rostock<br />

ARBEITSGEMEINSCHAFTEN<br />

AG Bunsen-Karriereforum<br />

GeCats<br />

AG Theoretische Chemie (AGTC)<br />

<strong>Deutsche</strong> Flüssigkristall-Gesellschaft (DFKG)<br />

BUNSEN-MAGAZIN<br />

BUNSENTAGUNG<br />

Herausgeber: Der Vorstand der <strong>Deutsche</strong>n Bunsen-Gesellschaft <strong>für</strong><br />

<strong>Physikalische</strong> Chemie e. V.<br />

Schriftleitung: Prof. Dr. Rolf Schäfer, Technische Universität Darmstadt,<br />

Eduard-Zintl-Institut <strong>für</strong> Anorganische und <strong>Physikalische</strong> Chemie.<br />

Petersenstr. 20, 64287 Darmstadt<br />

PCCP<br />

Ownership Board<br />

Prof. Dr. Bernd Brutschy, Kantstr. 5A, 60439 Frankfurt<br />

Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Grünbein, <strong>Deutsche</strong> Bunsen-Gesellschaft <strong>für</strong><br />

<strong>Physikalische</strong> Chemie, Theodor-Heuss-Allee 25, 60486 Frankfurt<br />

MITGLIEDSBEITRÄGE<br />

Der Beitrag <strong>für</strong> das Jahr 2011 betrug <strong>für</strong> persönliche Mitglieder<br />

120,- € (bzw. 90,- € bei Doppelmitgliedschaft in DECHEMA,<br />

DPG und GDCh), <strong>für</strong> Mitglieder bis zu drei Jahren nach Studienabschluss<br />

75,- €, <strong>für</strong> Studenten 30,- €, <strong>für</strong> nicht-persönliche<br />

Mitglieder (Institute, Firmen) 580,- €.<br />

ABRECHNUNG<br />

Der nachstehend veröffentlichte Jahresabschluss <strong>für</strong> das Rechnungsjahr<br />

2011 wurde von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

Prof. Dr. K. Schwantag – Dr. P. Kraushaar GmbH, Frankfurt sowie<br />

von den ehrenamtlichen Rechnungsprüfern, Prof. Dr. Bernhard<br />

Brutschy, Frankfurt und Dr. Marcell Peuckert, Frankfurt, geprüft und<br />

in Ordnung befunden.<br />

209


BUNSENTAGUNG<br />

210<br />

Vermögensrechnung zum 31. Dezember 2011<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 14. JAHRGANG · 5/<strong>2012</strong><br />

<strong>Deutsche</strong> Bunsen-Gesellschaft <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie e.V., Frankfurt am Main


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

Vermögensrechnung zum 31. Dezember 2011<br />

BUNSENTAGUNG<br />

<strong>Deutsche</strong> Bunsen-Gesellschaft <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie e.V., Frankfurt am Main<br />

211


BUNSENTAGUNG<br />

212<br />

Ergebnisrechnung<br />

<strong>für</strong> die Zeit vom 01.01.2011 bis 31.12.2011<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 14. JAHRGANG · 5/<strong>2012</strong><br />

<strong>Deutsche</strong> Bunsen-Gesellschaft <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie e.V., Frankfurt am Main


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

Tagesordnung<br />

1. Bericht des Vorstandes über das abgelaufene Geschäftsjahr<br />

2. Bericht des Schatzmeisters über den Jahresabschluss und<br />

über das laufende Geschäftsjahr<br />

3. Entlastung des Vorstandes<br />

4. Bericht über das europäische Journal PCCP<br />

5. Vornahme der erforderlichen Wahlen<br />

6. Festsetzung des Jahresbeitrages<br />

7. Beschluss über Ort und Zeit der nächsten Hauptversammlungen<br />

8. Beschluss über eingegangene Anträge<br />

9. Verschiedenes<br />

Beginn: 15:00 Uhr<br />

Ende: 15:50 Uhr<br />

Teilnehmer: 72 Mitglieder<br />

Der 1. Vorsitzende der <strong>Deutsche</strong>n Bunsen-Gesellschaft <strong>für</strong><br />

<strong>Physikalische</strong> Chemie (DBG), Prof. Dr. Martin Quack (Zürich),<br />

begrüßte die Teilnehmer, dankte dem Organisator der Bunsentagung<br />

<strong>2012</strong>, Prof. Dr. Bernd Abel, und leitete die Versammlung.<br />

Die Mitgliederversammlung wurde im „Bunsen-Magazin<br />

Heft 5/11, Seite 171“, ordnungsgemäß angekündigt.<br />

TOP 1: Bericht des Vorstandes über das abgelaufene Geschäftsjahr<br />

Allen Anwesenden lag der Bericht des Vorstandes (abgeschlossen<br />

am 27. April <strong>2012</strong>) schriftlich vor. Darin werden aufgeführt:<br />

Mitgliederstand<br />

Todesfälle seit der letzten Mitgliederversammlung<br />

Glückwunschadressen zum 65. Geburtstag (im Bunsen-Magazin<br />

veröffentlicht)<br />

Zusammensetzung des Vorstandes und des Ständigen Ausschusses<br />

im Jahr 2011<br />

Mitglieder der Preiskuratorien Nernst-Haber-Bodenstein Preis<br />

und van’t Hoff Preis, der Themen- und der Unterrichtskommission<br />

Redaktion Bunsen-Magazin und PCCP Ownership Board<br />

Geschäftsführung<br />

Mitgliedsbeiträge<br />

Einnahmen- und Ausgabenrechnung sowie Vermögensübersicht<br />

<strong>für</strong> 2011<br />

TOP 2: Bericht des Schatzmeisters<br />

Eine Übersicht über die Einnahmen- und Ausgabenrechnung<br />

2011, die Vermögensübersicht 2011 sowie die jeweiligen Ver-<br />

Bericht<br />

über die ordentliche Mitgliederversammlung<br />

anlässlich der 111. Hauptversammlung der<br />

<strong>Deutsche</strong>n Bunsen-Gesellschaft <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie e.V.<br />

am 17. Mai <strong>2012</strong> in der Universität Leipzig<br />

BUNSENTAGUNG<br />

gleichszahlen aus dem Vorjahr lagen den Anwesenden gemeinsam<br />

mit dem Bericht des Vorstandes vor. Prof. Dr.-Ing. Wolfgang<br />

Grünbein berichtete, dass die Vermögenslage der DBG weiterhin<br />

stabil sei. Ausfälle können durch die Erhöhung der Mitgliedsbeiträge<br />

zum 01.01.<strong>2012</strong> kompensiert werden, trotz weiterhin leicht<br />

sinkender Mitgliederzahlen. Eine weitere wichtige Säule der Einnahmen<br />

sind neben den Mitgliedsbeiträgen die Lizenzeinnahmen<br />

aus PCCP.<br />

I. Ideeller Bereich<br />

Die Einnahmen <strong>für</strong> 2011 liegen mit rund 136.000 € unter denen<br />

des Vorjahres, die A usgaben ca. 4,7 % über den Ausgaben<br />

des Vorjahres.<br />

II. Vermögensverwaltung<br />

Aus der Vermögensverwaltung fl oss der Gesellschaft 2011 im<br />

Saldo ein Überschuss in Höhe von rund 72.000 € zu. Dieser<br />

lag über dem des Vorjahres.<br />

III. Einnahmen und Ausgaben von Zweckbetrieben und wirtschaftlichen<br />

Geschäftsbetrieben<br />

In der Abrechnung wird wie in den Vorjahren zwischen wissenschaftlichen<br />

Tagungen und anderen Veranstaltungen, darunter<br />

die prinzipiell umsatzsteuerpfl ichtigen Rahmenprogramme,<br />

unterschieden. Diese beiden Bereiche werden als „Steuerfreie<br />

Zweckbetriebe” bzw. „Steuerpfl ichtige wirtschaftliche Geschäftsbetriebe”<br />

bezeichnet.<br />

IV. Das Vereinsergebnis ermittelt sich aus den Ergebnissen<br />

- Ideeller Bereich<br />

- Vermögensverwaltung<br />

- Steuerbegünstigter Zweckbetrieb und<br />

- Steuerpfl ichtiger wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb<br />

und schloss mit einem Guthaben von rund 31.000 € ab.<br />

V. Vermögensübersicht zum 31.12.2011<br />

Die Finanzanlagen der DBG beliefen sich zum Stichtag 31.12.2011<br />

auf rund 1.219.000 €, im Vorjahr auf ca. 1.185.000 € bezogen<br />

auf die Anschaffungswerte.<br />

Neben Aktien sind im Depot der DBG auch festverzinsliche Wertpapiere,<br />

die bisher alle zu ihren Nennwerten bilanziert wurden<br />

und werden. Eines davon, „Commerzbank Global Firms Anleihe<br />

Serie 1A“ mit einem Nennwert von 100 000 Euro ist eine Inhaber-<br />

Schuldverschreibung, bei der das Kreditrisiko von 200 gleichgewichteten<br />

Referenzschuldnern verbrieft wurde. Zum Zeitpunkt der<br />

Prüfung der Jahresrechnung waren 11 (Vorjahr 9) Referenzschuldner<br />

ausgefallen. Da die Zinsen jedoch bezahlt wurden und die<br />

DBG eine Tranche mit konservativem Rating erworben hat, geht<br />

213


BUNSENTAGUNG<br />

der Verein grundsätzlich davon aus, dass hier kein Wertberichtigungsbedarf<br />

besteht. Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Grünbein verweist<br />

jedoch ausdrücklich auf das Risiko von ca. max. 80.000 Euro.<br />

Bei den Passiva konnten die freien und die gebundenen Rücklagen<br />

gestärkt werden.<br />

Bis zu einem Drittel des Überschusses der Erträge über die<br />

Aufwendungen der Vermögensverwaltung konnten der freien<br />

Rücklage zugewiesen werden. Nach Zuweisung eines Anteils<br />

davon zu den unselbständigen Stiftungen in Höhe 28.197,67 €<br />

wurde ein Drittel des Überschusses in Höhe 14.968,59 € der<br />

Rücklage zugewiesen.<br />

Es ergibt sich eine Erhöhung der Mittel der unselbständigen Stiftungen<br />

auf rund 852.3 T€.<br />

Die sieben unselbständigen Stiftungen betreffende Kapitalausstattung<br />

setzt sich wie folgt zusammen (Angaben in T€ ):<br />

2010 2011<br />

- von Böttinger-Stiftung 34,5 34.9<br />

- Robert-Bunsen-Stiftung 284,6 287.3<br />

- Bonhoeffer-Eucken-Scheibe-Vorlesung 88.8 92.2<br />

- Leo-Gans-Cassella-Stiftung 74.7 76.7<br />

- Hellmann-Fonds 59.4 54.1<br />

- van’t Hoff Stiftung 278.5 285.7<br />

- Alfred-Saupe-Stiftung 20.8 21.1<br />

Summe: 841.6 852.3<br />

Die Summe der Mitgliedsbeiträge ist im Vergleich zu 2010, dem<br />

Trend der letzten Jahre folgend, leicht rückläufi g, das Spendenaufkommen<br />

stark zurückgegangen. Die Aufwendungen bewegen<br />

sich in der Höhe des Vorjahres. Aufgrund dessen und rückläufi -<br />

ger Zinseinnahmen soll künftig die Höhe der Preisgelder variabel<br />

gestaltet und so der Zinsentwicklung angepasst werden.<br />

Die Altersstruktur der Mitglieder ist leicht angestiegen. Es bleibt<br />

die eindringliche Aufforderung zur Werbung neuer Mitglieder, zu<br />

weiterhin höchster Sparsamkeit und zur Steigerung der Zahl der<br />

wissenschaftlichen Beiträge in PCCP.<br />

Mitgliederentwicklung<br />

214<br />

200<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Mitglieder(StandApril<strong>2012</strong>)<br />

90<br />

DBG Mitgliederversammlung 17.<strong>05</strong>.<strong>2012</strong>, Leipzig<br />

Alter<br />

Durchschnittsalter: 53,28<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 14. JAHRGANG · 5/<strong>2012</strong><br />

Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Grünbein schloss seinen Bericht mit dem<br />

Hinweis auf die Unterstützung der Vorbereitungen der Berichtsprüfung<br />

durch die DECHEMA und die Prüfung selbst durch die<br />

Prof. Dr. K. Schwantag - Dr. P. Kraushaar GmbH, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft,<br />

Frankfurt, die den uneingeschränkten Bestätigungsvermerk<br />

erteilt hat. Die Unterlagen wurden den ehrenamtlichen<br />

Rechnungsprüfern, Dr. Marcell Peuckert (Frankfurt)<br />

und Prof. Dr. Bernd Brutschy (Frankfurt) zur Verfügung gestellt,<br />

die die Ordnungsmäßigkeit bestätigten. Prof. Dr.-Ing. Wolfgang<br />

Grünbein dankte diesen Herren ebenso wie Dr. Florian Ausfelder<br />

sowie Frau Erika Wöhler <strong>für</strong> die verantwortungsvolle und sparsame<br />

Geschäftsführung. Seinen Dank richtete er ebenfalls an<br />

Herrn Prof. Schäfer und Frau Lebershausen <strong>für</strong> ihre intensive<br />

und erfolgreiche Arbeit in der kleinen Darmstädter Redaktion<br />

des Bunsen-Magazins, an die DECHEMA und ihre Vertreter, an<br />

Frau Kirsten Elsen, <strong>für</strong> die Unterstützung zur Durchführung der<br />

Bunsentagungen und an PCCP.<br />

TOP 3: Entlastung des Vorstandes<br />

Der Antrag auf Entlastung wurde von Prof. Dr. Jürgen Troe (Göttingen)<br />

gestellt und einstimmig bei Enthaltung der Vorstandsmitglieder<br />

und des Geschäftsführers angenommen. Damit<br />

sind Vorstand und Geschäftsführung entlastet.<br />

TOP 4: Bericht über das europäische Journal PCCP<br />

Das wissenschaftliche Journal Physical Chemistry Chemical<br />

Physics (PCCP) wird von insgesamt 17 chemisch-wissenschaftlichen<br />

Gesellschaften getragen. Jane Hordern (Cambridge) berichtete,<br />

dass der wissenschaftliche Erfolg ausgezeichnet ist<br />

und der Impact Factor bei 3,45 liegt. Im Editorial Board ist die<br />

Bunsen-Gesellschaft durch Prof. Dr. Manfred Martin (Aachen)<br />

und Prof. Dr. Frank Neese (Bonn) vertreten. Wie bereits bei vorherigen<br />

Bunsentagungen wurde von PCCP auch <strong>für</strong> die Bunsentagung<br />

in Berlin wieder ein Themed Issue aufgelegt und<br />

drei Posterpreise in Höhe von je 250 € zur Verfügung gestellt.<br />

TOP 5: Vornahme der erforderlichen Wahlen<br />

Alle Wahlen gelten <strong>für</strong> die Amtsperiode 1.1.2013 bis 31.12.2014.<br />

Frau Dr. Paula Barreleiro, Düsseldorf, und Herr Prof. Dr. Eckart<br />

Rühl, Berlin, haben ihre maximale Amtszeit erreicht und werden<br />

deshalb Ende <strong>2012</strong> aus dem Ständigen Ausschuss ausscheiden.<br />

Prof Martin Quack dankt ihnen sehr herzlich <strong>für</strong> ihre Unterstützung<br />

und viele wichtige Beiträge.<br />

Zur Wiederwahl <strong>für</strong> zwei weitere Jahre standen an:<br />

Prof. Dr. Matthias Ballauff, Berlin<br />

Dr. Holger Egger, Leverkusen<br />

Prof. Dr. Markus Gerhards, Kaiserslautern<br />

Prof. Dr. Klaus Griesar, Darmstadt<br />

Dr.-Ir. Egbert S. J. Lox, Olen<br />

Prof. Dr. Markus Reiher, Zürich<br />

Zur Neuwahl hat der Ständige Ausschuss folgenden Kandidatenvorschlag<br />

ausgewählt:<br />

Prof. Dr. Martin Suhm, Göttingen<br />

Dr. Jens Rieger, Ludwigshafen


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

Rechnungsprüfer<br />

Neuwahl: Prof. Dr. Christian Hess, Darmstadt<br />

Wiederwahl: Prof. Dr. Bernhard Brutschy, Frankfurt<br />

Schatzmeister<br />

Wiederwahl: Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Grünbein, Liederbach<br />

Erster Vorsitzender<br />

Neuwahl: Dr. Marcell Peuckert, Infraserv, Frankfurt<br />

Die Zustimmung aller Kandidatinnen und Kandidaten liegt vor.<br />

Sie wurden alle einstimmig in offener Abstimmung <strong>für</strong> Wiederwahl<br />

oder Neuwahl ohne Gegenstimme unter Enthaltung der zur<br />

Wahl stehenden Person gewählt.<br />

TOP 6: Festsetzung des Jahresbeitrages<br />

Die Höhe der Mitgliedsbeiträge wird beibehalten. Ein reduzierter<br />

Beitrag <strong>für</strong> Senioren wurde nicht beschlossen.<br />

TOP 7: Beschluss über Ort und Zeit der nächsten Hauptversammlungen<br />

Es lagen Bewerbungen aus den Universitäten Bochum, Chemnitz<br />

und Hamburg vor. Der Vorstand und der Ständige Ausschuss<br />

schlagen vor, <strong>für</strong> das Jahr 2014 Hamburg und <strong>für</strong> das<br />

Jahr 2015 Bochum zu wählen.<br />

Für 2016 soll noch nicht entschieden werden. Diese Vorschläge<br />

wurden alle von der Mitgliederversammlung einstimmig angenommen.<br />

Es wurde darauf hingewiesen, dass Vorstand und Ständiger<br />

Ausschuss anregen, an der Universität Chemnitz zunächst eine<br />

Bunsen-Diskussionstagung zu organisieren.<br />

TOP 8: Beschluss über eingegangene Anträge<br />

Die Mitgliederversammlung folgte dem Antrag des Vorstandes<br />

und des Ständigen Ausschusses und beschloss ein neues<br />

Beitragsmodell <strong>für</strong> studentische Mitglieder: Diplom- und<br />

Bachelor-/Masterstudierende in der Bunsen-Gesellschaft sind<br />

<strong>für</strong> drei Jahre nach Neueintritt oder bei bestehender Mitgliedschaft<br />

ab dem 1.1.2013 vom Mitgliedsbeitrag befreit, sofern<br />

keine Postzustellung des Bunsen-Magazins erfolgt. Bei Postzustellung<br />

wird ein Mitgliedsbeitrag in Höhe von 30,00 Euro/Jahr<br />

erhoben.<br />

TOP 9: Verschiedenes<br />

Der 1. Vorsitzende wies auf den weitergehenden Bericht in<br />

der Rede des Ersten Vorsitzenden zur Eröffnung der Bunsentagung<br />

im Anschluss an die Mitgliederversammlung hin und<br />

fragte nach Wortmeldungen zum Punkt ,Verschiedenes‘. Es<br />

gab keine Wortmeldungen hierzu.<br />

Der Erste Vorsitzende dankte allen Mitgliedern und schloss die<br />

Versammlung um 15:50 Uhr.<br />

BUNSENTAGUNG<br />

<strong>Deutsche</strong> Bunsen-Gesellschaft <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie e. V.<br />

Erster Vorsitzender Geschäftsführer<br />

Prof. Dr. Dr. h. c. Martin Quack Dr. Florian Ausfelder<br />

Frankfurt am Main, im Mai <strong>2012</strong><br />

Die nächste Mitgliederversammlung fi ndet am 9. Mai 2013 in<br />

Karlsruhe statt.<br />

Einladung zur<br />

DBG-Mitgliederversammlung<br />

gemäß § 10 der DBG-Satzung <strong>für</strong><br />

Donnerstag, 9. Mai 2013, 15.00 Uhr<br />

Die Mitgliederversammlung fi ndet im Karlsruher<br />

Institut <strong>für</strong> Technologie (KIT), 76131 Karlsruhe, statt.<br />

Tagesordnung<br />

1. Bericht des Vorstandes über das abgelaufene<br />

Geschäftsjahr<br />

2. Bericht des Schatzmeisters über den Jahresabschluss<br />

und über das laufende Geschäftsjahr<br />

3. Entlastung des Vorstandes<br />

4. Bericht über das europäische Journal PCCP<br />

5. Vornahme der erforderlichen Wahlen<br />

6. Festsetzung des Jahresbeitrages<br />

7. Beschluss über Ort und Zeit der nächsten<br />

Hauptversammlungen<br />

8. Beschluss über eingegangene Anträge<br />

9. Verschiedenes<br />

Anträge aus der Mitgliedschaft (TOP 8) senden Sie bitte<br />

mit entsprechender Begründung bis spätestens<br />

28. März 2013<br />

an<br />

Erika Wöhler (woehler@bunsen.de),<br />

DBG-Geschäftsstelle,<br />

Theodor-Heuss-Allee 25,<br />

60486 Frankfurt am Main.<br />

<strong>Deutsche</strong> Bunsen-Gesellschaft <strong>für</strong><br />

<strong>Physikalische</strong> Chemie e. V.<br />

Der Erste Vorsitzende<br />

Martin Quack<br />

215


BUNSENTAGUNG<br />

216<br />

Bunsentagung 2013<br />

(Annual German Conference on Physical Chemistry)<br />

May 09 – 11, 2013 Karlsruhe, Germany<br />

112 th General Assembly of the German Bunsen Society for Physical Chemistry<br />

Also featuring a special symposium “Electrochemical Interfaces”,<br />

an industrial symposium with accompanying exhibition, and the “Karriereforum“.<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 14. JAHRGANG · 5/<strong>2012</strong><br />

The main topic of the Bunsentagung 2013 focuses on state-of-the-art research in the fi elds of theoretical spectroscopy as well as molecular<br />

characterization using experimental spectroscopy guided by quantum chemistry. This also includes recent advances in experimental techniques<br />

that probe molecules in gas and condensed phases under precisely defi ned/controlled conditions as well as new developments in describing<br />

such systems theoretically at a predictive level.<br />

Opening Lecture<br />

Prof. Dr. Mike Ashfold, University of Bristol/UK<br />

Plenary Lectures<br />

Prof. Dr. Tobias Brixner, University of Würzburg/D<br />

Prof. Dr. Dominik Marx, Ruhr-Universität Bochum/D<br />

Prof. Dr. Frank Neese, Max Planck Institute for Bioinorganic Chemistry, Mülheim/D<br />

Prof. Dr. Martin Wolf, Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft, Berlin/D<br />

Full Lectures<br />

Prof. Dr. Bernd Abel, University of Leipzig/D<br />

Prof. Dr. Maki Kawai, University of Tokyo/J<br />

Prof. Dr. Benedetta Mennucci, University of Pisa/I<br />

Prof. Dr. Cristina Puzzarini, University of Bologna/I<br />

Prof. Dr. Thomas Rizzo, Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne/CH<br />

Prof. Dr. John Stanton, University of Texas at Austin, TX/USA<br />

Scientifi c Organisation<br />

Wolfgang Domcke, TU München, Garching<br />

Jürgen Gauß, University of Mainz<br />

Manfred Kappes, Karlsruhe Institute of Technology<br />

Willem M. Klopper, Karlsruhe Institute of Technology<br />

Programme Committee<br />

Wolfgang Domcke, TU München<br />

Marcus Elstner, Karlsruhe Institute of Technology<br />

Jürgen Gauß, University of Mainz<br />

Manfred Kappes, Karlsruhe Institute of Technology<br />

Matthias Kling, Max Planck Institute of Quantum Optics, Garching<br />

Willem M. Klopper, Karlsruhe Institute of Technology<br />

Matthias Olzmann, Karlsruhe Institute of Technology<br />

Marcell Peuckert, Infraserv GmbH & Co. Höchst KG, Frankfurt am Main<br />

Martin Quack, ETH Zurich/CH<br />

Dominik Samuelis, Max Planck Institute for Solid State Research,<br />

Stuttgart<br />

Rolf Schäfer, TU Darmstadt<br />

Rolf Schuster, Karlsruhe Institute of Technology<br />

Manfred Wilhelm, Karlsruhe Institute of Technology<br />

Christof Wöll, Karlsruhe Institute of Technology<br />

Rudolf Zentel, University of Mainz<br />

Local Organisation<br />

Artur Böttcher, Marcus Elstner, Oliver Hampe, Christoph Jacob,<br />

Manfred Kappes, Willem M. Klopper, Detlef Nattland, Matthias<br />

Olzmann, Detlef Schooss, Rolf Schuster, Thomas Steinbrecher,<br />

Andreas-Neil Unterreiner, Patrick Weis, Christof Wöll, Karlsruhe<br />

Institute of Technology<br />

Foto: Wim Klopper, Karlsruhe


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

INHALT HEFT 5 – 6 (<strong>2012</strong>)<br />

L. Rossrucker, P. V. Menezes, J. Zakel, M. Schäfer,<br />

B. Roling, K.-M. Weitzel<br />

Bombardment Induced Potassium Ion Transport<br />

Through a Sodium Ion Conductor: Conductivities<br />

and Diffusion Profi les 341<br />

M. Einax, W. Dieterich, P. Maass<br />

Diffusion and Cluster Growth of Binary Alloys<br />

on Surfaces 355<br />

B. Huber, T. Linder, K. Hormann, T. Frömling,<br />

J. Sundermeyer, B. Roling<br />

Synthesis of Novel Lithium Salts Containing Pentafl<br />

uorophenylamido-based Anions and Investigation<br />

of their Thermal and Electrochemical Properties 377<br />

T. Placke, P. Bieker, S. F. Lux, O. Fromm, H.-W. Meyer,<br />

S. Passerini, M. Winter<br />

Dual-ion Cells Based on Anion Intercalation into<br />

Graphite from Ionic Liquid-Based Electrolytes 391<br />

W. V. Edwards, A. Berko, A. N. Blacklocks, S. L. P. Savin,<br />

A. V. Chadwick<br />

Ionic Transport and Structure in Doped Plastically<br />

Crystalline Solids 409<br />

A. Weidenfelder, H. Fritze, P. Fielitz, G. Borchardt, J. Shi,<br />

K.-D. Becker, S. Ganschow<br />

Transport and Electromechanical Properties of<br />

Stoichiometric Lithium Niobate at High Temperatures 421<br />

B. Ruprecht, J. Rahn, H. Schmidt, P. Heitjans<br />

Low-Temperature DC Conductivity of LiNbO 3<br />

Single Crystals 431<br />

ZEITSCHRIFT FÜR<br />

PHYSIKALISCHE CHEMIE<br />

J. Rahn, E. Hüger, L. Dörrer, B. Ruprecht, P. Heitjans,<br />

H. Schmidt<br />

Self-Diffusion of Lithium in Amorphous Lithium<br />

Niobate Layers 439<br />

M. M. Islam, T. Bredow<br />

Theoretical Investigation of Migration Pathways for Li<br />

Diffusion in h-LiTiS 2<br />

449<br />

N. I. Schwarzburger, R. Knobel, H. Behrens,<br />

M. Binnewies, I. Horn, A. Pelster, H. F. Arlinghaus,<br />

L. Dörrer, H. Schmidt<br />

Kinetics of Lithium Intercalation in Titanium Disulfi de<br />

Single Crystals 461<br />

A.-M. Welsch, H. Behrens, S. Ross, D. Murawski<br />

Structural Control of Ionic Conductivity in LiAlSi 2O 6<br />

and LiAlSi 4O 10 Glasses and Single Crystals 491<br />

V. Epp, C. Brünig, M. Binnewies, P. Heitjans, M. Wilkening<br />

Studying Li Dynamics in a Gas-Phase<br />

Synthesized Amorphous Oxide by NMR and<br />

Impedance Spectroscopy 513<br />

A. Kuhn, J.-Y. Choi, L. Robben, F. Tietz, M. Wilkening,<br />

P. Heitjans<br />

Li Ion Dynamics in Al-Doped Garnet-Type Li 7La 3Zr 2O 12<br />

Crystallizing with Cubic Symmetry 525<br />

217


NACHRICHTEN<br />

EHRUNGEN/PREISE/<br />

AUSZEICHNUNGEN<br />

Auszeichnung <strong>für</strong> Christian Hintze<br />

Die Bunsen-Gesellschaft prämiert mit<br />

den Bunsen-Buchpreisen herausragende<br />

Masterarbeiten im Fach <strong>Physikalische</strong><br />

Chemie an deutschen Universitäten.<br />

M. Sc. Christian Hintze<br />

erhält den diesjährigen<br />

Bunsen-Buchpreis als<br />

Anerkennung <strong>für</strong> seine<br />

hervorragende Masterarbeit„Elektronenspinresonanzspektroskopie<br />

an Singulett-Triplett-Systemen“,<br />

die er in der Arbeitsgruppe von<br />

Malte Drescher unter Anleitung von Silvia<br />

Domingo Köhler anfertigte.<br />

Die Preisverleihung wurde von Prof. Dr.<br />

Heinz-Jürgen Steinhoff, Elektronenspinresonanzspektroskopiker<br />

an der Universität<br />

Osnabrück, in feierlichem Rahmen an<br />

der Universität Konstanz durchgeführt.<br />

RUFE, BERUFUNGEN,<br />

ERNENNUNGEN, WAHLEN<br />

Andreas Klampt, Prof. Dr., CEO / Geschäftsführer<br />

COSMOlogic GmbH & Co.<br />

KG, Leverkusen, Mitglied der AGTC, wurde<br />

zum Honorarprofessor <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong><br />

Chemie ernannt.<br />

GEBURTSTAGE IM<br />

SEPTEMBER <strong>2012</strong><br />

Gert Vorbeck, Dr. rer. nat.,<br />

Seeheilbad Graal-Müritz,<br />

60. Geburtstag am 02.09.<br />

Heinz Rehage, Prof. Dr.,<br />

Essen,<br />

60. Geburtstag am <strong>05</strong>.09.<br />

Christoph Kröhnke, Dr.,<br />

Breisach,<br />

60. Geburtstag am 22.09.<br />

Karl-Ludwig Oehme, Prof. Dr.,<br />

Jena,<br />

60. Geburtstag am 25.09.<br />

Frerich Keil, Prof. Dr.,<br />

Hamburg,<br />

65. Geburtstag am 24.09.<br />

218<br />

Dietrich Trzeciok, Dr.,<br />

Göttingen,<br />

75. Geburtstag am 07.09.<br />

Horst Hartmann, Prof. Dr.,<br />

Dresden,<br />

75. Geburtstag am 11.09.<br />

Rolf Kruse, Prof. Dr.,<br />

Ober-Ramstadt,<br />

80. Geburtstag am 20.09.<br />

Ludwig Pohl, Dr.,<br />

Darmstadt,<br />

80. Geburtstag am 28.09.<br />

GEBURTSTAGE IM<br />

OKTOBER <strong>2012</strong><br />

Stephan Jaenicke, Dr.,<br />

Singapore,<br />

60. Geburtstag am 19.10.<br />

Hans-Martin Vieth, Prof.,<br />

Berlin,<br />

70. Geburtstag am 03.10.<br />

H.W. Spiess, Prof. Dr.,<br />

Mainz,<br />

70. Geburtstag am 14.10.<br />

Werner Freyland, Prof. Dr.,<br />

Karlsruhe,<br />

70. Geburtstag am 31.10.<br />

Friedrich Steinbach, Prof. Dr. rer. nat.,<br />

Hamburg,<br />

75. Geburtstag am 21.10.<br />

Gernot Renger, Prof. Dr.,<br />

Berlin,<br />

75. Geburtstag am 23.10.<br />

Ewald Daltrozzo, Prof. Dr.,<br />

Konstanz,<br />

75. Geburtstag am 24.10.<br />

Eberhard Warkehr, Prof. Dr.,<br />

Roßdorf,<br />

80. Geburtstag am 02.10.<br />

B. Baranowski, Prof. Dr.,<br />

Warszawa,<br />

85. Geburtstag am 27.10.<br />

Rudolf Hoppe, Prof. Dr. Dr.h.c.mult.,<br />

Gießen,<br />

90. Geburtstag am 29.10.<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 14. JAHRGANG · 5/<strong>2012</strong><br />

GEBURTSTAGE IM<br />

NOVEMBER <strong>2012</strong><br />

Rita Hofmann, Dr.,<br />

Marly,<br />

60. Geburtstag am 10.11.<br />

Burkhard Bressel, Dr.-Ing.,<br />

Berlin,<br />

60. Geburtstag am 18.11.<br />

Nicolás Alonso-Vante, Prof. Dr.,<br />

Poitiers Cedex,<br />

60. Geburtstag am 19.11.<br />

Jürgen Grotemeyer, Prof. Dr.,<br />

Kiel,<br />

60. Geburtstag am 23.11.<br />

Günter Grampp, Prof. Dr.,<br />

Graz,<br />

65. Geburtstag am 13.11.<br />

John P. Maier, Prof. Dr.,<br />

Basel,<br />

65. Geburtstag am 15.11.<br />

Waldfried Plieth, Prof. Dr.,<br />

Dresden,<br />

75. Geburtstag am 07.11.<br />

VERSTORBEN<br />

Prof. Dr. Frank Willig, Berlin,<br />

im Alter von 71 Jahren<br />

Dr. Elisabeth Hopp, Hannover,<br />

im Alter von 89 Jahren<br />

NEUANMELDUNGEN<br />

ZUR MITGLIEDSCHAFT<br />

Dr. Sebstian Kruss,<br />

Hauptstraße 38,<br />

77781 Biberach


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

VERANSTALTUNGEN/EVENTS<br />

Tagungen der <strong>Deutsche</strong>n<br />

Bunsen-Gesellschaft<br />

Bunsentagung 2013<br />

09. – 11.<strong>05</strong>.2013, Karlsruhe<br />

Thema: Theory meets Spectroscopy<br />

Wissenschaftliche Organisation: W. Domcke<br />

(TU München), J. Gauß (Uni Mainz),<br />

M. Kappes, W. Klopper (KIT)<br />

Allgemeine Informationen zu den Bunsentagungen:<br />

www.bunsen.de oder Geschäftsstelle<br />

der <strong>Deutsche</strong>n Bunsen-Gesellschaft<br />

Manfred-Eigen-Nachwuchswissenschaftler<br />

Gespräche <strong>2012</strong><br />

12.11. – 14.11. <strong>2012</strong>, Rosensäle der<br />

Universität Jena<br />

(Fürstengraben 27, 07743 Jena)<br />

Thema: Molecules, Light and Life<br />

Organisation: Prof . Dr. Benjamin Dietzek,<br />

Universität Jena<br />

Information: http://www.ipht-jena.de/eigen<br />

Bunsen Discussion Meeting<br />

32 nd International Symposium on Free<br />

Radicals<br />

21–26 July 2013, Potsdam / Germany<br />

Organization: Peter Botschwina (Göttin-<br />

gen); Gernot Friedrichs (Kiel), Ole Hüter<br />

(Kiel), Hans-Gerd Löhmannsröben (Potsdam),<br />

Friedrich Temps (Kiel)<br />

Information: http://www.freeradicals2013.<br />

de/organizing-committee/<br />

WEITERE VERANSTALTUNGEN<br />

Electrochemistry <strong>2012</strong><br />

Fundamental and Engineering Needs<br />

for Sustainable Development<br />

17–19 September <strong>2012</strong>, Technische<br />

Universität München<br />

Organisation: Hubert Gasteiger, Katharina<br />

Krischer (München)<br />

Information: https://www.gdch.de/veranstaltungen/tagungen/tagungen-<strong>2012</strong>/<br />

electrochemistry-<strong>2012</strong>.html<br />

International Conference on Scanning<br />

Probe Microscopy on Soft and Polymeric<br />

Materials<br />

23–26 September <strong>2012</strong>, Rolduc Abbey,<br />

Kerkrade, The Netherlands<br />

Organisation: Dr. Philippe Leclère (Mons),<br />

Dr. Peter Schön (Twente), Prof. Dr. Holger<br />

Schönherr (Siegen), Prof. Dr. G. Julius Vancso<br />

(Twente), Dr. Georg Bar (Schkopau),<br />

Dr. Anton-Jan Bons (Machelen)<br />

Information: www.spm-p.org/<br />

WILHELM-JOST-GEDÄCHTNISVORLESUNG<br />

NACHRICHTEN<br />

Jahrestagung der <strong>Deutsche</strong>n Gesellschaft<br />

<strong>für</strong> Biophysik (DGfB) e.V. <strong>2012</strong><br />

23.09. – 26.09.<strong>2012</strong>, Georg-August-<br />

Universität Göttingen<br />

Organisation: Karl Helmut Grubmüller,<br />

Andreas Janshoff (Göttingen)<br />

Information: http://www.biophysical-congress.de/<br />

STC <strong>2012</strong><br />

48. Symposium <strong>für</strong> Theoretische Chemie<br />

23. – 27.09.<strong>2012</strong> Karlsruher Institut <strong>für</strong><br />

Technologie (KIT)<br />

Organisation: Karin Fink, Willem M. Klopper,<br />

Florian Weigend (Karlsruhe)<br />

Information: www.ipc.kit.edu/stc<strong>2012</strong><br />

43. Jahrestagung der <strong>Deutsche</strong>n Gesellschaft<br />

<strong>für</strong> Medizinische Physik<br />

(DGMP) <strong>2012</strong><br />

26.09. – 29.09.<strong>2012</strong>, Friedrich-Schiller-<br />

Universität Jena, Campus Ernst-Abbe-Platz<br />

Organisation: Jürgen R. Reichenbach,<br />

Tilo Wiezorek (Universitätsklinikum Jena)<br />

Information: www.dgmp-kongress.de<br />

46. Jahrestagung der <strong>Deutsche</strong>n Gesellschaft<br />

<strong>für</strong> Massenspektrometrie (DGMS),<br />

10. – 13. März 2013, in Berlin-Adlershof<br />

21. Jahrestagung der <strong>Deutsche</strong>n Gesellschaft<br />

<strong>für</strong> Kristallographie<br />

19. – 23. März, 2013, Freiberg, Sachsen<br />

Information: www.dgk-conference.de<br />

Die Wilhelm-Jost-Gedächtnisvorlesung <strong>2012</strong> der Akademie der Wissenschaften und der <strong>Deutsche</strong>n Bunsen-Gesellschaft <strong>für</strong><br />

<strong>Physikalische</strong> Chemie e. V. wurde verliehen an:<br />

Frau Professor<br />

Dr. Katharina Kohse-Höinghaus<br />

Universität Bielefeld<br />

<strong>Physikalische</strong> Chemie I<br />

Universitätsstr. 2533615 Bielefeld<br />

Frau Professor Dr. Katharina Kohse-Höinghaus wird ihre Vorlesungen an folgenden Tagen/Orten halten:<br />

Mittwoch, den 31.10.<strong>2012</strong> in Berlin - Freie Universität Berlin<br />

Donnerstag, den 1.11.<strong>2012</strong> in Leipzig - Universität Leipzig<br />

Dienstag, den 6.11.<strong>2012</strong> in Darmstadt - Technische Universität Darmstadt<br />

Mittwoch, den 14.11.<strong>2012</strong> in Marburg - Philips-Universität Marburg<br />

Donnerstag, den 22.11.<strong>2012</strong> in Göttingen - Georg-August-Universität Göttingen<br />

Ihr Vortragstitel lautet:<br />

„<strong>Physikalische</strong> Chemie: Diagnostik am Puls chemischer Veränderung“.<br />

219


NACHRICHTEN<br />

AUSSCHREIBUNGEN<br />

220<br />

<strong>Deutsche</strong> Bunsen-Gesellschaft <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie e. V.<br />

awards the<br />

NERNST-HABER-BODENSTEIN PRIZE 2013<br />

MATTAUCH-HERZOG-FÖRDERPREIS<br />

FÜR MASSENSPEKTROMETRIE 2013<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 14. JAHRGANG · 5/<strong>2012</strong><br />

in memory of Max Bodenstein, Fritz Haber and Walther Nernst. The prize will be presented at the 112 th Annual General<br />

Meeting of the German Bunsen-Society from 9-11 May 2013 in Karlsruhe.<br />

The prize will be awarded to a distinguished younger scientist (of up to 40 years of age) for outstanding scientifi c achievements<br />

in the fi eld of physical chemistry. Suitable candidates of international visibility in their research fi eld will be evaluated<br />

by a high level expert selection panel with respect to the scientifi c quality, originality and independence of their<br />

research. Candidates should come from a German-speaking region of Europe or work there at the time of their nomination.<br />

Nominations from established scientists in the area of physical chemistry should include a short CV of the candidate, an<br />

overview of the candidate’s scientifi c achievements and publications, and a supporting statement.<br />

Nominations should be submitted by 1 October <strong>2012</strong> to<br />

<strong>Deutsche</strong> Bunsen-Gesellschaft<br />

<strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie e. V.<br />

Erika Wöhler<br />

Theodor-Heuss-Allee 25<br />

60486 Frankfurt am Main<br />

Germany<br />

Die <strong>Deutsche</strong> Gesellschaft <strong>für</strong> Massenspektrometrie (DGMS) schreibt <strong>für</strong> das kommende Jahr die folgenden Preise <strong>für</strong> Nachwuchswissenschaftler<br />

bzw. Diplomanden und Doktoranden aus:<br />

Dieser Preis wird <strong>für</strong> hervorragende Leistungen auf einem der Anwendungsgebiete der Massenspektrometrie, insbesondere<br />

der organisch/biochemischen Analytik oder der Element- und Isotopenanalytik, vergeben. Preiswürdige Arbeiten sollen entweder<br />

eine wichtige und neue Anwendung der Massenspektrometrie oder einen bedeutenden Fortschritt in der Methodik oder<br />

Instrumentierung erbringen. Der Preis ist mit 12.500 € dotiert und wird seit 1988 von der Firma Thermo Fisher Scientifi c gestiftet.<br />

Die Ausschreibung des Preises ist nicht an eine formale Qualifi kation des Bewerbers gebunden; er wird aber in der Regel<br />

an Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler vergeben, die das 40. Lebensjahr noch nicht überschritten haben.<br />

Bewerbungen sind bis spätestens zum 1. November <strong>2012</strong> beim Vorsitzenden der Jury einzureichen:<br />

Prof. Dr. M. Linscheid<br />

Department of Chemistry<br />

Humboldt-Universität zu Berlin<br />

Brook-Taylor-Str. 2<br />

D-12489 Berlin-Adlershof<br />

E-Mail: analytik@chemie.hu-berlin.de


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

WATERS-PREIS - “MASSENSPEKTROMETRIE<br />

IN DEN BIOWISSENSCHAFTEN“<br />

DER DEUTSCHEN GESELLSCHAFT FÜR<br />

MASSENSPEKTROMETRIE (DGMS)<br />

NACHRICHTEN<br />

Die DGMS schreibt einen Wissenschaftspreis <strong>für</strong> eine herausragende wissenschaftliche Arbeit in der Massenspektrometrie<br />

im Bereich der Biowissenschaften aus. Der von der Firma Waters gestiftete Preis wird durch die DGMS vergeben<br />

und zeichnet wissenschaftliche Arbeiten zu Methodenentwicklungen und Anwendungen der Massenspektrometrie in den<br />

Biowissenschaften aus.<br />

Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert und wird zusammen mit einer Urkunde jeweils bei der Jahrestagung der <strong>Deutsche</strong>n<br />

Gesellschaft <strong>für</strong> Massenspektrometrie überreicht. In Ausnahmefällen kann der Preis zu gleichen Teilen an zwei Personen<br />

vergeben werden. Die Vergabe des Preises erfolgt ausgehend von Nominierungsvorschlägen. Vorschlagsberechtigt ist jedes<br />

Mitglied der DGMS, wobei Selbstnominierungen ausgeschlossen sind.<br />

Die nächste Preisverleihung erfolgt auf der 46. Jahrestagung der DGMS, die vom 10.–13. März 2013 in Berlin-Adlershof<br />

stattfi nden wird.<br />

Eine Nominierung zur aktuellen Runde der Preisvergabe ist zusammen mit einer Begründung der Preiswürdigkeit der wissenschaftlichen<br />

Aktivität bis zum 1. November <strong>2012</strong> (Poststempel) einzureichen, entweder an den Vorsitzenden der DGMS<br />

oder an den Vorsitzenden der Jury ‚Massenspektrometrie in den Biowissenschaften’:<br />

Prof. Dr. Wolf-Dieter Lehmann<br />

Molekulare Strukturanalyse<br />

<strong>Deutsche</strong>s Krebsforschungszentrum<br />

Im Neuenheimer Feld 280<br />

69120 Heidelberg<br />

E-Mail: wolf.lehmann@dkfz.de<br />

Die Auswahl erfolgt durch eine vom Vorstand der DGMS einberufene Jury. Der Jury gehört ein Vertreter der Firma Waters als<br />

beratendes Mitglied ohne Stimmrecht an.<br />

221


NACHRICHTEN<br />

222<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 14. JAHRGANG · 5/<strong>2012</strong>


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

NACHRICHTEN<br />

223


GDCh<br />

Energie ist eines der wichtigsten Themen, die derzeit mit Blick<br />

auf die Zukunft in der Gesellschaft diskutiert werden. Gleich ob<br />

es um Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen, stabile langfristige<br />

Speicherung oder effi zientere Nutzung geht: die Chemie<br />

liefert wesentliche Beiträge. Die GDCh hat sich dazu schon<br />

vielfach geäußert, u.a. in Positionspapieren, in Workshops und<br />

auf Tagungen. <strong>2012</strong> bietet sie in ihrem Fortbildungsprogramm<br />

erstmals ein Kurspaket Chemie und Energie an. Die nächsten<br />

Kurse fi nden im Herbst statt.<br />

Am 24. und 25. September befasst sich Professor Dr. Thomas<br />

Jüstel, Fachhochschule Münster, Steinfurt, in seinem zweitätigen<br />

Kurs „Incoherent Light Sources – From Black Body Radiators<br />

to Luminescent Semiconductors“ (Kurs-Nr. 802/12)<br />

mit verschiedenen Aspekten von Lichtquellen. Jüstel arbeitete<br />

mehrere Jahre im Philips Forschungslabor Aachen, von wo er<br />

2004 zur Fachhochschule Münster als Professor <strong>für</strong> Anorganische<br />

Chemie und Materialwissenschaften wechselte. Ziel des<br />

Kurses ist, dass die Teilnehmer die effi zientesten Varianten<br />

<strong>für</strong> einen ressourcenschonen Einsatz von Leuchtmitteln identifi<br />

zieren und umsetzen können. Um dies zu erreichen, werden<br />

physikalische Prozesse und verwendete Materialien betrachtet,<br />

die bei heutigen Lichtquellen zum Tragen kommen. Zusätzlich<br />

bietet der Kurs einen Überblick über verschiedene Beleuchtungsmöglichkeiten.<br />

Dr. Andrea Balducci, Universität Münster, widmet sich mit<br />

dem Kurs „Electrochemical energy storage devices“ (Kurs-Nr.<br />

807/12) am 19. und 20. November den verschiedenen Aspekten<br />

rund um elektrochemische Möglichkeiten der Energiespeicherung.<br />

Nach einem generellen Überblick über das Thema<br />

224<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 14. JAHRGANG · 5/<strong>2012</strong><br />

ZUKUNFTSTHEMA ENERGIE IM FOKUS:<br />

FORTBILDUNGSKURSE DER GDCh ZU<br />

CHEMIE UND ENERGIE IM HERBST<br />

Prof. Dr. Thomas Jüstel,<br />

Fachhochschule Münster<br />

Dr. Andrea Balducci,<br />

Universität Münster<br />

stehen am ersten Tag die Lithium-Ionen-Batterien im Fokus.<br />

Dabei werden sowohl Materialien <strong>für</strong> die Elektroden als auch<br />

die verwendeten Elektrolyte eingehender behandelt. Ein Blick<br />

auf zukünftige Trends in diesem Bereich rundet den ersten<br />

Kurstag ab. Der zweite Tag steht dann im Zeichen von Superkondensatoren<br />

und Brennstoffzellen. Auch hierbei geht es vor<br />

allem um die eingesetzten und in Entwicklung befi ndlichen<br />

Materialien sowie weitere sich abzeichnende Trends. Balducci<br />

wagt abschließend einen generellen Ausblick auf die Weiterentwicklung<br />

und Bedeutung der elektrochemischen Energiespeicher.<br />

Weitere Kurse <strong>2012</strong> im Block Chemie und Energie sind „Analytische<br />

und präparative Elektrochemie“ (Kurs-Nr. 8<strong>05</strong>/12) sowie<br />

die „Elektroorganische Synthese“ (Kurs-Nr. 808/12). Beide<br />

Fortbildungen werden von Professor Dr. Siegfried Waldvogel,<br />

Universität Mainz, gehalten und fi nden Anfang November statt.<br />

Die Fortbildungskommission der GDCh, besetzt mit namhaften<br />

Vertretern aus Industrie und Akademia, hatte 2011 das Kurspaket<br />

Chemie und Energie gerne aufgenommen, so dass es<br />

umgehend in das Fortbildungsprogramm <strong>2012</strong> integriert werden<br />

konnte. Dr. Elisabeth Kapatsina, Koordinatorin Bildung<br />

der GDCh, zeigt sich entsprechend zufrieden: „Die Aufnahme<br />

und Nachfrage des Themas Chemie und Energie in das Fortbildungsprogramm<br />

<strong>2012</strong> zeigt, wie wichtig der GDCh Information<br />

und Weiterbildung auf diesem Gebiet sind. Die gute Auslastung<br />

der beiden Kurse im Frühjahr und das positive Feedback der<br />

Teilnehmer zeigten bereits, dass die GDCh hier einen echten<br />

Bedarf abdeckt.“ Mehr zu den Kursen kann im Internet unter<br />

www.gdch.de/fortbildung nachgelesen werden.<br />

Prof. Dr. Siegfried Waldvogel,<br />

Universität Mainz<br />

Dr. Elisabeth Kapatsina,<br />

Koordinatorin Bildung der GDCh

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