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Verfassungsschutzbericht 2004 - Brights - Die Natur des Zweifels

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264<br />

Beschaffungsbemühungen<br />

Methoden<br />

S PIONA G E UND SON S TIGE NA CHRICHTENDIEN S TLICHE A K TIVITÄ TEN<br />

So genannte proliferationsrelevante Länder - wie z. B. Iran, Nordkorea,<br />

Syrien und Pakistan - verfügen bereits gegenwärtig über Massenvernichtungswaffen<br />

und Trägersysteme zu deren Ausbringung<br />

oder streben den Ausbau bereits vorhandener Programme an. Angesichts<br />

anhaltender, zum Teil sehr intensiver Bemühungen dieser<br />

Staaten, proliferationsrelevante Produkte oder einschlägiges Wissen<br />

auch in Deutschland zu beschaffen, wird von einer unvermindert hohen<br />

weltweiten Proliferationsgefahr ausgegangen.<br />

Im Dezember 2003 hatte der libysche Staatschef verkündet, seine<br />

Massenvernichtungswaffenprogramme einzustellen. Auf Grund der<br />

weiteren Entwicklung gilt es als unwahrscheinlich, dass von Libyen<br />

zukünftig noch proliferationsrelevante Gefahren ausgehen.<br />

Zum Teil sind die genannten Länder bereits jetzt in der Lage, den Bedarf<br />

an einschlägiger Ware und Know-how zum Auf- bzw. Ausbau eines<br />

Massenvernichtungswaffenprogramms im eigenen Land zu<br />

decken. Ist dies nicht der Fall, sind sie gezwungen, auf dem Weltmarkt<br />

aktiv zu werden.<br />

In jüngster Zeit hat das Phänomen der „sekundären bzw. horizontalen<br />

Proliferation“ an Bedeutung gewonnen. Einzelne proliferationsrelevante<br />

Länder treten selbst als Verkäufer auf und bieten beispielsweise<br />

Maschinen, Ausrüstungsgegenstände oder gar vollständige<br />

und einsatzfähige Raketensysteme zum Verkauf an. Unverdächtige<br />

Schwellenländer 9 außerhalb der Exportkontrollregime werden genutzt,<br />

um für Massenvernichtungswaffenprogramme benötigte Produktionen<br />

dort aufzubauen oder relevante Güter dort einzukaufen.<br />

<strong>Die</strong>se Entwicklung darf dennoch nicht zu der Annahme führen, die<br />

proliferationsrelevanten Länder könnten generell auf illegale Beschaffungsaktivitäten<br />

in den Industrieländern verzichten. Aktuelle<br />

Erkenntnisse belegen unverändert das Interesse der proliferationsrelevanten<br />

Länder an Geschäftsbeziehungen mit deutschen Herstellerfirmen<br />

oder mit hier ansässigen Zwischenhändlern, um auf diesem<br />

Wege einschlägige (Spezial- ) Produkte beschaffen zu können.<br />

<strong>Die</strong> in Europa und Deutschland bestehenden strengen Exportkontrollmaßnahmen<br />

zur Verhinderung von proliferationsrelevanten<br />

Warenlieferungen ins Ausland haben das Beschaffungsverhalten der<br />

proliferationsrelevanten Länder beeinflusst. Sie mussten verschiedene<br />

Methoden entwickeln, um die gesetzlichen Bestimmungen zu<br />

umgehen. So nutzen sie beispielsweise konspirativ arbeitende Beschaffungsnetze,<br />

verschleiern gegenüber dem deutschen Hersteller<br />

9 Als Schwellenländer werden Staaten bezeichnet, die zu den fortgeschrittenen Entwicklungsländern<br />

gehören, da sie auf Grund hoher wirtschaftlicher Eigendynamik beachtliche<br />

Industrialisierungsfortschritte erzielen konnten und in ihrem Entwicklungsstand deutlich<br />

gegenüber den Industrienationen aufgeholt haben (z. B. China).

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