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Verfassungsschutzbericht 2004 - Brights - Die Natur des Zweifels

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188 SICHERHEITSGEFÄHRDENDE UND EXTREMISTISCHE BESTREBUNGEN VON AUSLÄNDERN<br />

Antisemitismus<br />

bei seiner Rückkehr von einem Libanon-Aufenthalt die befristete<br />

Aufenthaltserlaubnis für Deutschland entzogen. Anschließend<br />

wurde er in den Libanon abgeschoben.<br />

Der in der Öffentlichkeit kursierende Begriff eines „neuen Antisemitismus“<br />

zielt auch auf antisemitische Grundzüge der islamistischen<br />

Ideologie und der sie propagierenden islamistischen Organisationen.<br />

Im Islamismus ist eine Gemengelage von originären, in der islamischen<br />

Welt entstandenen antizionistischen und antijüdischen Positionen<br />

sowie aus Europa verstärkt im 20. Jahrhundert importierten<br />

antisemitischen Elementen zu verzeichnen. Zudem verbergen islamistische<br />

Organisationen ihren Antisemitismus häufig hinter antizionistischer<br />

Israelkritik. Von besonderer Bedeutung für die antisemitische<br />

Propaganda islamistischer Organisationen und deren stark<br />

verschwörungstheoretisch geprägten Antisemitismus sind die in der<br />

islamischen Welt weit verbreiteten „Protokolle der Weisen von Zion“. 2<br />

Zu den Feindbildern islamistischer Organisationen gehören prinzipiell<br />

der Staat Israel bzw. „die Zionisten“, denen - je nach Standort im islamistischen<br />

Spektrum - die verschwörerische Manipulation westlicher<br />

Staaten, vor allem der USA, unterstellt wird. <strong>Die</strong> jüdische Einwanderung<br />

in Palästina, die Entstehung <strong>des</strong> Staates Israel und der<br />

seither ungelöste Konflikt zwischen den arabischen Staaten und Israel<br />

waren Auslöser für einen islamistischen Antizionismus, der sich<br />

seit den 50er Jahren <strong>des</strong> 20. Jahrhunderts zu einem eliminatorischen<br />

Antizionismus mit einer ausgeprägten antisemitischen Unterfütterung<br />

entwickelt hat (antizionistischer Antisemitismus). In den einschlägigen<br />

Verlautbarungen und Programmen islamistischer Organisationen<br />

verschwimmen die Begriffe „Zionist“, „Israeli“ und „Jude“.<br />

<strong>Die</strong>ser islamistische Antizionismus war und ist stark antijüdisch gefärbt,<br />

insofern auch auf die prinzipielle, nach Auffassung von Islamisten<br />

im Koran belegte und durch die islamistische Geschichtsauffassung<br />

gestützte ewige Feindschaft „der Juden“ gegenüber den<br />

Muslimen/dem Islam Bezug genommen wird. 3 Im Unterschied zum<br />

Antisemitismus deutscher Rechtsextremisten 4 ist der islamistische<br />

Antisemitismus nicht rassistisch begründet. Dennoch werden „den<br />

Juden“ pauschal negative soziale, kulturelle, religiöse und politische<br />

Eigenschaften bzw. Verhaltensweisen zugeschrieben, die ihre Ablehnung,<br />

Bekämpfung oder gar Vernichtung als Volk rechtfertigen sollen.<br />

In dieser ideologischen Tradition stehen die Aufrufe Usama BIN<br />

LADENs seit 1998, in denen er die Tötung von Juden, Amerikanern<br />

und ihren Verbündeten an jedem Punkt der Erde zur Verpflichtung<br />

der Muslime erklärte. 5<br />

2 Bei den „Protokollen der Weisen von Zion“ handelt es sich um eine antisemitische Fälschung;<br />

vgl. ausführlich Kap. VII im Berichtsteil „Rechtsextremistische Bestrebungen“.<br />

3 Ideologiebildend war in diesem Zusammenhang vor allem Sayyid Qutbs Essay „Unser<br />

Kampf gegen die Juden“, das etwa Anfang der 50er Jahre entstanden sein soll.<br />

4 Vgl. Kap. VII im Berichtsteil „Rechtsextremistische Bestrebungen“.<br />

5 Verlautbarungen vom 23. Februar 1998, 17. Mai 1998 und 16. September 2001.

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