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Verfassungsschutzbericht 2004 - Brights - Die Natur des Zweifels

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184 SICHERHEITSGEFÄHRDENDE UND EXTREMISTISCHE BESTREBUNGEN VON AUSLÄNDERN<br />

„Jihad“-Gruppen<br />

und ihre ideologischen<br />

Positionen<br />

I. Überblick<br />

<strong>Die</strong> innere Sicherheit Deutschlands war auch <strong>2004</strong> durch extremistische<br />

und terroristische Ausländergruppierungen in unterschiedlichem<br />

Maße Gefährdungen ausgesetzt. <strong>Die</strong> größte Gefahr ging wie<br />

im Vorjahr von islamistischen Terrorgruppierungen aus, die sich<br />

dem weltweiten „Jihad“ (verstanden als gewalttätiger Kampf/„heiliger<br />

Krieg“ gegen den Westen) verpflichtet fühlen. Trotz in der Vergangenheit<br />

vereitelter Anschläge und zahlreicher Festnahmen europaweit<br />

- auch in Deutschland - muss Deutschland weiterhin als<br />

Teil eines weltweiten Gefahrenraumes angesehen werden und liegt<br />

somit auch im Zielspektrum terroristischer Gruppierungen. <strong>Die</strong> Anschläge<br />

vom 11. März <strong>2004</strong> in Madrid, bei denen 191 Menschen starben<br />

und über 1.600 verletzt wurden, verdeutlichen die Gefahrenlage<br />

und deren Dimension nachdrücklich.<br />

Zum Spektrum der „Jihad“- Gruppen zählen die von Usama BIN LA-<br />

DEN gegründete „Al-Qaida“ (<strong>Die</strong> Basis) und die mit ihr kooperierenden<br />

Netzwerke von „Mujahedin“ (Kämpfer für die Sache Allahs) sowie<br />

einzelne regionale islamistische Organisationen. Sie haben dem<br />

Westen und seiner freiheitlichen Kultur den Krieg erklärt. Aus ihrer<br />

Sicht sind insbesondere die USA Sinnbild für die „Unmoral“ und den<br />

„Verfall“ <strong>des</strong> Westens. Ferner werfen sie den USA Einmischung in<br />

die Angelegenheiten muslimischer Staaten, der „Umma“ (Gemeinschaft<br />

der Muslime), und Parteinahme zugunsten Israels im Nahost-<br />

Konflikt vor. Darüber hinaus sehen sie die USA als Motor der westlich<br />

geprägten Globalisierung, die - aus Sicht von Islamisten - zu einer<br />

Benachteiligung muslimischer Staaten führen werde.<br />

Islamistische Terrorgruppen sehen ihren gewaltsamen Kampf<br />

durch den Koran legitimiert. Nach Ansicht ihrer Ideologen ist der<br />

gewaltsame „Jihad“ gegen „Ungläubige“ und vom „wahren Glauben<br />

Abgefallene“ muslimische Pflicht und zur Verteidigung und<br />

Ausweitung <strong>des</strong> muslimischen Gebiets 1 erlaubt. <strong>Die</strong>ser „Jihad“ sei<br />

erst dann beendet, wenn der Islam ihrer Interpretation weltweit die<br />

herrschende Religion ist. Träger <strong>des</strong> „Jihad“ sind die „Mujahedin“.<br />

<strong>Die</strong> „Mujahedin“ haben in der Regel eine paramilitärische Ausbildung,<br />

meist in Lagern in Afghanistan und Pakistan, erhalten und<br />

können z. T. Kampferfahrungen auf den Schauplätzen <strong>des</strong> „Jihad“ in<br />

Afghanistan, Bosnien, Tschetschenien und Irak vorweisen. In den<br />

Ausbildungslagern und Kampfeinsätzen entstanden auch jene persönlichen<br />

Kontakte, die das Netzwerk der „Mujahedin“ tragen. Vor<br />

allem Muslime aus arabischen Staaten haben solche Ausbildungslager<br />

durchlaufen. Das klan<strong>des</strong>tin agierende Netzwerk erstreckt sich<br />

in unterschiedlicher Dichte über die Kontinente und hat sich als fle-<br />

1 <strong>Die</strong> Muslime unterscheiden zwischen dem muslimischen Gebiet, in dem die Muslime zahlenmäßig<br />

die Mehrheit stellen, und der muslimischen „Diaspora“.

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