Verfassungsschutzbericht 2004 - Brights - Die Natur des Zweifels

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164 L INK S E X TREMI S TI SCHE B E S TREBUNGEN Langfristiger Entrismus der IAV 3.3 Deutsche Anhänger der „Internationalen Arbeitnehmerverbindung“ (IAV) Eine Sonderrolle im internationalen Trotzkismus nimmt seit 15 Jahren der Dachverband „IV. Internationale/Centre Internationale de la Reconstruction“ (Sitz Paris) ein. Seine nach dem „Übervater“ der Strömung Pierre LAMBERT „Lambertisten“ genannten Anhänger verfolgen die Strategie des so genannten langfristigen Entrismus und arbeiten deshalb ohne irgendeinen Hinweis auf ihren trotzkistischen Hintergrund vorzugsweise in sozialistischen/sozialdemokratischen Parteien. Die „lambertistische“ Internationale hatte sich in der zweiten Hälfte der 80er Jahre zu dieser Strategie entschlossen und umgehend unverfängliche Tarnorganisationen gegründet. Sie existieren im Weltmaßstab als „Internationale Arbeitnehmerverbindung“ (IAV), für Europa als „Europäische Arbeitnehmerverbindung“ (EAV). Beide treten durch regelmäßige „Offene Weltkonferenzen“ bzw. „Europäische Konferenzen“ hervor. Die Anhänger der früher „Internationale Sozialistische Arbeiterorganisation“ (ISA) genannten deutschen Sektion geben seit Anfang der 90er Jahre die Zeitschrift „Soziale Politik & Demokratie - Für eine wirkliche sozialdemokratische Politik“ heraus. Darin geben sie sich als Mitglieder der SPD und der Gewerkschaften zu erkennen. Ziel des seit Jahren im Wesentlichen unveränderten Personenkreises ist es, unter sorgfältiger Tarnung des trotzkistischen Hintergrundes nach dem Muster der klassischen Taktik einer „Einheitsfront von unten“ die Basis sozialdemokratischer Formationen ihren angeblich „rechten Führern“ zu entfremden und für revolutionäre Zwecke zu gewinnen. Deshalb befleißigen sich die „lambertistischen“ Trotzkisten einer scheinbaren Loyalität gegenüber der für den Entrismus vorgesehenen Partei. „Wir brauchen unsere SPD wieder - nicht irgendeine Linkspartei“, erklärten Anhänger der „Sozialen Politik & Demokratie“ im März. 48 Gleichwohl initiierten sie kurz darauf eine Kampagne „Alarmaufruf ‚Schröder muss gehen - ob er will oder nicht!‘“, in dem es u. a. hieß: „Verbinden wir uns, um die Partei von dem Bleideckel zu befreien, der sie mit Schröder und seiner Politik zu ersticken droht. Organisieren wir uns, um Schröder davonzujagen und die Partei zu retten“. 49 Eine dazu veranstaltete Konferenz am 9. Oktober in Köln hat allerdings erwartungsgemäß über den Kreis der langjährig aktiven trotzkistischen Kader hinaus keinen Zulauf erfahren. 48 „Soziale Politik & Demokratie“ Nr. 112 vom 31. März 2004, S. 3. 49 „Soziale Politik & Demokratie“ Nr. 117 vom 15. August 2004, S. 1 - 4.

L INK S E X TREMI S TI SCHE B E S TREBUNGEN 165 4. „Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands“ (MLPD) gegründet: 1982 Sitz des Zentralkomitees: Gelsenkirchen Vorsitzender: Stefan ENGEL Mitglieder: mehr als 2.000 (2003: rund 2.000) Publikationen: „Rote Fahne“, wöchentlich; „REBELL“ (Magazin des Jugendverbandes „Rebell“), zweimonatlich; „Lernen und Kämpfen“, mehrmals jährlich Die maoistisch-stalinistische MLPD hielt - wie üblich konspirativ und an einem geheimgehaltenen Ort - im Frühjahr ihren VII. Parteitag ab. Sie billigte sich ein großes Potenzial zu, „in Einheit mit der objektiven Destabilisierung des Imperialismus tatsächlich Massen zu bewegen und zu führen und dabei Partei der Massen zu werden“. 50 Zugleich kündigte sie ihren Mitstreitern an, die Zeiten würden härter und die Anforderungen an die Genossen größer. 51 Tatsächlich profitierte die Partei zunächst von den aufkommenden Protesten gegen die Sozialreformen der Bundesregierung. Sie hatte bereits seit 2003 in ostdeutschen Städten „Montagsdemonstrationen“ gegen „Sozialabbau“ organisiert. Dabei war die auch unter Linksextremisten weitgehend isolierte Partei wie üblich zunächst allein geblieben. Als im Juli spontaner Unmut über die Arbeitsmarktreformen der Bundesregierung aufkam, kamen der MLPD ihre organisatorischen Vorleistungen zugute. Sie vermochte einige Wochen lang die Demonstrationen, zu denen spontan bis zu mehrere Tausend Menschen erschienen, unter ihrem Motto „Weg mit Hartz IV - das Volk sind wir“ zu instrumentalisieren: Instrumentalisierung von „Montagsdemonstrationen“ 50 Dokumente des VII. Parteitages der MLPD, Rechenschaftsbericht des ZK, S. 247. BERICHT 51 Dokumente des VII. Parteitages der MLPD, Schlusswort des Parteivorsitzenden, S. 318. 2004

L INK S E X TREMI S TI SCHE B E S TREBUNGEN 165<br />

4. „Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands“<br />

(MLPD)<br />

gegründet: 1982<br />

Sitz <strong>des</strong><br />

Zentralkomitees: Gelsenkirchen<br />

Vorsitzender:<br />

Stefan ENGEL<br />

Mitglieder: mehr als 2.000 (2003: rund 2.000)<br />

Publikationen: „Rote Fahne“,<br />

wöchentlich;<br />

„REBELL“ (Magazin <strong>des</strong><br />

Jugendverban<strong>des</strong> „Rebell“),<br />

zweimonatlich;<br />

„Lernen und Kämpfen“,<br />

mehrmals jährlich<br />

<strong>Die</strong> maoistisch-stalinistische MLPD hielt - wie üblich konspirativ und<br />

an einem geheimgehaltenen Ort - im Frühjahr ihren VII. Parteitag<br />

ab. Sie billigte sich ein großes Potenzial zu, „in Einheit mit der objektiven<br />

Destabilisierung <strong>des</strong> Imperialismus tatsächlich Massen zu bewegen<br />

und zu führen und dabei Partei der Massen zu werden“. 50 Zugleich<br />

kündigte sie ihren Mitstreitern an, die Zeiten würden härter<br />

und die Anforderungen an die Genossen größer. 51<br />

Tatsächlich profitierte die Partei zunächst von den aufkommenden<br />

Protesten gegen die Sozialreformen der Bun<strong>des</strong>regierung. Sie hatte<br />

bereits seit 2003 in ostdeutschen Städten „Montagsdemonstrationen“<br />

gegen „Sozialabbau“ organisiert.<br />

Dabei war die auch unter Linksextremisten<br />

weitgehend isolierte Partei wie üblich<br />

zunächst allein geblieben. Als im Juli<br />

spontaner Unmut über die Arbeitsmarktreformen<br />

der Bun<strong>des</strong>regierung aufkam,<br />

kamen der MLPD ihre organisatorischen<br />

Vorleistungen zugute. Sie vermochte einige<br />

Wochen lang die Demonstrationen,<br />

zu denen spontan bis zu mehrere Tausend<br />

Menschen erschienen, unter ihrem<br />

Motto „Weg mit Hartz IV - das Volk sind<br />

wir“ zu instrumentalisieren:<br />

Instrumentalisierung<br />

von<br />

„Montagsdemonstrationen“<br />

50 Dokumente <strong>des</strong> VII. Parteitages der MLPD, Rechenschaftsbericht <strong>des</strong> ZK, S. 247. BERICHT<br />

51 Dokumente <strong>des</strong> VII. Parteitages der MLPD, Schlusswort <strong>des</strong> Parteivorsitzenden, S. 318. <strong>2004</strong>

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