Verfassungsschutzbericht 2004 - Brights - Die Natur des Zweifels

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200 Welle von Entführungen und Ermordungen Propaganda und Desinformation als Kampftaktik Die Lage im Irak als Motivationsfaktor Lage im Irak weiterhin unsicher Gruppe um AL- ZARQAWI SICHERHEITSGEFÄHRDENDE UND EXTREMISTISCHE BESTREBUNGEN VON AUSLÄNDERN Sie war zugleich ein Signal für andere irakische Widerstandsgruppen. Es schloss sich eine Serie von Entführungen und Ermordungen an, verbunden teils mit Lösegeldforderungen, teils mit unerfüllbaren politischen Forderungen, wie z. B. nach sofortigem Truppenabzug oder der Forderung an Hilfsorganisationen und private Firmen im Irak, ihre dortigen Arbeiten sofort einzustellen und die Mitarbeiter abzuziehen. Propaganda und Desinformation waren neben dem gewalttätigen „Jihad“ wichtige Betätigungsfelder der „Mujahedin“. Usama BIN LA- DEN und AL-ZAWAHIRI lancierten Video- und Tonbandbotschaften an arabische Fernsehsender wie „Al Jazeera“ und „Al Arabia“. Besondere Aufmerksamkeit erhielt die Audiobotschaft Usama BIN LADENs vom 15. April, in der er den europäischen Regierungen für den Fall des Abzugs ihrer Truppen aus dem Irak, aber auch aus anderen muslimischen Ländern, ein „Friedensangebot“ machte. Dabei dürften sich sowohl Usama BIN LADEN als auch andere Islamisten darüber im Klaren gewesen sein, dass keine der Regierungen auf dieses „Angebot“ eingehen würde. BIN LADENs Beispiel folgend, richteten sich in der Folgezeit auch andere Islamisten meist über das Internet mit Drohschreiben und Ultimaten an die angeblichen Unterstützer der „US-Besatzer“. Insbesondere Italien wurde im Sommer bedroht. Wie bereits im Jahr 2003 veröffentlichten die „Abu Hafs Al-Masri-Brigaden“ Tatbezichtigungen zu Anschlägen, z. B. zu denen im März in Madrid. So gelang es dieser Gruppierung immer wieder, die Aufmerksamkeit der Medien zu erregen, wobei nach wie vor Zweifel an der tatsächlichen Existenz dieser Gruppierung bestehen. „Al-Qaida“ und andere „Mujahedin“-Netzwerke nutzen nach wie vor die Situation im Irak als Motiv für die Rekrutierung neuer Kämpfer für den „Jihad“. Die USA und deren Alliierte hätten ein muslimisches Land angegriffen und dort Soldaten als „Besatzer“ zurückgelassen, die es zu vertreiben gelte. Tatsächlich folgten „Mujahedin“ auch aus Europa den Aufrufen, sich in den Irak zu begeben, um dort gegen die „Ungläubigen“ zu kämpfen. Vor diesem Hintergrund blieb der Irak 2004 der wichtigste Schauplatz des „Jihad“. Die Sicherheitslage im Irak ist weiterhin sehr angespannt. Nahezu täglich kam es 2004 zu Hinterhalten und Überfällen auf Militärkonvois der US-Streitkräfte oder deren Alliierter, auf Hilfsorganisationen, private Firmen, irakische Einrichtungen und ihre Mitarbeiter. Insbesondere die Gruppe um Abu Musab AL-ZARQAWI verübte zahlreiche Terroranschläge auf Polizeistationen, Sicherheitskräfte oder

SICHERHEITSGEFÄHRDENDE UND EXTREMISTISCHE BESTREBUNGEN VON AUSLÄNDERN 201 Regierungsmitglieder. Beispielhaft dafür ist der Anschlag vom 17. Mai, bei dem der Vorsitzende des Provisorischen Regierungsrates Abdel Zahra Uthman Muhammad alias Izzedin Salim getötet wurde. Auch Irakis, die angeblich die „Besatzung“ unterstützen, sind Zielobjekt solcher Attentate. Besonders deutlich wurde dies durch die Entführung und Ermordung von 49 irakischen Militärrekruten am 25. Oktober. Im Oktober schwor AL-ZARQAWI Usama BIN LADEN und der „Al- Qaida“ die Treue. Konsequenterweise wechselte die von ihm geleitete Gruppierung „Jamaa Al-Tawhid W-Al-Jihad“ (Gemeinschaft der Einheit Gottes und des Jihad) ihren Namen. Sie nennt sich nun „Tanzeem Qaedat Al-Jihad Fi Bilad Al-Rafidayn“ (Organisation der „Al- Qaida“ für den Jihad im Zweistromland). Die Gruppierung agiert jedoch weiterhin eigenständig und wird nicht von BIN LADEN oder einem anderen Angehörigen der „Al-Qaida“ gesteuert. Ziel der islamistischen kurdischen Gruppierung „Ansar Al-Islam“ (AAI) ist die Gründung eines eigenen islamischen Staates im kurdischen Teil des Irak. Nach dem offiziellen Ende des Irak-Krieges dehnte die AAI ihr ursprüngliches Kampfgebiet um Halabja in den gesamten nördlichen Irak inklusive des sunnitischen Dreiecks um Bagdad aus. Von dort führt sie seitdem einen Guerillakrieg gegen die Besatzungstruppen und deren irakische Verbündete, die „Patriotische Union Kurdistans“ (PUK) und die „Demokratische Partei Kurdistan/Irak“ (DPK/I). Im Verlauf des Jahres 2004 bildete sich aus der AAI die „Jaish Ansar Al-Sunna“ oder auch „Ansar Al-Sunna“ (AAS), die als eine Art Dachorganisation und Sammelbecken auch für ausländische „Mujahedin“ im Irak fungiert. Ihre Führungsspitze soll mit der der AAI identisch sein. Die AAI verübte u. a. Anfang Februar Anschläge gegen die Parteibüros der PUK und DPK/I in Arbil und Mosul. Die „Jaish Ansar Al- Sunna“ bekannte sich zu der Entführung und anschließenden Ermordung von zwölf Nepalesen. Die „Jaish Ansar Al-Sunna“ nutzte das Internet, um die Aufzeichnung der Enthauptung eines und die Erschießung der übrigen Gefangenen zu verbreiten. Bereits am 9. Dezember 2003 hatte der Generalbundesanwalt ein Strukturermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung gemäß § 129b StGB eröffnet. Im Zusammenhang damit war am 2. Dezember 2003 in München der mutmaßliche AAI-Anhänger Amin Lokman MOHAMMED verhaftet worden. Bis zu diesem Zeitpunkt waren in Deutschland hauptsächlich logistische und Geldbeschaffungsaktivitäten von Anhängern der AAI/AAS festzustellen gewesen. Rolle der Gruppierung „Ansar Al- Islam“ Maßnahmen gegen Mitglieder der AAI in Deutschland BERICHT 2004

SICHERHEITSGEFÄHRDENDE UND EXTREMISTISCHE BESTREBUNGEN VON AUSLÄNDERN 201<br />

Regierungsmitglieder. Beispielhaft dafür ist der Anschlag vom 17.<br />

Mai, bei dem der Vorsitzende <strong>des</strong> Provisorischen Regierungsrates Abdel<br />

Zahra Uthman Muhammad alias Izzedin Salim getötet wurde.<br />

Auch Irakis, die angeblich die „Besatzung“ unterstützen, sind Zielobjekt<br />

solcher Attentate. Besonders deutlich wurde dies durch die Entführung<br />

und Ermordung von 49 irakischen Militärrekruten am 25.<br />

Oktober.<br />

Im Oktober schwor AL-ZARQAWI Usama BIN LADEN und der „Al-<br />

Qaida“ die Treue. Konsequenterweise wechselte die von ihm geleitete<br />

Gruppierung „Jamaa Al-Tawhid W-Al-Jihad“ (Gemeinschaft der<br />

Einheit Gottes und <strong>des</strong> Jihad) ihren Namen. Sie nennt sich nun „Tanzeem<br />

Qaedat Al-Jihad Fi Bilad Al-Rafidayn“ (Organisation der „Al-<br />

Qaida“ für den Jihad im Zweistromland). <strong>Die</strong> Gruppierung agiert jedoch<br />

weiterhin eigenständig und wird nicht von BIN LADEN oder<br />

einem anderen Angehörigen der „Al-Qaida“ gesteuert.<br />

Ziel der islamistischen kurdischen Gruppierung „Ansar Al-Islam“ (AAI)<br />

ist die Gründung eines eigenen islamischen Staates im kurdischen Teil<br />

<strong>des</strong> Irak. Nach dem offiziellen Ende <strong>des</strong> Irak-Krieges dehnte die AAI ihr<br />

ursprüngliches Kampfgebiet um Halabja in den gesamten nördlichen<br />

Irak inklusive <strong>des</strong> sunnitischen Dreiecks um Bagdad aus. Von dort<br />

führt sie seitdem einen Guerillakrieg gegen die Besatzungstruppen<br />

und deren irakische Verbündete, die „Patriotische Union Kurdistans“<br />

(PUK) und die „Demokratische Partei Kurdistan/Irak“ (DPK/I). Im Verlauf<br />

<strong>des</strong> Jahres <strong>2004</strong> bildete sich aus der AAI die „Jaish Ansar Al-Sunna“<br />

oder auch „Ansar Al-Sunna“ (AAS), die als eine Art Dachorganisation<br />

und Sammelbecken auch für ausländische „Mujahedin“ im Irak fungiert.<br />

Ihre Führungsspitze soll mit der der AAI identisch sein.<br />

<strong>Die</strong> AAI verübte u. a. Anfang Februar Anschläge gegen die Parteibüros<br />

der PUK und DPK/I in Arbil und Mosul. <strong>Die</strong> „Jaish Ansar Al-<br />

Sunna“ bekannte sich zu der Entführung und anschließenden Ermordung<br />

von zwölf Nepalesen. <strong>Die</strong> „Jaish Ansar Al-Sunna“ nutzte das<br />

Internet, um die Aufzeichnung der Enthauptung eines und die Erschießung<br />

der übrigen Gefangenen zu verbreiten.<br />

Bereits am 9. Dezember 2003 hatte der Generalbun<strong>des</strong>anwalt ein<br />

Strukturermittlungsverfahren wegen <strong>des</strong> Verdachts der Mitgliedschaft<br />

in einer ausländischen terroristischen Vereinigung gemäß<br />

§ 129b StGB eröffnet. Im Zusammenhang damit war am 2. Dezember<br />

2003 in München der mutmaßliche AAI-Anhänger Amin Lokman<br />

MOHAMMED verhaftet worden. Bis zu diesem Zeitpunkt waren in<br />

Deutschland hauptsächlich logistische und Geldbeschaffungsaktivitäten<br />

von Anhängern der AAI/AAS festzustellen gewesen.<br />

Rolle der<br />

Gruppierung<br />

„Ansar Al- Islam“<br />

Maßnahmen gegen<br />

Mitglieder der<br />

AAI in Deutschland<br />

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