Verfassungsschutzbericht 2004 - Brights - Die Natur des Zweifels

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146 L INK S E X TREMI S TI SCHE B E S TREBUNGEN Um den Sozialismus zu etablieren, hält es die PDS für erforderlich, die „gegebenen Verhältnisse“, d. h. die „Kapitalistische Gesellschaft“ bzw. die für Ausbeutung und Unterdrückung ursächlichen „Machtund Eigentumsverhältnisse“ zurückzudrängen und letztlich zu überwinden. 9 Gedenken an Die Partei ist weiterhin davon überzeugt, dass der Versuch, auf deut- Gründung und schem Boden den Sozialismus aufzubauen, legitim war. So erinnerte Ende der DDR der frühere Sprecher des Ältestenrates der PDS an den 55. Jahrestag der Gründung der DDR am 7. Oktober 1949, beklagte deren Untergang und behauptete: „Der Sieger schmäht die DDR, die doch untergegangen, ,gescheitert’ ist. ... er fürchtet das, was die DDR verkörperte, den Sozialismus. Er ist zwar totgesagt, aber er ist nicht mit der DDR gestorben. Solange es Kapitalismus gibt, heißt die Alternative, die einzige bisher bekannte Alternative, Sozialismus.“ („Mitteilungen der KPF“, Heft 9/2004, S. 3) Gesellschaftliche Ihre eigene Rolle umschreibt die PDS entsprechend auch mit „Gesell- Opposition schaftlicher Opposition“. So bekräftigte ein leitender Funktionär: Beteiligung an Hartz IV-Protesten „Veränderung beginnt mit Opposition - das bleibt richtig. Wir haben mit unserem damaligen Slogan aber nicht in erster Linie den manchmal engen parlamentarischen Raum gemeint, sondern die gesellschaftliche Opposition, auf der Straße, bei Veranstaltungen, und von dort natürlich auch im Parlament aufgenommen.“ („Neues Deutschland“ vom 11./12. September 2004, S. 22) Die PDS war offenbar nicht von vornherein in die Initiierung der „Montagsdemonstrationen“ im Zusammenhang mit den Hartz IV- Protesten involviert, sondern wurde von der Entwicklung überrascht. Im weiteren Verlauf nahmen in den östlichen Bundesländern jedoch überall PDS-Mitglieder an den Demonstrationen teil und traten in einigen Orten sogar als Hauptredner auf. Vielerorts stellte die PDS auch Veranstaltungstechnik zur Verfügung. Zwei maßgebliche Autoren des neuen PDS-Parteiprogramms bezeichneten die Proteste gegen die Hartz-Reformen als möglichen Beginn einer „neuerlichen Transformation der Gesellschaft“. 10 9 Programm der PDS a.a.O., S. 2 ff., S. 21 f. 10 „Neues Deutschland“ vom 19. August 2004, S. 4.

L INK S E X TREMI S TI SCHE B E S TREBUNGEN 147 Der seit Jahren zu verzeichnende negative Trend bei der Mitgliederentwicklung hielt an. Die Partei verfügte Ende 2003 nach eigenen Angaben über insgesamt 65.753 Mitglieder (Ende 2002: 70.805 Mitglieder; im Vergleich zu 1993: 131.406 Mitglieder hat sich die Mitgliederzahl fast halbiert). Ursache für die negative Entwicklung ist vor allem das sehr hohe Durchschnittsalter: Nach Angaben der Partei sind über 60 Prozent der PDS-Mitglieder über 60 Jahre alt, nur 3,6 Prozent sind jünger als 30 Jahre. 1.2 Extremistische Strukturen in der Partei Die Partei hält u. a. im Programm und Statut daran fest, dass auch offen extremistische Zusammenschlüsse innerhalb der Partei politisch wirken können. Diese Offenheit wird als „Pluralismus“ dargestellt, den es zu bewahren gelte. Offen extremistische Gruppierungen sind weiterhin in wichtigen Gremien der Partei vertreten, sie entsenden nach einem festgelegten Schlüssel zusätzlich Delegierte zu den Parteitagen und werden gemäß der Finanzplanung der Partei weiterhin finanziell unterstützt. 11 Im Rahmen der Partei wirken insbesondere die „Kommunistische Plattform der PDS“ (KPF), das „Marxistische Forum der PDS“ (MF), die Organisationen des „Forum Kommunistischer Arbeitsgemeinschaften“ (ehemals „Bund Westdeutscher Kommunisten“) und - zumindest noch in zwei Bundesländern - die „Arbeitsgemeinschaft Junger GenossInnen in und bei der PDS“ (AGJG). Ferner existiert seit Februar 2003 mit dem „Geraer Dialog/Sozialistischer Dialog“ (GD/SD) ein weiterer bundesweiter Zusammenschluss dogmatischer Parteilinker in und im Umfeld der PDS. Die innerparteilichen dogmatischen Zusammenschlüsse bekräftigten mehrfach, sie wollten intensiver zusammenarbeiten. 12 Die KPF steht fest zu und in der marxistisch-leninistischen Tradition. Ein Mitglied des Bundeskoordinierungsrates der KPF betonte auf einer Veranstaltung zum 80. Todestag von Lenin im Januar die Aktualität seiner Lehren. Das Studium u. a. von Lenins Arbeiten zur Strategie und Taktik in der bürgerlich-demokratischen und in der sozialistischen Revolution diene dazu, sich für die Kämpfe der Gegenwart und Zukunft zu rüsten. Das betreffe auch Lenins Einlassung über die Beteiligung an bürgerlichen Parlamenten: Mitgliederrückgang „Kommunistische Plattform der PDS“ 11 „DISPUT“ Heft 4/2004 vom April 2004, S. 36 f. 12 Beschluss der 2. Tagung der 12. Bundeskonferenz der KPF, „Mitteilungen der KPF“, Heft BERICHT 10/2004, S. 21; Bulletin des GD/SD, Ausgabe 1/April 2004, S. 3. 2004

146 L INK S E X TREMI S TI SCHE B E S TREBUNGEN<br />

Um den Sozialismus zu etablieren, hält es die PDS für erforderlich, die<br />

„gegebenen Verhältnisse“, d. h. die „Kapitalistische Gesellschaft“<br />

bzw. die für Ausbeutung und Unterdrückung ursächlichen „Machtund<br />

Eigentumsverhältnisse“ zurückzudrängen und letztlich zu überwinden.<br />

9<br />

Gedenken an <strong>Die</strong> Partei ist weiterhin davon überzeugt, dass der Versuch, auf deut-<br />

Gründung und schem Boden den Sozialismus aufzubauen, legitim war. So erinnerte<br />

Ende der DDR der frühere Sprecher <strong>des</strong> Ältestenrates der PDS an den 55. Jahrestag<br />

der Gründung der DDR am 7. Oktober 1949, beklagte deren Untergang<br />

und behauptete:<br />

„Der Sieger schmäht die DDR, die doch untergegangen, ,gescheitert’<br />

ist.<br />

... er fürchtet das, was die DDR verkörperte, den Sozialismus. Er ist<br />

zwar totgesagt, aber er ist nicht mit der DDR gestorben. Solange es<br />

Kapitalismus gibt, heißt die Alternative, die einzige bisher bekannte<br />

Alternative, Sozialismus.“<br />

(„Mitteilungen der KPF“, Heft 9/<strong>2004</strong>, S. 3)<br />

Gesellschaftliche Ihre eigene Rolle umschreibt die PDS entsprechend auch mit „Gesell-<br />

Opposition schaftlicher Opposition“. So bekräftigte ein leitender Funktionär:<br />

Beteiligung an<br />

Hartz IV-Protesten<br />

„Veränderung beginnt mit Opposition - das bleibt richtig. Wir haben<br />

mit unserem damaligen Slogan aber nicht in erster Linie den manchmal<br />

engen parlamentarischen Raum gemeint, sondern die gesellschaftliche<br />

Opposition, auf der Straße, bei Veranstaltungen, und von<br />

dort natürlich auch im Parlament aufgenommen.“<br />

(„Neues Deutschland“ vom 11./12. September <strong>2004</strong>, S. 22)<br />

<strong>Die</strong> PDS war offenbar nicht von vornherein in die Initiierung der<br />

„Montagsdemonstrationen“ im Zusammenhang mit den Hartz IV-<br />

Protesten involviert, sondern wurde von der Entwicklung überrascht.<br />

Im weiteren Verlauf nahmen in den östlichen Bun<strong>des</strong>ländern<br />

jedoch überall PDS-Mitglieder an den Demonstrationen teil und traten<br />

in einigen Orten sogar als Hauptredner auf. Vielerorts stellte die<br />

PDS auch Veranstaltungstechnik zur Verfügung. Zwei maßgebliche<br />

Autoren <strong>des</strong> neuen PDS-Parteiprogramms bezeichneten die Proteste<br />

gegen die Hartz-Reformen als möglichen Beginn einer „neuerlichen<br />

Transformation der Gesellschaft“. 10<br />

9 Programm der PDS a.a.O., S. 2 ff., S. 21 f.<br />

10 „Neues Deutschland“ vom 19. August <strong>2004</strong>, S. 4.

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