Verfassungsschutzbericht 2004 - Brights - Die Natur des Zweifels

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208 SICHERHEITSGEFÄHRDENDE UND EXTREMISTISCHE BESTREBUNGEN VON AUSLÄNDERN Gefangenen- austausch mit Israel Mit besonderem Interesse verfolgten die „Hizb Allah“-Sympathisanten in Deutschland den Gefangenenaustausch mit Israel im Januar und sahen ihn als großen Erfolg des „Hizb Allah“-Führers NASRAL- LAH. Der Austausch des Deutschen Steven SMYREK, der 1992 zum Islam konvertiert war und 1997 in Israel zu zehn Jahren Haft verurteilt worden war, blieb dabei ein Randthema. 11 1.4.3 „Hizb ut-Tahrir al-Islami“ (HuT) gegründet: 1953 in Jordanien Leitung: Ata Abu AL-RASCHTA alias Abu Yassin (seit April 2003) Mitglieder/Anhänger: ca. 200 (2003: ca. 200) Publikationen: „Khilafah Magazine“ (englisch), „Hilafet“ (türkisch), „Al-Waie“ (arabisch), „Expliciet“ (niederländisch) Betätigungsverbot: seit 15. Januar 2003 Die „Hizb ut-Tahrir al-Islami“ (Islamische Partei der Befreiung) wurde 1953 von dem vormaligen Mitglied der „Muslimbruderschaft“ (MB) Taqi ud-din AN-NABHANI in Jordanien gegründet. Im selben Jahr veröffentlichte er das Buch „Die Lebensordnung des Islam“ („Nizamul-islam“), das bis heute als ideologische Grundlage der Organisation dient. Die HuT richtet sich an die gesamte islamische Gemeinschaft (Umma) und versteht sich als pan-islamische Bewegung. Das auf den Erhalt islamischer Nationalstaaten gerichtete Konzept der MB lehnt sie ab. Vorrangige Ziele der HuT sind die Vereinigung der „Umma“ in einem weltweiten Kalifat unter der Führung eines Kalifen, die Einführung der Scharia sowie die Befreiung der muslimischen Welt von westlichen Einflüssen. Dabei versteht die HuT den Islam als geistiges System, welches alle Lebensbereiche durchdringt. Aus Sicht der HuT sind alle weltlich ausgerichteten Staatsformen abzulehnen und müssen demnach bekämpft werden: 11 SMYREK war eigenen Angaben zufolge militärisch ausgebildet und beauftragt worden, im Raum Tel Aviv belebte Plätze für einen späteren Selbstmordanschlag auszuspähen. Er hatte Kontakte zur „Hizb Allah“ unterhalten.

SICHERHEITSGEFÄHRDENDE UND EXTREMISTISCHE BESTREBUNGEN VON AUSLÄNDERN 209 „Wir müssen für die Tatsache einstehen, dass der Laizismus, die De- mokratie, der Nationalismus, der Pragmatismus, der Kapitalismus und Sozialismus falsch und heidnisch sind, dass der Islam die einzige wahre Religion und Religion Gottes ist und über allen anderen Religionen, Ideologien, Meinungen und Weltordnungen steht. Allein der Islam kann über das Leben der Menschen bestimmen. Es ist notwendig, dass wir alle anderen Religionen und Weltordnungen ablehnen und für die Realisierung dieser Tatsache arbeiten.“ (Flugblatt der HuT vom 04.12.2002) Die HuT verfügt nach eigenen Angaben über Organisationseinheiten (sog. wilayat, Bedeutung: Verwaltungsbezirke bzw. Provinzen) u. a. im arabischen Raum, in Europa und in Zentralasien. In Deutschland war die Organisation überwiegend in Universitätsstädten aktiv. Mit der Verbreitung von Flugblättern, Zeitschriften und Broschüren richtete sie sich vorrangig an Akademiker und Studenten. Die Schriften enthielten regelmäßig antijüdische, antiisraelische oder antiwestliche Positionen: „Die Versöhnung mit Israel ist ein Verrat, den der Islam verbietet. Die Bekämpfung und Beseitigung Israels ist eine Pflicht, die der Islam auferlegt.“ (Flugblatt der HuT ohne Datum) Der Bundesminister des Innern hat der HuT mit Wirkung vom 15. Januar 2003 die Betätigung im Bundesgebiet untersagt, u. a. weil sich diese gegen den Gedanken der Völkerverständigung richtet und die Organisation Gewalt als Mittel zur Durchsetzung politischer Belange befürwortet. Die HuT hat das Betätigungsverbot angefochten. Das Bundesverwaltungsgericht hat mit Zwischenurteil vom 21. Januar 2004 die Zulässigkeit der Klage des Vereins festgestellt. Eine abschließende Entscheidung steht noch aus. Die HuT ist 2004 in Deutschland nicht öffentlich in Erscheinung getreten. Betätigungsverbot BERICHT 2004

SICHERHEITSGEFÄHRDENDE UND EXTREMISTISCHE BESTREBUNGEN VON AUSLÄNDERN 209<br />

„Wir müssen für die Tatsache einstehen, dass der Laizismus, die De-<br />

mokratie, der Nationalismus, der Pragmatismus, der Kapitalismus<br />

und Sozialismus falsch und heidnisch sind, dass der Islam die einzige<br />

wahre Religion und Religion Gottes ist und über allen anderen Religionen,<br />

Ideologien, Meinungen und Weltordnungen steht. Allein der<br />

Islam kann über das Leben der Menschen bestimmen. Es ist notwendig,<br />

dass wir alle anderen Religionen und Weltordnungen ablehnen<br />

und für die Realisierung dieser Tatsache arbeiten.“<br />

(Flugblatt der HuT vom 04.12.2002)<br />

<strong>Die</strong> HuT verfügt nach eigenen Angaben über Organisationseinheiten<br />

(sog. wilayat, Bedeutung: Verwaltungsbezirke bzw. Provinzen)<br />

u. a. im arabischen Raum, in Europa und in Zentralasien.<br />

In Deutschland war die Organisation überwiegend in Universitätsstädten<br />

aktiv. Mit der Verbreitung von Flugblättern, Zeitschriften<br />

und Broschüren richtete sie sich vorrangig an Akademiker und Studenten.<br />

<strong>Die</strong> Schriften enthielten regelmäßig antijüdische, antiisraelische<br />

oder antiwestliche Positionen:<br />

„<strong>Die</strong> Versöhnung mit Israel ist ein Verrat, den der Islam verbietet. <strong>Die</strong><br />

Bekämpfung und Beseitigung Israels ist eine Pflicht, die der Islam auferlegt.“<br />

(Flugblatt der HuT ohne Datum)<br />

Der Bun<strong>des</strong>minister <strong>des</strong> Innern hat der HuT mit Wirkung vom 15. Januar<br />

2003 die Betätigung im Bun<strong>des</strong>gebiet untersagt, u. a. weil sich<br />

diese gegen den Gedanken der Völkerverständigung richtet und die<br />

Organisation Gewalt als Mittel zur Durchsetzung politischer Belange<br />

befürwortet.<br />

<strong>Die</strong> HuT hat das Betätigungsverbot angefochten. Das Bun<strong>des</strong>verwaltungsgericht<br />

hat mit Zwischenurteil vom 21. Januar <strong>2004</strong> die Zulässigkeit<br />

der Klage <strong>des</strong> Vereins festgestellt. Eine abschließende Entscheidung<br />

steht noch aus.<br />

<strong>Die</strong> HuT ist <strong>2004</strong> in Deutschland nicht öffentlich in Erscheinung getreten.<br />

Betätigungsverbot<br />

BERICHT<br />

<strong>2004</strong>

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