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Verfassungsschutzbericht 2004 - Brights - Die Natur des Zweifels

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L INK S E X TREMI S TI SCHE B E S TREBUNGEN 173<br />

an Großdemonstrationen in Berlin, Köln und Stuttgart mobilisiert, die<br />

im Rahmen eines „Europäischen Aktionstages gegen Sozialabbau“<br />

maßgeblich gewerkschaftlich organisiert worden waren. Daneben<br />

waren Linksextremisten gemeinsam mit nichtextremistischen Organisatoren<br />

in die Planung einer „Herbstkampagne“ gegen die Arbeitsmarktreformen<br />

eingebunden. Auch gewaltbereite Linksextremisten,<br />

vor allem aus der autonomen Szene, nahmen die Proteste gegen die<br />

Arbeitsmarktreformen zum Anlass für z. T. militante Aktionen, von<br />

Sachbeschädigungen bis hin zu Brandanschlägen. Allein die „militante<br />

gruppe (mg)“ verübte im Verlauf <strong>des</strong> Jahres vier Brandanschläge<br />

gegen Einrichtungen von Arbeitsagenturen und Sozialämtern.<br />

Anfang August jedoch wurden die Kampagnenplanungen durch<br />

spontan aufwallende Straßenproteste überholt, die sich vor allem in<br />

den ostdeutschen Bun<strong>des</strong>ländern an Reformvorhaben der Bun<strong>des</strong>regierung<br />

(„Agenda 2010“, „Hartz IV“, „Arbeitslosengeld II“) entzündeten.<br />

<strong>Die</strong>se so genannten Montagsdemonstrationen waren, so räumten<br />

Linksextremisten ein, auch für sie überraschend entstanden. 57<br />

Allein die selbst im linksextremistischen Spektrum isolierte „Marxistisch-Leninistische<br />

Partei Deutschlands“ (MLPD) hatte ebenfalls unter<br />

der Bezeichnung „Montagsdemonstrationen“ bereits seit geraumer<br />

Zeit eigene wöchentliche Demonstrationen veranstaltet.<br />

Angesichts der späteren Ausweitung der Proteste und temporär steigender<br />

Teilnehmerzahlen verstieg sich der MLPD-Vorsitzende Stefan<br />

ENGEL zu der euphorischen Einschätzung:<br />

„Politische Massendemonstrationen prägen mehr und mehr das Bild<br />

und kündigen ein Ende der relativen Ruhe im Klassenkampf an. Es ist<br />

damit zu rechnen, dass diese Massendemonstrationen zu einer politischen<br />

Millionenbewegung werden.“<br />

Weiter betonte er die „führende und organisierende Rolle“, welche<br />

die MLPD vielerorts bei den „Montagsdemonstrationen“ einnehme<br />

und schloss daraus - an jeder Realität vorbei - auf einen „engen Schulterschluss<br />

der kämpferischen Aktivitäten der Massen mit der MLPD“. 58<br />

Neben der MLPD waren auch nahezu alle anderen revolutionär-marxistischen<br />

Parteien, Organisationen und Gruppierungen bemüht,<br />

sich mit ihrem Know-how und ihren infrastrukturellen Möglichkeiten<br />

in die wachsenden Straßenproteste einzubringen und die „Montagsdemonstrationen“<br />

für eigene Zwecke zu vereinnahmen.<br />

57 Vgl. z. B. Beitrag „Der Stand der Bewegung: Am Arsch die Räuber!“, „Gruppe Internationaler<br />

SozialistInnen“ (GIS), 28. September <strong>2004</strong>. BERICHT<br />

58 MLPD-Zentralorgan „Rote Fahne“ vom 18. August <strong>2004</strong>. <strong>2004</strong>

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