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Verfassungsschutzbericht 2004 - Brights - Die Natur des Zweifels

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R E CHTSE X TREMI S TI SCHE B E S TREBUNGEN<br />

Aufgreifen tagespolitisch aktueller Themen im Rahmen ihrer Agitation<br />

dürfte hierzu beigetragen haben.<br />

Strukturell veränderte sich die Neonazi-Szene <strong>2004</strong> kaum. Neonazistische<br />

Vereine spielten weiterhin nur eine untergeordnete Rolle. <strong>Die</strong><br />

Szeneangehörigen sind überwiegend in den rund 160 Kameradschaften<br />

(2003: 160) organisiert.<br />

Viele Neonazis sind von Waffen und Sprengstoff fasziniert. Gelegentliche<br />

Waffenfunde belegen dies. Beliebt sind auch Wehrsportübungen,<br />

die oftmals mit einer paramilitärischen Ausbildung einhergehen.<br />

Viele neonazistische Kameradschaftsmitglieder sind bereits<br />

durch Gewaltdelikte auffällig geworden. Aus taktischen Gründen<br />

lehnen die meisten Kameradschaften allerdings den Einsatz von Gewalt<br />

zur Erreichung politischer Ziele ab. Sie geben sich vielmehr<br />

möglichst gesetzeskonform, um keine staatlichen Repressionen heraufzubeschwören<br />

und die langersehnte positive Resonanz in der Bevölkerung<br />

zu erzielen. <strong>Die</strong> Ereignisse in der „Kameradschaft Süd“ -<br />

deren „Führer“ und einige Mitglieder einen Sprengstoffanschlag<br />

planten (vgl. Kap. III) - sind <strong>des</strong>halb nicht typisch für die Kameradschaftsszene.<br />

Sie zeigen aber, wie gefährlich sich Kameradschaften<br />

oder Teile hiervon entwickeln können.<br />

<strong>Die</strong> Gründung von Kameradschaften war eine Reaktion auf die Vereinsverbote<br />

der 90er Jahre. Durch den weitgehenden Verzicht auf<br />

vereinsähnliche Strukturen hoffte die Neonazi-Szene, weitere Verbote<br />

zu erschweren bzw. unmöglich zu machen. Als Ersatz sollten die<br />

Kameradschaften Zusammenhalt ohne juristisch greifbare Strukturen<br />

schaffen. Tatsächlich bildeten sich aber auch in vielen so genannten<br />

„autonomen“ Kameradschaften unterschiedlich stark ausgeprägte<br />

Strukturen. Meist steht einem Mitgliederstamm (in der Regel<br />

höchstens 25 Aktivisten mit einem Durchschnittsalter von 23 Jahren)<br />

ein „Kameradschaftsführer“ vor, der die Aktivitäten vorgibt. Ein<br />

Name wie „Kameradschaft Hamm“ oder „Festungsstadt Rostock“<br />

und ein Emblem schaffen ein Gemeinschaftsgefühl, das durch gemeinsame<br />

Aktionen in der Öffentlichkeit - wie die Teilnahme an Demonstrationen<br />

- weiter gestärkt wird. <strong>Die</strong> Aktivitäten der meisten<br />

Kameradschaften erschöpfen sich in internen „Kameradschaftsabenden“,<br />

die häufig Stammtischtreffen ähneln. Einige Gruppierungen<br />

führen politische Arbeit im engeren Sinne durch (Diskussionen, politische<br />

oder juristische Schulungen).<br />

<strong>Die</strong> Gründung von Kameradschaften zersplitterte die Neonazi-Szene<br />

und beschränkte ihre politische Aktionsfähigkeit auf einen lokalen,<br />

allenfalls regionalen Bereich. Durch den fehlenden „Überbau“ war es<br />

schwierig geworden, die gesamte neonazistische Szene oder zumin-<br />

Strukturen<br />

Verhältnis zur<br />

Gewalt<br />

Kameradschaften<br />

Vernetzung von<br />

Kameradschaften<br />

57<br />

BERICHT<br />

<strong>2004</strong>

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