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1 Einleitung<br />
Straßenbegleitende Grünflächen erfüllen neben<br />
vielen anderen Funktionen den Zweck, als Filter für<br />
eine große Zahl von chemischen Verbindungen<br />
(Fremdstoffen) aus dem Straßenverkehr und damit<br />
als Immissionsschutz für angrenzende Ökosysteme<br />
(Grundwasser, Forste, landwirtschaftlich genutzte<br />
Flächen u. a. m.) zu dienen. Eine Gruppe<br />
dieser Fremdstoffe sind Mineralölkohlenwasserstoffe<br />
(MKW). Sie können als gasförmige Emissionen<br />
(unvollständige Kraftstoffverbrennung) oder als<br />
Tropfverluste auftreten und durch Deposition und<br />
Abflusswasser in das Straßenbegleitgrün gelangen.<br />
Im Rahmen der „Untersuchungen zur Schnittgutverwertung<br />
– Teil IV: Erhebung und Bewertung ausgewählter<br />
anorganischer und organischer Fremdstoffe<br />
– Verwertungskonzepte“ (nachfolgend „Voruntersuchung“<br />
genannt) wurden u. a. MKW-Gehalte<br />
an/in Grasproben aus dem Intensiv-Pflegebereich<br />
von Autobahnen bestimmt. Zur Analyse wurde<br />
das Verfahren gemäß DIN 38409 H18 angewendet.<br />
Dabei wurden auch MKW-Gehalte von > 3 g/kg<br />
Trockensubstanz (TS) gefunden. Bei derartig hohen<br />
Messwerten scheint auch ein Überschreiten des in<br />
der Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung<br />
(BBodSchV) für MKW in Sickerwasser festgelegten<br />
Prüfwertes von 0,2 mg/l möglich.<br />
Die DIN 38409 H18 wurde in erster Linie zur Untersuchung<br />
von Wasserproben entwickelt, sodass<br />
hinsichtlich der Anwendbarkeit dieser Norm für die<br />
Analyse von Grasproben in der Fachwelt Bedenken<br />
auftauchen könnten. Deshalb veranlasste das Bundesministerium<br />
für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen<br />
(BMVBW) das Projekt „Methodenvergleich<br />
zur Beurteilung des Gehaltes an Mineralölkohlenwasserstoffen<br />
(MKW) im Aufwuchs des Intensivpflegebereiches<br />
an Bundesautobahnen“. In diesem<br />
Projekt sollten 10 der Standorte, auf denen MKW-<br />
Gehalte von > 1.800 mg/kg TS gefunden wurden,<br />
erneut beprobt und die Proben sowohl mit dem genannten<br />
DIN-Verfahren als auch mit dem in der<br />
BBodSchV für Bodenproben festgeschrieben Verfahren<br />
nach ISO/TR 11046 auf MKW-Gehalte analysiert<br />
werden. Auf diese Weise sollen beide Verfahren<br />
miteinander verglichen werden.<br />
Das Verfahren nach ISO/TR 11046 (eine technische<br />
Richtlinie) wurde zur Bestimmung von MKW-Gehalten<br />
in Böden entwickelt. Deshalb wurde für<br />
diese Untersuchung das für die Untersuchung von<br />
Wasserproben genormte Verfahren nach DIN EN<br />
ISO 9377-2 herangezogenen, das sich von dem<br />
der ISO/TR 11046 vornehmlich durch die auf<br />
Grund der unterschiedlichen Materialien andere<br />
Probenvorbereitung unterscheidet.<br />
2 Kohlenwasserstoffe im<br />
Straßenbegleitgrün<br />
65<br />
Mineralölkohlenwasserstoffe treten im Straßenverkehr<br />
zum einen als gasförmige Emissionen auf, die<br />
meistens leichtflüchtig sind und für den unmittelbaren<br />
Straßenseitenraum keine große Bedeutung<br />
haben. Zum anderen sind schwerere, langkettige<br />
MKW wie Öle, unverbrannte Treibstoffanteile und<br />
Aromaten (Benzol, Toluol) weniger flüchtig und<br />
darum straßennah im Begleitgrün und auf dem<br />
Boden zu finden.<br />
Eine wesentliche MKW-Quelle sind Tropfverluste.<br />
Die Motoren und Getriebe moderner Fahrzeuge<br />
sind zwar gegenüber denen älterer Fahrzeuge besser<br />
abgedichtet, sodass vor allem aus Tropfverlusten<br />
stammende MKW in Bankettböden und Sickerwässern<br />
in neueren Untersuchungen erheblich<br />
niedrigere Konzentrationen aufweisen als noch in<br />
den 80er Jahren. Völlig zu vermeiden sind Tropfverluste<br />
jedoch nicht. Sie bestehen neben unvollständig<br />
verbrannten Treibstoffresten (Benzin, Diesel)<br />
im Wesentlichen aus Motoren- bzw. Getriebeölen.<br />
Der Parameter „Mineralölkohlenwasserstoffe<br />
(MKW)“ ist ein Summenparameter, der sowohl die<br />
offenkettigen KW (C 6 -C 16 -KW) als auch die einkernigen<br />
aromatischen Verbindungen wie Benzol, Toluol<br />
und Xylol erfasst. Benzin enthält MKW mit Kettenlängen<br />
von 6 bis 9 C-Atomen, Dieselkraftstoff<br />
hauptsächlich MKW mit Kettenlängen von 10 bis<br />
16 C-Atomen.<br />
Der Verbleib von MKW in den unterschiedlichen<br />
Umweltmedien wird durch ihre Flüchtigkeit und ihre<br />
Verteilung in der wässrigen Phase (z. B. der Bodenlösung)<br />
sowie in der organischen Phase (z. B.<br />
der Zellmembran des Wurzelsystems) bestimmt.<br />
Aufgrund ihrer Flüchtigkeit und schlechten Wasserlöslichkeit<br />
verdrängen MKW Luft und Wasser aus<br />
dem Boden. MKW-Gehalte von 0,1-1 % wirken auf<br />
Pflanzen toxisch.<br />
Auch die Pflanzen selbst produzieren KW, z. B. das<br />
Gas Ethen (C 2 H 4 – ein Phytohormon) und längerkettige<br />
KW (Lipide in den Zellmembranen oder Iso-