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Rogier van der Weyden Der Bladelin-Altar - AKD Atlas religiöser ...

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Hätte man keine Kenntnis <strong>der</strong> Legenda Aurea, bliebe dieses Bild ein Rätsel. Dort aber heißt es im<br />

Abschnitt „Geburt Jesu, Zeichen durch die reine Materie“: Kaiser Augustus, <strong>der</strong> zu jener Zeit über das<br />

römische Weltreich herrschte, sollte sich auf Anraten seiner Gefolgsleute als göttlich erklären lassen.<br />

„Da <strong>der</strong> Kaiser aber wusste, dass er sterblich war, wollte er in seiner Klugheit die Bezeichnung eines<br />

Unsterblichen nicht beanspruchen. Weil ihn aber jene bedrängten, rief er die Sibylle herbei – das war<br />

eine Prophetin – und wollte durch ihre Weissagung erfahren, ob einmal auf <strong>der</strong> Welt einer geboren<br />

werden sollte, <strong>der</strong> größer wäre als er selbst. Als nun Augustus – gerade am Tag <strong>der</strong> Geburt unseres<br />

Herrn – eine Beratung über die Angelegenheit angeordnet hatte und die Sibylle allein in <strong>der</strong> Kammer<br />

des Kaisers ihrer Orakelgebung oblag, erschien mitten am Tage ein goldener Kreis um die Sonne, und<br />

in <strong>der</strong> Mitte des Kreises eine allerschönste Jungfrau, die einen Knaben auf ihrem Schoß trug. Da wies<br />

die Sibylle auf die Erscheinung, und als <strong>der</strong> Kaiser darüber in großes Erstaunen geriet, hörte er eine<br />

Stimme, die zu ihm sprach: „Das ist <strong>der</strong> <strong>Altar</strong> des Himmels!“ Und die Sibylle sagte: „Dieser Knabe ist<br />

größer als du; bete ihn daher an!“ Da <strong>der</strong> Kaiser also erkannte, dass dieser Knabe größer als er selbst<br />

war, brachte er ihm Weihrauch dar und lehnte es ab, künftighin „Gott“ genannt zu werden.“<br />

Sicher nicht ohne Absicht lässt <strong>Rogier</strong> <strong>van</strong> <strong>der</strong> <strong>Weyden</strong> den Kaiser durch ein Fenster mit einem dunklen<br />

Kreuz auf die Erscheinung <strong>der</strong> Maria blicken, die im Licht dahinter schwebt: <strong>Der</strong> Weg zur Erlösung führt<br />

durch die Schwärze des Kreuzes; eine geniale Bildfindung des Malers.<br />

Die drei Männer rechts am Bildrand sind wohl des Kaisers Untergebene, die ihm den Vorschlag <strong>der</strong><br />

Gottgleichheit machen.<br />

Komposition

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