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Sand im Getriebe 25 - Attac Berlin

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Liberalisierung bei der Bereitstellung von Gütern und<br />

Dienstleistungen <strong>im</strong> Medienbereich und somit nicht für die<br />

“europäische Präferenz” aussprechen. Außerdem soll den<br />

Mitgliedsländern der EU untersagt werden, ohne<br />

Genehmigung der Kommission Beschlüsse in den Bereichen<br />

“Elektronik und Rundfunk” zu fassen. Dieses Ziel ist<br />

möglicherweise in einer erweiterten Union leichter zu<br />

erreichen, in der über diese Fragen mit qualifizierter<br />

Mehrheit und nicht - gemäss einem entsprechenden Wunsch<br />

Frankreichs - mit Einst<strong>im</strong>migkeit abgest<strong>im</strong>mt wird.<br />

Wer würde von den liberalisierten audiovisuellen Märkten<br />

profitieren?<br />

Ganz best<strong>im</strong>mt die großen Medienkonzernen, die bereits<br />

mehr als 40% ihrer Einnahmen <strong>im</strong> Ausland erzielen.<br />

Vielleicht wird es langsam Zeit, sich über den Stellenwert<br />

des audiovisuellen Marktes in Europa klar zu werden und<br />

ihn politisch-strategisch zu nutzen.<br />

Denn wenn Europa mit seinem bedeutenden Markt, der<br />

schon heute von amerikanischen Produktionen beherrscht<br />

wird, noch weiter nachgibt, welche Mittel bleiben dann noch<br />

Entwicklungsländern, sich dem hegemonialen Oligopol zu<br />

wiedersetzen?<br />

Die Frage der Medienkonzentration, die eng mit der<br />

Kontrolle ausländischer Investitionen <strong>im</strong> kulturellen Bereich<br />

verbunden ist - darum geht es <strong>im</strong> vorliegenden Kapitel - ist<br />

vermutlich in der Diskussion über den kulturellen<br />

Pluralismus von allergrößter Bedeutung. Mit dem Prinzip<br />

“kulturelle Ausklammerung” kann diese Frage nicht<br />

gelöst werden und ebenso wenig dadurch, dass den<br />

Staaten garantiert wird, eigene Kulturpolitik betreiben zu<br />

dürfen. Die amerikanische Entscheidung vom 2. Juni hätte<br />

in dieser Hinsicht nicht spektakulärer und paradoxer<br />

ausfallen können, denn sie ist integraler Bestandteil der<br />

nationalen Politik.<br />

Die Frage ist, ob es vor diesem Hintergrund nicht<br />

dringend geboten ist, dass alle Befürworter des kulturellen<br />

Pluralismus sich in dieser Diskussion zu Wort melden und<br />

sich dieser Herausforderung mit einer klaren Position<br />

stellen? Es geht darum, ein internationales System zu<br />

entwickeln, das die Investitionen <strong>im</strong> kulturellen<br />

Produktionsbereich regelt und die Entstehung von<br />

Oligopolen verhindert. Es geht darum, Diskussionen unter<br />

Einbeziehung amerikanischer Kreise zu führen, die<br />

übrigens beginnen sich über die inakzeptablen<br />

Konsequenzen klar zu werden, die eine Anwendung<br />

industrieller Denkmuster auf die Medien hätte.<br />

Kontakt: www.planetagara.org<br />

aus Grain de Sable Nr. 431<br />

Übersetzung: Hartmut Brühl<br />

Ehrenamtliches Übersetzungs-Team, coorditrad@attac.org<br />

Militarismus und ökonomische<br />

Entwicklung<br />

von Sam Perlo-Freeman<br />

Weltweit steigen die Militärausgaben kontinuierlich an. Laut<br />

Daten des Stockholmer Internationalen<br />

Friedensforschungsinstituts (Stockholm International Peace<br />

Research Institute, SIPRI), betrugen die globalen<br />

Militärausgaben <strong>im</strong> Jahr 2002 mindestens 794 Milliarden<br />

US$, also ungefähr 2,5 % des weltweiten BIP, mit einer<br />

Zunahme von absolut gesehen ca. 6 % <strong>im</strong> Vergleich zu<br />

2001. Ungefähr drei Viertel dieser Zunahme gehen auf das<br />

Konto der Vereinigten Staaten, aber auch andere Nationen<br />

mit hohen Militärausgaben, wie Russland, China und Indien<br />

weisen gleichfalls beträchtliche Zunahmen auf - Westeuropa<br />

folgte diesem ansteigenden Trend jedoch nicht. 1<br />

Der Trend zu steigenden Militärausgaben steht in direkter<br />

Beziehung zur derzeitigen kriegsbejahenden US-<br />

Außenpolitik. Weitere Länder wie Kolumbien und Israel<br />

sind auf den “Krieg dem Terror”-Zug aufgesprungen, um<br />

militärische Lösungen ihrer verschiedenen Konflikte zu<br />

rechtfertigen. Aber diese zunehmenden Ausgaben stellen uns<br />

1 Detaillierte Daten zu Militärausgaben können <strong>im</strong> 10.<br />

Kapitel des SIPRI-Jahrbuchs 2003 (Oxford University Press)<br />

oder auf der SIPRI Website (www.sipri.org) nachgelesen<br />

werden.<br />

auch vor ökonomische Fragen. Welche Wirkung hat ein<br />

hohes Niveau an Militärausgaben - und an Militarismus<br />

generell – auf die ökonomische und menschliche<br />

Entwicklung? Es ist leicht einsehbar, dass Investitionen<br />

für das Militär nicht mehr für Gesundheits- oder<br />

Bildungsaufgaben oder andere produktive Zwecke zur<br />

Verfügung stehen, aber gibt es auch andere langfristige<br />

Auswirkungen dieser Mittelverwendung? Welche Rolle<br />

spielt der Waffenhandel bei der Verschuldung der Dritten<br />

Welt? Und wie beeinflusst eine stark militarisierte<br />

Gesellschaft <strong>im</strong> allgemeinen Entwicklungsmuster? Dies<br />

sind die Fragen, die in diesem Artikel betrachtet werden<br />

sollen.<br />

Militärausgaben und ökonomisches Wachstum<br />

Die Auswirkungen von Militärausgaben auf das<br />

ökonomische Wachstum ist eines der umstrittensten und<br />

empirisch meistanalysierten Probleme auf dem Gebiet der<br />

Verteidigungs- und Friedensökonomie. Standard-<br />

Messzahlen für das Einkommen, wie das<br />

Bruttoinlandsprodukt (BIP) sind zwar ausnehmend<br />

schlechte Indikatoren für die weiter gefasste ökonomische<br />

Gesundheit – dafür werden derzeit neue, umfassendere<br />

Messzahlen entwickelt –, doch sind diese Standard-<br />

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<strong>Sand</strong> <strong>im</strong> <strong>Getriebe</strong> Nr. <strong>25</strong>, 24. August 2003 - 32 -

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