Verfassungsschutzbericht 2004 - Brights - Die Natur des Zweifels
Verfassungsschutzbericht 2004 - Brights - Die Natur des Zweifels Verfassungsschutzbericht 2004 - Brights - Die Natur des Zweifels
260 Aussiedler Schwerpunkt Oppositionellenausspähung S PIONA G E UND SON S TIGE NA CHRICHTENDIEN S TLICHE A K TIVITÄ TEN Allgemein sind alle GUS- Nachrichtendienste am Verbleib und an den Tätigkeiten ehemaliger Staatsangehöriger ihrer Länder interessiert, die nach Deutschland ausgewandert sind. Wegen noch bestehender Verbindungen in die frühere Heimat sind diese Personen häufig in wirtschaftliche Beziehungen zwischen den Mitgliedsstaaten der GUS und Deutschland eingebunden. Auch aus diesem Grund unterliegen Reisen dieser Personen in die GUS der Überwachung durch die dortigen Nachrichtendienste. Deutsche, die sich auf dem Staatsgebiet der GUS-Mitglieder befinden, müssen nach wie vor damit rechnen, von den Nachrichtendiensten beobachtet und mit dem Ziel einer nachrichtendienstlichen Werbung angesprochen zu werden. Insbesondere Firmenangehörige und Mitarbeiter der deutschen diplomatischen Vertretungen sind Ziel nachrichtendienstlicher Aktivitäten. IV. Aktivitäten von Nachrichtendiensten aus Staaten des Nahen und Mittleren Ostens sowie Nordafrikas Auch 2004 war Deutschland Operationsgebiet von Nachrichtendiensten einiger nah- und mittelöstlicher sowie nordafrikanischer Länder. Schwerpunkt der Aktivitäten bildete die Beobachtung und Ausspähung der in Deutschland ständig oder vorübergehend wohnenden Landsleute, insbesondere solcher Personen, die in Opposition zur Regierung ihres Heimatlandes stehen. Aufklärungsziel sind Strukturen, Funktionäre, Mitglieder sowie Zielsetzungen der in Deutschland aktiven oppositionellen Organisationen. Aufgrund der Bedrohung durch den internationalen islamistischen Terrorismus beschaffen die Dienste auch vermehrt Informationen über islamistische Gruppen. Die klassischen Aufklärungsbereiche der Spionage, nämlich Politik, Militär, Wissenschaft, Forschung und Technik, befinden sich ebenso im Blickfeld der nachrichtendienstlichen Arbeit. 1. Iranische Nachrichtendienste Die in eine Vielzahl von Organisationen und Kleingruppen zersplitterte iranische Auslandsopposition beansprucht unverändert die Aufmerksamkeit des iranischen Nachrichtendienstes VEVAK 8 . Das Spektrum der Opposition reicht von Monarchisten über Demokraten und Linksliberale bis hin zu Kommunisten. Die gewaltbereite revolutionär-marxistische „Volksmodjahedin Iran-Organisation“ (MEK) mit ihrem politischen Arm, dem „Nationalen Widerstandsrat Iran“ (NWRI), steht besonders im Fokus des VEVAK. 8 VEVAK = Vezerate Etala´at Va Amniate Keshvar (Ziviler In- und Auslandsnachrichtendienst des Iran)
S PIONA G E UND SON S TIGE NA CHRICHTENDIEN S TLICHE A K TIVITÄ TEN 261 Bei seiner Ausspähungstätigkeit nutzt der iranische Nachrichtendienst ein Netz von Agenten, welches sich aus dem Umfeld der unter Beobachtung stehenden Organisationen bzw. Gruppierungen rekrutiert. Zur Anwerbung als Agenten werden Zielpersonen zumeist bei Besuchsreisen nach Iran angesprochen. Im Verlaufe dieser Ansprachen werden die Betroffenen unter Druck gesetzt - beispielsweise durch Androhung von Repressalien gegen in Iran lebende Familienangehörige. Personen, die nicht nach Iran reisen, werden telefonisch aus Iran angesprochen. 2. Syrische Nachrichtendienste In Deutschland unterhalten die als Diplomaten an der syrischen Bot- Beachtliches schaft in Berlin abgetarnt tätigen Angehörigen mehrerer syrischer Informantennetz Nachrichtendienste zur Überwachung und Ausspähung von Oppositionellen ein beachtliches Agenten- und Informantennetz. Gegenstand ihrer systematisch betriebenen Aufklärungsaktivitäten sind die zahlreichen regimekritischen Parteien und Vereinigungen, insbesondere auch von syrischen Kurden, von Libanesen sowie der islamistischen Muslimbruderschaft. Zur Werbung neuer Agenten und zur Einschüchterung von Regimegegnern schrecken sie vor Repressalien gegen Betroffene oder deren im Heimatland wohnende Angehörige nicht zurück. In Deutschland lebende Zielpersonen müssen bei einem Besuch in Syrien mit ihrer Festnahme, mit Verhören und mit Misshandlungen rechnen. Die nachrichtendienstlichen Aktivitäten syrischer Dienste in Deutschland erfolgen in Fortsetzung der in Syrien herrschenden Überwachung praktisch aller Bereiche des gesellschaftlichen Lebens. Eine direkte Opposition zu dem Regime, z. B. in Form von unabhängigen Parteien, ist nicht möglich. Anhänger regimekritischer Strömungen müssen mit massiven Repressalien rechnen. In der Hoffnung, sich dem Zugriff der zahlreichen omnipotenten Sicherheitsdienste zu entziehen, flüchten Dissidenten ins Ausland. Aber auch dort erreicht sie der lange Arm der syrischen Sicherheitsorgane. 3. Libysche Nachrichtendienste Libyen hat seine Außenpolitik 2004 neu ausgerichtet. Die von der Herauslösung UNO, der EU und den USA verhängten Embargomaßnahmen wurden aus der Isolation daraufhin aufgehoben, die Regierungschefs zahlreicher westlicher Länder besuchten das Land und knüpften neue politische und wirtschaftliche Beziehungen. Die langjährige Isolation des Landes scheint gebrochen. BERICHT 2004
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S PIONA G E UND SON S TIGE NA CHRICHTENDIEN S TLICHE A K TIVITÄ TEN 261<br />
Bei seiner Ausspähungstätigkeit nutzt der iranische Nachrichtendienst<br />
ein Netz von Agenten, welches sich aus dem Umfeld der unter<br />
Beobachtung stehenden Organisationen bzw. Gruppierungen rekrutiert.<br />
Zur Anwerbung als Agenten werden Zielpersonen zumeist bei<br />
Besuchsreisen nach Iran angesprochen. Im Verlaufe dieser Ansprachen<br />
werden die Betroffenen unter Druck gesetzt - beispielsweise<br />
durch Androhung von Repressalien gegen in Iran lebende Familienangehörige.<br />
Personen, die nicht nach Iran reisen, werden telefonisch<br />
aus Iran angesprochen.<br />
2. Syrische Nachrichtendienste<br />
In Deutschland unterhalten die als Diplomaten an der syrischen Bot- Beachtliches<br />
schaft in Berlin abgetarnt tätigen Angehörigen mehrerer syrischer Informantennetz<br />
Nachrichtendienste zur Überwachung und Ausspähung von Oppositionellen<br />
ein beachtliches Agenten- und Informantennetz. Gegenstand<br />
ihrer systematisch betriebenen Aufklärungsaktivitäten sind<br />
die zahlreichen regimekritischen Parteien und Vereinigungen, insbesondere<br />
auch von syrischen Kurden, von Libanesen sowie der islamistischen<br />
Muslimbruderschaft. Zur Werbung neuer Agenten und<br />
zur Einschüchterung von Regimegegnern schrecken sie vor Repressalien<br />
gegen Betroffene oder deren im Heimatland wohnende Angehörige<br />
nicht zurück. In Deutschland lebende Zielpersonen müssen<br />
bei einem Besuch in Syrien mit ihrer Festnahme, mit Verhören und<br />
mit Misshandlungen rechnen.<br />
<strong>Die</strong> nachrichtendienstlichen Aktivitäten syrischer <strong>Die</strong>nste in Deutschland<br />
erfolgen in Fortsetzung der in Syrien herrschenden Überwachung<br />
praktisch aller Bereiche <strong>des</strong> gesellschaftlichen Lebens. Eine direkte<br />
Opposition zu dem Regime, z. B. in Form von unabhängigen<br />
Parteien, ist nicht möglich. Anhänger regimekritischer Strömungen<br />
müssen mit massiven Repressalien rechnen. In der Hoffnung, sich<br />
dem Zugriff der zahlreichen omnipotenten Sicherheitsdienste zu<br />
entziehen, flüchten Dissidenten ins Ausland. Aber auch dort erreicht<br />
sie der lange Arm der syrischen Sicherheitsorgane.<br />
3. Libysche Nachrichtendienste<br />
Libyen hat seine Außenpolitik <strong>2004</strong> neu ausgerichtet. <strong>Die</strong> von der Herauslösung<br />
UNO, der EU und den USA verhängten Embargomaßnahmen wurden aus der Isolation<br />
daraufhin aufgehoben, die Regierungschefs zahlreicher westlicher<br />
Länder besuchten das Land und knüpften neue politische und wirtschaftliche<br />
Beziehungen. <strong>Die</strong> langjährige Isolation <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong><br />
scheint gebrochen.<br />
BERICHT<br />
<strong>2004</strong>