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Studienergebnisse SpaceBed

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Broschüre zum Vertiefungskurs Baurealisierung<br />

Lehrstuhl für Baurealisierung und Bauinformatik<br />

Prof. Dr.-Ing. Thomas Bock<br />

WS 1998/1999 - SoSe 1999<br />

<strong>SpaceBed</strong>: Schlafkomfort in Schwerelosigkeit


Lehrstuhl für Baurealisierung und Bauinformatik, Prof. Dr. T. Bock<br />

microarchitecture space studies<br />

Projekt: <strong>SpaceBed</strong>: Schlafkomfort in Schwerelosigkeit<br />

Entwurf: Thomas Dirlich<br />

0.1.1 Inhaltsverzeichnis<br />

0. Intro<br />

0.1 Inhaltsverzeichnis<br />

0.2 Einleitung<br />

0.3 Projektbeschreibung<br />

1. Stage 1: Crew Quarter Concepts<br />

1.1 Anforderungen Crew Quarter<br />

1.2 Space-Architecture-Design Grundlagen<br />

1.3 Crew Quarter Konzept mit seinen Funktionen<br />

1.4 Volumenuntersuchung<br />

2. Stage 2: Sleep Restraint Concepts<br />

2.1 Aufgabe Sleep Restraint<br />

2.2 Medizinisch-Physiologische Grundlagen<br />

2.3 Sleep-Restraint-Design Grundlagen<br />

2.4 Design Entwicklung<br />

3. Stage 3: Ergonomic Testing<br />

3.1 Versuchsbeschreibung<br />

3.2 Versuchsauswertung<br />

4. Stage 4: Prototyping <strong>SpaceBed</strong><br />

4.1 Prototypen Herstellung und Materialien<br />

4.2 Entwicklung des Prototypen


Lehrstuhl für Baurealisierung und Bauinformatik, Prof. Dr. T. Bock<br />

microarchitecture space studies<br />

Projekt: <strong>SpaceBed</strong>: Schlafkomfort in Schwerelosigkeit<br />

Entwurf: Thomas Dirlich<br />

0.1.2 Inhaltsverzeichnis<br />

5. Stage 5: Parabular Flight Campaign<br />

5.1 Parabelflug Grundlagen<br />

5.2 Parabelflug Testablauf<br />

5.3 Auswertung der Befragung der Testpersonen<br />

5.4 Auswertung des Bildmaterials<br />

6. Stage 6: Project Evaluation<br />

6.1 Zusammenfassung der Ergebnisse<br />

7. Extro<br />

7.1 Ausblick<br />

7.2 Danksagung


Lehrstuhl für Baurealisierung und Bauinformatik, Prof. Dr. T. Bock<br />

microarchitecture space studies<br />

Projekt: <strong>SpaceBed</strong>: Schlafkomfort in Schwerelosigkeit<br />

Entwurf: Thomas Dirlich<br />

0.2 Einleitung<br />

In der vorliegenden Arbeit wird der Entstehungsprozeß des Produkts<br />

„<strong>SpaceBed</strong>, Schlafkomfort in Schwerelosigkeit“ beschrieben.<br />

Es handelt es sich um eine neuartige Schlafeinrichtung für die Internationale<br />

Raumstation (ISS).<br />

Das Projekt durchlief sechs Phasen (Stages 1-6 ):<br />

Stage 1:<br />

Stage 2:<br />

Stage 3:<br />

Stage 4:<br />

Stage 5:<br />

Stage 6:<br />

Crew Quarter Concepts<br />

Beschreibung des hier entwickelten Entwurfs für die<br />

„Privatkabine“ der Astronauten, Crew Quarter<br />

Sleep Restraint Concepts<br />

Konzeptionelle Entwicklung der Schlafeinrichtung im<br />

Rahmen des Crew Quarter Konzepts<br />

Ergonomic Testing<br />

Ergonomische Tests zur Schlafeinrichtung anhand von<br />

1:1 Modellen (Mockups)<br />

Prototyping <strong>SpaceBed</strong><br />

Entwicklung der Prototypen des Produkts „<strong>SpaceBed</strong>“<br />

Parabular Flight Campaign<br />

Vorbereitung und Durchführung der Parabelflug Kampagne<br />

mit dem <strong>SpaceBed</strong><br />

Projekt Evaluation<br />

Auswertung des gesamten Projekts<br />

Die Munich Space Design Group bildete sich im WS 1998-1999 am<br />

Lehrstuhl für Gebäudelehre und Produktentwicklung unter der Leitung<br />

von Prof. Ing. Richard Horden.<br />

Mit Unterstützung eines interdisziplinären Teams von Professoren und<br />

Assistenten beschäftigten sich die Architekturstudenten mit dem Design<br />

von ALLtagsgegenständen. In enger Zusammenarbeit mit dem Johnson<br />

Space Center der NASA wurden die Entwürfe zur Produktreife weiterentwickelt<br />

und schließlich im Oktober 1999 auf einem Parabelflugzeug<br />

der NASA in Houston, Texas, in simulierter Schwerelosigkeit getestet.


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Projekt: <strong>SpaceBed</strong>: Schlafkomfort in Schwerelosigkeit<br />

Entwurf: Thomas Dirlich<br />

0.3 Projektbeschreibung<br />

Die Aufgabe der Munich Space Design Group umfaßte die komplette<br />

Einrichtung des Habitation Module für die Internationale Raumstation<br />

ISS. Das Habitation Module war von der NASA als zentrale Wohneinheit<br />

für die 6 Personen starke Besatzung geplant. Es sollte die drei<br />

unterschiedlichen Funktionen Essen/Aufenthalt, Körperhygiene und<br />

Schlafen/Privatbereich in sich vereinen. Die Studenten bildeten drei<br />

Teams, welche die drei Aufgabengebiete übernahmen.<br />

Das „Galley Team“ beschäftigte sich mit der Planung des Küchenbereichs<br />

und des zentralen Eßplatzes; das „ Hygene Area Team“ befaßte<br />

sich mit dem Design einer Naßzelle; das „Crew Quarter Team“, bestehend<br />

aus Julia Habel und mir, Thomas Dirlich, entwarf den Privatbereich<br />

der Crewmitglieder.<br />

Ergebnisse dieser Projekte waren die Produkte:<br />

FLOW - Flexible Onorbit Workstation - ein Arbeitstisch (Galley Team)<br />

PHA - Personal Hygene Assistent . eine Dusche (Hygene Team)<br />

BOCS - Builtin Onorbit Container System - ein Schrank (Julia Habel)<br />

<strong>SpaceBed</strong> - ein neuartiges Bett (Thomas Dirlich)


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microarchitecture space studies<br />

Projekt: <strong>SpaceBed</strong>: Schlafkomfort in Schwerelosigkeit<br />

Entwurf: Thomas Dirlich<br />

1.1 Anforderung: Crew Quarter<br />

Ein Crew Quarter besteht aus einem persönlichen Arbeitsplatz mit Datenanschluss,<br />

Schlafplatz, Lagermöglichkeit für persönliche Gegenstände<br />

und Kleidung, sowie der Möglichkeit sich umzuziehen. Es sollte ein Rückzugsraum<br />

mit maximaler regenerativer Effektivität auf minimalem Raum<br />

für Menschen in extrem belastenden Arbeitssituationen entstehen.<br />

Als Grundlage für den Entwurf wurde die modulare Einheit des International<br />

Standard Payload Racks (ISPR) gewählt. Das ISPR stellt das<br />

Grundmodul für die Einrichtung der amerikanischen Teile der ISS dar,<br />

und nimmt alle Einrichtungen (Technik, Lagerung, etc.) auf.<br />

Pro Achse sind jeweils vier ISPR auf den Querschnitt der zylindrischen<br />

Raummodule verteilt. Sie bilden die beiden „Seitenwände“, sowie<br />

„Decke“ und „Boden“ des quadratischen Mittelraums. Alle ISPRs können<br />

aus ihrer Halterung rotiert, aus ihrem Platz entnommen und überall<br />

modular in der Station eingesetzt werden. Sämtliche Versorgungsleitungen<br />

befinden sich in den „Ecken“ des Querschnitts.<br />

Mit seinen Dimensionen von 110/200/90 (B/H/T in cm) bietet jedes ISPR<br />

ein Volumen von ca. 2,00 cbm. Pro Crewmitglied stand jeweils nur eine<br />

solche Einheit zur Verfügung. Ein Raumvolumen von nur 2 cbm mußte<br />

also die komplette Privatkabine aufnehmen.


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Projekt: <strong>SpaceBed</strong>: Schlafkomfort in Schwerelosigkeit<br />

Entwurf: Thomas Dirlich<br />

1.2 Space-Architecture-Design Kriterien, Teil 1<br />

Für die Planungen von sogenanntem Habitability Equipment (Wohnlichkeitsausrüstung)<br />

sind verschiedene Kriterien zu beachten.<br />

Warum Wohnlichkeit<br />

Die Struktur von Raumfahrtmissionen hat sich im Laufe der letzten Jahre<br />

stark gewandelt. Statt kurzfristiger Missionen von wenigen Tagen (bis<br />

zu 11 Tage auf dem Shuttle) wird die Missionsdauer stetig größer. Die<br />

Belastungen für die Mannschaft bei diesen sog. Longtime Space Missions<br />

(Langzeitmissionen) sind wesentlich höher.<br />

Auch die Zusammensetzung des Astronauten Corps hat sich verändert.<br />

Die Generation von Astronauten aus dem direkten Militärdienst<br />

(vornehmlich Piloten von Kampfjets) wird zunehmend abgelöst durch<br />

Wissenschaftler und Forscher. Diese sind nur dann bereit, die volle<br />

Leistung in den sehr intensiven Missionen zu bringen, wenn ihnen ein<br />

gewisses Maß an Komfort geboten wird. Dieser Komfort ist erforderlich,<br />

um den physischen und psychischen Streß zu lindern und eine hohe<br />

Effektivität der Mission zu ermöglichen.<br />

Umweltfaktoren<br />

Der bedeutendste Umweltfaktor in der Raumfahrt ist die Schwerelosigkeit.<br />

Sie bewirkt einen gewissen Anpassungsdruck auf sämtliche<br />

Körperfunktionen. Die neutrale Körperhaltung - auf der Erde entspanntes<br />

Stehen - ändert sich und wird zur sog. Zero-G Haltung. Bei fast allen<br />

Aufgaben muß der Astronaut sich fixieren. In der Schwerelosigkeit gibt<br />

es keine Konvektion an Bord der Station, so daß eine ständige mechanische<br />

Lüftung vorhanden sein muß.<br />

Masse und Volumen<br />

Jedes Kilogramm Masse, das mit einer bemannten Mission in den<br />

erdnahen Orbit transportiert wird, kostet ca. 35 000 EUR. Daher ist die<br />

Minimierung der Masse von für die Raumfahrt bestimmten Produkten<br />

ist ein vordringliches Ziel. Auch eine Minimierung des Packvolumens<br />

ist ein wichtiges Ziel. Diese Forderung ergibt sich aus der Tatsache,<br />

daß mehr Volumen mehr Masse bedeutet und daß mehr Volumen eine<br />

größere Hüllfläche erfordert, was wiederum größere Dichtungsprobleme<br />

(Nahezu-Vakuum im erdnahen Orbit) bedingt.


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Projekt: <strong>SpaceBed</strong>: Schlafkomfort in Schwerelosigkeit<br />

Entwurf: Thomas Dirlich<br />

1.2 Space-Architecture-Design Kriterien, Teil 2<br />

Reliability und Redundancy<br />

Die Zuverlässigkeit und Sicherheit von Produkten für die Raumfahrt<br />

ist das wichtigste Kriterium. Da die Start- und Transportkapazitäten<br />

gering und sehr teuer sind, muß jedes einzelne Produkt mit höchster<br />

Zuverlässigkeit arbeiten. Critical Systems (wie das Lebenserhaltungssystem)<br />

müssen außerdem Redundanzen aufweisen, die im Notfall<br />

unterbrechungsfrei ausgefallene Funktionen übernehmen können.<br />

Sämtliche Gefährdungen für die Mannschaft und die Mission sind zu<br />

minimieren.<br />

Kejko und Sven<br />

Alle Produkte, die von den Mitgliedern der Mannschaft gemeinsam<br />

genutzt werden (Laborstationen, Arbeitsplätze, Werkzeug) müssen auf<br />

alle Körpergrößen angepaßt werden können. Von der NASA wird als<br />

Untergrenze eine „55-percentile female“ (eine 155 cm große Japanerin:<br />

Kejko) und als Obergrenze ein „95-percentile male“ (ein 195 cm großer<br />

Schwede: Sven) angegeben.<br />

KISS<br />

Als Motto für das Design muß stets gelten: Keep It Simple Stupid<br />

(KISS). Ein Produkt ist nur dann gut, wenn es einfach zu benutzen und<br />

zu warten ist.


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microarchitecture space studies<br />

Projekt: <strong>SpaceBed</strong>: Schlafkomfort in Schwerelosigkeit<br />

Entwurf: Thomas Dirlich<br />

1.3 Crew Quarter Konzept<br />

Planung:<br />

Konzept:<br />

Konstruktion:<br />

Lokalisation:<br />

Entwicklung:<br />

Oktober 1998-März 1999<br />

Weitgehende Belassung des zur Verfügung stehenden<br />

Volumens als freie nicht verbaute Aktivitätszone. Aus<br />

diesem Grund sind alle Gebrauchsgegenstände (und<br />

Möbel) faltbar und werden in den ca. 6 cm starken<br />

Wänden des ISPR verstaut.<br />

Standard ISPR ausgerüstet mit einem Wassertank auf<br />

der Außenseite (Strahlenschutz). Einbauten in Form<br />

eines modular austauschbaren Schranksystems in<br />

den statischen Rahmen des ISPR unter Ausnützung<br />

der vorhandenen Freiräume in den statischen Elementen.<br />

Der Arbeitsplatz befindet sich direkt gegenüber dem<br />

Eingang in die Kabine, mit der Blickrichtung nach<br />

vorne zum Wassertank hin. Der Schlafplatz ist an der<br />

einen Seitenwand angeordnet und bietet den Eindruck<br />

eines Fensters durch einen Flachbildschirm auf der<br />

gegenüberliegenden Wand.<br />

Das Volumen des ISPR wurde durch eine von der<br />

NASA genehmigte faltbare Erweiterung in den Durchgangsbereich<br />

ergänzt. Nach Modellstudien und ergonomischen<br />

Untersuchungen hatte sich herausgestellt,<br />

daß das Crew Quarter nur mit einer solchen Erweiterung<br />

für „Sven“ benutzbar ist.<br />

Die folgenden Grafiken und Bilder zeigen die Entwicklung des Konzepts<br />

auf. Das endgültige Kabinendesign wurde dann in drei verschiedenen<br />

1:1 Mockups gebaut und getestet.


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Projekt: <strong>SpaceBed</strong>: Schlafkomfort in Schwerelosigkeit<br />

Entwurf: Thomas Dirlich<br />

1.4 Volumenuntersuchungen<br />

Crew Quarter Mockup 1:<br />

Konstruktion:<br />

Einrichtung:<br />

Tests:<br />

Crew Quarter Mockup 2:<br />

Konstruktion:<br />

Einrichtung:<br />

Tests:<br />

Björn Bertheau, Alu-Meier GmbH, München<br />

Julia Habel, Thomas Dirlich<br />

Grundsätzliche Volumen- und Aktivitätstests<br />

Einfaches Innenlayout und Positionierung des Sleep<br />

Restraints, grundsätzliche Überlegung zu Materialien.<br />

Holger Bombosch, Vontana Industrie GmbH,<br />

Oer-Erkenschwick<br />

Thomas Dirlich<br />

Crew Quarter Mockup 3:<br />

Konstruktion:<br />

Einrichtung:<br />

Tests:<br />

Genauere Untersuchungen zur Lage und Größe des<br />

Sleep Restraints. Versuche zu Tätigkeiten (An/Ausziehen,<br />

Arbeiten ect.)<br />

wie bei Mockup 2<br />

wie bei Mockup 2<br />

End-Mockup mit Beleuchtung. Lichtuntersuchungen,<br />

Tests mit <strong>SpaceBed</strong> Designmodell.<br />

Die Test mit den verschiedenen Mockups des Crew Quarter haben<br />

ergeben, dass die zur Verfügung stehenden Volumina für alle Personen<br />

bis 190 cm Körpergrösse ausreichend sind.<br />

Daraus folgt, daß für Sven (195 cm) eine Möglichkeit zur Erweiterung des<br />

Crew Quarters (besonders in vertikaler Richtung) gegeben sein sollte;<br />

andernfalls könnte Sven nur in Zero-G Haltung, also nicht vollständig<br />

ausgestreckt, schlafen.<br />

Die Position des <strong>SpaceBed</strong> an der Seitenwand kann fest sein, da in<br />

Schwerelosigkeit auch eine kleinere Person ein für einen grossen Nutzer<br />

positioniertes Bett benutzen kann.


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Entwurf: Thomas Dirlich<br />

2.1 Aufgabe Sleep Restraint<br />

Bis jetzt hat die NASA Planung für Raumfahrtmissionen die Schlafzeiten<br />

als kostspielige, für die Arbeits- und Experimentierzeiten verlorene,<br />

Zeitabschnitte angesehen. Die Qualität des Schlafens war nicht von<br />

großem Interesse, solange das Crew Mitglied nach möglichst kurzer<br />

Regeneration seine Aufgaben wieder zufriedenstellend bewältigen<br />

konnte. Bei Langzeitmissionen kommt jedoch gerade Schlafzeit eine<br />

sehr große psychologische und pysiologische Bedeutung zu.<br />

Die Neuentwicklung eines komfortablen Schlafsystems, das eine effektive<br />

Regeneration auf engstem Raum ermöglicht, ist Ziel der folgenden<br />

Produktentwicklung. Nach einer Analyse vorhandener Systeme und<br />

unter Einbeziehung von Erkenntnissen der Schlafforschung wurde das<br />

<strong>SpaceBed</strong> Konzept entwickelt.<br />

Auch beim Schlafen, wie bei vielen anderen Tätigkeiten in der Schwerelosigkeit,<br />

muß man sich fest machen um nicht davon zu schweben<br />

und sich zu verletzen.<br />

Dazu wird ein Haltegurtsystem verwendet. Anders als bei den bisher<br />

verwendeten Systemen, muß die Geometrie des Sleep Restraints an die<br />

anatomischen Gegebenheiten des menschlichen Körpers angepaßt<br />

sein. Desweiteren müssem Gurte entwickelt werden, die unangenehme<br />

und schmerzhafte Druckstellen vermeiden. Das Layout des Restraints<br />

soll außerdem eine gute Körperatmung und Belüftung zulassen. Darüber<br />

hinaus ist die Problematik des anfallenden Schweißes besonders<br />

zu behandeln. Schließlich muß das System ein Höchstmaß an Hygiene<br />

garantieren.


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Projekt: <strong>SpaceBed</strong>: Schlafkomfort in Schwerelosigkeit<br />

Entwurf: Thomas Dirlich<br />

2.2 Medizinisch-Physiologische Grundlagen<br />

Um seine Leistungsfähigkeit zu erhalten, sollte der Mensch ca. 7 bis<br />

7,5 Stunden täglich schlafen können. Dabei ist ein hoher Tiefschlafanteil<br />

wichtig, da hier der Körper am effektivsten regeneriert.<br />

Um möglichst lange, zusammenhängende Tiefschlafphasen zu erreichen,<br />

muß der Körper so gelagert sein, daß keine ermüdenden oder<br />

schmerzenden Druckpunkte entstehen. Dies kann auf der Erde nur durch<br />

die flächige Lagerung des Körpers auf einer verformbaren Unterlage<br />

garantiert werden. Die Unterlage muß die Wirbelsäule in ihrer gesunden<br />

natürlichen S-Form (stehende Position) unterstützen und so den ungehinderten<br />

Flüssigkeitstransport durch das Rückenmark ermöglichen. In<br />

dieser Position sind auch die Muskeln des Rückens am entspanntesten.<br />

Eine stabile und druckfreie Lagerung des Kopfes ist von besonderer<br />

Bedeutung, da schon kleine Bewegungen (plötzliches Absacken des<br />

Kopfes) zu einer Störung der Tiefschlafphasen führen können.<br />

Versuche in der Schwerelosigkeit zeigen, daß die Probleme der Rükkenverspannung<br />

und des schlechten Flüssigkeitstransports durch das<br />

Rückenmark bedeutend sind. Die entspannte Zero-G Körperhaltung in<br />

Schwerelosigkeit hat eine für den Körper ungewohnte Biegung der Wirbelsäule<br />

zur Folge. Diese Krümmung erschwert den Flüssigkeitstransport<br />

im Rückenmark und vermindert dadurch die Leistungsfähigkeit der<br />

Crew Mitglieder. Daher ist zu fordern, daß sich der Benutzer auf seinem<br />

„Bett“ aufrecht und ausgestreckt (unter Erdgravitation aufrecht stehend)<br />

fixieren kann.<br />

Um auch in Schwerelosigkeit ein druckpunktfreies Schlafen zu<br />

garantieren, ist es wichtig, daß die Haltegurte ihre Kräfte flächig<br />

aufbringen und der Schlafende auf eine verformbare Unterlage<br />

gedrückt wird. Auch muß darauf geachtet werden, daß die Gurte an<br />

den anatomisch richtigen Stellen (mit Knochenunterbau) aufliegen.<br />

Andererseits ergibt sich die Forderung einer Minimierung der Gurtauflagefläche<br />

aus dem Problem des „Schwitzens“. Die durchschnittliche<br />

Temperatur auf der ISS beträgt ca. 30°C, Konvektion ist als Wärmetransportmechanismus<br />

nur im Bereich eines mechanischen erzeugten<br />

Luftstroms möglich. Der Anfall von Schweiß in der Privatkabine, besonders<br />

beim Schlafen, stellt ein wesentliches Thema dar.


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2.3 Sleep Restraint Design Grundlagen<br />

Layout<br />

Das Schlafsystem „<strong>SpaceBed</strong>“ besteht aus folgenden Grundelementen:<br />

Kopfstütze (collar), Haltegurte (restraints), Rückenauflage (back<br />

rest), Fuß-/Beingurt (lower body restraint) und integrietem Schlafsack<br />

(sleepliner).<br />

Benutzung<br />

Der sleepliner ist fest, aber austauschbar, mit den Halteelementen des<br />

<strong>SpaceBed</strong> verbunden. Er bildet die innerste Schicht der Konstruktion<br />

und nimmt den Schlafenden auf. Es ist angedacht, daß der Schlafende,<br />

ähnlich wie auf der Erde, nur mit Unterwäsche bekleidet das Bett benutzt.<br />

Aus diesem Grund ist der komplette sleepliner alle 2 Monate auszutauschen<br />

und zu entsorgen. Die Haltekonstruktion wird von jedem<br />

Crewmitglied mitgebracht und modular in die Kabine eingepasst.<br />

Um in das Bett einzusteigen, schwebt der Nutzer in den bereitstehenden<br />

lower body restraint und fixiert seinen Unterkörper. Dann „zieht“ er<br />

die restraints wie eine Weste an und schließt sie auf seiner Brust. Die<br />

weichen restraints drücken ihn sanft auf die sich dem Körper anpassende<br />

back rest und lagern seine Wirbelsäule in der idealen S-Form.<br />

Mit dem Schließen der restraints wird auch der Kopf durch das collar<br />

gestützt.<br />

Materialien<br />

Sämtliche Halteelemente, das collar, die restraints, die back rest<br />

und der lower body restraint, sind aus leichtem, aufblasbaren und<br />

abwaschbarem Material. Sie sind mit einem weichen Stoff überzogen,<br />

der den Schweiß aufnimmt und abtransportiert. Sämtliche Materialien<br />

werden auf ihre Hautverträglichkeit hin getestet.<br />

Kejko und Sven<br />

Idealerweise soll ein Satz Halteelemente für jede Körpergrösse anpassbar<br />

sein. Die Anpassung soll rein über das Verschließen der Restraints<br />

erreicht werden. Die passend geschneiderten sleepliner können dann<br />

von jedem Crewmitglied selbst montiert werden.<br />

System<br />

Die Halteelemente stellen ein aufblasbares System gewählt. Die dazu<br />

erfoderliche Luft wird durch mechanisch Arbeit zugeführt. So wird Packvolumen<br />

und Masse eingespart. Das System wird nach Benutzung in<br />

der Kabinenwand verstaut.


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Entwurf: Thomas Dirlich<br />

2.4 Designentwicklung<br />

Die folgenden Grafiken zeigen die designerische Durcharbeitung des<br />

Sleep Restraint zum <strong>SpaceBed</strong> auf.


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Entwurf: Thomas Dirlich<br />

3.1 Versuchsbeschreibung<br />

Es wurden Versuche mit verschiedenen ergonomischen Modellen des<br />

Sleep Restraint durchgeführt. Diese befaßten sich ausschließlich mit<br />

dem Tragekomfort, der Benutzung und dem Stützverhalten des Kragens.<br />

Mit Hilfe des Crew Quarter Mockups 1 wurden auch Ein- und Ausstiegsprozeduren<br />

entwickelt.<br />

Die Versuche wurden mit einer grossen Zahl unterschiedlicher Testpersonen,<br />

Frauen und Männern, von 158 cm bis 190 cm Körpergröße<br />

durchgeführt um die Anpassbarkeit des Systems auf die Bandbreite der<br />

Nutzer zu testen.


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Entwurf: Thomas Dirlich<br />

3.2 Versuchsauswertung<br />

Die Versuche mit den verschiedenen ergonomischen Modellen des<br />

<strong>SpaceBed</strong> haben folgendes ergeben:<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

Für Benutzer verschiedenster Körpergrössen (158-190 cm) reicht<br />

ein <strong>SpaceBed</strong> Modell aus.<br />

Die Anpassung an die jeweilige Körpergröße wird durch das<br />

Veschließen der Restraints auf verschiedenen Längen erreicht.<br />

Ein gewisses Problem stellt die Unterstützung in der Lendenwirbelbereich<br />

dar. Diese sollte individuell in der Lage angepasst<br />

werden können.<br />

Es zeigte sich, daß ein Schließen des Knierestraints ist nicht mehr<br />

möglich ist, sobald sich der Nutzer in den restraints festgemacht<br />

hat. Daher wurde auf eine Fixierung der Knie zu Gunsten eines<br />

fixierten Fußsacks verzichtet.<br />

Um Stabilität und Paßgenauigkeit zu erreichen und den Liegekomfort<br />

zu verbessern, muß der Luftdruck in den aufblasbaren Elementen<br />

des <strong>SpaceBed</strong>s individuell angepasst werden können.<br />

Obwohl im Prinzip eine einzige Größe <strong>SpaceBed</strong> für alle Nuter<br />

ausreicht, erscheint es vorteilhaft das Endprodukt in drei Größen<br />

(small, medium, large) zu produzieren.<br />

Dadurch kann erstens der individuelle Paßkomfort verbessert werden<br />

und zweitens kann von einer Maßanfertigung abgesehen werden.<br />

Dies hat dann wiederum eine Verbesserung der Redundanz und Austaschbarkeit<br />

der Crew Quarter Ausrüstung zur Folge.<br />

Für den Test auf dem Parabelflug wurde jedoch nur eine Größe <strong>SpaceBed</strong><br />

verwendet. Dieser eine Prototyp um wesentliche Aspekte der<br />

Funktionalität des Systems untersuchen zu können.


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4.1 Prototypen Herstellung und Materialien<br />

Die Weiterentwicklung des <strong>SpaceBed</strong> Konzepts wurde in enger Zusammenarbeit<br />

mit der Vontana Industrie, Oer-Erkenschwick, und dem Institut<br />

für Interdisziplinäre Schlafforschung (ISIS), Münster, durchgeführt.<br />

Der Hersteller<br />

Die Vontana Industrie ist größter heimischer Hersteller von Wassebetten.<br />

Ihr Produkt, das „Tassobett“, ist weltweiter Marktführer und wird auch<br />

wissenschaftlich in seiner Wirkungsweise anerkannt. Zusammen mit<br />

der Entwicklungsabteilung der Vontana Industrie wurde das <strong>SpaceBed</strong><br />

Konzept zu einem Prototypen weiterentwickelt.<br />

Prototyp Materialien<br />

Als Material für die aufblasbaren Elemente des <strong>SpaceBed</strong> wurde ein<br />

Spezialvinyl gewählt, daß die Vontana für ihre Wassermatrazen verwendet.<br />

Es ist ungiftig, weich und anschmiegsam, sowie luftdicht und relativ<br />

leicht. In die Vinylelemente wurde noch ein sehr leichter, formfähiger<br />

Schaumstoff gegeben, der auch bei einem möglicherweise auftretenden<br />

Leck die Benutzbarkeit des Systems garantieren soll.<br />

Der Bezug der Vinylelemente war ein spezieller Stoff der Firma Odlo<br />

International, Schwiz. Dieses Material wird in der Herstellung von High-<br />

Tech Sportunterwäsche verwendet. Es nimmt Schweiß leicht auf und<br />

führt ihn zu den Nähten ab. Dadurch wird erreicht, daß der Benutzer<br />

nicht das Gefühl hat, „im eigenen Saft zu schmoren“.<br />

Um die Gesamtkosten möglichst gering zu halten wurden nur Standardmaterialien<br />

und -Produktionsverfahren verwendet. Sich daraus<br />

ergebende Einschränkung im Designbereich wurde für den Parabelflugprototypen<br />

in Kauf genommen.


29<br />

80 6<br />

5<br />

18<br />

9<br />

4<br />

8<br />

31<br />

3<br />

5<br />

9<br />

93<br />

5 4 1<br />

37 37 37<br />

50 8<br />

8<br />

50<br />

2<br />

56<br />

2<br />

56<br />

40<br />

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microarchitecture space studies<br />

Projekt: <strong>SpaceBed</strong>: Schlafkomfort in Schwerelosigkeit<br />

Entwurf: Thomas Dirlich<br />

4.2 Entwicklung des Prototypen<br />

Im Laufe der Herstellung verschiedener Prototypen des <strong>SpaceBed</strong><br />

wurden folgende Veränderungen vorgenommen:<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

Zur Verbesserung der Stützwirkung des Kragens wurden die<br />

Luftöffnungen reduziert und verlagert.<br />

Um die Dichtigkeit des Systems zu garantieren wurde von dreidimensionalen<br />

Schweißungen der restraints abgesehen und einfache<br />

zweidimensionale Schnittmuster mit Randverschweißung<br />

verwendet.<br />

Um die beim Parabelflug auftretenden Lasten aufnehmen zu<br />

können wurde, das weiche Vinylmaterial der aufblasbaren Elemente<br />

durch ein gewebeverstärktes Vinyl ersetzt.<br />

Aus Gründen der Wartung wurde das Back Piece modular<br />

als System aus aufblaseren Kissen und davon unabhängigen<br />

Schaumstoffmatten ausgeführt.<br />

Für den Test auf dem Parabelflugzeug der NASA wurde eine Experimentierplattform<br />

entwickelt, die das <strong>SpaceBed</strong>, sowie alle benötigte<br />

Technik und Lagerung aufnahm.


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Projekt: <strong>SpaceBed</strong>: Schlafkomfort in Schwerelosigkeit<br />

Entwurf: Thomas Dirlich<br />

5.1 Parabelflug Grundlagen<br />

Die Tests im Rahmen sog. Parabelflug-Kampagnen sind eine der wichtigsten<br />

Hürden für Weltraumprodukte.<br />

Der Parabelflug<br />

Beim Parabelflug handelt es sich um ein spezielles Flugmanöver, bei<br />

dem Schwerelosigkeit simuliert wird. Das Flugzeug beschleunigt in<br />

einer Höhe von ca. 8000 m mit 1,8 g (Erdbeschleunigung 9,81 ms -2 )<br />

solange bis der Richtungsvektor gegenüber dem Horizont einen Steigwinkel<br />

von 45° hat. Dann nimmt der Pilot die Triebwerksleistung fast<br />

komplett zurück, gleicht nur noch den Luftwiderstand aus. Ab diesem<br />

Zeitpunkt wird das Flugzeug nur durch die Erdanziehung beschleunigt<br />

(es fällt) und beschreibt dabei eine parabolische Flugbahn. Während<br />

dieser herrscht im Inneren Schwerelosigkeit, die ca. 20-25 s anhält. Bei<br />

einem Sinkwinkel von 45° nach unten gegen den Horizont schaltet der<br />

Pilot die Triebwerke wieder zu und fängt die Maschine ab, im Flugzeug<br />

herrscht in dieser Flugphase eine Beschleunigung von ca. 1,8-2,0 g.<br />

Das Flugzeug<br />

Der Parabelflieger der NASA, Weightless Wonder Number five, ist eine<br />

umgebaute KC-135 (ursprünglich Tankflugzeuge). Es ist Innen komplett<br />

ausgepolstert und mit einem System von Halterungen für Experimente<br />

versehen.<br />

Das Protokoll<br />

Bei der Bewerbung für die Parabelflug Kampagne bei der NASA muß<br />

ein sog. „Test Data Package“ zu jedem Experiment angefertigt werden.<br />

Es enthält sämtliche relevanten Informationen über den Versuchshergang<br />

die nötigen Randbedingungen und mögliche Gefährdungen. Die<br />

Vollständigkeit und Genauigkeit dieses Dokuments ist Voraussetzung<br />

für den Flug auf der KC-135.


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Entwurf: Thomas Dirlich<br />

5.2 Parabelflug Testablauf<br />

Die Liste der im Test Data Package vorgesehenen Versuche für den<br />

Parabelflug ist im Folgenden aufgeführt. Von größter Wichtigkeit waren<br />

die Versuche zur Benutzbarkeit und zum Komfort des Produkts.<br />

1. Ein-/Ausstieg<br />

Verschiedene Nutzer praktizieren hintereinander mehrere Ein- und Ausstiegsmanöver.<br />

Es wird dabei speziell auf die intuitive Benutzung des<br />

Prototypen geachtet., Dies gibt Aufschluß darüber, ob die Benutzung<br />

des Produkts selbsterklärend ist.<br />

2. Komfort<br />

Der Nutzer verweilt eine Parabel im <strong>SpaceBed</strong> und testet ausführlich<br />

die verschiedenen Komfortaspekte des Produkts:<br />

- Fixierung des Kopfes durch den collar (Kragen)<br />

- Anpaßbarkeit des back piece und der restraints<br />

- Tragekomfort des sleepliners<br />

- Erreichen und Einhalten der gewünschten Schlafposition<br />

3. One-fits-All<br />

Die Benutzung eines einheitlichen Prototypen für alle Benutzer verschiedenster<br />

Körpergrößen. Es werden keine Verstellungen am Prototypen<br />

vorgenommen. Die Anpassung erfolgt ausschließlich durch das engere<br />

Verschließen der Restraints.<br />

4. BIA-Datenerfassung<br />

Mit Hilfe des mitgeführten BIA-Gerätes wurden Bioimpedanzmessungen<br />

durchgeführt. Derartige Messungen werden zur Evaluation von Schlafsystem<br />

vom Institut ISIS standardmäßig durchgeführt. Diese Daten geben<br />

Auskunft über die Regenerationsfähigkeit der Testpersonen und damit<br />

über die Effektivität des Schlafsystems.<br />

Methoden der Datenerfassung<br />

- festinstallierte, digitale Videokamera, die während des gesamten<br />

Fluges den Versuchverlauf dokumentiert<br />

- handgehaltene digitale Videokamera für Detailaufnahmen<br />

- mehrere NASAkameraleute<br />

- Gerät zur Bio-Impedanz-Messung, um die Regenerationfähigkeit<br />

einer Testperson bestimmen.<br />

- Fragebogen zu den durchgeführten Versuchen


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5.3 Auswertung der Befragung der Testpersonen<br />

Zu dem Test auf dem Parabelflugzeug wurde ein Fragebogen entwickelt,<br />

der von den Testpersonen nach den praktischen Tests ausgeflüllt wurde.<br />

Der Fragebogen ist in sechs Hauptpositionen unterteilt: Haltesystem,<br />

Schlafposition, Anpassbarkeit, Handhabung, Benutzbarkeit und Komfort,<br />

Kommentare. Die mit * gekennzeichneten Fragen sind für die am<br />

Parabelflug durchgeführten Versuche ausschlaggebend. Die anderen<br />

Versuche sind nicht mit allen Testpersonen durchgeführt worden.<br />

13 Personen unterschiedler Körpergrössen (155 cm-190cm) haben an<br />

den Tests teilgenommen und den Prototypen wie folgt bewertet:<br />

Bewertung 1 bis 7:<br />

1: völlig unakzeptabel - 4: neutral - 7: völlig zufriedenstellend<br />

Restraint Mittel (n)<br />

* 1. Comfort level of restraint system 6,3 (13)<br />

* 2. Comfort of the collar‘s fixation mode 5,6 (11)<br />

3. Comfort of leg restraint 6,8 (11)<br />

* 4. Ability to breath freely when collar is inflated 5,5 (10)<br />

* 5. Effectiveness of the restraints in general terms 6,4 (13)<br />

Sleeping Position<br />

6. Comfort while assuming different sleeping positons 6,2 (09)<br />

* 7. What sleeping position did you prefer „on back“ (11)<br />

8. Should more positions be made possible, „no“ (09)<br />

which -<br />

Adjustability<br />

9. Adjustability of restraints 5,7 (09)<br />

10. Adjustability of back piece 5,8 (08)<br />

11. Adjustability of leg restraint 5,6 (08)<br />

Handling<br />

* 12. Ingressing the <strong>SpaceBed</strong> 6,0 (13)<br />

* 13. Egressing the <strong>SpaceBed</strong> 6,2 (13)<br />

14. Attaching/Detaching sleepliner 5,6 (07)


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5.3 Auswertung der Befragung der Testpersonen<br />

Usability and Overall Comfort<br />

* 15. Opening/closing <strong>SpaceBed</strong> 6,8 (11)<br />

* 16. Comfort of pressure distribution all over your body 6,2 (10)<br />

17. Sweat absorbtion 5,0 (03)<br />

* 18. Comfort of restraint fabrics 6,6 (11)<br />

* 19. Comfort of sleepliner fabrics 6,7 (07)<br />

20. Air circulation 5,8 (06)<br />

21. Distribution of warmth and humidity 5,8 (06)<br />

Comments<br />

Folgende positive und negative Kommentare wurden von den Testpersonen<br />

gegeben:<br />

- das System ist einfach und intuitiv zu bedienen (+)<br />

- sehr angenehmes Liegegefühl, erdähnlich (+)<br />

- kurrierende Wirkung bei der auf dem Parabelflug auftretenden<br />

Übelkeit (+)<br />

- zu starke Unterstützung des Kopfes, zu enger Kragen (-)<br />

- weniger Velcro (Klettverschlüsse) in der Halsgegend (-)<br />

Die auf dem Parabelflug anwesende Astronautin schlug nach dem Test<br />

des Systems fogende Veränderung vor:<br />

Um die in Schwerelosigkeit auftretenden starken Rückenschmerzen<br />

zu lindern, sollte eine Möglichkeit bestehen, sich in Embryohaltung,<br />

mit angezogenen Beinen, im Bett zu fixieren. Diese Schmerzen lassen<br />

jedoch nach wenigen Tagen nach und der Astronaut kann eine normale<br />

Schlafposition einnehmen.


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5.4. Auswertung des Bildmaterials<br />

Bilder 1-6: Dr. Nigel Packam, NASA Engineer, demonstriert den<br />

Einstieg in das <strong>SpaceBed</strong>.<br />

Die einfache Benutzung des Systems geht klar aus<br />

den Bildern hervor. Die Testperson vollzieht intuitiv die<br />

richtigen Bewegungsabläufe.<br />

Dieser Versuch war besonders erfolgreich, da Dr.<br />

Packam als einziger angemessen für die Benutzung<br />

des Systems, d.h. nur in Unterwäsche, gekleidet war.<br />

Bilder 6+7: Der Übergang zwischen dem Oberteil des sleepliners,<br />

der Jacke und dem Fußsack schließt nicht.<br />

Bild 7: Die restraints sind zu klein für die Testperson, Noel<br />

Skinner, Head of Reduced Gravity Dept. Sie lassen<br />

sich nicht am Hals schließen.


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5.4.2 Auswertung des Bildmaterials<br />

Bild 1: Julia Habel versucht ein alternatives Einstiegsverfah<br />

ren. Die restraints werden dabei stark strapaziert.und<br />

die Kontrolle der Beine ist kraftaufwendig.<br />

Bild 2: Hans Huber stellt fest, daß das <strong>SpaceBed</strong> gegen die<br />

beim Parabelflug auftretende Übelkeit hilft.<br />

Bild 3: Thomas Dirlich beim Durchführen einer BIA-Messung.<br />

Bilder 4-7: Thomas Schlieke beim Ausstieg aus dem System.<br />

Er hatte das Bett in Zero-G Haltungmit nicht fixierten<br />

Beinen getestet.<br />

Probleme durch die Adhäsion des sleepliner Stoffe am<br />

Overall der Testperson.


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6. Zusammenfassung der Ergebnisse<br />

In der folgenden Übersicht sind die Ergebnisse nach fünf Gesichtspunkten<br />

zusammengefaßt.<br />

1. Ein-/Ausstieg<br />

Von den 13 Versuchspersonen, die das <strong>SpaceBed</strong> auf dem Parabelflug<br />

getestet haben, fanden sich 12 Personen intuitiv mit dem System<br />

zurecht. Eine Testperson fand es schwierig in das System einzusteigen.<br />

An diesem Versuchstag war keiner der beiden Experimentatoren,<br />

Thomas Schielke und Thomas Dirlich, auf dem Parabelflug anwesend.<br />

Es trat eine Fehlfunktion ein, aufgrund derer die restraints nicht aufgeblasen<br />

werden konnten. Der Fehler konnte während des Flugs nicht<br />

behoben werden. Die Einstiegsprobleme der Testperson sind warscheinlich<br />

dadurch verursacht worden. Im Gegensatz dazu hatten aber die<br />

anderen Testpersonen an diesem Tag keine Schwierigkeiten bei der<br />

Benutzung des Prototypen. Trotz des Fehlers war der Liegekomfort<br />

nach Meinung aller Testpersonen nicht eingeschränkt, was für eine hohe<br />

Zuverlässsigkeit des Systems spricht.<br />

2. Komfort<br />

In den auf dem Fragebogen mit * gekennzeichneten ausschlaggebenden<br />

Fragen erhielt das System eine durchschnittliche Wertung von 6,23.<br />

Damit wurde der Benutzungs- und Liegekomfort bei diesem Prototypen<br />

als sehr zufriedenstellend beurteilt.<br />

Bei der Bewertung wurde besonders der Komfort der verwendeten<br />

Materialien und die einfache Benutzung des Systems hervorgehoben.<br />

Bei der Bewertung des Stützkragen spielte es eine Rolle, daß einige<br />

Testpersonen es ungewohnt fanden, den Kopf beim Schlafen zu stabilisieren.<br />

So ergab sich die Bewertung von „nur“ 5,8.<br />

Probleme mit der Enge des Kragens und daraus resultierende Einschränkungen<br />

beim Atmen traten nur bei sehr großen (größer 185<br />

cm) korpulenten Testpersonen auf. Die selben Personen hatten auch<br />

Schwierigkeiten, die restraints geschlossen zu halten. Aus diesem<br />

Grund wurde eine zusätzliche Verschlußlasche angebracht.<br />

Als gewünschte Schlafposition wurde von fast allen Nutzern (11) die<br />

„Rückenlage“ genannt. Die Möglichkeit zu anderen Schlafpositonen<br />

wurden nicht gewünscht und sogar als „in Schwerelosigket doch unnötig“<br />

bezeichnet. Der oben angesprochene Vorschlag der Astronautin für<br />

eine embryonale Schlafhaltung ist mit der Grundposition „Rückenlage“<br />

vereinbar.


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6. Zusammenfassung der Ergebnisse<br />

3. One-fits-All<br />

Die Versuche haben gezeigt, daß das System für Benutzer unterschiedlichster<br />

Körpergrößen funktioniert. Die oben beschriebenen Probleme<br />

mit großen Nutzern führten jedoch nicht zu einer merklichen Verschlechterung<br />

des Nutzungskomforts.<br />

Um jedoch einen maximalen Komfort auch für Benutzer mit extremen<br />

Körpermaßen, besonders klein oder groß, zu garantieren, sollte das<br />

Produkt in den vorgeschlagenen Größen small, medium und large<br />

ausgeführt werden.<br />

4. BIA-Datenerfassung<br />

Wegen eines technischen Defekts des Gerätes konnten die Daten nur<br />

teilweise ausgewertet werden. Der Umfang der gesammelten Daten<br />

waren jedoch zu gering um verwertbare Ergebnisse aus diesem Versuch<br />

herleiten zu können.<br />

5. Aktivitätsvolumen<br />

Das in der Arbeit vorgeschlagene Einstiegsverfahren hat sich auf dem<br />

Parabelflug als optimal bewehrt. Einige Testpersonen, die versucht<br />

hatten alternative Verfahren zu entwickeln, verbrauchen mehr Volumen,<br />

hatten größere Kraftanstrengungen aufzuwenden und verursachten verstärkte<br />

Belastungen für das Gesamtsystem.<br />

Zusammenfassend hat sich das <strong>SpaceBed</strong> in der Parabelflug Kampagne<br />

bewährt. Obwohl nicht alle geplanten Versuche durchgeführt werden<br />

konnten, wurde das Funktionsprinzip und die Grundfunktionen von den<br />

Nutzern gut angenommen.


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Entwurf: Thomas Dirlich<br />

7.1 Ausblick<br />

Die erfolgreich abgeschlossene Testphase eröffnet im Prinzip die<br />

Möglichkeit das <strong>SpaceBed</strong> zu einem Produkt weiter zu entwickeln. Die<br />

Entscheidung darüber liegt jedoch in erster Linie bei den Raumfahrtorganisationen.<br />

Ein Vordringliches Ziel sollte die Verbesserung des collars sein.<br />

Die grundlegenden Idee des <strong>SpaceBed</strong> lassen sich jedoch auch für<br />

Anwendungen auf der Erde umsetzen. Es ist geplant, zusammen mit der<br />

Vontana Industrie ein Schlafsystem für Reisen im Auto, Zug und im Flugzeug<br />

zu entwickeln, das sich am Konzept des <strong>SpaceBed</strong> orientiert.<br />

Das <strong>SpaceBed</strong> wurde auch als Schlafeinrichtung für den in der Entwicklung<br />

befindlichen Marsrover WOLF, Marssociety Österreich, vorgeschlagen<br />

und mit großem Interesse aufgenommen.


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Entwurf: Thomas Dirlich<br />

7.2 Danksagung<br />

Besonderer Dank an alle Projektbeteiligten und Unterstützer:<br />

An der TU München:<br />

Prof. Richard Horden - Prof. Eduard Igenbergs - Prof. Thomas Bock<br />

- Dipl. Ing. Claudia Pöppel - Dr. Peter Eckard - Dipl. Ing. Jürgen Hartung<br />

- Dipl. Ing. Armin Schulz - Dr. Rainold Ewald - den Angestellten<br />

des Lehrstuhls für Gebäudelehre und Prokutentwicklung, besonders<br />

Dipl. Ing. Andreas Vogler - den Mitarbeitern des Fachgebiets für<br />

Raumfahrttechnik - Julia Habel<br />

Externe Experten:<br />

Dipl. Ing. Hans Huber - Dr. Gerd Rosenberg - den Mitarbeitern des<br />

ISIS Schlafforschungsinstituts - Dipl. Ing. Jürgen Tomczak, BIA Com<br />

- Dr. Hanne Dirlich-Wilhelm - Dr. Gerhard Dirlich<br />

Aus der Industrie:<br />

Tasso Schielke - Thomas Schielke - Holger Bombosch - den Mitarbeitern<br />

der Vontana Wasserbetten GmbH - Viviane Stehrenberger<br />

- Odlo International, Switzerland - Julia Werner, JES Fashion - Dr.<br />

Martin Zell, DASA - Alumeier, München - allen Sponsoren und Unterstützern<br />

der Munich Space Design Group<br />

Bei der NASA:<br />

Dr. John Evanoff - Dipl. Ing. David Ray - Dipl. Ing. Constance Adams<br />

- Dr. Janis Conolly - Dr. Tommy Capps - Dr. Nathan Moore - Capt.<br />

Noel Skinner - Dr. Nigel Packham - den Mitarbeitern des JE Habitation<br />

Design Center - Grady und Tina und den anderen Mitarbeitern<br />

JE Sowing Lab - den Mitarbeitern des Reduced Gravity Office JSC<br />

- den Mitarbeitern der Mockup Facility Building 9 NW<br />

sowie:<br />

Tine Günther - Daniela Schröer - Daniela Hinz - Sascha Clement<br />

- Torsten Nyncke - und allen Testpersonen

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