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konzerte04-pressemappe.pdf - Berliner Festspiele

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Synthesizer Cent-genau auf Tonhöhenabweichungen programmiert und den Ensembleklang mit diesen,<br />

der temperierten Stimmung fremden Tönen anreichert.<br />

Natürlich lassen sich die Werke von Enno Poppe nicht vollständig durch den Dualismus „Natur und<br />

Geschichte“ entschlüsseln. Zentrale Aspekte gehen in diesem Begriffspaar nicht widerspruchslos auf:<br />

die Schnitte und Blenden z. B., die die Werke auf formaler Ebene auszeichnen, auffällige Besetzungsmerkmale,<br />

wie die doppelten Besetzungen in Öl, die sich rankend umeinander weben, und die durch<br />

die Solo-Klarinette bedingte Unwucht in der Ensemblekonstellation von Holz, sowie die beinahe plakativen<br />

Gesten, wie das dunkle Wühlen mit dem Klavier, Harfe und Blech, „diffus“ und „verschwommen“,<br />

das spröde Klangbild am Anfang von Knochen unterlaufen.<br />

Die Synthese von Natur und Geschichte, die Poppe musikalisch erzwingt, hat außerdem nur mittelbar<br />

etwas zu tun mit dem ästhetischen Genuss, den diese Werke bereiten, mit den magischen Momenten,<br />

für die Poppe, als langjähriger Leiter des <strong>Berliner</strong> Ensemble Mosaik, sehr wohl ein Ohr hat. Das<br />

gilt insbesondere für Öl, das am Ende des Zyklus nicht nur die einzelnen Gestaltungsebenen, die Motivgefl<br />

echte und die Harmonik, amalgamiert, sondern das auch einen dramatischen Zug entwickelt,<br />

von der verlorenen Geigen-Kantilene des Eingangs, über eine monumentale, das Treppencrescendo<br />

der Fuge imitierende Passage, die sich zu barocker Pracht entfaltet, bis zum düsteren Morendo, mit<br />

dem das Stück verklingt. Das sind Momente, mit denen Poppe die Topoi emphatischen Ausdrucks in<br />

die Gegenwart hinüberrettet und zu verstehen gibt, dass ästhetische Erfahrung dort beginnt, wo der<br />

theoretische Refl ex des Komponisten aufhört.<br />

Björn Gottstein<br />

>>> Eine Biografi e von Enno Poppe fi nden Sie im Dossier zu Interzone, Informationen zu Stefan Asbury<br />

im Dossier zu Berenice!

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