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Bitte an den zuständigen Forstschutzreferenten weiterleiten!<br />

Impressum<br />

Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald,<br />

Naturgefahren und Landschaft (<strong>BFW</strong>)<br />

Institut für Waldschutz<br />

Seckendorff-Gudent-Weg 8<br />

A-1131 Wien<br />

Nachdruck mit Quellenangabe gestattet.<br />

Presserechtlich für den Inhalt verantwortlich:<br />

Dr. Harald Mauser<br />

Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum<br />

für Wald, Naturgefahren und Landschaft (<strong>BFW</strong>)<br />

Seckendorff-Gudent-Weg 8<br />

A-1131 Wien<br />

Tel. +43-1-87838 0<br />

Fax: +43-1-87838 1250<br />

ISSN 1815-5103<br />

Redaktion: Gottfried Steyrer,<br />

Christian Tomiczek, Christian Lackner<br />

Layout: Johanna Kohl<br />

Bezugsquelle:<br />

Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum<br />

für Wald, Naturgefahren und Landschaft (<strong>BFW</strong>)<br />

- Bibliothek<br />

Seckendorff-Gudent-Weg 8, A-1131 Wien<br />

Tel. +43-1-87838 1216<br />

Preis: 6,–– Euro<br />

Forstschutz Aktuell<br />

Nr. 39 Juni 2007<br />

Sonderheft<br />

ISSN 1815-5103


Forstschutzsituation 2006 in Österreich -<br />

Erhebungen und Diagnosen des <strong>BFW</strong> und<br />

Dokumentation der Waldschädigungsfaktoren 2006<br />

Inhalt<br />

CHRISTIAN TOMICZEK, THOMAS L. CECH, ALFRED FÜRST, UTE HOYER-TOMICZEK,<br />

HANNES KREHAN, BERNHARD PERNY UND GOTTFRIED STEYRER<br />

1. Überblick über die Forstschutzsituation 2006 in Österreich .............................. 3<br />

HANNES KREHAN UND GOTTFRIED STEYRER<br />

2. Borkenkäfer 2006: Situation und Monitoring ...................................................... 8<br />

UTE HOYER-TOMICZEK UND THOMAS L. CECH<br />

3. Situation der Quarantäne-Schadorganismen im Jahr 2006 ............................... 18<br />

ALFRED FÜRST<br />

4. Feststellung von Schwefelimmissionseinwirkungen mithilfe<br />

von Blatt- und Nadelanalysen ............................................................................... 21<br />

STEFAN SMIDT UND ERIK OBERSTEINER<br />

5. Ergebnisse der Level II-Depositionsmessungen 2006 ......................................... 23<br />

GOTTFRIED STEYRER, WILHELM KRENMAYER UND HEIMO SCHAFFER<br />

6. Dokumentation der Waldschädigungsfaktoren (<strong>DWF</strong>) 2006 .............................. 26<br />

2 Forstschutz Aktuell 39, 2007


1. Überblick über die Forstschutzsituation 2006 in Österreich<br />

CHRISTIAN TOMICZEK, THOMAS L. CECH, ALFRED FÜRST, UTE HOYER-TOMICZEK,<br />

Abstract<br />

Forest Protection Situation 2006 in Austria<br />

The climate of 2006 was characterized by extremes. The year<br />

started with heavy snowfalls: snow break, then later localized<br />

thunderstorms: wind damage, leading into summer and the<br />

second half of the year (with the exception of August) high<br />

temperatures and a precipitation deficiency.<br />

2.4 millions cubic meters were infested 2006 by bark beetles<br />

(Ips typographus, Pityogenes chalcographus and Ips amitinus)<br />

and with the severe wind throw from gales 2007, an<br />

increased rise to further epidemics is expected. Frequency<br />

of damage by leaf-feeding Lepidoptera and needle-feeding<br />

insects generally decreased in 2006, but feeding damage by<br />

Orgyia antiqua and Acronicta rumicis was recorded on<br />

willows in biomass energy crops.<br />

Ash (Fraxinus excelsior) was subject to a decline in a wide<br />

area of Austria with several bark invading microfungi<br />

involved. In addition to Phytophthora cambivora involved<br />

in beech decline, Phytophthora citricola was identified as a<br />

cause of beech stem canker. The impact of alder decline by<br />

Phytophthora alni intensified in many riparian stands of<br />

Grey alder in the Alps and in the same area, the alders were<br />

also subject to premature wilting of leaves by the rust<br />

Melampsoridium hiratsukanum. Needle cast of Norway<br />

spruce by Chrysomyxa rhododendri was observed in<br />

striking intensity in Styria and Carinthia. The crown thinning<br />

of ornamental linden associated with Stigmina pulvinata<br />

and damage by bark beetles or Buprestids were<br />

probably late effects of the 2003 drought.<br />

New incidences of the Asian longhorned beetle<br />

(Anoplophora glabripennis) were recorded in Braunau<br />

(Upper Austria) on Acer pseudoplatanus and Aesculus<br />

hippocastanum. Eutypella disease of maple (Eutypella parasitica)<br />

was identified as a cause of stem cankers on<br />

sycamore maples.<br />

According to the Austrian Bio-Indicator Grid 2006, for<br />

sulphur 5 % of the plots in Carinthia and 10 % in Styria<br />

showed legal exceedances.<br />

Keywords: Forest health situation, Austria, pests, diseases,<br />

quarantine organism<br />

Witterung und abiotische Schäden<br />

Das Klima in Österreich war 2006 gekennzeichnet<br />

durch Extreme. Von Jänner bis März traten sehr und<br />

auch anhaltend tiefe Temperaturen auf, die zu sehr<br />

niedrigen Temperaturmitteln führten. Zum Teil lagen<br />

die Mittel um mehr als drei Grad C tiefer als die lang-<br />

HANNES KREHAN, BERNHARD PERNY und GOTTFRIED STEYRER<br />

Kurzfassung<br />

Die Witterung 2006 war gekennzeichnet durch Extreme.<br />

Große Schneemengen Anfang des Jahres und Unwetter<br />

führten zu großen Bruchschäden. Die zweite Jahreshälfte,<br />

mit Ausnahme des Augusts, fiel weit wärmer und trockener<br />

aus als normal.<br />

Die sehr schweren Sturmschäden im Jänner 2007 und die<br />

Borkenkäfer-Bilanz des Vorjahres mit 2,4 Millionen Festmeter<br />

Schadholz werden die Borkenkäfersituation weiter<br />

angespannt halten. Die Fraßintensität bei den laubfressenden<br />

Schmetterlingsraupen und nadelfressenden<br />

Insekten nahm 2006 deutlich ab.<br />

In Braunau am Inn wurde neuerlich ein Befall durch den<br />

Asiatischen Laubholz-Bockkäfer (Anoplophora glabripennis)<br />

an sieben Bäumen (Spitzahorn und Rosskastanie)<br />

entdeckt. In Niederösterreich wurde Eutypella parasitica als<br />

Verursacher eines Krebses bei Bergahorn nachgewiesen.<br />

Durch Untersuchungen im Österreichischen Bioindikatornetz<br />

wurden 2006 in Kärnten an rund 5 % und in der<br />

Steiermark an rund 10 % der Punkte Schwefelgrenzwertüberschreitungen<br />

nachgewiesen.<br />

Schlüsselworte: Forstschutzsituation, Österreich, Schädlinge,<br />

Krankheiten, Quarantäneschadorganismen<br />

jährigen Mittel. Dazu kamen besonders im Bereich des<br />

Alpenhauptkammes und nördlich davon heftige<br />

Schneefälle. Sehr große Neuschneemengen verursachten<br />

im Jänner vor allem in Nieder- und Oberösterreich,<br />

im März auch in Kärnten, gewaltige<br />

Bruchschäden. Insgesamt fielen beinahe zwei Millionen<br />

Festmeter Schadholz durch Schneebruch an. Frostschäden,<br />

vor allem Spätfrostschäden, gingen gegenüber<br />

dem Vorjahr deutlich zurück.<br />

Die Monate April bis Juni fielen etwas zu warm aus.<br />

Die Niederschlagsmengen lagen zum Teil im Durchschnitt,<br />

teilweise weit darüber. Leider kamen diese<br />

Regenmengen oft bei Unwettern zustande, Überflutungen<br />

waren die Folge. Mit Ausnahme des zu kühlen,<br />

äußerst regenreichen August war das restliche Jahr<br />

durch deutlich zu hohe Temperaturmonatsmittel<br />

(Abbildung 1) mit Extremwerten im Juli (vier Grad<br />

und mehr über dem Durchschnitt), und durch anhaltende<br />

Trockenheit (Abbildung 2) charakterisiert. Im<br />

Süden Österreichs (von Osttirol bis in das Burgenland)<br />

fiel die Jahresniederschlagsumme deutlich geringer aus<br />

als im Norden. Das Jahresmittel der Lufttemperatur lag<br />

0,2 – 1 Grad C über dem Durchschnitt. Schäden durch<br />

Forstschutz Aktuell 39, 2007 3


Abbildung 1:<br />

Temperaturabweichungen von Normalwerten für Jänner bis Dezember 2006<br />

(Quelle: ZAMG, Klima-Monatsübersicht; www.zamg.ac.at; verändert)<br />

Figure 1:<br />

Temperature deviation in the months January – December 2006<br />

(source: Central Institute for Meteorology and Geodynamics, monthly climate<br />

overview, www.zamg.ac.at; modified)<br />

Abbildung 2:<br />

Abweichungen von Niederschlagsnormalwerten für Jänner bis Dezember 2006<br />

(Quelle: ZAMG, Klima-Monatsübersicht; www.zamg.ac.at; verändert)<br />

Figure 2:<br />

Precipitation deviation in the months January – December 2006<br />

(source: Central Institute for Meteorology and Geodynamics, monthly climate overview,<br />

www.zamg.ac.at; modified)<br />

4 Forstschutz Aktuell 39, 2007


Dürre und Hitze wurden für 2006 als leicht steigend<br />

beurteilt, die Trockenheit der zweiten Jahreshälfte hat<br />

sich in diesen Ergebnissen noch nicht abgezeichnet.<br />

Obwohl 2006 kein folgenschweres, überregionales<br />

Sturmereignis zu verzeichnen war, ist die vor allem im<br />

Verlauf von Unwettern verursachte Schadholzmenge<br />

mit knapp 800.000 Festmetern beträchtlich.<br />

Schadinsekten<br />

Die Entwicklung der Schäden durch den Buchdrucker<br />

(Ips typographus) und den Kupferstecher (Pityogenes<br />

chalcographus) verlief im Jahr 2006 in Österreich nicht<br />

einheitlich. Während in den Bundesländern Salzburg,<br />

Niederösterreich, Burgenland, Vorarlberg und Tirol die<br />

Schadholzmengen laut Meldungen der Bezirksforstinspektionen<br />

(Quelle: Dokumentation der Waldschädigungsfaktoren;<br />

<strong>DWF</strong>) zurückgingen oder<br />

beinahe unverändert blieben, stiegen sie in den übrigen<br />

Bundesländern, vor allem in der Steiermark, deutlich<br />

an. Insgesamt fielen wieder etwas über 2,4 Millionen<br />

Festmeter Borkenkäferschadholz an. Die Borkenkäferholzmenge<br />

ging zwar um zirka 140.000 Festmeter<br />

zurück, ist aber bereits seit vier Jahren auf einem absoluten<br />

Rekordhoch seit Beginn der Zeitreihe nach 1944.<br />

Mit Ausnahme vom Kupferstecher und Kleinen Fichtenborkenkäfer<br />

(Ips amitinus), die regional einen<br />

Anstieg der Schadholzmengen verursacht haben, war<br />

bei den anderen Borkenkäferarten in Summe eine leicht<br />

fallende Tendenz zu beobachten.<br />

Die sehr schweren Schäden nach den Orkanen<br />

„Franz“, „Kyrill“ und „Olli“ im Jänner 2007 (Abbildung<br />

3) lassen Schadholzmengen von deutlich über<br />

4 Millionen Festmeter vermuten und werden die<br />

Abbildung 3:<br />

Wurf- und Bruchschäden im Waldviertel nach dem Jänner-<br />

Orkan “Kyrill“<br />

Figure 3:<br />

Throw and break damage in the “Waldviertel“, Lower Austria,<br />

resulting from gale ”Kyrill” in January<br />

Borkenkäfersituation weiter angespannt halten bzw.<br />

deutlich verschärfen (siehe Krehan et al, Seite 8).<br />

Eine deutliche Abnahme der Fraßintensität war bei<br />

den laubfressenden Schmetterlingsraupen zu beobachten.<br />

Die Massenvermehrung früh fressender<br />

Schmetterlingsarten (wie z.B. Großer Frostspanner<br />

Erannis defoliaria, Kleiner Frostspanner Operophthera<br />

brumata, Eichenwickler Tortrix viridiana) hatte 2005<br />

ihren Höhepunkt erreicht. Untersuchungen mittels<br />

Raupenfallen am <strong>BFW</strong> zeigten besonders bei den<br />

Raupen von Operophthera brumata Vitalitätseinbußen.<br />

Diese Entwicklung wurde 2006 bestätigt, bei den wichtigsten<br />

Arten verringerten sich sowohl ihre Dichte als<br />

auch die Schadensflächen.<br />

Auch beim Eichenprozessionsspinner Thaumetopoea<br />

processionea war 2006 eine deutliche Abnahme des<br />

Auftretens und der Befallsfläche zu verzeichnen. In<br />

vielen älteren Befallsgebieten Wiens, Niederösterreichs<br />

und der Steiermark ist die Gefährdung durch die<br />

Raupen stark zurückgegangen. Eine für Niederösterreich<br />

erwartete Massenvermehrung des Schwammspinners<br />

(Lymantria dispar) blieb aus.<br />

Die Entwicklung bei den meisten nadelfressenden<br />

Insekten, wie der Kleinen Fichtenblattwespe (Pristiphora<br />

abietina) und der Kiefernbuschhornblattwespe<br />

Neodiprion sertifer, verlief ähnlich wie bei den<br />

Schmetterlingen. Nach dem starken Auftreten von<br />

Lärchenschädlingen im Vorjahr war 2006 eine deutliche<br />

Reduktion der Befallsfläche, verursacht durch die<br />

Lärchenminiermotte (Coleophora laricella) und den<br />

Lärchenwickler (Zeiraphera diniana) sowie der Lärchennadel-Knicklaus<br />

(Adelges geniculatus), zu beobachten.<br />

Pilzkrankheiten<br />

Das Schadbild von Phytophthora cambivora war in den<br />

Buchenbeständen im Osten Österreichs in etwa gleichem<br />

Ausmaß zu beobachten wie im Vorjahr. Darüber<br />

hinaus wurde erstmals Phytophthora citricola als Verursacher<br />

großflächiger Canker von Buchenstämmen in<br />

Österreich nachgewiesen.<br />

Die Phytophthora-Krankheit der Erle trat, soweit das<br />

die Schwarzerlen betrifft, im Jahr 2006 nicht häufiger<br />

als im Jahr zuvor auf. Im Falle der Grauerle wurden<br />

2006 neue Befallsgebiete im Oberlauf einiger Flüsse<br />

Kärntens gemeldet, wo in der Folge Phytophthora alni<br />

auch nachgewiesen wurde.<br />

Ab Mitte Juli 2006 wurde aus zahlreichen Gebieten<br />

der Bundesländer Niederösterreich, Oberösterreich,<br />

Steiermark und Salzburg ein Zurücksterben von Eschen<br />

aller Altersstufen gemeldet. Die zuerst im Raum Melk<br />

beobachtete Erscheinung war mit auffälligen Rindennekrosen<br />

verbunden, in denen sich Fruktifikationen<br />

von Phomopsis scobina Höhn. sowie Cytophoma<br />

Forstschutz Aktuell 39, 2007 5


pruinosa (Fr.) Höhn. fanden. Die Häufigkeit des Schadbildes<br />

nahm bis August 2006 überall stark zu. Ab<br />

August kam ein verfrühter Blattwurf ähnlich wie im<br />

Vorjahr dazu, an dem ebenfalls wie schon 2005 Mehltau<br />

und Schorfpilze beteiligt waren.<br />

Die auffälligste Nadelkrankheit war im Jahr 2006 der<br />

alpine Fichtennadelrost Chrysomyxa rhododendri. Nach<br />

Meldungen der Forstbehörden waren die Hochlagen der<br />

gesamten Gurktaler Alpen, der Koralpe, der Eisenerzer<br />

Alpen und der Niederen Tauern davon betroffen. Das<br />

Phänomen dürfte im Zusammenhang mit dem vorangegangenen<br />

schneereichen Winter stehen, in dem es zu<br />

weniger frostbedingtem Zurücksterben der Rhododendronbüsche<br />

gekommen war als sonst.<br />

Im Frühsommer wurden bei Douglasien in Niederösterreich,<br />

der Steiermark und dem Burgenland<br />

Schäden durch Frosttrocknis (Abbildung 4), später auch<br />

Befall durch die Phomopsiskrankheit (Phomopsis pseudotsugae)<br />

sowie die Rußige Douglasienschütte (Phaeocryptopus<br />

gaeumannii) beobachtet.<br />

Grauerlen in Fluss begleitenden Auwäldern waren ab<br />

August wieder massiv vom Rostpilz Melampsoridium<br />

hiratsukanum befallen. Lokal wurde auch das Auftreten<br />

Abbildung 4:<br />

Frosttrocknisschäden an Douglasie<br />

der Apiognomonia-Blattbräune aus Niederösterreich<br />

gemeldet.<br />

Wurzelfäule durch Hallimasch (Armillaria-Arten)<br />

wurde 2006 deutlich häufiger diagnostiziert als im<br />

Vorjahr. Das Phänomen ist als Spätfolge des Trockenstresses<br />

vom Jahr 2003 aufzufassen.<br />

Die Diplodia-Krankheit der Kiefer (Sphaeropsis<br />

sapinea) war im Berichtsjahr bei Schwarzkiefern weit<br />

verbreitet, eine Zunahme der Schäden gegenüber 2005<br />

wurde jedoch nicht beobachtet. Hingegen trat diese<br />

Pilzkrankheit erstmals auch bei Weißkiefer als Zweigund<br />

Astzerstörer auf, allerdings im Gefolge von<br />

massiven Hagelschäden (Niederösterreich).<br />

Verschiedene Weidenarten waren 2006 in der Steiermark<br />

(Murtal) in auffallender Intensität von Triebspitzenschorf<br />

(Pollaccia salicicola und andere Arten)<br />

befallen.<br />

Komplexkrankheiten<br />

Die Ergebnisse der <strong>DWF</strong> ergeben sowohl beim Eichenals<br />

auch beim Kiefernsterben eine Verringerung der<br />

Schäden.<br />

Figure 4:<br />

Damage by frost drought on Douglas fir<br />

6 Forstschutz Aktuell 39, 2007


Schäden in Christbaumkulturen<br />

Tannentriebläuse, nadelfressende Rüsselkäfer, Milben<br />

sowie durch Nagekäfer bzw. Knospenmotten verursachte<br />

Knospenschäden waren auch 2006 wieder häufig<br />

zu finden.<br />

Neben einer weiteren Zunahme der Kabatina-Nadelbräune<br />

(Kabatina abietis) im nördlichen Niederösterreich<br />

war, wie im Wald, ein verstärktes Auftreten von<br />

Hallimasch (Honigpilz) zu beobachten. Als Katalysator<br />

dafür gilt das Trockenjahr 2003. Besonders stark<br />

betroffen waren ehemalige Waldstandorte, die für die<br />

Anlage von Christbäumen gemulcht wurden. Durch die<br />

Bodenbearbeitung wird infiziertes Material zerkleinert<br />

und über die Fläche verteilt. So ist es auch zu erklären,<br />

warum auf solchen Flächen gleich bis zu einem Drittel<br />

der Pflanzen betroffen sind.<br />

Energieholzplantagen<br />

Auf einzelnen Flächen in Niederösterreich verursachten<br />

der Schlehenspinner (Orgyia antiqua) und die Ampfer-<br />

Rindeneule (Acronicta rumicis) Schäden an Weide, eine<br />

für diese Arten seltene Fraßpflanze. Gegen die starke<br />

Vermehrung des Schlehenspinners wurden Bekämpfungsmaßnahmen<br />

ergriffen. Große Schäden durch<br />

Biber wurden auf einer Weidenfläche nahe der Donau<br />

beobachtet.<br />

Immer mehr zum Problem wird die Waldrebe<br />

(Clematis vitalba). Die mechanische Bekämpfung dieser<br />

Schlingpflanze ist schwierig und vor allem kostenintensiv.<br />

Ohne ein geeignetes chemisches Präparat ist<br />

der wirtschaftliche Erfolg solcher Kurzumtriebsflächen<br />

bei sehr starkem Auftreten in Frage gestellt.<br />

Stadtbaumschäden<br />

Noch immer hält die Gefährdung von Fichten und<br />

Cupressaceaen durch Borkenkäfer (Buchdrucker, Kupferstecher<br />

und Phloeosinus sp.) im urbanen Bereich an.<br />

Anhaltend werden Laubhölzer durch Prachtkäfer und<br />

holzbohrende Schmetterlinge, allen voran das Blausieb<br />

(Zeuzera pyrina), beeinträchtigt. Mit der Lindenminiermotte<br />

Phyllonorycter issikii dürfte sich eine weitere Art<br />

dieser Gattung in Ostösterreich etabliert haben. Häufiger<br />

als bisher war auch die Platanenminiermotte P. platani zu<br />

finden. Zahlreiche Blattpilze traten auch 2006 im Stadtbereich<br />

auf, vor allem Platanen- und Rosskastanien-Blattbräune<br />

(Apiognomonia veneta bzw. Guignardia aesculi)<br />

sowie Rosskastanienmehltau Erysiphe flexuosa und<br />

Pappelblattrost (Melampsora sp.).<br />

Ungewöhnlich war ein Massenauftreten des Liebstöcklrüsslers<br />

(Otiorrhynchus ligustici) in Niederösterreich.<br />

Die Käfer überschwemmten förmlich die Gärten<br />

einer Siedlung, richteten aber geringen Schaden am<br />

Abbildung 5:<br />

Feinaststerben bei Linden<br />

Bewuchs an. Bemerkenswert war das Auftreten der<br />

Palpenmotte Gelechia turpella an einer mächtigen Weißpappel<br />

in Wien. Praktisch die komplette untere Hälfte<br />

des Baumes wurde von den Raupen dicht eingesponnen.<br />

Die massenhaft vorhandenen klebrigen Ausscheidungsprodukte<br />

stammten allerdings von Blattläusen.<br />

Bei Linden kam es ab Mai zu einem massiven<br />

Absterben von Feinzweigen, das mit dem Auftreten des<br />

Mikropilzes Stigmina pulvinata assoziiert war, dessen<br />

Pathogenität bisher nicht bekannt war (Abbildung 5).<br />

Stigmina pulvinata, früher unter dem Namen Coryneum<br />

pulvinatum bekannt, gilt als Saprophyt an Zweigen und<br />

Ästen verschiedener Lindenarten. Das Phänomen betraf<br />

Linden aller Altersklassen und war ausschließlich auf<br />

den urbanen Bereich beschränkt. Das Feinzweigsterben<br />

wurde in mehreren Gemeinden Vorarlbergs sowie in<br />

Oberösterreich und der Steiermark nachgewiesen. Es<br />

war vermutlich eine Spätfolge des außergewöhnlich<br />

trockenen und heißen Sommers 2003.<br />

Quarantäne-Schadorganismen<br />

Im Zeitraum August/September 2006 wurden im östlichen<br />

Teil des Industriegebietes in Braunau sieben<br />

Bäume mit Befall durch den Asiatischen Laubholzbockkäfer<br />

(ALB, Anoplophora glabripennis) entdeckt<br />

und gefällt. Sie wiesen bereits Ausbohrlöcher auf. Im<br />

Forstschutz Aktuell 39, 2007 7<br />

Figure 5<br />

Crown thinning of Linden


Frühjahr 2006 waren Präventivrodungen im Stadtteil<br />

Scheuhub vorgenommen worden, um dem ALB brutfähiges<br />

Baummaterial zu entziehen.<br />

Weder der Kiefernsplintholznematode Bursaphelenchus<br />

xylophilus noch Phytophthora ramorum konnten<br />

2006 in Österreich nachgewiesen werden.<br />

Im Dezember 2006 wurde erstmals in Österreich<br />

(Niederösterreich) Eutypella parasitica als Verursacher<br />

eines Krebses bei Bergahorn nachgewiesen. Diese in<br />

Nordamerika beheimatete Krankheit war erst vor<br />

wenigen Jahren erstmals in Europa (Slowenien) aufgetreten<br />

(siehe Hoyer-Tomiczek & Cech, Seite 18).<br />

Bioindikatornetz 2006<br />

Bei der Pflanzenanalyse von Nadelbäumen ist eine<br />

Probenahme im Herbst des jeweiligen Untersuchungsjahres<br />

vorgeschrieben. Es liegen daher bis zum jetzigen<br />

Zeitpunkt nur Teilergebnisse für das Untersuchungsjahr<br />

2006 vor. Abgeschlossen sind die Untersuchungen des<br />

Bioindikatornetzes für den Schadstoff Schwefel in<br />

Kärnten und der Steiermark. Im Jahr 2006 konnten in<br />

Kärnten an rund 5 % und der Steiermark an rund 10 %<br />

der Punkte Schwefelimmissionsbelastungen festgestellt<br />

werden. Das Gesamtergebnis für 2005 weist auf 41 der<br />

769 Probepunkte Grenzwertüberschreitungen bei<br />

Schwefel auf (siehe Fürst, Seite 21).<br />

Christian Tomiczek, Thomas L. Cech, Alfred Fürst, Ute Hoyer-Tomiczek, Hannes<br />

Krehan, Bernhard Perny und Gottfried Steyrer, Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum<br />

für Wald, Naturgefahren und Landschaft, Institut für Waldschutz,<br />

Seckendorff-Gudent-Weg 8, A-1131 Wien, Tel.: +43-1-87838 1133,<br />

E-Mail: christian.tomiczek@bfw.gv.at, E-Mail: thomas.cech@bfw.gv.at, E-Mail:<br />

fuersta@bfw.gv.at, E-Mail: ute.hoyer@bfw.gv.at, E-Mail: hannes.krehan@bfw.gv.at,<br />

E-Mail: bernhard.perny@bfw.gv.at, E-Mail: gottfried.steyrer@bfw.gv.at<br />

2. Borkenkäfer 2006: Situation und Monitoring<br />

Abstract<br />

Bark Beetle 2006: Situation and Monitoring<br />

The efforts to stem the mass bark beetle outbreak in Austria<br />

did not defuse the situation. In 2006, bark beetle infested<br />

over 2.4 million m3 wood. This record level has now been<br />

maintained for four years. The consequence of the wind<br />

throw from gales 2007 and the climate of the last half year<br />

will not reduce the bark beetle situation.<br />

Seven Federal Provinces joined the Austrian Bark Beetle<br />

Monitoring. The results from 170 pheromone traps were<br />

presented on the bark beetle homepage of the <strong>BFW</strong><br />

(www.borkenkaefer.at). In 2006, the flight activities in the<br />

Federal Provinces and over the various altitudes were<br />

almost uniform. In the case of Ips typographus, the flight<br />

period started between the beginning and middle of April<br />

and reached the maximum in mid-June. In comparing<br />

altitude classes, the flight period started later und lasted<br />

shorter in case of increasing altitudes.<br />

The wind throw from 2002 caused the heaviest damages in<br />

the Federal Provinces Salzburg und Styria. In 2006, the<br />

amount of bark beetle infested wood showed a different<br />

trend in these Federal Provinces. Therefore, the trap results<br />

were compared in order to see, if this trend is reflected in<br />

the monitoring data.<br />

Keywords: Bark beetle, bark beetle monitoring, infested<br />

timber, pheromone trap, Austria<br />

HANNES KREHAN und GOTTFRIED STEYRER<br />

Kurzfassung<br />

Die Bemühungen, die Borkenkäfer-Massenvermehrung in<br />

Österreich einzudämmen, haben die Situation nicht<br />

entschärft: 2006 lag die Borkenkäfer-Schadholzmenge mit<br />

etwas über 2,4 Millionen Festmeter weiterhin auf Rekordniveau,<br />

das nun bereits vier Jahre hindurch gehalten<br />

worden ist. Die Folgen der Orkanschäden im Jänner 2007<br />

und die Witterung des vergangenen Halbjahres lassen keine<br />

Entspannung erwarten.<br />

Am Borkenkäfer-Monitoring nahmen sieben Bundesländer<br />

teil. Die Ergebnisse von 170 Pheromonfallen standen auf<br />

der Borkenkäfer-Homepage des <strong>BFW</strong> (www.borkenkaefer.at)<br />

zur Verfügung. 2006 war der Flugverlauf in den<br />

Bundesländern und über alle Seehöhenstufen sehr einheitlich.<br />

Beim Buchdrucker wurde nach einem frühen Flugbeginn<br />

Anfang bis Mitte April der Schwärmhöhepunkt Mitte<br />

Juni erreicht. Ein Vergleich nach Seehöhenstufen zeigte,<br />

dass der Flug mit steigender Seehöhe später begann und<br />

nicht solange dauerte wie in den tiefen Lagen.<br />

Die Borkenkäfer-Schadholzmenge entwickelte sich in den<br />

vom Sturm 2002 am schwersten betroffenen Bundesländer<br />

Salzburg und Steiermark gegensätzlich. Ein Vergleich der<br />

Fallenergebnisse sollte zeigen, ob sich dieser Trend in den<br />

Monitoringdaten widerspiegelt.<br />

Schlüsselworte: Borkenkäfer, Borkenkäfer-Monitoring,<br />

Schadholzmenge, Pheromonfallen, Österreich<br />

8 Forstschutz Aktuell 39, 2007


Borkenkäferschadholzmengen<br />

Quelle: Dokumentation der Waldschädigungsfaktoren<br />

(nach Angaben der Bezirksforstinspektionen)<br />

bzw. vorausgegangene Erhebungen<br />

1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006<br />

Abbildung 1:<br />

Entwicklung der Borkenkäfer-Schadholzmengen in den<br />

Bundesländern<br />

Borkenkäfer-Situation<br />

Trotz teils intensiver Maßnahmen gegen die Borkenkäfer-<br />

Massenvermehrung waren im Vorjahr keine deutliche<br />

Trendwende und auch keine einheitliche Entwicklung zu<br />

beobachten. Während in den Bundesländern Salzburg,<br />

Niederösterreich, Burgenland, Vorarlberg und Tirol die<br />

Schadholzmengen laut Meldungen der Bezirksforstinspektionen<br />

(Quelle: Dokumentation der Waldschädigungsfaktoren,<br />

kurz <strong>DWF</strong>) zurückgingen oder<br />

beinahe unverändert blieben, stiegen sie in den übrigen<br />

Bundesländern – besonders in der Steiermark – deutlich<br />

an (Abbildung 1). Österreichweit hat sich die Borkenkäferholzmenge<br />

zwar um zirka 140.000 Festmeter reduziert,<br />

erreicht aber bereits in vier aufeinander folgenden<br />

Jahren ein absolutes Rekordhoch seit dem Beginn der<br />

Zeitreihe im Jahr 1944 (Abbildung 2). Beim Kupferstecher<br />

(Pityogenes chalcographus) und dem Kleinen<br />

Fichtenborkenkäfer (Ips amitinus) konnte weiterhin ein<br />

starker Anstieg der Schadholzmenge beobachtet werden.<br />

Folgende Ursachen werden für die kritische Borkenkäfer-Situation<br />

verantwortlich gemacht:<br />

• Sturmschadholz vom November 2002: Fehler bei der<br />

Aufarbeitung wirken sich erst nach Jahren vollständig<br />

aus.<br />

Niederösterreich Oberösterreich<br />

Kärnten Steiermark<br />

Salzburg Tirol<br />

Vorarlberg Burgenland<br />

Festmeter<br />

1.000.000<br />

900.000<br />

800.000<br />

700.000<br />

600.000<br />

500.000<br />

400.000<br />

300.000<br />

200.000<br />

100.000<br />

Figure 1:<br />

Trend of bark beetle damages in m³ in the Austrian Federal Provinces<br />

• Halbherziges und zu spätes Vorgehen bei der<br />

Räumung von Borkenkäfernestern: In Gebieten, wo<br />

die Borkenkäferbekämpfung sofort und in voller<br />

Intensität angelaufen ist, sind die Folgeschäden<br />

geringer.<br />

• Zu geringe Vorlage von Fangbäumen: Groß angelegte<br />

Fangschläge zeigten meist bessere Wirkung als gering<br />

dimensionierte (Einzel)Fangbaumvorlagen.<br />

• Logistische Probleme bei der Aufarbeitung und dem<br />

Abtransport des Schadholzes aus dem Wald:<br />

Mangelnde Verfügbarkeit und Koordinierung der<br />

Personalressourcen führte zu folgeschweren Verzögerungen.<br />

• Ungeschützte Holzzwischenlager im oder zu nahe am<br />

Wald<br />

Die klimatischen Bedingungen in den Jahren 2005 und<br />

2006 hatten die Populationsentwicklung der wichtigsten<br />

Borkenkäferarten nicht überdurchschnittlich gefördert.<br />

Vor allem der Temperaturverlauf verhinderte, im<br />

Gegensatz zum Jahr 2003, die Ausbildung zusätzlicher<br />

Generationen. Trotz des günstigen Witterungsverlaufes<br />

musste die Borkenkäferpopulation als extrem hoch<br />

eingestuft werden, wie die Schadholzzahlen und die<br />

Forstschutz Aktuell 39, 2007 9<br />

0


Schadholzmengen (in Mio. Efm)<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Quelle: Dokumentation der Waldschädigungsfaktoren<br />

(nach Angaben der Bezirksforstinspektionen)<br />

bzw. vorausgegangene Erhebungen<br />

1944<br />

1945<br />

1946<br />

1947<br />

1948<br />

1949<br />

1950<br />

1951<br />

ø 1952-65<br />

1966<br />

1967<br />

1968<br />

1969<br />

1970<br />

1971<br />

1972<br />

1973<br />

1974<br />

1975<br />

1976<br />

1977<br />

1978<br />

1979<br />

1980<br />

1981<br />

1982<br />

1983<br />

1984<br />

1985<br />

1986<br />

1987<br />

1988<br />

1989<br />

1990<br />

1991<br />

1992<br />

1993<br />

1994<br />

1995<br />

1996<br />

1997<br />

1998<br />

1999<br />

2000<br />

2001<br />

2002<br />

2003<br />

2004<br />

2005<br />

2006<br />

2007<br />

Abbildung 2:<br />

Zeitreihe der Schadholzmengen infolge von Borkenkäfer-<br />

Befall, Sturm und Schneedruck<br />

Anzahl der Fallen<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Anzahl der Borkenkäferfallen über Seehöhe 2006<br />

k.A.<br />

100 -<br />

200 -<br />

300 -<br />

Abbildung 3:<br />

Verteilung der Borkenkäfer-Pheromonfallen nach Seehöhenstufen<br />

400 -<br />

500 -<br />

600 -<br />

700 -<br />

800 -<br />

10 Forstschutz Aktuell 39, 2007<br />

1,90<br />

Sturm + Schnee<br />

Borkenkäfer<br />

Figure 2:<br />

Time series of damages in m³ by bark beetles, wind and snow<br />

breakage<br />

900 -<br />

1000 -<br />

Seehöhe [m]<br />

1100 -<br />

1200 -<br />

1300 -<br />

1400 -<br />

1500 -<br />

1600 -<br />

1700 -<br />

2,54<br />

Buchdrucker<br />

Kupferstecher<br />

Großer Lärchenborkenkäfer<br />

Großer 12-zähniger Kiefernborkenkäfer<br />

6-zähniger Kiefernborkenkäfer<br />

Figure 3:<br />

Distribution of bark beetle pheromone traps in altitude classes<br />

1800 - 1900


Ergebnisse von Fangbaumvorlagen<br />

und Pheromonfallen gezeigt haben.<br />

Schneebruchschäden aus dem<br />

Winter 2005/2006 und lokale<br />

Hagelschlagschäden aus dem<br />

Sommer 2006 waren weitere<br />

Faktoren, die zum Fortbestand der<br />

Borkenkäferproblematik beitrugen.<br />

Die Situation hatte sich noch nicht<br />

entspannt.<br />

Die Jänner-Stürme 2007 („Franz“,<br />

„Kyrill“, „Olli“) führten zu großen<br />

Schäden – Schätzungen sprechen<br />

von 4 bis 5 Millionen Festmeter<br />

Schadholz, werden aber laufend<br />

nach oben revidiert – und lieferten<br />

damit neuerlich besonders große<br />

Mengen Brutmaterial für die<br />

Borkenkäfer. Die rechtzeitige Aufarbeitung<br />

der gebrochenen oder<br />

geworfenen Stämme bis spätestens<br />

Mai wurde dadurch erschwert, dass<br />

die Schäden meist verstreut an<br />

Einzelbäumen oder in Nestern,<br />

aber nicht flächig aufgetreten sind.<br />

Aufgrund von Kapazitätsgrenzen<br />

bei Schlägerungs- und Transportunternehmern<br />

sowie Holzabnehmern<br />

wird teilweise die Lagerung<br />

des Holzes auf provisorischen<br />

„Naturlagerplätzen“ außerhalb des<br />

Waldes nötig werden. Besonders<br />

wird dabei auf einen Sicherheitsabstand<br />

von mehr als 500 Meter zu<br />

befallsgefährdeten Beständen zu<br />

achten sein. Kann dieser Sicherheitsabstand<br />

aufgrund der Geländegegebenheiten<br />

nicht eingehalten<br />

werden, sind bekämpfungstechnische<br />

Maßnahmen, wie Pheromonfallengürtel<br />

um den Lagerplatz,<br />

unbedingt durchzuführen. Da auch<br />

Kiefern und Buchen von den Stürmen betroffen waren,<br />

sollten die Schädlinge dieser Baumarten auch nicht<br />

außer Acht gelassen werden.<br />

Das extrem hohe Borkenkäferniveau aus 2006 und das<br />

verbleibende Brutmaterial infolge der Jänner-Stürme 2007<br />

stellen Herausforderungen dar, die die österreichische<br />

Forstwirtschaft in diesem Jahr zu bewältigen hat. Sollten<br />

auch heuer ähnliche Probleme bei der Borkenkäfer-<br />

Bekämpfung auftreten, wird jedenfalls mit einem neuerlichen<br />

Rekordwert an Käferschadholz zu rechnen sein.<br />

Falle: Bu-Walserberg - bfw 2005<br />

Fallenstern auf 490m Käferart Buchdrucker<br />

04.04<br />

11.04<br />

18.04<br />

25.04<br />

02.05<br />

09.05<br />

16.05<br />

23.05<br />

30.05<br />

06.06<br />

13.06<br />

20.06<br />

27.06<br />

04.07<br />

11.07<br />

18.07<br />

25.07<br />

01.08<br />

08.08<br />

15.08<br />

22.08<br />

29.08<br />

05.09<br />

12.09<br />

19.09<br />

26.09<br />

03.10<br />

10.10<br />

17.10<br />

24.10<br />

Falle: Bu-Walserberg - bfw 2006<br />

Fallenstern auf 490m Käferart Buchdrucker<br />

03.04<br />

10.04<br />

17.04<br />

24.04<br />

01.05<br />

08.05<br />

15.05<br />

22.05<br />

29.05<br />

05.06<br />

12.06<br />

19.06<br />

26.06<br />

03.07<br />

10.07<br />

17.07<br />

24.07<br />

31.07<br />

07.08<br />

14.08<br />

21.08<br />

28.08<br />

04.09<br />

11.09<br />

18.09<br />

25.09<br />

02.10<br />

09.10<br />

16.10<br />

23.10<br />

T. zu kalt (30°C) Sensorausfall<br />

Abbildung 4:<br />

Gut übereinstimmende Flug- und Fangergebnisse<br />

der Jahre 2005 (a) und 2006<br />

(b) einer Salzburger Buchdruckerfalle<br />

Monitoring-Ergebnisse 2006<br />

Das österreichische Borkenkäfer-Monitoring liefert,<br />

basierend auf den Auswertungen von Pheromonfallen-<br />

Fängen, Waldbesitzern und -bewirtschaftern regionale<br />

Daten über Beginn, Verlauf und Intensität der Borkenkäferaktivität.<br />

Es ist damit ein wichtiges Instrument zur<br />

Abschätzung der Borkenkäfergefahr und des Gefahrenzeitraumes,<br />

kann aber die Beurteilung der lokalen<br />

Verhältnisse und die Kontrolle der eigenen Waldbestände<br />

nicht ersetzen.<br />

Forstschutz Aktuell 39, 2007 11<br />

0<br />

6<br />

12<br />

18<br />

24<br />

5000<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

0<br />

7500<br />

5000<br />

2500<br />

0<br />

Anzahl Stunden<br />

Figure 4:<br />

Well corresponding flight and capture data<br />

of an Ips typographus pheromone trap in<br />

Salzburg in 2005 (a) and 2006 (b)


2006 haben sich sieben Bundesländer am Borkenkäfer-<br />

Monitoring beteiligt, Tirol und Wien nahmen nicht teil.<br />

Insgesamt wurden 170 Pheromonfallen eingesetzt; 32<br />

Fallen mehr als 2005. Die Lockstoffe waren bei 90 % der<br />

Fallen auf den Buchdrucker (Ips typographus) und den<br />

Kupferstecher ausgerichtet, in den restlichen Fallen<br />

wurden weiters der Große Lärchenborkenkäfer (Ips<br />

cembrae), der Große Zwölfzähnige Kiefernborkenkäfer<br />

(Ips sexdendatus) und der Sechszähnige Kiefernborkenkäfer<br />

(Ips acuminatus) gefangen. Die Seehöhenverteilung<br />

reichte von den tiefsten Waldflächen (165 m) bis auf<br />

1900 m Seehöhe (Abbildung 3). Für die 79 Fallenstandorte<br />

von Burgenland, Niederösterreich und Salzburg<br />

wurden durch assoziierte Klimastationen zusätzlich<br />

Temperatur- und Niederschlagsdaten erfasst. Der Flugverlauf<br />

kann auf der Borkenkäfer-Homepage des <strong>BFW</strong><br />

(www.borkenkaefer.at) verfolgt werden.<br />

Das Jahr 2006, wie auch 2005, waren bezüglich der<br />

Käferentwicklung und der Generationenanzahl<br />

„normale“ Käferjahre: In den Tieflagen wurden beim<br />

Buchdrucker zwei vollständig entwickelte Generationen,<br />

in den Hochlagen jedoch nur eine gebildet.<br />

Flugverläufe und sogar Fangmengen waren an den<br />

identischen Fallenstandorten in den meisten Fällen sehr<br />

ähnlich (Beispiel: Falle „Walserberg“; Abbildung 4). Die<br />

Abweichungen waren wahrscheinlich auf die lokalen<br />

Witterungsunterschiede zurückzuführen.<br />

Die Ergebnisse des Borkenkäfer-Monitoring zeigten<br />

deutlich, dass auch in den Hochlagen ungeheuer große<br />

Burgenland (N=5)<br />

Kärnten (N=16)<br />

Niederösterreich (N=13)<br />

Oberösterreich (N=8)<br />

Salzburg (N=7)<br />

Steiermark (N=23)<br />

Vorarlberg (N=1)<br />

14<br />

7<br />

21<br />

14<br />

63<br />

49<br />

56<br />

56<br />

56<br />

49<br />

49<br />

7<br />

7<br />

7<br />

7<br />

7<br />

7<br />

7<br />

Mengen an Borkenkäfer präsent waren. Der Flugbeginn<br />

setzte dort auch schon zu Zeiten ein, wo noch dicke<br />

Schneedecken vorhanden waren – ein Hinweis darauf,<br />

dass adulte Buchdrucker in den Hochlagen nicht überwiegend<br />

in der Bodenstreu sondern in der Rinde von<br />

stehenden oder liegenden Stämmen überwintern. Die<br />

geringer als angenommen ausfallenden Differenzen im<br />

Flugbeginn zwischen den unterschiedlichen Höhenlagen<br />

können weiters ein Indiz dafür sein, dass die<br />

Borkenkäfer zusätzlich mit Aufwinden in höhere<br />

Regionen verfrachtet werden.<br />

Flugverlauf des Buchdruckers in<br />

verschiedenen Seehöhen<br />

Der Schwärmhöhepunkt lag 2006 in sechs der sieben<br />

Bundesländer exakt in der gleichen Woche (KW 26;<br />

19.06.2006), nur in Vorarlberg wurde er eine Woche<br />

früher erreicht. Ebenso hat der Käferflug sehr einheitlich<br />

ab Mitte April begonnen, nur in Salzburg und der<br />

Steiermark wurden bereits in der zweiten Aprilwoche<br />

erste Fänge verzeichnet (Abbildung 5). Der Flug hielt<br />

lange an: Noch Mitte bis Ende September wurden<br />

größere Fangmengen festgestellt, wenige Käfer sind<br />

sogar bis in den November geflogen.<br />

2005 war der Flughöhepunkt witterungsbedingt<br />

bereits um drei bis sechs Wochen früher und das Ende<br />

der Flugzeit in der ersten Oktoberhälfte. In einigen<br />

Bundesländern wurden bereits ab der 2. Augusthälfte<br />

27.03.06<br />

03.04.06<br />

10.04.06<br />

17.04.06<br />

24.04.06<br />

01.05.06<br />

08.05.06<br />

15.05.06<br />

22.05.06<br />

29.05.06<br />

05.06.06<br />

12.06.06<br />

19.06.06<br />

26.06.06<br />

03.07.06<br />

10.07.06<br />

17.07.06<br />

24.07.06<br />

31.07.06<br />

07.08.06<br />

14.08.06<br />

21.08.06<br />

28.08.06<br />

04.09.06<br />

11.09.06<br />

18.09.06<br />

25.09.06<br />

02.10.06<br />

09.10.06<br />

16.10.06<br />

23.10.06<br />

30.10.06<br />

06.11.06<br />

13.11.06<br />

20.11.06<br />

27.11.06<br />

Perioden mit Wochenfängen<br />

bis 1% der Gesamtfangzahl<br />

Abbildung 5:<br />

Schwärmperioden 2006 vom Buchdrucker für sieben<br />

Bundesländer (in Tagen)<br />

12 Forstschutz Aktuell 39, 2007<br />

42<br />

84<br />

84<br />

84<br />

84<br />

105<br />

105<br />

Perioden mit Wochenfängen<br />

über 1% der Gesamtfangzahl<br />

56<br />

21<br />

21<br />

28<br />

42<br />

28<br />

49<br />

Periode mit maximalem Fang<br />

Figure 5:<br />

Flight periods of Ips typographus in 2006 within seven Austrian<br />

Federal Provinces (in days)


1400 - 1900m (N=4)<br />

1100 - 1399m (N=6)<br />

800 - 1099m (N=11)<br />

500 - 799m (N=15)<br />

200 - 499m (N=19)<br />

1400 - 1900m (N=4)<br />

1100 - 1399m (N=6)<br />

800 - 1099m (N=11)<br />

500 - 799m (N=15)<br />

200 - 499m (N=19)<br />

14<br />

14<br />

7<br />

7<br />

21<br />

35<br />

28<br />

63<br />

Perioden mit Wochenfängen<br />

bis 1% der Gesamtfangzahl<br />

7<br />

7<br />

7<br />

7<br />

98<br />

Perioden mit Wochenfängen<br />

über 1% der Gesamtfangzahl<br />

Periode mit maximalem Fang<br />

Forstschutz Aktuell 39, 2007 13<br />

70<br />

70<br />

112<br />

28.03.05<br />

04.04.05<br />

11.04.05<br />

18.04.05<br />

25.04.05<br />

02.05.05<br />

09.05.05<br />

16.05.05<br />

23.05.05<br />

30.05.05<br />

06.06.05<br />

13.06.05<br />

20.06.05<br />

27.06.05<br />

04.07.05<br />

11.07.05<br />

18.07.05<br />

25.07.05<br />

01.08.05<br />

08.08.05<br />

15.08.05<br />

22.08.05<br />

29.08.05<br />

05.09.05<br />

12.09.05<br />

19.09.05<br />

26.09.05<br />

03.10.05<br />

10.10.05<br />

17.10.05<br />

24.10.05<br />

31.10.05<br />

07.11.05<br />

14.11.05<br />

21.11.05<br />

28.11.05<br />

7<br />

7<br />

21<br />

14<br />

7<br />

63<br />

56<br />

42<br />

35<br />

42<br />

Perioden mit Wochenfängen<br />

bis 1% der Gesamtfangzahl<br />

7<br />

7<br />

7<br />

7<br />

7<br />

42<br />

35<br />

27.03.06<br />

03.04.06<br />

10.04.06<br />

17.04.06<br />

24.04.06<br />

01.05.06<br />

08.05.06<br />

15.05.06<br />

22.05.06<br />

29.05.06<br />

05.06.06<br />

12.06.06<br />

19.06.06<br />

26.06.06<br />

03.07.06<br />

10.07.06<br />

17.07.06<br />

24.07.06<br />

31.07.06<br />

07.08.06<br />

14.08.06<br />

21.08.06<br />

28.08.06<br />

04.09.06<br />

11.09.06<br />

18.09.06<br />

25.09.06<br />

02.10.06<br />

09.10.06<br />

16.10.06<br />

23.10.06<br />

30.10.06<br />

06.11.06<br />

13.11.06<br />

20.11.06<br />

27.11.06<br />

Abbildung 6:<br />

Schwärmperioden 2005 (a) und 2006 (b) vom Buchdrucker<br />

für fünf Seehöhenstufen (identische Fallen aus 2005 und<br />

2006; in Tagen)<br />

84<br />

84<br />

84<br />

84<br />

Perioden mit Wochenfängen<br />

über 1% der Gesamtfangzahl<br />

42<br />

49<br />

63<br />

70<br />

28<br />

28<br />

28<br />

112<br />

42<br />

49<br />

Periode mit maximalem Fang<br />

Figure 6:<br />

Flight periods of Ips typographus in 2005 (a) and 2006 (b) within five<br />

altitude classes (identical pheromon traps from the years 2005 and<br />

2006; in days)<br />

a<br />

b


100%<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

Buchdrucker-Pheromonfallen 2005 nach Seehöhenstufen<br />

04.04.05<br />

11.04.05<br />

18.04.05<br />

25.04.05<br />

02.05.05<br />

09.05.05<br />

16.05.05<br />

23.05.05<br />

30.05.05<br />

06.06.05<br />

13.06.05<br />

20.06.05<br />

27.06.05<br />

04.07.05<br />

11.07.05<br />

18.07.05<br />

Abbildung 7:<br />

Relative Fangmengen für die Schwärmperiode 2005 vom<br />

Buchdrucker für fünf Seehöhenstufen (identische Fallen aus<br />

2005 und 2006)<br />

keine bedeutenden Fangemengen erzielt. Die Variation<br />

des Käferfluges zwischen den Bundesländern war 2005<br />

wesentlich größer als 2006.<br />

Aufgrund des 2006 sehr gut übereinstimmenden<br />

Flugverlaufes (Beginn, Maximum, Dauer) in den<br />

mitwirkenden Bundesländern stellte sich die Frage, ob<br />

diese Einheitlichkeit auch über verschiedene Seehöhenstufen<br />

hinweg gegeben war. Dazu wurden die Seehöhen<br />

der Fallenstandorte in fünf Stufen gruppiert und die<br />

Flugaktivität der Buchdrucker aus identischen Fallen<br />

der Jahre 2005 und 2006 dargestellt (Abbildung 6).<br />

Deutlich zeigte sich, dass der Flug mit steigender<br />

Seehöhe später begann und früher endete. Sowohl 2005<br />

als auch 2006 war zwischen der untersten und der obersten<br />

Stufe eine Verzögerung des Flugbeginns von vier<br />

Wochen aufgetreten. Im Jahr 2005 flogen in der tiefsten<br />

Stufe die Buchdrucker um fünf Wochen länger als in der<br />

obersten. Die Ergebnisse aus 2006 wichen nur zwischen<br />

500 und 800 Meter Seehöhe ab, ansonsten war auch hier<br />

der Flug in den Hochlagen um vier Wochen früher<br />

beendet. Trotz unterschiedlicher Witterung galt übereinstimmend<br />

für beide Jahre, dass der Käferflug in<br />

höheren Lagen später einsetzte und kürzer dauerte.<br />

Umso bemerkenswerter war, dass die Periode des<br />

Schwärmmaximums (=größte Fangmengen) über die<br />

Seehöhenstufen zwischen 2005 und 2006 deutlich<br />

variieren (Abbildung 6): Im Jahr 2006 wurde der Höhe-<br />

punkt über alle Seehöhen übereinstimmend in der KW<br />

26 (19. Juni 2006), nur in der obersten Höhenstufe eine<br />

Woche später erreicht. Dagegen fand der Flughöhepunkt<br />

2005 in höheren Lagen (teilweise) weit früher als<br />

in den unteren Seehöhen statt. Die besonders günstige<br />

Witterung jenes Frühjahres in den Hochlagen wurde<br />

von den Käfern voll genutzt.<br />

Stellt man zusätzlich die relativen Fangmengen über<br />

der Flugzeit dar, so wird deutlich, dass die unterschiedlich<br />

hohen Gipfel in der Fangkurve zwischen den Seehöhenstufen<br />

weitgehend übereinstimmend verlaufen waren.<br />

Das galt sowohl für 2006 und noch exakter für 2005<br />

(Abbildung 7). Ein weiterer Zusammenhang mit der<br />

Höhenlage: Ab der Hälfte der Schwärmzeit gingen mit<br />

steigender Seehöhe die relativen Fangmengen zurück.<br />

Vergleich Steiermark – Salzburg<br />

Die Ergebnisse der <strong>DWF</strong> 2006 zeigten in Salzburg und<br />

der Steiermark - jene Bundesländer, die im Jahr 2002 am<br />

stärksten vom Sturmereignis getroffen worden waren -<br />

eine entgegengesetzte Entwicklung. Während in der<br />

Steiermark die Borkenkäfer-Schadholzmengen 2006<br />

weiter anstiegen, wurden aus Salzburg deutlich geringere<br />

Schäden als im Rekordjahr 2005 gemeldet. Interessant<br />

erschien daher der Vergleich der relativen Fangzahlen<br />

von Fallen der mittleren und oberen Höhenlagen.<br />

14 Forstschutz Aktuell 39, 2007<br />

25.07.05<br />

01.08.05<br />

08.08.05<br />

15.08.05<br />

22.08.05<br />

29.08.05<br />

05.09.05<br />

12.09.05<br />

19.09.05<br />

26.09.05<br />

200 - 499m (N=19)<br />

500 - 799m (N=15)<br />

800 - 1099m (N=11)<br />

1100 - 1399m (N=6)<br />

1400 - 1900m (N=4)<br />

03.10.05<br />

10.10.05<br />

17.10.05<br />

24.10.05<br />

31.10.05<br />

07.11.05<br />

Figure 7:<br />

Relative capture rate of Ips typographus in the flight period 2005<br />

within five altitude classes (identical pheromon traps from the years<br />

2005 and 2006)<br />

14.11.05


Relative Fangmengen in Prozent<br />

Relative Fangmengen in Prozent<br />

100%<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

100%<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

Buchdrucker-Pheromonfallen - Hochlagen Salzburg<br />

04.04-10.04<br />

11.04-17.04<br />

18.04-24.04<br />

25.04-01.05<br />

02.05-08.05<br />

09.05-15.05<br />

16.05-22.05<br />

23.05-29.05<br />

30.05-05.06<br />

06.06-12.06<br />

13.06-19.06<br />

Buchdrucker-Pheromonfallen - Hochlagen Steiermark<br />

04.04-10.04<br />

11.04-17.04<br />

18.04-24.04<br />

25.04-01.05<br />

02.05-08.05<br />

Abbildung 8:<br />

Relative Fangzahlen (in Prozent der höchsten Wochenfangleistung)<br />

der Buchdrucker-Pheromonfallen der Jahre 2005<br />

und 2006 in Salzburg (a) und der Steiermark (b) (Hochlagen)<br />

09.05-15.05<br />

16.05-22.05<br />

23.05-29.05<br />

30.05-05.06<br />

06.06-12.06<br />

13.06-19.06<br />

20.06-26.06<br />

20.06-26.06<br />

27.06-03.07<br />

27.06-03.07<br />

Forstschutz Aktuell 39, 2007 15<br />

04.07-10.07<br />

04.07-10.07<br />

11.07-17.07<br />

11.07-17.07<br />

18.07-24.07<br />

18.07-24.07<br />

25.07-31.07<br />

25.07-31.07<br />

01.08-07.08<br />

01.08-07.08<br />

08.08-14.08<br />

08.08-14.08<br />

15.08-21.08<br />

15.08-21.08<br />

22.08-28.08<br />

22.08-28.08<br />

29.08-04.09<br />

29.08-04.09<br />

05.09-11.09<br />

05.09-11.09<br />

Hochlage 2005<br />

Hochlage 2006<br />

11.09-17.09<br />

11.09-17.09<br />

18.09-24.09<br />

18.09-24.09<br />

25.09-01.10<br />

Hochlage 2005<br />

Hochlage 2006<br />

Figure 8:<br />

Relative capture rate (in percent of the weekly capture maximum) of<br />

Ips typographus pheromone traps in Salzburg (a) and Styria (b) in 2005<br />

and 2006 (high altitudes)<br />

25.09-01.10<br />

02.10-08.10<br />

02.10-08.10<br />

a<br />

b


Relative Fangmengen in Prozent<br />

Relatvie Fangmengen in Prozent<br />

100%<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

100%<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

Buchdrucker-Pheromonfallen - Mittlere Höhenlagen Salzburg<br />

04.04-10.04<br />

11.04-17.04<br />

18.04-24.04<br />

25.04-01.05<br />

02.05-08.05<br />

09.05-15.05<br />

16.05-22.05<br />

23.05-29.05<br />

30.05-05.06<br />

06.06-12.06<br />

13.06-19.06<br />

20.06-26.06<br />

27.06-03.07<br />

16 Forstschutz Aktuell 39, 2007<br />

04.07-10.07<br />

11.07-17.07<br />

18.07-24.07<br />

25.07-31.07<br />

01.08-07.08<br />

08.08-14.08<br />

15.08-21.08<br />

22.08-28.08<br />

29.08-04.09<br />

Mittlere Lage 2005<br />

Mittlere Lage 2006<br />

Buchdrucker-Pheromonfallen - Mittlere Höhenlagen Steiermark<br />

04.04-10.04<br />

11.04-17.04<br />

18.04-24.04<br />

25.04-01.05<br />

02.05-08.05<br />

Abbildung 9:<br />

Relative Fangzahlen (in Prozent der höchsten Wochenfangleistung)<br />

der Buchdrucker-Pheromonfallen der Jahre 2005<br />

und 2006 in Salzburg (a) und der Steiermark (b) (mittlere<br />

Höhenlagen)<br />

09.05-15.05<br />

16.05-22.05<br />

23.05-29.05<br />

30.05-05.06<br />

06.06-12.06<br />

13.06-19.06<br />

20.06-26.06<br />

27.06-03.07<br />

04.07-10.07<br />

11.07-17.07<br />

18.07-24.07<br />

25.07-31.07<br />

01.08-07.08<br />

08.08-14.08<br />

15.08-21.08<br />

22.08-28.08<br />

29.08-04.09<br />

05.09-11.09<br />

05.09-11.09<br />

11.09-17.09<br />

11.09-17.09<br />

18.09-24.09<br />

18.09-24.09<br />

25.09-01.10<br />

Mittlere Lage 2005<br />

Mittlere Lage 2006<br />

Figure 9:<br />

Relative capture rate (in percent of the weekly capture maximum) of<br />

Ips typographus pheromone traps in Salzburg (a) and Styria (b) in 2005<br />

and 2006 (medium altitudes)<br />

25.09-01.10<br />

02.10-08.10<br />

02.10-08.10<br />

a<br />

b


Tabelle 1/Table 1:<br />

Durchschnittliche Fangzahlen verschiedener Fallenkollektive aus Salzburg und der Steiermark<br />

Mean capture rate of different collectives of pheromone traps in Salzburg and Styria<br />

Fallenkollektive<br />

Spitzenwert 1. Flug<br />

(Mai bis Mitte Juni)<br />

In den Hochlagen Salzburgs (Standorte über 1000m<br />

Seehöhe) waren 2006 die Fangzahlen während der<br />

gesamten Hauptflugzeit (Mitte Mai bis Mitte August)<br />

relativ gleichmäßig hoch, die Schwankungen geringer<br />

als in der Steiermark. Die Absolutwerte (mittlere Fangzahlen<br />

der Fallen in den Hochlagen pro Woche) waren<br />

jedoch niedriger als im Jahr 2005. Sowohl die Spitzenwerte<br />

als auch die Jahresgesamtfangzahlen nahmen<br />

2006 ab.<br />

In der Steiermark wurde in der ersten Juliwoche 2006<br />

ein deutlicher Höhepunkt und danach maximal 40%<br />

dieses Wertes erreicht. Die Variation der Fangmengen<br />

war damit deutlich höher als in Salzburg. Die Gegenüberstellung<br />

der Flugphasen und der relativen Mengen<br />

zeigte deutliche Unterschiede zwischen den Hochlagen-<br />

Fallen beider Bundesländer (Abbildung 8). Die<br />

Absolutfangzahlen waren mit Ausnahme des Spitzenwertes<br />

in der letzten Juniwoche 2006 mit Salzburg<br />

vergleichbar, insgesamt wurden aber in der Steiermark<br />

beinahe doppelt so viele Käfer pro Falle gefangen als in<br />

Salzburg (Tabelle 1). Ob die geringeren Fangleistungen<br />

im Spätsommer in der Steiermark damit zusammenhingen,<br />

dass die Käfer anstatt zur Falle zu befallsfähigen<br />

Bäumen geflogen waren, kann nur vor Ort überprüft<br />

werden. Weiters war auffallend, dass 2005 der Flug in<br />

Salzburg früher begonnen hat als in der Steiermark, der<br />

erste Höhepunkt Anfang Mai war aber primär auf das<br />

erstaunliche Fangergebnis einer einzelnen Falle zurückzuführen,<br />

die in der ersten Maiwoche 55.000 Buchdrucker<br />

gefangen hatte.<br />

In den mittleren Höhenlagen (500-1000m Seehöhe)<br />

waren kaum wesentliche Unterschiede zwischen den<br />

relativen Flug- und Fangergebnissen Salzburgs und der<br />

Steiermark erkennbar. Die durchschnittlichen Gesamtfangzahlen<br />

waren aber in Salzburg deutlich höher als in<br />

der Steiermark, wobei aber keine ausgeprägten Unterschiede<br />

zwischen dem Jahr 2005 und 2006 in beiden<br />

Bundesländern sichtbar waren. Die Schwärmhöhe-<br />

Spitzenwert 2. Flug<br />

(Ende Juni bis Ende Juli)<br />

Spitzenwert 3. Flug<br />

(ab August)<br />

Mittlere<br />

Gesamtmenge<br />

Hochlagen Salzburg 2005 (N=3) 29.000 5.630 1.200 23.296<br />

Hochlagen Steiermark 2005 (N=2) 11.975 4.000 2.200 15.780<br />

Hochlagen Salzburg 2006 (N=3) 5.525 6.750 1.183 11.901<br />

Hochlagen Steiermark 2006 (N=2) 5.200 13.450 1.800 20.855<br />

Mittlere Höhenlagen Salzburg 2005 (N=2) 6.875 3.500 4.150 22.752<br />

Mittlere Höhenlagen Steiermark 2005 (N=5) 10.220 4.960 4.980 10.060<br />

Mittlere Höhenlagen Salzburg 2006 (N=2) 4.750 10.500 6.875 24.726<br />

Mittlere Höhenlagen Steiermark 2006 (N=5) 5.130 8.520 6.240 10.602<br />

punkte und auch die Fangmengen der Flugperioden<br />

stimmten weitgehend überein (Abbildung 9). Der Flugbeginn<br />

war 2006 nahezu identisch, 2005 wurden<br />

vergleichbare Mengen in Salzburg früher erreicht als in<br />

der Steiermark. Ende August war es in der Steiermark<br />

noch zu einem deutlichen Flug von Käfern gekommen,<br />

die offensichtlich Geschwisterbruten anlegen wollten.<br />

Das österreichische Borkenkäfer-Monitoring macht<br />

deutlich, dass im Gegensatz zum Jahr 2005, wo die<br />

höchste Flugaktivität schon in der ersten Jahreshälfte<br />

gemessen worden war, der höchste Käferdruck 2006 erst<br />

im Sommer entstand. Für die Steiermark galt dies noch<br />

mehr als für Salzburg: Größere Flüge wurden noch<br />

Ende August registriert und vergleichbare Fangmengenanteile<br />

später erreicht. Da zu diesem Zeitpunkt Fangbaumschlägerungen<br />

oder Fangschläge nicht mehr<br />

routinemäßig durchgeführt wurden, verblieb daher als<br />

einzig wirksame Bekämpfungsmethode das Schlägern<br />

des frisch befallenen Holzes und das anschließende<br />

Entrinden oder Entfernen aus dem Bestand, bevor die<br />

Käfer ausschlüpfen konnten.<br />

Warum bei vergleichbarer Sturmausgangslage im Jahr<br />

2002 die Entwicklung des Käferschadholzes 2006 so<br />

diametral unterschiedlich verlaufen ist, kann durch den<br />

Schwärmverlauf und die Fangmengenentwicklung nicht<br />

lückenlos erklärt werden. Teilaspekte liefern Erklärungsansätze.<br />

Wie weit sich die Fallen in der Repräsentanz<br />

der örtlichen Borkenkäfersituation unterschieden,<br />

kann aus den Daten des Borkenkäfer-Monitoring nicht<br />

begründet werden. Auch kann die Schätzung der<br />

Borkenkäfer-Schadholzmenge in beiden Bundesländern<br />

mit unterschiedlich hohen Fehlern behaftet sein.<br />

Hannes Krehan und Gottfried Steyrer, Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum<br />

für Wald, Naturgefahren und Landschaft, Institut für Waldschutz,<br />

Seckendorff-Gudent-Weg 8, A-1131 Wien, Tel.: +43-1-87838 1128,<br />

E-Mail: hannes.krehan@bfw.gv.at, E-Mail: gottfried.steyrer@bfw.gv.at<br />

Forstschutz Aktuell 39, 2007 17


3. Situation der Quarantäne-Schadorganismen im Jahr 2006<br />

Abstract<br />

Situation of quarantine pests and diseases<br />

in the year 2006<br />

Despite intensive work in Braunau/Inn (Upper Austria) the<br />

infestation by the Asian Longhorned Beetle (ALB)<br />

Anoplophora glabripennis is not yet eradicated. In<br />

August/September 2006 seven ALB-infested trees, six Acer<br />

platanoides and one Aesculus hipoocastaneum x carnea,<br />

were detected at the eastern end of the road “Industriezeile”.<br />

Due to detected exit holes, at least four ALB beetles have<br />

escaped. Additionally, the infested trees showed all development<br />

stages of ALB. In February and March 2006,<br />

preventive fellings were conducted in the district<br />

“Scheuhub” of Braunau concerning the trees at the right<br />

side of the river Inn (1 km length) and a poplar wood of 1<br />

ha size. No ALB infestation was detected.<br />

In view of the potential introduction of the Pine wood<br />

nematode Bursaphelenchus xylophilus, in 2006 a survey was<br />

carried out in Austria at dying pine stands and in the neighbourhood<br />

of companies dealing with imported wood or<br />

wood packing material. No evidence for the presence of<br />

Bursaphelenchus xylophilus in Austria was found.<br />

Also a survey for the detection of Phytophthora ramorum<br />

was conducted in Austria in 2006. Forest stands and shrubs<br />

were investigated in the surroundings of garden centres and<br />

nurseries for Phytophthora symptoms. Samples were<br />

analyzed serologically and by PCR. The absence of<br />

Phytophthora ramorum from Austria was confirmed.<br />

In December 2006, Eutypella parasitica was proved as<br />

causal agent of a canker on Acer pseudoplatanus in Lower<br />

Austria. This disease, native to North America, occurred<br />

only a few years ago for the first time in Europe (Slovenia).<br />

Keywords: Quarantine, Asian Longhorned Beetle,<br />

Pine wood nematode, Phytophthora ramorum, Eutypella<br />

parasitica<br />

Asiatischer Laubholzbockkäfer<br />

Anoplophora glabripennis<br />

In Braunau am Inn (Oberösterreich) kann hinsichtlich<br />

des Asiatischen Laubholzbockkäfers (ALB) Anoplophora<br />

glabripennis noch keine Entwarnung gegeben werden<br />

(Abbildung 1). Im Zeitraum August/September 2006<br />

wurden am östlichen Ende der Industriezeile, auf dem<br />

so genannten “Rodelhügel“, sechs Spitzahorne und eine<br />

Rosskastanie mit ALB-Befall entdeckt (Tabelle 1), gefällt<br />

und nach der Untersuchung vernichtet (Abbildung 2).<br />

Vier von diesen Bäumen wiesen Ausbohrlöcher auf.<br />

Insgesamt waren fünf ALB-Käfer ausgeschlüpft, von<br />

UTE HOYER-TOMICZEK und THOMAS L. CECH<br />

Kurzfassung<br />

In Braunau am Inn (Oberösterreich) konnte der Asiatische<br />

Laubholzbockkäfer (ALB) Anoplophora glabripennis bisher<br />

nicht ausgerottet werden. Im August/September 2006<br />

wurden sieben vom ALB befallene Bäume am östlichen<br />

Ende der “Industriezeile“ entdeckt, gefällt und vernichtet.<br />

Mindestens vier Käfer waren entkommen, darauf wiesen<br />

Ausbohrlöcher hin. Im Februar und März 2006 wurden<br />

Präventivrodungen im Stadtteil Scheuhub (Baumbestand<br />

des rechten Innufers, ein Pappelwäldchen) durchgeführt,<br />

um dem ALB brutfähiges Material zu entziehen. Es wurde<br />

hierbei kein ALB-Befall festgestellt.<br />

Der jährlich durchzuführende Survey hinsichtlich eines<br />

potenziellen Auftretens des Kiefernsplintholznematoden<br />

Bursaphelenchus xylophilus erbrachte auch 2006 keinen<br />

Nachweis dieses gefürchteten Quarantäneschädlings für<br />

Österreich.<br />

Ebenfalls ohne Nachweis für Österreich blieb der Survey<br />

2006 in Bezug auf ein Auftreten von Phytophthora<br />

ramorum in Forstpflanzen.<br />

Im Dezember 2006 wurde der Quarantäneschadpilz Eutypella<br />

parasitica als Schadursache für Krebswucherungen an<br />

Bergahorn in Niederösterreich nachgewiesen. Diese in<br />

Nordamerika beheimatete Krankheit trat erst wenige Jahre<br />

zuvor erstmals in Europa (Slowenien) auf.<br />

Schlüsselworte: Quarantäne, Asiatischer Laubholzbockkäfer,<br />

Kiefernsplintholznematode, Phytophthora ramorum, Eutypella<br />

parasitica<br />

denen nur ein Weibchen gefangen wurde. Die restlichen<br />

vier Käfer konnten jedoch nicht gefunden werden. Alle<br />

sieben Bäume wiesen zusätzlich frische Eiablagen sowie<br />

Bohrgänge von ALB-Larven auf (Abbildung 3). Bei der<br />

Untersuchung im Labor des Instituts für Waldschutz,<br />

Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald,<br />

Naturgefahren und Landschaft (<strong>BFW</strong>), wurden auch<br />

lebende ALB-Larven entdeckt.<br />

Im Frühjahr 2007 wird ein intensives Monitoring im<br />

Gebiet rund um den Rodelhügel sowie in Gasteig mit<br />

Augenmerk auf den dortigen Befall vom Dezember<br />

2005 durchgeführt werden. Ziel ist es, weitere ALBbefallene<br />

Bäume zu entdecken und rechtzeitig vor dem<br />

Ausschlüpfen der Käfer ab Mai 2007 zu vernichten.<br />

Im Jahr 2006 wurden in Braunau zusätzlich als Schutzmaßnahmen<br />

gegen den ALB Präventivrodungen im<br />

Stadtteil Scheuhub vorgenommen, um ihm brutfähiges<br />

Baummaterial zu entziehen. Nötig war diese Maßnahme,<br />

weil im Jahr 2003 siebzehn ALB-Käfer im Stadtteil<br />

Scheuhub geschlüpft und entkommen waren. Im Februar<br />

18 Forstschutz Aktuell 39, 2007


Abbildung 1:<br />

ALB-Befallskarte Braunau<br />

Tabelle 1/Table 1:<br />

Ergebnisse des ALB-Monitorings in Braunau/Inn<br />

Results of the ALB monitoring in Braunau/Inn<br />

Figure 1:<br />

Map of ALB infestation in Braunau<br />

2001 2002 2003 2004 2005 2006 Total<br />

Befallene Bäume mit lebenden Stadien (gefällt, verhäckselt und verbrannt) 38 22 8 27 4 7 106<br />

Befallene Bäume mit Ausbohrlöchern ? 0 3 4 0 4 11 + ?<br />

Käfer, geschlüpft in Braunau (= Anzahl gefundener Ausbohrlöcher) ? ? 42 19 0 6 67 + ?<br />

Anzahl entkommener Käfer ? ? 17 15 0 5 37 + ?<br />

Anzahl gefangener Käfer 89 0 25 4 0 1 119<br />

Käfer, geschlüpft im Quarantänelabor des <strong>BFW</strong> aus befallenem Holz aus Braunau<br />

oder aus Nährmedium<br />

- 5 14 10 4 2 35<br />

Abbildung 2:<br />

Fällung eines ALBbefallenen<br />

Ahorns<br />

am “Rodelhügel“ am<br />

östlichen Ende der<br />

Industriezeile<br />

Figure 2:<br />

Felling of an ALBinfested<br />

maple tree at<br />

the “Rodelhügel” at<br />

the eastern end of the<br />

road ”Industriezeile“<br />

Forstschutz Aktuell 39, 2007 19


2006 wurde der Baumbestand<br />

auf der rechten Inn-Dammkrone<br />

in Scheuhub ab der<br />

Scheuhubstraße/Klostermühlstraße<br />

stromabwärts bis zum<br />

Innkraftwerk Braunau-Simbach<br />

auf mehr als einem Kilometer<br />

Länge auf den Stock zurückgesetzt.<br />

Die stichprobenartige<br />

Kontrolle des Baummaterials<br />

ergab keinen ALB-Befall dieser<br />

Bäume. Im Februar/März 2006<br />

wurde ebenfalls in Scheuhub ein<br />

zirka einen Hektar großes<br />

Pappelwäldchen, das in Privatbesitz<br />

ist, vollständig gerodet.<br />

Bei diesen Bäumen wurde ein<br />

Befall durch den Großen<br />

Pappelbock Saperda carcharias,<br />

aber kein Befall durch den ALB<br />

festgestellt.<br />

Im Mai/Juni 2006 wurden im<br />

Rahmen des ALB-Monitorings<br />

entlang des AMAG-Bahn-<br />

Abbildung 3:<br />

Ausbohrloch und Larvengänge von ALB<br />

an einer Rosskastanie am “Rodelhügel“<br />

Figure 3:<br />

Exit hole and larvae galleries of ALB on a horse<br />

chestnut at the “Rodelhügel”<br />

damms südlich der Industriezeile mehrere Pappeln mit<br />

Bockkäferbefall entdeckt und gefällt. Eine genaue<br />

Untersuchung dieser Bäume im Labor des Instituts für<br />

Waldschutz ergab einen starken Befall durch den<br />

Großen Pappelbock Saperda carcharias, insbesondere<br />

der Pappeln in der Industriezeile/Gasteigerstraße. Ebenfalls<br />

im Mai wurde eine Erle mit verdächtigen<br />

Symptomen im Stadtteil Haselbach entdeckt. Hier<br />

konnte aber ein Befall durch das Blausieb Zeuzera<br />

pyrina nachgewiesen werden. Im August wurden in der<br />

Sparkassensiedlung eine verdächtige Birke, die ebenfalls<br />

einen Befall durch das Blausieb Zeuzera pyrina aufwies,<br />

sowie zehn Zitterpappeln in der Bauhofstraße auf dem<br />

Gelände des Bauhofes gefällt, die vom Großen Pappelbock<br />

Saperda carcharias befallen waren.<br />

Kiefernsplintholznematode<br />

Bursaphelenchus xylophilus<br />

In Bezug auf das mögliche Auftreten des Kiefernsplintholznematoden<br />

Bursaphelenchus xylophilus wurde auch<br />

2006 der von der Europäischen Kommission vorgeschriebene<br />

Survey in Österreich durchgeführt. Auf<br />

Flächen mit absterbenden Kiefern und im Umfeld von<br />

Import- und Verpackungsholz importierenden<br />

Betrieben wurden Proben von verschiedenen Nadelbaumarten<br />

genommen. Die Untersuchung ergab aber<br />

keinen Nachweis des Kiefernsplintholznematoden für<br />

Österreich.<br />

Phytophthora ramorum<br />

Der jährlich durchgeführte Survey hinsichtlich<br />

Phytophthora ramorum im Nahbereich von Handelsbetrieben,<br />

Baumschulen und Forstgärten, die mit<br />

potenziellen Wirtspflanzen von Phytophthora ramorum<br />

handeln, ergab auch für 2006 keinen Befall von Pflanzen<br />

im forst-, landwirtschaftlichen oder städtischen Bereich<br />

durch diesen gefährlichen Quarantäne-Schadorganismus.<br />

Die Proben von Bäumen mit Phytophthora-<br />

Symptomen, die im Labor des Instituts für Waldschutz<br />

serologisch und molekularbiologisch analysiert wurden,<br />

wiesen nur einheimische Phytophthora-Arten auf.<br />

Eutypella parasitica<br />

Abbildung 4:<br />

Eutypella parasitica: Stammkrebs bei<br />

Bergahorn<br />

Figure 4:<br />

Eutypella parasitica: Canker at the stem of Acer<br />

pseudoplatanus<br />

Im Dezember 2006 wurde in Niederösterreich Eutypella<br />

parasitica als Verursacher eines Krebses an Bergahorn<br />

nachgewiesen. Diese in Nordamerika beheimatete<br />

Krankheit war erst vor wenigen Jahren erstmals in<br />

Europa (Slowenien) aufgetreten.<br />

Eutypella parasitica ist ein Schlauchpilz, der mehrjährige,<br />

langsam wachsende Stammkrebse bei verschiedenen<br />

Ahornarten hervorruft (Abbildung 4). Die<br />

Ausbreitung erfolgt ebenfalls langsam, da der Pilz in der<br />

Rinde erst nach fünf bis acht Jahren fruktifiziert.<br />

Ute Hoyer-Tomiczek und Thomas L. Cech, Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum<br />

für Wald, Naturgefahren und Landschaft, Institut für Waldschutz,<br />

Seckendorff-Gudent-Weg 8, A-1131 Wien, Tel.: +43-1-87838 1130,<br />

E-Mail: ute.hoyer@bfw.gv.at, E-Mail: thomas.cech@bfw.gv.at<br />

20 Forstschutz Aktuell 39, 2007


4. Feststellung von Schwefelimmissionseinwirkungen<br />

mithilfe von Blatt- und Nadelanalysen<br />

Abstract<br />

Indication of sulphur impact by means of foliage<br />

analysis<br />

In Austria, the impact of sulphur has been assessed since<br />

1983 by means of the Austrian Bio-Indicator Grid. The<br />

annual sampling allows a precise evaluation of the temporal<br />

and regional development of the impact of sulphur based<br />

on legal standards. Despite the reduction of SO2 emissions<br />

in Austria and in the neighbour countries, the legal standard<br />

was still exceeded on 41 of the 769 plots in 2005.<br />

From the sampling period 2006 only the samples of the<br />

Austrian federal provinces Carinthia (93 plots) and Styria<br />

(157 plots) were analysed. In Carinthia 5 % and in Styria<br />

10 % of the plots showed exceedances.<br />

Keywords: Bio-Indicator Grid, Sulphur impact, monitoring,<br />

foliage analysis<br />

Kurzfassung<br />

In Österreich werden die Schwefelimmissionseinwirkungen<br />

auf Waldbäume seit 1983 mit dem Österreichischen Bioindikatornetz<br />

erfasst. Die jährliche Probenahme ermöglicht<br />

eine exakte Erfassung der zeitlichen und räumlichen<br />

Entwicklung der Einwirkung auf Grundlage der gesetzlichen<br />

Grenzwerte. Trotz der Reduktion von SO2- Emissionen in Österreich und in seinen Nachbarländern<br />

wurden 2005 die Grenzwerte noch immer an 41 der 769<br />

Punkte im überschritten.<br />

Von der Probenahme im Herbst 2006 wurden bis jetzt nur<br />

die Proben aus den Bundesländern Kärnten (93 Punkte) und<br />

Steiermark (157 Punkte) analysiert. In Kärnten wurden auf<br />

rund 5 % und in der Steiermark auf rund 10 % der Punkte<br />

Schwefelgrenzwertüberschreitungen nachgewiesen.<br />

Schlüsselworte: Bioindikatornetz, Schwefelimmissionseinwirkung,<br />

Monitoring, Blatt- und Nadelanalyse<br />

Das Österreichische Bioindikatornetz (BIN) wurde im<br />

Zuge der Diskussion um die Ursache der „Neuartigen<br />

Waldschäden“ eingerichtet. Zuvor waren keine flächendeckenden<br />

Aussagen über die Immissionsbelastung der<br />

Wälder möglich, da Erhebungen meist nur im Umkreis<br />

von Emissionsquellen durchgeführt wurden. Beim BIN<br />

werden in den Blättern und Nadeln von Waldbäumen<br />

(Fichte, Kiefer und Buche) Schadstoffe und Nährstoffe<br />

bestimmt. Neben dem bundesweiten Monitoring bilden<br />

die Daten auch eine wesentliche Grundlage für forstfachliche<br />

Gutachten der Landesforstbehörden in forstrechtlichen<br />

Verfahren sowie in Verfahren nach dem<br />

Berg-, Abfallwirtschafts- und Gewerberecht bei der<br />

Genehmigung und Überwachung von Industrieanlagen.<br />

ALFRED FÜRST<br />

Ergebnisse der Probenahme<br />

Herbst 2005<br />

Bei der Beurteilung der Schwefelgehalte beider Nadeljahrgänge<br />

nach den in der Tabelle 1 und 2 angeführten<br />

Grenzen waren 41 von 769 Punkten in die Gesamtklassifikation<br />

3 einzustufen und wiesen somit SO 2 -<br />

Immissionseinwirkungen auf. Die Gesamtklassifikation<br />

4 wurde an keinem Punkt erreicht.<br />

Tabelle 1/Table 1:<br />

Klassifizierung der Schwefelgehalte auf den Fichten- und<br />

Kiefern-Probepunkten<br />

Classification values for the sulphur content of spruce and pine plots<br />

in the two needle sets<br />

Klasse<br />

% Schwefel<br />

Nadeljahrgang 1 Nadeljahrgang 2<br />

1 0,190<br />

Tabelle 2/Table 2:<br />

Schwefel-Gesamtklassifikation der Nadelproben<br />

Total sulphur classification values of the needle samples<br />

Gesamt<br />

-klassifikation<br />

(GK)<br />

Beurteilung<br />

Summe der<br />

Klassenwerte<br />

der Nadeljahrgänge<br />

1 und 2<br />

(aus Tabelle 1)<br />

GK1 deutlich unter den Grenzwert 2<br />

GK2 unter den Grenzwert 3 und 4<br />

GK3 über den Grenzwert 5 und 6<br />

GK4 deutlich über den Grenzwert 7 und 8<br />

Abbildung 1 zeigt die lagemäßige Darstellung der<br />

Gesamtklassifikation der Bioindikatornetzpunkte für 2005.<br />

Knapp 70 % dieser SO 2 -belasteten Punkte mit Gesamtklassifikation<br />

3 oder 4 lagen in Niederösterreich und der<br />

Steiermark. Schwefelimmissionseinwirkungen waren<br />

vereinzelt im Donauraum, Wienerwald, im Waldviertel,<br />

der Südsteiermark und im Ostteil Kärntens festzustellen.<br />

In den folgenden Bezirksforstinspektionen (Bezirken)<br />

waren 2005 Probepunkte mit der Gesamtklassifikation 3<br />

oder 4 festzustellen, es war somit eine Schwefeldioxid-<br />

Immissionseinwirkung nachweisbar:<br />

• Burgenland: Burgenland Nord und Burgenland Süd<br />

• Kärnten: Friesach, St. Veit an der Glan, Spittal an der<br />

Drau, Völkermarkt und Wolfsberg<br />

Forstschutz Aktuell 39, 2007 21


Abbildung 1:<br />

Österreichisches Bioindikatornetz 2005 –<br />

Gesamtklassifikation Schwefel<br />

Figure 1:<br />

Austrian Bio-Indicator Grid: Sulphur total classification 2005<br />

• Niederösterreich: Amstetten, Gänserndorf, Horn,<br />

Korneuburg, Krems, Melk, Neunkirchen, Waidhofen<br />

an der Thaya, Wiener Neustadt und Wien-Umgebung<br />

• Oberösterreich: Linz-Land und Wels-Land<br />

• Steiermark: Deutschlandsberg, Feldbach, Hartberg,<br />

Mürzzuschlag, Murau, Steinach und Weiz<br />

• Wien<br />

Das Schwefel-Ergebnis 2005 des Österreichischen<br />

Bioindikatornetzes ist das beste seit Beginn der Erhebungen<br />

im Jahr 1983. Während noch Mitte der achtziger<br />

Jahre bis Anfang der neunziger Jahre an bis über<br />

25 % der Punkte Grenzwertüberschreitungen auftraten,<br />

konnten ab 2000 nur mehr an rund 5 bis 10 % der<br />

Punkte Grenzwertüberschreitungen nachgewiesen<br />

% 45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006<br />

Abbildung 2:<br />

Prozentanteil der Untersuchungspunkte<br />

mit Schwefel-Grenzwertüberschreitungen<br />

der Jahre 1997 bis 2006 in Kärnten<br />

(n=93) und der Steiermark (n=157)<br />

werden. Neben den Verbesserungen im Nahbereich von<br />

österreichischen Emittenten kam es auch bei den<br />

Proben an der Grenze zur Tschechischen Republik (ab<br />

1998) und im Süden an der Slowenischen Grenze (ab<br />

2000) zu Abnahmen der Schwefelgehalte und damit zu<br />

einer Verbesserung der Immissionssituation.<br />

Probenahme Herbst 2006<br />

Bei der Pflanzenanalyse von Nadelbäumen ist eine<br />

Probenahme im Herbst des jeweiligen Untersuchungsjahres<br />

vorgeschrieben. Es können daher bis zum<br />

jetzigen Zeitpunkt nur Teilergebnisse für das Untersuchungsjahr<br />

2006 vorgestellt werden. Abgeschlossen<br />

sind die Untersuchungen des<br />

Kärnten<br />

Steiermark<br />

Figure 2:<br />

Percentage of observation plots with sulphur<br />

exceedances in Carinthia and Styria from<br />

1997-2006<br />

Bioindikatornetzes für den Schadstoff<br />

Schwefel in den Bundesländern<br />

Steiermark und Kärnten<br />

(Abbildung 2).<br />

Im Jahr 2006 konnten in Kärnten<br />

an rund 5 % und der Steiermark an<br />

rund 10 % der Punkte Schwefelimmissionsbelastungen<br />

festgestellt<br />

werden. Aussagen zu einem<br />

Gesamtergebnis 2006 für Österreich<br />

können mit den derzeit<br />

vorliegenden Daten noch nicht<br />

gemacht werden. Mit einem Endergebnis<br />

der Probenahme 2006 ist im<br />

Sommer 2007 zu rechnen.<br />

Alfred Fürst, Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum<br />

für Wald, Naturgefahren und Landschaft,<br />

Institut für Waldschutz, Seckendorff-Gudent-Weg 8,<br />

A-1131 Wien, Tel.: +43-1-87838 1114,<br />

E-Mail: fuersta@bfw.gv.at<br />

22 Forstschutz Aktuell 39, 2007


5. Ergebnisse der Level II-Depositionsmessungen 2006<br />

Abstract<br />

Results of deposition measurement on Level II<br />

plots 2006<br />

In 2006 the measurements of depositions were continued<br />

at the 20 Level II plots. Distinct differences were not found<br />

except the overall means of nitrate-N and ammonium-N<br />

deposition rates were higher compared to the mean of<br />

1996-2005. Critical Loads of nitrogen are exceeded on<br />

several plots; the acidic deposition rates are less relevant.<br />

Keywords: Level II, measurements of depositions, Critical<br />

Loads<br />

Kurzfassung<br />

2006 wurden die Depositionsmessungen auf den 20 Level II-<br />

Flächen fortgesetzt. Markante Unterschiede zu den Mittelwerten<br />

der vorangegangenen zehn Messjahre wurden nicht<br />

registriert. Konzentrationen und Einträge waren - mit<br />

Ausnahme der Nitrat- und Ammoniumstickstoffeinträge -<br />

gemessen am Mittel aller 20 Flächen 2006 geringer. Critical<br />

Loads für Stickstoff werden auf mehreren Flächen überschritten,<br />

die Säureeinträge sind als weniger problematisch<br />

einzustufen.<br />

Schlüsselworte: Level II, Depositionsmessungen, Critical<br />

Loads<br />

Stickstoffemissionen führen zu<br />

Stickstoffdepositionen<br />

Emissionen von Stickstoffoxiden (NO x ) und Ammoniak<br />

(NH 3 ) werden im Zuge der Transmission (räumliche<br />

Verlagerung und Umwandlung) in Ammonium (NH 4 + )<br />

und Nitrat (NO 3 - ) umgewandelt, weiträumig verfrachtet<br />

und deponiert. Beide Komponenten fördern die Bodenversauerung.<br />

Gemäß Göteborg-Protokoll aus dem Jahre<br />

1999 dürfen in Österreich bis zum Jahre 2010 nur mehr<br />

107.000 Tonnen NO x pro Jahr bzw. 66.000 Tonnen NH 3<br />

pro Jahr emittiert werden. Tatsächlich betrugen die NO x -<br />

Emissionen 2004 227.000 Tonnen und übersteigen das<br />

Ziel bei Weitem. Hauptverursacher ist der KFZ-Verkehr,<br />

der seit den 1980er Jahren stetig zunimmt und heute zu<br />

fast 60 % zu den NO x -Emissionen beiträgt. Demgegenüber<br />

wurde das Ziel für NH 3 (wie auch das für SO 2 ) mit<br />

64.000 Tonnen bereits 2004 erreicht.<br />

Depositionsanalysen seit 1996<br />

Seit 1996 werden auf 20 Level II-Flächen kontinuierlich<br />

Depositionsanalysen durchgeführt (Smidt 2007; Smidt<br />

STEFAN SMIDT und ERIK OBERSTEINER<br />

& Obersteiner 2007). Hierbei werden Regen bzw.<br />

Schnee alle 14 Tage beprobt und am Bundesforschungsund<br />

Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und<br />

Landschaft (<strong>BFW</strong>) auf pH-Wert, Leitfähigkeit (als Maß<br />

für den Gesamtionengehalt) und Ionen analysiert. Aus<br />

den Ionenkonzentrationen und den Niederschlagshöhen<br />

werden die Elementeinträge berechnet. Häufig<br />

sind daher Flächen mit hohen Jahresniederschlägen<br />

durch relativ hohe Einträge charakterisiert.<br />

2006 – ein Jahr ohne Auffälligkeiten<br />

bei den Depositionen<br />

In der Tabelle 1 werden von einigen Parametern die<br />

Mittelwerte 1996-2005 jenen des Jahres 2006 gegenübergestellt.<br />

Die Ionenkonzentrationen und Einträge waren,<br />

gemittelt über alle Flächen, sowohl im Freiland als auch<br />

im Kronendurchlass fast durchgehend geringer oder<br />

Tabelle 1/Table 1:<br />

Schwefel- und Stickstoffkonzentrationen und Einträge<br />

(Sulfat-S bzw. Ammonium-N + Nitrat-N) 1996-2005<br />

gegenüber 2006; Mittelwerte über alle 20 Level II-Flächen,<br />

für Freiland- und Kronendurchlass.<br />

Sulphur- and nitrogen concentrations and deposition rates (sulphate-S<br />

and ammonium-N-+ nitrate-N, respectively) 1996-2005 versus 2006:<br />

mean values over all 20 Level II plots, open field and throughfall.<br />

1996-<br />

2005<br />

2006<br />

Freiland<br />

Sulfatkonzentration (mg L-1 ) 1,43 1,21<br />

Ammoniumkonzentration (mg L-1 ) 0,53 0,53<br />

Nitratkonzentration (mg L-1 ) 1,42 1,45<br />

H-Eintrag (kg ha-1 a-1 ) 0,15 0,07<br />

Sulfat-S-Eintrag (kg ha-1 a-1 ) 4,36 3,70<br />

Ammonium-N-Eintrag (kg ha-1 a-1 ) 3,86 4,12<br />

Nitrat-N-Eintrag (kg ha-1 a-1 )<br />

Kronendurchlass<br />

3,12 3,28<br />

Sulfatkonzentration (mg L-1 ) 2,86 2,07<br />

Ammoniumkonzentration (mg L-1 ) 0,75 0,75<br />

Nitratkonzentration (mg L-1 ) 2,33 3,02<br />

H-Eintrag (kg ha-1 a-1 ) 0,11 0,05<br />

Sulfat-S-Eintrag (kg ha-1 a-1 ) 5,37 4,53<br />

Ammonium-N-Eintrag (kg ha-1 a-1 ) 4,09 4,11<br />

Nitrat-N-Eintrag (kg ha-1 a-1 ) 4,53 4,62<br />

Forstschutz Aktuell 39, 2007 23


etwa gleich hoch wie in den zehn Jahren davor. Bei den<br />

Einträgen waren jene des Stickstoffs 2006 in beiden<br />

Fällen geringfügig höher.<br />

Stickstoffeinträge (Freiland) über 10 kg wurden auf den<br />

Flächen 5 (Fresach/Ktn.), 11 (Mondsee/OÖ., mit fast 20 kg<br />

N ha -1 a -1 Höchstwert 2006) und 20 (Hochhädrich/Vbg.)<br />

festgestellt, im Mittel wurden 7,4 kg N ha -1 a -1 registriert.<br />

Schwefeleinträge über 5 kg ha -1 a -1 wurden auf den<br />

Flächen 2 (Unterpullendorf/Bgld.), 11 (Mondsee/OÖ.),<br />

13 (Leutschach/Stmk.) und 20 (Hochhädrich/Vbg.)<br />

gemessen.<br />

Trends der Schwefel- und<br />

Stickstoffeinträge (Freiland)<br />

Gemittelt über sämtliche Flächen zeigte sich beim<br />

Schwefel in den elf Messjahren ein klar abnehmender<br />

Trend von 7,2 auf 3,7 kg S ha-1 a-1 (Abbildung 1).<br />

kg S/ha.a<br />

8,0<br />

7,0<br />

6,0<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

0,0<br />

Demgegenüber stiegen sowohl die Ammonium- als<br />

auch die Nitrat-Stickstoffeinträge nach 2002 wieder an<br />

(Abbildung 2).<br />

Critical Loads (CL)<br />

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006<br />

Abbildung 1:<br />

Gesamtmittel der Schwefel-Freilandeinträge,<br />

gemittelt über die 20 Level II-<br />

Flächen<br />

kg N/ha.a<br />

6,0<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

0,0<br />

Figure 1:<br />

Total mean of the sulphur deposition rates in<br />

the open field (mean values of all Level II<br />

plots)<br />

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006<br />

Abbildung 2:<br />

Gesamtmittel der Stickstoff-Freilandeinträge,<br />

gemittelt über die 20 Level II-<br />

Flächen und differenziert nach<br />

Ammonium- und Nitratstickstoff<br />

Critical Loads sind die gerade noch tolerierbaren<br />

Einträge von Schadstoffen. Bei ihrer Überschreitung<br />

können Veränderungen an den betreffenden Ökosystemen<br />

auftreten. Die Höhe der tolerierbaren Deposition<br />

richtet sich nach diversen Eigenschaften des<br />

betreffenden Ökosystems. Im Falle von Stickstoffeinträgen<br />

können Überschreitungen zu einer erhöhten<br />

Auswaschung von Nitrat in das Grundwasser, zur<br />

Versauerung im Boden mit Verarmung an basischen<br />

Nährstoffen und damit zu Nährstoffungleichgewichten<br />

führen. In Bäumen können diese Nährstoffungleichgewichte<br />

eine erhöhte Anfälligkeit gegenüber Schadorganismen<br />

und eine Verminderung<br />

der Baumstabilität durch ein<br />

Schwefel ungünstigeres Wurzel/Spross-Verhältnis<br />

verursachen. Weiters wird<br />

ein ungünstiger Einfluss hoher<br />

Stickstoffkonzentrationen im Boden<br />

auf die Trocken- und Frostresistenz<br />

von Bäumen sowie auf die<br />

in Symbiose mit den Waldbäumen<br />

lebenden Mykorrhizapilze angenommen.<br />

Durch die Störung dieser<br />

Symbiose können aber Nährstoffund<br />

Wasseraufnahme sowie<br />

Krankheitsresistenz vermindert<br />

werden.<br />

Die Zusammensetzung der<br />

Waldbodenvegetation wird ebenfalls<br />

durch erhöhte Stickstoffeinträge<br />

verändert. Stickstoffliebende<br />

Pflanzen und auch Säurezeiger<br />

verdrängen zunehmend weniger<br />

konkurrenzkräftige Pflanzenarten.<br />

Critical Loads für<br />

Stickstoff<br />

Die empirischen CL nach Bobbink<br />

et al. (2002) liegen für Laub- und<br />

Nadelholzbestände zwischen 10<br />

und 15 kg N ha-1 a-1 . Mittels<br />

Massenbilanzmodell nach dem<br />

vorgeschlagenen Verfahren (ICP<br />

Modelling and Mapping 2004)<br />

wurden vom Umweltbundesamt<br />

CL für alle 20 Level II-Flächen<br />

modelliert, insgesamt wurden 496<br />

24 Forstschutz Aktuell 39, 2007<br />

NH 4 N<br />

NO 3 N<br />

Figure 2:<br />

Total mean of nitrogen deposition rates<br />

(ammonium-N, nitrate-N) in the open field,<br />

mean values of all Level II plots


Flächen ausgewertet (Umweltbundesamt 2005); sie<br />

liegen je nach Fläche für Stickstoff zwischen 8,5<br />

(Ehrwald/T.) und 12,2 kg N ha -1 a -1 (Unterpullendorf/Bgld.).<br />

Die CL nach Umweltbundesamt 2005 wurde für die<br />

Periode 1996-2005 auf den Flächen 6 (Pöggstall/NÖ.),<br />

7 (Grimmenstein/NÖ.), 8 (Dobersberg/NÖ.), 11<br />

(Mondsee/OÖ.) und 20 (Hochhädrich/Vbg.) überschritten,<br />

auf der Fläche 20 sogar fast um das Doppelte.<br />

Auf allen diesen Flächen lagen die CL über 10 kg<br />

N ha -1 a -1 , die Überschreitungen lagen zwischen 0,5<br />

(Grimmenstein/NÖ.) und 9,7 (Hochhädrich/Vbg.) kg<br />

N ha -1 a -1 . Auf 97 % der 496 vom Umweltbundesamt<br />

ausgewerteten Flächen wurde eine Überschreitung<br />

registriert.<br />

Critical Loads für Säureeinträge<br />

CL für Säureeinträge gemäß WHO (2000) beginnen auf<br />

säureempfindlichem Grundgestein (Quarz, Glimmer)<br />

bereits bei weniger als 200 eq ha -1 a -1 (= Protonenäquivalente;<br />

entsprechend 0,2 kg H ha -1 a -1 ). Die CL für<br />

Säureeinträge nach Modellierungen des Umweltbundesamt<br />

2005 betragen etwa 1000 - 4000 eq ha -1 a -1<br />

auf nicht karbonathältigem Gestein, die CL auf solchem<br />

liegen weit darüber.<br />

Hinsichtlich der Säureeinträge wurden vom Umweltbundesamt<br />

2005 auf sämtlichen Flächen nur vereinzelte<br />

Überschreitungen ausgewiesen. Orientiert man sich am<br />

CL von 200 eq ha -1 a -1 , so sind am ehesten die schlecht<br />

gepufferten Flächen 8 (Dobersberg/NÖ.) und 17 (Jochberg/T.)<br />

gefährdet. Andere Flächen mit mehr als<br />

200 eq ha -1 a -1 Jahreseintrag sind jedoch aufgrund einer<br />

besseren Abpufferung durch das Grundgestein als<br />

weniger säureempfindlich einzustufen. Die geringe<br />

Empfindlichkeit wurde für die 496 vom Umweltbundesamt<br />

ausgewerteten Flächen insoferne bestätigt, als<br />

CLO für Versauerung nur auf 0,6 % dieser Flächen<br />

registriert wurden.<br />

Literatur<br />

Bobbink R., Ashmore M., Braun S., Flückiger W., van den Wyngaert I.<br />

2002: Empirical nitrogen critical loads for natural and seminatural<br />

ecosystems – 2002 update.<br />

ICP Modelling and Mapping 2004: Manual on Methodologies and<br />

Criteria for Mapping Critical Levels/Loads and geographical<br />

areas where they are exceeded - Revision 2004; UBA-Texte<br />

52/04; online-version: http://www.icpmapping.org (März 2007).<br />

Smidt S. 2007: 10 Jahre Depositionsmessung im Rahmen des europäischen<br />

Waldschadensmonitorings. <strong>BFW</strong>-Berichte 138,<br />

Wien, 79 Seiten.<br />

Smidt S. & Obersteiner E. 2007: 10 Jahre Depositionsmessung im<br />

Rahmen des europäischen Waldschadensmonitorings.<br />

Centralblatt für das gesamte Forstwesen, Wien, im Druck.<br />

Umweltbundesamt 2005: Obersteiner E., Offenthaler I.: Critical<br />

Loads für Schwefel- und Stickstoffeinträge in Ökosysteme –<br />

Datenanfrage 2004. Unveröffentlichter Endbericht im Auftrag<br />

des BMLFUW, Umweltbundesamt Wien, 70 Seiten.<br />

World Health Organization 2000. Air Quality Guidelines for Europe.<br />

Second Edition. WHO regional Publications, European Series,<br />

No. 91.<br />

Stefan Smidt, Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren<br />

und Landschaft, Institut für Waldschutz, Seckendorff-Gudent-Weg 8, A-1131 Wien,<br />

Tel.: +43-1-87838 1124, E-Mail: stefan.smidt@bfw.gv.at<br />

Erik Obersteiner, Umweltbundesamt, A-1090 Wien, Spittelauer Lände 5, Tel.: +43-1-<br />

31304 3690, E-Mail: erik.obersteiner@umweltbundesamt.at<br />

Forstschutz Aktuell 39, 2007 25


6. Dokumentation der Waldschädigungsfaktoren (<strong>DWF</strong>) 2006<br />

Methodik<br />

GOTTFRIED STEYRER, WILHELM KRENMAYER und HEIMO SCHAFFER<br />

Abstract<br />

Documentation of Forest Damage Factors 2006<br />

The Documentation of Forest Damage Factors 2006<br />

(German abbr. <strong>DWF</strong>) provides data on important forest<br />

pests, diseases, vertebrates and abiotic damages, collected<br />

by means of a survey on forest district basis in all privately<br />

and publicly owned forests of Austria for the year 2006.<br />

Data ascertainment is based on the estimation of 68<br />

damage factors. For 20 damage factors the damage was<br />

documented as the volume of the damaged wood (in m3),<br />

for 42 damage factors as area of the concerning parts of<br />

damaged forests stands (in hectare). For the remaining six<br />

damage factors only the occurrence was assessed.<br />

For the year 2006, the method of the ascertainment has not<br />

been changed. Due to the reorganisation of forest districts<br />

only slight adaptations had to be made. Therefore, the<br />

number of assessment units has decreased by 2, amounting<br />

now to 242 and the number of interpretation units (forest<br />

districts) has decreased by 3, amounting now 76 (Figure 1).<br />

From 2003 onwards, <strong>DWF</strong> has been replacing that part of<br />

the survey Forest Statistics (German abbr. FOSTA) which is<br />

dealing with forest damages to avoid misunderstandings<br />

when comparing the results of the different surveys and to<br />

prevent duplication of ascertainment work.<br />

The results for the total Federal Territory of Austria are<br />

illustrated by maps of the forest districts allowing a good<br />

overview on the forest health situation and acknowledging<br />

the trend to the previous year.<br />

Keywords: Documentation of Forest Damage Factors,<br />

Austria, forest pests, diseases, abiotic damages<br />

Für die Dokumentation der Waldschädigungsfaktoren<br />

(<strong>DWF</strong>) 2006 gab es in Methodik und Durchführung<br />

keine strukturellen Änderungen. Daher wurde die<br />

Kurzbeschreibung der Methodik im Wesentlichen<br />

unverändert aus dem Vorjahr übernommen: Österreichweit<br />

wurden Waldschäden des Jahres 2006 in allen<br />

privaten und öffentlichen Wäldern erhoben, die durch<br />

biotische oder abiotische Schädigungsfaktoren<br />

entstanden sind. Dabei war die physiologische Schädigung,<br />

keinesfalls aber der wirtschaftliche Schaden<br />

ausschlaggebend.<br />

Die Vorbereitung, Koordination und Auswertung<br />

erfolgten durch das Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum<br />

für Wald, Naturgefahren und Landschaft<br />

(<strong>BFW</strong>). Die Erhebungen wurden durch Mitarbeiter der<br />

Bezirksforstinspektionen oder in Städten mit eigenem<br />

Kurzfassung<br />

Die Dokumentation der Waldschädigungsfaktoren 2006<br />

erfasst Daten über die wichtigsten Schädlinge, Krankheiten<br />

und abiotischen Schädigungsfaktoren für 2006 in allen<br />

privaten und öffentlichen Wäldern Österreichs. Insgesamt<br />

werden in den Erhebungseinheiten, den Forstaufsichtsstationen<br />

bzw. Försterbezirken innerhalb der Bezirksforstbehörden<br />

(BFI), Parameter zu 68 Schädigungsfaktoren<br />

erhoben.<br />

Die grundlegende Methodik der Erhebung ist gegenüber<br />

dem Vorjahr unverändert. Durch strukturelle Änderungen<br />

in den Bezirksforstbehörden verringerte sich jedoch die<br />

Anzahl der Erhebungseinheiten um zwei auf 242 und die<br />

Anzahl der Auswerteorte um drei auf 76. Zum Überblick<br />

über die Forstschutzsituation im gesamten Bundesgebiet und<br />

die Entwicklung zum Vorjahr sind die Ergebnisse in Form<br />

von Österreichkarten dargestellt. Für 20 Schädigungsfaktoren<br />

werden die Schadholzmengen in Festmeter und für<br />

weitere 42 Faktoren die Schadensflächen in Hektar gezeigt.<br />

Schlüsselworte: Dokumentation der Waldschädigungsfaktoren,<br />

Österreich, Forstschädlinge, Krankheiten,<br />

abiotische Schäden<br />

Statut durch Mitarbeiter adäquater Magistratsabteilungen<br />

durchgeführt. Die Erhebungseinheiten waren die Gebiete<br />

der Forstaufsichtsstationen, der Försterbezirke im Falle<br />

des Bundeslandes Tirol oder der Magistrate in Städten<br />

mit eigenem Statut. Jeder Erhebungseinheit stand eine<br />

Erhebungsdatei zur Verfügung. Die Datenerfassung<br />

erfolgte elektronisch mittels Datenbank. Insgesamt wurde<br />

die <strong>DWF</strong> 2006 in 242 Erhebungseinheiten durchgeführt.<br />

Die Koordination zwischen den Erhebungseinheiten<br />

und dem <strong>BFW</strong> sowie die Abwicklung wurden durch die<br />

Forstschutzreferenten der Landesforstdienste wahrgenommen.<br />

In der <strong>DWF</strong> 2006 wurden 68 Schädigungsfaktoren<br />

erfasst. Aufgrund der unterschiedlichen Auswirkungen<br />

der Schädigungsfaktoren auf die betroffenen Bäume,<br />

der Schadensverteilung sowie der grundsätzlichen<br />

Erhebbarkeit der gesuchten Schadenskennzahlen<br />

wurden für jeden Schädigungsfaktor unterschiedliche<br />

Parameter erhoben:<br />

• Innerhalb der Gruppe der Schädigungsfaktoren, die<br />

nicht unbedingt ein Absterben verursachen, wurde<br />

der Schaden als Schadfläche in Hektar angegeben.<br />

Für 42 Schädigungsfaktoren wurden die Schadensparameter<br />

„Vorkommen des Verursachers“, „Schad-<br />

26 Forstschutz Aktuell 39, 2007


holzfläche“, „Anteil der geschädigten Bäume“ und<br />

„Intensität der Schädigung“ erhoben.<br />

• Bei den üblicherweise primär wirksamen Schädigungsfaktoren<br />

wurde der Schaden durch Schadholzmenge<br />

in Festmeter definiert. Es waren die Parameter<br />

„Vorkommen des Verursachers“, „Schadholzmenge“<br />

und „Schadensverteilung“ (Auftreten an einzelnen<br />

Bäume, in Nestern oder flächig) gefragt. In diese<br />

Gruppe fielen 20 Schädigungsfaktoren. Von diesen<br />

wurden bei 16 Faktoren zusätzlich die Parameter für<br />

die Schadflächen angegeben.<br />

• Für sechs Schädigungsfaktoren wurde nur das<br />

Vorkommen in der jeweiligen Erhebungseinheit festgestellt.<br />

Die Datenerfassung in den Erhebungseinheiten beruht<br />

auf einem Schätzverfahren. Beim gemeinsamen<br />

Vorkommen verschiedener Schädigungsfaktoren an<br />

einem Baum waren Mehrfachnennungen möglich, das<br />

heißt diese Schadholzmenge bzw. -fläche konnte auch<br />

mehrfach zugeordnet werden.<br />

Änderungen gegenüber 2005<br />

In der <strong>DWF</strong> 2006 gab es keine Änderungen in der<br />

grundlegenden Methodik. In der Erhebungsstruktur<br />

waren aufgrund nicht erfolgter Nachbesetzungen sowie<br />

Umstrukturierungen in den Forstaufsichtsstationen und<br />

Bezirksforstinspektionen abermals Anpassungen nötig.<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

So verringerte sich die Anzahl der Erhebungsorte um<br />

zwei auf 242 Erhebungseinheiten (Abbildung 1). Die<br />

Anzahl der Auswerteorte (analog dem Sitz der Bezirksforstinspektionen<br />

bzw. einer Landesforstinspektion)<br />

wurde aufgrund von Zusammenlegungen in Tirol um<br />

drei auf 76 reduziert. Sie stellen die Basis für die Auswertung<br />

und Darstellung in den Österreichkarten dar.<br />

Die Anzahl und Parameter der erhobenen<br />

Schädigungsfaktoren blieben gleich. Als Diagnosehilfe<br />

für die Eingeber stehen Beschreibungen der Schadorganismen<br />

und Schadenssymptomen zur Verfügung.<br />

Ergebnisse<br />

Die wesentlichen Schadursachen des Jahres 2006, die<br />

auch zu entsprechenden Kalamitätsnutzungen geführt<br />

haben, waren wieder Borkenkäfer, Schnee und Wind.<br />

Die Borkenkäfer-Schadholzmenge hat sich mit etwas<br />

über 2,4 Millionen Festmeter um zirka 140.000 Festmeter<br />

reduziert, ist aber nun seit vier Jahren auf einem<br />

absoluten Rekordhoch seit Beginn der Zeitreihe im Jahr<br />

1944. Die Entwicklung in den einzelnen Bundesländern<br />

ging weit auseinander (Tabelle 1). Für einzelne Bundesländer,<br />

wie zum Beispiel für die Steiermark, stellt sich<br />

die Situation aufgrund des anhaltend raschen Ansteigens<br />

angesichts der bereits sehr hohen Schadholzmengen<br />

dramatisch dar. Das meiste Borkenkäfer-<br />

Schadholz war in der Steiermark, Salzburg, Ober- und<br />

Dokumentation der Waldschädigungsfaktoren 2000 - 2006<br />

72 72 72 72<br />

18<br />

Erhebungseinheiten<br />

Auswerteorte<br />

Karten<br />

53<br />

215<br />

247 246 244 242<br />

81 80 79 79 76<br />

61 62 62 62 62<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006<br />

Abbildung 1:<br />

Anzahl der Erhebungsorte, der Auswerteorte und der in<br />

Österreichkarten dargestellten Schädlingsdaten (pro Schädigungsfaktor)<br />

in den Jahren 2000 bis 2006.<br />

Figure 1:<br />

Number of ascertainment units (green), interpretation units (orange)<br />

and Austrian-maps with damage data per damage factors for the<br />

years 2000 to 2006.<br />

Forstschutz Aktuell 39, 2007 27


Tabelle 1/Table 1:<br />

Hauptergebnisse der Dokumentation der Waldschädigungsfaktoren (<strong>DWF</strong>) 2006 für Schädigungsgruppen und Bundesländer.<br />

Anmerkung: Die Daten beinhalten den Schadholzanfall in Festmeter (genutztes Holz), teilweise auch mit Flächenangabe,<br />

und Schäden am stehenden Bestand (Fläche in Hektar).<br />

Main results of the Documentation of Forest Damage Factors 2006 for damage groups and federal provinces.<br />

Notice: All data include the amount of damaged wood in cubic metre (cutted wood), partially also including area data, and damage on stocking<br />

wood (area in hectare).<br />

Österreich B K NÖ OÖ S ST T V W<br />

Insgesamt (ohne Fäulepilze)<br />

Gesamtfläche 834.171 89.312 50.618 296.450 72.067 19.586 275.428 11.881 17.205 1.624<br />

Reduzierte Fläche<br />

Biotische Schäden (ohne Fäule)<br />

93.281 2.461 9.488 28.421 22.415 4.449 21.809 2.488 1.725 25<br />

Gesamtfläche 558.821 60.368 37.356 165.281 42.304 13.014 222.558 8.694 8.665 581<br />

Reduzierte Fläche 69.781 1.579 6.987 21.632 15.061 2.876 18.479 1.845 1.309 13<br />

davon Schäden durch holz- und rindenbrütende Käfer<br />

Schadholz 2.410.828 131.880 168.545 233.930 508.030 336.980 869.190 133.182 28.946 145<br />

Gesamtfläche 376.959 38.478 12.630 113.211 16.605 9.418 176.755 3.535 6.323 4<br />

Reduzierte Fläche<br />

davon Schäden durch sonstige Insekten<br />

22.102 921 1.178 6.508 2.480 2.152 7.383 413 1.066 1<br />

Gesamtfläche 38.241 2.590 14.782 2.652 8.018 721 8.591 862 25 0<br />

Reduzierte Fläche<br />

davon Schäden durch Fäulepilze<br />

9.800 210 2.959 466 3.253 193 2.461 248 10 0<br />

Schadholz<br />

davon Schäden durch sonstige Pilze<br />

489.681 1.950 59.080 69.750 130.655 18.400 161.860 45.380 2.591 15<br />

Gesamtfläche 79.131 4.185 9.337 11.389 15.097 2.763 31.738 3.413 1.205 4<br />

Reduzierte Fläche<br />

davon sonstige biotische Schäden<br />

24.033 245 2.750 2.697 8.901 514 7.985 929 13 0<br />

Gesamtfläche 64.490 15.115 607 38.029 2.584 112 5.474 884 1.112 573<br />

Reduzierte Fläche<br />

Abiotische Schäden<br />

13.846 203 100 11.961 426 17 650 255 221 12<br />

Gesamtfläche 275.350 28.944 13.262 131.169 29.763 6.572 52.870 3.187 8.540 1.043<br />

Reduzierte Fläche<br />

davon Schäden durch Sturm<br />

23.501 882 2.501 6.790 7.354 1.573 3.330 643 416 12<br />

Schadholz 784.224 4.600 266.050 95.530 103.852 42.450 216.260 51.974 3.240 268<br />

Gesamtfläche 104.163 2.850 6.351 46.075 1.553 1.424 40.054 1.473 3.870 513<br />

Reduzierte Fläche 4.665 64 813 817 626 495 1.486 136 223 6<br />

davon Schäden durch Schnee, Eis, Raureif, Lawinen (inkl. Muren)<br />

Schadholz 1.970.330 31.750 19.420 910.370 817.790 63.430 58.775 61.347 7.303 145<br />

Gesamtfläche 123.265 9.030 2.516 68.744 24.327 4.728 9.223 1.157 3.513 27<br />

Reduzierte Fläche<br />

davon Schäden durch Waldbrände<br />

15.218 541 158 5.703 6.318 1.026 1.082 209 180 1<br />

Anzahl 35 3 8 4 5 3 4 6 1 1<br />

Gesamtfläche 74 4 12 4 40 5 3 5 0 1<br />

Reduzierte Fläche<br />

davon sonstige abiotische Schäden<br />

28,0 2,8 10,4 2,3 2,1 5,3 1,6 3,5 0,0 0,2<br />

Gesamtfläche 47.848 17.060 4.383 16.346 3.843 415 3.590 552 1.157 502<br />

Reduzierte Fläche 3.590 275 1.520 267 407 47 761 296 13 5<br />

Niederösterreich angefallen. In Niederösterreich war<br />

seit mehreren Jahren, in Salzburg seit dem Vorjahr eine<br />

abnehmende Tendenz festzustellen.<br />

Aufgrund starker Schneefälle besonders im Jänner<br />

kam es im Bereich des Alpenhauptkammes und nördlich<br />

desselben zu schweren Schäden durch Schneebruch<br />

und -druck, im März zusätzlich auch in Kärnten. Insgesamt<br />

fielen beinahe zwei Millionen Festmeter Schadholz<br />

an. Hauptsächlich betroffen waren Nieder- und Ober-<br />

österreich mit beinahe 90 % der gesamten Schneebruch-<br />

Schadholzmenge.<br />

Obwohl 2006 kein folgenschweres, überregionales<br />

Sturmereignis zu verzeichnen war, ist die durch Wind<br />

verursachte Schadholzmenge mit knapp 800.000 Festmeter<br />

durchaus beträchtlich. Davon fielen zirka 62 % in<br />

Kärnten und der Steiermark an, weitere 26 % in Oberund<br />

Niederösterreich. Die Schäden dürften hauptsächlich<br />

im Verlauf von Unwettern entstanden sein.<br />

28 Forstschutz Aktuell 39, 2007


Erklärungen zu den<br />

Kartendarstellungen<br />

Die Darstellung der Ergebnisse erfolgt in<br />

Form von Österreichkarten auf der Ebene<br />

der Bezirksforstinspektionen. Die Art der<br />

Illustration (Symbolik, deren Bedeutung<br />

und die Auswerteeinheiten) wurde unverändert<br />

aus den Vorjahren übernommen:<br />

Bei Schädigungen, die als Schadholzmenge<br />

in Festmeter angegeben werden, werden<br />

die Schadholzdaten quantitativ in drei Mengenkategorien<br />

eingeteilt und diese entsprechend<br />

mit Kreissymbolen unterschiedlicher<br />

Größe dargestellt. Die Farbe der Kreissymbole<br />

symbolisiert die überwiegende Schadensverteilung<br />

in den erhobenen Beständen<br />

(einzeln – in Nestern – flächig).<br />

Bei Schädigungen, die als Schadfläche in<br />

Hektar angegeben werden, werden die<br />

reduzierten Schadensflächen als Flächenanteil<br />

der betroffenen Bäume errechnet (aus<br />

Schadholzfläche und Anteil der geschädigten<br />

Bäume). Diese werden ebenfalls in drei<br />

Mengenkategorien eingeteilt und mit Kreissymbolen<br />

unterschiedlicher Größe dargestellt.<br />

Die Farbe der Kreissymbole gibt die<br />

überwiegende Intensität der Schädigung der<br />

betroffenen Bäume an.<br />

Ein kleines, weißes Kreissymbol steht bei beiden<br />

Gruppen für das Fehlen („kein Vorkommen“)<br />

des Schädigungsfaktors. Führt das<br />

Vorkommen eines Schädigungsfaktors zu<br />

keinem erkennbaren Schaden, so wird dies<br />

durch einen kleinen, grauen Kreis symbolisiert<br />

(z.B. Fallenfunde vom Nonnenfalter).<br />

Das Fragezeichensymbol steht für die Fälle,<br />

in denen von den Bezirksforstdiensten entweder<br />

der Datensatz leer gelassen oder die<br />

Eingabemöglichkeit „keine Angabe“ gewählt<br />

wurde.<br />

Wenn ein Vergleich möglich war, was nicht<br />

bei allen Bezirksforstinspektionen bzw.<br />

nicht bei allen Schädigungsfaktoren zutraf,<br />

wurde auch die Tendenz der Entwicklung<br />

zum Vorjahr durch Pfeile innerhalb der<br />

Kreissymbole dargestellt.<br />

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