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Verfassungsschutzbericht 2004 - Brights - Die Natur des Zweifels

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106 R E CHTSE X TREMI S TI SCHE B E S TREBUNGEN<br />

Antisemitismus<br />

in der Esoterik<br />

Antisemitische Argumentationsmuster sind mittlerweile auch in<br />

Teilbereichen der eigentlich unpolitischen Esoterik salonfähig geworden.<br />

Spätestens seit dem Erscheinen der beiden Bände „Geheimgesellschaften<br />

und ihre Macht im zwanzigsten Jahrhundert“ 67 <strong>des</strong><br />

rechtsextremistischen Esoterikers Jan van HELSING (Pseudonym) finden<br />

antisemitische Verschwörungstheorien Resonanz in einer Gesellschaftsschicht,<br />

die ansonsten eher selten mit rechtsextremistischem<br />

Gedankengut in Verbindung gebracht wird. Vehikel der<br />

Esoteriker sind dabei meist die so genannten „Protokolle der Weisen<br />

von Zion“ 68 , eine antisemitische Fälschung aus den Anfangsjahren<br />

<strong>des</strong> 20. Jahrhunderts, in denen angeblich der Plan einer umfassenden<br />

Verschwörung zur Eroberung der Welt durch den „Weltbund<br />

der Freimaurer und Weisen von Zion“ niedergelegt ist. In van HEL-<br />

SINGs „Hände weg von diesem Buch!“ heißt es zu den Zielen der angeblichen<br />

Verschwörer:<br />

„Es sind die privaten internationalen Bankiers! ... diejenigen, welche<br />

den, welche die Welt über ihr Zinsessystem knechten, werden einen<br />

künstlich herbeigeführten Banken-Crash (eventuell mit einem Krieg<br />

Weltordnung zu setzen.“ 69<br />

die Wall Street steuern und über die Wall Street Konzerne ruinieren<br />

oder übernehmen, ja sogar ganze Länder. Und genau diese Kameraoder<br />

einem weiteren Terroranschlag als Vorwand) dazu nutzen, ...<br />

den nächsten Meilenstein zu ihrer Eine-Welt-Regierung, der Neuen<br />

Als Beleg für die These einer angestrebten „Neuen Weltordnung“<br />

werden auch bei dem esoterischen Autor Stefan ERDMANN die „Protokolle<br />

der Weisen von Zion“ genannt:<br />

„<strong>Die</strong> Protokolle, die Hauptthesen, wenn man so will, wurden bereits<br />

zu großen Teilen umgesetzt - das ist unzweifelhaft!“ 70<br />

<strong>Die</strong> stetige Propagierung einer jüdisch geprägten Weltverschwörung<br />

bleibt auch in ihrer angedeuteten Form durchaus geeignet,<br />

bei den Lesern Ressentiments zu wecken. Insofern kommt der<br />

67 Beide Bände <strong>des</strong> Werkes wurden vom Amtsgericht Mannheim mit Wirkung vom 18.03.1996<br />

zunächst bun<strong>des</strong>weit beschlagnahmt. Das Landgericht Mannheim hob den Beschluss am<br />

09.04.2001 jedoch wieder auf.<br />

68 Bei den „Protokollen der Weisen von Zion“ handelt es sich um eine antisemitische Fälschung<br />

der zaristischen Geheimpolizei Ochrana, die 1903 zunächst in Rußland veröffentlicht<br />

wurde. Bis heute werden sie von Rechtsextremisten aller Schattierungen als „Beweis“<br />

für die Existenz einer jüdisch-freimaurerischen Weltverschwörung zitiert (vgl. Ernst Piper,<br />

<strong>Die</strong> jüdische Weltverschwörung, in: Julius H. Schoeps, Joachim Schlör (Hrsg.), Antisemitismus.<br />

Vorurteile und Mythen, München Zürich, 1995).<br />

69 HELSING, Jan van: Hände weg von diesem Buch!, Fichtenau <strong>2004</strong>, S. 208.<br />

70 ERDMANN, Stefan: Banken, Brot und Bomben, Band 1, Fichtenau 2003, S. 277.

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