III. Datenbank SPODAT - Dr. Jochen Beck
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<strong>III</strong>.<br />
<strong>Datenbank</strong> <strong>SPODAT</strong><br />
1. Vorgehensweise 30<br />
2. Ergebnisdarstellung 31<br />
2.1 Deskriptive Ergebnisse 31<br />
2.2 Analytische Ergebnisse 32<br />
2.2.1 Aspekt: Dokumentation und Information 32<br />
2.2.2 Aspekt: Sekundäranalysen 34
- 30 - <strong>III</strong>. <strong>Datenbank</strong> <strong>SPODAT</strong><br />
1. Vorgehensweise<br />
Die dargestellten theoretischen Bezüge bilden die Grundlage für ein Kriterienraster, daß<br />
die Verwertbarkeit des aufzunehmenden Datenmaterials im Sinne der gestellten<br />
Anforderungen sichern soll. Der Anspruch eines allgemeinen Konsenses inhaltlicher<br />
und meßtheoretischer Gütemaßstäbe sportmotorischer Tests als Voraussetzung für<br />
eine Reanalyse von Untersuchungsdaten ist nur schwer zu realisieren.<br />
Die bereits bei der Systematisierung motorischer Fähigkeiten bestehenden Diskrepanzen<br />
setzen sich bei der Auswahl der Diagnosemethoden entsprechend fort. Vielfach<br />
werden „selbstgestrickte" Tests bevorzugt, deren inhaltliche Güte nicht überprüft wird,<br />
solange sie den eigenen Ansprüchen genügen.<br />
Aufgrund dieses mangelnden Konsens´ wurden Kriterien erstellt, die den unterschiedlichen<br />
theoretischen Ansätzen soweit als möglich gerecht werden und zu allgemein<br />
verwendbaren Ergebnissen führen.<br />
Neben den genannten inhaltlichen und meßtheoretischen Kriterien ist auch die Transparenz<br />
der Untersuchung zu berücksichtigen. So sind Forschungsergebnisse ungeeignet<br />
zur Sekundäranalyse, wenn beispielsweise keine Angaben zum Alter der<br />
Testpersonen gemacht wurden.<br />
Als weitere „Ausschlußkriterien“ gelten:<br />
• Stichprobenumfang < 15 oder keine Angaben hierzu<br />
• keine Angaben zum Geschlecht der Testpersonen oder männlich und weiblich<br />
• unzureichende statistische Angaben (mean, s, N)<br />
• Testpersonen = Sondergruppe (z.B. Behinderte)<br />
• Testaufgabe entspricht nicht den festgelegten Durchführungsbestimmungen.<br />
Die nachfolgende Datenrecherche erstreckte sich über:<br />
• (ausgewählte) deutsch- und englischsprachige Fachzeitschriften der Sportwissenschaft<br />
(1970 - 1992)<br />
• zugängliche Forschungs- und Qualifikationsarbeiten<br />
• eine internationale Kooperation mit 140 Fitneßexperten.<br />
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt beinhaltet die <strong>Datenbank</strong> 4785 Datensätze aus 400<br />
Publikationen der Jahre 1970 - 1993. Der überwiegende Teil der Publikationen stammt<br />
aus den 80er und 90er Jahren. In zwei Publikationen wurde explizit darauf verwiesen,<br />
daß die Daten aus den 60er Jahren stammen. Um den Informationsverlust möglichst<br />
gering zu halten, wurden diese Publikationen entsprechend dokumentiert.
<strong>III</strong>. <strong>Datenbank</strong> <strong>SPODAT</strong> - 31 -<br />
2. Ergebnisdarstellung<br />
2.1 Deskriptive Ergebnisse<br />
Diese Datensätze verteilen sich auf 37, auch in der Ausführungsform eindeutig definierte<br />
Testaufgaben.<br />
Die Quellen stammen aus unterschiedlichen Kulturkreisen. Aus historischen Gründen<br />
wurden Daten der ehemaligen DDR als „Deutschland - Ost" ausgewiesen, somit sind<br />
mögliche „Ost-West-Vergleiche“ sowohl innerhalb Deutschlands als auch innerhalb<br />
Europas möglich. Insgesamt sind 80% der Quellen und 67% der Daten dem Kulturbereich<br />
„Westeuropa" zuzuordnen.<br />
Exemplarisch für die Fähigkeit „aerobe Ausdauer“ zeigt Tabelle 3 die Verteilung der<br />
Datensätze nach Testaufgabe und Altersbereich für den Kulturbereich „Westeuropa“.<br />
Tab. 3 Verteilung der Datensätze (aerobe Ausdauer) nach Testaufgabe und Alter(sklasse)<br />
[Westeuropa]<br />
A l t e r s k l a s s e n<br />
Testaufgabe 6-9 10-14 15-18 19-25 26-30 31-40 41-50 51-60 > 60<br />
12-Min Lauf, Feld 8 1 15 2 4<br />
12-Min Lauf, Halle 12 6 7<br />
6-Min Lauf 20 29 4<br />
Ausdauer-Pendellauf 22 12<br />
1000m Lauf 7 6 15 2 1 3 4 6<br />
Summe 27 77 38 24 2 5 3 4 6<br />
Insgesamt 225 Datensätze aus 29 Quellen liegen für diesen Fähigkeitsbereich vor. Dem<br />
hier dargestellten Kulturkreis „Westeuropa“ sind 24 Quellen und 186 (82.6%) zuzuordnen.<br />
Aus Tabelle 3 wird ersichtig, daß Daten zu sportmotorischen Tests zum überwiegenden<br />
Teil von jüngeren Personen stammen. Diese hier für „aerobe Ausdauer“ dargestellte<br />
Tendenz gilt auch für die anderen Fähigkeitsbereiche.
- 32 - <strong>III</strong>. <strong>Datenbank</strong> <strong>SPODAT</strong><br />
2.2 Analytische Ergebnisse<br />
Zielsetzung des Forschungsvorhabens war neben der Erstellung von Normwerten die<br />
Verbesserung der Dokumentation und Information in der Sportwissenschaft sowie die<br />
Analyse motorischer Entwicklung. Im Folgenden werden zu den beiden letzteren<br />
Gesichtspunkten exemplarisch Anwendungsmöglichkeiten dargestellt.<br />
2.2.1 Aspekt: Dokumentation und Information<br />
Die Tabellen 4 und 5 zeigen exemplarisch Möglichkeiten der Recherche in der Faktendatenbank<br />
<strong>SPODAT</strong> anhand eines Recherchebeispiels zu:<br />
„Schnellkraft, Sprünge, Männer, 15 - 18 Jahre“<br />
Zu den 3 Testaufgaben, zu denen zur Zeit Daten erfaßt werden, liegen für dieses Beispiel<br />
105 Datensätze aus 24 Quellen vor. Tabelle 4 zeigt einen Auszug aus der<br />
„Literaturliste“ hierzu, Tabelle 5 einen Teilauszug zweier Datensätze. Ausgewählt<br />
wurden hierbei Testergebnisse 15- und 16jähriger männlicher Jugendlicher aus einer<br />
Publikation. An anderer Stelle (S. 34ff) wird gezeigt, wie auf der Basis dieser<br />
Vergleichsdaten (Mittelwert, Standardabweichung, Anzahl der Testpersonen) auch<br />
statistische Analysen betrieben werden können.<br />
Tab. 4 Literatur zu Schnellkraft, Sprünge, Männer 15-18 Jahre (Teil 1)<br />
Autor: AKGÜN,N. et al.:<br />
Titel: Preliminary results of motor fitness<br />
in: Council of Europe. 5th ... (CDDS (86)) 25 - 51<br />
Autor: BARABAS,A.:<br />
Titel: Eurofit and Hungarian School Children<br />
in: Council of Europe. 6th ... Izmir 1990, 223-232<br />
Autor: BEUNEN,G.P./MALINA,R.M. et al:<br />
Titel: Adolescent Growth and Motor Performance<br />
in: Champaign,Il.1988<br />
Autor: BOREHAM,C.A.G./PALICZKA,V.J./NICHOLS,A.K.:<br />
Titel: Fitness testing of Belfast schoolchildren<br />
in: Council of Europe. 5th ... (CDDS (86)) 52 - 71<br />
Autor: BUSCHHAUS,W./TIDOW,G./STEINHÖFER,D.:<br />
Titel: Die Aussagekraft der DLV - Testbatterie<br />
in: Leistungssport 11 (1981) 5, 358-365
<strong>III</strong>. <strong>Datenbank</strong> <strong>SPODAT</strong> - 33 -<br />
Tab. 5 Exemplarische Datensätze der <strong>Datenbank</strong> <strong>SPODAT</strong><br />
**********************************************************************<br />
DATEN zu: Schnellkraft/Ortsveränderung/Sprünge<br />
**********************************************************************<br />
1. Bibliograhische Angaben<br />
AUTOR: VAN MECHELEN,W. et. al.:<br />
TITEL: EUROFIT.Handleiding met referentieschalen ...<br />
IN: Leuven 1991<br />
----------------------------------------------------------------------<br />
2. Faktendaten<br />
TEST: Standweitsprung<br />
(x): 187,50 cm (s): 43,50 cm (N): 193<br />
----------------------------------------------------------------------<br />
3. Stichprobenmerkmale<br />
Geschlecht: männlich<br />
Alter: 15 Jahre Typ: Breitensportler<br />
Land: EUROPA-West Jahr: 1991<br />
----------------------------------------------------------------------<br />
4. Verknüpfungsmöglichkeiten<br />
Name Betreiber Art Nr des Dokumentes<br />
SPOLIT BISp Köln Literatur ?????/nein<br />
SPORT IfS Frankfurt/M. Literatur ??/nein<br />
<strong>SPODAT</strong> IfS Frankfurt/M. Testdaten 177<br />
**********************************************************************<br />
**********************************************************************<br />
DATEN zu: Schnellkraft/Ortsveränderung/Sprünge<br />
**********************************************************************<br />
1. Bibliograhische Angaben<br />
AUTOR: VAN MECHELEN,W. et. al.:<br />
TITEL: EUROFIT.Handleiding met referentieschalen ...<br />
IN: Leuven 1991<br />
----------------------------------------------------------------------<br />
2. Faktendaten<br />
TEST: Standweitsprung<br />
(x): 196,60 cm (s): 49,80 cm (N): 151<br />
----------------------------------------------------------------------<br />
3. Stichprobenmerkmale<br />
Geschlecht: männlich<br />
Alter: 16 Jahre Typ: Breitensportler<br />
Land: EUROPA-West Jahr: 1991<br />
----------------------------------------------------------------------<br />
4. Verknüpfungsmöglichkeiten<br />
Name Betreiber Art Nr des Dokumentes<br />
SPOLIT BISp Köln Literatur ?????/nein<br />
SPORT IfS Frankfurt/M. Literatur ??/nein<br />
<strong>SPODAT</strong> IfS Frankfurt/M. Testdaten 177<br />
**********************************************************************
- 34 - <strong>III</strong>. <strong>Datenbank</strong> <strong>SPODAT</strong><br />
2.2.2 Aspekt: Sekundäranalysen<br />
Eine Vielzahl von Autoren publizieren Entwicklungskurven motorischer Leistungsfähigkeit<br />
über die Altersspanne. Danach ist diese Entwicklung durch einen relativen<br />
steilen Anstieg im Kindes- und Jugendalter sowie einen biologisch wie auch sozial<br />
begründeten Rückgang im weiteren Altersverlauf gekennzeichnet.<br />
Abbildung 14 zeigt die modellhafte Kurve motorischer Entwicklung von WEISS.<br />
Abb. 14 Aufbau, Abbau und Erhaltung der allgemeinen körperlichen Leistungsfähigkeit<br />
(nach WEISS in EGGER 1978)<br />
Empirische Untersuchungen belegen, daß es sowohl geschlechts- wie auch fähigkeitsspezifische<br />
Unterschiede zu dieser generalisierten Kurve gibt<br />
(HOLLMANN/HETTINGER 1980, ISRAEL et al. 1986 u. 1987, JOCH/KRAUSE 1978,<br />
JOCH 1977). So zeigt sich, daß in den Bereichen Schnelligkeit und Ausdauer das<br />
Leistungsmaximum wesentlich früher erreicht wird als im Kraftmessungen. ISKE et al.<br />
(1985) beschreiben anhand empirisch erhobener Daten diese Unterschiede und<br />
sprechen von unterschiedlichen „Gipfelleistungsaltern“.<br />
Abbildung 15 zeigt exemplarisch für die Fähigkeit „Schnellkraft“ (Testaufgabe: Standweitsprung)<br />
den Verlauf der motorischen Leistungsfähigkeit über die Altersspanne.<br />
Grundlage hierfür sind sämtliche Datensätze aus <strong>SPODAT</strong>, d.h., es wurde keine<br />
Differenzierung hinsichtlich weiterer relevanter Personenmerkmale (Kulturkreis)<br />
durchgeführt.
<strong>III</strong>. <strong>Datenbank</strong> <strong>SPODAT</strong> - 35 -<br />
130<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
[Z-Wert]<br />
Standweitsprung<br />
6-9 10-14 15-18 19-25 26-30 31-40 41-50 51-60<br />
59<br />
Jahre<br />
Alter (in Kategorien)<br />
[cm ]<br />
Geschlecht<br />
Männer Frauen M+F<br />
Abb. 15 Standweitsprung über die Altersspanne nach Alter und Geschlecht<br />
Abbildung 15 zeigt den nach WEISS erwarteten Verlauf der Leistungsfähigkeit. Auffallend<br />
ist, daß mit ansteigendem Lebensalter größere geschlechtsspezifische Unterschiede<br />
auftreten, die ihr Maximum in der Altersklasse 26 - 30 Jahre haben. Numerisch<br />
betragen diese Unterschiede zwischen 6% (6 - 9jährige) und 34% bei den 26 -<br />
30jährigen. Analysen anderer Fähigkeiten zeigen, daß es auch fähigkeitsspezifische<br />
Unterschiede zu der von WEISS vorgestellten Kurve gibt (vgl. Abb. 13).<br />
In Zeiten verminderter finanzieller Forschungsressourcen gewinnen Sekundäranalysen<br />
zunehmend an Bedeutung. So werden publizierte Ergebnisse unter zum Teil neuen<br />
Gesichtspunkten aggregiert und analysiert (HAAG 1991).<br />
Als ein Verfahren, das hierbei zum Einsatz kommt, sei die Meta-Analyse genannt.<br />
Wissenschaftliche Arbeiten auf der Grundlage von Meta-Analysen haben u.a. KNOLL<br />
(1993) und SCHLICHT (1994) vorgelegt. GORDON und HUCK/MALGADY (zit. nach<br />
BORTZ 1993) haben Umrechnungsformeln vorgelegt, mittels derer Forschungsergebnisse<br />
auf der Basis vorliegender Mittelwerte, Varianzen und Stichprobenumfänge<br />
auf Signifikanzunterschiede überprüft werden können 5 .<br />
In Tabelle 5 wurden exemplarisch die Testergebnisse 15- und 16jähriger männlicher<br />
Jugendlicher dargestellt. Ein varianzanalytischer Vergleich dieser beiden Datensätze<br />
(auf Grundlage der Formel von GORDON) ergab, daß dieser altersbedingte Leistungsunterschied<br />
(ca. 4 %) nicht signifikant ist (Femp (1,324) = 3,24 / Ftheor5%, (1,324) = 3,86).<br />
5 ein- und zweifaktorielle Varianzanalysen<br />
269<br />
234<br />
199<br />
164<br />
129<br />
94
- 36 - <strong>III</strong>. <strong>Datenbank</strong> <strong>SPODAT</strong>