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ERNEUERBARE ENERGIEN, April 2010 - Blockfrei

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Wind AKTUELL<br />

Leben am Windrad<br />

Trotz hoher behördlicher Auflagen beeinflussen Offshore-Anlagen<br />

sämtliche Lebensformen auf hoher See. Forscher versuchen<br />

herauszufinden, ob dieser Einfluss eher gut oder schlecht ist<br />

Am Horizont drehen sich die Windräder<br />

von Alpha Ventus, dem ersten deutschen<br />

Offshore-Windpark in der Nordsee<br />

nordwestlich von Borkum in der Deutschen<br />

Bucht. Alexander Schröder und seine<br />

Kollegen vom Alfred-Wegener-Institut<br />

für Polarforschung (AWI) steuern mit dem<br />

Forschungsschiff Heincke das erste der<br />

bis jetzt zwölf Windräder an. Der Wind<br />

pfeift ihnen um die Ohren. Der Wellengang<br />

nimmt zu. Schon während der Bau-<br />

und Testphase untersuchten Schröder<br />

und seine Kollegen die Auswirkungen von<br />

Windkraftanlagen auf die Lebensgemeinschaften<br />

unter Wasser. Heute steht wieder<br />

ein Tauchgang an, direkt an der Unterwasserkonstruktion<br />

der Windkraftanlage in<br />

30 Meter Tiefe. „Wir kommen zwei- bis<br />

dreimal im Jahr hierher, um uns die Be-<br />

Das Team des AWI beim<br />

Erforschen von Lebensformen<br />

an Unterwasserstrukturen.<br />

Foto: AWI/Ivonne Silber<br />

16 erneuerbare energien | <strong>April</strong> <strong>2010</strong><br />

siedlung der Fundamente der Windräder<br />

und ihrer Umgebung anzuschauen und<br />

Proben zu nehmen“, sagt Schröder.<br />

Das 50 Meter lange Forschungsschiff<br />

hält einen Sicherheitsabstand zu den<br />

Windrädern. In etwa 300 bis 400 Metern<br />

Entfernung zum ersten Windrad steigen<br />

Alexander Schröder und vier weitere<br />

Wissenschaftler in ein Schlauchboot um,<br />

mit dem sie bis an die 90 Meter hohe<br />

Turbine mit einem Rotordurchmesser von<br />

120 Metern heranfahren. „Die Windräder<br />

sind wirklich riesig im Vergleich zu<br />

denen an Land“, sagt Schröder. „Man<br />

denkt, man könnte sie schon fast anfassen,<br />

muss dann aber doch noch zehn Minuten<br />

fahren. Im Schlauchboot kommt man sich<br />

neben diesen Riesen wie ein Zwerg vor.<br />

Das ist schon beeindruckend.“ Er hat sei-<br />

nen Trockentauchanzug angezogen und<br />

darunter wärmende Sportunterwäsche.<br />

Das Wasser hat hier nur wenig Grade<br />

über null.<br />

Eingriff in die Meeresumwelt<br />

Der Bau und Betrieb von Offshore-Windenergieanlagen<br />

stellt immer einen Eingriff<br />

in die Meeresumwelt dar. Für Vögel,<br />

Fische, marine Säugetiere, sowie die Lebensgemeinschaften<br />

des Meeresbodens,<br />

wie beispielsweise Muscheln und Krebse,<br />

verändern Offshore-Anlagen den natürlich<br />

Lebensraum. Um zu gewährleisten,<br />

dass die Lebensgemeinschaften nur einer<br />

möglichst geringen Störung ausgesetzt<br />

sind und keine erheblichen Eingriffe in<br />

die Meeresumwelt eintreten, gibt es in


Blick zur Oberfläche durch den Unterbau einer Offshore-Anlage mit Seeanemonen, Miesmuscheln und Krebsen. Foto: AWI/Roland Krone<br />

Seite 16 oben: Verschiedene Seeanemonen-Arten strecken ihre nesselnden Tentakel aus, um kleine Krebse zu fangen. Foto: AWI/Alexander Schröder<br />

Deutschland ein strenges Genehmigungsverfahren<br />

für Offshore-WEA.<br />

Die zuständige Behörde ist das Bundesamt<br />

für Seeschifffahrt und Hydro-<br />

graphie (BSH) in Hamburg. Hier werden<br />

die Anträge für Offshore-Windenergieanlagen<br />

eingereicht und unterliegen unterschiedlichen<br />

Prüfungen, unter anderem<br />

auch einer ausführlichen Umweltverträg-<br />

lichkeitsprüfung. „Die Antragsteller müssen<br />

vor Baubeginn ein zweijähriges Untersuchungsprogramm<br />

nach unserem Standarduntersuchungskonzept<br />

durchführen“,<br />

sagt Axel Binder vom BSH. „Hier gibt es<br />

klare Richtlinien, welche Umweltuntersuchungen<br />

in welcher Weise durchgeführt<br />

werden müssen. Wir prüfen dann die eingereichten<br />

Unterlagen und Daten, vergleichen<br />

sie mit aktuellen wissenschaftlichen<br />

Studien und prüfen sie auf Plausibilität.<br />

Erst wenn wir zur Ansicht gelangen, dass<br />

keine Gefährdung der Meeresumwelt beziehungsweise<br />

des Vogelzuges vorliegt,<br />

erteilen wir eine Genehmigung.“<br />

Alexander Schröder ist fertig zum Abtauchen.<br />

Das Equipment ist geprüft, jetzt<br />

kann es runtergehen. Sein Kollege hält<br />

den Versorgungsschlauch an dem Schröder<br />

hängt. Dann lässt sich der Forscher<br />

rückwärts aus dem Schlauchboot ins Was-<br />

ser fallen. Über das Tauchertelefon ist er<br />

in Sprechkontakt mit seinen Kollegen im<br />

Schlauchboot. Schröder beschreibt den<br />

Bewuchs der Windradfundamente Meter<br />

für Meter und die Kollegen schreiben mit.<br />

Vor dem Bau von Alpha Ventus haben<br />

Schröder und seine Kollegen schon<br />

Proben bei der 400 Meter entfernten<br />

Forschungsplattform FINO 1 genommen.<br />

Sie ist die erste von drei Forschungsplattformen,<br />

die zwischen 2003 und 2006 in<br />

der Nord- und Ostsee gebaut wurden. Die<br />

Plattformen werden vom Bundesumweltministerium<br />

(BMU) gefördert und dienen<br />

Forschungsprojekten rund um das Thema<br />

Offshore-Windkraft. Dabei geht es unter<br />

anderem um die wissenschaftliche Untersuchung<br />

möglicher Auswirkungen von Offshore-Windenergieanlagen<br />

auf Meeres-<br />

säuger, Seevögel, den Vogelzug, Fische sowie<br />

auf die Tierwelt des Meeresbodens.<br />

Unterbau als künstliches Riff<br />

An den unter Wasser liegenden Metallstreben<br />

von FINO 1 hat sich über die Jahre ein<br />

künstliches Riff gebildet: Miesmuscheln<br />

bis in acht, zehn Metern Tiefe, Seenelken,<br />

Tote Mannshände und Polypen von Hydrozoen,<br />

die zu den Nesseltieren gehören.<br />

„Die Unterwasserstruktur von FINO 1 ist<br />

flächendeckend bewachsen“, hat Schröder<br />

beobachtet. „Am Boden gibt es Taschenkrebse,<br />

Schwimmkrebse und für Hartsubstrate<br />

typische Fische schwimmen umher.<br />

Die Fundamente von Offshore-Windenergieanlagen<br />

bilden künstliche Riffe, die aber<br />

deutlich artenärmer als natürliche Hartsubstrate<br />

sind, da sie auf dem sandigen Boden<br />

der Nordsee nur kleine Inseln darstellen.“<br />

Die Forscher gehen davon aus, dass die<br />

Fundamente von Alpha Ventus in Zukunft<br />

ähnlich bewachsen und belebt sein werden<br />

wie die Streben der Forschungsplattform.<br />

Offshore-Windenergieanlagen werden<br />

nach Angaben des BSH nicht in sensiblen<br />

Bereichen der Nordsee aufgestellt. Seltenere<br />

Bereiche mit Riffen und Sandbänken<br />

sollen möglichst von einer Bebauung mit<br />

Windenergieanlagen freigehalten werden.<br />

Größtenteils liegen die Planungen von<br />

Offshore-Windenergieparks in sandigen<br />

Bereichen der ausschließlichen Wirtschaftszone,<br />

wobei die sandigen Bereiche<br />

in der Nordsee sehr häufig sind. „Ob<br />

dieser Eingriff durch die Bestückung mit<br />

künstlichen Hartsubstraten in diesen Biotoptyp<br />

positiv oder negativ ist, wird von<br />

Fachleuten unterschiedlich gesehen“, sagt<br />

Axel Binder vom BSH. „Es gibt da keine<br />

erneuerbare energien | <strong>April</strong> <strong>2010</strong> 17


Wind AKTUELL<br />

einheitliche Sichtweise. Da die Windräder<br />

aber mehrere hundert Meter weit voneinander<br />

entfernt sind, sind die Auswirkungen<br />

auf die am Meeresboden lebenden<br />

Organismen durch diese punktuellen,<br />

kleinräumigen Eingriffe hier nur als gering<br />

bis unerheblich zu bewerten.“<br />

Windparks bieten Refugium<br />

Dass die Schifffahrt durch Offshore-Windparks<br />

leicht eingeschränkt wird, hat für die<br />

Tier- und Pflanzenwelt durchaus Vorteile.<br />

Schiffe mit einer Länge von unter 24 Metern<br />

müssen einen Mindestabstand von<br />

500 Metern zu den Windrädern einhalten.<br />

Größere Schiffe dürfen erst garnicht in<br />

den Windpark hineinfahren. Auch die Fischerei<br />

ist im Windpark generell verboten.<br />

„Diese Beschränkungen können für den<br />

Lebensraum in den Bereichen der Windparks<br />

sogar sehr positive Auswirkungen<br />

haben“, sagt Binder. „So haben langlebige<br />

Organismen, wie beispielsweise einige<br />

Muschelarten und andere Bodenlebewesen,<br />

hier die Chance sich wieder naturnäher<br />

zu entwickeln, da sie nicht mehr<br />

durch die Fischerei beeinträchtigt oder so-<br />

gar geschädigt werden. Und auch Fische<br />

finden hier ein Refugium. Insofern bietet<br />

ein Windpark den Lebensgemeinschaften<br />

auf dem Meeresboden in engen Grenzen<br />

eine naturnähere Entwicklung.“<br />

Seit November 2009 ist Alpha Ventus<br />

als erster deutscher Windpark in Betrieb.<br />

Im Vergleich zu den europäischen Nachbarländern<br />

ist Deutschland mit dem Bau von<br />

Windparks eher spät dran. Das liegt auch<br />

daran, dass an den deutschen Küsten viele<br />

Naturschutzgebiete liegen und nur sehr<br />

wenige küstennahe Bereiche für Offshore-<br />

Anlagen zur Verfügung stehen. Die Planer<br />

müssen daher auf küstenferne Gebiete ausweichen.<br />

Dort liegen die Gründungstiefen<br />

dann nicht nur bei acht bis zwölf Metern<br />

18 erneuerbare energien | <strong>April</strong> <strong>2010</strong><br />

Über den Helm hat der Taucher Sprechkontakt zur<br />

Oberfläche. Fotos: AWI/Sebastian Fuhrmann/Cora Albrecht<br />

wie beispielsweise bei den küstennahen<br />

Windparks in Dänemark, sondern gleich<br />

bei 25 bis 40 Metern. Für die Betreiber bedeutet<br />

das hohe technische Anforderungen<br />

und natürlich höhere Investitionskosten.<br />

Mittlerweile sind in Deutschland aber nun<br />

doch schon 26 Projekte in Nord- und Ostsee<br />

genehmigt und 68 Projekte beantragt,<br />

die zurzeit geprüft werden. In Kürze geht<br />

der zweite deutsche Windpark „BARD<br />

Offshore 1“ in der Nordsee, 90 Kilometer<br />

nordwestlich von Borkum, in Bau.<br />

Lärmschutz für Meeressäuger<br />

Nach zwanzig Minuten taucht Alexander<br />

Schröder wieder auf. Der Tauchgang war<br />

erfolgreich. „Wissenschaftlich und persönlich<br />

ist das Tauchen hier schon ein besonderes<br />

Erlebnis“, sagt Schröder. „Die großen<br />

Strukturen sind sehr beeindruckend.<br />

Aber es ist nicht einfach hier zu tauchen.<br />

Die Strömung ist sehr stark und die Sicht<br />

oft schlecht. In der Nähe der Fundamente<br />

hört und spürt man deutlich das Brummen,<br />

das von den Rotoren ausgeht. In ein<br />

paar Metern Entfernung nimmt es aber<br />

deutlich ab.“<br />

Viel lauter als das Brummen während<br />

des Betriebs, ist die Geräuschentwicklung<br />

während des Baus der Offshore-Windenergieanlagen.<br />

Die Fundamente müssen<br />

tief in den Boden gerammt werden. Damit<br />

marine Säuger, wie beispielsweise<br />

die Schweinswale, keine Gehörschäden<br />

davontragen, müssen bei Gründung und<br />

Installation der Anlagen Arbeitsmethoden<br />

verwendet werden, die so geräuscharm<br />

wie möglich sind. Die Schallemissionen<br />

dürfen dabei in einer Entfernung von 750<br />

Metern den Wert von 160 Dezibel (dB)<br />

nicht überschreiten. Eine Möglichkeit den<br />

Grenzwert einzuhalten, ist der Einsatz<br />

von so genannten Blasenschleiern. Dabei<br />

wird rund um die Rammstelle eine Anlage<br />

gebaut, die Luftblasen in das Wasser<br />

einleitet. Der Blasenschleier hindert<br />

dann den Schall an seiner Ausbreitung<br />

im Wasser. Wenn das nicht reicht, müssen<br />

die geräuschempfindlichen Meeressäuger<br />

vor der Durchführung von nicht zu vermeidenden<br />

schallintensiven Arbeiten verscheucht<br />

oder vergrämt werden. Dafür<br />

werden so genannte Pinger eingesetzt,<br />

die akustische Signale aussenden, die die<br />

Tiere fernhalten sollen.<br />

Eine weitere Methode die Tiere zu<br />

vergrämen, ist der so genannte „Soft-<br />

Start“, bei dem die eingesetzte Rammenergie<br />

langsam gesteigert wird, um den<br />

Meeressäugern die Möglichkeit zu geben,<br />

sich aus dem Baugebiet zu entfernen. Die<br />

Einhaltung der geforderten Maßnahmen<br />

wird streng kontrolliert. „Die Betreiber<br />

müssen Beobachtungen durchführen, um<br />

die Effizienz der schadensverhütenden<br />

Maßnahmen während der Arbeiten zu<br />

überprüfen“, sagt Axel Binder. „Dies ist<br />

zu dokumentieren und dem BSH unverzüglich<br />

zu berichten. Bei gleichzeitiger<br />

Bebauung an benachbarten Orten behält<br />

sich das BSH vor, die Rammarbeiten so<br />

zu koordinieren, dass genügend geräuscharme<br />

Flächen vorhanden sind, in die die<br />

Tiere flüchten können. Die Deutsche<br />

Bucht gewährleistet noch genug Freiraum,<br />

dass sich die Tiere zurückziehen können.“<br />

Es gibt ganz unterschiedliche Fundamenttypen<br />

für Windenergieanlagen mit<br />

unterschiedlichen Vor- und Nachteilen.<br />

Was den Lärm betrifft, so sind Schwergewichtsfundamente<br />

eine leisere Alternative.<br />

Sie werden nicht in den Boden gerammt,<br />

sondern sie werden auf den Boden gelassen<br />

und zur Beschwerung wird Sand eingespült.<br />

Der Boden muss aber trotzdem<br />

vorbereitet werden, um eine plane Fläche<br />

herzustellen. Die Geräuschemission<br />

ist dabei zwar geringer, aber der Eingriff<br />

auf dem Meeresboden ist größer, da das<br />

Fundament bei diesem Typ mehr Fläche<br />

einnimmt. Eine weitere recht innovative<br />

Möglichkeit des geräuscharmen Bauens<br />

von Offshore-Windenergieanlagen ist der<br />

Einsatz von so genannten schwimmenden<br />

Fundamenten. Der bereits genehmigte


Links: Alexander Schröder und Teamkollege vorm Abtauchen. Foto: AWI/Sebastian Fuhrmann<br />

Rechts: Fische finden zwischen den Unterwasserstrukturen Nahrung und Schutz. Foto: AWI/Alexander Schröder<br />

Windpark Ventotec Ost 2 vor Rügen soll<br />

Windenergieanlagen mit solchen schwimmenden<br />

Fundamenten einsetzen.<br />

Abschalten bei Vogelzug<br />

Alexander Schröder und seine Kollegen<br />

nehmen mit ihrem Schlauchboot wieder<br />

Kurs auf die Heincke. Die AWI-Tauch-<br />

Crew steigt wieder auf das Forschungsschiff<br />

um. Das Schlauchboot wird mit einer<br />

Winde eingeholt. Jetzt fehlen nur noch die<br />

Bodenproben. Dafür fährt das Forschungsschiff<br />

so dicht wie möglich an die Windräder<br />

heran. Ein Greifer, der aussieht wie eine<br />

Baggerschaufel, wird ins Wasser gelassen<br />

und nimmt eine Probe. Die gesammelten<br />

Proben werden die AWI-Wissenschaftler<br />

in den nächsten Wochen in ihren Laboren<br />

auswerten. „Aus den Proben sollen Rückschlüsse<br />

gezogen werden, ob sich die umliegenden<br />

Lebensgemeinschaften im Meer<br />

durch die Windradfundamente verändern“,<br />

sagt Alexander Schröder. „Wenn die Proben<br />

ausgewertet sind, werden wir zur Situation<br />

unter Wasser etwas sagen können.<br />

Was die Veränderung über Wasser angeht,<br />

so hat sich rein optisch – wenn man hier so<br />

an Deck steht und auf das Meer schaut –<br />

natürlich schon etwas verändert. Das Meer<br />

ist dadurch nicht mehr so offen. Aber so<br />

weit von der Küste auf hoher See stören<br />

die Windräder weit weniger als an Land.“<br />

Ob Vögel und Zugvögel die Windräder<br />

als störend empfinden wird sich<br />

herausstellen. Grundsätzlich stellen die<br />

Windparks schon eine mögliche Bedrohung<br />

für Vögel dar, gerade während des<br />

Vogelzuges. Tagzieher wie Enten, Gänse<br />

oder Seevögel haben weniger Probleme,<br />

da sie auf dem Wasser landen und sich<br />

dort ausruhen können. Weiterhin haben<br />

sie tagsüber eine gute Orientierung und<br />

können ausweichen. Bei Nachtziehern<br />

wie beispielsweise Drosseln ist das schon<br />

etwas problematischer. Die Vögel fliegen<br />

vor allem in Küstenbereichen. Wenn die<br />

Wetterverhältnisse gut sind, fliegen sie<br />

in großen Höhen, so dass die Windenergieanlagen<br />

sie nicht tangieren. Wenn das<br />

Wetter aber schlechter wird, bei Nebel,<br />

Regen oder Gegenwind, verlagern die Vögel<br />

ihre Flughöhe manchmal weiter nach<br />

unten. „Wenn überraschend schlechtes<br />

Wetter mit Massenzugereignissen zusammenfällt<br />

kann das dazu führen, dass eine<br />

größere Anzahl von Vögeln mit den Anlagen<br />

kollidiert“, sagt Binder. „In solchen<br />

Situationen könnten wir anordnen, dass<br />

die Windparkanlagen präventiv abgeschaltet<br />

werden. Wir sind dabei, über ein geeignetes<br />

Vorwarnsystem nachzudenken.“<br />

Bei der Genehmigung von Offshore-Wind-<br />

energieparks werden immer alle bereits genehmigten<br />

beziehungsweise planrechtlich<br />

verfestigten Offshore-Vorhaben zusammen<br />

betrachtet, damit genug Ausweichräume<br />

für Zugvögel vorhanden sind. Bei<br />

einer Gefährdung des Vogelzuges werden<br />

Anträge auch schonmal abgelehnt.<br />

Ökologische Begleitforschung<br />

In den nächsten fünf Jahren werden Wissenschaftler<br />

im Rahmen des vom BMU<br />

geförderten Forschungsprogramms RAVE<br />

(Research at Alpha Ventus) den neuen<br />

Windpark begleiten. Diese ökologische<br />

Begleitforschung soll neue Erkenntnisse<br />

hinsichtlich bau- und betriebsbedingter<br />

Auswirkungen von Offshore-Windparks<br />

auf die Meeresumwelt bringen. Dabei<br />

stehen folgende Fragen im Fokus: Wie<br />

reagieren marine Säugetiere und Rast-<br />

vögel auf den Windpark? Welche Effekte<br />

entstehen durch Bau- und Betriebsgeräusche<br />

auf marine Säugetiere und<br />

Fische? Wird es eine Veränderung der<br />

Lebensgemeinschaften durch die Unterwasserkonstruktionen<br />

geben? Wird es<br />

Ausweichbewegungen oder möglicherweise<br />

Kollisionen von Zugvögeln geben?<br />

Alexander Schröder und seine Kollegen<br />

werden in den nächsten Jahren noch<br />

einige Tauchgänge bei Alpha Ventus machen<br />

und die ökologische Entwicklung dokumentieren<br />

und abschließend beurteilen<br />

können. Ihre Ergebnisse und die vieler<br />

weiterer Forschergruppen werden in ein erweitertes<br />

Standarduntersuchungs-Konzept<br />

der BSH einfließen, das die Grundlage für<br />

den Bau weiterer Windparks mit Blick auf<br />

die bestmögliche Umweltverträglichkeit<br />

bilden wird. NICOLE SILBERMANN<br />

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erneuerbare energien | <strong>April</strong> <strong>2010</strong> 19

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