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Verfassungsschutzbericht 2004 - Brights - Die Natur des Zweifels

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R E CHTSE X TREMI S TI SCHE B E S TREBUNGEN 101<br />

Ihrem Anspruch, die „geistige Gegenelite“ zu bilden, kann auch die<br />

teilweise im NPD-Umfeld agierende „Deutsche Akademie“ nicht gerecht<br />

werden. <strong>Die</strong> sich als organisationsübergreifend verstehende<br />

Einrichtung will nach Angaben auf ihrer Homepage „ein geistiges<br />

Gegenreich zum ... liberalkapitalistischen Vasallensystem auf deutschem<br />

Boden“ schaffen, ohne <strong>des</strong>sen Vorrang jedwede politische Arbeit<br />

„dilettantisches Stückwerk“ bleibe. Mit der Forderung, ideologischer<br />

Arbeit gegenüber aktionistischen und politischen Zielen<br />

Vorrang einzuräumen, geriet die „Deutsche Akademie“ offenbar<br />

kurzfristig in Konflikt mit den aktuellen Prioritäten der NPD. <strong>Die</strong>se<br />

hatte am 3. April zu einer Demonstration in Frankfurt am Main aufgerufen,<br />

obwohl am selben Tag das von Jürgen SCHWAB geleitete Seminar<br />

zum Thema „Gewalt-Verbrechen-Moral“ angekündigt war.<br />

<strong>Die</strong> in Berlin erscheinende Wochenzeitung „Junge Freiheit“ (JF), die<br />

selbst nicht Gegenstand der nachrichtendienstlichen Beobachtung<br />

durch das BfV ist, bietet rechtsextremistischen Autoren weiterhin vereinzelt<br />

ein Forum. Der Chefideologe der französischen „Neuen Rechten“<br />

Alain DE BENOIST kritisiert in dem Artikel „Freiheit braucht Gemeinschaft“<br />

55 die „bemerkenswerte Dürftigkeit“ <strong>des</strong> Begriffs <strong>des</strong><br />

Individuums und spricht abwertend von der bloßen „Rhetorik der Menschenrechte“.<br />

<strong>Die</strong> Bedeutung der Menschenrechte als grundlegende<br />

Werte <strong>des</strong> Verfassungsstaates in Frage stellend fährt er fort: „Das Individuum<br />

als solches“ könne „kein echtes Rechtssubjekt sein“, da Rechte<br />

nur mit der „Mitgliedschaft in einem politischen Ganzen einhergehen“<br />

könnten. Der Macht der „politischen Obrigkeit“ seien Grenzen gesetzt,<br />

„nicht weil Individuen von <strong>Natur</strong> aus unbegrenzte Rechte“ hätten, sondern<br />

wegen der „Verpflichtung der politischen Obrigkeit, die Freiheit<br />

der Gesellschaftsmitglieder zu achten“.<br />

Bisweilen finden sich in Beiträgen von Redakteuren und Stammautoren<br />

gängige rechtsextremistische Argumentationsmuster oder positive<br />

Kommentare zu rechtsextremistischen Organisationen, Personen oder<br />

Publikationen. Besonderes Augenmerk scheint die JF auf die Relativierung<br />

der deutschen Schuld am Zweiten Weltkrieg zu legen. So heißt es<br />

im Beitrag eines regelmäßigen Autors, „Deutschlands aggressive<br />

Außenpolitik“ sei lediglich „einer von mehreren Gründen für den Ausbruch<br />

<strong>des</strong> Zweiten Weltkrieges“ 56 gewesen. Der JF-Autor kritisiert weiter,<br />

dass die damaligen „Sicherheitsbedürfnisse und machtpolitische(n)<br />

Ziele“ Deutschlands von vorneherein als illegitim hingestellt würden.<br />

Auch Hitler werde zuweilen falsch dargestellt. So habe dieser die gewaltsame<br />

Vereinigung Europas - in den 20er Jahren - zunächst abgelehnt,<br />

da sie zu „Rassenvermischung“ führe. Statt<strong>des</strong>sen habe er damals<br />

ein „Europa freier und unabhängiger Nationalstaaten“ propagiert.<br />

„Deutsche<br />

Akademie“<br />

55 „Junge Freiheit“, Ausgabe 5/04, S. 15.<br />

56 „<strong>Die</strong> vereinte Entfesselung - Deutschlands aggressive Außenpolitik war einer von mehreren<br />

wesentlichen Gründen für den Ausbruch <strong>des</strong> Zweiten Weltkrieges“, „Junge Freiheit“, Ausgabe<br />

3/04, S. 16.<br />

BERICHT<br />

<strong>2004</strong>

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